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Dieser Artikel beschreibt den griechischen Ausdruck Fur andere Bedeutungen siehe Panta rhei Begriffsklarung Die Formel panta rhei altgriechisch panta ῥeῖ alles fliesst ist ein Aphorismus zur Kennzeichnung der heraklitischen Lehre Sie wird auf den griechischen Philosophen Heraklit zuruckgefuhrt von Platon im Dialog Kratylos nahegelegt erscheint wortlich jedoch erstmals bei dem spatantiken Neuplatoniker Simplikios Bereits in augusteischer Zeit war diese formelhafte Zusammenfassung der Gedanken Heraklits in Gebrauch Ihre lateinische Ubersetzung cuncta fluunt 1 findet sich im 15 Buch der Metamorphosen in der Rede des Pythagoras 2 in der Ovid das naturphilosophische Fundament seiner Metamorphosen darlegt Inhaltsverzeichnis 1 Herkunft 2 Flusslehre 3 Philosophische Einordnung 4 Rezeption bei Goethe 5 Siehe auch 6 Literatur 7 EinzelnachweiseHerkunft BearbeitenPlaton verbindet in seiner Charakterisierung der kosmologischen Theorie Heraklits einige von dessen bekanntesten Lehrsatzen vor allem Panta xwreῖ kaὶ oὐdὲn menei Panta chorei kai ouden menei Alles bewegt sich fort und nichts bleibt mit allerlei alten Weisheiten naturlich uber Kronos und Rhea die auch Homer schon erzahlte 3 Dabei unterstellt er der Name der Titanin Rhea konne auf die Bedeutung fliessen zuruckgefuhrt werden In wortlicher Form findet sich die Wendung zuerst bei Simplikios um 490 um 560 einem spatantiken Kommentator der Schriften des Aristoteles 4 Flusslehre BearbeitenDer Sache nach stellt die Wendung in der Flusslehre eine zwar nicht unzutreffende gleichwohl verkurzende Interpretation der Ausserungen Heraklits dar Sie wird durch die sogenannten Flussfragmente gestutzt in denen Heraklit das Sein mit einem Fluss vergleicht 5 Wer in denselben Fluss steigt dem fliesst anderes und wieder anderes Wasser zu 6 Wir steigen in denselben Fluss und doch nicht in denselben wir sind es und wir sind es nicht 7 Man kann nicht zweimal in denselben Fluss steigen 8 Philosophische Einordnung BearbeitenDie Flusslehre ist im Zusammenhang mit Heraklits Lehre von der Einheit aller Dinge zu verstehen Verbindungen Ganzes und Nichtganzes Zusammengehendes und Auseinanderstrebendes Einklang und Missklang und aus Allem Eins und aus Einem Alles 9 Platons Zitat Panta chorei kai ouden menei ist die knappste Formulierung der Flusslehre Heraklits die besagt Alles fliesst und nichts bleibt es gibt nur ein ewiges Werden und Wandeln Der Schwerpunkt liegt hier anders als bei Heraklit selbst auf dem Aspekt des Werdens und Vergehens In der Tradition der platonischen Schule aber auch in zahlreichen neueren Interpretationen z B bei Holderlin und Hegel erscheint die Lehre des Heraklit nur als eine solche des Werdens und Vergehens Nach Nietzsche handelt es sich im Kern um eine Konzeption der Bejahung des Vergehens Dagegen liegt nach der Flusslehre die primare Welterfahrung in dem fortwahrenden Stoff und Formwechsel Sie ist eine Metapher fur die Prozessualitat der Welt Das Sein ist das Werden des Ganzen Das Sein ist demnach nicht statisch sondern als ewiger Wandel dynamisch zu erfassen Doch hinter und zugleich in dem unaufhorlichen Fluss steht die Einheit Einheit in der Vielheit und Vielheit in der Einheit 10 Karl Martin Dietz interpretiert die Flusslehre aber dennoch als Hinweis Heraklits auf die Welt des gleichbleibend Gemeinsamen 11 Rezeption bei Goethe BearbeitenGoethe bezog sich in dem Gedicht Dauer im Wechsel direkt auf Heraklit Gleich mit jedem RegengusseAndert sich dein holdes TalAch und in demselben FlusseSchwimmst du nicht zum zweitenmal 12 Der ewige Wandel ist auch Gegenstand seines Gedichts Eins und Alles Es soll sich regen schaffend handelnErst sich gestalten dann verwandelnNur scheinbar stehts Momente stillDas Ewige regt sich fort in allenDenn alles muss in Nichts zerfallenWenn es im Sein beharren will 13 Siehe auch BearbeitenListe der Vertreter und Rezipienten des PlatonismusLiteratur BearbeitenWilhelm Capelle Die Vorsokratiker Kroner Stuttgart 9 Auflage 2008 ISBN 978 3 520 11909 4 Hans Joachim Storig Kleine Weltgeschichte der Philosophie Fischer Frankfurt a M 1996 ISBN 3 596 13520 6 Ute Seiderer Hrsg Panta rhei Der Fluss und seine Bilder Ein kulturgeschichtliches Lesebuch Reclam Leipzig 1999 ISBN 978 3 379 01677 3 Einzelnachweise Bearbeiten Ovid Metamorphosen 15 178 Ovid Metamorphosen 15 60 479 Franz Bomer verweist in seinem Kommentar P Ovidius Naso Metamorphosen XIV XV Kommentar von F Bomer Heidelberg 1986 S 176 ff zu dieser Stelle auf das panta ῥeῖ von Heraklit das seinerseits in die Stoa den Neupythagoreismus und die Popularphilosophie ubergegangen ist Kratylos 402A A6 zitiert nach der Ausgabe von Gernot Krapinger Reclam Stuttgart 2014 S 71 Hermann Diels Simplicius In Aristotelis physicorum libros quattuor posteriores commentaria Reimer Berlin 1895 Nachdruck De Gruyter 1954 Commentaria in Aristotelem Graeca 10 S 1313 Zum Problem der Flusslehre und den Flussfragmenten siehe Christof Rapp Vorsokratiker Becksche Reihe Band 539 2 Auflage C H Beck Verlag Munchen 2007 S 67 72 Fragment 12 Die Fragmente der Vorsokratiker Ubersetzung nach Wilhelm Capelle Die Vorsokratiker S 132 Fragment 49a Die Fragmente der Vorsokratiker Ubersetzung nach Wilhelm Capelle Die Vorsokratiker S 132 B 49a gilt jedoch als nur vage Anlehnung an den Originaltext wobei der gesamte zweite Teil nicht authentisch ist Held Heraklit Parmenides und der Anfang von Philosophie und Wissenschaft S 326 Fragment 91 Die Fragmente der Vorsokratiker Fragment 10 DK Ubersetzung nach Wilhelm Capelle Die Vorsokratiker S 132 Vgl Storig Kleine Weltgeschichte der Philosophie S 136 mit weiteren Nachweisen Karl Martin Dietz Heraklit von Ephesus und die Entwicklung der Individualitat Metamorphosen des Geistes Band 3 Verlag Freies Geistesleben Stuttgart 2004 S 60 Johann Wolfgang von Goethe Samtliche Werke in 18 Banden Band 1 Samtliche Gedichte Artemis Zurich 1950 S 512 f Johann Wolfgang von Goethe Samtliche Werke in 18 Banden Band 1 Samtliche Gedichte Artemis Zurich 1950 S 514 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Panta rhei amp oldid 236005917