www.wikidata.de-de.nina.az
Germania auf der Wacht am Rhein ist der Titel eines politischen Programm und Historienbildes des Malers Lorenz Clasen aus dem Jahr 1860 Es zeigt die Personifikation Germania als Nationalallegorie Deutschlands im Sujet der deutschen National und Rheinromantik Germania auf der Wacht am RheinLorenz Clasen 1860Ol auf Leinwand200 159 cmKaiser Wilhelm Museum KrefeldVorlage Infobox Gemalde Wartung Museum Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung und Bedeutung 2 Entstehung und Rezeption 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseBeschreibung und Bedeutung BearbeitenAuf einem hohen Felsen am rechten Rheinufer steht Germania das Symbol der deutschen Nation und blickt uber den Rhein in die Ferne nach Westen Dort liegt Frankreich das Napoleon III in das Zweite Kaiserreich uberfuhrt hatte 1859 hatte Napoleon III dem Kaisertum Osterreich im Sardinischen Krieg eine empfindliche Niederlage bereitet Durch eine kuhne Aussen und Kriegspolitik konnte das Zweite Kaiserreich im Zuge des Risorgimento 1860 sein Staatsgebiet im Sudwesten um die Grafschaft Nizza und Teile Savoyens erweitern Dies rief in Deutschland insbesondere in den Rheinlanden Erinnerungen an die Annexion des Linken Rheinufers in der Franzosenzeit und an die Rheinkrise hervor Die Rheinkrise war 1840 durch Ausserungen des franzosischen Ministerprasidenten Adolphe Thiers ausgelost worden Darin hatte Thiers die Forderung aufgestellt Frankreich solle sich erneut bis auf das Linke Rheinufer ausdehnen Gegen diese expansionistischen Bestrebungen hatte der patriotische Dichter Max Schneckenburger das Gedicht Die Wacht am Rhein verfasst 1854 wurde der Liedtext durch den Krefelder Chorleiter Carl Wilhelm vertont wodurch das Lied bald hohe Popularitat erlangte Daran knupft auch der Titel des Bildes an Germania auf der Wacht am Rhein Germanias blondes Haar ist bekront durch eine Corona aus Eichenlaub einem Symbol fur Deutschland Uber einem goldenen Kleid tragt sie als Uberhang einen purpurnen Mantel der von einer mit Edelsteinen besetzten Borte gefasst ist In ihrer Linken halt sie einen Schild aus Eisen mit Goldfassung Auf diesem Schild prangen der Doppeladler des Deutschen Bundes und eine Inschrift in goldenen Fraktur Lettern Das deutsche Schwert beschutzt den deutschen Rhein Zur Bekraftigung dieser Aussage macht Germania einen Ausfallschritt und setzt das Schwert das sie in ihrer rechten Hand halt vor sich auf den Rheinfelsen Schutzend steht sie so vor Reichskleinodien die hinter ihr auf dem Felsen liegen Reichskrone Reichsapfel und Kaiserzepter Nicht nur Germanias Bekleidung in der sich das romisch deutsche Kronungsornat andeutet auch die Reichsinsignien weisen darauf hin dass der Maler ein Anhanger der grossdeutschen Reichsidee war die er in seinem Gemalde als Heiliges Romisches Reich historistisch imaginiert Das in historisch romantischer Ruckbesinnung gedachte Reich zu dessen Schutz Germania in dem Bild programmatisch auftritt wird daher durch eine mittelalterliche Stadt am Ufer des Rheins versinnbildlicht Um den Gedanken der Verteidigung auszudrucken ist die Stadt mit starken Mauern und Turmen bewehrt Allerdings ist ein Teil der Stadtmauer eingefallen was auf einen mangelhaften Zustand der Verteidigungsfahigkeit Deutschlands hinweist Der majestatisch maandrierende Flusslauf dessen Schleifen sich in der Tiefe einer abendlichen Landschaft verlieren greift ein bekanntes Bildmotiv der Landschaftsmalerei der Rheinromantik auf und kann als Sinnbild der Geschichte und der philosophischen Formel panta rhei verstanden werden So erscheint der Rhein als Geschichtslandschaft und Schicksalsfluss Deutschlands als der deutsche Rhein der durch Entschlossenheit und Einheit der Nation vor dem Zugriff des Erbfeindes zu schutzen ist 1 Entstehung und Rezeption Bearbeiten nbsp Lorenz Clasen vorgestellt als der Maler der Germania auf der Wacht am Rhein Illustration von Hermann Scherenberg 1871Clasen ein Spross der Dusseldorfer Malerschule Cousin des Revolutionars Lorenz Cantador und unter dessen Kommando als Offizier der Dusseldorfer Burgerwehr in der Deutschen Revolution 1848 1849 engagiert war ein politisch interessierter Maler Schriftsteller und Publizist der in seiner Dusseldorfer Zeit die Dusseldorfer Monathefte eine fruhe deutsche Satirezeitschrift redigiert hatte Seit Anfang der 1850er Jahre lebte Clasen in Leipzig wo er ebenfalls publizistisch tatig war Das 1860 von ihm dort geschaffene Gemalde wurde 1864 von dem Leipziger Grosskaufmann und Ubersetzer Eduard Prell Erckens 1814 1898 2 dessen Vaterstadt Crefeld geschenkt 3 4 welche es in ihrem Rathaus ausstellte spater in ihrem Kaiser Wilhelm Museum Da die Germania auf der Wacht am Rhein eine auffallende Ahnlichkeit zur Erwachenden Germania aufweist die der Maler Christian Kohler 1848 1849 geschaffen hatte wird vermutet dass sie