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Nicolas Boileau alias Despreaux oder Boileau Despreaux 1 November 1636 in Paris 13 Marz 1711 ebenda war ein franzosischer Autor Boileau wurde lange Zeit uneingeschrankt zu den grossen franzosischen Klassikern gerechnet was spater von einer Literaturgeschichte die nur schriftliche Zeugnisse gelten liess relativiert wurde Zu seiner Zeit jedoch wurde seine Qualitat als Vortragskunstler nicht grundsatzlich von seiner Eigenschaft als Literat unterschieden Nicolas Boileau Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Werk 2 Literatur 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseLeben und Werk BearbeitenBoileau wie er im Deutschen in der Regel genannt wird wurde als funfzehntes Kind aus der zweiten Ehe seines Vaters eines burgerlichen Pariser Juristen geboren der jedoch stolz auf adelige Vorfahren verwies Mit anderthalb Jahren verlor er seine Mutter Er war ein kranklicher Junge den eine ungeschickte Entfernung von Blasensteinen zudem impotent machte So liess er sich noch vor dem Ende seiner Schulzeit im College de Beauvais das wie auch das vorher von ihm besuchte College d Harcourt dem Jansenismus nahestand die niederen Weihen erteilen Nach kurzen Theologiestudien sattelte er jedoch 1652 auf Jura um und erhielt 1656 die Zulassung als Anwalt 1657 starb sein Vater Boileau erbte und musste nie mehr berufstatig sein Da er schon seit langerem Verse verfasste verlegte er sich nun ganz auf die Literatur und liess sich von seinem alteren Bruder Gilles der ebenfalls schrieb und 1659 mit 28 in die Academie francaise aufgenommen wurde aber schon mit 38 starb in schongeistige Zirkel einfuhren Hier lernte er so gut wie alle Pariser Autoren der Zeit kennen d h der Jahre auf die man spater den Beginn der franzosischen Klassik datieren wird Er mischte sich ein in ihre Querelen und befreundete sich mit einigen angehenden Erfolgsautoren den alteren Jean de La Fontaine und Moliere sowie vor allem dem nur wenig jungeren Jean Racine nbsp Les SatiresEr selbst debutierte 1661 unter dem ihn von Bruder Gilles unterscheidenden Namen Despreaux mit einer so witzigen wie spottischen Verssatire der er in den nachsten sieben Jahren acht weitere folgen liess Gegenstand dieser Texte die sich an antike Horaz und Juvenal und zeitgenossische Vorbilder u a Bruder Gilles anlehnten war vor allem die Welt der Pariser Salons und der sie frequentierenden Schongeister und Literaten deren Manien und Eitelkeiten Boileau genusslich aufspiesste literarische Gegner durchaus auch beim Namen nennend Nur Satire VI Les embarras de Paris 1664 die drastisch und humorvoll die Misshelligkeiten des Alltags im larmerfullten dreckigen und ubervolkerten Paris der Zeit darstellt hat ein realeres Sujet Angesichts seiner Erfolge als Vortragskunstler der auf Abendgesellschaften seine Texte effektvoll und standig aktualisiert darzubieten verstand unterliess Boileau es lange Zeit sie drucken zu lassen Als 1666 ein Raubdruck mit sechs Satiren erschien stellte er sich geradezu emport und erklarte ihn fur unauthentisch 1668 nach Satire IX der erst gegen 1700 noch drei weitere folgten versuchte er sein Image als Enfant terrible des Pariser Literaturbetriebs abzustreifen und wechselte von der aggressiven Satire zu moralisierenden und philosophierenden Versepisteln epitres Die erste verherrlichte Ludwig XIV der gerade im sog Devolutionskrieg gegen die spanische Krone die Franche Comte besetzen und Teile Flanderns erobern lassen hatte 1669 durfte er dem Konig die Epistel