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Thespiai f pl Katharevousa 8espiai neugriechisch 8espies Thespies f pl in der Antike Thespeia altgriechisch 8espeia f sg lat Thespiae oder Thespia war eine bedeutende antike griechische Stadt im Suden Bootiens und Mitglied des Bootischen Bundes Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Geschichte 3 Kultur 4 Forschungsgeschichte 5 Besiedlungsgeschichte 5 1 Klassische Zeit 5 2 Romerzeit 5 3 Mittelalter 5 4 Moderne Besiedlung 6 Wissenswertes 7 Literatur 8 EinzelnachweiseLage BearbeitenThespiai liegt im Suden Bootiens an einer alten Durchgangsstrasse nach Nordgriechenland am ostlichen Fusse des Berges Helikon der in der griechischen Mythologie als Wohnort der Musen beruhmt war die deswegen gelegentlich auch Thespiaden lat Thespiades genannt werden 1 Thespiai lag am Fluss Permessos Askris Potamos auf dem Gebiet der heutigen Dorfer Leondari und Ellopia Im Norden grenzt sie an das Territorium von Haliartos Geschichte BearbeitenDie Stadt wurde bereits von Homer erwahnt stand aber wie auch Plataiai Plataa oder Orchomenos immer im Schatten und in Konkurrenz zur machtigen Nachbarstadt Theben Diese hielt die kleineren Nachbarstadte gerne in Abhangigkeit ahnlich wie Athen die Stadte Attikas Beruhmt wurde Thespiai im Krieg gegen die Perser unter Xerxes I an dem die Stadt im Gegensatz zu Theben teilnahm insbesondere hierbei durch die Unterstutzung der Spartiaten unter Leonidas bei der Schlacht bei den Thermopylen 480 v Chr Je nach Uberlieferung sollen sechs bis siebenhundert Thespier den 300 spartanischen Hopliten dort beigestanden haben und samtlich im Kampf gefallen sein Delbruck schlagt alternativ vor dass die Thespier wie die anderen Truppen ausser den Spartanern vom Pass abgezogen wurden aber auf dem Heimweg von den schnellen persischen Truppenteilen eingeholt und vernichtet wurden Die Stadt wurde von Xerxes daraufhin niedergebrannt Trotzdem beteiligten sich die Thespier auch an der Schlacht von Plataiai in der die persischen Invasionstruppen endgultig geschlagen wurden Die Stadt wurde danach wieder aufgebaut Im peloponnesischen Krieg wurde Bootien 424 v Chr von Athen angegriffen die Bootier konnten sich jedoch in der Schlacht von Delion gegen die Athener durchsetzen Bei dieser Schlacht erlitten die Thespier so grosse Verluste dass die Thebaner die Schwache Thespiais ausnutzten und die Schleifung der Stadtmauer durchsetzten In der Folgezeit versuchten die Thespier durch ein Bundnis mit Sparta neben Theben zu bestehen doch nach der Niederlage Spartas gegen Theben bei Leuktra 371 v Chr bei der die Thespier zur Teilnahme an der Seite Thebens gezwungen worden waren wurde die Stadt wiederum von den Thebanern zerstort Die gesamte Einwohnerschaft wurde aus Bootien verbannt Sie konnte erst mit dem Friedensschluss des Philokrates 346 zuruckkehren Nochmals wurde die Stadt aufgebaut und hatte in der makedonischen und auch romischen Zeit einige Bedeutung Die Militarlisten Thespiai sind von den 260er Jahren bis ca 146 v Chr uberliefert Die Zahlen der wehrpflichtigen 20 Jahrigen fallen ab 180 v Chr stark ab und liegen meist unter 20 A 1 Wahrend dies teilweise auf organisatorische Veranderungen zuruckzufuhren sein mag ist auch eine sinkende Bevolkerungszahl anzunehmen Kultur BearbeitenIn Thespiai wurde vor allem der Gott Eros und die Musen verehrt Zu Ehren des Eros und der Musen wurden Spiele abgehalten am beruhmtesten jedoch war die Erosstatue des Praxiteles die schon in der Antike einen betrachtlichen Touristenstrom nach Thespiai brachte Die Statue wurde von Caligula nach Rom abtransportiert Forschungsgeschichte BearbeitenDer Brite William Martin Leake