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Die Griechische Revolution 1821 1829 auch Griechischer Aufstand oder Griechischer Unabhangigkeitskrieg genannt bezeichnet den Kampf der Griechen gegen die Herrschaft der Osmanen und fur eine unabhangige griechische Republik Das Bestreben nach Unabhangigkeit wurde zunachst vor allem aus taktischen Grunden von den Grossmachten Frankreich Grossbritannien und Russland unterstutzt Der 25 Marz 1821 markiert den Beginn der griechischen Revolution und ist Nationalfeiertag in Griechenland Der Nationalfeiertag wird in Griechenland mit einer Parade gefeiert Griechische RevolutionDer Metropolit Germanos von Patras segnet am 25 Marz 1821 im Kloster Agia Lavra die griechische Fahne Gemalde von Theodoros Vryzakis 1865 Das Ereignis gilt als Beginn der Griechischen Revolution Datum 25 Marz 1821 bis 12 September 1829 1 Ort Griechenland AgaisAusgang griechischer SiegFolgen Grundung der Ersten Hellenischen Republik Anerkennung der Souveranitat im Londoner Protokoll von 1830 und im Vertrag von Konstantinopel 1832 Konfliktparteiengriechische Revolutionare 1821 Erste Hellenische Republik Griechenland ab 1822 Vereinigtes Konigreich 1801 Vereinigtes Konigreich Frankreich Restauration Frankreich Russisches Kaiserreich 1721 Russland Osmanisches Reich 1793 Osmanisches Reich Eyalet von Agypten Nur mit Marine Regentschaft Tunis Regentschaft Algier Regentschaft TripolisBefehlshaberPolitisch Filiki Eteria Erste Hellenische Republik Alexandros Mavrokordatos Erste Hellenische Republik Ioannis Kapodistrias ab 1828 Militarisch Erste Hellenische Republik Theodoros Kolokotronis Erste Hellenische Republik Alexander Ypsilantis Erste Hellenische Republik Demetrius Ypsilantis Erste Hellenische Republik Georgios Karaiskakis Erste Hellenische Republik Richard Church Erste Hellenische Republik Thomas Cochrane Erste Hellenische Republik Andreas Vokos Miaoulis Erste Hellenische Republik Konstantinos Kanaris Erste Hellenische Republik Markos Botsaris Politisch Osmanisches Reich 1793 Mahmud II Muhammad Ali Pascha Militarisch Osmanisches Reich 1793 Nasuhzade Ali Pascha Osmanisches Reich 1793 Omer Vrioni Osmanisches Reich 1793 Mahmud Dramali Pascha Osmanisches Reich 1793 Hursid Pascha Osmanisches Reich 1793 Husrev Pascha Osmanisches Reich 1793 Resid Mehmed Pascha Ibrahim PaschaTruppenstarkeunbekannt Eyalet von Agypten 17 000 Mann 2 400 Schiffe davon 54 Schlachtschiffe 2 Verlusteca 25 000 Tote 3 uber 40 000 Tote 3 Zivile Opfer uber 105 000 3 Inhaltsverzeichnis 1 Voraussetzungen 1 1 Gesellschaft 1 2 Verwaltung 1 3 Revolutionare Einflusse aus Westeuropa 2 Verlauf 2 1 Ausbruch der Revolution 1821 2 2 Die Frontlinien verharren 1821 1825 2 3 Endphase der Revolution 1825 1830 3 Nach der Revolution 4 Wirkung und Nachwirkung in Europa 5 Literatur 5 1 Deutschsprachig 5 2 Fremdsprachig 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseVoraussetzungen BearbeitenGesellschaft Bearbeiten Mit der Eroberung des byzantinischen Konstantinopel durch die Osmanen im Jahre 1453 endete zwar nicht das griechische Gesellschaftsleben sie fuhrte jedoch zu einer Flucht eines Teils der Eliten vor allem von Kunstlern Kaufleuten und Gelehrten die sich in Westeuropa oder in Gebieten die noch unter anderer Herrschaft waren wie z B Kreta niederliessen In Italien trugen diese Griechen wesentlich zur Entwicklung der Renaissance bei Die Osmanen installierten in ihrem Herrschaftsgebiet das Millet System das den im Reich lebenden Christen und Juden bestimmte Rechte zusicherte Im Gegenzug wurde den Angehorigen dieser Religionsgemeinschaften den sogenannten