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Die Historienmalerei ist eine Kunstgattung die ihre Ursprunge in der Renaissance hat 1 In der Historienmalerei werden historische religiose mythisch sagenhafte oder literarische Stoffe auf einen ahistorischen Moment verdichtet dargestellt Ein Beispiel fur Historienmalerei Jan Matejko Verabschiedung der Verfassung vom 3 Mai 1791 in Warschau gemalt anlasslich ihres hundertjahrigen Jubilaums 1891 Dargestellt ist wie Mitglieder des Sejm unter dem Jubel der Einwohner Warschaus die Johanneskathedrale betreten wo der Eid auf die soeben beschlossene Verfassung abgelegt werden soll Im Mittelpunkt ist Sejmmarschall Stanislaw Malachowski zu sehen der von begeisterten Abgeordneten auf den Schultern getragen wird und den Verfassungstext schwenkt Dem Konig Stanislaus II August Poniatowski wird vom Maler nur eine Nebenrolle eingeraumt Er ist am linken Bildrand mit Hut zu sehen wie er seine Matresse Elzbieta Szydlowska begrusst Als wichtiges Kennzeichen der Historienmalerei gilt dass die dargestellten Hauptpersonen benennbar sind 2 Oft steht im Mittelpunkt ein Held eine als autonom handelnd dargestellte Einzelpersonlichkeit Historienbilder dienen seiner absichtsvollen Verklarung seiner Uberhohung und der Ausgestaltung eines Geschichtsmythos nicht einer realistischen Darstellung eines vergangenen Geschehens Sie wurden oft von Herrschenden in Auftrag gegeben erworben oder ausgestellt Inhaltsverzeichnis 1 Die Gattung Historienmalerei 2 Die Entstehung und Entwicklung der Historienmalerei 2 1 15 Jahrhundert 2 2 16 Jahrhundert 2 3 17 Jahrhundert 2 4 18 Jahrhundert 2 5 19 Jahrhundert 3 Siehe auch 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseDie Gattung Historienmalerei BearbeitenDieser Artikel oder nachfolgende Abschnitt ist nicht hinreichend mit Belegen beispielsweise Einzelnachweisen ausgestattet Angaben ohne ausreichenden Beleg konnten demnachst entfernt werden Bitte hilf Wikipedia indem du die Angaben recherchierst und gute Belege einfugst Ein Grund fur die Entstehung dieser Kunstdisziplin war das sich wandelnde Geschichtsbewusstsein sowie ein damit verbundenes Bedurfnis Vergangenheit mit bestimmten Intentionen bildlich darzustellen Kunstler malten in grossem Format und manchmal in Koharenz mit dem Ausstellungsort Geschichtsmotive die sie in Bildern deuteten und fingierten Gemein bleibt der Historienmalerei in allen kunstgeschichtlichen Epochen die Abgrenzung zum Ereignisbild das oftmals alltagliche Geschehen wie die Feldarbeit oder das Stadtleben darstellte Das Historienbild hingegen kann und will durch zeitlose und ubertragbare Symbolik von dem geschichtlich besonderen Moment erzahlen Oft stellt sich die Frage ob es sich bei einem Historienbild um Kunst oder um Geschichte handelt Beide Disziplinen konnen hierauf eine Antwort geben die je nach fachwissenschaftlicher Perspektive verstanden werden muss Fur den Historiker ist das Historienbild insofern auch Historie oder Geschichte wenn man den dargestellten historischen Moment von der Entstehungsgeschichte und den Umstanden in denen sich der Maler befand abstrahiert Ansichten und Intentionen sowie fur eine Zeit typische Gestaltungsmittel geben dem Historienbild erst einen eigentlichen geschichtlichen Gehalt Der Inhalt der oftmals geschickt inszeniert manipuliert oder um einen Wahrheitsgehalt beschnitten ist ist lediglich die Deutung eines Ereignisses bzw die Deutung von Vergangenheit durch den Kunstler Ausgehend von diesem Standpunkt kann man sich nun dem Bild unter der Perspektive der Kunst nahern Inhalt und Ausdruck von Historienbildern sind durch asthetische Gestaltungsprinzipien