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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig Fur weitere Bedeutungen siehe Pantomime Begriffsklarung Die Pantomime von altgriechisch pantomῑmos pantomimos wortlich alles nachahmend ist eine Form der darstellenden Kunst Nach modernem Verstandnis handelt es sich um korperlichen Ausdruck also Mimik und Gestik ohne Worte Ein Kunstler der diese Form der Darstellung praktiziert wird ebenfalls Pantomime genannt der Pantomime weibliche Form die Pantomimin Ausserungen von Menschen die sich nicht mit Worten ausdrucken konnen oder wollen werden als pantomimisch bezeichnet Ein PantomimeIm Lauf der Geschichte werden recht unterschiedliche Kunstformen unter diesem Namen verstanden Der antike Pantomimus war eine Art Tanz Die erhaltenen Quellen erlauben es jedoch nicht ihn exakt zu rekonstruieren Die in der Neuzeit als Pantomime bezeichneten Arten der Darstellung haben damit zu tun dass das Drama bis zum 20 Jahrhundert als hochste Gattung der darstellenden Kunst betrachtet wurde und sich Darstellungsformen die nicht in erster Linie literarisch waren wie Tanz Artistik oder auch Musik um die Darstellung von Handlungen oder zumindest um ein bildhaftes oder allegorisches Motto bemuhten Daraus entstanden zahlreiche Mischformen von Kunsten die nicht auf dem Wort beruhen und daher auch nicht der Theaterzensur unterworfen waren wie die literarischen Dramen Die Musik loste sich schon seit dem 18 Jahrhundert vom Anspruch Handlungen abzubilden Tanz und Artistik folgten im spateren 19 Jahrhundert nach Programmmusik Handlungsballette und Zirkuspantomimen existieren aber vor allem in ihren popularen Ausformungen bis heute Darbietungen von Clowns enthalten pantomimische Elemente Als Gegenbewegung zum Ursprung der Pantomime aus Tanz und Zirkusartistik den man noch im Stummfilm erkennt der eine enge Verbindung zu den Variete oder Vaudeville Nummern seiner Zeit hatte hat sich eine karge aufs Wesentliche beschrankte autonome Pantomime als moderne Kunstform entwickelt Gelegentlich wird diese Pantomime mit anderen Theaterformen verbunden zum Beispiel beim Schwarzen Theater seltener auch im Schwarzlichttheater Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Ursprunge 1 2 18 Jahrhundert 1 2 1 Asthetische Vorstellungen 1 2 2 London und Paris 1 3 19 Jahrhundert 1 3 1 Pantomime und Volkstheater 1 3 2 Pantomime und Malerei 1 3 3 Pantomime und Sport 1 3 4 Pariser Boulevardtheater 1 4 20 Jahrhundert 1 4 1 Popularkultur und Avantgarden 1 4 2 Decroux und die folgende Generation 1 4 3 Kunstler die mit der Pantomime begannen und neue Wege gingen 1 4 4 Grundlagen und Technik nach Jean Soubeyran 1 5 Aktuelle Situation 2 Weitere vorher nicht genannte beruhmte Pantomimen 3 Zeitgenossische Pantomimen 4 Pantomime als Gesellschaftsspiel 5 Siehe auch 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenUrsprunge Bearbeiten Pierrot Pagliaccio um 1600Im Theater der romischen Antike war der Pantomimus eine Art virtuoser Solotanzer Die romische Pantomime war weit verbreitet bis das Christentum alle Formen offentlicher Auffuhrungen verbot Seit der Neuzeit wurde immer wieder versucht verschiedenste Theaterformen durch Berufung auf die Antike zu rechtfertigen Mit der Commedia dell arte dem italienischen Stegreiftheater der Renaissance entstand seit dem 16 Jahrhundert eine neuzeitliche Form der Pantomime die sich uber den Umweg der europaischen Metropole Paris auf der ganzen westlichen Welt verbreitete Wenngleich hier Sprache verwendet wurde hatten nicht nur Masken wie die Figuren des Pagliaccio oder Pedrolino wird zu Pierrot oder des Arlecchino wird zu Harlekin Einfluss auf die spatere Pantomime sondern das Bewegungsrepertoire das zu diesen Typen gehorte mitsamt den improvisierten Lazzi Mit dem Begriff der Pantomime verbunden ist die Vorstellung einer allgemeinen Verstandlichkeit uber Sprachgrenzen und Standesgrenzen hinweg In diesem Sinne hatten auch die englischen Wanderschauspieler die Kontinentaleuropa seit etwa 1600 bereisten ohne die Sprachen in den von ihnen besuchten Landern zu beherrschen Anteil an ihrer Entwicklung Sie nahmen Einflusse der Commedia dell arte auf 18 Jahrhundert Bearbeiten Als populares Gegenstuck zum hofischen Ballett wurde im 18 Jahrhundert eine getanzte Form der Commedia dell arte ublich die man Pantomime nannte Uberall in Europa gab es Tanzkompanien die diese sehr musikbetonten Stucke oft mit vielen Kostumwechseln und Verwandlungen auf der Buhne prasentierten Im Pariser Jahrmarktstheater entstand die stumme Pantomime weil die offiziellen Pariser Theater aus Angst vor der wirtschaftlichen Konkurrenz dieser modischen Spielstatten zeitweise ein Textverbot fur sie durchsetzen konnten Die Comedie Francaise die im Kern noch das Theater Repertoire der franzosischen Klassik auffuhrte und ein Theater des franzosischen Hofstaats war wachte eifersuchtig uber ihr Privileg auf das gesprochene Wort auf der Buhne So kam die Pantomime in den Ruf eine Kunst der Machtlosen und Ungebildeten zu sein Asthetische Vorstellungen Bearbeiten In der Asthetik des 18 Jahrhunderts in einer gehobeneren gesellschaftlichen Sphare hatte die Pantomime eine andere Funktion Sie sollte nach dem Tod des tanzenden Konigs Ludwig XIV 1715 die zunehmende Loslosung von den franzosischen Hofsitten rechtfertigen die Tanz und Theater instrumentalisierten Sie symbolisierte eine Bewegung ohne Benimm dich Regeln Die Befreiung von den regularen Schritten des Gesellschaftstanzes vom einengenden Korsett des Operngesangs von den