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Die so genannte Deutsch franzosische Erbfeindschaft war ein im 19 Jahrhundert gepragter nationalistischer Topos der rein machtpolitische staatliche Rivalitaten als naturgegebene Gegnerschaft zwischen dem deutschen und dem franzosischen Volk interpretierte Der Begriff bezog sich auf die Zeit von den Reunionskriegen Ludwigs XIV uber die Revolutionskriege die Befreiungskriege und den Deutsch Franzosischen Krieg von 1870 71 bis zum Ersten und Zweiten Weltkrieg Er suggerierte dass all diese Konflikte zwischen Deutschland und Frankreich mit friedlichen Mitteln nicht zu losen gewesen seien sondern quasi naturliche Ursachen wie die biologische Vererbung gehabt hatten Die Grundung der Europaischen Gemeinschaften in den 1950er Jahren beendete diese Epoche der Feindschaft Symbolisch und tatsachlich unterstrichen wurde dies durch den Elysee Vertrag vom 22 Januar 1963 der auch die Grundlagen fur eine intensive bilaterale Zusammenarbeit in der Aussen Jugend und Kulturpolitik legte Heute sind die deutsch franzosischen Beziehungen durch ein enges Freundschaftsverhaltnis innerhalb der Europaischen Union gekennzeichnet 1 wenngleich Ressentiments durch die kaum ernst gemeinten Bezeichnungen Franzmann oder Boche in beiden Landern fortbestehen Von einer Frankophobie kann keine Rede mehr sein Inhaltsverzeichnis 1 Begriff 1 1 Etymologie 1 2 Entstehung des Schlagworts im 19 Jahrhundert 2 Geschichtsbild der Erbfeindthese 2 1 Fruhzeit und Mittelalter 2 2 Fruhe Neuzeit 3 Erbfeindschaftstheorie und ihre Auswirkung auf die Politik 3 1 Ab 1815 3 2 Rheinkrise 3 3 Rache fur Sadowa 3 4 Deutsch Franzosischer Krieg 1870 71 3 5 Erster Weltkrieg 3 6 NS Zeit und Zweiter Weltkrieg 3 7 Das Ende der Erbfeindschaft nach 1945 4 Literatur 5 BelegeBegriff BearbeitenEtymologie Bearbeiten Mit dem Begriff Erbfeind wird allgemein ein uber mehrere Generationen hinweg verhasster Gegner bezeichnet also ein von den Vorfahren vererbter Feind Im Mittelhochdeutschen war mit erbevint zumeist der Teufel gemeint In diesem Sinne verwendet Martin Luther den Begriff Ab dem 15 Jahrhundert wurde der Begriff auf die Turken angewendet die in den jahrhundertelangen Turkenkriegen und den Eroberungszugen bis vor die Residenzstadt Wien als permanente Bedrohung angesehen wurden Im 19 Jahrhundert wurde er von Ernst Moritz Arndt 1769 1860 auf die deutsch franzosischen Beziehungen ubertragen und so in den Diskurs des deutschen Nationalismus eingefuhrt 2 Entstehung des Schlagworts im 19 Jahrhundert Bearbeiten Anders als die zentralistische franzosische Monarchie war das Heilige Romische Reich durch Partikularismus und Souveranitat der Einzelstaaten gepragt Daher existierte bis zur deutschen Reichsgrundung im Jahr 1871 keine einheitliche deutsche Aussenpolitik und mithin auch keine einheitlichen deutsch franzosischen Beziehungen freundlicher oder unfreundlicher Art Allerdings gab es vom ausgehenden 15 bis zur Mitte des 18 Jahrhunderts eine ausgepragte machtpolitische Gegnerschaft zwischen Frankreich und den Habsburgern Da letztere die romisch deutschen Kaiser stellten sahen Nationalisten in dieser rein dynastischen Rivalitat einen Ursprung der Erbfeindschaft Vor allem unter dem Eindruck der Befreiungskriege gegen Napoleon in den Jahren 1813 1814 projizierten deutsche Nationalisten eine solche Kontinuitat der Feindschaft zwischen beiden Volkern in die Vergangenheit hinein Ernst Moritz Arndt machte in seinem 1813 entstandenen Lied Was ist des Deutschen Vaterland Frankophobie und Hass auf