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Dieser Artikel behandelt den Schriftsteller und Philosophen Arnold Ruge 1802 1880 Zum Philosophen Hochschullehrer und Nationalisten 1881 1945 siehe Arnold Ruge Philosoph Arnold Ruge 13 September 1802 in Bergen auf Rugen 31 Dezember 1880 in Brighton war ein deutscher Schriftsteller 1848 1849 gehorte er der Frankfurter Nationalversammlung an wo er die demokratische Linke vertrat Arnold Ruge Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Opposition im Vormarz 1 2 Aufenthalt in Paris und Zurich 1 3 Deutsche Revolution 1 4 Flucht ins Ausland 2 Werke 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenOpposition im Vormarz Bearbeiten Ruge war der Sohn des Gutsverwalters Christoph Arnold Ruge und dessen Ehefrau Catharina Sophia Wilken Oktober 1847 der spatere Medizinalrat Ludwig Ruge war sein Bruder Nachdem Ruge 1821 mit 19 Jahren in Stralsund seine Schulzeit erfolgreich mit dem Abitur abgeschlossen hatte begann er noch im selben Jahr an der Universitat Halle Philosophie zu studieren 1822 wechselte er mit demselben Fach an die Universitat Jena und blieb dort bis 1823 Anschliessend ging er an die Universitat Heidelberg wo er im Fruhjahr 1824 als Mitglied einer geheimen verbotenen Verbindung verhaftet und verurteilt wurde Ruge war fuhrendes Mitglied im geheimen Junglingsbund gewesen der Anfang 1824 verraten wurde Er war 1821 Mitglied der Halleschen Burschenschaft 1822 Mitglied der Jenaischen Burschenschaft und 1823 Mitglied der Heidelberger Burschenschaft geworden 1 Nach einem Jahr Untersuchungshaft in Kopenick wurde Ruge 1826 durch das Oberlandesgericht Breslau zu einer 15 jahrigen Festungsstrafe in der Festung Kolberg verurteilt Dort sass Ruge bis zu seiner Begnadigung durch den Konig im Fruhjahr 1830 ein Bereits wahrend dieser Haftstrafe studierte er eifrig die alten Klassiker ubersetzte Theokrit Aischylos und Sophokles im Versmass des Originals und verfasste verschiedene Texte die sich dem Stil Jean Pauls aber auch englischen Humoristen anlehnten Nach seiner Freilassung 1830 erhielt Ruge eine Anstellung am Koniglichen Padagogium der Franckeschen Stiftungen zu Halle und bereits im darauffolgenden Jahr konnte er sich mit Die Platonische Asthetik habilitieren Bis 1836 war er dort auch als Privatdozent tatig Am 25 Mai 1832 heiratete Ruge Louise Duffer 1833 Ruge heiratete 1834 in zweiter Ehe Agnes Wilhelmine Nietzsche 1814 1899 Sie hatte einen Sohn Richard 1835 1905 Mit Agnes hatte er zwei Tochter Hedwig 1837 1910 und Francisca 1849 1939 und einen Sohn Arnold 1843 1912 Als Privatdozent begann sich Ruge in vielen Artikeln in den Blattern fur litterarische Unterhaltung fur Pressefreiheit Volkssouveranitat u a einzusetzen und wurde schon bald zum Mittelpunkt der Junghegelianer In diese Zeit fiel auch seine Bekanntschaft mit Theodor Echtermeyer mit dem er ab Januar 1838 die Hallischen Jahrbucher fur deutsche Kunst und Wissenschaft begrundete die ziemlich schnell zum bedeutendsten kritischen Organ des Junghegelianismus wurden Wichtige Mitarbeiter waren dabei u a Ludwig Feuerbach David Friedrich Strauss Hermann Franck und die Bruder Grimm Als im Fruhjahr 1841 die preussische Regierung die Jahrbucher wegen deren liberaler Richtung zensierte und verbot verlegte Ruge die Redaktion von Halle nach Dresden und anderte den Titel in Deutsche Jahrbucher fur Wissenschaft und Kunst Innenminister Johann Paul von Falkenstein entzog jedoch auch dieser Zeitschrift die Konzession Ruge liess sich daraufhin in der Schweiz nieder und liess seine Jahrbucher dort erscheinen Aufenthalt in Paris und Zurich Bearbeiten 1843 ging Ruge nach Paris wo er gemeinsam mit Karl Marx die Deutsch Franzosischen Jahrbucher herausgab 1844 verfasste er unter dem Pseudonym Ein Preusse mehrere Artikel fur die Exilzeitschrift Vorwarts von Heinrich Bornstein Im Marz 1844 hatten Marx und Ruge wegen unuberbruckbarer Differenzen ihre Zusammenarbeit beendet Im Schlesischen Weberaufstand in dem Marx und Heinrich Heine den Vorboten einer neuen Ara erblickten sah Ruge nur eine lokale Hungerrevolte Er lehnte die Utopie des Kommunismus ab und