Clasen als Vorbild diente 5 Gegenuber Kohlers Germania nimmt Clasens Nationalallegorie eine aggressivere Haltung ein die den schon bei Kohler angelegten Typus einer Walkure starker hervortreten lasst Clasens Bild wurde uber Reproduktionen und Adaptionen einem breiten Publikum zuganglich Bereits in den 1860er Jahren kursierte Clasens Germania auf den Titeln von Zeitschriften und Liedanthologien als Sinnbild der wehrhaften Nation Am Neujahrstag 1868 erhielt der franzosische Botschafter beim Heiligen Stuhl in Rom Eugene de Sartiges 1809 1892 von Anhangern Giuseppe Garibaldis die infolge franzosischer Unterstutzung des Kirchenstaats am 3 November 1867 bei Mentana eine militarische Niederlage erlitten hatten eine Fotografie des Gemaldes mit dem prophetischen dem Kurfursten Friedrich Wilhelm von Brandenburg im Frieden von Saint Germain zugeschriebenen Ausspruch Exoriate aliquis nostris ex ossibus ultor deutsch Racher erstehe du mir einst aus meinen Gebeinen woraufhin der Botschafter veranlasste dass die papstliche Polizei alle in Roms Buch und Kunsthandlungen ausgestellten Bilder des Gemaldes beschlagnahmen liess 6 Zur nationalen Mobilisierung diente das Gemalde 1870 zu Beginn des Deutsch Franzosischen Krieges als es zusammen mit dem Lied Die Wacht am Rhein in kleinen Zwei Blatt Heften an Soldaten verteilt wurde 7 Mitte der 1860er Jahre schuf Clasen als Seitenbild eine weitere Germania die Germania auf dem Meere ein Olgemalde nach welchem die Zeitschrift Die Gartenlaube einen Stich als Illustration veroffentlichte nbsp Erwachende Germania Gemalde von Christian Kohler 1848 1849 nbsp Germania auf dem Meere Illustration in der Zeitschrift Die Gartenlaube 1865 nbsp Germania auf der Wacht am Rhein Gemalde von Hermann Wislicenus 1873 nbsp Niederwalddenkmal Skulptur von Johannes Schilling 1874 1883Clasens Germania auf der Wacht am Rhein war Vorbild einer nachfolgenden und gleichnamigen Germania Darstellung die Hermann Wislicenus Professor an der Kunstakademie Dusseldorf 1872 malte Da dieses Werk beim Brand des Dusseldorfer Schlosses vernichtet worden war schuf Wislicenus 1873 eine Neufassung Diese Germania zeigt die deutsche Nationalallegorie nach dem siegreichen Ausgang des Deutsch Franzosischen Kriegs mit Plattenpanzer und Pickelhaube in einer ausserst kriegerischen Ausrustung sowie in einer fast mannlich wirkenden Gestalt die den Sieg uber Frankreich mit Entspannung und Saturiertheit zu empfinden scheint 8 Ein stilbildender Einfluss wird Clasens Germania auch daruber hinaus zugeschrieben 9 etwa auf die Gestaltung des Niederwalddenkmals 1874 1883 10 Literatur BearbeitenBettina Baumgartel Germania auf der Wacht am Rhein 1860 In Bettina Baumgartel Hrsg Die Dusseldorfer Malerschule und ihre internationale Ausstrahlung 1819 1918 Michael Imhof Verlag Petersberg 2011 ISBN 978 3 86568 702 9 Band 2 S 289 Lorenz Clasen s Die Wacht am Rhein In Die Gartenlaube Heft 15 1872 S 252 Volltext Wikisource Weblinks BearbeitenGermania auf der Wacht am Rhein Datenblatt im Portal akg imagesEinzelnachweise Bearbeiten Bettina Brandt Germania in Armor The Female Representation of an Endangered German Nation In Sarah Colvin Helen Watanabe O Kelly Hrsg Women and Death Band 2 Warlike Women in the German Literary and Cultural Imagination Since 1500 Camden House Rochester New York 2009 ISBN 978 1 57113 400 4 S 99 Google Books Prell Erckens Eduard Eintrag im Portal leipziger biographie de abgerufen am 25 Mai 2017 Bettina Baumgartel S 289 Provenienz Petra Diederichs Germania ist die meistgefragte Museums Dame Artikel vom 5 Januar 2017 im Portal rp online de abgerufen am 25 Mai 2017 Isabel Skokan Germania und Italia Nationale Mythen und Heldengestalten in Gemalden des 19 Jahrhunderts Dissertation Universitat Freiburg 2007 Lukas Verlag Berlin 2009 ISBN 978 3 86732 036 8 S 51 Google Books Friedrich Noack Das Deutschtum in Rom seit dem Ausgang des Mittelalters 2 Bande Deutsche Verlagsanstalt Stuttgart 1927 Band 1 S 538 bodleian ox ac uk PDF 180 MB Bettina Brandt Germania und ihre Sohne Reprasentationen von Nation Geschlecht und Politik in der Moderne Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 2010 ISBN 978 3 525 36710 0 S 323 Google Books Isabel Skokan S 56 Lothar Gall Die Germania als Symbol nationaler Identitat im 19 und 20 Jahrhundert In Dieter Hein Andreas Schulz Eckhardt Treichel Hrsg Burgertum liberale Bewegung und Nation Ausgewahlte Aufsatze R Oldenbourg Verlag Munchen 1996 ISBN 3 486 56247 9 S 322 Google Books Joseph Jurt Symbolische Reprasentationen nationaler Identitat in Frankreich und Deutschland nach 1789 In Ruth Florack Hrsg Nation als Stereotyp Fremdwahrnehmung und Identitat in deutscher und franzosischer Literatur Niemeyer Tubingen 2000 ISBN 3 484 35076 8 S 135 Google Books Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Germania auf der Wacht am Rhein amp oldid 234472029