den Nachbarn nachgerade zum feststehenden Merkmal deutscher Identitat Das ist des Deutschen Vaterland wo Zorn vertilgt den welschen Tand wo jeder Franzmann heisset Feind wo jeder Deutsche heisset Freund Das soll es sein das soll es sein Das ganze Deutschland soll es sein 3 Auch franzosische Nationalisten beschworen nach Bedarf die ferne Vergangenheit um Krieg mit deutschen Machten zu rechtfertigen So begrundete Antoine Alfred Agenor de Gramont der Aussenminister Napoleons III die Notwendigkeit eines Krieges gegen Preussen in einer Parlamentsrede vom 6 Juli 1870 mit dem Hinweis auf eine drohende Umklammerung Frankreichs wie in den Zeiten Kaiser Karls V 4 In Deutschland jedoch waren Vorstellungen von einer historisch ererbten nahezu zwangslaufigen Feindschaft weitaus starker verwurzelt Viele Vertreter der Romantik traumten beispielsweise von einem mittelalterlichen Kaisertum und dessen Erneuerung in der Gegenwart Sie verbanden damit das Lob scheinbar urdeutscher Tugenden wie Gefolgschaftstreue Fleiss Tiefgrundigkeit und Kampfbereitschaft wahrend man den Franzosen wie allgemein den Romanen die man abwertend als Welsche bezeichnete negative Charakterzuge wie Genusssucht Oberflachlichkeit ubertriebenen Intellektualismus u a unterstellte Auch ein Gegensatz der politischen Ideale ergab sich daraus insofern als diesen deutschen Nationalisten und Konservativen die Ideale der Franzosischen Revolution insbesondere die Demokratie als undeutsch und artfremd erschienen und stattdessen Gehorsam und Untertanengeist als angebliche Tugenden dagegengesetzt wurden So ergab sich ein Weltbild in dem man ein welsches und ein deutsches Wesen sah die sich diametral gegenuberstanden und deren Gegensatz sich vorgeblich auch in der Geschichte belegen liess Eine prominente Gegenstimme bildete Johann Wolfgang von Goethe der schrieb Ich hasste die Franzosen nicht wiewohl ich Gott dankte als wir sie los wurden Wie hatte ich auch dem nur Kultur und Barbarei Dinge von Bedeutung sind eine Nation hassen konnen die zu den kultiviertesten der Erde gehort und der ich einen grossen Teil meiner eigenen Bildung verdanke Uberhaupt ist es mit dem Nationalhass ein eigenes Ding Auf den untersten Stufen der Kultur werden Sie ihn immer am starksten und heftigsten finden Es gibt aber eine Stufe wo er ganz verschwindet und wo man gewissermassen uber den Nationen steht Goethe an Eckermann 10 Marz 1830Geschichtsbild der Erbfeindthese BearbeitenDas reale Verhaltnis zwischen Franzosen und Deutschen war in der Geschichte sehr vielschichtig so dass sich Spannungen und Kriege die ja von deutscher Seite nie von einer Nation stets nur von haufig genug untereinander verfeindeten Einzelstaaten gefuhrt wurden mit kultureller Befruchtung und politischen Allianzen abwechselten und vermischten Fruhzeit und Mittelalter Bearbeiten Um dem Gegensatz einen moglichst universellen Charakter zu geben wurde sein Beginn auf eine moglichst archaische Fruhzeit zuruckverlegt sodass man bereits in Kampfen zwischen germanischen Volkern und den Romern das Prinzip der vermeintlichen Erbfeindschaft zu erkennen glaubte Das Schwert des 1875 eingeweihten Hermannsdenkmals weist nach Westen gegen Frankreich Dabei blieb unberucksichtigt dass auch damals viele germanische Stamme untereinander verfeindet gewesen waren und sie wenig miteinander verbunden hatte am allerwenigsten eine deutsche Identitat Gleichfalls wird bei diesem Konzept ausgeblendet dass es auch vielfach eine germanisch romanische Synthese gegeben hat Bei der Ausbildung des Frankenreiches