Posen und Deklamationsregeln der tragischen Schauspieler all das wurde mit Vorliebe Pantomime genannt die als Vision grenzenloser Freiheit Wahrheit und Naturlichkeit erschien und sich zudem noch auf die Antike abstutzen liess Von Jean Baptiste Dubos Reflexions critiques sur la poesie et la peinture 1719 uber Denis Diderot De la poesie dramatique 1758 bis Johann Georg Sulzer Allgemeine Theorie der Schonen Kunste 1771 gibt es zahlreiche Ausserungen in die Richtung dass die Pantomime den Menschen zur Natur hinfuhre Johann Jakob Engel fasste in seinen Ideen zu einer Mimik 1786 manche Tendenzen des Jahrhunderts zusammen Eine Leitidee war der Glaube daran dass die wortlosen Kunste Gestik und Mimik im Unterschied zur wortreichen und manipulierenden Rhetorik das Innere der Seele unverstellt spiegeln Dann waren Gestik und Mimik nach damaliger Vorstellung nicht Kunst sondern Natur Sie waren nicht machbar sondern wurden unwillkurlich aus dem Innern des begnadeten Kunstlers hervorbrechen Der sprachliche Ausdruck war dagegen eher dem Verdacht der Tauschung und Verstellung ausgesetzt Diese Vorstellungen zeigen sich etwa in den pantomimischen Szenen von August von Kotzebues Menschenhass und Reue 1789 Die theoretische Diskussion lasst sich nicht von ihrem gesellschaftlichen und politischen Umfeld trennen Die Pantomime der Jahrmarkte war gerade deshalb in Mode weil sie aus der Gosse kam und ursprunglich gering geschatzt wurde so wie es bis heute bei vielen Tanzen oder Musikstilen der Fall ist London und Paris Bearbeiten In England hingegen war die Glorious Revolution 1688 schon geschehen und die populare Theaterkunst deshalb weiter fortgeschritten als auf dem Kontinent vor der franzosischen Revolution 1789 wo sie mit zahlreichen Einschrankungen zu kampfen hatte Der Ballettmeister John Weaver rechtfertigte tanzerische Innovationen mit seinem Traktat History of the Mimes and Pantomimes 1728 das grosse Ausstrahlung hatte Er wird oft als Begrunder des englischen Balletts und der englischen Pantomime bezeichnet Im Pariser Jahrmarktstheater wurde die Pantomime als Kampf gegen die Privilegien der Hoftheater betrachtet Der franzosische Tanzer und Choreograf Jean Georges Noverre stutzte sich bei seinen Reformen des Hoftanzes unter anderem auf Weaver Er loste durch naturlichere Bewegungen den Buhnentanz vom Gesellschaftstanz und schuf das Handlungsballett ballet en action Aber auch er orientierte sich wohl nicht an der Theorie seiner Zeit sondern an den popularen Pantomimen der Jahrmarkte oder den gastierenden englischen Schauspielern wie David Garrick Das Aufstreben der Pantomime nach der franzosischen Revolution hat vor allem mit der strengen Theaterzensur zu tun die Auffuhrungen ohne Text also ohne die Gefahr politischer Ausserungen stark begunstigte Der Begriff Pantomime wird auch deshalb mit einer subtilen Gesellschaftskritik in Verbindung gebracht 19 Jahrhundert Bearbeiten Pantomime als Nachspiel einer Zirkusveranstaltung 1803Pantomime und Volkstheater Bearbeiten Die Pantomime im sogenannten Volkstheater war noch im 19 Jahrhundert ein Gegenstuck zum hofischen Ballett und wurde in Theatern aufgefuhrt denen keine tragischen Ballette gestattet waren wie dem Theater in der Leopoldstadt Wien siehe Der siegende Amor 1814 Ein wichtiger Pantomimenmeister war etwa Louis Milon am Pariser Theatre de l Ambigu Comique Von dieser Ballett Pantomime stammt die sogenannte englische Pantomime ab die in Joseph Grimaldi dem Erfinder des Clowns einen beruhmten Interpreten hatte Noch bis ins 20 Jahrhundert hinein bildeten Theaterauffuhrungen auch das Kernprogramm der Zirkusse Pantomime und Malerei Bearbeiten Pantomime Pablo Zibes und MalereiEine Verbindung zwischen Malerei und Pantomime hatte bereits Diderot behauptet Dorval et moi 1757 und daraus wurde im 19 Jahrhundert eine eigene Kunstgattung Lebende Bilder und Attituden die sich aus dem Posieren fur Gemalde oder Fotos entwickelten und die etwa Emma Hamilton oder Henriette Hendel Schutz kultivierten wurden mitunter auch Pantomimen genannt Der Rhetoriklehrer Francois Delsarte erforschte und lehrte die naturlichen Korperhaltungen die er fur eine Grundlage jeder sprachlichen Ausserung hielt Das Delsarte System hatte vor allem um 1900 herum grossen Einfluss Pantomime und Sport Bearbeiten Eine enge Verbindung mit der weiteren Entwicklung der Pantomime hatte das Turnen seit Beginn des 19 Jahrhunderts das damals noch mehr theatralische Elemente enthielt als heute Noch der moderne Pantomime Jacques Lecoq hat als Turner begonnen und Jean Gaspard Deburau war ein Meister im Stockkampf Ausserdem gehort das Fechten seit dieser Zeit zu den Fahigkeiten eines Schauspielers Er sollte Standespersonen authentisch darstellen und sich selbst in Ehrenhandeln verteidigen konnen Spater wurde es zwar zur sinnfreien Leibesubung wird aber aus Grunden der Korpererziehung in der Schauspielerausbildung bis heute beibehalten Pariser Boulevardtheater Bearbeiten Jean Gaspard Deburau um 1830Die Boulevardtheater auf dem Pariser Boulevard du Temple durften sprechende und singende Darsteller auf der Buhne nur sehr eingeschrankt verwenden weil sie damit die Privilegien der Pariser Oper und der Comedie Francaise verletzten Das Theatre de la Porte Saint Martin etwa befand sich immer wieder im Kampf mit den Behorden So konnten es die Grotesktanzer wie die komischen Tanzer damals genannt wurden mit den fuhrenden Darstellern aus Oper und Schauspiel aufnehmen Charles Francois Mazurier im Porte Saint Martin oder Jean Baptiste Auriol im Cirque