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Ein Satyrspiel ist eine Gattung des antiken Dramas die von Pratinas wahrscheinlich 502 501 v Chr in Athen eingefuhrt wurde Schauspieler im Kostum des Papposilen Antikensammlung Berlin Am tragischen Agon der Grossen Dionysien fuhrte jeder Tragiker jeweils drei Tragodien und ein Satyrspiel auf Das Satyrspiel ist ein heiteres befreiendes Nachspiel das den drei Tragodien folgte Tragodien und Satyrspiel bilden eine Tetralogie Formal gliedert sich das Satyrspiel gleich der Tragodie in Prolog Parodos Stasimon und Epeisodia sowie Exodos Inhaltsverzeichnis 1 Inhalt und Funktion 2 Uberlieferung 3 Nachwirken 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseInhalt und Funktion BearbeitenIn den athenischen Satyrspielen kommentierte eine Gruppe Satyrn gefuhrt von einem auch als Schauspieler in den Epeisodien auftretenden Silen das Geschehen Gestaltet werden aus dem reichen Reservoir des Mythos heitere oder doch unproblematische oft marchenhafte Stoffe 1 Bei den namengebenden Satyrn handelt es sich um mythologische Figuren halb Mensch halb Tier Es sind Walddamonen die sich gern um Dionysos scharen dessen Schwache fur Sinnesgenusse sie teilen Konfrontiert werden die Satyrn mit Situationen und Umgebungen die nicht ihrem naturlichen Umfeld entsprechen Sie mussen Aufgaben losen die nicht in ihrem Wesen liegen und Gottern dienen die so ganz andere Eigenschaften aufweisen als der von ihnen verehrte Dionysos Der sich ergebende Spannungsbogen fuhrt zu heiteren Situationen und ermoglicht den verschiedenen Funktionen des Satyrspiels ihre Wirkung entfalten zu lassen Es dient als spannungslosender Kontrast zur zuvor aufgefuhrten Tragodientrilogie Neben dem psychologischen Moment war ein wichtiger Aspekt des Spiels Dionysos dem die Feste gewidmet waren oder das dionysische Element noch einmal in den Mittelpunkt zu rucken In den vorausgehenden Tragodien spielte Dionysos eine immer geringere Rolle Uberlieferung BearbeitenVon etwa 75 Satyrspielen sind Autor und Titel bekannt Das einzige vollstandig uberlieferte Satyrspiel von etwa 300 die wahrend der Grossen Dionysien im 5 Jahrhundert v Chr zur Auffuhrung gelangt sein mussten ist der Kyklops ca 408 v Chr von Euripides 2 Ausserdem sind von einigen Stucken mehr oder minder kurze Fragmente erhalten Grossere Partien wurden im agyptischen Oxyrhynchos von Sophokles Ichneutai mit etwa 450 Versen und den Diktyulkoi des Aischylos mit etwa 830 Versen gefunden Von diesem sind auch grossere Fragmente der Isthmiastai oder Theoroi bekannt Da oftmals Titel der Satyrspiele zugleich Titel bekannter Komodien waren wurden die Titel mit dem Zusatz satyrikos satyrikon drama oder satyroi naher bezeichnet Wie die Tragodie erfreute sich auch das Satyrspiel in hellenistischer Zeit grosser Beliebtheit Inschriftlich gesichert ist die Auffuhrung von Satyrspielen bis ins 1 Jahrhundert v Chr Ein einzig dastehendes Zeugnis belegt fur Thespiai gar ein Satyrspiel im 2 Jahrhundert n Chr Von den Romern wurde die Gattung kaum aufgegriffen Gleichwohl merkt der romische Architekt Vitruv an dass das Satyrspiel eine eigene Szenerie mit Baumen Hohlen und Bergen in einer offenen Landschaft verlange 3 Horaz widmet sich in seiner Ars poetica ausfuhrlich dem Satyrspiel seinem Aufbau und seinem Stil woraus eine gewisse Bedeutung der Gattung zu seiner Zeit zu erschliessen ist 4 Der kaiserzeitliche Horazkommentator Pomponius Porphyrio nennt bei Erorterung der Stelle den alteren Zeitgenossen Ciceros Lucius Pomponius sonst als Verfasser von atellanae fabulae bekannt als Dichter von Satyrspielen 5 Von Ciceros Bruder Quintus ist bekannt dass er ein Stuck namens Syndeipnoi verfasste 6 Ob es sich dabei wie bei dem gleichnamigen Drama des Sophokles um ein Satyrspiel handelte ist ungewiss 7 Nachwirken BearbeitenEin Satyrspiel im antiken Sinne das auf seine Tannhauser Tragodie folgen sollte schuf Richard Wagner mit seiner musikalischen Komodie Die Meistersinger von Nurnberg Friedrich Durrenmatt bezeichnete seine Komodie Die Physiker 1961 als Satyrspiel Im Jahr 2014 erschien das Satyrspiel Die Visite von Karl F Masuhr 8 Beide Stucke sind burleske Kriminalkomodien die in der klinischen Wirklichkeit spielen Literatur BearbeitenRalf Krumeich Nicolaus Pechstein Bernd Seidensticker Hrsg Das griechische Satyrspiel Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1999 ISBN 3 534 14593 3 Rebecca Lammle Das Satyrspiel In Bernhard Zimmermann Hrsg Handbuch der griechischen Literatur der Antike Band 1 Die Literatur der archaischen und klassischen Zeit C H Beck Munchen 2011 ISBN 978 3 406 57673 7 S 611 663 Rebecca Lammle Poetik des Satyrspiels Universitatsverlag Winter Heidelberg 2013 ISBN 978 3 8253 6064 1 Weblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Satyrspiel Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme UbersetzungenEinzelnachweise Bearbeiten Manfred Brauneck Gerard Schneilin Theaterlexikon Begriffe und Epochen Buhnen und Ensembles 3 vollstandig uberarbeitete und erweiterte Neuausgabe Rowohlt Reinbek bei Hamburg 1992 S 817 Vgl auch Nikolaus Pechstein Euripides Satyrographos Ein Kommentar zu den Euripideischen Satyrspielfragmenten Stuttgart Leipzig 1998 Vitruv 5 6 9 Horaz Ars poetica 220 250 Pomponius Porphyrio zu Horaz Ars poetica 221 f Cicero Epistulae ad Quintum fratrem 2 16 3 Zum Satyrspiel in Rom siehe Timothy Peter Wiseman Satyrs in Rome In ders Historiography and Imagination Eight Essays on Roman Culture University of Exeter Press Exeter 1994 S 68 85 Karl F Masuhr Die Visite ein Satyrspiel Hoof Verlag Berlin 2014 Normdaten Sachbegriff GND 4179175 7 lobid OGND AKS LCCN gf2014026526 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Satyrspiel amp oldid 224966453