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Dieser Artikel behandelt Platons Dialog Kratylos Fur den gleichnamigen Philosophen siehe Kratylos Philosoph fur die gleichnamige Zeitschrift siehe Indogermanische Gesellschaft Der Kratylos altgriechisch Kratylos 1 Kratylos lateinisch Cratylus ist eine Schrift des griechischen Philosophen Platon Das in Dialogform verfasste Werk bildet den Ausgangspunkt der europaischen Sprachphilosophie und Sprachwissenschaft An dem fiktiven literarisch gestalteten Gesprach sind drei Personen beteiligt Platons Lehrer Sokrates der Philosoph Kratylos nach dem der Dialog benannt ist und dessen Freund Hermogenes Der Anfang des Kratylos in der altesten erhaltenen mittelalterlichen Handschrift dem 895 geschriebenen Codex Clarkianus Oxford Bodleian Library Clarke 39 Erortert wird die Stichhaltigkeit der Behauptung dass nicht nur Aussagen richtig oder falsch sind sondern es auch eine Richtigkeit von Namen und Bezeichnungen gibt Dies ist dann der Fall wenn Bezeichnungen ihren Gegenstanden nicht willkurlich sondern von Natur aus zugeordnet sind und die Beschaffenheit der Gegenstande wahrheitsgemass ausdrucken Wenn jede korrekte Bezeichnung das aussagt was das Bezeichnete tatsachlich ist ermoglicht die etymologische Untersuchung der einzelnen Worter indem sie deren Sinn erhellt Ruckschlusse auf das Wesen der mit ihnen bezeichneten Dinge Kratylos ist von der naturlichen Richtigkeit der Worter uberzeugt semantischer Naturalismus wahrend Hermogenes von der Hypothese einer willkurlichen Vereinbarung der Wortbedeutungen ausgeht Konventionalismus Sokrates setzt sich mit beiden Konzepten kritisch auseinander Nach Untersuchung der theoretischen Voraussetzungen sowie zahlreicher Beispiele verwirft Sokrates sowohl die Vermutung dass die Zuordnung von Bezeichnungen und Dingen auf zufalliger Konvention beruht als auch die gegenteilige Position der zufolge alle Bezeichnungen objektiv richtig sind und daher eine grundsatzlich erkennbare Wahrheit uber das Wesen der Dinge enthalten Nach Sokrates Ansicht haben die Wortbildner oder Namensgeber als Urheber der Bezeichnungen diese zwar sinnvoll zuordnen wollen dabei aber Irrtumer begangen Zu gesicherter Erkenntnis dessen was die einzelnen Dinge sind kann man somit durch Untersuchung von Wortern nicht gelangen Vielmehr hat der Philosoph die Dinge selbst unabhangig von ihren Bezeichnungen zu erforschen Der Kratylos gilt als eines der schwierigsten Werke Platons In der neueren Forschung wird seine wegweisende Bedeutung fur die europaische Sprachphilosophie gewurdigt Die Uberlegungen im Dialog erscheinen als Weichenstellung in eine Richtung die schliesslich zur modernen Zeichentheorie der Sprache fuhrte Inhaltsverzeichnis 1 Ort Zeit und Teilnehmer 2 Inhalt 2 1 Die Problemstellung 2 2 Die theoretische Untersuchung der Hypothese des Hermogenes 2 3 Die Untersuchung anhand von Beispielen 2 4 Die Elementarworter 2 5 Die Uberprufung der Theorie des Kratylos 2 6 Erkenntnistheoretische Konsequenzen 3 Die Gesprachsfuhrung 4 Philosophische Bilanz 5 Historischer Hintergrund und Entstehungszeit 6 Rezeption 6 1 Antike 6 2 Mittelalter und Fruhe Neuzeit 6 3 Moderne 7 Ausgaben und Ubersetzungen 8 Literatur 9 Weblinks 10 AnmerkungenOrt Zeit und Teilnehmer Bearbeiten Sokrates romische Buste 1 Jahrhundert Louvre Paris Die Debatte spielt sich in Athen ab nahere Angaben zum Ort der Zusammenkunft werden nicht gemacht Fur die Datierung der fiktiven Handlung bietet der Text nur wenige Anhaltspunkte Eine beilaufige Bemerkung des Sokrates uber ein nachtliches Ausgehverbot auf der Insel Aigina 2 deutet darauf dass Aigina sich unter athenischer Herrschaft befindet dies ist ab 431 v Chr der Fall gewesen Der 422 421 v Chr gestorbene Hipponikos von Alopeke der Vater des Hermogenes ist anscheinend noch am Leben denn Hermogenes hat einer Bemerkung des Sokrates zufolge noch nicht geerbt 3 Demnach fallt die Dialoghandlung in den Zeitraum 431 bis 421 also in die erste Phase des Peloponnesischen Krieges der ab 421 durch den Nikiasfrieden fur einige Jahre unterbrochen wurde Da der im Jahr 469 geborene Sokrates im Dialog sein nach damaligem Massstab hohes Alter erwahnt 4 kommt wohl eine Zeit vor den spaten 420er Jahren nicht in Betracht 5 Allerdings besagt nach einer anderen Interpretation die Bemerkung uber die nicht angetretene Erbschaft dass Hermogenes nichts geerbt hat obwohl sein Vater bereits gestorben ist Wenn dies zutrifft ist nicht das Jahr 421 v Chr sondern das Ende des Peloponnesischen Krieges 404 v Chr die obere Grenze fur die Datierung der Dialoghandlung wahrend 422 v Chr die untere Grenze bildet 6 Kratylos und Hermogenes sind keine fiktiven Figuren sie haben tatsachlich als Zeitgenossen des Sokrates in Athen gelebt 7 Der historische Kratylos der wohl um die Mitte des 5 Jahrhunderts geboren wurde bekannte sich zur Lehre des Vorsokratikers Heraklit Der historische Hermogenes gehorte zum Umfeld des Sokrates er war mit ihm eng verbunden und bei seinem Tod anwesend Im Dialog wird Kratylos als jung bezeichnet 8 und auch Hermogenes scheint ein junger Mann zu sein 9 Sokrates hingegen weist wenn auch scherzhaft darauf hin dass seine geistige Spannkraft bereits altersbedingt nachlasse 10 Inhalt BearbeitenEine Rahmenhandlung fehlt das Gesprach setzt unvermittelt ein Kratylos und Hermogenes haben bereits uber ihre gegensatzlichen sprachphilosophischen Auffassungen kontrovers und ergebnislos diskutiert Nun ist Sokrates hinzugekommen und Hermogenes schlagt vor ihn beizuziehen Kratylos stimmt zu Hermogenes beschreibt das Problem indem er die beiden kontraren Positionen zusammenfassend wiedergibt 11 Die anschliessende Debatte zerfallt in zwei Teile Im ersten weitaus grosseren Teil diskutiert Sokrates mit Hermogenes Kratylos hort schweigend zu Im zweiten Teil debattieren Sokrates und Kratylos Hermogenes hort zu Die Problemstellung Bearbeiten Zuerst fasst Hermogenes die Position des Kratylos zusammen Kratylos glaubt dass es eine naturliche Richtigkeit der Worter gibt Demnach kommt jedem Benennbaren von Natur aus eine einzige objektiv richtige Benennung 12 zu die nicht kulturell bedingt sondern fur alle Menschen gleichermassen gultig ist Da es sich um eine Naturgegebenheit handelt spielt die Verschiedenheit der Sprachen keine Rolle die richtigen Worter bilden eine Universalsprache Es ist moglich die naturgemassen Benennungen zu ermitteln Beispielsweise tragen Kratylos und Sokrates ihre Namen zu Recht der Name des Hermogenes hingegen stimmt nicht er ist nicht wirklich der seinige obwohl alle ihn verwenden 13 Sokrates weist darauf hin dass die letztere Bemerkung des Kratylos ein Scherz sein durfte Hermogenes bedeutet vom Gott Hermes abstammend und wenn das zutrafe musste Hermogenes in Geldangelegenheiten erfolgreich sein denn Hermes ist unter anderem der Gott des Gewinns In Wirklichkeit ist Hermogenes aber finanziell nicht gut gestellt Zu einer gemeinsamen Untersuchung der sprachphilosophischen Frage ist Sokrates gern bereit doch halt er das Problem fur schwierig und bekennt seine Unwissenheit Er nutzt die Gelegenheit zu einem Seitenhieb auf den beruhmten Sophisten Prodikos der behauptet sich auf diesem Gebiet auszukennen und bereit ist seine Weisheit den Lernwilligen gegen reichliche Bezahlung zu vermitteln Ironisch fuhrt Sokrates der unvermogend ist seine Unwissenheit darauf zuruck dass er den Vortrag des Prodikos fur den ein Eintritt von funfzig Drachmen verlangt wird nicht gehort hat 14 Hermogenes vertritt als Konventionalist eine Auffassung die der des Kratylos radikal entgegengesetzt ist Nach seiner Uberzeugung sind alle Wortbedeutungen willkurlich festgelegt sie beruhen ausschliesslich auf Ubereinkunft und Gewohnheit Richtig ist eine Benennung nur aufgrund der Konvention durch die sie einem Gegenstand zugeordnet ist Grundsatzlich kann jede solche Konvention jederzeit geandert werden und sobald das geschieht ist die neue Benennung gultig und richtig 15 Die theoretische Untersuchung der Hypothese des Hermogenes Bearbeiten Nach der Ansicht des Hermogenes kann jeder nach seinem Belieben eine Privatsprache schaffen in der beispielsweise das Wort Pferd die Bedeutung Mensch erhalt und das Wort Mensch die Bedeutung Pferd Die Wortbedeutungen der Privatsprache sind nicht richtiger oder weniger richtig als die des allgemeinen Sprachgebrauchs Dagegen bringt Sokrates vor es sei unstimmig eine Aussage als Ganzes fur wahr oder falsch zu halten aber den Teilen der Aussage einschliesslich der kleinsten Teile der einzelnen Worter keinen Wahrheitswert zuzuweisen 16 Diese Uberlegung bringt jedoch Hermogenes nicht von seiner Meinung ab Er macht zugunsten seiner Hypothese geltend dass es nicht nur verschiedene Sprachen gibt sondern der Sprachgebrauch sogar von Stadt zu Stadt schwankt 17 Darauf wahlt Sokrates einen neuen Ansatz Er fragt ob die Subjektivitat und Beliebigkeit die Hermogenes fur die Wortbedeutungen annimmt auch fur die Dinge gelten soll Damit ordnet er die subjektivistische Sprachtheorie seines Gesprachspartners in den Zusammenhang eines subjektivistischen Weltbilds ein wie es der einflussreiche Sophist Protagoras vertritt Protagoras lehrt dass der Mensch das Mass aller Dinge sei Nach der hier wiedergegebenen Interpretation seiner Auffassung ist damit jeder einzelne Mensch gemeint 18 Demnach gibt es keine objektive Realitat sondern fur jeden sind die Dinge wirklich so wie sie ihm erscheinen Ausser den Erscheinungen die auf subjektive Weise wahrgenommen und bewertet werden gibt es keine erkennbare Wirklichkeit Hermogenes neigt zu dieser Position aber