der Kunst bestimmt so dass die bildliche Inszenierung von Geschichte als Kunst werk zu betrachten ist Auch die kunstlerische Inszenierung und Gestaltung des Malers erfolgt in der Regel nicht in eigener Regie da Absichten wie die Adoration der Herrschenden die zur politischen Selbstdarstellung einer Person oder eines Staates sowie dessen Legitimierung von den dargestellten Parteien oft selbst in Auftrag gegeben wurden So schliessen sich kunstlerische Eigenarbeit und politisches Zweckinteresse aus Dem zeitgenossischen Betrachter war diese Dimension jedoch nicht unbedingt klar denn die oftmals verklarende Darstellung wirkte auf den Rezipienten real Also erfolgte in den wenigsten Fallen eine Trennung von Fiktion und Realitat was an dem Bildungsstand aber auch dem Grad der Mundigkeit grosser Teile der Gesellschaft lag Des Weiteren ist die Greifbarkeit des Mediums Bild von Vorteil gewesen da in diesem scheinbar objektiv etwas abgebildet wurde In diesem Sinne deutete also der Kunstler in der Gegenwart der Entstehungszeit des Bildes unter der Einnahme einer bestimmten Perspektive die Vergangenheit und aktualisierte sie somit fur das Publikum Den Betrachtern und Betrachterinnen sollte eine durch das Bild initiierte Symbiose zwischen Vergangenheit und Zukunft aufgezeigt werden womit eine Historisierung des dargestellten Stoffes im Gedachtnis angestrebt wurde Gerade fur naive und ungebildete Rezipienten war dieses visuelle Angebot verlockend Die Entstehung und Entwicklung der Historienmalerei BearbeitenDieser Artikel oder nachfolgende Abschnitt ist nicht hinreichend mit Belegen beispielsweise Einzelnachweisen ausgestattet Angaben ohne ausreichenden Beleg konnten demnachst entfernt werden Bitte hilf Wikipedia indem du die Angaben recherchierst und gute Belege einfugst 15 Jahrhundert Bearbeiten Im 15 Jahrhundert entwickelte sich neben den Disziplinen Genre Portrat Landschaft und Stillleben auch die der Historienmalerei Nicht zuletzt durch die zunehmende Beschaftigung mit der eigenen Identitat und der Vergangenheit der Gesellschaft bildete sich diese Gattung durch ein in diesem Masse zuvor nicht vorhandenes Geschichts und Vergangenheitsbewusstsein heran Es galt als Konsens dass ein Mensch schwieriger darzustellen sei als eine Landschaft und aus diesem Grund entwickelte sich sukzessive eine Hierarchisierung unter den Malern Diese genossen fur die Erstellung von Historien oder Portrats hoheres Ansehen und auch eine bessere Bezahlung Bildinhalte sowie Motive der ersten Historienbilder lehnten sich an Elemente und Figuren aus der antiken Welt an und adaptierten somit die Figuren oder Themen der Mythologie Neben dieser gestalterischen Funktion wiesen die Bilder durchweg geschichtliche oder religiose Inhalte auf nicht selten vereinten sie auch beides zusammen im Bild Als Zentrum der ersten Phase der Historienmalerei ist Italien zu lokalisieren wo sich Leon Battista Alberti schon fruh mit der Kunsttheorie dieser Bildgattung beschaftigte Fur ihn sollte der Historienmaler einen besonderen Status unter den anderen Kunstlern einnehmen Neben historischem Faktenwissen das fur die Inhalte des Bildes wichtig war sollte der Maler durch die von ihm im Bild ausgerichtete Gestaltung der Wirklichkeit den Betrachter begeistern konnen Um diese Wirkung beim Rezipienten zu hinterlassen war das primare Bildungsziel eines Malers das Studium der Natur und Mathematik nicht etwa die humanistische Bildung um Figuren und Elemente des Bildes durch die Mimesis der Wirklichkeit moglichst ansprechend zu gestalten 16 Jahrhundert Bearbeiten nbsp Francois Dubois Bartholomausnacht nach 1576 An den Gestaltungsprinzipien des 15 