im Fruhmittelalter lasst sich dies ebenfalls zeigen Hier werden auch die Inkonsequenzen in der Argumentation um Germanen Deutsche und Romanen Franzosen besonders deutlich sahen die Vertreter eines Ur Gegensatzes doch zum einen in der Reichsbildung der Merowinger eine Kulturleistung von Germanen ohne doch wirklich leugnen zu konnen dass ebendieses Reich auch der Vorganger des spateren Erzgegners Frankreich war Auch Karl der Grosse wurde in dieser Geschichtskonzeption von deutscher Seite vereinnahmt ungeachtet der Tatsache dass er als Charlemagne auch den Franzosen ahistorisch als Ahnherr gilt Die karolingischen Teilungen die damals zunachst ein rein privatrechtlicher Vorgang um das Erbrecht in der Konigsfamilie waren wurden von den Deutschnationalen des 19 Jahrhunderts denn auch als Manifestation des genannten Gegensatzes gesehen obwohl west und ostfrankisches Reich eher mit auswartigen Gegnern zu kampfen hatten und untereinander das Zusammengehorigkeitsgefuhl als Franken noch dominierte Was das romisch deutsche Reich angeht so sahen deutsche Nationalisten des 19 und 20 Jahrhunderts in dessen Kaisern eine Art Ahnenreihe die sich bis in ihre Zeit fortsetzen liess dabei wurden die bekanntesten ottonischen Konige Heinrich I und Otto I quasi als weitere Grundervater des Ersten Kaiserreiches betrachtet Hierbei ausser Acht gelassen wird dass es von Beginn an teils heftige Reaktionen des Hochadels gegen eine Konigsherrschaft gegeben hatte ein Bild das nicht in die angebliche Harmonie zwischen Konig Kaiser und deutschem Volk und der Gefolgschaftstreue passte Stattdessen sah die politische Wirklichkeit des Hochmittelalters die allmahliche Umwandlung der alten Stammesherzogtumer zu weltlichen und geistlichen Territorialstaaten die dem Konig bzw Kaiser einen lediglich formalen Vorrang zubilligten die Kurfursten als die machtigsten der Fursten im Reich liessen keinen Zweifel daran dass der Konig von ihnen eingesetzt wurde und folglich auch jederzeit wieder abgesetzt werden konnte Anders die Entwicklung in Frankreich wo es dem Konig gelang sich gegen seine Vasallen durchzusetzen und eine zentral gelenkte Monarchie zu etablieren also eine Staatsform wie sie sich die deutschen Konservativen des 19 Jahrhunderts fur das deutsche Mittelalter ausmalten wo sie aber so gerade nicht existiert hatte Im Ubrigen war das Verhaltnis zwischen Deutschen und Franzosen im Mittelalter von guter Nachbarschaft gepragt Man fuhrte gemeinsam Kreuzzuge Kriege gegeneinander gab es nur selten 1124 zog Kaiser Heinrich V gegen Frankreich 1214 wurden die deutschen Welfen von den Kapetingern in der Schlacht bei Bouvines geschlagen Dies waren in der Hauptsache dynastische Kampfe an denen die jeweiligen Volker wenig Anteil hatten Die gotische Dombaukunst war ein ursprunglich franzosisches Produkt was die deutschen Patrioten des 19 Jahrhunderts nicht daran hinderte in der Fertigstellung des Kolner Doms nach 700 Jahren ein Symbol des Deutschtums zu sehen Fruhe Neuzeit Bearbeiten nbsp Heidelberg wurde zerstort Franzosische Triumpfmedaille 1693 In der Renaissance schlugen zwar Humanisten und Reformatoren deutsche Tone an die sich im Wesentlichen gegen die Dominanz der romischen also welschen Kirche richteten Zugleich gab es aber auch wieder entscheidende kulturelle Befruchtungen durch die Romanen etwa in der Malerei und in der Musik Gerade die ersten Sprachgesellschaften in Deutschland die sich nach 1600 ausbildeten lehnten sich eng an vergleichbare italienische und franzosische Vorbilder an obwohl es ihr