Sokrates macht ihn auf ein Problem aufmerksam Wenn man so denkt verlieren Begriffe wie gut schlecht vernunftig und unvernunftig jeden objektiven Sinn Dann ist kein Mensch vernunftiger oder ethisch besser als ein anderer und es ist nicht mehr moglich sich uber die Richtigkeit oder Falschheit solcher Urteile zu verstandigen Vor dieser Konsequenz schreckt Hermogenes zuruck daher schliesst er sich der Ansicht des Sokrates an Somit wird Ubereinstimmung daruber erzielt dass sich Aussagen uber das Wesen von Personen auf objektive Sachverhalte in deren Natur beziehen Menschen sind tatsachlich charakterlich gut oder schlecht 19 Ebenso sind wie Sokrates anschliessend darlegt menschliche Handlungen nicht das Ergebnis willkurlicher Einfalle sondern sie orientieren sich an den Naturgegebenheiten Man kann etwas nur so schneiden oder brennen wie es die Naturgesetze gestatten Richtig ist das Vorgehen mit dem man sich den Gegebenheiten anpasst um einen Zweck zu erreichen Hier sind richtig und falsch objektive Tatsachen der Erfolg oder Misserfolg ist das Kriterium der Richtigkeit einer Handlung Da das Reden eine Handlung ist muss dies auch fur Mitteilungen gelten Auch dabei gibt es richtiges und falsches Verhalten Wer sich nicht an die naturgemassen Regeln verbaler Kommunikation halt erreicht nichts Daraus folgert Sokrates dass auch das Benennen das ein fundamentaler Teil des Redens ist an einer objektiven Realitat ausgerichtet sein muss eine Benennung hat der Natur des Benannten zu entsprechen Das Wort ist das Werkzeug des Sprechenden so wie ein Bohrer das Werkzeug eines Handwerkers oder das Weberschiffchen das Werkzeug des Webers Wie ein Handwerksgerat muss es fur die Aufgabe die es zu erfullen hat geeignet sein Seine Aufgabe ist das Belehren und die Abgrenzung des Wesens des von ihm Bezeichneten Somit ist es nicht beliebig Der Gesetzgeber oder Wortbildner der die Wortbedeutungen eingefuhrt hat 20 kann nicht willkurlich gehandelt haben Er muss die Benennungen unter dem Gesichtspunkt ihrer Tauglichkeit fur den jeweiligen Zweck eingefuhrt haben Ebenso wie ein Produzent von Handwerksgeraten muss er ein Fachmann gewesen sein und als solcher uber eine besondere Kunst techne verfugt haben 21 Die Verschiedenheit der Sprachen von denen jede ihren eigenen Wortbildner hat steht dem nicht entgegen Die Wortbildner sind Schmieden vergleichbar von denen jeder eine andere Art Eisen verwendet und daraus brauchbare Werkzeuge herstellt Wenn ein Schmied einen Bohrer herstellt hat er dabei ein Urbild im Sinn ein geistiges Muster an dem er sich orientiert Analog orientiert sich ein Wortbildner wenn er ein Wort einfuhrt am Urbild der platonischen Idee der Benennung fur den jeweiligen Gegenstand Das Wort das er diesem Gegenstand in der jeweiligen Sprache zuweist ist ein Abbild jener allgemeinen Idee Jede Benennung in jeder Sprache ist der dem benannten Ding zugeordneten Benennungsidee nachgebildet welche die Natur des zu benennenden Dings optimal ausdruckt Die Verschiedenheit der Benennungen desselben Dings in verschiedenen Sprachen ergibt sich daraus dass sie unterschiedliche Abbildungen desselben Urbilds sind Das Urbild selbst hat als solches wie alle platonischen Ideen keine sinnlich wahrnehmbare Form Nur die Abbilder sind horbare Worter 22 Die Beurteilung der Qualitat eines Instruments fallt in die Kompetenz des Fachmanns der es verwenden soll Analog verhalt es sich nach Sokrates Uberzeugung mit den Wortern Die Richtigkeit ihrer Zuordnung zu den Dingen zu beurteilen ist die Aufgabe desjenigen der sie gebrauchen soll Das ist der der sachverstandig zu fragen und zu antworten versteht der Dialektiker der wissenschaftlich untersuchende Philosoph Sokrates gibt Kratylos im Prinzip Recht indem er einen inneren Zusammenhang zwischen der Beschaffenheit der Worter und derjenigen der Dinge annimmt und diesen auf das uberlegte Vorgehen fachkundiger Wortbildner zuruckfuhrt Er teilt auch die Meinung des Kratylos wonach die dabei geltenden Gesetzmassigkeiten prinzipiell erkennbar sind und ihre Erforschung zu den Aufgaben des Philosophen gehort 23 Die Untersuchung anhand von Beispielen Bearbeiten Hermogenes kann der Argumentation des Sokrates auf der theoretischen Ebene nichts entgegensetzen Er bezweifelt aber weiterhin dass eine naturliche Richtigkeit der Worter konkret demonstriert werden kann und fordert Sokrates auf sie aufzuzeigen Sokrates behauptet nicht dazu in der Lage zu sein ist aber gern bereit zusammen mit Hermogenes eine Untersuchung durchzufuhren Dass von Sophisten wie Protagoras diesbezuglich nichts zu erhoffen ist ist Hermogenes nun klar 24 Einen ersten Anhaltspunkt fur die Ermittlung der naturlichen Richtigkeit findet Sokrates bei Homer 25 Verschiedentlich stellt der beruhmte Dichter fest bei den Gottern wurden andere Namen verwendet als bei den Menschen Beispielsweise erfahrt man in Homers Ilias der Fluss den die Menschen Skamandros nennen werde bei den Gottern Xanthos genannt 26 Demnach ist Xanthos der richtige Name denn den Gottern ist bessere Sachkenntnis zuzutrauen als den Menschen 27 Anschliessend erortert Sokrates eine Reihe von Benennungen zunachst Namen von mythischen Gestalten wie des Konigs Tantalos und des trojanischen Helden Hektor und von Gottern wie Zeus und Uranos Die Personennamen hangen mit ahnlich klingenden Begriffen zusammen und sagen damit etwas uber ihre Trager aus beispielsweise soll der Name des mythischen Helden Orestes durch seine Ahnlichkeit mit oreinon gebirgig das Wilde und Raue in der Wesensart des Namenstragers ausdrucken Anhand derartiger etymologischer Deutungen der Namen erlautert Sokrates wie man sich deren inneren Zusammenhang mit den Namenstragern vorstellen kann Dabei zieht er teils mehrere Deutungen fur einen Namen in Betracht Er druckt sich vorsichtig aus womit er seine Unsicherheit erkennen lasst Zugleich scheint er aber von seinen Einfallen begeistert zu sein 28 Sokrates betont der Zusammenhang beruhe nur darauf dass der Name etwas fur seinen Trager Charakteristisches anklingen lasse Dies konne auf unterschiedliche Weise geschehen die Richtigkeit der Benennung hange nicht von einem bestimmten Lautbestand oder einer bestimmten Reihenfolge der Buchstaben oder Silben ab 29 Einschrankend weist Sokrates allerdings darauf hin dass Menschen oft nach ihren Vorfahren benannt werden oder die Namensgebung Wunschvorstellungen der Eltern ausdruckt wie etwa bei Theophilos gottgeliebt deutsche Lehnubersetzung Gottlieb Solche Namen konnten dem Wesen ihrer Trager nicht gerecht werden sie seien nicht die von Natur aus richtigen Daher stosse man bei allgemeinen Begriffen eher auf Richtiges als bei individuellen Namen 30 Es folgt die Analyse zahlreicher Worter beginnend mit Gotter Daimonen Heroen und Menschen Das Wort Gotter theoi wird auf das Laufen thein zuruckgefuhrt was mit dem Lauf der fur Gotter gehaltenen Gestirne zusammenhange Mensch anthrōpos ist nach der Etymologie des Sokrates aus zwei Bestandteilen zusammengesetzt Der Mensch ist dadurch charakterisiert dass er das bedenkt anathrei was er gesehen hat opōpe im Gegensatz zu den Tieren die sich nichts uberlegen ist er der Erwager anathrṓn des Gesehenen 31 Anschliessend werden die Worter Seele und Korper betrachtet Dabei fuhrt Sokrates eine Interpretation an der zufolge der Korper sṓma das Grab sema der Seele ist weil sie in ihm wie in einem Grab eingeschlossen ist ausserdem deutet er mit Berufung auf eine orphische Lehre den Korper als das worin die Seele bis zum Tode aufbewahrt wird sṓzetai 32 Darauf untersucht Sokrates auf Wunsch des Hermogenes eine Reihe von Gotternamen sowie Bezeichnungen fur Gestirne Elemente und Zeiten 33 Dabei verbindet er mitunter die Analyse der Worter mit philosophisch theologischen Uberlegungen so erklart er bei der Erorterung des Namens von Hades des Gottes des Totenreichs dieser werde von den Menschen grundlos gefurchtet Die Ursache der Angst sei dass die Verstorbenen nicht zuruckkehrten In Wirklichkeit blieben sie aber freiwillig im Totenreich da sie das dortige korperfreie Dasein dem irdischen vorzogen und Hades ein grosser Wohltater sei Schliesslich wendet sich Sokrates Begriffen aus der Erkenntnistheorie und der Ethik zu sowie zahlreichen weiteren Ausdrucken aus verschiedenen Bereichen 34 Bei diesen Erorterungen berucksichtigt Sokrates auch das Phanomen des Sprachwandels den er zum Teil auf das Streben nach Wohlklang oder nach bequemer Aussprache zuruckfuhrt Die Worter seien im Lauf der Zeit umgeformt worden und dadurch sei ihr ursprunglicher innerer Zusammenhang mit den zugehorigen Dingen beeintrachtigt worden In manchen Fallen seien Worter durch Hinzufugen und Entfernen von Buchstaben so verandert worden dass ihre ursprungliche naturliche Richtigkeit nicht mehr erkennbar sei 35 Der ursprungliche Sinn konne sogar ins Gegenteil verkehrt werden in diesen Fallen musse man sich an die alten Wortformen halten 36 Die Elementarworter Bearbeiten Die bisher erorterten etymologischen Erklarungen bestehen darin dass Worter oder deren Bestandteile auf andere ahnliche Worter zuruckgefuhrt werden Dieses Verfahren kann aber wie Sokrates nun feststellt nicht endlos fortgesetzt werden es muss an eine Grenze stossen Daher muss es Elementarworter geben die weder aus anderen Wortern zusammengesetzt noch anderweitig auf andere Worter zuruckfuhrbar sind Sokrates vermutet dass gehen fliessen binden und halten solche Elementarworter sind Diese mussen ebenso wie alle anderen Worter der Theorie zufolge eine Richtigkeit aufweisen die auf ihrer Ubereinstimmung mit dem von ihnen Bezeichneten beruht