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Die Karlsbader Beschlusse waren das Resultat der Ministerialkonferenzen vom 6 bis 31 August 1819 in Karlsbad an welchen die einflussreichsten Staaten im Deutschen Bund teilnahmen Der Denker Club Inhaltsverzeichnis 1 Hintergrund 1 1 Ermordung Kotzebues am 23 Marz 1819 1 2 Hep Hep Krawalle ab dem 2 August 1819 2 Inhalt 3 Folgen 4 Siehe auch 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseHintergrund Bearbeiten Hauptartikel Deutscher Bund und Restauration Geschichte Die Konferenzen berieten uber Massnahmen zur Uberwachung und Bekampfung liberaler und nationaler Tendenzen im nachnapoleonischen Deutschland Karlsbad lag in Bohmen das zum Kaisertum Osterreich gehorte Als Kurort war die Stadt gut geeignet das geheime Treffen als eher zufallige private Zusammenkunft von Diplomaten und Ministern darzustellen und so vor den Augen der Offentlichkeit zu verbergen Die Beschlusse entstanden unter der Agide des osterreichischen Aussenministers und spateren Staatskanzlers Klemens Wenzel Lothar von Metternich Grundlage der Beschlusse war die am 1 August 1819 in der nordbohmischen Stadt Teplitz vereinbarte Teplitzer Punktation zwischen dem Kaisertum Osterreich und dem Konigreich Preussen Ermordung Kotzebues am 23 Marz 1819 Bearbeiten Ursache fur die Karlsbader Beschlusse war die damals an verschiedenen deutschen Hofen vorherrschende Revolutionsangst Anlass und Rechtfertigung fur die Karlsbader Beschlusse war der Mord an dem Schriftsteller und russischen Generalkonsul August von Kotzebue am 23 Marz 1819 begangen vom Theologiestudenten und Erlanger Jenaer Burschenschafter Karl Ludwig Sand Hep Hep Krawalle ab dem 2 August 1819 Bearbeiten nbsp Karte der Hep Hep Krawalle 1819Vier Tage vor Beginn der Karlsbader Beschlusse begannen in Wurzburg massive antijudische Ausschreitungen die sich in den folgenden Wochen auf uber 80 Stadte und Ortschaften im Deutschen Bund und uber seine Grenzen hinaus ausbreiteten Die Hep Hep Krawalle wurden von den Verhandlungsfuhrern in Karlsbad als revolutionare Umtriebe eingeschatzt Wahrend der Karlsbader Verhandlungen wurde deshalb in Mainz eine Untersuchungskommission eingesetzt die auch die Hintergrunde der Unruhen aufklaren sollte 1 Metternich ausserte sich in einem Brief vom 14 August 1819 bezuglich der Krawalle Sobald sich Ausbruche der rohen Masse einmal in einem Staat gezeigt haben ist sonst keine Sicherheit vorhanden dass dieselben nicht zu jedem Augenblick und uber jeden anderen Gegenstand wieder entstehen konnten 2 Die zeitgenossische Wahrnehmung der Regierungsbehorden dass hauptsachlich nationalistisch eingestellte Intellektuelle oder Burschenschafter Urheber der Krawalle waren gilt inzwischen als widerlegt da es sich bei den Hep Hep Krawallen vornehmlich um soziale durch die Judenemanzipation ausgeloste Proteste handelte Dennoch fuhrte die durch die Hep Hep Krawalle angeheizte Revolutionsangst dazu dass die Beschlusse schnell durchgesetzt und am 20 September 1819 in Frankfurt verabschiedet wurden Eine Erklarung hierfur gibt Jacob Katz Die Konferenz wurde am 6 August eroffnet und wahrend ihrer Sitzungen erhielt sie die Nachrichten uber die Ereignisse in Wurzburg und Frankfurt Damals waren noch keine Beschlusse in Bezug auf die Mittel gefasst worden die politische Unruhe zu zugeln Die Meinungen waren geteilt zwischen einer gewissen Liberalitat und einem scharfem Vorgehen Die Berichte uber die Angriffe auf die Juden bestarkten naturlich die letztere Richtung 3 Inhalt