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Roger de Piles 7 Oktober 1635 in Clamecy 5 April 1709 in Paris war ein franzosischer Maler Graveur Kunstkritiker und Diplomat Kupferstich von Bernard Picart 1709 Inhaltsverzeichnis 1 Biografie 2 Kunstkritik 3 Balance der Kunstler 4 Wertungstabelle 5 Werke 6 Quellen 7 Literatur 8 Hinweis 9 EinzelnachweiseBiografie BearbeitenDie Familie des Roger de Piles entstammt dem Kleinadel aus dem Nivernais Er studierte in Nevers Auxerre und schliesslich in Paris Philosophie und Theologie Dort besuchte er zudem die Malkurse von Claude Francois genannt frere Luc Auf Vermittlung von Gilles Menage wird er 1662 Hauslehrer von Michel Amelot dem Sohn des Prasidenten des Grossen Rats Grand Conseil der ihm Zugang zu Hofkreisen verschafft Gegen Ende der 1660er Jahre erlangte er mit seinen Schriften uber die Kunst ein gewisses Ansehen Als Michel Amelot 1682 Botschafter in Venedig wurde machte er de Piles zu seinem Sekretar Nach seiner Ruckkehr nach Frankreich 1685 schickte ihn Louvois auf Reisen nach Deutschland und Osterreich Danach begleitete er Michel Amelot nach Portugal der zum Generalbevollmachtigten 1 ernannt worden war Als Amelot 1688 die Neutralitat der Schweizer Kantone bekommen konnte unterzeichnet de Piles den 1689 geschlossenen Vertrag und bringt ihn zu Ludwig XIV 1692 wird er in diplomatischer Mission nach Holland geschickt wird aber in Den Haag verhaftet und 5 Jahre in der Festung Lovenstein eingesperrt Nach seiner Freilassung 1697 nimmt er wieder sein Leben in Paris auf Als Sammler von Gemalden und Zeichnungen wird er Teil der Pariser Experten die die Qualitat und Echtheit eines Werks beurteilen 1699 wird er Ehrenmitglied der Koniglichen Akademie der Malerei Seine letzten Jahre widmet er der Schriftstellerei und der Malerei er stirbt am 5 April 1709 in Paris Seine Grabstatte befindet sich in der Kirche Saint Sulpice Man kennt von ihm nur das auf Leder gemalte und nicht signierte oder datierte Portrait de M de Chenerilles sowie eine nicht signierte und datierte Radierung die eine Reproduktion eines Portrats von Du Fresnoy nach Le Brun ist Das Portrat ist im Musee d Art et d Histoire Romain Rolland in Clamecy ausgestellt 2 Seine Portrats sind ansonsten nur durch Stiche beruhmter Graveure bekannt angefertigt nach Vorlagen von Boileau Menage Francois Tortebat und einem Selbstportrat Kunstkritik BearbeitenSein wichtigster Beitrag zur Theorie der Asthetik beruht auf seinem Dialogue sur le coloris in welchem er seine beruhmte Verteidigung von Rubens zum Ausdruck bringt Darin stellt de Piles auch die Vorzuge des Zeichnens und des Kolorits in dem Werk Tizians heraus Roger de Piles galt als Wortfuhrer fur das Laienpublikum und unterstutzte diejenigen Kunstler die sich gegen die dogmatische Akademie stellten Diese Auseinandersetzung ist vor allem deshalb bedeutsam weil sie eine fruhe Debatte zwischen der Klassik und der Moderne in der Malerei darstellt Im Wesentlichen geht es um die Mathematik von Proportion und Perspektive in Zeichnungen den klassischen Ansatz im Gegensatz zum farbigen Pinselstrich dem Ansatz der Moderne In seiner detaillierten Studie der Auseinandersetzung Roger de Piles et les debats sur le coloris au siecle de Louis XIV 1965 gibt Bernard Teyssedre eine eindringliche Darstellung der Boheme der modernen refuses die im Paris des 17 Jahrhunderts abgelehnt wurden eine Geschichte die sich bei den Impressionisten wiederholen sollte Im Verlauf der Auseinandersetzung fuhrt Roger de Piles den Begriff clair obscur Chiaroscuro ein um die Besonderheit des Effektes von Farbe die Betonung der Spannung zwischen Licht und Schatten in einem Bild hervorzuheben Die Art wie Roger de Piles seine Argumente mit Beispielen venezianischer und nordeuropaischer Maler dokumentierte beeinflusste Antoine Coypel Hyacinthe Rigaud Nicolas de Largilliere