Da aber in diesen Fallen die Richtigkeit nicht auf etymologischem Weg ermittelt werden kann muss eine andere Vorgehensweise gefunden werden 37 Den Ausgangspunkt bildet hier die Uberlegung dass der Wortbildner bei der Gestaltung der Benennungen das was jeweils zu benennen war nachgeahmt haben muss um die angestrebte Ubereinstimmung herbeizufuhren Dabei kann es sich aber nicht um ein simples Nachaffen mit der Stimme handeln sonst bestunde die richtige Benennung eines Tieres in der Imitation seiner Lautausserungen Vielmehr ist bei den kleinsten Bestandteilen der Worter den Lauten anzusetzen indem deren Beziehungen zu den Dingen ermittelt werden und wenn der Wesenszusammenhang zwischen den einzelnen Lauten und den Dingen erfasst ist kann zu den grosseren Einheiten den Silben und schliesslich zu den Wortern vorangeschritten werden 38 Hinsichtlich der konkreten Ausgestaltung des Zuordnungssystems fuhlt sich Sokrates unsicher er betont vorab den hypothetischen Charakter seiner Uberlegungen die ihm selbst befremdlich vorkommen und tragt dann seine Deutung einzelner Laute vor Den Laut r betrachtet er als das passende Ausdrucksmittel fur Bewegungen aller Art da bei diesem Laut die Zunge am wenigsten unbewegt bleibt sondern besonders stark vibriert Daher hat der Wortbildner beispielsweise mit dem Wort rhein fliessen die Bewegung um die es geht durch das r nachahmend ausgedruckt Das i ist der Laut der am leichtesten durch alles hindurchgeht daher passt es zu allem Feinen Die Laute ph ps s und z sind hauchartig daher eignen sie sich zur Bezeichnung von allem was diese Natur aufweist beispielsweise des Windigen physṓdes Bei der Bildung des d und des t wird die Zunge zusammengedruckt und angepresst daher sind diese Laute in Wortern wie desmos Binde und stasis Stillstand enthalten die sich auf die Hemmung oder das Fehlen von Bewegung beziehen Beim l gleitet die Zunge am meisten daher ist dieser Laut in leia Glattes enthalten sowie auch in Wortern wie olisthanein gleiten liparon fettig und kollṓdes leimig Das g wirkt dem Gleiten der Zunge entgegen daher passt die Verbindung von g und l fur Worter wie glischron klebrig glyky suss und gloiṓdes harzig Das n entsteht im Inneren des Mundes daher wird in Wortern wie endon innen und entos innerhalb der Sachverhalt mit diesem Laut ausgedruckt Das a ist gross und daher dem Wort megas gross zugeordnet das lange e passt zu mekos Lange wahrend das o mit seiner Rundheit in gongylon das Runde dominiert 39 Die Uberprufung der Theorie des Kratylos Bearbeiten Hermogenes beklagt sich daruber dass ihm Kratylos bisher seine Lehre von der Beziehung zwischen den Benennungen und den benannten Dingen nicht konkret erklart hat sondern sich auf vage Behauptungen beschrankt Nun soll Kratylos zum Konzept des Sokrates Stellung nehmen und zugleich das seinige enthullen Kratylos reagiert ausweichend er rechtfertigt seine Zuruckhaltung mit der Ausrede es handle sich um ein schwieriges Thema das man nicht so leicht bewaltigen konne Doch Hermogenes und Sokrates gestatten ihm keine Ausfluchte Sokrates fordert ihn auf sich als Fachmann der er ja sei zu aussern Darauf stimmt Kratylos den bisherigen Ausfuhrungen des Sokrates pauschal zu ohne selbst inhaltlich etwas beizutragen Nun ladt ihn aber Sokrates zu einer gemeinsamen kritischen Uberprufung des Konzepts ein und warnt vor der Gefahr bei unzureichender Selbstkritik einer Illusion zu erliegen Die Selbsttauschung sei die schlimmste Form von Tauschung da der Tauschende dem Getauschten keinen Augenblick von der Seite weiche 40 Sokrates macht geltend dass es unter den Kunstlern und Handwerkern wie etwa Malern oder Baumeistern bessere und schlechtere gibt Das raumt Kratylos ein Sokrates will darauf hinaus dass dann analog auch bei Gesetzgebern und Wortbildnern Qualitatsunterschiede anzunehmen seien womit die Richtigkeit der Namensgebung relativiert wurde Das gibt Kratylos aber nicht zu Er lehnt diesen Gedankengang der seine Position unterminiert radikal ab und behauptet alle Benennungen seien gleich richtig Um seine These gegen jede mogliche Kritik abzusichern nimmt er sie in die Definition des Begriffs Benennung auf Unter Benennung sei immer nur die jeweils richtige Bezeichnung zu verstehen alle falschen Benennungen seien in Wirklichkeit keine 41 Dagegen wendet Sokrates ein dass wie schon zu Beginn des Dialogs erwahnt Hermogenes nach der Ansicht des Kratylos nicht der wahre Name des Hermogenes sei dieser aber dennoch so heisse Konsequenterweise antwortet Kratylos Hermogenes fuhre diesen Namen nur scheinbar da es nicht sein eigener Name sei sondern der eines anderen Mit dieser Deutung des Sachverhalts erweist sich Kratylos als Anhanger einer damals verbreiteten Lehre nach der Schein und Tauschung in keiner Weise real sind sondern nur Wahres existiert Wahrheit ist immer absolut abgestufte oder teilweise Richtigkeit gibt es nicht Da sich Luge und Irrtum auf etwas beziehen was nicht ist kann ihnen keinerlei Sein zukommen Aussagen die von Nichtseiendem handeln gehoren selbst zum Nichtseienden Das bedeutet dass unwahre Aussagen in Wirklichkeit keine Aussagen sind Wenn beispielsweise jemand Kratylos mit Hermogenes verwechselt und mit Willkommen Hermogenes begrusst so sagt er nicht etwas Falsches sondern gar nichts was er von sich gibt sind nicht Worte sondern nur eine sinnlose Folge von Tonen wie wenn man auf Metall schlagt und damit einen Klang erzeugt 42 Darauf versucht Sokrates die Bestreitung der Realitat von Falschem als unsinnig zu erweisen Er veranschaulicht seine Sichtweise mit einem Vergleich Ein Bild ist Nachahmung des Abgebildeten eine Benennung nach Kratylos Theorie Nachahmung des Benannten Man kann ein Bild falschlich einem Gegenstand zuordnen den es nicht abbildet Beispielsweise kann man einem Mann das Bild einer Frau als sein eigenes Portrat zeigen Ebenso kann man ihm auch sagen er sei eine Frau Wenn ein unrichtiges Zeigen moglich ist muss auch ein unrichtiges Bezeichnen moglich sein Darauf sollen sich die Begriffe unrichtig und falsch bei der Verwendung von Wortern beziehen Demnach gibt es falsche Bezeichnungen wirklich Dann muss es auch falsche Satze geben 43 Anschliessend wendet sich Sokrates gegen die Bestreitung relativer Richtigkeit wobei er wiederum einen Vergleich mit Zeichnungen und Gemalden verwendet um zu zeigen dass es bei den Elementarwortern relative Richtigkeit gebe Ein Bild kann man verbessern oder verschlechtern indem man einzelne Farben und Formen hinzufugt oder weglasst So entstehen in der Malerei Qualitatsunterschiede die Nachahmung des Abgebildeten gelingt besser oder schlechter Analog soll es sich mit den Elementarwortern verhalten Ihre Richtigkeit lasst sich durch Veranderung des Laut und Silbenbestandes verandern sie variiert und ist somit relativ Kratylos folgt zunachst diesem Gedankengang lehnt dann aber die Folgerung ab und beharrt auf seiner alten Position Wenn man an der richtigen Benennung auch nur die geringste Veranderung vornimmt etwa einen Buchstaben versetzt wird sie dadurch sofort eine andere Damit busst sie nicht nur ihre Richtigkeit ein sondern zugleich ihr Sein Sie ist dann keine Benennung mehr 44 Dagegen bringt Sokrates vor Kratylos denke mathematisch hier jedoch gehe es nicht wie in der Mathematik um Quantitaten die entweder stimmen oder nicht sondern um die Qualitat von Nachahmungen Sein Gedankengang lautet Eine Nachahmung kopiert das Nachgeahmte niemals exakt sonst ware sie dessen Verdoppelung und dann gabe es keinen Unterschied mehr zwischen Abbild und Abgebildetem Benennung und Benanntem ein Ding und sein Name waren identisch Jedes Bild kann zwangslaufig das abgebildete Objekt nur teilweise wiedergeben beispielsweise kann ein Maler der Kratylos malt zwar seine Hautfarbe und seine Gestalt nachbilden nicht aber sein Inneres die Abstufungen seiner Weichheit und Warme seine Bewegungsweise seine Seele und sein Denken Analog verhalt es sich mit einer Benennung auch sie kann da sie nur ein Wort ist niemals die Gesamtheit des Benannten in sich enthalten Eine Bezeichnung soll nur das Charakteristische des Bezeichneten moglichst gut abbilden Somit ist die Richtigkeit der einzelnen Benennungen relativ und schwankend Kratylos raumt dies widerstrebend ein 45 Hieran anknupfend will Sokrates nunmehr zeigen dass die Konventionshypothese des Hermogenes keineswegs ganzlich verfehlt sei Dazu fuhrt er folgendes Beispiel an Das r passt wie schon dargelegt zur Rauheit das l zum Glatten und Weichen Das griechische Wort fur rau ist skleros Wenn aber das l das Gegenteil von rau ausdruckt durfte es in dem Wort das diese Bedeutung hat gar nicht vorkommen Kratylos stimmt zu und vermutet es handle sich um eine Verfalschung die ursprungliche richtige Wortform sei vielleicht skreros Nun macht Sokrates darauf aufmerksam dass dennoch jeder die gebrauchliche Wortform mit dem verbindet was sie bezeichnen soll Das fuhrt Kratylos selbst auf Gewohnheit zuruck Damit hat er eine wichtige Konzession gemacht denn nun gibt er zu dass der Lautbestand der Worter zumindest teilweise auf Konventionen beruht die sich durch Gewohnung durchgesetzt haben obwohl sie zum Teil sogar das Gegenteil des nach seiner Theorie von Natur aus Richtigen beinhalten Ein weiteres Argument des Sokrates lautet dass das Nachahmungsmodell des Kratylos an den Zahlen scheitere Die Zahlenreihe konne nicht mit lautlich nachahmenden Bezeichnungen dargestellt werden bei den Zahlennamen musse Zuordnung durch Konvention vorliegen 46 Erkenntnistheoretische Konsequenzen Bearbeiten Schliesslich wendet sich Sokrates dem Kern von Kratylos