Jahrhunderts sollte zunachst auch im folgenden 16 Jahrhundert festgehalten werden Die Auffassung der sich langsam konstituierenden italienischen Kunsttheorie war es weiterhin dem Maler Richtlinien und Rahmen fur sein Werk aufzustellen Der Fakt dass Historienmaler unbedingt auch Kenntnisse uber die von ihnen dargestellten historischen Stoffe besitzen mussen reifte also weiter aus Die Darstellungsform hatte weiterhin den Anspruch dass der Betrachter vom Bild angezogen und betroffen gemacht werden sollte Neu war die Forderung nach der Wahrung der convenevolezza der Beachtung der Angemessenheit der Darstellung So wurden idealisierende Motive in der Theorie so weit wie moglich zuruckgedrangt und an die Darstellungskunst des Malers appelliert Neben den Einflussen der katholischen Kirche auf Motive und Bildinhalte vielfach deutete man Kunstwerke als Predigt in Bildern kennzeichnete die Forderung nach einer einfachen Lesart der Bilder diese Phase der Historienmalerei Gabriele Paleotti forderte eine stringente und klare Gestaltung die dem Betrachter die Lesart der Bilder vereinfachen sollte Des Weiteren sah er in dem Medium Bild die Moglichkeit einen viel grosseren Rezipientenkreis anzusprechen als es mit Schriften und Texten moglich war da nur wenige Menschen eine Ausbildung in Lesen und Schreiben genossen Der Epochenubergang von Renaissance zum Barock der als Manierismus bezeichnet wird stellte den Maler nicht nur als kunstlerischen Handwerker dar der Bilder entwarf sondern vielmehr als Schopfer eines Werkes dessen Begabung sich in den von ihm geschaffenen Werken widerspiegelt 17 Jahrhundert Bearbeiten nbsp Nicolas Poussin Der Raub der Sabinerinnen 1637 38 Gegen Ende des 16 Jahrhunderts und mit dem Beginn des 17 Jahrhunderts verlagerte sich das Zentrum der Historien Malerei von Italien zunehmend nach Frankreich Immer mehr spaltete sich auch hier die Meinung uber Zweck und Inhalt der Historienmalerei Einerseits wurde diese Bildgattung zum Gegenstand der nun an der Academie Francaise institutionalisierten Disziplin Dem Kunstausschuss der Academie kamen sowohl organisatorische wie auch konzeptionelle Aufgaben im Bereich der Malerei zu Der Rat entschied uber die Statusvergabe der Berufsbezeichnung Maler uber die Regeln der vorherrschenden Kunst uber die Lehrjahre und Lehre der Maler sowie die Funktionalisierung der Malerei in politischen Angelegenheiten Andererseits hielten Maler und Kritiker wie Roger de Piles an der Eigenstandigkeit der Maler fest De Piles nahm eine deutliche Gegenposition zur akademischen Kunst ein deren Kern sich auf die Wahrnehmung des Malers und nicht auf aufgestellte Regularitaten bezog Beide kunsttheoretischen Ansatze der der Academie sowie der de Piles vereinten jedoch den erzieherischen und moralischen Aspekt der Historienbildern zukam 18 Jahrhundert Bearbeiten Die Vorleistungen des 17 Jahrhunderts im Bereich der Kunstkritik eroffneten eine im 18 Jahrhundert noch grossere Auseinandersetzung in Institutionen aber auch durch Privatpersonen mit dem Gegenstand der Historienmalerei Denis Diderot legte den Zwiespalt der schon zwischen den Grundgedanken der Academie Francaise und denen de Piles bestand erneut offen Eine Opposition zwischen asthetischen Gestaltungsprinzipien im Sinne des Malers selbst und den konservativen Regeln der Malerei sei nur schwer zu vereinbaren so Diderot In den zeitgenossischen Malern sah dieser lediglich die Unfahigkeit moralische Aussagen der dargestellten Heldenfiguren ins Bild zu transferieren sodass jeglicher Ausdruck von Leidenschaft fehlte Diderots Gedanken zur Asthetik gingen sogar uber die alten Prinzipien der Gattung hinaus und er raumte