Olympique waren die Stars von Buhne und Manege Deburau auf dem Boulevard du Temple gilt dagegen als Erfinder der modernen feinen und poetischen Pariser Pantomime die grosse Beachtung in der Franzosischen Romantik fand Er schuf die Figur des poetischen melancholischen Pierrot Er durfte auf der Buhne nicht sprechen weil das Theatre des Funambules keine Lizenz dazu besass Dem Kunstler Deburau wurde 1945 in Marcel Carnes Film Kinder des Olymp in der Darstellung von Jean Louis Barrault ein Denkmal gesetzt Das Melodram in jener Zeit enthalt oft pantomimische Hauptrollen zum Beispiel Der Hund des Aubry 1814 oder Die Waise und der Morder 1816 Yelva die russische Waise 1828 Auf die Oper ubertragen wurde dieses Prinzip in Die Stumme von Portici 1828 in der die stumme Figur sozialkritische Sprengkraft besass was sich in der belgischen Revolution von 1830 bestatigte Ein stummes Wesen schien nicht Theater zu spielen sondern unverstellt und naturlich zu sein Die stumme Rolle als sympathische und hilflose Figur hat sich bis zum modernen Filmmelodram erhalten 20 Jahrhundert Bearbeiten Popularkultur und Avantgarden Bearbeiten Artisten Karrieren wie die von Carl Godlewski zeigen dass auch nach 1900 die Grenzen zwischen Pantomime Zirkusakrobatik und Tanz fliessend waren selbst auf hochstem Niveau Dies erschien manchen Kunstlern jedoch unbefriedigend Die Pantomime des 20 Jahrhunderts die auf Etienne Decroux zuruckgeht auch er gehorte zu den Darstellern in Kinder des Olymp ist nicht nur von der Kleinkunst der Music Hall und von den Schauspieltechniken im Stummfilm beeinflusst sondern auch von Reformversuchen des Balletttanzes die bei Francois Delsarte siehe auch das 19 Jahrhundert ihren Anfang nehmen und in den sogenannten Ausdruckstanz von Emil Jaques Dalcroze oder Rudolf von Laban munden Labans Bewegungsexperimente auf dem Monte Verita haben eine weite Beachtung gefunden So formte sich bis nach dem Ersten Weltkrieg eine Art des Bewegungstheaters das weder Ballett noch Gesellschaftstanz war Decroux und die folgende Generation Bearbeiten Jean und Brigitte Soubeyran in Im Zirkus Pantomime 1950er JahreEtienne Decroux ging bei Charles Dullin in die Lehre jedoch wandte er sich von der Pantomime ab und grundete sein eigenes Schema das er die bewegte Statue nannte bzw im Franzosischen mime statuaire 1 Mit dieser neuen Ausdrucksmoglichkeit wollte Decroux sich von den bisherigen Praktiken distanzieren und den Korper als blosses Material von der Last der Fabel Erzahlung und der Rollenpsychologie befreien 2 Der Korper sollte alleiniges Instrument szenischer Gestaltung werden 3 Paul Portner schrieb dazu Der Ausgangspunkt dieser neuen Mimen Schule war die Befreiung des Schauspielers von der naturalistischen Uberladenheit mit Kostum Requisiten und eine Bewusstmachung der wesentlichen Ausdrucksmittel der Haltung und Geste des korperlichen Mimens statt nur der auf das Gesicht beschrankten Mimik 4 Handlungs und Erzahldramaturgien waren fur die Arbeit von Decroux nebensachlich Der Aspekt dass die Geste quasi analog zu Worten sei war Decroux zuwider So schrieb er Der Darsteller soll technisch und formal in den Stand versetzt werden seinen Leib nur als Werk zu prasentieren ohne sich selbst in ihm zu zeigen 3 Um dies auch tatsachlich umsetzen zu konnen hatte Decroux zwei weitere Forschungsgebiete die Bewegungsisolation und das Gleichgewicht als technisch formale gymnastische Anforderung Decroux erklarte den vom Tanzerischen und Artistischen weitgehend gereinigten mime pur zur Grundform der Pantomime siehe auch Mime corporel dramatique und grundete in den 1930er Jahren die erste Pantomimenschule in Paris Zu seinen Schulern gehorten Jean Louis Barrault der die Pantomime ins Schauspiel integrierte und Marcel Marceau der sie im Laufe seiner Karriere immer mehr zu einer Soloauftrittskultur perfektionierte Decroux Auffassungen deckten sich mit Bestrebungen mancher Theaterreformer nach dem Ersten Weltkrieg wie zum Beispiel Max Reinhardt Bertolt Brecht und Meyerhold die auch das Schauspiel auf einen klaren korperlichen Ausdruck reduzierten der nicht naturalistisch sondern stilisiert sein sollte Neue Ideen fur die Pantomime kamen von den asiatischen Martial arts Kunstler die mit der Pantomime begannen und neue Wege gingen Bearbeiten Um Lecoq und seine Theorien besser verstehen zu konnen ist es wichtig zu erfahren wo er begann und wer sich zu dieser Zeit ebenfalls mit Ausdrucksformen des Korpers auseinandersetzte Die zwei Theoretiker die hier hinzugezogen werden sollen sind Marcel Marceau und Etienne Decroux An diesen beiden Kunstlern ist interessant dass Lecoq und seine Ideen genau in der Mitte zwischen den beiden Mannern Marceau und Decroux anzusiedeln sind Allen ist gemein dass die Basis ihrer Arbeit die Pantomime war Wahrend Marceau bestrebt war eine reine Pantomime zu schaffen wollte Decroux eine vollig neue revolutionare Ausdrucksform des Korpers schaffen die sich klar vor allem von der Pantomime distanzieren wollte was insofern interessant ist da Decroux wie Marceau bei Dullin seine Ausbildung gemacht hatte Lecoq wiederum bezog sich in seinen Ideen zwar auf die Pantomime fuhrte seine Gedanken jedoch weiter zur Formensprache und zu den naturlichen Bewegungen Marceau beschreibt in einem Interview mit Herbert Jehring dass seine erste Begegnung mit der Pantomime durch Charlie Chaplin erfolgte und die Faszination an dieser Mitteilungsweise ihn ein Leben lang begleiten sollte 5 Marceau lernte in der Schule von Charles Dullin und spielte in dessen Schauspieltruppe Mit 