Theorie zu der erkenntnistheoretischen Relevanz der Worter Kratylos halt Benennungen fur lehrreich Wer sie kenne der kenne dank des inneren Zusammenhangs auch die Dinge und darin liege der Wert der Benennungen Aus seiner Sicht bildet das Verstandnis der Worter sogar den einzigen Weg auf dem man zur Wahrheit uber die Dinge vordringen kann Das bedeutet dass fur Kratylos die Moglichkeit philosophischer Erkenntnis der Wirklichkeit mit seiner Sprachtheorie steht oder fallt Nachdem sich aber gezeigt hat dass Benennungen zumindest teilweise auf willkurlichen Konventionen und Gewohnheiten beruhen und ausserdem auch wenn man vom Konzept naturlicher Richtigkeit ausgeht falsch oder verfalscht sein konnen erscheint die Erkundung der Wahrheit mittels der Worter als sehr problematisch Gesichertes Wissen ist auf diesem Weg wie Sokrates nun betont nicht zu erlangen 47 Dieses Ergebnis will Kratylos allerdings nicht mittragen da nun der vollige Zusammenbruch seiner Theorie droht Er beruft sich auf die Kompetenz des Wortbildners der gewiss richtig entschieden habe zudem habe Sokrates selbst bereits die Sinnhaftigkeit und zweckmassige Bildung der Wortformen aufgezeigt Dieses Argument lasst Sokrates jedoch nicht gelten Er zeigt anhand einer Reihe von Beispielen Widerspruche auf die sich ergeben wenn man versucht im Sinne von Kratylos Theorie die Worter konsequent in eine Systematik zu bringen Ferner weist er auf eine Unlogik in der Theorie hin Die Wortbildner der einzelnen Sprachen mussen die Benennungen nacheinander eingefuhrt und den Dingen zugeordnet haben beginnend mit den Elementarwortern Dazu bedurften sie einer Kenntnis der Natur der Dinge Wenn aber wie Kratylos meint die Natur der Dinge nur aus deren Benennungen erschliessbar ist konnen die Wortbildner noch nicht uber sie Bescheid gewusst haben als sie mit ihrer Tatigkeit begannen Als Ausweg schlagt Kratylos vor eine wortbildende Instanz mit ubermenschlichen Fahigkeiten anzunehmen Damit kann er aber die Unstimmigkeiten an denen die Anwendung seiner Theorie scheitert nicht beheben 48 Nun zieht Sokrates die Folgerung aus dem Ergebnis der Diskussion Es hat sich herausgestellt dass die Benennungen als Nachahmungen der benannten Dinge teilweise unpassend sind Daher darf man nicht von den Wortern ausgehen wenn man Wissen uber die Dinge erlangen will sondern man muss sich den Dingen selbst unmittelbar zuwenden Dies hat den gewichtigen Vorteil dass man dann nicht auf dem Umweg uber Abbilder sondern auf direkte Weise Erkenntnisse uber die Wirklichkeit anstrebt 49 Allerdings kann das Erkenntnisstreben wie Sokrates erganzend bemerkt nur erfolgreich sein wenn es Erkenntnisobjekte gibt die sich selbst immer gleich bleiben Wenn die Natur von etwas wandelbar ist kann sie nicht erkannt werden da dann auch die Richtigkeit der Aussagen die sich auf sie beziehen der Veranderung unterliegt sogar schon wahrend des Beobachtungs und Erkenntnisprozesses Mit dieser Uberlegung wendet sich Sokrates gegen die Flusslehre des Kratylos Der Vorsokratiker Heraklit dessen Lehre Kratylos Weltbild gepragt hat hat den unablassigen Wandel aller Erscheinungen betont und mit Fluss Metaphern veranschaulicht Diesen Gedanken sollen die Herakliteer namentlich Kratylos zugespitzt haben Nach der hier von Sokrates kritisierten radikalen Variante der Flusslehre ist ausnahmslos alles so im Fluss dass es uberhaupt nichts Dauerhaftes gibt Dieser Grundsatz musste allerdings auch fur die Benennungen gelten und wurde generell jede Erkenntnis unmoglich machen Vor einem solchen erkenntnistheoretischen Pessimismus als Konsequenz aus der Flusslehre will Sokrates warnen Zugleich wirbt er fur seine Alternative die Ideenlehre nach der es beispielsweise ein unwandelbares Schones an sich als objektive Realitat gibt Er kann zwar nicht ausschliessen dass es sich so verhalt wie die Herakliteer glauben doch ist er anderer Meinung und fordert Kratylos auf seine Position zu uberdenken 50 Kratylos nimmt sich vor weiter daruber nachzudenken will aber an der Flusslehre festhalten die er weiterhin uberzeugend findet 51 Die Gesprachsfuhrung BearbeitenIm Verlauf der Diskussion zeigt sich der Unterschied im Naturell zwischen Hermogenes und Kratylos Hermogenes ist unsicherer und flexibler er ist eher bereit die Konsequenzen aus den ihm schlussig scheinenden Darlegungen des Sokrates zu akzeptieren Infolge seiner Naivitat und Unerfahrenheit im philosophischen Diskurs ist er fur Sokrates kein schwieriger Debattengegner 52 Von Kratylos zeichnet Platon ein relativ unvorteilhaftes Bild das dem der in anderen platonischen Dialogen auftretenden Sophisten ahnelt Trotz seiner Jugend will Kratylos den Eindruck erwecken ein erfahrener Fachmann fur schwierige philosophische Fragen zu sein und traut sich zu den weit alteren Sokrates zu seinem Schuler zu machen 53 Er ist aber offenbar nicht in der Lage auf seinem Spezialgebiet der Sprachphilosophie sein eigenes Modell vorzutragen und zu erlautern sondern reagiert nur auf die Fragen und Anregungen des Sokrates Wenn er argumentativ in Bedrangnis gerat halt er letztlich doch unbeirrt an seiner Position fest Der Kontrast zwischen seinem Wissensanspruch und der Durftigkeit seiner Beitrage zur Untersuchung lasst ihn als arrogant erscheinen 54 Philosophische Bilanz BearbeitenPlatons Auffassung ist in ihren Grundzugen aus den Ausserungen seines Sokrates im Dialog zu erschliessen die allerdings teils ironisch gemeint sind Offensichtlich bringt Platon der Denkweise seines Kratylos der eine bis ins Letzte sinnvoll durchgestaltete prinzipiell erkennbare Weltordnung annimmt viel Verstandnis entgegen Wie sein Kratylos lehnt er eine generelle Zuruckfuhrung der Benennungen auf reine Willkur und damit auf Zufall ab einen Abbildcharakter der Worter anzunehmen halt er zumindest vom Ansatz her fur legitim 55 Allerdings halt Platon die Worter als Abbilder fur erheblich verfalscht und schwer interpretierbar Er ist sich uber die gewaltigen Schwierigkeiten im Klaren denen ein auf diesem Konzept basierendes Welterklarungsmodell in der Praxis begegnet Einige Bemerkungen des Sokrates sollen dem Leser die Fragwurdigkeit der im Dialog unternommenen Versuche einer Wesensbestimmung der Dinge vor Augen fuhren So stellt Sokrates fest es gebe Indizien dafur dass der Wortbildner die Dinge als fliessend betrachtet habe wahrend andere Anzeichen dafur sprachen dass er sie als statisch aufgefasst habe Ausserdem seien die Benennungen der vortrefflichsten Dinge denen der ubelsten ahnlich Als Kratylos dazu bemerkt die meisten Anzeichen deuteten darauf dass der Wortbildner ein Weltbild im Sinne der Flusslehre vertreten habe macht ihn Sokrates darauf aufmerksam wie abwegig es ware aus der Haufigkeit ein Wahrheitskriterium zu machen Das sieht Kratylos ein 56 Hier wendet sich Platons Sokrates gegen voreilige methodisch verfehlte Schlusse nachdem er schon zu Beginn seines Gesprachs mit Kratylos nachdrucklich vor Selbsttauschung gewarnt hat 57 Unproblematisch ist hingegen der Umstand dass Sokrates im Dialog fur manche Worter mehrere etymologische Erklarungen bietet In der Antike galt solche Mehrdeutigkeit nicht als widerspruchlich sondern die Deutungen wurden als einander erganzend betrachtet 58 Der Wortbildner konnte mehrere einem Wort innewohnende Wahrheiten zugleich im Sinn gehabt haben Platon tritt nicht fur die Hypothese eines historischen Verfalls ein die eine generelle und bequeme Erklarung fur die Schwierigkeiten der etymologischen Analyse bieten konnte Er glaubt nicht dass es anfanglich eine vollkommene Ursprache in einem Goldenen Zeitalter der Sprache gegeben habe und erst spater die Verfalschung eingesetzt habe sondern er rechnet mit einem anfanglichen Fehler des Wortbildners der eine Kette weiterer Irrtumer nach sich gezogen habe 59 Die Sprachentwicklung sieht er als zusatzlichen Faktor der spater hinzukam Er ist sich des Umstands bewusst dass bei der Ausformung der Sprache Konvention und Gewohnheit eine wichtige Rolle spielen Auch dieser Aspekt wird im Dialog gewurdigt Angesichts der vielfaltigen schweren Probleme und Unsicherheiten bei der Wortuntersuchung ist Platon nicht gewillt der Sprache die hohe erkenntnistheoretische Relevanz zuzubilligen die Kratylos ihr zuweist Er akzeptiert Worter nicht als eigenstandige Erkenntnismittel Hinzu kommt seine generelle Abneigung gegen eine Befassung mit Abbildern statt direkter Hinwendung zu den Urbildern Umstritten ist vor allem ob die platonische Sprachphilosophie eher konventionalistisch oder eher naturalistisch gepragt ist 60 Damit hangt die Frage zusammen wie Platon die zahlreichen von seinem Sokrates vorgetragenen Wortdeutungen die nach heutigem Verstandnis grosstenteils etymologisch falsch sind beurteilt hat Der dominierenden Forschungsmeinung zufolge will er diese Art der Wortdeutung nur als sinnlose und lacherliche Betatigung diskreditieren 61 Nach der gegenteiligen Interpretation ist seine Absicht in diesen Partien des Dialogs nicht nur polemisch sondern er billigt den Wortdeutungen einen begrenzten Erkenntniswert zu da er sie etymologisch und teilweise auch philosophisch fur richtig halt 62 Manfred Kraus weist darauf hin dass sich bei Platon die Benennungen auf die Ideen die Urbilder der sinnlich wahrnehmbaren Dinge als die eigentlichen Gegenstande der Erkenntnis beziehen Da im Platonismus allein die ewigen unwandelbaren Ideen das wahre Sein besitzen wird dadurch ein Wahrheitsbezug der Sprache moglich ohne dass eine direkte Beziehung zwischen den Benennungen und den Dingen der sinnlich wahrnehmbaren Welt angenommen werden muss Die Beziehung