Malern ausdrucksvoller Landschaftsmalereien den gleichen Stellenwert wie den Historienmalern ein Der Kunsttheoretiker Louis Etienne Watelet hingegen wies diese Einschatzung klar zuruck und sah die Gattungshierarchie in der Malerei als begrundet an Da der Historienmaler mehr Wissen benotige als Kunstler anderer Disziplinen musse ihm auch dementsprechend mehr Ruhm sowie Forderung zukommen so Watelet Weiterhin forderte er dass die Offentlichkeit und die Institutionen sowie Herrscherhauser den Historienmaler durch Auftrage unterstutzen mussen nbsp Benjamin West Der Tod des General Wolfe 1770 Die Diskussion zwischen Regeln der Malerei und den selbststandigen Gestaltungsprinzipien wurde von dem Maler Benjamin West entscheidend gebrochen In den Fokus ruckte bei Wests Bild Der Tod des General Wolfe nicht mehr unmittelbar das Gestaltungsprinzip sondern vielmehr der dargestellte Inhalt West malte wie der Titel aussagt den Tod des britischen Generals James Wolfe in der Schlacht auf der Abraham Ebene gegen franzosische Truppen bei Quebec im September 1759 Das Besondere an diesem Bild war dass es ein Ereignis der Zeitgeschichte zeigte und unmittelbar nach dem Tod des Generals angefertigt wurde Nach einigen Diskussionen uber die Ausstellung des Bildes konnte sich West durchsetzen und es wurde der Offentlichkeit zuganglich gemacht West begrundete sein Bild damit dass er sich neben der Position des Malers auch als Historiker verstand dessen Pflicht es war solch bedeutende Zeitgeschichte im Medium Bild zu dokumentieren Europaische Kunstler und Theoretiker hingegen setzen sich auch in der Folge Wests zunachst weiterhin mit der Darstellungsform auseinander Richardson und Shaftesbury pladierten fur eine Zentrierung der Heldenfigur in ihr mussten Mimik und Gestik so ausgerichtet sein dass der Betrachter moralisch und teilnehmend durch das Bild angesprochen wird Der Englander Joshua Reynolds nahm in seiner Kunstdoktrin nochmals Bezug zu den Regeln der Academie Francaise Die Ausbildung eines Malers sollte ihm zufolge drei wesentliche Elemente beinhalten Die Anweisung zum Zeichnen das Kopieren von Vorbildern und das Studium der Antike Diese konservativen Gedanken vermengten sich allerdings mit einer veranderten Ausrichtung auf die Rezipientenschaft Reynolds lehnte die Idealisierung einzelner ab und folgte dem Wandel der Gesellschaft indem er eine starkere Ausrichtung der Bilder an dem burgerlichen Publikum forderte Der schweizerisch englische Maler Johann Heinrich Fussli der neben Reynolds und West einer der bedeutendsten seiner Zeit gewesen ist stellte drei Kategorien des Malens auf Das historische das epische und das dramatische Element Hierbei sollte der historischen Kategorie am wenigsten Aufmerksamkeit zukommen da der Rezipient von dramatischen und epischen Gestaltungsprinzipien am meisten angesprochen werde In Deutschland bildete sich eine kunsttheoretische Auseinandersetzung mit Bildern erst vergleichsweise spat heraus Grund hierfur lag zum einen in dem erst jetzt entstandenen Wandel des Geschichtsbewusstseins im Zuge des Historismus so dass Historienbilder vielerorts ein gespanntes Publikum antrafen Neben Ausstellungen fanden sie auch in Druckform in Illustrierten ihren Platz In der Offentlichkeit bestand vor allem der Bedarf einer authentischen Darstellung in Bildern da eine schlechte schriftliche Quellenlage uber die Vergangenheit aber auch Gegenwart vorherrschte 19 Jahrhundert Bearbeiten nbsp Emanuel Leutze Washington uberquert den Delaware 1851 nbsp Anton von Werner Die Proklamierung des deutschen Kaiserreiches 18 Januar 1871 die dritte Fassung 1885Die Historienmalerei auf dem Gebiet