erklartes Ziel war die deutsche Sprache vor einer Uberfremdung durch meist franzosische Fremdworter zu bewahren Sprachpurismus Preziosentum und Fremdwortersucht wurde zwar oft kritisiert zugleich aber diente der aufkommende Absolutismus der Bourbonen auch deutschen Fursten als nacheifernswertes Vorbild Seit dem 16 Jahrhundert bildete in der europaischen Politik der habsburgisch franzosische Gegensatz eine wesentliche Komponente Hierbei waren die Versuche Frankreichs seine Grenze nach Osten zu verschieben weniger eine nationale Angelegenheit als eine des dynastischen Gegensatzes Zwar standen auf Seiten Habsburgs auch zahlreiche deutsche Fursten doch zeigen die Fronde der Verlauf des Dreissigjahrigen Krieges der erste Rheinbund und die Allianz Kurkolns und Bayerns mit Frankreich im 17 und 18 Jahrhundert dass sich die Frage nicht auf einen nationalen Gegensatz zwischen Deutschland gegen Frankreich reduzieren lasst Auch die Hohenzollern in Brandenburg waren haufig als aufstrebende Konkurrenten der Habsburger Alliierte Frankreichs und waren kulturellen Einflussen gegenuber die von dort kamen durchaus offen So war etwa auch Friedrich II der von den Verfechtern einer nationalistischen Ideologie gerne in Anspruch genommen wurde stark von der franzosischen Kultur gepragt sprach besser franzosisch als deutsch und pflegte lieber Umgang mit einem Voltaire und Maupertuis als mit den Dichtern der deutschen Aufklarung Einen entscheidenden Einschnitt bildete die Franzosische Revolution die das monarchische Prinzip in Europa gefahrdete und somit auch die Fursten innerhalb des Reichs herausforderte die den fur ihre freiheitlichen Ideale kampfenden Truppen zunachst nichts Gleichwertiges entgegenzusetzen hatten Zu Beginn wurde die Revolution auch von vielen deutschen Intellektuellen begrusst bald aber wichen in der so genannten Franzosenzeit die anfanglichen Hoffnungen einer Ernuchterung Mit der franzosischen Expansion unter Napoleon wurden weite Gebiete durch franzosische Truppen besetzt der zweite Rheinbund wurde gebildet das Heilige Romische Reich endete Zwar kam es unter franzosischem Druck zu Reformen wie Bauernbefreiung burgerlichen Rechtskodifikationen burgerlicher Gleichstellung der Juden und stadtischer Selbstverwaltung auch profitierten einige deutsche Fursten durchaus vom franzosischen Eingreifen da ihnen fur ihr Wohlverhalten Rangerhohungen und Gebietserweiterungen im Rahmen des Reichsdeputationshauptschlusses zugestanden wurden Doch nahm man vor allem die Demutigung durch die militarischen Niederlagen wahr Die Befreiungskriege lassen sich daher nicht zuletzt als Kompensation fur diese Demutigung interpretieren in deren Gefolge es dann eben auch zu der Mythenbildung einer angeblichen Erbfeindschaft kam Erbfeindschaftstheorie und ihre Auswirkung auf die Politik BearbeitenAb 1815 Bearbeiten Dennoch wurden diese zunehmenden Tendenzen eines deutschen Nationalismus im Zeitalter der Restauration nach 1815 fur langere Zeit nicht politikbestimmend da den Monarchen an einer Befriedung Europas gelegen war wobei nationale Emotionen die sich nicht mit der Souveranitat der Einzelstaaten des Deutschen Bundes vertrugen nur storen konnten Dies war ein Hauptgrund dafur dass die Revolution von 1848 in Deutschland scheiterte da sie das etablierte System der Solidaritat der Monarchen untereinander zu sprengen drohte Dieses System schloss im europaischen Rahmen Frankreich durchaus mit ein auch wenn dort das Burgertum starker war und weiterreichende Freiheitsrechte durchsetzen konnte siehe