setzte sich fur eine demokratische Republik ein Auch German Maurer der sich besonders fur die Demokratie und gegen das Ungleichgewicht zwischen Arm und Reich einsetzte gehorte in Paris zu seinen Freunden 2 Ab Anfang September 1846 lebte und wirkte Ruge in Zurich wo er sehr eng mit Julius Frobel zusammenarbeitete Unter seiner massgeblichen Mitarbeit wurden die Junius Briefe veroffentlicht Junius war das Pseudonym von Frobel In Zurich legte Ruge auch den Grundstein seiner spater in Mannheim veroffentlichten Werkausgabe Im Fruhjahr 1847 kehrte Ruge nach Deutschland zuruck und liess sich in Leipzig als Buchhandler nieder Angeschlossen an seine Buchhandlung war ein kleiner Verlag der unter Ruges Leitung nun vermehrt Schriften zum politischen Tagesgeschehen veroffentlichte Als einer der wichtigeren Titel ist hier Die Akademie ein philosophisches Taschenbuch zu nennen das 1848 erschien Weitere Autoren dieses Verlags waren Gustav Freytag Julius Frobel Friedrich Gerstacker Friedrich Hebbel Georg Herwegh Moritz Hartmann und Ludwig Seeger Deutsche Revolution Bearbeiten Die Freundschaft mit Ludwig Feuerbach wurde fur Ruge bald richtungsweisend fur seine politische Einstellung 1848 begrusste Ruge die Februarrevolution in Frankreich und wunschte sich eine solche politische Anderung auch fur Deutschland Um fur eine derartige Forderung eine Plattform zu haben grundete Ruge die Zeitschrift Die Reform die von Anfang an das Sprachrohr der deutschen Demokratie wurde Nach Ausbruch der Marzrevolution von 1848 wurde er fur Breslau in die Frankfurter Nationalversammlung gewahlt wo er seinen Platz auf der aussersten Linken nahm In diesem Amt trat er kaum hervor nennenswert scheint vor allem seine Forderung nach der Selbstbestimmung von Polen und Italien in der Sitzung vom 29 Juli 1848 Auch schlug er einen Volkerkongress der grossen Nationen Europas vor der Streit auf friedliche Weise schlichten und eine allgemeine Abrustung einleiten sollte Der Historiograph der Revolution Veit Valentin sah darin einen Vorlaufer des Volkerbund Gedankens 3 Doch bald schon zog sich Ruge politisch enttauscht zuruck und ging nach Berlin Infolgedessen wurde er von der Nationalversammlung als ausgeschieden erklart In Berlin wurde er Mitglied des Demokratischen Vereins und war im Oktober 1848 massgeblich an der Entstehung des Wahl und Parteiprogramms einer radikal demokratischen Partei fur Deutschland beteiligt Um dieselbe Zeit im Oktober 1848 wohnte er dem Demokratenkongress in Berlin bei um seine Zeitung Reform zum Organ der Demokratie erheben zu lassen Der eintretende Belagerungszustand hatte aber das Verbot dieser Zeitung zur unmittelbaren Folge und Ruge musste am 21 Januar 1849 die Stadt verlassen Flucht ins Ausland Bearbeiten nbsp Arnold Ruge 1863Ruge kehrte nach Leipzig zuruck und engagierte sich dort bei den Ereignissen der Marzrevolution Nach deren Niederschlagung fluchtete Ruge inzwischen zur Fahndung ausgeschrieben zusammen mit seiner Familie uber Brussel und Oostende nach Brighton Von dort holte ihn Giuseppe Mazzini nach London um zusammen mit ihm Lajos Kossuth und Alexandre Ledru Rollin an einer burgerlich demokratisch ausgerichteten Opposition zu arbeiten Dieses Comitato Europeo hatte die Errichtung einer gesamteuropaischen Republik zum Ziel Die politische Polizei des Deutschen Bundes die Namenslisten anlegte und international austauschte hielt Ruge fur gefahrlicher als den ebenfalls beobachteten Marx 4 Ab 1866 zog sich Ruge immer mehr von der politischen Zielsetzung zuruck wie auch andere Paulskirchenlinke 5 hielt er die Politik Otto von Bismarcks fur zukunftsweisend In der Schlacht von Koniggratz am 3 Juli 1866 sah Ruge nach eigenem Bekunden den Beginn der preussischen Zukunft Europas Auf personlichen Wunsch Bismarcks wurde fur Ruge ab 1877 fur seine Verdienste um die preussische Politik ein jahrlicher Ehrensold von 3000 Reichsmark ausgelobt Im Alter von uber 78 Jahren starb Arnold Ruge am 31 Dezember 1880 in Brighton Dort fand er auch seine letzte Ruhestatte Ein Grossteil von Ruges Nachlass wird vom Internationalen Institut fur Sozialgeschichte in Amsterdam verwaltet