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Die Rheinkrise 1840 war eine politische Krise zwischen Frankreich und Deutschland Ausloser waren Forderungen der franzosischen Offentlichkeit nach der Rheingrenze die nach einer diplomatischen Niederlage der Regierung unter Adolphe Thiers in der Orientkrise erhoben wurden Der Rhein sollte als naturliche Grenze Frankreichs etabliert werden Als Reaktion darauf flammte in mehreren Mitgliedstaaten des Deutschen Bundes der Nationalismus auf Auf beiden Seiten des Rheins entstanden nationalistische Gedichte und Rheinlieder von denen die heute bekanntesten Die Wacht am Rhein und das Lied der Deutschen sind In der historischen Forschung wird die Krise als Durchbruch des deutschen Nationalismus zur Massenbewegung gedeutet Politisch wurde sie rasch beigelegt nachdem Konig Louis Philippe I im Oktober 1840 eine kompromissbereitere Regierung eingesetzt hatte Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 1 1 Orientkrise 1 2 Franzosische Innenpolitik 1 3 Belgisch luxemburgische Frage 2 Verlauf 2 1 Forderungen nach der Rheingrenze 2 2 Deutsche Reaktionen 3 Folgen 4 Literatur 5 EinzelnachweiseVorgeschichte BearbeitenOrientkrise Bearbeiten Hauptartikel Orientkrise Durch den Griechischen Unabhangigkeitskrieg und den russisch turkischen Krieg 1828 29 war das Osmanische Reich empfindlich geschwacht worden Nachdem sich der osmanische Sultan Mahmud II geweigert hatte Muhammad Ali Pascha den Vizekonig des zum osmanischen Reich gehorenden Agypten auch als Statthalter in Syrien einzusetzen besetzten agyptische Truppen 1831 Palastina und Syrien und stiessen 1832 bis nach Anatolien vor Frankreich hatte die turkische Niederlage im griechischen Unabhangigkeitskrieg dazu genutzt 1830 Algerien zu besetzen Es sah in Muhammad Ali Pascha einen idealen Verbundeten und unterstutzte den agyptischen Vizekonig sich endgultig aus der Oberhoheit des Sultans Mahmud II zu losen Ziel der franzosischen Politik war es das an das Mittelmeer grenzende Afrika uber Sues hinaus zu franzosischem Einflussgebiet zu machen Als 1839 der agyptische Vizekonig einen weiteren Krieg mit dem Sultan fur sich entscheiden konnte fuhrte dies zur Orientkrise von 1839 1841 Grossbritannien Osterreich und Preussen befurchteten Russland wurde eine weitere Schwachung des Osmanischen Reichs ausnutzen um seinen Einfluss auf Konstantinopel und die Meerengen zu vergrossern Daher standen sie einer Machtausdehnung Muhammad Ali Paschas ebenso ablehnend gegenuber wie Russland Als Frankreich jedoch Zwangsmassnahmen der Grossmachte gegen den agyptischen Pascha ablehnte entschied sich der britische Aussenminister Lord Palmerston ihm eine Lektion zu erteilen Die Grossmachte wurden dessen Wunsche nicht als Gesetz akzeptieren Grossbritannien Russland Preussen und Osterreich die im Erhalt des labilen Osmanischen Reiches eine bessere Garantie ihrer Interessen sahen als in seinem Zerfall der unkalkulierbare Risiken mit sich gebracht hatte schlossen auf Palmerstons Initiative am 15 Juli 1840 in London den Viermachtevertrag zur Befriedung der Levante und notigten Frankreich die Unterstutzung Agyptens aufzugeben 1 Franzosische Innenpolitik Bearbeiten Innenpolitisch befand sich die Julimonarchie am Ende der 1830er Jahre in einer instabilen Lage Das Regime von Konig Louis Philippe I musste sich auf der rechten Seite mit der Opposition der Legitimisten auseinandersetzen die das Haus Bourbon zuruck auf den Thron bringen