Schutzbefohlenen Dhimma das Tragen von Waffen untersagt und sie wurden dazu verpflichtet eine Kopfsteuer Dschizya zu zahlen Gegenuber den anderen Christen des Balkans und Kleinasiens genossen die Griechen im Rahmen dieser Regelung jedoch von vornherein einige Sonderrechte die sie uber die folgenden Jahrzehnte und Jahrhunderte zu vermehren vermochten Diese Sonderrechte galten nicht den Griechen im Allgemeinen Der einfachen griechischen Landbevolkerung ging es nicht anders als beispielsweise den Serben oder den christlichen Albanern Insbesondere wurde der bereits in spatbyzantinischer Zeit vernachlassigte an Homer orientierte Unterricht im Lesen und Schreiben abgeschafft was in der Landbevolkerung zu Analphabetismus fuhrte Der griechisch orthodoxe Klerus der allerdings nicht nur aus ethnischen Griechen zusammengesetzt war wurde in der osmanischen Gesellschaftsordnung durchaus privilegiert Im Namen der Hohen Pforte kontrollierte er die orthodoxe Religionsgemeinschaft Dabei unterschieden die Osmanen nicht weiter zwischen griechischen slawischen albanischen und rumanischen Christen als sie dem griechischen Klerus samtliche religiose erzieherische und administrative Macht uber sie ubertrugen Da der Patriarch weiterhin in Konstantinopels Stadtteil Phanari dem heutigen Fener residierte blieben diese Stadt und insbesondere dieser Stadtteil fur die Griechen des Osmanischen Reiches ein kulturelles und religioses Zentrum wie schon zu vorosmanischen Zeiten Die vom Sultan privilegierten hier lebenden Griechen nannte man Phanarioten Entsprechend waren der orthodoxe Glaube die Kultur und das Erziehungssystem stark griechisch dominiert Der griechische Klerus profitierte also von der Aufhebung der Autonomie der nichtgriechischen Kirchen Verwaltung Bearbeiten Nicht selten waren administrative Posten mit Griechen besetzt Sogar an zentralen Stellen der osmanischen Verwaltung waren sie anzutreffen Ebenso war das Buro des Dragoman Dolmetscher in griechischer Hand Dies hatte seinen Grund darin dass die hohen muslimischen Beamten nicht besonders daran interessiert waren Fremdsprachen zu lernen Daher wohnten Griechen in dieser Funktion oftmals diplomatischen Verhandlungen bei und hatten damit de facto Botschafterfunktion Auf einer verwaltungstechnisch niedrigeren Ebene waren die Phanarioten fur die Steuereintreibung bei den Christen verantwortlich Dieses Recht wurde haufig zur eigenen Bereicherung missbraucht indem bei den Christen der Provinz Griechen wie Nichtgriechen immer hohere Abgaben erhoben wurden Nicht zuletzt diese Praxis fuhrte zum Volksaufstand von 1821 Nicht alle Phanarioten verfolgten diese Praxis Es gab unter den spateren Freiheitskampfern sogar etliche Phanarioten die im Kampf fur die Ideale eines unabhangigen demokratischen Nationalstaats eine tragende Rolle gespielt haben Neben anderen gehorte auch Alexandros Ypsilantis zu ihnen Dennoch waren es gerade grosse Teile der gebildeten Griechen die der aufgeklarten Idee des eigenen Nationalstaates nach franzosischem Vorbild zunachst nicht viel abgewinnen konnten Revolutionare Einflusse aus Westeuropa Bearbeiten Fur die beschriebenen im Millet System privilegierten Gruppen war die osmanische Fremdherrschaft also durchaus nutzbringend Reiche Schiffseigner auf den Inseln wohlhabende Kaufleute der hohe Klerus der Orthodoxen Kirche die Phanarioten u a m hatten durch eine nationale Revolution viel zu verlieren und kaum etwas zu gewinnen Ein Grossteil der Griechen hatte jedoch keinen Anteil an der Macht und dem Wohlstand der Oberschicht Die Landbevolkerung die untergeordneten Geistlichen der Provinz wie auch