BearbeitenObwohl sie tief in die Rechte der Einzelstaaten des Deutschen Bundes eingriffen wurden die Karlsbader Beschlusse am 20 September 1819 vom Bundestag in Frankfurt in einem nach Thomas Nipperdey mehr als fragwurdigen Eilverfahren einstimmig bestatigt mit vier Gesetzen der Exekutionsordnung dem Universitatsgesetz dem Pressgesetz Pressegesetz und dem Untersuchungsgesetz bewirkten sie das Verbot der offentlichen schriftlichen Meinungsfreiheit und der Burschenschaften die Uberwachung der Universitaten die Schliessung der Turnplatze Turnsperre von 1820 bis 1842 die Zensur der Presse sowie Entlassung und Berufsverbot fur liberal und national gesinnte Professoren die ihre Einstellung ihren Schulern vermittelten Insbesondere das Pressegesetz ver oder behinderte die Verbreitung von Konzepten Ideen und Gedanken die damals aufruhrerisch waren aus heutiger Sicht aber als fortschrittlich bewertet werden Die zentrale Reglementierung sah vor dass alle Veroffentlichungen unter 20 Bogen d h 320 Seiten einer Vorzensur unterlagen umfangreichere Schriften mussten sich einer Nachzensur unterziehen Es wurde die Mainzer Zentraluntersuchungskommission eingefuhrt 4 Folgen BearbeitenDieser Artikel oder nachfolgende Abschnitt ist nicht hinreichend mit Belegen beispielsweise Einzelnachweisen ausgestattet Angaben ohne ausreichenden Beleg konnten demnachst entfernt werden Bitte hilf Wikipedia indem du die Angaben recherchierst und gute Belege einfugst Siehe Diskussion zur Volksverhetzung Loewis Diskussion 21 57 23 Aug 2015 CEST Da es keine bundesrechtliche Pflicht zur gliedstaatlichen Veroffentlichung des Gesetzestextes gab wurde es in einigen Gliedstaaten nicht veroffentlicht und trat formal in diesen nicht in Kraft was z B in Kiel Quelle vieler Rechtsprobleme war Die Karlsbader Beschlusse griffen nicht nur in die Rechte der Gliedstaaten ein sondern auch in die unabhangige Akademische Gerichtsbarkeit die teilweise uber Jahrhunderte bestanden hatte Der Umsetzung der Karlsbader Beschlusse diente die Mainzer Zentraluntersuchungskommission Eine wesentliche Qualitat der Beschlusse besteht darin dass der reaktionare Deutsche Bund liberale und nationale Ideen als Volksverhetzung begriff und die Trager dieser Ideen als Demagogen verfolgte 5 Diese Demagogenverfolgung fand besonders intensiv im Konigreich Preussen und im Kurfurstentum Hessen statt Betroffen durch Verfolgung und Inhaftierung waren z B Ernst Moritz Arndt Karl Marx Heinrich Hoffmann von Fallersleben Hans Ferdinand Massmann Franz Lieber Christian Sartorius Georg Buchner Fritz Reuter Friedrich Ludwig Jahn Karl Theodor Welcker und Friedrich Gottlieb Welcker aber auch der im damals danischen Schleswig Holstein lebende Uwe Jens Lornsen E T A Hoffmann der 1819 bis 1821 als Kammergerichtsrat selbst in der preussischen Immediat Kommission zur Ermittlung hochverraterischer Verbindungen und anderer gefahrlicher Umtriebe sass hat die Vorgangsweise der Behorden in seiner Erzahlung Meister Floh satirisch dargestellt Er bekam dadurch selbst Schwierigkeiten mit der Zensur und der Disziplinarbehorde In der Folge des Hambacher Festes wurde die Demagogenverfolgung 1832 noch einmal erneuert Erst mit der Deutschen Revolution 1848 49 wurden die Karlsbader Beschlusse vom Bundestag am 2 April 1848 wieder abgeschafft Die strikten Uberwachungs und Unterdruckungsmassnahmen fuhrten auch dazu dass die Welle der Hep Hep Krawalle im September rigide bekampft und im Oktober 1819 gebrochen wurde Zu den sogenannten Demagogenverfolgern gehorten Karl von