wollten Von links wurde es zudem von Bonapartisten und Republikanern kritisiert die eine starker revolutionare Orientierung und eine entschiedenere Vertretung der franzosischen Interessen forderten 2 Adolphe Thiers Stahlstich von Luigi Calamatta um 1840Offenkundige Korruptionsfalle hatten Neuwahlen zur Abgeordnetenkammer notwendig gemacht bei denen am 2 Marz 1839 die linksnationalistische Opposition eine deutliche Mehrheit errang Nachfolger des glucklosen Ministerprasidenten Louis Mathieu Mole wurde im Mai 1839 Nicolas Jean de Dieu Soult der aber seinerseits wegen eines Konflikts zwischen Konig Louis Philippe I und dem Parlament um eine Schenkung an den Prinzen Louis Philippe bereits nach neun Monaten zurucktreten musste Ihm folgte am 1 Marz 1840 Adolphe Thiers nach Dieser entschiedene Vertreter einer starkeren Parlamentarisierung Frankreichs galt wegen seiner fuhrenden Rolle in der Julirevolution und seiner Geschichtswerke uber die Franzosische Revolution und das Kaiserreich als Inbegriff der Revolution In der Kammerdebatte vom 13 Januar 1840 schlug er deutlich nationalistische Tone an Wenn Frankreich in der Orientkrise das Motiv der nationalen Ehre in den Vordergrund stelle werde sich auch die revolutionare Begeisterung wieder einstellen 3 Wie aufgeheizt die innenpolitische Lage war zeigte sich zudem an mehreren Versuchen von links und rechts die Regierung zu sturzen Am 2 und 13 Mai 1839 startete die Geheimgesellschaft Societe des saisons des franzosischen Sozialisten Auguste Blanqui einen Aufstand der aber rasch niedergeschlagen wurde Am 6 August 1840 unternahm Louis Napoleon Bonaparte einen ebenfalls erfolglosen Putschversuch Am 15 Oktober 1840 unternahm ein linksgerichteter Arbeiter ein Attentat auf den Konig was gleichfalls misslang 4 Belgisch luxemburgische Frage Bearbeiten Ein weiterer Faktor der die starken emotionalen Reaktionen zu erklaren hilft die sich in der Rheinkrise zeigten war die abschliessende Klarung der belgisch luxemburgischen Frage 1839 Als sich 1830 Belgien in der belgischen Revolution vom Konigreich der Niederlande getrennt hatte hatte Luxemburg ein Mitglied des Deutschen Bundes mehr als die Halfte seines Staatsgebietes verloren Dieser Territorialverlust wurde nach einer Annaherung Grossbritanniens an Russland im so genannten Endvertrag festgeschrieben doch im Deutschen Bund gab es weiterhin Widerstande dagegen 5 Verlauf Bearbeiten Der Rhein als franzosische Ostgrenze 1806 Grenzen des Deutschen Bundes um 1840Forderungen nach der Rheingrenze Bearbeiten In Frankreich wurde der ohne sein Wissen zustande gekommene Viermachtevertrag als Neuauflage der Siegerkoalition von 1814 wahrgenommen Die aussenpolitische Krise schlug in einen nationalistischen Sturm der Offentlichkeit um Man fuhlte sich ubergangen und gedemutigt von einem diplomatischen Waterloo war die Rede 6 Angefangen mit der liberalen Zeitung Constitutionnel die am 1 August 1840 einen Vorstoss zum Rhein forderte breitete sich ein annexionistischer Chauvinismus 7 aus der eine Kompensation fur die vermeintliche Schmach verlangte Der bonapartistische Capitole stellte sich am 2 August vor fast ganz Deutschland warte nur auf ein franzosisches Eingreifen als Gelegenheit seine petits despotes loszuwerden Der regierungsnahe Courrier francais drohte am 5 August fur den Fall einer russischen Intervention im Osmanischen Reich mit einem Vernichtungskrieg und einem Vormarsch an den Rhein Ahnliche Forderungen wurden