zwischen den Benennungen und den Sinnesobjekten ist indirekt da die Sinnesobjekte durch Teilhabe Methexis an den Ideen partizipieren 63 Ein weiteres Thema der Forschung ist die Frage ob die Worter im Kratylos eher unter dem Aspekt des Klangs ihrer Laute oder unter dem Aspekt der Buchstaben mit denen man sie schriftlich fixiert betrachtet werden 64 Der Ertrag des Dialogs besteht in erster Linie in der Einsicht dass sich der Ansatz einer etymologischen Weltdeutung als untauglich erwiesen hat Der Versuch uber die Etymologie und Lautgestalt der Worter zu einer Erkenntnis der Dinge vorzustossen ist gescheitert Weder Hermogenes noch Kratylos Theorie uber die Sprachentstehung scheint zu einer stimmigen rundum befriedigenden Erklarung der sprachlichen Befunde zu fuhren Sokrates betont die Unsicherheit seiner Erwagungen Der Dialog endet in einer Ratlosigkeit Aporie die weitere Bemuhungen und einen neuen Ansatz erforderlich macht Historischer Hintergrund und Entstehungszeit Bearbeiten Platon romische Kopie des griechischen Platonportrats des Silanion Glyptothek Munchen Platons Sokrates unterscheidet sich als literarische Gestalt erheblich von dem historischen Sokrates er vertritt die Ideenlehre eine platonische Theorie die nicht zum Gedankengut des historischen Sokrates gehort Unklar ist inwieweit die Theorien des Kratylos und des Hermogenes damals gangigen Ansichten entsprechen Der Derveni Papyrus eine 1962 aufgefundene Schriftrolle zeigt dass schon vor der Entstehung des Kratylos eine Lehre von der objektiven Richtigkeit der Namen Verbreitung gefunden hat Der Papyrus enthalt Fragmente eines Gedicht Kommentars aus dem spaten 5 oder fruhen 4 Jahrhundert v Chr Die Ahnlichkeiten des dort dargestellten Deutungsverfahrens der Allegorese mit der Kratylos zugeschriebenen Sprachauffassung sind auffallend ein konkreter Zusammenhang mit Platons Dialog ist allerdings nicht ersichtlich 65 Platons Angaben zufolge hatte Kratylos Schuler die er im rechten Wortgebrauch unterrichtete 66 Moglicherweise hat Platon selbst in seiner Jugend an Kratylos Unterricht teilgenommen bevor er sich Sokrates anschloss Aristoteles berichtet Platon sei von Jugend auf zuerst mit Kratylos und den heraklitischen Lehrmeinungen vertraut geworden und habe auch spater hinsichtlich der Sinnesobjekte an der Flusslehre festgehalten 67 Daher wird in der Forschung angenommen dass Platon zeitweise stark von den Vorstellungen des Kratylos beeinflusst war Ob dies im Rahmen eines Lehrer Schuler Verhaltnisses geschah ist allerdings unklar Jedenfalls beschrankte Platon die Gultigkeit der Flusslehre auf den Bereich der Sinnesobjekte die metaphysischen Entitaten nahm er nachdrucklich von ihr aus 68 Da der Kratylos ein literarisches Werk ist ist damit zu rechnen dass sich Platon die Freiheit genommen hat seiner Kratylos Figur einzelne Ansichten in den Mund zu legen die der historische Kratylos in dieser Form nicht vertreten hat Auffallig ist der schroffe Gegensatz zwischen der jede Dauerhaftigkeit verneinenden starken Variante der Flusslehre die sich Platons Kratylos zu eigen macht und dem Konzept einer zeitunabhangigen Richtigkeit von Benennungen das im Dialog als zentraler Bestandteil seiner Philosophie erscheint Eine stark zugespitzte Version der heraklitischen Lehre vom Wandel wird Kratylos auch von Aristoteles zugeschrieben Nach dessen Angaben war Kratylos der Meinung angesichts des unablassigen Wandels seien wahre das heisst zeitunabhangig zutreffende philosophische Aussagen unmoglich Demnach vertrat Kratylos einen radikalen erkenntnistheoretischen Skeptizismus Hierzu erzahlt Aristoteles Kratylos habe aus diesem Grund schliesslich gar nichts mehr gesagt sondern nur noch seinen Finger zum Zeigen bewegt 69 Diese Anekdote stellt allerdings moglicherweise Kratylos Position und Verhalten verzerrt dar sie kann von einem Gegner oder Spotter stammen 70 Jedenfalls erscheint Kratylos bei Aristoteles als konsequenter Anhanger der Flusslehre Von einer Theorie des Kratylos uber die naturliche Richtigkeit von Benennungen und die Erkennbarkeit der Dinge mittels der Worter erwahnt Aristoteles nichts vielmehr unterstellt er ihm eine aus der Flusslehre resultierende radikale Verneinung des Nutzens der Sprache fur den Gewinn philosophischer Erkenntnis Eine mogliche Erklarung dafur dass die Uberlieferung Kratylos sowohl die Flusslehre als auch die Sprachtheorie zuschreibt ist die Annahme dass er seine Meinung geandert hat Aristoteles Darstellung deutet darauf dass Kratylos seine auf der Flusslehre basierende erkenntnistheoretische Skepsis im Lauf der Zeit radikalisiert und auf die Benennungen ausgedehnt hat nachdem er anfangs an den erkenntnistheoretischen Nutzen der Etymologie geglaubt hatte Er konnte damit auf Platons Kritik an seiner fruheren Sprachtheorie reagiert und diese aufgegeben haben 71 Ofters ist in der Forschung die Moglichkeit erwogen worden dass man hinter der literarischen Gestalt des Kratylos einen ungenannten historischen Gegner Platons oder mehrere zu suchen habe oder es um die Bekampfung von Tendenzen innerhalb von Platons Akademie gegangen sei 72 In der Forschung ist umstritten welchen Platz der Dialog chronologisch unter Platons Werken einnimmt Die Hypothese einer eher fruhen Entstehung hat zeitweilig Anklang gefunden In der neueren Forschung hat sich jedoch die Einordnung unter die Werke der mittleren Zeit durchgesetzt Weder aus den stilistischen noch aus den inhaltlichen Anhaltspunkten kann die Entstehungszeit zuverlassig genauer bestimmt werden 73 Ausserdem ist damit zu rechnen dass Platon den Dialog im Lauf der Zeit uberarbeitet hat 74 Fur eine Spatdatierung pladiert Mary Margaret Mackenzie sie meint im Kratylos lasse sich bereits eine Kritik an der Ideenlehre eruieren wie sie im Spatwerk des Philosophen zu finden ist 75 Rezeption BearbeitenAntike Bearbeiten Die Nachwirkung des Kratylos in der Antike war betrachtlich 76 Platons bekanntester Schuler Aristoteles war Konventionalist In seiner Schrift Peri hermeneias De interpretatione legte er seine Sprachtheorie dar ohne ausdrucklich auf den Kratylos Bezug zu nehmen 77 Ob seine Stellungnahme als Reaktion auf diesen Dialog zu verstehen ist ist in der Forschung umstritten 78 Die Stoiker befassten sich intensiv mit der Thematik des Dialogs Sie lehnten den Konventionalismus ab und bekannten sich zur Lehre von der naturlichen Richtigkeit der Worter Die im Kratylos dargelegten Grundgedanken dieser Lehre die Vorstellung vom Ursprung der Sprache und das Vorgehen bei der Wortdeutung ubernahmen sie weitgehend Wie Platons Sokrates nahmen sie Elementarworter an und meinten der Sprachschopfer habe alle ubrigen Worter aus den Elementarwortern geschaffen Sie teilten auch die im Kratylos vorgetragene Auffassung dass die Aufgabe der Etymologie darin bestehe zu den Elementarwortern vorzudringen und dass auf diesem Wege Erkenntnisse auch uber nichtsprachliche Sachverhalte zu gewinnen seien In manchen Einzelheiten entwickelten sie aber abweichende Ansichten insbesondere hielten sie die Worter nicht fur Abbilder von Ideen da sie die Ideenlehre ablehnten Die im Dialog nachdrucklich geausserte Skepsis gegenuber dem Wert der Etymologie fur das philosophische Erkenntnisstreben scheint den stoischen Diskurs kaum beeinflusst zu haben vielmehr legten die Stoiker grossen Wert auf das Etymologisieren da sie die Kompetenz der Wortbildner hoch veranschlagten 79 In epikureischen Kreisen wurde die Annahme ein Wortbildner habe die Worter geschaffen und die Benennungen den benannten Dingen zugeordnet als verruckte lacherliche Vorstellung verworfen 80 Der Geschichtsschreiber und Rhetor Dionysios von Halikarnassos hielt Platon fur den Initiator der etymologischen Forschung wobei er besonders auf den Kratylos hinwies 81 In der Tetralogienordnung der Werke Platons die anscheinend im 1 Jahrhundert v Chr eingefuhrt wurde gehort der Kratylos zur zweiten Tetralogie Der Philosophiegeschichtsschreiber Diogenes Laertios zahlte ihn zu den logischen Schriften und gab als Alternativtitel Uber die Richtigkeit der Worter an Dabei berief er sich auf eine heute verlorene Schrift des Mittelplatonikers Thrasyllos 82 Der Philosoph Alkinoos ein namhafter Vertreter des Mittelplatonismus in der romischen Kaiserzeit ging in seinem Lehrbuch didaskalikos der Grundsatze Platons ausfuhrlich auf den Kratylos ein Seinem Verstandnis zufolge beruht nach Platons Lehre die Richtigkeit der Bezeichnungen auf einer korrekten Tatigkeit der Wortbildner die auf den Zusammenhang der Worter mit der Natur der bezeichneten Dinge geachtet haben Alkinoos verschwieg Platons Skepsis hinsichtlich der Kompetenz der Wortbildner 83 Eine ahnlich positive Meinung von der Weisheit der Wortbildner hatte Plutarch der die im Kratylos vorgeschlagenen Etymologien von Gotternamen fur richtig hielt 84 Bei seinen Ausfuhrungen uber die Etymologie des Namens der Gottin Isis berief er sich auf Platons Dialog 85 Der Gelehrte Porphyrios 301 305 ein Neuplatoniker schrieb einen Kommentar zum Kratylos der nicht erhalten geblieben ist Auch bei den spateren Neuplatonikern fand der Dialog viel Beachtung 86 Iamblichos um 320 325 der fur den spatantiken Neuplatonismus eine wegweisende Rolle spielte liess in seiner Schule den Kratylos als vierten der zwolf aus seiner Sicht wichtigsten Dialoge Platons studieren wie der Verfasser der anonym uberlieferten spatantiken Prolegomena zur Philosophie Platons berichtet 87 Im 5 Jahrhundert verfasste der Neuplatoniker Proklos einen Kratylos Kommentar von dem nur Auszuge erhalten geblieben sind Sein Anliegen war die Ersetzung