vortragen erhielt die hubsche Pension von 2000 Livres jahrlich zugewiesen und reihte sich in den Kreis der quasi staatstragenden Literaten ein die sich um Minister Colbert scharten Seine kritische Beschaftigung mit vielen Autoren der Zeit und seine Abneigung gegen sprachliche Ubertreibungen und Formverwilderung der Renaissance hatte ihn immer wieder zu grundsatzlicheren Uberlegungen gefuhrt bei denen die Poetik des klassisch lateinischen Dichters Horaz einen wichtigen Bezugspunkt fur ihn bildete Daruber hinaus hatte er im Nachlass seines 1669 verstorbenen Bruders Gilles eine von diesem begonnene Ubertragung einer antiken Poetik des sog Pseudo Longinus gefunden fertiggestellt und als Traite sur le sublime publiziert 1674 Aus diesen literartheoretischen Interessen ging 1669 1674 eine als Versepistel in vier Gesangen verfasste Poetik hervor L Art poetique Hierin definiert Boileau die Rolle und Aufgabe des Autors fordert die Einhaltung allgemeiner Vorgaben wie vraisemblance Realitatsadaquatheit oder bienseance moralische Akzeptierbarkeit und kodifiziert die diversen lyrischen und dramatischen Genera sowie das Epos Den Roman berucksichtigt er nicht ihn hatte er schon 1668 in seinem Dialogue des heros de roman als unserios abqualifiziert Boileau hatte Gluck mit seinem Art poetique Dank des langandauernden Erfolgs der Autoren gemass deren Dichtungspraxis er seine Theorien formulierte u a die befreundeten La Fontaine Moliere und vor allem Racine wurde sein Werk auch selbst zu einem massgeblichen klassischen Text Spateren Generationen galt es als ein Inbegriff der Regelpoetik Die Poetik soll darauf zielen das von der Vernunft fassbare Schone auszudrucken 1674 liess er unter dem Titel Œuvres diverses du sieur D eine Sammelausgabe drucken die neben dem kurzlich vollendeten Art poetique die neun fertigen nachtraglich wohl etwas abgemilderten Satiren und vier Episteln enthielt sowie die Gesange I IV eines noch nicht abgeschlossenen heroisch komischen Epos Le Lutrin das Notenpult worin er in Gestalt einer burlesken Epenparodie die ihm wohlbekannte Welt der Pariser Stiftsherren karikiert Im Ersten Gesang fordert er dass der Reim sich dem Zwang der Vernunft beugen musse er sei ein Sklave und musse gebandigt werden sonst neige er zum Aufruhr Im Dritten Gesang erneuert er die Forderung nach der Einhaltung der drei Einheiten des Ortes der Zeit und der Handlung auf der Buhne womit er die angeblichen Forderungen der aristotelischen Poetik als Norm des klassischen franzosischen Dramas etablierte Scharf kritisiert er Lope de Vega der seine Helden im ersten Akt als Kind im letzten als Greis darstelle Der Handlung sei ein fester Ort beschert Ein Reimer lasst sorglos jenseits der Pyrenaen An einem Tag im Spiel viel Jahr vorubergehen Doch wir die die Vernunft an Regeln bindet Wir wollen dass mit Kunst die Handlung sich verbundet An einem Ort und Tag von einer Tat das Bild Sei das Theater bis zum Ende angefullt Nicolas Boileau Art poetique Dichtkunst 1 Hinfort verwaltete er nicht mehr viel schreibend geschickt seine Position als anerkannter Sachwalter des guten literarischen Geschmacks und verkehrte den angeblichen Adel seiner Familie herauskehrend in besten Pariser Kreisen sowie am Hof 1676 wurde er zusammen mit Racine sogar zum Historiographe du Roi ernannt d h zum offiziellen Chronisten der inzwischen zahlreichen Feldzuge Konig Ludwigs Seine und Racines Aufzeichnungen gingen spater allerdings bei einem Brand verloren 1683 brachte Boileau eine um vier Episteln und die letzten zwei