Julirevolution von 1830 und Marzrevolution 1848 Rheinkrise Bearbeiten nbsp Germania auf der Wacht am Rhein Historiengemalde von Lorenz Clasen 1860 nbsp Geflugeltes Wort aus der Zeit der Rheinkrise Sie sollen ihn nicht haben den freien deutschen Rhein Inschrift zu Ehren Nikolaus Beckers Die Rheinkrise von 1840 wurde ausgelost von franzosischen Anspruchen auf das gesamte linke Rheinufer die als Ablenkungsmanover in einer aussenpolitischen Krise geltend gemacht wurden In Deutschland loste dies Proteste aus es wurden Rheinlieder komponiert von denen Die Wacht am Rhein am bekanntesten ist Auch das Deutschlandlied entstand vor diesem Hintergrund Der grossere Freiheitsgrad in Frankreich inspirierte auch deutsche Intellektuelle wie Buchner und Heine die den deutschtumelnden und antifranzosisch gesinnten Romantikern und denen die eine deutsche Einheit besangen eine republikanische Perspektive entgegenstellten wobei es auch Beruhrungspunkte mit der fruhen Arbeiterbewegung gab die sich von Anfang an als international begriff und daher antifranzosischen Ressentiments einen gewissen Widerstand entgegensetzte Rache fur Sadowa Bearbeiten In der Schlacht von Koniggratz von 1866 trafen im Deutschen Krieg die Truppen Preussens auch beim bohmischen Dorf Sadova auf die Armeen der Osterreicher und Sachsen die im Verlauf der Schlacht vernichtend geschlagen wurden Preussen wurde daraufhin Fuhrungsmacht im Deutschen Bund Ministerprasident Otto von Bismarck setzte die kleindeutsche Losung durch Im Paris des Zweiten Kaiserreiches missbilligte man dass der schnelle Sieg eine Kriegsteilnahme Frankreichs verhindert hatte und dass sich an der Ostgrenze anstatt der gewohnten deutschen Zersplitterung nun ein machtiger geeinter Nachbar unter preussischer Vormachtstellung bildete Um Preussen an der weiteren Einigung Deutschlands zu hindern kam schon bald das Schlagwort Revanche pour Sadowa Rache fur Sadowa auf Dies schlug ein weiteres Kapitel in der deutsch franzosischen Erbfeindschaft auf Ziel war es den neuen Nachbarn im Keim zu ersticken Es folgte 1870 die franzosische Kriegserklarung zum Deutsch Franzosischen Krieg von 1870 71 Deutsch Franzosischer Krieg 1870 71 Bearbeiten Hauptartikel Deutsch Franzosischer Krieg Friede von Frankfurt und Welfenfonds Eine Wende ergab sich dann allerdings durch die bismarcksche Politik einer Einigung der Deutschen von oben durch die Preussen Indem dabei ganz auf die militarische Starke Preussens gesetzt wurde gelang es zunachst Osterreich im Krieg von 1866 aus der Frage um die Gestaltung des deutschen Nationalstaats aus dem Rennen zu werfen zum anderen provozierte Bismarck wenig spater 1870 1871 die Auseinandersetzung mit Frankreich wobei Bismarck die deutschen Konservativen die ja in den Franzosen den Erbfeind sahen hinter sich wusste Diese Feindschaft hatte auch der nach Paris geflohene Konig Georg V von Hannover nach der Annexion seines Konigreichs Hannover im Deutschen Krieg 1866 genahrt Er wollte sich mit dem Verlust seines Konigreichs nicht abfinden und schurte in Frankreich den Hass gegen Preussen Diese Umstande nutzten Bismarck fur die deutsche Reichsgrundung wobei weite Kreise im deutschen Kaiserreich den weiterhin bestehenden Mangel an Freiheitsrechten fur die Gewinnung der nationalen Einheit in Kauf zu nehmen bereit waren und allem in ihren Augen Undeutschen mit auftrumpfender Attitude begegneten wie sie fur den Wilhelminismus typisch war Territorial manifestierte sich die Erbfeindschaft in der von Bismarck erzwungenen Abtretung von Elsass Lothringen