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Das Nachspiel ist ein kurzes heiteres und teilweise derbes possenhaftes Stuck das in der europaischen Theatertradition bis zum Ende des 18 Jahrhunderts nach der Auffuhrung eines dramatischen Buhnenwerks folgte Es war eine so genannte Nachkomodie zum Teil auch mit Pantomime oder Ballett Inhaltlich bestand meist kein Zusammenhang mit der Hauptauffuhrung Inhaltsverzeichnis 1 Varianten 2 Geschichte 3 Nachspiel als Bestandteil von Dramen 4 Literatur 5 EinzelnachweiseVarianten Bearbeiten nbsp Matthew Lockes Oper Macbeth und als Nachspiel Afterpiece Stephen Storaces No song no supper 1795 In der Geschichte des Theaters haben sich viele unterschiedliche Formen des Nachspiels herausgebildet das Satyrspiel als Abschluss der drei Tragodien im Theater der griechischen Antike das Exodium bzw Atellane im Theater der romischen Antike die Klucht als Nachspiel der Abelespelen und Moralitaten im Mittelalter die Jigs Pickelheringspiele und Hanswurstiaden der englischen Komodianten des elisabethanischen Theaters und der deutschen Wanderbuhnen der Schwank und die Posse als volkssprachliche Stucke nach den lateinischen Schuldramen im Jesuitentheater der Barockzeit die Entremeses und Sainetes des spanischen Barockheaters das Divertissement als tanzerisches Nachspiel die Arlecchino Farcen aus der italienischen Tradition der Commedia dell arte im 17 und 18 Jahrhundert die auch in der franzosischen Komodie gepflegt wurde u a von Moliere Geschichte BearbeitenDas erste bezeugte Nachspiel im deutschsprachigen Theater ist Teil des Stucks Vom Bauern Mopsus der seine Frau verprugelt und stammt aus dem Jahr 1581 Es steht in der Tradition der Fastnachtsspiele Die Nachspiele waren beim Publikum ausserordentlich beliebt und nicht nur attraktiver als die vorhergehende grosse Tragodie sondern sogar beliebter als die Haupt und Staatsaktion Johann Christoph Gottsched wollte im Zuge seines Versuchs einer Theaterreform 1737 in Leipzig den Hanswurst als Hauptdarsteller von der Buhne zu verbannen in einem dafur verfassten Nachspiel Er konnte sich jedoch nicht durchsetzen und empfahl statt der improvisierten oft aus dem Stegreif gespielten Burlesken dramaturgisch ausgearbeitete Einakter wie die Schaferspiele Diese etablierten sich jedoch nicht noch 1757 folgte nach einer Auffuhrung von Gotthold Ephraim Lessings burgerlichem Trauerspiel Miss Sara Sampson 1755 in Lubeck die Ballettpantomime Der vom Arlekin betrogene Pantalon und Pierrot Sogar in der grossen Zeit der Hamburgischen Entreprise 1767 69 wurde nach bedeutenden Dramen wie Nathan der Weise ein komisches Nachspiel gegeben Erst am Ausgang des 18 Jahrhunderts endete die Theaterpraxis der Nachspiele Von 1822 bis 1824 gab Karl von Holtei das Jahrbuch deutscher Nachspiele heraus welches bis 1844 dann den Titel Jahrbuch deutscher Buhnenspiele erhielt und ab 1832 unter Mitwirkung von Friedrich Wilhelm Gubitz publiziert wurde 1 Nachspiel als Bestandteil von Dramen BearbeitenNicht mit dieser Tradition zu verwechseln sind Nachspiele die mit dem Hauptstuck in einem thematischen Zusammenhang stehen wie beispielsweise die allegorischen Ausdeutungen der Jesuitendramen und der dramatische Epilog der einen Nachtrag oder Ausblick aus dem Stuck bietet unter anderem in Arthur Millers Tod eines Handlungsreisenden 1949 und Max Frischs Biedermann und die Brandstifter 1958 von Pavel Kohout in seinen Einaktern auch mit Vor und Pausenspielen kombiniert Diese Form des Nachspiels entstand erst im 19 Jahrhundert zum Beispiel in Friedrich de la Motte Fouques Die Belagerung von Byzanz oder Griechisches Feuer 2004 posthum veroffentlicht Literatur BearbeitenDavid Genthin John The German Nachspiel in the eighteenth century Toronto 1991 ISBN 0 8020 2771 7 Christopher Maidment Satura und Satyroi Die englische Renaissance Satire im Widerstreit zweier Etymologien Studien zur Aufdeckung einer Gattungskontamination am Beispiel der elisabethanisch jakobaischen satirischen Literatur Dissertation Munchen 1993 Susan Kattwinkel Tony Pastor presents afterpieces from the vaudeville stage Westport Connecticut 1998 ISBN 0 313 30459 9Einzelnachweise Bearbeiten Michael Sachs Furstbischof und Vagabund Geschichte einer Freundschaft zwischen dem Furstbischof von Breslau Heinrich Forster 1799 1881 und dem Schriftsteller und Schauspieler Karl von Holtei 1798 1880 Nach dem Originalmanuskript Holteis textkritisch herausgegeben In Medizinhistorische Mitteilungen Zeitschrift fur Wissenschaftsgeschichte und Fachprosaforschung Band 35 2016 2018 S 223 291 hier S 280 f Normdaten Sachbegriff GND 4221357 5 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Nachspiel amp oldid 214774890