bald auch von legitimistischen Blattern vertreten 8 Gefordert wurde wie bereits in der Julirevolution von 1830 eine Revision der Vertrage von 1815 und eine Wiedereroberung der Rheingrenze Man muss die Vertrage von 1815 zerreissen Auf zum Rhein Man setze die nationale Bewegung fort durch den Krieg 9 Um die Emporung der Bevolkerung nicht zu einer Bedrohung der Monarchie anwachsen zu lassen griff Ministerprasident Thiers zu einem Bluff Er demonstrierte Kriegsbereitschaft indem er am 5 August 1840 Reservisten einberufen liess eine Staatsanleihe zu Rustungszwecken auflegte und Paris befestigen liess Dies stachelte die nationalistischen Emotionen im Land nur noch weiter an Die Regierung wurde des Maulheldentums geziehen der sozialistische Journalist Louis Blanc erklarte unumwunden Was wir brauchen ist ein Krieg und um ihn zu fuhren ein revolutionares Regime 10 Dass am 12 Mai 1840 also kurz vor Ausbruch der Krise beschlossen worden war die Gebeine Napoleons nach Paris zu uberfuhren verstarkte den Eindruck Frankreich kehre zur Expansionspolitik zuruck 11 Thiers hoffte dass Muhammad Ali Pascha sich in Syrien militarisch wurde halten konnen was sich indes nicht bewahrheitete Im Herbst mussten sich die Agypter aus Syrien zuruckziehen Der Ministerprasident plante nun in den Alpen und am Rhein militarisch vorzugehen und versuchte den Konig zu uberzeugen in seiner Thronrede Ende Oktober einen Krieg nicht auszuschliessen Als der das ablehnte trat Thiers am 20 Oktober zuruck 12 Deutsche Reaktionen Bearbeiten Auf deutscher Seite antwortete man in gleicher Weise mit nationalistischer Erregung Eine Kriegspsychose 13 bzw ein Sturm der Frankophobie ging durch die deutsche Offentlichkeit insbesondere in den westlichen Bundesstaaten und in Bayern Auch Forderungen das Elsass und Deutsch Lothringen von Frankreich zuruckzuerobern wurden laut 14 Quer durch alle gesellschaftlichen Schichten wurde spontan zur Abwehr der vermeintlichen nationalen Bedrohung aufgerufen die Nationalideologie erwies erstmals ihre enorme Integrationskraft 7 Waren sich die Zeitungen uberall im Deutschen Bund in der Zuruckweisung der franzosischen Anspruche einig so gab es doch deutliche regionale Unterschiede Die badische Presse etwa bemuhte sich tendenziell um Massigung scharfer fielen die Urteile in den uberregionalen Zeitungen und denen der Rheinprovinz aus Demgegenuber gab es auch Blatter die sich weiterhin fur einen gemeinsamen Kampf der Brudervolker Deutschland und Frankreich gegen den Despotismus aussprachen 15 Auch im Osten Deutschlands war in manchen Landstrichen vom durch die Rheinkrise ausgelosten frankophoben Nationalismus wenig zu spuren 16 Gleichwohl wird die Rheinkrise als der Anbruch des Vormarz im engeren Sinne bezeichnet In den folgenden Jahren bis zur Revolution von 1848 stieg die Zahl der Mitglieder in den diversen vorpolitischen nationalistischen Organisationen Turner Gesangsvereine studentische Progressbewegung usw auf etwa eine Viertelmillion 17 Germania auf der Wacht am Rhein Gemalde von Lorenz Clasen 1860Es kam zu einem regelrechten Dichterkrieg zwischen Franzosen und Deutschen Die Rheinliedbewegung brachte eine Fulle national begeisterter politischer Gelegenheitslyrik hervor Nikolaus Becker schrieb sein mehr als siebzig Mal vertontes Gedicht Sie sollen ihn nicht haben den freien deutschen Rhein 18 Max Schneckenburger schrieb Die Wacht am Rhein einen nationalpatriotischen Aufruf zur Verteidigung des Rheinlandes