der damals gangigen aristotelischen Sprachtheorie durch eine platonische Proklos befurwortete den Gedanken einer naturlichen Richtigkeit von Benennungen insbesondere der Gotternamen denen nach seiner Ansicht ein Erkenntniswert zukommt Er verglich die Gotternamen mit Statuen der Gotter Als den ersten Wortbildner betrachtete er den Demiurgen den Schopfergott Aus dieser Perspektive kritisierte er Aristoteles in dem er einen Befurworter des im Dialog von Hermogenes vertretenen radikalen Konventionalismus sah Proklos lehrte Namen seien aus Form und Materie zusammengesetzte Abbilder metaphysischer Entitaten Die materielle Komponente der Klang sei unwesentlich es komme auf die Urbilder der Namen die platonischen Ideen an Die Ideen verortete er im gottlichen Intellekt Nous 88 Auch der einflussreiche Aristoteles Kommentator Ammonios Hermeiou ein Schuler des Proklos befasste sich mit dem Dialog in seinem Kommentar zu Aristoteles Schrift Peri hermeneias erorterte er die kontraren Auffassungen die Kratylos und Hermogenes vertreten und Platons eigene Position Dabei bemuhte er sich im Gegensatz zu Proklos um eine Harmonisierung der Konzepte von Platon und Aristoteles 89 Der Anfang des Kratylos in der Erstausgabe Venedig 1513Auch in christlichen Kreisen wurde der Kratylos gelesen Der Kirchenvater Eusebios von Caesarea zitierte in seiner Praeparatio evangelica mehrere Passagen des Dialogs in einem Kapitel in dem er die Richtigkeit der Namen bei den Hebraern behandelte 90 Die antike Textuberlieferung beschrankt sich auf ein Papyrus Fragment aus dem spaten 2 Jahrhundert 91 Mittelalter und Fruhe Neuzeit Bearbeiten Im Byzantinischen Reich hatten manche Gelehrte Zugang zum Kratylos die alteste erhaltene mittelalterliche Handschrift wurde dort im Jahr 895 angefertigt 92 Bei den lateinischsprachigen Gelehrten des Abendlands hingegen war der Dialog im Mittelalter unbekannt Im Westen wurde er erst im Zeitalter des Renaissance Humanismus wiederentdeckt Im fruhen 15 Jahrhundert war der Humanist Leonardo Bruni im Besitz einer Kratylos Handschrift 93 Die erste lateinische Ubersetzung erstellte der Humanist Marsilio Ficino Er veroffentlichte sie 1484 in Florenz in der Gesamtausgabe seiner Platon Ubersetzungen und stellte ihr eine Einleitung argumentum voran Die Erstausgabe des griechischen Textes erschien im September 1513 in Venedig bei Aldo Manuzio im Rahmen der von Markos Musuros herausgegebenen Gesamtausgabe der Werke Platons Moderne Bearbeiten In der modernen Forschung wird oft auf die Schwierigkeit der Interpretation hingewiesen der Kratylos gilt als eines der schwierigsten Werke Platons Schon 1807 konstatierte der einflussreiche Platon Ubersetzer Friedrich Schleiermacher in der Einleitung zur ersten Auflage seiner Ubersetzung des Kratylos Viel Muhe hat den Freunden des Platon von altem Schrot und Korn dieses Gesprach immer gemacht 94 Friedrich Nietzsche kam zum Ergebnis Platon habe jegliche Richtigkeit der Benennungen in dem Sinne dass die Sprache uns die Dinge lehre bestritten Insgesamt zeigte sich Nietzsche von dem Dialog auf das Argste enttauscht denn als moderner Mensch sei man durch die ausserordentlichen Erkenntnisse der Sprachwissenschaft so verwohnt dass man sich kaum auf so naive Standpunkte zuruckdenken konne 95 In der ersten Halfte des 20 Jahrhunderts gingen namhafte Gelehrte von einer sehr begrenzten Zielsetzung Platons aus Ulrich von Wilamowitz Moellendorff war der Meinung dass Platons Sokrates im Kratylos bloss scherzt und fremde Irrtumer aus dem Wege raumt dieser Dialog sei ein lustiges Buch das ein wahres Feuerwerk des tollsten Witzes biete einen Spruhregen von mehr oder weniger geistreichen Etymologien aber zu der ernsten Mahnung fuhre man solle sich auf so abwegige Bemuhungen nicht einlassen 96 Paul Friedlander fand in den belustigend ermudenden Etymologienreihen des Dialogs einen Wechsel von Unsinn und Tiefsinn 97 Kurt Hildebrandt schrieb 1933 Platon habe mit der Fulle der etymologischen Beispiele den wissenschaftlichen Anspruch der verwendeten sprachanalytischen Methode ironisch widerlegen zugleich aber das lebendige Sprachgefuhl der Philosophieschuler entwickeln wollen 98 In der neueren Forschungsliteratur hingegen wird der Kratylos als das Werk gewurdigt mit dem die europaische Sprachphilosophie beginnt Er sei die erste geschlossene Schrift unseres Kulturkreises welche die Sprache und ihre Funktion reflektiere Jurgen Villers 99 der Ausgangspunkt aller europaischen Sprachphilosophie und wissenschaft Tilman Borsche 100 Haufig werden die zukunftsweisenden Aspekte des Dialogs betont Nach der Einschatzung von Tilman Borsche wird hier der Grundstein fur die spatere Trennung von Erkenntnistheorie und Sprachtheorie gelegt 101 Auch die Sprachphilosophen Kuno Lorenz und Jurgen Mittelstrass setzen die Bedeutung des Kratylos hoch an Er enthalte ein Programm einer rationalen Sprachphilosophie das auch fur den gegenwartigen Diskurs relevant sei sowie eine Fulle nutzlicher Anregungen welche die Beachtung moderner Sprachphilosophen verdienten 102 Egil A Wyller verweist auf die nicht nur linguistische sondern rein philosophische Problem Fulle die in dem Dialog stecke und erst allmahlich wieder ins Blickfeld komme 103 Auch Peter Schmitter kommt in seiner Untersuchung der Kommunikationsmodelle im Kratylos zum Ergebnis bei Platon finde sich eine Fulle von Gedanken die die moderne Kommunikationstheorie erst wieder neu entdecken musste 104 Manfred Kraus stellt fest Platon unterscheide implizit zwischen Bedeutungs und Bezeichnungsrelation damit stehe sein Konzept modernen Entwurfen der Semantik schon erstaunlich nahe 105 Bemerkenswert sei das erstaunliche Spektrum an wichtigen sprachwissenschaftlichen Erkenntnissen das im Kratylos ausgebreitet werde 106 Ernst Heitsch findet Platons Analyse uberraschend modern 107 Er meint Platon schreibe fur kritische Leser der Dialog sei eine Ubung kritischen und vernunftigen Lesens und gebe zugleich Anleitung zum genauen Sprechen und Denken 108 Der Sprachtheoretiker Karl Buhler nahm auf den Kratylos Bezug als er 1934 in seinem Standardwerk Sprachtheorie sein Organon Modell der Sprache darlegte Mit Recht habe Platon die Sprache als Werkzeug zum Zweck von Mitteilungen uber die Dinge aufgefasst Die Frage ob es jemals eine Zuordnung von Laut und Ding aufgrund einer Ahnlichkeit zwischen ihnen gegeben hat bleibe offen jedenfalls sei in der Gegenwart keine Ahnlichkeit zu erkennen Im Kratylos sei die Entscheidung fur den Konventionalismus gefallen und dabei bleibe es 109 Der Semiotiker Roman Jakobson trug 1965 Uberlegungen vor welche die Frage die in Platons faszinierendem Dialog Kratylos scharfsinnig diskutiert wird wieder aufleben lassen 110 In einem knappen Forschungsuberblick stellte er fest dass die Sichtweise des Hermogenes wonach die Sprache eine willkurliche nur durch Gewohnheit etablierte Ubereinkunft ist und die Natur der sprachlichen Zeichen gleichgultig ist in der modernen Semiotik viel Anklang gefunden hat aber auch auf Widerspruch gestossen ist Jakobson selbst hielt an einer nicht willkurlichen Komponente in den zeichenhaften Ausserungen fest Er wies unter anderem darauf hin dass die Ansicht sprachliche Zeichen seien beliebig vertauschbar von den Sprechern selbst nicht geteilt zu werden pflegt 111 Der Hermeneutiker Hans Georg Gadamer betont wie viele andere die Weichenstellung die der Kratylos als Grundschrift des griechischen Denkens uber Sprache fur die europaische Sprachphilosophie bedeutet Fur ihn stellt das Werk bereits den ersten Schritt in eine Richtung dar an deren Ende die neuzeitliche Instrumentaltheorie der Sprache und das Ideal eines Zeichensystems der Vernunft liegt 112 Allerdings beurteilt Gadamer diese Entwicklung kritisch Platon habe das Denken so auf sich selbst stellen wollen dass damit die Macht der Worte und ihre damonische Technisierung in der sophistischen Argumentierkunst uberwunden werde Dabei sei er aber vor dem wirklichen Verhaltnis von Wort und Sache zuruckgewichen Das eigene Wesen der Sprache habe er grundlich verdeckt das Wort werde auf seine Funktion als Zeichen und den ihm zugewiesenen Werkzeugcharakter reduziert Die Sprachgebundenheit des Denkvollzugs werde nicht angemessen berucksichtigt Die Folge dieser Sichtweise sei die Sprachvergessenheit des abendlandischen Denkens 113 Der Literaturwissenschaftler Gerard Genette veroffentlichte 1976 seine umfangreiche Untersuchung Mimologiques deutsch Mimologiken in der er die Geschichte des mimologischen Diskurses analysiert das heisst der Sprachkonzeptionen die von einem Nachahmungsverhaltnis zwischen Wortern und Dingen ausgehen Darin befasst er sich auch ausfuhrlich mit dem Kratylos den er als Grundungstext Matrix und Programm der mimologischen Tradition bezeichnet Genette unterscheidet zwischen dem primaren Kratylismus des Kratylos der das mimologische Konzept auf die reale Sprache anwende und dem sekundaren Kratylismus Platons und des platonischen Sokrates Die Vertreter des sekundaren Kratylismus hatten sich von dem naiven Denken des primaren gelost hielten aber an dem Grundgedanken eines sprachlichen Naturzustandes fest wenngleich sie einraumten dass er historisch nie verwirklicht worden sei 114 Weniger Wertschatzung findet die literarische Gestaltung des Dialogs Bemangelt wird dass der Aufbau undurchsichtig und die Komposition unausgewogen sei Dabei wird insbesondere darauf hingewiesen dass der philosophisch relativ unergiebige Etymologienteil uber die Halfte des gesamten Textes ausmacht 115 Schon 1807 urteilte Friedrich Schleiermacher in diesem Werk trete die