einfache Seeleute kannten all diese Annehmlichkeiten durch den osmanischen Status quo nicht Gegen Ende der sogenannten Antike also bis etwa zum Beginn des 5 Jahrhunderts war Griechenland das einzige vollstandig alphabetisierte Land Europas gewesen Man lernte Lesen und Schreiben in offentlichen Schulen durch Auswendiglernen der Texte Homers Seit der Zeit der turkischen Besetzung geschah dies uberhaupt nicht mehr so dass eine ungebildete Unterschicht von Landarbeitern Seeleuten aber auch Geistlichen entstand Letztere verstanden nur noch allenfalls rudimentar was sie im Rahmen des Gottesdienstes aus dem Neuen Testament vorlasen Stattdessen war man immer starker auf mundliche Uberlieferungen angewiesen Die nunmehr weitgehend ungebildete Menge die zu jener Zeit den Grossteil der unterworfenen Griechen ausmachte verfugte jedoch weder uber eine vereinigende Ideologie noch uber finanzielles Gewicht Ohne Ideen und Fuhrung entlud sich der Unmut der griechischen Bevolkerung lediglich von Zeit zu Zeit in einigen lokalen Aufstanden die von der osmanischen Ordnungsmacht ebenso schnell niedergeschlagen wurden wie sie entflammt waren Im 17 Jahrhundert jedoch zeichnete sich langsam eine bedeutende kulturelle und geistige Veranderung ab Ein zweiter Grund war der Vergleich zwischen Gebieten die unter venezianischer Herrschaft standen mit Gebieten unter osmanischer Herrschaft So standen die Ionischen Inseln unter der Herrschaft der Venezianer Obwohl sie weniger Bodenschatze und schlechtere geographische Bedingungen im Vergleich zum osmanischen Festland und anderen Inseln aufwiesen bluhten sie wirtschaftlich auf Die Republik Venedig stellte Soldner und forderte die Inseln etwa durch neue Anbaumethoden und die garantierte Abnahme landwirtschaftlicher Produkte Aufgrund einer freiheitlichen Gesellschaftsverfassung kam es zu einer Durchmischung von Griechen und neuen Siedlern von Orthodoxen und Katholiken Der Adelsstand setzte sich aus beiden Ethnien zusammen und die griechische Sprache wich mehr und mehr einer griechisch italienischen Kreolsprache Der geistige Austausch der griechischen Zivilisation mit dem Rest Europas hatte nie vollstandig aufgehort Nach dem Fall Konstantinopels im Jahre 1453 waren viele Griechen vor allem Gelehrte Kunstler und Kaufleute in den Westen geflohen wo sie ihren Beitrag zur Renaissance leisteten So war einer der grossten Vertreter des Manierismus in Spanien ein Grieche aus Kreta El Greco eigentlich Dominikos Theotokopoulos Auch Handelskontakte unterstutzten den Ideenaustausch Zusatzlich zu den neuen Produktionstechniken brachten griechische Handler auch neue Ideen ins Land unter anderem das fur sie sehr attraktive Konzept des wirtschaftlichen und politischen Liberalismus Die florierenden Handelsaktivitaten griechischer Kaufleute aus dem Ausland entfachten neue Krafte im kulturellen Leben der entstehenden Nation Im Venedig des 16 Jahrhunderts gingen Druckerpressen in Betrieb die in der Folge auch vermehrt griechischsprachige Bucher druckten was bis dahin kaum geschehen war Fur Studenten die sich ein Studium im Ausland nicht leisten konnten wurden entsprechende Einrichtungen zu Hause gegrundet Das Interesse des Volkes an der griechischen Sprache den lokalen Traditionen an uberlieferten Erzahlungen und epischen Dichtungen uber orthodoxe Martyrer oder heroische Freiheitskampfer schliesslich auch an der klassischen Mythologie erwachte von neuem Eine fuhrende Rolle bei diesem Wiedererwachungsprozess spielten die aufklarerischen Schriftsteller Adamantios Korais und Rigas Velestinlis Verlauf BearbeitenDie Griechen seit dem Fall