und seine Umwandlung in ein Reichsland Elsass Lothringen Das Elsass war im Westfalischen Friede 1648 teilweise unter franzosische Oberhoheit geraten in weiteren Konflikten hatte Frankreich die gesamte Region im Laufe des 17 und 18 Jahrhunderts teils durch Eroberung und teils durch Tauschgeschaft unter Kontrolle gebracht Als einer von wenigen deutschen Politikern protestierte August Bebel am 26 November 1870 in einer beruhmten Parlamentsrede im Norddeutschen Reichstag gegen die Annexion von Elsass Lothringen und wies damals schon auf die wahrscheinliche langfristige Belastung im Verhaltnis beider Lander zueinander hin 5 Tatsachlich bewirkte die Grundung des Reichslands bei den Franzosen einen heftigen Revanchismus und die Beziehungen beider Staaten wurden auf Dauer vergiftet Auffallend ist auch das Hermannsdenkmal dessen Schwert in Richtung Westen ausgerichtet ist An dem Konflikt der zwei machtige Nationen gegeneinander aufgebracht hat tragt Frankreich eine tiefe Mitschuld Frankreich war es die ihn seit langem vorbereitet und fast unvermeidbar gemacht hat indem es die Lebensbedingungen Deutschlands verkannt hat und der notwendigen und legitimen deutschen Einheit mit stiller Feindschaft entgegengetreten ist Wie schwer tat sich Frankreich eine gleiche unter gleichen Nationen zu werden Wie schmerzhaft war es nicht langer die grosse Nation sondern nur eine grosse Nation zu sein Jean Jaures in seiner Analyse uber den Krieg 6 Nicht ohne Grund entstanden zu dieser Zeit mehrere Strategische Strecken insbesondere die Kanonenbahn Berlin Metz nbsp Propaganda Verschlussmarke aus der Zeit des Ersten WeltkriegsErster Weltkrieg Bearbeiten Eine erneute Konfrontation zwischen Deutschland und Frankreich ergab sich aus den Bedingungen des Zeitalters des Imperialismus Die Nationalstaaten hatten nicht nur in Europa gegensatzliche Interessen sondern gerieten durch die Ausbildung der Kolonialreiche auch weltweit aneinander Stand dabei Frankreich zunachst in Gegensatz zu Grossbritannien sorgte die Aussenpolitik des Deutschen Reiches unter Kaiser Wilhelm II dafur dass sich Deutschland von Grossbritannien entfremdete und dafur umso mehr am letzten Bundnisgenossen Osterreich Ungarn festhielt in Nibelungentreue Gerade dieses Bundnis verwickelte Deutschland dann aber in den Ersten Weltkrieg da die Habsburger sich auf dem Balkan Serbien und dessen Verbundeten Russland zu Gegnern machten Frankreich stand mittlerweile fest an der Seite der Briten so dass man sich auf deutscher Seite erneut vom vermeintlichen Erbfeind bedroht sah ohne den eigenen Anteil an der Situation wahrhaben zu wollen Es kam zu einem vier Jahre andauernden Schlachten in den Stellungsgraben Nordfrankreichs wobei die Kampfe um Verdun die in wenigen Monaten viele Hunderttausend Todesopfer auf beiden Seiten forderten zum Sinnbild fur einen scheinbar uralten Kampf zweier Volker wurden in Wahrheit aber durch die sinnlosen massenhaften Menschenopfer auch Ausgangspunkt fur Versohnungswunsche werden konnte Deutschland verlor den Krieg und viele Deutsche sahen den Friedensvertrag von Versailles als erneute militarische und politische Demutigung die einer erneuten Mythenbildung Vorschub leistete man redete sich ein in Wahrheit im Felde unbesiegt gewesen zu sein Dolchstosslegende und sah die deutsche Novemberrevolution von 1918 in der getragen von der Arbeiterschaft und von eben jenen und den Kommunisten glorifiziert die Abschaffung der preussischen Monarchie und damit die Gewinnung moderner politischer Freiheiten gelang als Verrat an