24 Jahren entwickelte Marceau nach einigen Jahren Erfahrungen im Sprechtheater die Figur des Bip Ich nahm ein gestreiftes Trikot eine weisse Hose einen Hut mit einer Blume und vor dem Spiegel stand Bip 6 Marceau beschreibt im Weiteren dass er einen Volkshelden schaffen wollte in dem sich jeder finden konne Uber die durchweg positive Resonanz seiner Kunst sagte er dass die Stille Sprache ein tiefes Bedurfnis in den Menschen ware Marceau fuhrt den Begriff Le Mime ein dieser Begriff beschreibt die Identifizierung des Menschen mit der Natur und den Elementen 7 Er bezieht sich damit auf die Tradition die bereits seit der Antike in Gebrauch ist er schreibt der Mimik eine grosse Ausdrucks und Bedeutungskraft zu Durch die Schminke werden die Gesichter zu Masken wie es schon bei den Griechen ublich war Auch betont er dass der Kunstler bestimmte Korperbeherrschung haben muss die akrobatischen Fahigkeiten ebenburtig sein sollten Im Laufe der Zeit formte er zahlreiche Stilubungen Eine seiner bekanntesten Ubungen ist Jugend Reife Alter Tod 8 Diese fuhrt er alleine auf einer Buhne ohne jegliche Requisiten auf manchmal in der Rolle des Bip oder musikalisch begleitet Bei Jacques Lecoq sind Elemente beider Kunstler Decroux und Marceau in seiner Arbeit und seinem Text der poetische Text der hier die Grundlage dieses Abschnitts sein soll zu finden Die Formensprache oder mimodynamische Arbeit behandelt die Thematik des Umgangs mit unbelebten Objekten und deren Darstellungsweise 9 Lecoq sagte ahnlich wie Decroux dass es nicht Sinn der Sache ist die Worte durch blosse Nachahmung wiederzugeben sondern es geht ihm darum die Essenz der Worte bzw der Objekte wiederzugeben und dies ohne Behelfsmittel wie Requisiten Dieser Aspekt des puristischen ist sowohl bei Marceau als auch bei Decroux zu finden und erscheint dadurch als besonders wichtiger Punkt ihrer Arbeit Weiter ist es Basis von Lecoqs Theorie dass jede Bewegung einen Sinn hat bzw einer Bewegung Sinn verliehen werden musse Um den Bedeutungshorizont einer Bewegung erfassen zu konnen mussen die einzelnen Korperteile isoliert betrachtet werden ahnlich wie Decroux es in seinem Werk beschrieben hat Um die Bedeutung einer Bewegung auch richtig ubermitteln zu konnen ist es Lecoq wichtig anzumerken dass der Korper ein reines Transportmittel ist und selbst im Hintergrund zu sein hat 10 Hier unterscheidet sich Lecoq von Decroux dem der dramatische Gehalt einer Bewegung als nebensachlich erscheint und der den Korper in den Fokus der Aufmerksamkeit stellt In seiner Forschung uber die Korperbewegungen hat Lecoq drei naturliche Bewegungen herausgefiltert die die Grundlagen seiner Arbeit mit dem Korper darstellt die Wellenbewegung die umgekehrte Wellenbewegung und die Entfaltung 11 Lecoq schreibt in seinem Werk Die Wellenbewegung ist der Motor aller physischen Anstrengungen des menschlichen Korpers 12 Die Wellenbewegungen haben noch vier Ubergangshaltungen die in Bezug auf Marceau interessant sind denn sie symbolisieren bei Lecoq vier verschiedene Lebensalter ahnlich den wie bei der oben erwahnten Stilubung von Marceau So benennt Lecoq die Ubergangshaltungen die Kindheit der Korper im Zenit die Reife und das Alter 13 Jaques Lecoq Theaterpadagoge Schauspiellehrer und Pantomime entwickelte wahrend seiner Schaffenszeit als Praktiker der pantomimischen Kunst und mit dem Kontakt zur Arbeitsweise von Jacques Copeau seine weiterentwickelten bis hin zu eigenen Grundlagen und Techniken fur seine Ausdrucksform des Pantomimen Schauspiels die er an seiner eigens gegrundeten Schule lehrte und wo sie heute noch gelehrt werden Folgende Ausfuhrungen basieren auf Auszugen seines verfassten Textes Der Poetische Korper Die anfangliche Arbeit findet in der Ausbildung gemass Lecoq ohne Text statt Die Konzentration richte sich an Erfahrungen und Erlebnisse der Schuler welches als Grundlage fur das Spiel diene Diese sollen mittels mimendem Korper veranschaulicht werden Werde dieses erzielt konnen Schuler mithilfe von Imagination neue Dimensionen und Raume erreichen welches Lecoq als psychologisches Nachspielen bezeichnet 14 Um weitere Ebenen im Spiel erreichen zu konnen benutzt Lecoq ausserdem Masken 14 Wahrend obiger genannter Ablaufe komme es zu einer intensiven Beschaftigung mit dem Innenleben welches Lecoq als zweite Reise im Inneren bezeichnet 15 Er beschreibt dass diese zu einer Begegnung mit dem verwesentlichten Leben fuhrt welches den gemeinsamen poetischen Grund erreicht Dieser bestehe aus einer abstrakten Dimension aus Raumen Licht Farben Materialien und Klangen die durch sinnlich wahrnehmbare Erfahrungen und Erlebnisse aufgenommen werde 16 Dieser Erfahrungsraum befindet sich laut Lecoq im Korper jedes Menschen und sind Grund fur die Motivation etwas kunstlerisch zu schaffen Das Ziel sei folglich das Leben nicht nur wahrnehmen zu konnen sondern daruber hinaus dem Wahrnehmbaren etwas hinzuzufugen 14 Er beschreibt dass man beispielsweise bei einer Farbe weder Form noch Bewegung sehen kann jedoch ruft die Farbe eine bestimmte Emotion in einem hervor die zu einer Bewegung Bewegtheit Bewegtsein fuhrt Ausgedruckt werden kann dieser Zustand durch mimages die Lecoq als Gesten die nicht zum Repertoire des realen Lebens gehoren beschreibt Durch das Betrachten eines Gegenstandes und eine Emotion die wahrenddessen entsteht konne alles in eine Bewegung umgewandelt werden Dies solle jedoch nicht mit einer bildhaften Darstellung figuration mimee verwechselt werden Erreicht werden soll ein emotionaler Zugang und keine