Konstantinopels 1453 also mehr als 350 Jahre lang unter osmanischer Herrschaft erwiesen sich als militarisch zu schwach ihre neu errungene nationale Unabhangigkeit aus eigener Kraft zu verteidigen So wurde der Unabhangigkeitskrieg im Wesentlichen zwischen den europaischen Grossmachten und dem Osmanischen Reich entschieden Ein Vorspiel dazu bildete bereits 1770 die vom Kaiserreich Russland inspirierte niedergeschlagene Orlow Revolte Nach der Einberufung der ersten griechischen Nationalversammlung am 20 Dezember 1821 gerieten die Bemuhungen um eine nachhaltige Befreiung der von Griechen besiedelten Reichsteile fur mehrere Jahre ins Stocken Erst die Vernichtung der turkisch agyptischen Flotte durch die Grossmachte 1827 bei Navarino und dann der achte russische Turkenkrieg des Jahres 1828 schafften die Voraussetzungen fur den Frieden von Adrianopel 1829 Ausbruch der Revolution 1821 Bearbeiten nbsp Denkmal fur die erste griechische Nationalversamm lung am 20 Dezember 1821Im Gegensatz zum serbischen Aufstand des Jahres 1804 der als spontaner Gegenangriff auf entsprechende turkische Aktivitaten betrachtet werden kann war die Griechische Revolution des Jahres 1821 bereits Jahre vorher von der Filiki Etairia griechisch fur Freundschaftsbund geplant und durchdacht worden Allerdings stand hinter diesen Planen nicht das griechische Volk in seiner Gesamtheit Die moderne Idee der Nationalitat war vielen noch zu abstrakt geschweige denn dass irgendjemand an den Erfolg des Unternehmens geglaubt hatte Die Filiki Etairia plante die Revolution am 25 Marz an drei verschiedenen Orten gleichzeitig zu entfachen um bei den Osmanen auf diese Weise grossere Verwirrung zu verursachen und so den Erfolg wahrscheinlicher zu machen Einer dieser Orte war die Peloponnes auf der eine grossere Gruppe von Rebellen die sogenannten Klephten den Revolutionsplan unterstutzten Der zweite Ort war Konstantinopel wo Unruhen innerhalb der Phanariotengemeinde geplant waren und das als selbstverstandliche Hauptstadt des neu zu schaffenden Griechenlands angesehen wurde Als dritte Aktion war der Einmarsch von griechischen Streitkraften in das Furstentum Moldau und die Walachei geplant Diese sollten aus Odessa uber die russische Grenze einmarschieren Die Planer der Revolution betrachteten diese rumanischen Provinzen fatalerweise als griechische Gebiete wohl weil sie vorher ein Jahrhundert lang von griechischen Phanarioten verwaltet worden waren Dabei ignorierte und oder verkannte die Filiki Etairia vollkommen die Tatsache dass es sich bei der einheimischen Bevolkerung sowohl was bedeutendere Personlichkeiten als auch was das einfache Volk anging um ethnische Rumanen handelte die kaum fur die griechische Sache zu gewinnen waren Es war geplant dass Alexander Ypsilantis ein Freiwilligenbataillon aus Studenten und rumanischen Bauern in den Kampf gegen die Osmanen fuhren sollte Ypsilantis selbst Sohn und Enkel zweier Phanarioten Herrscher der Moldau sollte dabei vom damaligen moldauischen Woiwoden Tudor Vladimirescu unterstutzt werden der eigentlich den Aufstand der rumanischen Bauern organisieren sollte Es kam jedoch anders nbsp Alexander Ypsilantis Anfuhrer der RevolutionAls Alexander Ypsilantis im Marz 1821 mit seinen 450 Mann dem heiligen Bataillon in die Moldau einmarschierte griffen die Rumanen unter Vladimirescu nicht die Osmanen sondern die Hauser der verhassten griechischen Phanarioten an Sie waren mehr daran interessiert ihre Provinzen selbst zu verwalten als sich mit der osmanischen Obrigkeit anzulegen Der Einmarsch der Griechen in die rumanischen Donaufurstentumer endete in einem