und Francois de Troy Balance der Kunstler BearbeitenIn Roger de Piles letztem veroffentlichten Werk Cours de peinture par principes avec un balance de peintres 1708 geht es um die gerechte Wertung jeder kunstlerischen Leistung die unabhangig von der herrschenden Kunstmeinung sein solle Als Anhang hat er eine Tabelle Balance des peintres mit 56 bekanntesten Malern seiner Zeit angehangt Darunter sind 41 Italiener 7 Flamen 4 Franzosen 2 Deutsche und 2 Hollander deren Werke er wahrend seiner Reisen kennengelernt hatte Laut seiner Auflistung beginnt die Kunst erst mit Giovanni Bellini Perugino und Leonardo da Vinci Lebende Maler seiner Zeit kommen darin gar nicht vor Jeder Maler in seiner Tabelle wird nach Qualitat in vier Kategorien bewertet namlich in Komposition Zeichnung disegno Kolorit und Ausdruck De Piles erlautert im Folgenden diese einzelnen Kategorien Die Komposition besteht aus Erfindung und Anordnung Zur Zeichnung gehort Geschmack und Richtigkeit Das Kolorit ist mit dem Farbausdruck gleichzusetzen Der Ausdruck meint laut de Piles weniger den Charakter als vielmehr die Gedanken des menschlichen Herzens Der Massstab ist in 20 Grade geteilt Der Hochstwert ist nicht zu erreichen da es die allergrosste nicht vorstellbare Vollkommenheit meint 19 Punkte ist zwar vorstellbar aber es ist die noch nicht erreichte Vollkommenheit 18 Punkte steht fur eine Leistung nahe an der Vollkommenheit Die tatsachlich vergebenen Punkte reichen also nur von 0 bis 18 Punkte Ein Mangel in einer der vier Kategorien kann durch ein Plus in einer anderen ausgeglichen werden Dies gibt ein Uberblick uber die asthetische Wurdigung die von dem Gleichgewicht zwischen Kolorit und Zeichnung abhangig ist Die hochste Wertung ging an Raffael und Rubens mit einem leichten Vorsprung im Kolorit fur Rubens und im Zeichnen fur Raffael So erreicht Raffael die Hochstwertung 18 in Zeichnung und Ausdruck und Rubens und Guercino in der Komposition 18 Punkte im Kolorit erreichen Giorgione und Tizian Maler mit einer niedrigen Wertung mit Ausnahme vom Kolorit waren Bellini Palma il Vecchio und Michelangelo Caravaggio welch letzterem er 16 Punkte im Kolorit und 0 Punkte im Ausdruck zuteilt Kunstler die hinter Rubens und Raffael zuruckfielen aber deren Ausgewogenheit zwischen Kolorit und Zeichnung perfekt war waren nach Meinung von de Piles Lucas van Leyden Guercino Sebastien Bourdon und Albrecht Durer Die hochsten Wertungen im Kolorit erreichen die Venezianer und die barocken Flamen von Giorgione und Tizian 18 uber Veronese und Tintoretto 16 bis zu Rubens Van Dyck und Rembrandt 17 Roger de Piles listet die Maler in alphabetischer Reihenfolge auf Es gibt am Ende der Tabelle keine Summe der Gesamtqualitat der einzelnen Kunstler Er wollte keine Rangfolge der Kunstler kreieren Die Addition uberlasst er dem Leser Wertungstabelle BearbeitenDie komplette Tabelle wird aufgefuhrt in Manlio Brusatin Histoire des couleurs Paris Flammarion 1986 S 103 104 2 reproduziert von Elisabeth G Holt Literary Sources of Art History Princeton Princeton University Press 1947 S 415 416 Pittore Composizione Disegno Colore EspressioneAndrea del Sarto 12 16 9 8Federico Barocci 14 15 6 10Jacopo Bassano 6 8 17 0Giovanni Bellini 4 6 14 0Sebastien Bourdon 10 8 8 4Charles Le Brun 16 16 8 16I Carracci 15 17 13 13Cavalier d Arpino 10 10 6 2Correggio 13 13 15 12Daniele da Volterra 12 15 5 8Abraham van Diepenbeeck 11 10 14 6Il Domenichino 15 17 9 17Albrecht Durer 8 10 10 8Giorgione 8 9 18 4Giovanni da Udine 10 8 16 3Giulio Romano 15 16 4 14Guercino 18 10 10 4Guido Reni x 13 9 12Holbein 9 10 16 3Jacob Jordaens 10 8 16 6Lucas Jordaens 13 12 9 6Giovanni Lanfranco 14 13 10 5Leonardo da Vinci 15 16 4 14Lucas van Leyden 8 6 6 4Michelangelo 8 17 4 8Caravaggio 6 6 16 0Murillo 6 8 15 4Otho Venius 13 14 10 10Palma il Vecchio 5 6 16 0Palma il Giovane 12 9 14 6Il Parmigianino 