Werke BearbeitenNeben seinem eigenen schriftstellerischen Werk s Liste hat sich Ruge auch durch seine Ubersetzungen um die Literatur verdient gemacht Hier sind vor allem Henry Thomas Buckle Geschichte der Zivilisation Fernando Garrido Das heutige Spanien und Henry Bulwer Lytton Lord Palmerston zu nennen Ruge benutzte oft Pseudonyme mit denen er seine Veroffentlichungen zeichnete neben Dr Adolph M Karlstein Agnes W Stein ist vor allem R Durangelo zu nennen ein Anagramm seines Namens Acht Reden uber Religion Berlin 1875 Aufruf zur Einheit Berlin 1866 Aus fruherer Zeit Autobiographie Berlin 1863 67 4 Bde Bianca della Rocca Historische Erzahlung Berlin 1869 Briefwechsel und Tagebuchblatter aus den Jahren 1825 1880 Berlin 1885 86 2 Bde Geschichte unsrer Zeit seit den Freiheitskriegen Leipzig 1881 Juniusbriefe Leipzig 1867 Der Krieg Berlin 1867 Die Loge des Humanismus Leipzig 1851 Manifest an die deutsche Nation Hamburg 1866 Die neue Welt Trauerspiel Leipzig 1856 Novellen aus Frankreich und der Schweiz Leipzig 1848 Der Novellist Stralsund 1839 Revolutionsnovellen Leipzig 1850 Schill und die Seinen Trauerspiel Stralsund 1830 Unser System Leipzig 1850 Zwei Doppelromane in dramatischer Form Berlin 1865 Zwei Jahre in Paris Leipzig 1846 2 Bde Literatur BearbeitenRobert Boxberger Ruge Arnold In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 29 Duncker amp Humblot Leipzig 1889 S 594 598 Helmut Reinalter Ruge Arnold In Neue Deutsche Biographie NDB Band 22 Duncker amp Humblot Berlin 2005 ISBN 3 428 11203 2 S 236 238 Digitalisat Warren Breckman Arnold Ruge Radical Democracy and the Politics of Personhood 1838 1843 In Ders Marx the Young Hegelians and the Origins of Radical Social Theory Dethroning the Self Cambridge University Press NY 1999 Lars Lambrecht Hrsg Arnold Ruge 1802 1880 Beitrage zum 200 Geburtstag Peter Lang Frankfurt am Main u a 2002 ISBN 3 631 50443 8 Wolfgang Ruge Arnold Ruge 1802 1880 Fragmente eines Lebensbildes hrsg von Friedrich Martin Balzer Pahl Rugenstein Bonn 2004 ISBN 3 89144 359 5 Helmuth Reinalter Arnold Ruge 1802 1880 Vom Radikalen Burschenschafter zum achtundvierziger Demokraten In Helmut Bleiber Walter Schmidt Susanne Schotz Hrsg Akteure eines Umbruchs Manner und Frauen der Revolution von 1848 49 Fides Berlin 2003 ISBN 3 931363 11 2 S 563 617 Helmuth Reinalter Hrsg Die Junghegelianer Aufklarung Literatur Religionskritik und politisches Denken Peter Lang Frankfurt am Main 2010 ISBN 978 3 631 60385 7 Julian Schmidt Arnold Ruge In Die Grenzboten 10 II Sem III Bd 1851 S 161 178 Martin Hundt Hrsg Der Redaktionsbriefwechsel der Hallischen Deutschen und der Deutsch Franzosischen Jahrbucher 1837 1844 3 Bde Akademie Verlag Berlin 2010 ISBN 978 3 05 004513 9 Helmut Reinalter Arnold Ruge 1802 1880 Junghegelianer politischer Philosoph und burgerlicher Demokrat Konigshausen amp Neumann Wurzburg 2020 ISBN 978 3 8260 7120 1 Martin Kuster Demagoge Arnold Ruge Gefangener auf Schloss Kopenick In Heimatverein Kopenick e V Hrsg Von Copnic nach Kopenick neue Streifzuge durch seine Geschichte Trafo Berlin 2014 Schriftenreihe des Heimatvereins Kopenick e V ISBN 978 3 86465 036 9 S 179 183 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Arnold Ruge Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wikisource Arnold Ruge Quellen und Volltexte Literatur von und uber Arnold Ruge im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Arnold Ruge im Internet Archive ca 19 Werke als eingescannte PDFS bei hegel net Arnold Ruge in der Deutschen Biographie Franz Ulrich Nordhausen Leipzig s Wuhler und Wuhlerinnen Daguerreotypen und Vereinsgestalten Selbstverlag 1849 S 19 22 Einzelnachweise Bearbeiten Helge Dvorak Biographisches Lexikon der Deutschen Burschenschaft Band I Politiker Teilband 5 R S Winter Heidelberg 2002 ISBN 3 8253 1256 9 S 143 145 Max Morsches Peter Luckerath German Maurer 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SchriftstellerGEBURTSDATUM 13 September 1802GEBURTSORT Bergen auf RugenSTERBEDATUM 31 Dezember 1880STERBEORT Brighton Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Arnold Ruge amp oldid 231008272