volligen Fiasko Ypsilantis zog sich nach Osterreich zuruck und starb im Januar 1828 in Wien Nach dem heutigen Verstandnis des Nationalitatenbegriffs sind die Grunde fur das Scheitern der Griechen in den Donaufurstentumern offensichtlich Die Planer der Filiki Etairia erlagen vermutlich vor allem aus Wunschdenken dem fatalen Irrtum in den Rumanen nach osmanischem Verstandnis einfach nur nichtmuslimische Orthodoxe sehen zu konnen Zudem wurde auch der Aufstand in Konstantinopel niedergeschlagen Die Osmanen reagierten mit der Erhangung des griechisch orthodoxen Patriarchen Daraufhin verurteilten der neue Patriarch und andere kollaborierende Phanarioten die Revolution Der einzige Erfolg war auf der Peloponnes zu verzeichnen die Revolution entlud sich auf der ganzen Halbinsel Turkische Stadte wurden eingenommen und die muslimische Bevolkerung wurde gewaltsam vertrieben Die osmanische Armee verhangte im Gegenzug ahnliche Massnahmen uber Teile ihrer griechischen Bevolkerung unter anderem auf der Insel Chios Die Revolution war in vollem Gange die Peloponnes wurde nach und nach befreit Am 20 Dezember 1821 trat in Nea Epidavros damals noch Piada genannt die erste griechische Nationalversammlung zusammen Die Frontlinien verharren 1821 1825 Bearbeiten Nach diesem ersten Erfolg von 1821 verharteten sich die Fronten im Suden Griechenlands und die Situation blieb bis 1825 unverandert Dafur gab es gleich mehrere Grunde Keine der beiden Seiten war stark genug fur einen schnellen endgultigen Sieg Einerseits mussten die osmanischen Truppen jeden Fruhling aufs Neue von ihrer Basis im mittelgriechischen Thessalien losmarschieren Da keine entsprechend grosse Flotte zur Verfugung stand mussten sich die Osmanen ihren Weg entlang der Kuste in Richtung Suden bahnen Im Herbst marschierten sie wieder zuruck da auf der unruhigen Peloponnes nicht an sichere Uberwinterung zu denken war Auf der anderen Seite hatten die Griechen den turkischen Truppen keine regulare Armee entgegenzusetzen Die griechischen Einheiten die zum grossten Teil aus Partisanen Bauern und einigen Phanarioten bestanden waren zu schwach um eine Offensive nach Norden einzuleiten Sie vermochten nur die Peloponnes zu verteidigen Ein zweiter Grund fur das Verharren der Fronten war ein Streit um die Fuhrung unter den Griechen selbst Man teilte sich in zwei Lager die die im Osmanischen Reich existierenden Klassenunterschiede auch in die Revolution hineintrugen Die bewaffneten Landarbeiter und die fruheren Klephten sahen in Theodoros Kolokotronis ihren Anfuhrer Ihm gegenuber standen die Fuhrer der Nationalversammlung der Alexandros Mavrokordatos und Georgios Koundouriotis angehorten Mavrokordatos stammte aus einem alten Phanariotengeschlecht Koundouriotis war ein reicher Schiffseigner aus Hydra Sie reprasentierten die Nationalversammlung die im Grunde fur die einflussreichen und wohlhabenden Personlichkeiten sprach Ab 1823 bekampften sich diese beiden Gruppen Der dritte Grund fur das Verharren der Fronten waren Interventionen von Grossbritannien Frankreich und Russland Alle drei Grossmachte hatten finanzielle Interessen im Osmanischen Reich und wollten sichergehen dass diese durch die Revolution auf der Peloponnes nicht gefahrdet wurden Die Briten damals mit Abstand die Weltmacht waren trotz aller Sympathie fur die Griechen Philhellenismus nicht gewillt die Turkei so schwach werden zu lassen dass sich die Russen einen Zugang zum Mittelmeer sichern konnten wo sie eine Gefahr fur die Handelsrouten gewesen waren Der Zar dagegen befurchtete trotz seiner ebenso gehegten Sympathie fur die griechischen