10 15 6 6Gianfrancesco Penni 0 15 8 0Perin del Vaga 15 16 7 6Sebastiano del Piombo 8 13 16 7Primaticcio 15 14 7 10Raffaello 17 18 12 18Rembrandt 15 6 17 12Rubens 18 13 17 17Francesco Salviati 13 15 8 8Eustache Le Sueur 15 15 4 15Teniers 15 12 13 6Pietro Testa 11 15 0 6Tintoretto 15 14 16 4Tiziano 12 15 18 6Van Dyck 15 10 17 13Vanius 15 15 12 13Veronese 15 10 16 3Taddeo Zuccari 13 14 10 9Federico Zuccari 10 10 8 8Werke BearbeitenDe Arte Graphica 1668 Ubersetzt vom Lateinischen ins Franzosische von Charles Alphonse Du Fresnoy mit erganzenden Kommentaren von Roger de Piles Cours de Peinture par Principes compose par M de Piles Paris chez Jacques Estienne 1708 A Amsterdam et a Leipzig chez Arkstee amp Merkus 1766 Elements de peinture pratique Amsterdam Leipzig Arkstee amp Merkus 1776 Celebre traite de peinture edition entierement refondue amp augmentee considerablement par Charles Antoine Jombert Dialogue sur le coloris 1673 Le Cabinet de Monseigneur le Duc de Richelieu 1676 Lettre d un francais a un gentilhomme flamand 1676 La Vie de Rubens 1681 L Abrege de la vie des peintres 1699 ein Werk in sieben Banden mit Biografien von Malern Digitalisat Abrege de la vie des peintres avec des reflexions sur leurs ouvrages Seconde edition revue amp corrigee par l auteur avec un abrege de sa vie amp plusieurs autres additions 1699 Paris Jacques Estienne 1715 Digitalisat der dt Ausgabe 1714 Quellen BearbeitenLes Premiers Elemens de la peinture pratique enrichis de figures de proportion mesurees sur l antique desinees amp gravees par Jean Baptiste Corneille peintre de l Academie Royale Paris Nicolas Langlois 1684 Abrege d Anatomie accommode aux Arts de Peinture et de Sculpture Et mis dans un ordre nouveau dont la methode est tres facile amp debarasse de toutes le difficultez amp choses inutiles qui ont toujours este un grand obstacle aux Peintres pour arriver a la perfection de leur Art par Francois Tortebat peintre du Roy dans son Academie Royale de Peinture amp de Sculpture 1667 Jean Mariette Paris 1733 Paris Chez J B Crepy 1760 1765 Bonnard et Jombert Les gravures realisees en 1668 sont des ecorches et des squelettes dans des poses des plus artistiques Les figures sont d apres celles que le Titien avoit dessinees pour le Livre de Vesale Recueil de divers ouvrages sur la peinture et le coloris Paris 1755 Cellot amp Jombert Amsterdam 1767 und 1775 3 Literatur BearbeitenAlbert Dresdner Die Entstehung der Kunstkritik Munchen 1915 Leon Mirot Roger de Piles Peintre amateur critique Membre de l Academie de Peinture 1635 1709 Jean Schemit Paris 1924 Hans Fegers Das politische Bewusstsein in der franzosischen Kunstlehre des 17 Jahrhunderts Diss Heidelberg 1937 Mainz 1943 Susanne Heiland La balance des peintres aus Festschrift Johannes Jahn zum XXII November MCMLVII Leipzig 1958 S 237 245 Bernard Teyssedre Roger de Piles et les debats sur le coloris au siecle de Louis XIV La bibliotheque des arts Paris 1965 Caecilie Weissert Roger de Piles The Concept of Grace and The Secrets of Art in Quid est secretum On the Visual Representation of Mystery and Secrecy in Early Modern Europe 1500 1700 hg v Walter S Melion Agnes Guiderdoni Ralph Dekoninck Leiden Boston 2020 297 426 Hinweis BearbeitenDer Streit um die FarbeEinzelnachweise Bearbeiten vgl Ministre plenipotentiaire Musee d Art et d Histoire Romain Rolland Julius von Schlosser Die Kunstliteratur 2 Auflage Anton Schroll amp Co Wien 1985 S 556 Normdaten Person GND 118792180 lobid OGND AKS LCCN n50009864 VIAF 29543884 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Piles Roger deKURZBESCHREIBUNG franzosischer Maler Graveur Kunstkritiker und DiplomatGEBURTSDATUM 7 Oktober 1635GEBURTSORT Clamecy Nivernais FrankreichSTERBEDATUM 5 April 1709STERBEORT Paris Frankreich Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Roger de Piles amp oldid 226104946