des heutigen Deutschland entwickelte sich spater als z B in Italien und in Frankreich Bilder des spaten 18 und beginnenden 19 Jahrhunderts zeigten episch philosophisch uberhohte Ereignisse der Welt oder Regionalgeschichte bis hin zu volkstumlichen Erzahlungen hierbei uberwogen Militar und Schlachtenmalereien sowie Monumentalmalereien In der zweiten Halfte des 19 Jahrhunderts trieben einige europaische Grossmachte ihre Kolonialisierungsbestrebungen voran Dies eroffnete Malern neue Perspektiven und Inhalte Im Medium des Bildes wurde auch Personenkult betrieben Auch Patriotismus wurde bildlich thematisiert Der Kunstkritiker Robert Vischer forderte bezuglich der Form der Darstellung dass Historienbilder heiter und mythenleer sein und eine deutliche kunstlerische Farbung aufweisen sollten Er stellte demnach ebenfalls wie einige seiner europaischen Vorganger Regeln der Kunst auf die er allerdings spater zugunsten der Freiheit der Kunst revidieren sollte Sein Ideal galt nun der freien kunstlerischen Entfaltung die allerdings auf ein ausdrucksstarkes Bild abzielen sollte Diesen Zwist zwischen historischem Wissen und der Gestaltung der Bilder den schon Alberti im 15 Jahrhundert diskutierte ubertrug Cornelius Gurlitt auf die Rezipienten Seiner Ansicht nach bedeute die Betrachtung der Historienbilder durch einen ungebildeten Betrachter nur halben asthetisch faktischen Genuss Des Weiteren appellierte er an die Gestaltungsprinzipien der zeitgenossischen Maler da diese durch die idealisierende Darstellung von Personen und Tatsachen Geschichte verklaren und im Bild eine Verkummerung der Wirklichkeit hervorrufen Ahnlich sah es auch Richard Muther wenngleich er etwas distanzierter analysierte indem er der Historienmalerei die Aufgabe zuschrieb geschichtliche Kenntnisse zu vermitteln Die Funktion und der Zweck der Historienmalerei war besonders im 19 Jahrhundert sehr vielschichtig da ein Spektrum der Verwendung von privater Erbauung und sentimentaler Ruhrung uber wissenschaftliche Erkenntnisse hin zu illustrativer Unterrichtung verzeichnet werden kann In Preussen war besonders das Jahr 1871 signifikant Nach dem Sieg Preussens gegen Frankreich im Deutsch Franzosischen Krieg 1870 71 und der Ausrufung des Deutschen Reichs in Versailles also auf feindlichem Territorium wurde Vergangenheit durch zahlreiche Maler zugunsten der politischen Herrschaftselite einschliesslich des Kaisers rezipiert um die lange forcierte nationale Einheit zu legitimieren Es lassen sich ab der zweiten Halfte des 19 Jahrhunderts funf zentrale Motive feststellen die diesem Vorhaben in manipulativer Weise dienen sollten 3 Das erste dieser Motive war die Schlacht im Teutoburger Wald 9 n Chr zwischen Varus und Arminius auch als Hermann der Cherusker bekannt aus der Hermann als Sieger hervorging der in der bildlichen Umfunktionalisierung des 19 Jahrhunderts als erster Deutscher verstanden wurde So wurde ihm in der Folge der Reichsgrundung nicht nur in einigen Gemalden wie bei Karl Friedrich Schinkel und Friedrich Gunkel gehuldigt sondern auch das 1875 eingeweihte Hermannsdenkmal in Detmold gewidmet Das zweite historische Ereignis das vielseitig rezipiert und entfremdet wurde ist der Tod Friedrichs I Barbarossas Sein Tod im Jahr 1190 in Anatolien wahrend der Kreuzzuge wurde von Kunstlern adaptiert und umfunktionalisiert So erscheint Wilhelm I auf einem Bild in der Barbarossarolle was den Kaiser des Heiligen Romischen Reichs nicht imitieren sollte sondern vielmehr als Bild des Nachfolgers oder Vollstreckers der Absichten Friedrichs I gedeutet werden muss Da Barbarossa in der zeitgenossischen Malerei eine durch die kunstlerische