Glaubensbruder dass der eventuell neu entstehende griechische Staat ein Bundnis mit Grossbritannien eingehen konnte Ausserdem behagte ihm die Idee der nationalen Revolution nicht Die Franzosen dagegen hatten strategische wie auch finanzielle Interessen in dieser Region zu wahren Ihnen war der Erhalt des Status quo eindeutig die liebste Losung Aus Sicht der Grossmachte bewies das jahrelange Verharren der Fronten im Suden Griechenlands dass die Revolution nicht verebben wurde Deshalb trafen sie Vorbereitungen um letztlich ein Ergebnis dieser Revolution zu sichern das ihre Interessen nicht verletzen wurde Endphase der Revolution 1825 1830 Bearbeiten nbsp Ansicht der Schlacht von Navarino eine von zwolf Zeichnungen von George Philip Reinagle um 1827 nbsp Schlacht von Navarino kolorierte Zeichnung von George Philip Reinagle um 1827 nbsp Das Konigreich Griechenland bei seiner ErrichtungDie Endphase wurde durch das Eingreifen fremder Machte auf beiden Seiten bestimmt Nachdem der Sultan ihm die Herrschaft uber die von ihm eroberten Gebiete zugesichert hatte eilten die modernisierten agyptischen Streitkrafte unter der Fuhrung von Mehmet Ali den Osmanen zu Hilfe Im Jahre 1825 landeten sie auf der Peloponnes und eroberten den Hafen von Navarino Die Revolution war damit im Prinzip gescheitert Es war nun ein leichtes die Peloponnes von den zerstrittenen Griechen zuruckzuerobern Die europaischen Grossmachte wollten nicht dass Mehmet Ali auch die Herrschaft uber Griechenland erlangte Man einigte sich darauf die Krafte zu vereinen und eine Drei Machte Flotte nach Navarino zu senden Diese Flotte versenkte am 20 Oktober 1827 in der Schlacht von Navarino 60 gegnerische Schiffe Damit hatte der Sultan den europaischen Grossmachten auf der Peloponnes militarisch nichts mehr entgegenzusetzen Den letzten Akt der Revolution bestimmte der Russisch Osmanische Krieg 1828 1830 Nach dem russischen Einmarsch in das Osmanische Reich und der Kapitulation des Sultans wurde im Londoner Protokoll vom 3 Februar 1830 die Errichtung eines unabhangigen griechischen Konigreiches beschlossen Fur das neue Konigreich wurde Prinz Leopold von Sachsen Coburg in Aussicht genommen der Witwer der kinderlos verstorbenen britischen Prinzessin Charlotte Augusta des einzigen ehelichen Kindes des seinerzeitigen britischen Thronfolgers und Prinzregenten und nunmehrigen Konigs Georg IV Dieser lehnte ab weil gleichzeitig 1830 Belgien unabhangig wurde und Leopold die belgische Konigskrone fur erstrebenswerter hielt Im Jahr zuvor wurde Prinz Philipp von Hessen Homburg als Kandidat fur den griechischen Konigsthron gehandelt Der britische Vorschlag wurde von Russland gutgeheissen und von Frankreich abgelehnt 4 So gelangte mit Billigung der drei Grossmachte Grossbritannien Frankreich Russland der noch minderjahrige zweite Sohn des bayerischen Konigs Ludwig I Prinz Otto von Bayern auf den griechischen Thron weil den Machten kein griechischer Kandidat geeignet erschien und eine republikanische Staatsform ausserhalb des Vorstellbaren war Dieser Prinz wurde unter der hellenisierten Form seines Namens Othon der erste Konig von Griechenland Nach der Revolution BearbeitenStand die griechische Revolution zur Zeit ihrer Planung noch fur fortschrittliche und aufgeklarte Ideale so stand das Ergebnis mehr unter dem Zeichen der konservativen Reaktion Es wurde auf Druck der europaischen Machte eine Monarchie installiert Der aus Bayern stammende Konig Otto beherrschte bereits nach kurzer Zeit die griechische Sprache in Wort und Schrift und identifizierte sich mit seiner neuen Heimat Es gelang ihm auch wohlhabende