Kunst der dialogischen Komposition etwas zuruck er wies auf harte Ubergange hin und bemerkte Platon scheine fast ermudet zu sein von der Fulle des philologischen Scherzes daher habe er den Schlussteil so leicht als moglich hingeworfen 116 Ausgaben und Ubersetzungen BearbeitenWilliam S M Nicoll Elizabeth A Duke Hrsg Kratylos In Elizabeth A Duke u a Hrsg Platonis opera Band 1 Oxford University Press Oxford 1995 ISBN 0 19 814569 1 S 187 275 massgebliche kritische Edition Otto Apelt Ubersetzer Platons Dialog Kratylos In Otto Apelt Hrsg Platon Samtliche Dialoge Bd 2 Meiner Hamburg 2004 ISBN 3 7873 1156 4 Ubersetzung mit Einleitung und Erlauterungen Nachdruck der 2 durchgesehenen Auflage Leipzig 1922 Julius Deuschle Ubersetzer Kratylos In Erich Loewenthal Hrsg Platon Samtliche Werke in drei Banden Bd 1 unveranderter Nachdruck der 8 durchgesehenen Auflage Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 2004 ISBN 3 534 17918 8 S 541 616 Gunther Eigler Hrsg Platon Werke in acht Banden Band 3 5 Auflage Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 2005 ISBN 3 534 19095 5 S 395 575 Abdruck der kritischen Ausgabe von Louis Meridier 14 Auflage Paris 1969 mit der deutschen Ubersetzung von Friedrich Schleiermacher 2 verbesserte Auflage Berlin 1824 Rudolf Rufener Ubersetzer Platon Spatdialoge I Jubilaumsausgabe samtlicher Werke Bd 5 Artemis Zurich Munchen 1974 ISBN 3 7608 3640 2 S 321 415 mit Einleitung von Olof Gigon S XLVII LI Literatur BearbeitenUbersichtsdarstellungen Michael Erler Platon Grundriss der Geschichte der Philosophie Die Philosophie der Antike hrsg von Hellmut Flashar Band 2 2 Schwabe Basel 2007 ISBN 978 3 7965 2237 6 S 109 116 473 480 586 589 Tilman Borsche Platon In Peter Schmitter Hrsg Sprachtheorien der abendlandischen Antike Geschichte der Sprachtheorie Band 2 Gunter Narr Tubingen 1991 ISBN 3 87808 672 5 S 140 169 hier 140 151 Manfred Kraus Platon In Tilman Borsche Hrsg Klassiker der Sprachphilosophie Von Platon bis Noam Chomsky Beck Munchen 1996 ISBN 3 406 40520 7 S 15 32 hier 19 26 Franz von Kutschera Platons Philosophie Band 2 Die mittleren Dialoge Mentis Paderborn 2002 ISBN 3 89785 265 9 S 139 159 Kommentare Francesco Ademollo The Cratylus of Plato A Commentary Cambridge University Press Cambridge 2011 ISBN 978 0 521 76347 9 Maria Luisa Gatti Etimologia e filosofia Strategie comunicative del filosofo nel Cratilo di Platone Vita e Pensiero Milano 2006 ISBN 88 343 1132 9 Jetske C Rijlaarsdam Platon uber die Sprache Ein Kommentar zum Kratylos Bohn Scheltema amp Holkema Utrecht 1978 ISBN 90 313 0299 6 Untersuchungen Rachel Barney Names and nature in Plato s Cratylus New York City 2001 ISBN 0 8153 3965 8 Timothy M S Baxter The Cratylus Plato s Critique of Naming Brill Leiden 1992 ISBN 90 04 09597 7 Christoph Diehl Platons Semantik Die Theorie sprachlicher Bedeutung im Kratylos Mentis Munster 2012 ISBN 978 3 89785 766 7 Andreas Eckl Sprache und Logik bei Platon Teil 1 Logos Name und Sache im Kratylos Konigshausen amp Neumann Wurzburg 2003 ISBN 3 8260 2577 6 Konrad Gaiser Name und Sache in Platons Kratylos Winter Heidelberg 1974 ISBN 3 533 02382 6 Ernst Heitsch Willkur und Problembewusstsein in Platons Kratylos Franz Steiner Stuttgart 1984 ISBN 3 515 04370 5 David Meissner Natur Norm Name Sprache und Wirklichkeit in Platons Kratylos Felix Meiner Hamburg 2019 ISBN 3 7873 3698 2 David Sedley Plato s Cratylus Cambridge University Press Cambridge 2003 ISBN 0 521 58492 2 Rezeption Robbert M van den Berg Proclus Commentary on the Cratylus in Context Ancient Theories of Language and Naming Brill Leiden 2008 ISBN 978 90 04 16379 9 Weblinks Bearbeiten Wikisource Kratylos Quellen und Volltexte griechisch David Sedley Plato s Cratylus In Edward N Zalta Hrsg Stanford Encyclopedia of Philosophy Kratylos griechischer Text nach der Ausgabe von John Burnet 1900 Kratylos deutsche Ubersetzung von Julius Deuschle 1855 Kratylos deutsche Ubersetzung nach Friedrich Schleiermacher bearbeitet PDF Bibliographie zum Kratylos PDF Datei 379 kB Anmerkungen Bearbeiten Dies ist die Schreibung der Herausgeber abweichende Schreibung Kratylos Platon Kratylos 433a Platon Kratylos 391c Platon Kratylos 429d Siehe zu diesen Uberlegungen Catherine Dalimier Platon Cratyle Paris 1998 S 17 19 Debra Nails The People of Plato Indianapolis 2002 S 312 f Francesco Ademollo The Cratylus of Plato Cambridge 2011 S 20 Zum historischen Kratylos siehe Dieter Bremer Kratylos und die Herakliteer In Hellmut Flashar u a Hrsg Fruhgriechische Philosophie Grundriss der Geschichte der Philosophie Die Philosophie der Antike Band 1 Halbband 2 Basel 2013 S 657 664 Serge Mouraviev Cratylos d Athenes In Richard Goulet Hrsg Dictionnaire des philosophes antiques Band 2 Paris 1994 S 503 510 Debra Nails The People of Plato Indianapolis 2002 S 105 f zum historischen Hermogenes Debra Nails The People of Plato Indianapolis 2002 S 162 164 Platon Kratylos 440d Serge Mouraviev Cratylos d Athenes In Richard Goulet Hrsg Dictionnaire des philosophes antiques Band 2 Paris 1994 S 503 510 hier 504 f Platon Kratylos 429d Platon Kratylos 383a 384e Das griechische Wort onoma bedeutet sowohl Bezeichnung als auch Benennung und Name Daher werden bei der Ubersetzung die Begriffe Bezeichnung und Benennung gewohnlich synonym verwendet Siehe dazu Rudolf Rehn Der logos der Seele Hamburg 1982 S 8 Dagegen wendet sich allerdings Ernst Heitsch Wege zu Platon Gottingen 1992 S 80 f er halt was den Kratylos betrifft nur Bezeichnung fur korrekt Platon Kratylos 383a 384a Platon Kratylos 384a c Platon Kratylos 384c e Siehe zum Verstandnis dieser in der Forschung kontrovers erorterten Uberlegung Michel Fattal Verite et faussete de l onoma et du logos dans le Cratyle de Platon In Nestor L Cordero Hrsg Ontologie et dialogue Paris 2000 S 13 31 hier 15 21 Mary Richardson True and False Names in the Cratylus In Phronesis 21 1976 S 135 145 John V Luce Plato on Truth and Falsity in Names In The Classical Quarterly New Series 19 1969 S 222 232 Charles H Kahn Language and Ontology in the Cratylus In Edward N Lee u a Hrsg Exegesis and Argument Assen 1973 S 152 176 hier 159 161 Platon Kratylos 385a e Siehe dazu David Sedley Plato s Cratylus Cambridge 2003 S 54 Platon Kratylos 385e 386d Zur Rolle des Wortbildners siehe David Sedley The Nomothetes in Plato s Cratylus In The Studia Philonica Annual 15 2003 S 5 16 Platon Kratylos 386e 389d Siehe zu Platons Verstandnis von techne Susan B Levin What s in a Name A Reconsideration of the Cratylus Historical Sources and Topics In Ancient Philosophy 15 1995 S 91 115 hier 99 107 Charles H Kahn Plato and the Socratic Dialogue Cambridge 1996 S 102 113 Platon Kratylos 389d 390a Vgl zu den Ideen der Benennungen Charles Kahn Les mots et les formes dans le Cratyle de Platon In Henri Joly Hrsg Philosophie du langage et grammaire dans l Antiquite Bruxelles 1986 S 91 103 hier 99 103 Charles H Kahn Plato and the Socratic dialogue Cambridge 1996 S 364 f Norman Kretzmann Plato on the Correctness of Names In American Philosophical Quarterly 8 1971 S 126 138 hier 129 131 Platon Kratylos 390b e Platon Kratylos 390e 391c Siehe dazu Thomas Alexander Szlezak Platon und die Schriftlichkeit der Philosophie Berlin 1985 S 210 f Homer Ilias 20 74 Platon Kratylos 391c 392a Platon Kratylos 392b 397a Platon Kratylos 393c 394d Platon Kratylos 397a c Platon Kratylos 397c 399c Platon Kratylos 397c 400c Platon Kratylos 400d 410e Platon Kratylos 411a 421c Platon Kratylos 414c e Platon Kratylos 418a 419b Platon Kratylos 421c 422e Platon Kratylos 422e 425b Platon Kratylos 425b 427d Platon Kratylos 427d 428e Platon Kratylos 428e 429b Platon Kratylos 429b 430a Siehe dazu Bernard Williams Cratylus theory of names and its refutation In Stephen Everson Hrsg Language Companions to ancient thought 3 Cambridge 1994 S 28 36 hier 30 32 Platon Kratylos 430a 431c Vgl Bernard Williams Cratylus theory of names and its refutation In Stephen Everson Hrsg Language Companions to ancient thought 3 Cambridge 1994 S 28 36 hier 31 33 Platon Kratylos 431c 432a Platon Kratylos 432a 433c Platon Kratylos 433d 435c Platon Kratylos 435d 436b Platon Kratylos 436b 438d Platon Kratylos 438d 439b Siehe dazu Christine J Thomas Inquiry Without Names in Plato s Cratylus In Journal of the History of Philosophy 46 2008 S 341 364 Vgl Allan Silverman The End of the Cratylus Limning the World In Ancient Philosophy 21 2001 S 25 43 Platon Kratylos 439b 440d Platon Kratylos 440d e Louis Meridier Hrsg Platon Œuvres completes Band 5 Teil 2 Paris 1950 S 35 f Platon Kratylos 428b c 440d e Siehe dazu Thomas Alexander Szlezak Platon und die Schriftlichkeit der Philosophie Berlin 1985 S 208 f 217 220 David Sedley Plato s Cratylus Cambridge 2003 S 138 146 Platon Kratylos 436e 437d Platon Kratylos 428d Catherine Dalimier Platon Cratyle Paris 1998 S 43 Siehe dazu Gerard Genette Mimologiken Reise nach Kratylien Munchen 1996 S 42 Siehe die Ubersichten uber die Forschungsmeinungen bei Allan Silverman Plato s Cratylus The Naming of Nature and the Nature of Naming In Oxford Studies in Ancient Philosophy 10 1992 S 25 71 hier S 26 Anm 2 Manfred Kraus Platon und das semiotische Dreieck In Poetica 22 1990 S 242 281 hier S 274 Anm 129 und Christine J Thomas Inquiry Without Names in Plato s Cratylus In Journal of the History of Philosophy 46 2008 S 341 364 hier S 345 f Anm 13 Zu erganzen sind bei den Forschern die Platon eine konventionalistische Sprachphilosophie zuschreiben Imogen Smith False Names Demonstratives and the Refutation of Linguistic Naturalism in Plato s Cratylus 427d1 431c3 In Phronesis 53 