besuchte die Fundstelle 1802 und 1806 und berichtete von einigen Ruinen darunter Kirchen aus der fruhchristlichen Zeit und dem Mittelalter sowie den Resten der romischen Stadtmauer Die Lage der Stadt war umstritten George Wheler lokalisierte sie im 18 Jahrhundert in Neochori und hielt die Ruinen in Leondari fur die Uberreste des antiken Thisba Albert Schachter 2 nimmt an dass das archaische Thespiai um den Apollotempel von Toumboutsi lag und erst nach den Perserkriegen an seinen spateren Standort verlegt wurde Erste Ausgrabungen fanden durch Paul Jamot von der Ecole francaise d Athenes zwischen 1889 und 1891 statt Er untersuchte unter anderem die Stadtmauer und entdeckte zahlreiche Inschriften Das Gelande der Stadt ist also kaum modern uberbaut und wurde durch Anthony Snodgrass und John Bintliff zwischen 1989 und 1991 durch Begehungen untersucht Besiedlungsgeschichte BearbeitenDas Gelande der Stadt war bereits im Neolithikum besiedelt Ein Tell griech Magula auf dem Gebiet der spateren Stadt datiert ins Spatneolithikum A 2 hat bisher aber keine Baubefunde geliefert Klassische Zeit Bearbeiten Die spatere Stadt Thespiai entstand wahrscheinlich in spat geometrischer oder archaischer Zeit aus mehreren Siedlungen im Osten der spateren Stadt A 3 Bereits die archaische Stadt besass mehrere Friedhofe am Stadtrand vor allem an den Strassen wie auch in der Antike ublich In klassischer Zeit lagen im direkten Umfeld der Stadt mehrere Friedhofe Thespiai West wird von Bintliff als vorstadtisch beschrieben A 4 in weiterem Umkreis grossere Hofe Dorfer Askris Potamos Kleinstadte Askra im Tal der Musen mit 11 bis 12 ha und Einzelhofe die sich vermutlich in Familienbesitz befanden in entlegeneren Bereichen des Umlandes chora Lesefunde aus dem Bereich der Einzelhofe weisen relativ viele Scherben von Essgeschirr auf diese Hofe dienten also wahrscheinlich als Wohnsitz der Besitzer im Gegensatz zu der romischen Zeit Binliff nimmt an dass das Land im Umkreis von Thespiai von Stadtbewohnern bearbeitet wurde A 5 Die Friedhofe lagen vor allem auf den schlechteren Boden und scheinen auch spater nicht beackert worden zu sein A 6 Im Umfeld der Stadt befanden sich auch landliche Heiligtumer A 7 von denen LSE 1 und 3 auf archaische Zeit zuruckgehen In Papoutsi Toumboutsi oder Topitsi in der Nahe der Brucke uber den Askis Potamos lag in klassischer Zeit ein Apollo Tempel der von Paul Jamot ausgegraben wurde Es handelt sich vielleicht um den inschriftlich bezeugten Tempel des Apollo Archegetas A 8 Eine Strasse verband Thespiai mit dem Hafen in Kreusis In spat klassischer Zeit erreichte die Siedlung ihre maximale Ausdehnung von ca 95 ha A 9 um danach kontinuierlich zu schrumpfen A 10 Etwa einen halben Kilometer westlich der Stadt lag der klassische Friedhof Thespiai West Der Siedlungsschwerpunkt wanderte in der Folge nach Osten Bintliff nimmt an dass die Stadt in klassischer Zeit 10 000 14 000 Einwohner hatte A 11 Zu ihrem Territorium gehorten auch die Stadte Lektra und Eutresis Romerzeit Bearbeiten Die romische Siedlung war etwa 42 ha gross A 9 Bintliff rechnet mit ca 5300 Einwohnern in der Fruhzeit A 9 6000 in spatromischer Zeit A 12 In spatromischer Zeit wurden in Thespiai zahlreiche Kirchen erbaut deren Ruinen im 19 Jahrhundert noch teilweise sichtbar waren In romischer Zeit wurde der Friedhof von Thespiai West 2 uberbaut und wurde zu einem Siedlungsschwerpunkt Einige der landlichen Heiligtumer im Umkreis von Thespiai wie LSE 1 verloren ihre sakrale Bedeutung wurden aber weiterhin als Hofe genutzt Auch einige der Dorfer oder Weiler scheinen aufgelassen worden zu sein ein Trend der sich aber in spatromischer Zeit 4 7 Jh