Ernst Moritz Arndt rief erneut zum Krieg gegen Frankreich auf Zum Rhein Ubern Rhein All Deutschland in Frankreich hinein 19 Nikolaus Muller der als ehemaliger Mainzer Jakobiner alles andere als frankophob war gab nun eine Sammlung germanischer Kriegslieder heraus 15 Der revolutionare Dichter Georg Herwegh schrieb im Oktober 1840 im Schweizer Exil sein Rheinweinlied Haut Bruder mutig drein Der alte Vater Rhein der Rhein soll deutsch verbleiben 20 Auch das Lied der Deutschen dessen dritte Strophe die deutsche Nationalhymne ist wurde unter dem Eindruck der franzosischen Forderungen gedichtet Heinrich Hoffmann von Fallersleben schrieb es am 26 August 1841 auf Helgoland Anders als Becker Schneckenburger und Arndt war er durchaus nicht frankophob gesinnt der Rheinland Epidemie stand er ablehnend gegenuber 21 Den Rhein liess er unerwahnt 22 In der deutschen politischen Publizistik wurden nun deutsche und franzosische Freiheit verbreitet als Gegensatze verstanden Diese wurde mit Unordnung Fremdherrschaft und gesellschaftlicher Umverteilung assoziiert wahrend jene als der Weg verstanden auf dem die ersehnte nationale Einheit gewonnen werden konne Die Kolnische Zeitung schrieb am 26 August 1840 Nicht nach Raub nicht nach Anarchie nicht nach neuer Verteilung alles Vermogens nicht nach Gemeinschaft der Frauen gelustet es ihr der deutschen Jugend Sie will nichts als Sieg und durch Sieg Frieden und Ruhm gewinnen Sie will den letzten Volkerkampf der neuen Zivilisation ausfechten auf dass jedem Volk seine Stellung angewiesen werde 23 Der Liberale Karl Biedermann forderte 1842 man musse endlich einsehen dass die politische Freiheit nicht Zweck sondern Mittel sei dass um eine frei Nation zu bilden allererst eine Nation da sein musste und dass diese durch den blossen Kampf um Verfassungsformen doch nimmer ins Leben gerufen werden konne Gegenstimmen wie die von Arnold Ruge der bereits im April 1840 uber die stockdeutsche Richtung klagte die aus Frankreich nichts als Greuel und Untergang befurchte blieben die Ausnahme 24 Auch wurde argumentiert beim Wiener Kongress sei der Fehler begangen worden auf eine deutliche Verkleinerung Frankreichs zu verzichten Dies werde sich beim nachsten Krieg bitter rachen weshalb man eine entsprechende Korrektur unbedingt in einem kunftigen Friedensschluss durchsetzen musse Daher wurde in den Jahren nach 1840 wiederholt daruber rasoniert das gesamte Festungssystem an Frankreichs Ostgrenze oder die ganze Schweiz zu annektieren um Sicherheit vor dem Nachbarn zu erhalten 25 Die aggressiven Tone aus Deutschland wurden in Frankreich mit Enttauschung Sorge oder mit Wut wahrgenommen Der deutschfreundliche Saint Rene Taillandier klagte uber Herausforderungen Verleumdungen und Beleidigung Der Lyriker Alphonse de Lamartine legte eine Marseillaise de la paix vor Der Romantiker Alfred de Musset beantwortete Beckers Kriegslied 1841 mit dem kampferischen Le rhin allemand Edgar Quinet legte mit Le Rhin und La teutomanie 1841 lyrische Warnrufe vor 1842 sprach sich Victor Hugo in Le Rhin scheinbar versohnlich fur eine enge und freundschaftliche Verbindung zwischen Deutschland und Frankreich aus deren Grenze aber der Rhein sein solle Auch er sprach sich also fur eine Annexion des Rheinlands aus 26 Auch die Politik wurde aktiv Der neue preussische Konig Friedrich Wilhelm IV der erst am 7 Juni 1840 den Thron bestiegen hatte liess sich von der Begeisterung kurzzeitig anstecken Am 10 Januar 