2008 S 125 151 und Jochem Hennigfeld Sprachphilosophie In Christoph Horn u a Hrsg Platon Handbuch Stuttgart 2009 S 225 233 hier 228 f mit knapper Forschungsubersicht Diese Auffassung vertreten u a Ernst Heitsch Willkur und Problembewusstsein in Platons Kratylos Stuttgart 1984 S 36 43 52 f und Rudolf Rehn Der logos der Seele Hamburg 1982 S 23 28 32 34 Siehe dazu Adam Wood Names and Cutting Being at the Joints in the Cratylus In Dionysius 25 2007 S 21 31 hier 26 Der Hauptvertreter dieser Auffassung ist David Sedley Plato s Cratylus Cambridge 2003 S 28 50 In diesem Sinne ausserte sich auch Marion Hiller Das zwitterhafte Wesen des Wortes Eine Interpretation von Platons Dialog Kratylos Tubingen 2001 S 35 und Anm 1 S 40 f und Anm 2 Vgl Damir Barbaric Spiel der Sprache Zu Platons Dialog Kratylos In Internationales Jahrbuch fur Hermeneutik 1 2002 S 39 63 hier 57 59 Jetske C Rijlaarsdam Platon uber die Sprache Utrecht 1978 S 143 f Adam Wood Names and Cutting Being at the Joints in the Cratylus In Dionysius 25 2007 S 21 31 hier 26 28 31 Alexander Verlinsky Socrates method of etymology in the Cratylus In Hyperboreus 9 2003 S 56 77 Manfred Kraus Name und Sache Amsterdam 1987 S 201 f Siehe dazu Gilbert Ryle Letters and Syllables in Plato In The Philosophical Review 69 1960 S 431 451 hier 431 436 441 f Jurgen Villers Das Paradigma des Alphabets Wurzburg 2005 S 62 f Catherine Dalimier Platon Cratyle Paris 1998 S 267 f Anm 379 Zu den Ubereinstimmungen siehe Barbara Anceschi Die Gotternamen in Platons Kratylos Ein Vergleich mit dem Papyrus von Derveni Frankfurt am Main 2007 S 16 21 30 ff Den Kommentar im Derveni Papyrus analysieren Alberto Bernabe The Derveni Theogony Many Questions and Some Answers In Harvard Studies in Classical Philology 103 2007 S 99 133 und Gabor Betegh The Derveni Papyrus Cambridge 2004 Zur Datierung siehe Walter Burkert Kleine Schriften III Mystica Orphica Pythagorica Gottingen 2006 S 50 f Platon Kratylos 428b Aristoteles Metaphysik 987a b vgl 1078b Siehe zu Kratylos Einfluss auf Platon Wolfgang Schadewaldt Hellas und Hesperien 2 uberarbeitete Auflage Bd 1 Zurich 1970 S 626 632 Aristoteles Metaphysik 1010a Vgl dazu Barbara Cassin Le doigt de Cratyle In Revue de Philosophie Ancienne 5 1987 S 139 150 Rachel Barney Names and Nature in Plato s Cratylus New York 2001 S 55 Anm 16 Victor Goldschmidt Essai sur le Cratyle Paris 1982 Nachdruck der Ausgabe von 1940 S 33 Serge Mouraviev Cratylos d Athenes In Richard Goulet Hrsg Dictionnaire des philosophes antiques Band 2 Paris 1994 S 503 510 hier 506 509 Vgl Konrad Gaiser Name und Sache in Platons Kratylos Heidelberg 1974 S 13 17 David Sedley Plato s Cratylus Cambridge 2003 S 18 21 Eine Ubersicht uber die Hypothesen bietet Konrad Gaiser Name und Sache in Platons Kratylos Heidelberg 1974 S 11 f Vgl Luc Brisson Cratyle In Richard Goulet Hrsg Dictionnaire des philosophes antiques Bd 5 Teil 1 Paris 2012 S 685 f hier 685 Michael Erler Platon Basel 2007 S 109 Gerard R Ledger Re counting Plato A Computer Analysis of Plato s Style Oxford 1989 S 147 212 217 224 William K C Guthrie A History of Greek Philosophy Bd 5 Cambridge 1978 S 1 f Vgl Holger Thesleff Platonic Patterns Las Vegas 2009 S 314 317 Michael D Palmer Names Reference and Correctness in Plato s Cratylus New York 1989 S XIII XVI Indizien fur diese Vermutung nennt David Sedley Plato s Cratylus Cambridge 2003 S 7 16 Mary Margaret Mackenzie Putting the Cratylus in its place In The Classical Quarterly 36 1986 S 124 150 Vgl Rudolf Rehn Der logos der Seele Hamburg 1982 S 7 f Catherine Dalimier Platon Cratyle Paris 1998 S 12 und Anm 1 Aristoteles De interpretatione 16b 17a Robbert M van den Berg Proclus Commentary on the Cratylus in Context Leiden 2008 S 23 f Karl Barwick Probleme der stoischen Sprachlehre und Rhetorik Berlin 1957 S 29 60 76 79 Robbert M van den Berg Proclus Commentary on the Cratylus in Context Leiden 2008 S 33 36 Robbert M van den Berg Proclus Commentary on the Cratylus in Context Leiden 2008 S 36 f Anthony Arthur Long David N Sedley Hrsg Die hellenistischen Philosophen Texte und Kommentare Stuttgart 2000 S 113 115 Dionysios von Halikarnassos De compositione verborum 16 4 siehe dazu Casper C de Jonge Between Grammar and Rhetoric Leiden 2008 S 73 77 Diogenes Laertios 3 57 58 Alkinoos Didaskalikos 159 43 160 41 Siehe dazu Robbert M van den Berg Proclus Commentary on the Cratylus in Context Leiden 2008 S 37 43 Robbert M van den Berg Proclus Commentary on the Cratylus in Context Leiden 2008 S 46 51 Plutarch De Iside et Osiride 60 375c d Eine Zusammenstellung von Bezugnahmen auf den Kratylos in neuplatonischer Literatur bietet Francesco Romano Proclo Lezioni sul Cratilo di Platone Rom 1989 S XV XVII Prolegomena zur Philosophie Platons 26 hrsg von Leendert G Westerink Prolegomenes a la philosophie de Platon Paris 1990 S 40 Siehe zu Iamblichos Rezeption des Dialogs Robbert M van den Berg Proclus Commentary on the Cratylus in Context Leiden 2008 S 78 81 Francesco Romano Hrsg Proclo Lezioni sul Cratilo di Platone Rom 1989 enthalt den Text der kritischen Edition von Giorgio Pasquali Procli diadochi in Platonis Cratylum commentaria 1908 mit Einleitung italienischer Ubersetzung und Kommentar von Romano Vgl Christa M Haeseli fysei oder 8esei In Freiburger Zeitschrift fur Philosophie und Theologie 55 2008 S 5 27 Francesco Romano Proclo lettore e interprete del Cratilo In Jean Pepin Henri Dominique Saffrey Hrsg Proclus lecteur et interprete des anciens Paris 1987 S 113 136 Anne Sheppard Proclus philosophical method of exegesis the use of Aristotle and the Stoics in the Commentary on the Cratylus In Jean Pepin Henri Dominique Saffrey Hrsg Proclus lecteur et interprete des anciens Paris 1987 S 137 151 Robbert M van den Berg Proclus Commentary on the Cratylus in Context Leiden 2008 S 93 199 Ammonios Hermeiou In Aristotelis de interpretatione commentarius 34 37 Busse vgl 40 Busse Eine englische Ubersetzung bietet David Blank Ammonius On Aristotle On Interpretation 1 8 London 1996 S 43 46 49 Siehe dazu Robbert M van den Berg Proclus Commentary on the Cratylus in Context Leiden 2008 S 201 206 Eusebios von Caesarea Praeparatio evangelica 11 6 2 7 Corpus dei Papiri Filosofici Greci e Latini CPF Teil 1 Bd 1 Firenze 1999 S 50 52 Oxford Bodleian Library Clarke 39 Codex B der Platon Textuberlieferung Frantisek Novotny The Posthumous Life of Plato Den Haag 1977 S 330 Friedrich Schleiermacher Kratylos Einleitung In Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher Uber die Philosophie Platons hrsg von Peter M Steiner Hamburg 1996 S 228 244 hier 228 Vorlesungsaufzeichnung in Friedrich Nietzsche Werke Kritische Gesamtausgabe Abteilung 2 Bd 4 Berlin 1995 S 130 Ulrich von Wilamowitz Moellendorff Platon Sein Leben und seine Werke 5 Auflage Berlin 1959 1 Auflage Berlin 1919 S 229 231 Paul Friedlander Platon Bd 2 3 verbesserte Auflage Berlin 1964 1 Auflage Berlin 1930 S 193 200 Kurt Hildebrandt Platon Logos und Mythos 2 durchgesehene Auflage Berlin 1959 1 Auflage Berlin 1933 S 157 Jurgen Villers Das Paradigma des Alphabets Wurzburg 2005 S 45 Vgl Olof Gigon Einleitung In Rudolf Rufener Ubersetzer Platon Spatdialoge I Jubilaumsausgabe samtlicher Werke Bd 5 Zurich Munchen 1974 S V LI hier LI Michael Erler Platon Munchen 2006 S 126 Tilman Borsche Platon In Peter Schmitter Hrsg Sprachtheorien der abendlandischen Antike Tubingen 1991 S 140 169 hier 140 Tilman Borsche Platon In Peter Schmitter Hrsg Sprachtheorien der abendlandischen Antike Tubingen 1991 S 140 169 hier 151 Kuno Lorenz Jurgen Mittelstrass On Rational Philosophy of Language The Programme in Plato s Cratylus Reconsidered In Mind 76 1967 S 1 20 hier 4 12 Egil A Wyller Der spate Platon Hamburg 1970 S 32 Peter Schmitter Zur Vorgeschichte der Kommunikationstheorie In Sprachwissenschaft 6 1981 S 186 199 hier 199 Manfred Kraus Name und Sache Amsterdam 1987 S 202 Manfred Kraus Platon In Tilman Borsche Hrsg Klassiker der Sprachphilosophie Munchen 1996 S 23 f Ernst Heitsch Wege zu Platon Gottingen 1992 S 83 Ernst Heitsch Willkur und Problembewusstsein in Platons Kratylos Stuttgart 1984 S 78 Karl Buhler Sprachtheorie 2 unveranderte Auflage Stuttgart 1965 1 Auflage 1934 S 24 29 f Roman Jakobson Quest for the Essence of Language 1965 deutsch in Roman Jakobson Semiotik Ausgewahlte Texte 1919 1982 Frankfurt am Main 1988 S 77 98 hier 81 Roman Jakobson Quest for the Essence of Language 1965 deutsch in Roman Jakobson Semiotik Ausgewahlte Texte 1919 1982 Frankfurt am Main 1988 S 77 98 hier 81 83 vgl S 77 Hans Georg Gadamer Hermeneutik I Wahrheit und Methode Gesammelte Werke Band 1 6 durchgesehene Auflage Tubingen 1990 S 409 422 Hans Georg Gadamer Hermeneutik I Wahrheit und Methode Gesammelte Werke Band 1 6 durchgesehene Auflage Tubingen 1990 S 411 422 Vgl Damir Barbaric Spiel der Sprache Zu Platons Dialog Kratylos In Internationales Jahrbuch fur Hermeneutik 1 2002 S 39 63 hier 48 f Gerard Genette Mimologiken Reise nach Kratylien Munchen 1996 S 10 13 45 Ubersetzung der 1976 erschienenen Originalausgabe Mimologiques Voyage en Cratylie Rudolf Rehn Der logos der Seele Hamburg 1982 S 9 Friedrich Schleiermacher Kratylos Einleitung In Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher Uber die Philosophie Platons hrsg von Peter M Steiner Hamburg 1996 S 228 244 hier 243 Normdaten Werk GND 4122522 3 lobid OGND AKS LCCN nr97041099 VIAF 105149842057002841528 Dieser Artikel wurde am 10 Januar 2014 in dieser Version in die Liste der exzellenten Artikel aufgenommen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kratylos amp oldid 230203618