wieder umkehrte A 13 Im Tal der Musen entstand ein Dorf oder eine Kleinstadt Nach den Ergebnissen der Begehungen von Bintliff und Snodgrass dehnte sich das Ackerland von 42 auf 48 ha aus blieb aber deutlich unter den 95 ha der klassischen Zeit A 14 Es wurden zahlreiche neue Gebaude errichtet wie sich vor allem aus den Ziegelfunden ableiten lasst A 15 Die Wirtschaft schien nun starker auf Marktproduktion ausgerichtet zu sein im Vergleich zu der weitgehenden Selbstversorgung in klassischer Zeit Eine extensivere Landnutzung scheint Dungung zugunsten einer Grunbrache aufgegeben zu haben Gemuse und Wein nahmen zugunsten von Oliven Getreide Hulsenfruchten und Grunfutter ab A 16 Ein ahnlicher Trend ist in der sudlichen Argolis nachzuweisen Die landlichen Siedlungen konzentrieren sich starker auf fruchtbare alluviale Boden A 17 Bintliff rechnet fur das Hinterland mit 20 000 25 000 Einwohnern A 12 Im 5 Jahrhundert oder spater vielleicht unter der Drohung von Slaweneinfallen im 6 und 7 Jahrhundert wurde ein Areal von 12 ha des Stadtgebietes kastro unter Nutzung von Spolien aus der klassischen Stadtmauer und anderer Reste wie einer Statue von Vettius Agoius Praetextianus eines Gouverneurs des spaten 4 Jahrhunderts befestigt Mittelalter Bearbeiten Im Mittelalter entstanden in der chora von Thespiai zahlreiche Dorfer wie Erimokastro Askra Palaeoneochori und ein Siedlungsschwerpunkt unbekannten Namens bei dem durch Begehung identifizierten Lokus TSH 14 der in frankischer Zeit zugunsten von THW 12 im Askris Potamos Tal wust fiel A 18 In byzantinischer Zeit fand vermutlich eine Neu Aufteilung des Territoriums statt die alten Grenzen des Stadtstaates verloren endgultig ihre Bedeutung zugunsten eines Netzwerkes von relativ gleich grossen Dorfern A 18 Erimokastro blieb auch in frankischer Zeit Bischofssitz Die Siedlung selbst gehorte einem Kloster Unter osmanischer Herrschaft wurde die Siedlung in das besser zu verteidigende Neu Erimokastro Thespies im Westen verlegt Kaskaveli Leonari ist dagegen eine albanische Grundung des 14 oder 15 Jahrhunderts A 19 Moderne Besiedlung Bearbeiten 1802 standen auf dem Gelande des antiken Thespiai noch drei Hauser die aber in der Folge aufgelassen wurden Heute ist die Stadtflache unverbaut Wissenswertes BearbeitenDer Name des beruhmten ersten Schauspielers Thespis der im 6 Jahrhundert v Chr lebte hat nichts mit Thespiai zu tun Literatur BearbeitenJohn Bintliff Phil Howard Anthony Snodgrass Hrsg Testing the hinterland The work of the Boeotia survey 1989 1991 in the southern approaches to the city of Thespiai McDonald Institute Monographs McDonald Institute for Archaeological Research Cambridge 2007 ISBN 978 1 902937 37 3 W M Leake Travels in Northern Greece London 1835 Paul Roesch Thespial Boiotia Greece In Richard Stillwell u a Hrsg The Princeton Encyclopedia of Classical Sites Princeton University Press Princeton NJ 1976 ISBN 0 691 03542 3 englisch perseus tufts edu Einzelnachweise Bearbeiten A John Bintliff Phil Howard Anthony Snodgrass Hrsg Testing the hinterland The work of the Boeotia survey 1989 1991 in the southern approaches to the city of Thespiai McDonald Institute Monographs McDonald Institute for Archaeological Research Cambridge 2007 ISBN 978 1 902937 37 3 S 173 S 131 S 132 S 133 S 142 S 134 S 135 S 143 a b c S 153 S 1 S 25 a b S 161 S 154 S 157 S 158 S 159 S 163 a b S 166 S 182 Sonstige Belege So z B bei Ovid Metamorphosen Buch 5 310 A Schachter Reconstructing Thespiai In A Schachter A Hurst Hrsg La montagne des Muses Genf 1966 106 f 38 30327 23 15055 Koordinaten 38 18 12 N 23 9 2 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Thespiai amp oldid 212210095