Gestaltung starke Ahnlichkeit zu dem gekreuzigten Jesus aufwies 4 wurde nicht nur auf politische Traditionen sondern auch an die Religiositat der Nation appelliert Auch Friedrich Kaulbach und Hermann Wislicenus Goslarer Kaiserpfalz arbeiteten zu dem Barbarossa Motiv und verklarten es im Sinne politischer Absichten Die Prasenz des Namens Barbarossas war auch noch uber die Jahrhundertwende hinaus deutlich zu spuren denn nicht nur Wilhelm I sondern auch noch Adolf Hitler mit dem Unternehmen Barbarossa versuchten ihre Macht und Herrschaftsanspruche in Europa mit dem Namen des fruheren Kaisers zu legitimieren Auch fur das nachste Motiv wird eine Person herangezogen deren religioser Hintergrund als Deutscher im 19 Jahrhundert aktualisiert wurde Martin Luther der in Bildern durch Kunstler obwohl er viel eher lebte als Aufklarer dargestellt wurde Auch an diesem Beispiel deutet der Maler ein historisches Ereignis in der Retrospektive Der Verbrennung der Bannandrohungsrollen durch Luther im Jahr 1520 Catel halt dies in seinem Bild Martin Luther verbrennt die papstliche Bulle und das canonische Recht Luther wird in der gestalterischen Symbolik des 19 Jahrhunderts als der Reformator und Aufklarer der Deutschen dargestellt der die Sprache der Vielen durch seine Bibelubersetzungen zu den Wenigen Gebildeten gebracht hat gleichzeitig wird damit den Betrachtern dieser Bilder suggeriert dass schon Luther Begrunder des protestantischen Kaisertums war Die Reformation diente also in der Entfremdung durch die Kunst und Politik des 19 Jahrhunderts als ein wichtiger Knotenpunkt des Ursprungs der nationalen Einheit In der chronologischen Abfolge der Zeit ist das nachste historische Ereignis erst wieder am Anfang des 19 Jahrhunderts zu lokalisieren Die Volkerschlacht bei Leipzig 1813 und die vorhergehenden Kriegsjahre flossen nicht nur in politische wie literarische Schriften sondern auch die zeitgeschichtliche Malerei ein So rustete sich die intellektuelle Elite in Wort und Bild um ein solidarisches und patriotisches Zusammenhalten der Bevolkerung gegenuber dem von Napoleon angefuhrten franzosischen Feind zu erwirken nbsp Ferdinande von Schmettau opfert ihr Haar auf dem Altar des Vaterlandes 1813 Gemalde von Gustav GraefDas Gemalde Ferdinande von Schmettau opfert ihr Haar auf dem Altar des Vaterlandes war eines der bekanntesten Bilder der Zeit es vereinte alle mit dem historischen Ereignis intendierten Motive in Bild und Titel Die Elemente Einheit und Opferbereitschaft sowie religiose Motive werden im Titel und in der bildlichen Darstellung deutlich und durch andere Werke in den Bereichen wie der freiwilligen Meldung zum Krieg und spater durch das Motiv des Siegers erweitert Ebenfalls wie das Motiv Barbarossa floss das der Volkerschlacht bei Leipzig in die Geschichte des Folgejahrhunderts ein 1913 wurde das Volkerschlachtdenkmal bei Leipzig eingeweiht und auch hier fand eine Entfremdung statt Das Denkmal zweckmassig fur die Gefallenen entworfen diente als Symbol fur den deutschen Sieg jedoch ware es ohne das russisch osterreichische Bundnis gegen Napoleon wahrscheinlich auch nicht zur Niederlage des Letzteren gekommen Als funftes signifikantes historisches Ereignis lasst sich die Grundung des Deutschen Reichs die Einigung Deutschlands festmachen Im geschichtlichen Moment der Kaiserproklamation schien sich die deutsche Geschichte als militarischer Sieg der deutschen Armeen unter Fuhrung Preussens erfullt zu haben Anton von Werner war beauftragt worden als Kunstler an diesem Ereignis teilzunehmen um es im Bild festzuhalten In Werners drei Versionen seines Gemaldes Die Proklamierung des deutschen Kaiserreiches 