Gesange des Lutrin vermehrte zweite Ausgabe seiner Werke heraus Im selben Jahr wurde er in die Academie des inscriptions et belles lettres aufgenommen 2 1684 wurde er mit etwas Nachhilfe von Ludwig denn naturlich hatte er mit seinen Kritiken viele Literatenkollegen verargert in die Academie Francaise gewahlt Der Erwerb eines Landhauses bei Auteuil konsekrierte seine erfreuliche Situation Als 1687 Charles Perrault in der Academie seinen Vers Traktat Le Siecle de Louis XIV vorlas worin er die Uberlegenheit seiner eigenen Epoche uber die bis dahin in allem als vorbildhaft geltende klassische Antike postuliert gehorte Boileau zu den Wortfuhrern der Traditionalisten die Perrault attackierten und damit den beruhmten Literatenstreit der Querelle des Anciens et des Modernes auslosten Schon 1694 jedoch versohnte er sich offentlich mit Perrault denn dessen Vorstellung von der Uberlegenheit der Neuzeit begann sich durchzusetzen und Allgemeingut zu werden Zu einem kleineren Schlagabtausch unter seinen Gesinnungsgenossen und Gegnern fuhrte 1692 seine frauenfeindliche Satire X Contre les femmes 1694 in der er der mit Impotenz Geschlagene wohl auch personliche Ressentiments verarbeitet hatte Nachdem Boileau sich ahnlich wie Racine in den spaten 80er und den 90er Jahren erst heimlich und dann offen dem rigoristisch frommen Jansenismus seiner Jugend wieder angenahert hatte zog er sich mehr und mehr in seine kleine Wohnung im Stift von Notre Dame zuruck wo er schon seit vielen Jahren lebte Die Veroffentlichung einer letzten Verssatire in der er indirekt die Jesuiten jene Intimfeinde der Jansenisten angreift wurde ihm 1705 vom Konig untersagt Schon seit langerem krank und verbittert starb er einige Jahre vor seinem etwa gleichaltrigem Ex Protektor und Konig Ludwig XIV 1638 1715 Literatur BearbeitenEmile Magne Bibliographie generale des oeuvres de Nicolas Boileau Despreaux et de Gilles et Jacques Boileau suivie des Luttes de Boileau Essai bibliographique et litteraire 2 Bande Paris 1929 Digitalisat Band 1 Band 2 Weblinks Bearbeiten nbsp Wikisource Nicolas Boileau Quellen und Volltexte franzosisch nbsp Wikiquote Nicolas Boileau Zitate nbsp Commons Nicolas Boileau Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Nicolas Boileau im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Werke von und uber Nicolas Boileau in der Deutschen Digitalen Bibliothek Artikel in Namen Titel und Daten der franz Literatur Hauptquelle Boileau Discours sur l ode 1693 im Projekt Lyriktheorie Nicolas Boileau eine Buste von Francois Girardon Kurzbiografie und Werkliste der Academie francaise franzosisch Biblioweb Biografie Bibliografie Memento vom 26 August 2006 im Internet Archive franzosisch Aufsatze zu Boileau von Ulrich Schulz Buschhaus Das Aufsatzwerk Oleg Jurjew Liebediener und Schmeichlersohne In Der Tagesspiegel Berlin Jurjews KlassikerEinzelnachweise Bearbeiten Zit nach Karl Voss Wege der franzosischen Literatur Berlin 1965 S 92 Mitglieder seit 1663 Academie des Inscriptions et Belles Lettres archiviert vom Original am 19 Januar 2022 abgerufen am 26 Dezember 2020 franzosisch Normdaten Person GND 118512986 lobid OGND AKS LCCN n83056477 NDL 00463472 VIAF 299253454 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Boileau NicolasALTERNATIVNAMEN Despreaux Bolieau Despreaux NicolasKURZBESCHREIBUNG franzosischer SchriftstellerGEBURTSDATUM 1 November 1636GEBURTSORT ParisSTERBEDATUM 13 Marz 1711STERBEORT Paris Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Nicolas Boileau amp oldid 238302994