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Die Burleske von ital burla Scherz Spass burlesco scherzhaft ist im Theater eine derbe Komodie ahnlich dem Schwank in der Literatur auch ein grob komischer Roman und in der Musik auch als Bourlesca bezeichnet ein heiteres Instrumentalstuck Inhaltsverzeichnis 1 Begriffsgeschichte 2 Theaterformen 3 Vereinigtes Konigreich und Vereinigte Staaten 4 Musik 5 Siehe auch 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseBegriffsgeschichte BearbeitenDas Adjektiv burlesk wird seit Mitte des 16 Jahrhunderts in Italien als literarische Bezeichnung fur eine neue Stilart des zotigen Spotts verwendet Francesco Berni Opere burlesche 1552 In Frankreich bezeichnet der Begriff Werke von Paul Scarron wie dessen burleske Aeneis Parodie Le Virgile travesti 1648 52 Original von Vergil bis Pierre Carlet de Marivaux und wird charakteristisch fur die Epen Parodie in der Erhabenes skurril in Alltagliches verwandelt wird Scarron parodiert in seinem unvollendeten Roman comique 2 Bde 1651 und 1657 auch den franzosischen heroisch galanten Roman des 17 Jahrhunderts im Stil der Scudery Der burleske Stil drang im 17 Jahrhundert nach England Der Begriff wurde in Deutschland zuerst 1682 von dem Universalgelehrten Daniel Georg Morhof genutzt und als Form des relativierenden und travestierenden Komischen ohne satirische Absicht gedeutet 1 Im 18 Jahrhundert wurde er von deutschen Literaturkritikern so von Gottsched in kritischer Absicht fur die Commedia dell arte oder von Karl Friedrich Flogel in seiner Komiktheorie ab dem 19 Jahrhundert von Autoren selbst gebraucht Heinrich Schneegans definierte das Burleske als eine frivole Kunstform durch die etwas bekanntes Erhabenes ohne satirische oder kritische Absicht boshaft herabgesetzt so wie es in den bekannten Parodien und Travestien antiker Kunstwerke oder christlicher Rituale erfolgt Um uber eine Burleske lachen zu konnen musse man das erhabene Urbild freilich kennen 2 Michail Bachtin sieht in der Profanisierung des Erhabenen in aus der Antike und dem Mittelalter uberlieferten Ritualen der Degradierung und des Verlachens der Gottheit eine Quelle der karnevalistischen Lachkultur 3 In der Literatur mit Ausnahme des Theaters gilt die Burleske nicht als Genre sondern als Stilform Thomas Stauder grenzt sie insofern von der Travestie ab als sie sich nicht auf ein konkretes literarisches Vorbild bezieht 4 Theaterformen BearbeitenDie Burleske ist eine Theaterform der einfachen Leute und zeichnet sich durch groteske Komik und vulgare Sprache Dialekt Soziolekt aus Dies kann anarchische Freude an der Regelverletzung zeigen oder moralisierende Absichten haben ist hauptsachlich im Volkstheater beheimatet und ihre Figuren entstammten bis zum 17 Jahrhundert vor allem den niederen Gesellschaftsschichten Antike Vorlaufer der Burleske lassen sich in den Komodien von Aristophanes und in spatromischen Komodien wie denjenigen von Plautus erblicken Das Fastnachtspiel begrundete seit dem Spatmittelalter eine neue Art theatralischer Komik die von Laienschauspielern realisiert wurde Deutschsprachige Burlesken in Renaissance und Barock verfassten Johann Fischart und Abraham a Sancta Clara sie waren zum Lesen bestimmte Literaturprodukte Fur das englische elisabethanische Theater um 1600 schrieb John Fletcher Burlesken Im 18 Jahrhundert parodierte Paul Scarron die spanischen Mantel und Degen Komodien In burlesken Parodien wurden zunehmend die Herrschenden verspottet wie mit John Gays The Beggar s Opera 1728 Die Commedia dell arte war eine professionelle Form des Theaterspiels und brauchte die literarischen Vorlagen als Material fur burleske Improvisationen Italienische