theatralische Uberhohung Wahrend der Ausbildung lerne man daher die Elemente die sich im Inneren des Korpers befinden nach aussen zu projizieren Die Schuler sollen in ihrem kunstlerischen Schaffen eigene Bewegungen entwickeln die aus ihrem Korper kommen keine festgelegten Zeichen keine Klischees verwenden Das Ziel dabei sei das Innere zu erreichen 17 Zentrale Bezugspunkte fur diese Arbeitsweise bieten Poesie Malerei und Musik Aus diesen Kunsten werden Elemente wie Farben Worte oder Klange isoliert und in die korperlichen Dynamiken uberfuhrt Dies nennt Lecoq Mimodynamik 18 Die Technik der Bewegungen ist die zweite Stufe Lecoqs Padagogik Drei verschiedene Aspekte analysiert er in seiner Lehre erstens die korperliche und stimmliche Vorbereitung zweitens die dramatische Akrobatik und drittens die Analyse der Bewegungen 19 Wahrend der korperlichen Vorbereitung soll jeder Teil des Korpers voneinander getrennt behandelt werden um den dramatischen Gehalt analysieren zu konnen Lecoq betont dass eine Bewegung eine Geste die im Theater Verwendung findet stets begrundet werden musse Lecoq verweist auf drei Moglichkeiten eine Bewegung begrunden zu konnen Zum einen durch Andeutung zur Pantomime zugehorend Handlung zur Commedia dell arte zugehorend und durch den inneren Zustand zum Drama zugehorend Daruber hinaus stehe der Schauspieler bei jeder Bewegung die er ausubt in einer Relation zur raumlichen Umgebung die im Inneren Gefuhle hervorbringt Die aussere Umgebung kann folglich im Inneren aufgenommen werden und sich widerspiegeln 20 Zur korperlichen Vorbereitung sei es wichtig dass sich der Schauspieler beim Mimen von Vorbildern oder von vorgefertigten Theaterformen losen soll Die korperliche Vorbereitung diene dazu richtige Bewegungen erzielen zu konnen ohne dass der Korper im Vordergrund stehe Der Korper soll dabei lediglich als Transportmittel in der Kunst dienen Des Weiteren beschreibt Lecoq wiederholend dass eine Begrundung jeder Geste vorliegen muss Eine Annaherung der Geste sei das mechanische Begreifen des Ablaufes und folglich die Erweiterung der Geste um sie grosstmoglich ausfuhren und ihre Grenzen erfahren zu konnen Diesen Ablauf nennt Lecoq dramatische Gymnastik 21 Die Dramaturgie der Atmung wird durch eine obere Atempause gelenkt mittels Assoziationen zu Bildern wahrend die Kontrolle der Atmung stattfindet Die Stimme kann vom Korper nicht isoliert werden Stimme und Geste haben nach Lecoq die gleiche Wirkung 22 Lecoq behauptet dass viele Methoden denen Schuler gelehrt werden nichts mit Schauspiel zu tun habe und betont die Bedeutsamkeit der Bewegung die starker als die Handlung selbst sei 23 Die dramatische Akrobatik diene laut Lecoq im Allgemeinen dazu dem Schauspieler grossere Freiheiten beim Schauspielen durch die Techniken des akrobatischen zu gewahren 24 So beschreibt er sie als erste der naturlichen Bewegungen die zum Beispiel Kinder ausfuhren und an sich nutzlos scheinen Doch sind sie zwanglose Bewegungen die wir erlernen bevor irgendwelche sozialen Konventionen uns anderes lehren 25 Beginnen tut die dramatische Akrobatik mit Uberschlagen und Purzelbaumen naturliche Bewegungen die wir wirklich aus der Kindheit kennen also Lecoq versucht also ganz von vorne anzufangen um den Schauspieler zuruck zu seiner Urbewegung zu fuhren Der Schwierigkeitsgrad andert sich mit den Ubungen fortwahrend das heisst man beginnt bei kindlichen Ubungen bis man bei Salti und Fenstersprungen angelangt ist Lecoqs Ziel ist es hierbei den Schauspieler von der Schwerkraft zu befreien Mit dem akrobatischen Spiel stosse der Schauspieler demnach an eine Grenze des dramatischen Ausdrucks 25 Daher zieht sich das Training In Lecoqs Schule durch die gesamte Ausbildung Ein Teil der Ausbildung sei auch das Jonglieren 24 Auch hier beginnt der Schauspieler mit einem Ball zu uben bis er es irgendwann mit dreien schafft und sich dann an schwierigere Gegenstande heranwagen kann Auf das Jonglieren folgen Kampfe Dazu zahlt Lecoq Ohrfeigen und sogar das austragen von scheinbar richtigen Kampfen Hierbei erwahnt er ein wesentliches Gesetz des Theaters Die Reaktion schafft die Aktion 24 So kommen wir zur Hilfestellung Diese bezeichne die Begleitung und Sicherung der akrobatischen Bewegungen zum Beispiel eine stutzende Hand im Rucken bei einem Salto denn ein Schauspieler sollte sich nicht der Gefahr eines Sturzes aussetzen 24 Bei Lecoq zahlt die Analyse der Bewegungen zu den Grundlagen der Korperarbeit eines Schauspielers Der Lecoq Schauspieler begibt sich auf eine Reise ins Innere 11 Hierfur trainiert Lecoq mit seinen Schulern unterschiedliche Tatigkeiten wie Ziehen Stossen Laufen Springen durch die sich in einem sensiblen Korper physische Spuren zeichnen die Emotionen mit sich ziehen Korper und Emotion seien somit aneinander gekoppelt 11 Der Schauspieler erfahrt seinen eigenen Korper und erkennt wie sich bestimmte Tatigkeiten anfuhlen und inwiefern es Moglichkeiten gibt innerhalb dieser zu variieren und Flexibilitat im Spiel zu erlangen 11 So erklart er im Unterpunkt die naturlichen Bewegungen des Lebens die er in drei naturliche Bewegungen unterteilt 1 Die Wellenbewegung 2 Die umgekehrte Wellenbewegung 3 Die Entfaltung 26 Die Wellenbewegung die in Bezug auf das Maskenspiel auch als die expressive Maske bezeichnet wird sei das Grundmuster jeglicher Bewegung Egal welche Bewegung sei es ein Fisch im Wasser oder ein Kind auf allen vieren der Mensch bewege sich wellenformig Hierbei bilde der Boden die Basis jeglicher Wellenbewegung welche sich dann durch den