18 Januar 1871 lasst sich erkennen wie Geschichte durch den Maler rezipiert und gestaltet werden kann In allen Bildern verandert sich die Betrachterperspektive sodass die Sichtweise der deutschen Fursten und des Militars in der Fassung fur das Berliner Schloss von 1877 der preussischen Armee in der Fassung fur die Ruhmeshalle Berlin von 1882 und der Hohenzollernfamilie als Geschenk an Bismarck von 1885 reprasentiert wird Eine Begleiterscheinung der Perspektivenveranderung ist die Zunahme der Detailgetreue Im Fokus des letzten der Friedrichsruher Fassung stehen Kaiser Wilhelm I und Kronprinz Friedrich Bismarck Moltke und Roon Sie alle malte Werner in fotorealistischer Manier so wie in der Gegenwart aussehen also nicht im Jahr 1871 sondern 1885 Er zeigte damit wie weit sie es in der Gegenwart gebracht haben Nur den langst verstorbenen Roon der nicht an der Proklamation teilnehmen konnte malte er wie im Jahr 1871 ausgesehen hatte und ihn die anderen Dargestellten in Erinnerung hatten und wie er ihn 1871 portratiert hatte Werners Ziel war gerade in dieser Version das Verdienst des Kaisers und Bismarcks sowie der preussischen Generale im funfzehnten Jahr des Reichs herauszustellen So zeigt auch hier das Historienbild nicht wie Geschichte war sondern gesehen werden soll Ahnlich wie Anton von Werner wurde auch Hermann Wislicenus beauftragt Gemalde zu entwerfen die eine Symbiose zwischen Geschichte und Gegenwart eingehen sollten Nachdem die Kaiserpfalz Goslar gegen Ende des 19 Jahrhunderts sanierungsbedurftig geworden war gewann Wislicenus einen Wettbewerb zur Renovierung und Neugestaltung der Residenz Die von ihm gestalteten 52 Wandgemalde im Kaisersaal bildeten eine zeitliche Abfolge der deutschen Geschichte mit Themen wie der mittelalterlichen Kaiserherrlichkeit einer Dornroschen Allegorie die stellvertretend fur das Erwachen der deutschen Staaten aus dem politischen Tiefschlaf stand und letztlich der Reichsgrundung von 1871 Die Motive symbolisieren den in der Entstehungszeit vom Kunstler und den Auftraggebern so gesehenen geschichtlichen Werdegang des nun wieder zu neuem Leben erwachten Kaiserreichs Wichtig bei allen Gemalden der Zeit ist der Anspruch der Wirkungskraft beim Betrachter deshalb musste auch fur deren Gewahrleistung die passende Moglichkeit der Veroffentlichung gefunden werden Hierzu sah man zum einen Ausstellungen wie die Nationalgalerie 1861 gegrundet vor die nach franzosischem Vorbild zunachst ausschliesslich fur Historienmalereien vorgesehen war Eine andere Publikationsmoglichkeit war die Nutzung der Aussenseiten offentlicher Gebaude wie zum Beispiel den Munchener Hofarkaden Die hier entstandenen Historien waren staatlich in Auftrag gegeben und sollten neben der im Vordergrund stehenden Entwicklung des Nationalstolzes auch als Bildungsmittel fur das Volk gelten Peter von Cornelius erhielt auf seinen Vorschlag im Jahr 1826 hin den Zuschlag der Organisation und Gestaltung der Arkaden mit 16 Bildern der Geschichte des Wittelsbacher Hauses seit der Dynastiebegrundung durch Otto I Ob Ernst Forsters Gemalde Befreiung des Heeres im Engpass von Chiusa durch Otto von Wittelsbach 1155 oder Karl Sturmers Max Emanuel bei der Eroberung Belgrads 1688 immer stehen zentral als Heldenfiguren in ruhmreicher Pose die jeweilig bedeutenden Personen des Wittelsbacher Hauses Auch bei dieser Serie von Historienmalereien wurde versucht durch Kunst zum Landespatriotismus zu motivieren wenngleich der Zeitgenosse Sulzer bemerkt dass die Bilder sehr wohl inhaltlich erzieherische Vorteile haben fur die Geschichtsschreibung jedoch keine Konkurrenz sind Die Grunde im Bereich der Bildgestaltung