1841 schrieb er dem osterreichischen Staatskanzler Klemens Wenzel Lothar von Metternich es gelte den aktuellen nationalen Aufschwung zu nutzen um Teutschland machtiger als je zu machen Osterreich moge seinen machtigen Rath in die Waagschaale zu legen damit die wohl nicht wiederkehrende Erhebung des Fursten und Volks Gefuhles segens und erfolgreich gemacht werde fur die nachste Zukunft und dadurch auch fur die fernere Zukunft Teutschlands Der konservative Metternich zeigte sich in seiner Antwort vom April 1841 aber einer Anderung des Deutschen Bundes abgeneigt 27 Konkret schlug Friedrich Wilhelm dem Deutschen Bund vor das Bundesheer zu vergrossern und die Bundesfestungen zu bewaffnen Seine Vorlage wurde im Juni 1841 vom Bundestag angenommen Die Bundesfestungen Mainz Ulm und Rastatt wurden betrachtlich ausgebaut das Konigreich Bayern forcierte den Bau der Festung Germersheim Der bayerische Konig Ludwig I hoffte gar auf einen Krieg in dem das 1681 von Frankreich annektierte Strassburg zuruckerobert werden konnte 28 Preussen und Osterreich verabredeten ein militarisches Zusammengehen fur den Fall eines franzosischen Angriffs 29 Diese Zusammenarbeit der beiden deutschen Grossmachte weckte bei Anhangern der Nationalbewegung irrige Hoffnungen auf deren Verstetigung in deren Folge die deutsche Einheit stehen wurde 30 Da beide konservativen Machte an einer Verscharfung der Krise kein Interesse hatten beliessen sie es dabei Die von Preussen ursprunglich geplante Aufrustung und die Reform der Bundeskriegsverfassung unterblieben 31 Folgen BearbeitenBevor die Rheinkrise zu einem Krieg eskalieren konnte ging Louis Philippe nach Thiers Rucktritt zu einer Beschwichtigungspolitik uber Das neue Kabinett unter Ministerprasident Soult mit Aussenminister Francois Guizot war um eine versohnliche Politik bemuht Es erteilte der nationalistischen Agitation im Land eine deutliche Absage und erklarte sich an einer Wiederherstellung des Konzerts der Grossmachte interessiert 32 Bereits ein Jahr spater konnte mit dem Dardanellenvertrag die Meerengenfrage zwischen allen funf Grossmachten einvernehmlich geregelt werden 33 Die Rheinkrise hatte auch in den kulturellen Beziehungen beider Lander keine nachhaltigen Folgen Weder tat sie der Bewunderung der franzosischen Intellektuellen fur Deutschland Abbruch noch entzog sie den von der politischen Polizei verfolgten deutschen Sozialisten ihr Pariser Exil 34 Nachhaltiger war die Wirkung der Rheinkrise in der Geschichte der deutschen Nationalbewegung Mit ihr etablierte sich der Nationalismus der in Deutschland bis dahin eine personell eng begrenzte Elitenveranstaltung gewesen war erstmals als Massenbewegung 35 Von nun an habe sich der Nationalstaatsgedanke wiewohl er bis 1871 eine Oppositionsideologie blieb so der Historiker Bernd Schonemann nicht mehr eindammen oder gar unterdrucken lassen 36 Heinrich Heine schrieb 1854 dass damals Thiers unser Vaterland in die grosse Bewegung hineintrommelte welche das politische Leben in Deutschland weckte Thiers brachte uns wieder als Volk auf die Beine 37 Heinrich von Treitschke schrieb spater in der Rheinkrise seien die Deutschen der politischen Zersplitterung zum Trotz zum ersten Mal eins geworden 13 Der Historiker Reiner Marcowitz glaubt die franzosische Forderung nach der Rheingrenze habe fur die Entwicklung des deutschen Einheitsstaatsgedankens eine ahnlich katalysatorische Funktion wie die Befreiungskriege gehabt 38 Christian