und englische Wanderbuhnen standen seit dem 17 Jahrhundert in Konkurrenz zueinander Im Tanz gab es das Burleske als Repertoire von Stellungen und Bewegungen das sich zum Charaktertanz und zur Pantomime entwickelte Die Commedia dell arte wurde im 18 Jahrhundert von Carlo Gozzi und Carlo Goldoni neu belebt literarisiert und verfeinert Verwandte Gattungen im 19 und 20 Jahrhundert sind die Posse das grobere Lustspiel die Farce und der Schwank sowie die franzosische Operette Als Untertitel wird Burleske manchmal verwendet um den gangigen Gattungsbezeichnungen Komodie Posse oder Schwank auszuweichen So etwa mit Die schlimmen Buben in der Schule Burleske mit Gesang von Johann Nestroy Erstauffuhrung 1847 oder Biedermann und die Brandstifter Burleske von Max Frisch Erstauffuhrung 1958 Vereinigtes Konigreich und Vereinigte Staaten BearbeitenIm Vereinigten Konigreich entwickelte sich zu Beginn des 19 Jahrhunderts die Burlesque Show als eine Art Posse oder Pantomime mit Musik Autoren waren James Planche und Henry James Byron der seine Stucke im Strand Theatre produzierte Diese Produktionen waren manchmal betont vulgar um sich dem Programm der vornehmen Londoner Theater entgegenzustellen In den Vereinigten Staaten entwickelte sich die Burlesque im 20 Jahrhundert aus den anzuglichen Tanzen im Vaudeville Der Striptease und die New Burlesque haben ihre Wurzeln teilweise in der Burlesque Eine der bekanntesten Burlesque Kunstlerinnen der Gegenwart ist Dita Von Teese Musik BearbeitenDie Burleske oder Bourlesca in der Musik bezeichnet ein heiteres oder ubermutiges Instrumentalstuck Der Begriff wurde aus der Literatur und Buhnenkunst ubernommen und diente seit etwa 1700 5 als Charakterbezeichnung fur einzelne Satze oder Kompositionen Oft ist sie ursprunglich mit Tanz verbunden oder weist auf ein tanzerisches Sujet hin Beispiele einzelner Satz Burlesca in Partita No 3 in a Moll fur Klavier BWV 827 von Johann Sebastian Bach Rondo Burleske 3 Satz der 9 Sinfonie von Gustav Mahler Burlesque Allegro con brio Presto 4 Satz des Konzerts fur Violine und Orchester Nr 1 Op 77 von Dmitri Schostakowitschselbststandige Komposition Burleske fur Klavier und Orchester von Richard Strauss Sechs Burlesken op 58 fur Klavier zu vier Handen von Max Reger Drei Burlesken Op 8c fur Klavier von Bela Bartok Petruschka Burleske in 4 Bildern von Igor Strawinsky und Alexandre Benois Burleske fur Blaserquintett op 76b von Bertold Hummel Sinfonia Burlesca von Leopold Mozart Sinfonische Burlesken von Georg TrexlerSiehe auch BearbeitenGroteske Travestie Literatur Literatur BearbeitenKarl Friedrich Flogel Geschichte des Burlesken Leipzig 1794 Hanns Heiss Blute und Niedergang der franzosischen burlesken Modedichtung des XVII Jahrhunderts Erlangen 1905 Heinrich Schneegans Geschichte der grotesken Satire Strassburg 1894 Reprint De Gruyter 2019 Dieter Werner Das Burleske Versuch einer literaturwissenschaftlichen Begriffsbestimmung Diss FU Berlin 1968 Weblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Burleske Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Burleske In Duden Online Worterbuch Bibliographisches Institut GmbH DudenverlagEinzelnachweise Bearbeiten Werner 1968 S 101 Schneegans 1894 S 18 ff 28 33 ff Michail Bachtin Rabelais und seine Welt Frankfurt 1985 S 61 121 ff Thomas Stauder Die literarische Travestie Frankfurt am Main u a 1993 S 38f Adalbert Quadt Gitarrenmusik des 16 18 Jahrhunderts Nach Tabulaturen hrsg von Adalbert Quadt Band 1 4 Deutscher Verlag fur Musik Leipzig 1970 ff 2 Auflage ebenda 1975 1984 Band 3 S 23 und 61 Normdaten Sachbegriff GND 4192524 5 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Burleske amp oldid 236893155