gesamten Korper ziehe und schlussendlich ihren Wirkungspunkt erreiche 27 Die umgekehrte Wellenbewegung in Bezug auf das Maskenspiel auch als die Gegenmaske bekannt habe als Basis den Kopf ist aber im Grunde die gleiche Bewegung wie die der Wellenbewegung Es komme hierbei zu einer dramatischen Andeutung Die Entfaltung in Bezug auf das Maskenspiel auch als die neutrale Maske bekannt stehe im Gleichgewicht zwischen der Wellenbewegung und der umgekehrten Wellenbewegung und entstehe aus der Mitte heraus Die Bewegung beginne zusammengekauert am Boden man mache sich so klein wie moglich Enden tue die Bewegung indem der Darsteller sich im aufrechten Kreuz befinde er streckt also alles von sich 28 Nach diesen Grundbewegungen stellt Lecoq nun noch einige Modifikationen an um das Variationsspektrum der gelernten Bewegungen zu erweitern Die Grundprinzipien seien hierbei Vergrosserung und Verkleinerung um das Gleichgewicht halten zu uben und somit seine raumlichen Grenzen zu erfahren Gleichgewicht und Atmung welche als die extremen Grenzen jeder Bewegung darstellen Ungleichgewicht und Fortbewegung also einem Sturz auszuweichen korperlich sowie emotional Lecoq folgt immer dem Weg vom grossen Spiel zum nuancierten kleinen psychologischen Spiel 29 Weiterhin geht er auf das Entstehen von Haltung ein Hierfur entwickelte Lecoq neun Haltungen ein welche die naturliche Bewegungen vermeiden sollen da dadurch eine kunstlerische Uberhohung erleichtert werde 30 Hier lassen sich zudem die Modifikationen einbringen denn wenn man eine beliebige Bewegung mit einer bestimmten Atmung zusammensetzt kann dies je nachdem wie geatmet wird eine unterschiedliche Bedeutung der Geste signalisieren Lecoq bringt hier das Beispiel des Abschieds ein Ich stehe da und hebe einen Arm hoch um jemandem Lebewohl zu sagen 31 Wenn die Person nun bei dieser Geste einatme entstehe ein positives Abschiedsgefuhl 31 Samy Molcho verband die Pantomime wiederum mit den Ausdrucksmitteln des Balletts und Dimitri mit denen des Clowns Gerade letztere Verbindung erlebte durch die Fools Clowns und Narren Bewegung der spaten 1970er und beginnenden 80er Jahre einen neuen Aufschwung so besonders durch Jango Edwards und seine Friends Roadshow aus den Niederlanden Wahrend Marceau hauptsachlich als Einzelkunstler auftrat bevorzugten etwa Ladislav Fialka in der Tschechoslowakei Henryk Tomaszewski in Polen und Jean Soubeyran in Deutschland die Ensemblearbeit und verknupften sie mit dem Tanztheater oder dem Schauspiel Arkadi Raikin in der Sowjetunion ging sogar so weit sie mit Elementen aus der Operette und dem Kabarett zu verbinden was ihn zu einem bekannten Satiriker und Komodianten machte Die Gruppe Mummenschanz brachte ihre Variante einer Pantomime mit Ganzkorpermasken in den 1970er Jahren erfolgreich auf die Broadway Buhne Grundlagen und Technik nach Jean Soubeyran Bearbeiten Nach der Schule von Decroux und der hier verwendeten Literatur seines Schulers Jean Soubeyran 32 wird die Pantomime wie ein Vortrag gestaltet der aus Satzen besteht und durch die Mittel von Spannung und Entspannung die Atmung des Mimen 33 versucht die Zuschauer zu begeistern Diese Satze wiederum bestehen ebenso wie der gesprochene Vortrag aus Satzzeichen und gliedern die zueinander in Beziehung stehen mussen um verstandlich zu sein und haben einen Anfang und ein Ende Die sogenannten Tocs dienen dazu einen pantomimischen Satz oder ein Satzelement einzuleiten oder als Schluss Toc eine Aktion abzuschliessen wobei letztere durch ein Auftreten der Ferse oder der Fussspitzen als so genannter Stoss auch horbar sein konnen Die zeitweilig auch als Pantomimin aufgetretene Brigitte Soubeyran definiert den Toc so Der Toc ist ein Punkt der innerhalb eines Bewegungsablaufes eine neue Phase einleitet 34 Zusatzlich wird jede Gestik auf ein Minimum an Bewegung reduziert und jeder mimische Ausdruck auf das Einfachste um sie dadurch klarer zu machen Diese Gestaltung verlangt vom Pantomimen oder von der Pantomimin einen hohen korperlichen Trainingsaufwand Es werden viele gymnastische sogenannte Separationsubungen angewendet um jeden einzelnen Korperteil fast konnte man sagen jeden Muskel unabhangig voneinander und auch gegeneinander bewegen zu konnen Zusatzlich wird wahrend der Ausbildung auf den Gebieten der Erschaffung der Zeit und des Raumes des Umgangs mit fiktiven Gegenstanden der Darstellung der Gemutsbewegungen und der dramatischen Improvisation in Einzel oder Gruppenimprovisationen sowie der sogenannten geometrischen Pantomime gearbeitet Ausgangspunkt letzteren Schwerpunkts die das Ziel hat den Korper in allen Stellungen im Gleichgewicht zu halten und keinerlei Ungenauigkeit im Stil keinerlei Erschlaffung bei der Ausfuhrung 35 zuzulassen ist die Stellung Neutral die je nach Schule variiert leicht angewinkelte Fusse die huftbreit voneinander entfernt stehen die Wirbelsaule bis zum Kopf vollig gerade Arme und Schultern hangen locker und ganz wichtig die Zunge klebt nicht oben am Gaumen sondern hangt ebenso locker in der Mitte der Mundhohle 36 Decroux nannte diese Stellung Eiffelturm weil sie eine physiognomische Ahnlichkeit mit diesem hat 37 Bei der Positur Baum als Ausgangspunkt beruhren sich jedoch die Fersen leicht bei der japanischen Positur sind die Knie leicht durchgedruckt sodass sie genau uber den Fussen stehen das Becken nach vorne geschoben und die Handflachen geoffnet nach vorne Danach wird mittels der rhythmischen Elemente eines Toc oder eines sogenannten Fondu einem fliessenden und gleichmassigen Ubergang von einer