und Motivauswahl sind wie oben aufgezeigt auf historisch markante Ereignisse und Personlichkeiten zuruckzufuhren Die Akzeptanz beim Betrachter gegenuber diesen Darstellungen basiert auf der Zeitenwende in Europa nach der Phase der Franzosischen Revolution Der Begriff Freiheit wurde fortan an den der Nation oder des Staates gebunden und somit die in einem Staat lebende Gemeinschaft dahingehend orientiert Indem man Mythen und Geschichte vergegenwartigte legte man den Einheitsgedanken als oberstes Ziel auf dem Weg zum Wohlbefinden der Nation aus Mythische und legendenartige Stoffe wie ein schlafender Barbarossa der die politische Lage vor der Reichsgrundung 1871 als in tiefen Schlaf verklarend darstellt sollten historische Verweise und Kontinuitat zu vormaligen Epochen ermoglichen Siehe auch BearbeitenListe von HistorienmalernLiteratur BearbeitenSven Beckstette Das Historienbild im 20 Jahrhundert Kunstlerische Strategien zur Darstellung von Geschichte in der Malerei nach dem Ende der klassischen Bildgattungen Dissertation Freie Universitat Berlin 2010 1 Wolfgang Brassat Das Historienbild im Zeitalter der Eloquenz Von Raffael bis Le Brun Akademie Verlag Berlin 2002 ISBN 3 05 003757 1 Monika Flacke Hrsg Mythen der Nationen Ein Europaisches Panorama Katalog Berlin 1998 Stefan Germer Michael F Zimmermann Hrsg Bilder der Macht Macht der Bilder Zeitgeschichte in Darstellungen des 19 Jahrhunderts Munchen Berlin 1997 Ralph Gleis Anton Romako Die Entstehung des modernen Historienbildes Wien Koln Weimar 2010 ISBN 978 3 412 20613 0 Thomas Gaehtgens Uwe Fleckner Hrsg Historienmalerei Reimer Berlin 1996 ISBN 3 496 01138 6 Werner Hager Geschichte in Bildern Studien zur Historienmalerei des 19 Jahrhunderts Hildesheim Zurich New York 1989 Thomas Kirchner Der epische Held Historienmalerei und Kunstpolitik im Frankreich des 17 Jahrhunderts Fink Munchen 2001 ISBN 3 7705 3397 6 Harald Klinke Amerikanische Historienmalerei Neue Bilder fur die Neue Welt Graphentis Verlag Gottingen 2011 ISBN 978 3 942819 00 8 Rudolf Kuhn Erfindung und Komposition in der Monumentalen Zyklischen Historienmalerei des 14 und 15 Jahrhunderts in Italien Lang Frankfurt a M 2000 ISBN 3 631 37022 9 Ekkehard Mai Anke Repp Eckert Hrsg Triumph und Tod des Helden Europaische Historienmalerei von Rubens bis Manet Katalog Koln 1987 Ekkehard Mai Hrsg Historienmalerei in Europa Paradigmen in Form Funktion und Ideologie Mainz von Zabern 1990 Rainer Schoch Die belgischen Bilder Zu einem Prinzipienstreit der Historienmalerei des 19 Jahrhunderts In Karl Moseneder Hrsg Streit um Bilder Von Byzanz bis Marcel Duchamp Reimer Berlin 1997 ISBN 978 3 49601169 9 S 161 180 5 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Historienmalerei Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten Der Gattungsname Historie oder Historienmalerei leitet sich etymologisch aus dem Wort historia oder auch istoria ab Norbert Schneider Historienmalerei Vom Spatmittelalter bis zum 19 Jahrhundert Bohlau Verlag 2010 S 11 Nach Monika Flacke Mythen der Nation So Julius Schnorr von Carolsfeld Uber Louis Gallait Die Abdankung Kaiser Karls V zu Gunsten seines Sohnes Philipps II zu Brussel am 14 Oktober 1555 und uber Jean Francois Edouard de Biefve 1808 1882 Karl gab 1555 die Abdankung bekannt die Amtsubergabe an die beiden Nachfolger geschah 1556 in zwei Schritten daher gibt es immer verschiedene Datierungen des Machtubergangs Das Gallait Bild als Replik im Bestand bei Stadelsches Kunstinstitut und Stadtische Galerie Frankfurt Bilder onlineNormdaten Sachbegriff GND 4025097 0 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Historienmalerei amp oldid 222095415