vermeintlich urdeutschen Prinzipien NS Zeit und Zweiter Weltkrieg Bearbeiten Dies war der Boden den die Nationalsozialisten in ihrem Sinne ausnutzten die an den Glauben an die deutsch franzosische Erbfeindschaft anknupften Die Rufe nach einer Revanche wurden laut und unmittelbar nach der nationalsozialistischen Machtergreifung begann mit der Aufrustung der Wehrmacht die forcierte Militarisierung Deutschlands worauf 1936 das entmilitarisierte Rheinland besetzt wurde Nachdem die Nachbarstaaten in Europa der Ausbildung der Terrorherrschaft in Deutschland weitgehend tatenlos zusahen entfesselte Adolf Hitler 1939 den Zweiten Weltkrieg wobei die anfanglichen Blitzsiege einen schnellen Sieg zu versprechen schienen Hitlers Lebensraumideologie hatte eine Besetzung Frankreichs nicht vorgesehen so dass zuerst die primaren Kriegsziele erfullt wurden und im Westen der sogenannte Sitzkrieg gefuhrt wurde Die Besetzung Frankreichs im Mai 1940 erfolgte dann aus strategischen Grunden um das Deutsche Reich im Westen gegen eine eventuelle Invasion abzusichern bevor der Russlandfeldzug begann Frankreich das unter dem Druck des Vereinigten Konigreichs Deutschland den Krieg erklart hatte wurde von der deutschen Wehrmacht innerhalb eines Monats geschlagen Der Norden Frankreichs wurde von den Deutschen besetzt wahrend sich nach dem Ende der Dritten Franzosischen Republik im Suden das deutschfreundliche Vichy Frankreich etablierte Anders als 1871 wurde das besetzte Elsass Lothringen diesmal nicht formal annektiert um den rein kriegstechnischen Charakter der Besetzung Frankreichs zu betonen Die Politik des nationalistischen Marschalls Petain der auf einen Weltmachtstatus fur Frankreich an der Seite des nationalsozialistischen Deutschlands hoffte und sich dabei vor allem gegen den vormaligen Verbundeten England wandte Vive la France mort a l Angleterre wurde von der Mehrheit der Franzosen unterstutzt die Position Charles de Gaulles der von London aus zum Widerstand gegen die Besatzer aufforderte und fur eine eigenstandige Grossmachtpolitik Frankreichs an der Seite der Westmachte eintrat erhielt zunachst wenig Sympathien Mit zunehmender Repression seitens der deutschen Besatzer wandte sich die offentliche Meinung gegen Petain und die Deutschen und die Aktivitaten der Resistance nahmen zu Nach der erfolgreichen Landung der Alliierten an der Kuste der Normandie 1944 konnte Frankreich nach wenigen Monaten befreit werden und erhielt den Status einer Besatzungsmacht bzw als einer der grossen Vier Nach beiden Weltkriegen spielte ein Eisenbahnwagen auf der Lichtung von Compiegne eine grosse Rolle Das Ende der Erbfeindschaft nach 1945 Bearbeiten Angesichts der nunmehr totalen Zerstorung Europas und der Niederlage Deutschlands war fur nationalistische Gedanken kaum noch Raum vielmehr herrschte in Deutschland weitgehend Desillusionierung vor Zugleich setzte sich die Erkenntnis durch dass die Vorstellung von einer deutsch franzosischen Erbfeindschaft ein verhangnisvoller Irrglaube war und die Zukunft in einem gemeinsamen Europa demokratischer Staaten liegen musse wobei Deutschland und Frankreich angesichts ihrer Grosse eine entscheidende Rolle zukam Mit dem Schuman Plan legte die franzosische Regierung 1950 einen Vorschlag zur Kontrolle der rustungsrelevanten Kohle und Stahlindustrie beider Lander durch eine gemeinsame Behorde vor Nach dem Wortlaut des Vorschlags sollte ein Krieg zwischen beiden Landern nicht nur undenkbar sondern materiell unmoglich werden 7 Von deutscher Seite wurde dieser Vorschlag