Abel Heinrich von Prieser und Karl von Preuschen Siehe auch BearbeitenListe der Mitgliedstaaten im Deutschen BundLiteratur BearbeitenManfred Brummer Staat kontra Universitat Die Universitat Halle Wittenberg und die Karlsbader Beschlusse 1819 1848 Bohlau Weimar 1991 ISBN 3 7400 0172 0 Eberhard Bussem Die Karlsbader Beschlusse von 1819 Die endgultige Stabilisierung der restaurativen Politik im Deutschen Bund nach dem Wiener Kongress von 1814 15 Gerstenberg Hildesheim 1974 ISBN 3 8067 0510 0 Zugleich Dissertation an der Universitat Munchen vom 1972 Andreas C Hofmann Deutsche Universitatspolitik im Vormarz zwischen Zentralismus Transstaatlichkeit und Eigenstaatlichkeitsideologien 1815 19 bis 1848 Phil Diss Ludwig Maximilians Universitat Munchen 2014 durchges um einige Abb gek Online Fassung Univ bibl Munchen 2015 16 ISBN 978 3 00 050740 3 https edoc ub uni muenchen de 19647 hier v a Kap 2 Ernst Rudolf Huber Deutsche Verfassungsgeschichte Seit 1789 Teil 1 Reform und Restauration 1789 bis 1830 Durchgesehener Nachdruck der 2 verbesserten Auflage Kohlhammer Stuttgart u a 1990 ISBN 3 17 002501 5 S 732 734 Gerhard Lingelbach Demagogenverfolgung In Albrecht Cordes Heiner Luck Dieter Werkmuller Ruth Schmidt Wiegand Hrsg Handworterbuch zur deutschen Rechtsgeschichte 2 vollig uberarbeitete und erweiterte Auflage Band I Schmid Berlin 2008 ISBN 978 3 503 07912 4 S 945 946 Rudolf Stober Deutsche Pressegeschichte Einfuhrung Systematik Glossar UVK Medien Konstanz 2000 ISBN 3 89669 249 6 S 133 135 Reihe Uni Papers 8 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Karlsbader Beschlusse Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wikisource Die Protokolle des Carlsbader Congresses von 1819 Quellen und Volltexte Karlsbader Beschlusse Universitatsgesetz Originaltext Karlsbader Beschlusse Pressegesetz Originaltext Karlsbader Beschlusse Untersuchungsgesetz Originaltext Harald Lonnecker Karlsbader Beschlusse aus Lexikon zu Restauration und Vormarz Deutsche Geschichte 1815 bis 1848 hrsg v Andreas C Hofmann in historicum net Geschichtswissenschaften im Internet 17 Juni 2011 Andreas C Hofmann Schwere Gewitterwolken am politischen Horizont Eine Einordnung der Karlsbader Beschlusse in die bayerische Aussenpolitik von 1815 bis 1820 Ursprunglich publiziert in aventinus geschichte uni muenchen de neu publiziert als aventinus bavarica Nr 7 Winter 2006 Jutta Duhm Heitzmann 31 08 1819 Ende der Karlsbader Konferenz WDR ZeitZeichen Podcast Die Karlsbader Beschlusse 1919 bei LeMOEinzelnachweise Bearbeiten Vgl hierzu Werner Bergmann Tumulte Excesse Pogrome Kollektive Gewalt gegen Juden in Europa 1789 1900 Gottingen 2020 ISBN 978 3 8353 3645 2 S 180 f Zitiert nach Eleonore Sterling Judenhass Die Anfange des politischen Antisemitismus in Deutschland 1815 1850 Frankfurt am Main 1969 S 165 S Jacob Katz Die Hep Hep Verfolgungen des Jahres 1819 Berlin 1994 S 72 Rudolf Stober Deutsche Pressegeschichte Einfuhrung Systematik Glossar Konstanz 2000 S 134 Hartmut Bossel Zufall Plan und Wahn Chronik der Entwicklungen die unsere Welt veranderten Books on Demand 2010 ISBN 978 3 8423 3524 0 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche nbsp Dieser Artikel ist als Audiodatei verfugbar source source Speichern 04 34 min 2 5 MB Text der gesprochenen Version 14 Januar 2008 Mehr Informationen zur gesprochenen Wikipedia Normdaten Werk GND 1255409401 lobid OGND AKS VIAF 4647165060238732740002 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Karlsbader Beschlusse amp oldid 237019980