Jansen sieht die Rheinkrise neben der Schleswig Holstein Krise und dem organisierten Massennationalismus am Vorabend des Ersten Weltkriegs als ersten von drei Hohepunkten der nationalistischen Bewegung in Deutschland 39 Fur Wolfgang Hardtwig ist sie der Wendepunkt von einem modernisierenden staatsburgerlichen Nationalismus der auf Partizipationsausweitung angelegt war zu einem sozialdefensiven Nationalismus der von einer Kultur bzw Volksnation ausging 40 Nach Theodor Schieder drangen mit der Rheinkrise gegen Frankreich gerichtete nationale Stimmungen auch in liberale Schichten in Deutschland ein und gaben dort fur lange Zeit den Ton an 29 Laut Harald Biermann wurde Frankreich in der Rheinkrise endgultig als Deutschlands Erbfeind festgeschrieben 41 Heinrich August Winkler sieht die Wirkung der Rheinkrise auf die deutschen Liberalen dagegen eher in einer Annaherung an das bis dahin verfemte Preussen Die deutsch franzosische Konfrontation belehrte den gemassigten Liberalismus dass die deutsche Frage vorrangig eine Machtfrage war die sich nur im Zusammenwirken mit der unzweifelhaft deutschen Grossmacht Preussen losen liess 42 Nach Frank Lorenz Muller trug die Rheinkrise zu einem Meinungsklima in Deutschland bei das aus der Bedrohung durch Frankreich und Russland und dem Neid auf die britischen Erfolge in Ubersee imperialistische Konsequenzen zog Hier liege die Ursache der Forderungen nach einer deutschen Kolonialwirtschaft nach einer deutschen Flotte und deutschen Siedlungskolonien wie sie in der Revolution von 1848 49 erhoben wurden 43 Literatur BearbeitenWolf D Gruner Der Deutsche Bund die deutschen Verfassungsstaaten und die Rheinkrise von 1840 Uberlegungen zur deutschen Dimension einer europaischen Krise In Zeitschrift fur bayerische Landesgeschichte 1990 Nr 53 S 51 78 online Frank Lorenz Muller Der Traum von der Weltmacht Imperialistische Ziele in der deutschen Nationalbewegung von der Rheinkrise bis zum Ende der Paulskirche In Jahrbuch der Hambach Gesellschaft 6 1996 97 S 99 183 Einzelnachweise Bearbeiten Raymond Poidevin und Jacques Bariety Frankreich und Deutschland Die Geschichte ihrer Beziehungen 1815 1975 C H Beck Munchen 1982 S 32 Reiner Marcowitz Grossmacht auf Bewahrung Die Interdependenz franzosischer Innen und Aussenpolitik und ihre Auswirkungen auf Frankreichs Stellung im europaischen Konzert 1814 15 1851 52 Beihefte der Francia 53 Jan Thorbecke Verlag Stuttgart 2001 ISBN 3 7995 7447 6 S 152 157 online Reiner Marcowitz Grossmacht auf Bewahrung Die Interdependenz franzosischer Innen und Aussenpolitik und ihre Auswirkungen auf Frankreichs Stellung im europaischen Konzert 1814 15 1851 52 Jan Thorbecke Verlag Stuttgart 2001 S 175 online Gilbert Ziebura Frankreich von der Grossen Revolution bis zum Sturz Napoleons III In Theodor Schieder Hrsg Handbuch der europaischen Geschichte Bd 5 Europa von der Franzosischen Revolution zu den nationalstaatlichen Bewegungen des 19 Jahrhunderts Klett Cotta Stuttgart 1968 S 274 f Reiner Marcowitz Grossmacht auf Bewahrung Die Interdependenz franzosischer Innen und Aussenpolitik und ihre Auswirkungen auf Frankreichs Stellung im europaischen Konzert 1814 15 1851 52 Jan Thorbecke Verlag Stuttgart 2001 S 158 f online hier die Zitate Gilbert Ziebura Frankreich von der Grossen Revolution bis zum Sturz Napoleons III In Theodor Schieder Hrsg Handbuch der europaischen Geschichte Bd 5 Europa von der Franzosischen Revolution zu den nationalstaatlichen