Stellung in die nachste an den verschiedensten Korperubungen gearbeitet Der Pantomime arbeitet also auf zunachst zwei unabhangig voneinander stehenden Gebieten dem der Korpertechnik und dem der Improvisation Indem beide unabhangig voneinander ausgefuhrt werden nahern sie sich einander an Je weiter der Mime die korperliche Technik perfektioniert hat ohne an sie zu denken und je mehr er im Bereich der Improvisationsubungen seine Fahigkeiten und Moglichkeiten des Ausdrucks erweitert hat umso mehr verbinden sich diese beiden widerspruchlich erscheinenden Gebiete zu einer Einheit die schliesslich einen grossen Teil des Spiels des Mimen ausmacht der nun ein athlete affectif ein empfindungsfahiger Athlet Barrault 38 geworden ist Jean Soubeyran als Harlequin in Im Zirkus Pantomime 1950er JahreEin letzter doch nicht minder wichtiger Punkt fur den Pantomimen ist die Arbeit mit der Maske die wie uberall im Bereich Theater Film oder Fernsehen nicht ausschliesslich als eine aufgesetzte plastische zu verstehen ist Diese hat die Funktion eine Distanz zwischen dem Mimen und dem Publikum zu schaffen Soubeyran schrieb dazu Dadurch dass der Mime sein menschliches Gesicht verliert entfernt und vergrossert er sich fur das Publikum Beim Menschen mit unbedecktem Gesicht wird der Blick des Betrachters immer von dessen Bild angezogen der Korper ist dabei von sekundarer Bedeutung Das verborgene Gesicht hingegen integriert vollstandig im Korper es verschwindet und bringt dadurch den Kopf zur Geltung Der Kopf erhalt jetzt eine viel grossere Wichtigkeit er muss das Gesicht ersetzen 39 Erst die Perfektion in allen diesen Bereichen macht Pantomime zur Kunst und unterscheidet sie von Laiendarbietungen So wird als Beispiel nie eine Hand zum Ohr gefuhrt um zu zeigen dass etwas gehort wird sondern der Kopf waagerecht wie auf einer Schiene langsam in die Richtung des vermeintlichen Gerausches geschoben ohne die Schultern dabei zu bewegen und mitzuziehen oder den Gesichtsausdruck anzuspannen Das von Laien gerne gebrachte Abtasten von Wanden ist daher nicht wie bei diesen ein Patschen in die Luft sondern durch Muskel und Sehnen An und entspannung der Finger und Hande ein fast wirkliches Abtasten von Wanden bei dem man die Wand geradezu zu sehen glaubt Jean Soubeyran schrieb dazu Die Pantomime ist unablassiges Erschaffen und wie alle Schopfung ein Kampf Das Objekt das ich schaffen will zwingt meinem Korper seine Eigenart auf Mein Korper dadurch zum Diener des Objekts geworden gibt diesem wiederum das Leben Der Korper des Mimen ist dem Objekt unterworfen das er selber schafft 40 Wenn ich meine Hand an eine wirkliche Wand lege besteht naturlich dieser Zwang eine Flache zu wahren nicht Durch ihre untatige Materie schreibt die Wand auf ganz naturliche Weise meiner Hand ihre Haltung vor die passiv keine Anstrengung zu machen braucht Dagegen schafft der Mime zusammen mit der fiktiven Wand nicht nur die Flache der Wand sondern auch deren passive Kraft Die Muskeln der Handgelenke und der Hande fuhren eine harte Arbeit aus 41 Aktuelle Situation Bearbeiten Vahram Zaryan zeitgenossischer PantomimeTrotz der Bemuhungen um eine reine Pantomime ist der Begriff noch heute sehr weit reichend und der Ubergang zu Tanztheater oder Performance ist fliessend Auch im Strassentheater in Diskotheken oder im Bereich der Jugendkultur gibt es vielfaltige Darbietungen die mehr oder weniger pantomimisch sind so zum Beispiel den Breakdance wo sogar Elemente aus der Schule Marceaus ubernommen wurden Die haufig in Fussgangerzonen auftretenden und lebende Statuen darstellenden Strassenkunstler verwenden gelegentlich pantomimische Elemente wie die Reduzierung auf wesentliche Bewegungen siehe auch unter Grundlagen und Technik Die Abgrenzung der klassischen Pantomime von der popularen Unterhaltung wie sie Kunstler von Decroux bis Marceau demonstrierten hat die Pantomime allerdings auch in gewisser Weise isoliert ahnlich wie sich andere elitare Stromungen in Theater und Musik isoliert haben die aus den Avantgarden zu Beginn des 20 Jahrhunderts hervorgegangen sind Ein freiwilliger Verzicht auf gesprochene Sprache wirkt weniger attraktiv als ein erzwungener der sich einst aus Zensurvorschriften aus dem Fehlen des Tons beim Stummfilm oder aus der nahezu undurchdringlichen Lautstarke von Jahrmarkten und Musikveranstaltungen ergab Schaffte es der beruhmte Marceau zwar noch riesige Sale zu fullen so finden viele zeitgenossische Pantomimen immer weniger Auftrittsmoglichkeiten Es scheint so als ob die im Stillen dargebrachte stille Kunst L Art du silence Marceau zu still ist Weitere vorher nicht genannte beruhmte Pantomimen BearbeitenWalter Samuel Bartussek Kurt Eisenblatter Eberhard Kube der bekannteste Pantomime der DDR Marcel Marceau bekannt als Bip Oleg Popow auch Clown Milan Sladek auch Regisseur Pan Tau gespielt vom Schauspieler Otto Simanek Clement de Wroblewsky Clown Clemil Zeitgenossische Pantomimen Bearbeiten Pablo ZibesStanislaw Brzozowski Damir Dantes Mehmet Fistik Anke Gerber Ulrich Gottlieb Ingrid Irrlicht JOMI Carlos Martinez Irshad Panjatan Rene Quellet solo und als Partner von Franz Hohler Massimo Rocchi Andrew Vanoni Vahram Zaryan Pablo Zibes Pantomime als Gesellschaftsspiel Bearbeiten Hauptartikel Scharade Pantomimespiel Siehe auch BearbeitenLiterarische PantomimeLiteratur BearbeitenWalter Bartussek Pantomime und darstellendes Spiel Grunewald Mainz 1990 ISBN 3 7867 1427 4 R J Broadbent A History of Pantomime Erstauflage 1901 IndyPublish 2005 ISBN 1 4142 4923 3 Online im Project