bereitwillig aufgegriffen Er legte die Grundlage fur die Europaische Gemeinschaft fur Kohle und Stahl EGKS einer Vorgangerorganisation der heutigen Europaischen Union Auch auf bilateraler Ebene kam es nach 1950 zu einer schnellen Verbesserung der deutsch franzosischen Beziehungen Dies wurde beispielsweise mit einer Vielzahl von Stadtepartnerschaften zwischen den beiden Landern unterstrichen Symbolisch unterstrichen wurde das Ende der Erbfeindschaft durch den deutsch franzosischen Freundschaftsvertrag Elysee Vertrag von 1963 der unter anderem regelmassige Regierungskonsultationen in der Aussen Jugend und Kulturpolitik festschrieb Siehe auch Deutsch franzosische BeziehungenLiteratur BearbeitenCharles Bloch Vom Erbfeind zum Partner Die deutsch franzosischen Beziehungen vor und nach dem Zweiten Weltkrieg In Jahrbuch des Instituts fur Deutsche Geschichte Bd 10 1981 ISSN 0334 4606 S 363 398 Franz Bosbach Hrsg Feindbilder Die Darstellung des Gegners in der politischen Publizistik des Mittelalters und der Neuzeit Bayreuther historische Kolloquien Bd 7 Bohlau Koln u a 1992 ISBN 3 412 03390 1 Karen Hagemann Aus Liebe zum Vaterland Liebe und Hass im fruhen deutschen Nationalismus Franzosenhass In Birgit Aschmann Hrsg Gefuhl und Kalkul Der Einfluss von Emotionen auf die Politik des 19 und 20 Jahrhunderts Steiner Stuttgart 2005 ISBN 3 515 08804 0 S 101 123 Web Ressource Thomas Hopel Der deutsch franzosische Grenzraum Grenzraum und Nationenbildung im 19 und 20 Jahrhundert In Institut fur Europaische Geschichte Mainz Hrsg Europaische Geschichte Online 2012 Zugriff am 17 Dezember 2012 Michael Jeismann Das Vaterland der Feinde Studien zum nationalen Feindbegriff und Selbstverstandnis in Deutschland und Frankreich 1792 1918 Sprache und Geschichte Bd 19 Klett Cotta Stuttgart 1992 ISBN 3 608 91374 2 Zugleich Bielefeld Universitat Dissertation 1990 1991 Franz Knipping Ernst Weisenfeld Hrsg Eine ungewohnliche Geschichte Deutschland Frankreich seit 1870 Europa Union Verlag Bonn 1988 ISBN 3 7713 0310 9 Stefan Martens Hrsg Vom Erbfeind zum Erneuerer Aspekte und Motive der franzosischen Deutschlandpolitik nach dem Zweiten Weltkrieg Beihefte der Francia 27 Thorbecke Sigmaringen 1993 ISBN 3 7995 7327 5 Online auf perspectivia net Heinz Otto Sieburg Deutschland und Frankreich in der Geschichtsschreibung des 19 Jahrhunderts 2 Bande Steiner Wiesbaden 1954 1958 Band 1 1815 1848 Veroffentlichungen des Instituts fur Europaische Geschichte Mainz Bd 2 1954 Band 2 1848 1871 Veroffentlichungen des Instituts fur Europaische Geschichte Mainz Abteilung Universalgeschichte Bd 17 1954 Belege Bearbeiten Erbfeinde Erbfreunde In Website des Deutsch Franzosischen Institutes PDF Seite 81 Erich Bayer Hrsg Worterbuch zur Geschichte Begriffe und Fachausdrucke Kroners Taschenausgabe Band 289 4 uberarbeitete Auflage Kroner Stuttgart 1980 ISBN 3 520 28904 0 S 126 Zitiert nach Erbfeind In Etienne Francois Hagen Schulze Hrsg Deutsche Erinnerungsorte Beck sche Reihe Bd 1813 Band 1 C H Beck Munchen 2009 ISBN 978 3 406 59141 9 S 389 Octave Aubry Das Zweite Kaiserreich Eugen Rentsch Verlag Zurich amp Leipzig o J S 665 Rede online August Bebels Rede im Norddeutschen Reichstag gegen den Deutsch Franzosischen Krieg und die Annexion von Elsass Lothringen 26 November 1870 Deutschlandfunk Kalenderblatt Warum haben sie Jaures getotet Abgerufen am 3 Dezember 2019 deutsch Europaische Kommission Schuman Erklarung 9 Mai 1950 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Deutsch franzosische Erbfeindschaft amp oldid 239266300