Bewegungen des 19 Jahrhunderts Klett Cotta Stuttgart 1968 S 274 f Wolf D Gruner Der Deutsche Bund die deutschen Verfassungsstaaten und die Rheinkrise von 1840 Uberlegungen zur deutschen Dimension einer europaischen Krise In Zeitschrift fur bayerische Landesgeschichte 53 1990 S 51 78 hier S 54 Heinrich Lutz Zwischen Habsburg und Preussen Deutschland 1815 1866 Siedler Berlin 1994 S 200 hier das Zitat Reiner Marcowitz Grossmacht auf Bewahrung Die Interdependenz franzosischer Innen und Aussenpolitik und ihre Auswirkungen auf Frankreichs Stellung im europaischen Konzert 1814 15 1851 52 Jan Thorbecke Verlag Stuttgart 2001 S 161 online a b Hans Ulrich Wehler Deutsche Gesellschaftsgeschichte Zweiter Band Von der Reformara bis zur industriellen und politischen Deutschen Doppelrevolution 1815 1845 1849 C H Beck Munchen 1987 S 398 Reiner Marcowitz Grossmacht auf Bewahrung Die Interdependenz franzosischer Innen und Aussenpolitik und ihre Auswirkungen auf Frankreichs Stellung im europaischen Konzert 1814 15 1851 52 Jan Thorbecke Verlag Stuttgart 2001 S 161 online Zitiert bei Heinrich Lutz Zwischen Habsburg und Preussen Deutschland 1815 1866 Siedler Berlin 1994 S 201 Raymond Poidevin und Jacques Bariety Frankreich und Deutschland Die Geschichte ihrer Beziehungen 1815 1975 C H Beck Munchen 1982 S 32 f Gilbert Ziebura Frankreich von der Grossen Revolution bis zum Sturz Napoleons III In Theodor Schieder Hrsg Handbuch der europaischen Geschichte Bd 5 Europa von der Franzosischen Revolution zu den nationalstaatlichen Bewegungen des 19 Jahrhunderts Klett Cotta Stuttgart 1968 S 275 Reiner Marcowitz Grossmacht auf Bewahrung Die Interdependenz franzosischer Innen und Aussenpolitik und ihre Auswirkungen auf Frankreichs Stellung im europaischen Konzert 1814 15 1851 52 Jan Thorbecke Verlag Stuttgart 2001 S 162 online a b Gordon A Craig Geschichte Europas 1815 1980 Vom Wiener Kongress bis zur Gegenwart C H Beck Munchen 1984 S 63 Raymond Poidevin und Jacques Bariety Frankreich und Deutschland Die Geschichte ihrer Beziehungen 1815 1975 C H Beck Munchen 1982 S 33 f a b Ute Planert Vorbild oder Feindbild Das Zeitalter Napoleons im Gedachtnis des 19 und 20 Jahrhunderts In Jahrbuch fur Europaische Geschichte European History Yearbook 14 2013 S 21 abgerufen uber De Gruyter Online Christian Pletzing Vom Volkerfruhling zum nationalen 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Jahrhundert und Grosse Themen der Geschichte Preussens Walter de Gruyter Berlin New York 1992 ISBN 3 11 083957 1 S 166 Raymond Poidevin und Jacques Bariety Frankreich und Deutschland Die Geschichte ihrer Beziehungen 1815 1975 C H Beck Munchen 1982 S 35 Wolfgang Hardtwig Vom Elitebewusstsein zur Massenbewegung Fruhformen des Nationalismus in Deutschland 1500 1840 In derselbe Nationalismus und Burgerkultur in Deutschland 1500 1914 Ausgewahlte Aufsatze Vandenhoeck und Ruprecht Gottingen 1994 S 49 Reiner Marcowitz Grossmacht auf Bewahrung Die Interdependenz franzosischer Innen und Aussenpolitik und ihre Auswirkungen auf Frankreichs Stellung im europaischen Konzert 1814 15 1851 52 Jan Thorbecke Verlag Stuttgart 2001 S 169 online Frank Lorenz Muller Britain and the German Question Perceptions of Nationalism and Political Reform 1830 1863 Palgrave Houndmills 2002 S 42 Christian Jansen mit Henning Borggrafe Nation Nationalitat Nationalismus Campus Frankfurt am Main 2007 S 75 Bernd Schonemann 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