Gutenberg Kay Hamblin Pantomime Ahorn Soyen 1973 ISBN 3 88403 005 1 Janina Hera Der verzauberte Palast Aus der Geschichte der Pantomime Henschel Berlin 1981 Annette B Lust From the Greek Mimes to Marcel Marceau and Beyond Mimes Actors Pierrots and Clowns A Chronicle of the Many Visages of Mime in the Theatre Foreword by Marcel Marceau The Scarecrow Press London 2000 ISBN 0 8108 4593 8 Marcel Marceau Herbert Ihering Die Weltkunst der Pantomime Erstauflage 1956 dtv Munchen 1989 ISBN 3 423 61870 1 Stephanie Schroedter Tanz Pantomime Tanzpantomime Wechselwirkungen und Abgrenzungen der Kunste im Spiegel der Tanzasthetik In Sibylle Dahms u a Hrsg Meyerbeers Buhne im Gefuge der Kunste Ricordi Munchen 2002 ISBN 3 931788 13 X S 66 81 Stephanie Schroedter Pantomime In Gert Ueding Hrsg Historisches Worterbuch der Rhetorik WBG 1992 ff Bd 10 Darmstadt 2011 Sp 798 806 Jean Soubeyran Die wortlose Sprache Als Neuauflage zusatzlich Lehrbuch der Pantomime Friedrich Velber bei Hannover 1963 und Orell Fussli Zurich Schwabisch Hall 1984 ISBN 3 280 01549 9 Hans Jurgen Zwiefka Pantomime Ausdruck Bewegung 3 Auflage Edition Aragon Moers 1997 ISBN 3 89535 401 5 Weblinks Bearbeiten Commons Pantomime Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Wiktionary Pantomime Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Zeitgenossische Pantomimen WeltweitEinzelnachweise Bearbeiten Marcel Marceau Herbert Jhering Weltkunst der Pantomime Aufbau Verlag Berlin 1956 S 29 Franz Cramer Der unmogliche Korper Etienne Decroux und die Suche nach dem theatralen Leib Max Niemeyer Verlag Tubingen 2001 S 5 a b Franz Cramer Der unmogliche Korper Etienne Decroux und die Suche nach dem theatralen Leib Max Niemeyer Verlag Tubingen 2001 S 12 Eva Wisten Marcel Marceau Henschelverlag Berlin 1967 S 7 Marcel Marceau Herbert Jhering Weltkunst der Pantomime Aufbau Verlag Berlin 1956 S 12 Marcel Marceau Herbert Jhering Weltkunst der Pantomime Aufbau Verlag Berlin 1956 S 25 Marcel Marceau Herbert Jhering Weltkunst der Pantomime Aufbau Verlag Berlin 1956 S 34 Eva Wisten Marcel Marceau Henschelverlag Berlin 1967 S 17 Jacques Lecoq Der poetische Korper Alexander Verlag Berlin 2003 S 70 Jacques Lecoq Der poetische Korper Alexander Verlag Berlin 2003 S 95 a b c d Jacques Lecoq Der poetische Korper Alexander Verlag Berlin 2003 S 104 Jacques Lecoq Der poetische Korper Alexander Verlag Berlin 2003 S 106 Jacques Lecoq Der poetische Korper Alexander Verlag Berlin 2003 S 107 a b c Jacques Lecoq Der poetische Korper Alexander Verlag Berlin 2003 S 69 Jacques Lecoq Der poetische Korper Alexander Verlag Berlin 2003 S 69 Vgl Lecoq Der poetische Korper S 69 Jacques Lecoq Der poetische Korper Alexander Verlag Berlin 2003 S 69 70 Jacques Lecoq Der poetische Korper Alexander Verlag Berlin 2003 S 70 Jacques Lecoq Der poetische Korper Alexander Verlag Berlin 2003 S 96 Jacques Lecoq Der poetische Korper Alexander Verlag Berlin 2003 S 97 Jacques Lecoq Der poetische Korper Alexander Verlag Berlin 2003 S 97 Jacques Lecoq Der poetische Korper Alexander Verlag Berlin 2003 S 99 Jacques Lecoq Der poetische Korper Alexander Verlag Berlin 2003 S 100 101 a b c d Jacques Lecoq Der poetische Korper Alexander Verlag Berlin 2003 S 103 a b Jacques Lecoq Der poetische Korper Alexander Verlag Berlin 2003 S 102 Jacques Lecoq Der poetische Korper Alexander Verlag Berlin 2003 S 106 Jacques Lecoq Der poetische Korper Alexander Verlag Berlin 2003 S 106 Jacques Lecoq Der poetische Korper Alexander Verlag Berlin 2003 S 108 Jacques Lecoq Der poetische Korper Alexander Verlag Berlin 2003 S 109 ff Jacques Lecoq Der poetische Korper Alexander Verlag Berlin 2003 S 110 a b Jacques Lecoq Der poetische Korper Alexander Verlag Berlin 2003 S 111 Es wurde die Erstausgabe aus dem Jahre 1963 verwendet siehe unter Literatur Die Paginierung ist aber identisch mit der der Neuauflage Jean Soubeyran Die wortlose Sprache Als Neuauflage zusatzlich Lehrbuch der Pantomime Friedrich Velber bei Hannover 1963 und Orell Fussli Zurich Schwabisch Hall 1984 S 10 Zitiert nach Jean Soubeyran Die wortlose Sprache Als Neuauflage zusatzlich Lehrbuch der Pantomime Friedrich Velber bei Hannover 1963 und Orell Fussli Zurich Schwabisch Hall 1984 S 11 Siehe zu Brigitte Soubeyran auch den Abschnitt Familiares Kompendium im Artikel zu Jean Soubeyran Jean Soubeyran Die wortlose Sprache Als Neuauflage zusatzlich Lehrbuch der Pantomime Friedrich Velber bei Hannover 1963 und Orell Fussli Zurich Schwabisch Hall 1984 S 57 Kay Hamblin siehe unter Literatur Jean Soubeyran Die wortlose Sprache Als Neuauflage zusatzlich Lehrbuch der Pantomime Friedrich Velber bei Hannover 1963 und Orell Fussli Zurich Schwabisch Hall 1984 S 20 Zitiert nach Jean Soubeyran Die wortlose Sprache Als Neuauflage zusatzlich Lehrbuch der Pantomime Friedrich Velber bei Hannover 1963 und Orell Fussli Zurich Schwabisch Hall 1984 S 7 Jean Soubeyran Die wortlose Sprache Als Neuauflage zusatzlich Lehrbuch der Pantomime Friedrich Velber bei Hannover 1963 und Orell Fussli Zurich Schwabisch Hall 1984 S 92 f Anwendung der neuen Rechtschreibung Jean Soubeyran Die wortlose Sprache Als Neuauflage zusatzlich Lehrbuch der Pantomime Friedrich Velber bei Hannover 1963 und Orell Fussli Zurich Schwabisch Hall 1984 S 15 Jean Soubeyran Die wortlose Sprache Als Neuauflage zusatzlich Lehrbuch der Pantomime Friedrich Velber bei Hannover 1963 und Orell Fussli Zurich Schwabisch Hall 1984 S 31 Normdaten Sachbegriff GND 4044493 4 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Pantomime amp oldid 235605226