Auslandsgriechen zu Investitionen und Stiftungen zu bewegen Jedoch konnte er sich nicht von seiner absolutistischen Erziehung losen und verwehrte dem Volk Grundrechte So wurde eine Verfassung erst auf Druck der Strasse verabschiedet Die Kinderlosigkeit seiner Ehe mit Amalia wurde ihm ebenso angelastet wie der desolate Zustand der Staatsfinanzen der auch auf viele opulente Prestigeprojekte zuruckzufuhren war Auslandische Machte ergriffen Partei in der Fuhrung des Landes allen voran Grossbritannien das seine Herrschaft boykottierte Schliesslich musste Otto abdanken Sein Nachfolger Konig Georg konnte die Erfolge fur sich nutzen und das Staatsgebiet ausdehnen Dies geschah hauptsachlich durch Eroberung griechisch besiedelter Gebiete des zerfallenden Osmanischen Reiches aber auch durch den Beitritt der Republik der Ionischen Inseln zu Griechenland in den Jahren 1863 64 was Grossbritannien als Schutzmacht zuvor verhindert hatte Bis 1923 nahm das Staatsgebiet Griechenlands schrittweise seine heutige Gestalt an Wirkung und Nachwirkung in Europa Bearbeiten nbsp Die Propylaen am Munchner Konigsplatz als DenkmalInfolge des Falls von Byzanz 1453 hatten sich griechischsprachige Gelehrte in ganz Europa niedergelassen wo sie die Kenntnis der altgriechischen Sprache und Schriften beforderten Restriktionen und Repressalien der osmanischen Herrscher fuhrten zu weiteren Migrationswellen vor allem von Kaufleuten Seit dem 17 Jahrhundert konnte eine grossere Anhangerschaft besonders unter Intellektuellen und Burgerlichen fur die Befreiung Griechenlands gewonnen werden was sich etwa auch in der Grazisierung von Namen oder dem Philhellenismus ausdruckte Nach dem Wiener Kongress und den Karlsbader Beschlussen war der griechische Freiheitskampf auch im deutschsprachigen Raum ein gewichtiges Thema was sich auch daran zeigte dass Schriftsteller das zeitgenossische Griechenland zum Thema nahmen beispielsweise Wilhelm Muller Der kleine Hydriot Leopold Schefer oder Goethe der Gedichte aus dem Neugriechischen ubersetzte Diese Haltung entstand auch in Opposition zu einer uberdauernden Griechenfeindlichkeit die im Wesentlichen eine Spatfolge des religiosen Schismas war Trotz Ereignissen wie dem Massaker von Chios sahen viele Politiker vor allem die Geschaftsbeziehungen zum Osmanischen Reich gefahrdet Die Freiheit Griechenlands fuhrte zu einer Schwachung des Osmanischen Reiches in Europa und wurde zum Vorbild weiterer Unabhangigkeitsbewegungen in Sudosteuropa Die Ubertragbarkeit war jedoch nur bedingt gegeben auf dem Balkan allem voran in gemischt besiedelten Gebieten entstanden Konflikte zwischen christlichen und muslimischen Bewohnern Literatur BearbeitenDeutschsprachig Bearbeiten Richard Schuberth Lord Byrons letzte Fahrt Eine Geschichte des Griechischen Unabhangigkeitskrieges Wallstein Gottingen 2021 ISBN 978 3 8353 3870 8 Ioannis Zelepos Griechischer Unabhangigkeitskrieg 1821 1832 In Europaische Geschichte Online hrsg vom Institut fur Europaische Geschichte Mainz 2015 abgerufen am 11 Marz 2021 d nb info PDF 1 1 MB Ioannis Zelepos Kleine Geschichte Griechenlands Von der Staatsgrundung bis heute C H Beck Munchen 2014 Evangelos Konstantinou Griechenlandbegeisterung und Philhellenismus In Europaische Geschichte Online hrsg vom Institut fur Europaische Geschichte Mainz 2012 abgerufen am 8 Marz 2021 d nb info PDF 576 kB Richard Clogg Geschichte Griechenlands im 19 und 20 Jahrhundert Ein Abriss Romiosini Koln 1996 ISBN 3 929889 13 7 Originaltitel A concise history of Greece Ubersetzt von Karin E Seifert unter wissenschaftlicher Mitarbeit von Ioannis Zelepos Wilhelm Barth Max Kehrig Korn Die Philhellenenzeit Max Hueber Verlag Munchen 1960 Karl Mendelssohn Bartholdy Geschichte Griechenlands Von der Eroberung Konstantinopels durch die Turken im Jahre 1453 bis auf den unsere Tage Olms Hildesheim 2004 ISBN 3 487 12039 9 Repr d Ausg Leipzig 1870 Georg Gottfried Gervinus Geschichte des neunzehnten Jahrhunderts seit den Wiener Vertragen Band 5 Wilhelm Engelmann Verlag Leipzig 1861 Ernst Munch Die Heerzuge des christlichen Europa wider die Osmanen und die Versuche der Griechen zur Freiheit Schweighauser Basel 1822 1826 5 Bande davon vor allem Bande 3 bis 5 3 Die Geschichte der neuesten Begebenheiten mit den Osmanen und die Ereignisse des grossen Aufstandes der Hellenen bis zur Erklarung des Kongresses von Kalamata an die Fursten und Volker Europas 4 Geschichte des Aufstandes der hellenischen Nation von der Ermordung des Patriarchen und Erklarung des Kongresses von Kalamata bis auf unsere Tage Die Begebenheiten des Jahres 1821 5 Geschichte des Aufstandes der hellenischen Nation von der Ermordung des Patriarchen und Erklarung des Kongresses von Kalamata bis auf unsere Tage Die Begebenheiten der Jahre 1822 1823 und 1824 Fremdsprachig Bearbeiten David J Brewer The flame of freedom The Greek war of independence 1821 1833 Murray London 2001 ISBN 0 7195 5447 0 englisch Richard Clogg Movement for Greek Independence 1770 1821 Macmillan Interactive Publishing London 1976 ISBN 0 333 19275 3 englisch Douglas Dakin The Greek Struggle for Independence 1821 1933 B T Batsford London 1973 Douglas Dakin British and American Philhellenes during the war of Greek independence Hakkert Amsterdam 1987 ISBN 90 256 0800 0 Reprint d Ausg Thessaloniki 1955 David J Howarth The Greek Adventure Lord Byron and other eccentrics in the war of independence Collins London 1976 ISBN 0 00 216058 7 Paschalis Kitromilides Constantinos Tsoukalas Hrsg The Greek Revolution A Critical Dictionary Harvard University Press Cambridge Mass 2021 Paschalis Kitromilides Enlightenment and Revolution The Making of Modern Greece Harvard University Press Cambridge MA 2013 Mark Mazower The Greek Revolution 1821 and the Making of Modern Europe Allen Lane London 2021 ISBN 978 0 241 00410 4 Dimitris Michalopoulos America Russia and the Birth of Modern Greece Academica Press Washington London 2020 ISBN 978 1 68053 942 4 Peter H Paroulakis The Greek War of Independence Hellenic Books Darwin 2000 ISBN 0 9590894 1 1 fruherer Titel The Greeks Ralf Zerback Die ganze Welt ist Griechenland Die Zeit Nr 34 2004Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Griechische Revolution Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Steven W Sowards The Greek Revolution and the Greek State In Twenty Five Lectures on Modern Balkan History Kapitel 6 Matt Barrett The Greek Revolution of 1821 In History of Greece in 20 lectures Kapitel 7 Einzelnachweise Bearbeiten Anmerkung In Griechenland wurde der gregorianische Kalender am 16 Februar 1923 der zum 1 Marz wurde eingefuhrt Alle fruheren Datumsangaben folgen falls nicht anders gekennzeichnet dem julianischen Kalender a b The War Chronicles From Flintlocks to Machine Guns A Global Reference of Joseph Cummins 2009 S 60 a b c The War Chronicles From Flintlocks to Machine Guns A Global Reference of Joseph Cummins 2009 S 50 Ismene Deter Der verhinderte Monarch Prinz Philipp von Hessen und der griechische Thron In Aus dem Stadtarchiv Vortrage zur Bad Homburger Geschichte 2003 2004 ISBN 3 928325 39 6 Normdaten Sachbegriff GND 4158172 6 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Griechische Revolution amp oldid 236482472