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Arnold Ruge 1 Januar 1881 in Gorlitz 24 Dezember 1945 in Karlsruhe war ein deutscher Hochschullehrer fur Philosophie und volkischer Nationalist und Antisemit Inhaltsverzeichnis 1 Familie 2 Ausbildung 3 Promotion und Habilitation 4 Frauenbewegung Antisemitismus und Weltkrieg 5 Entzug der Lehrbefugnis 6 Deutschvolkischer Schutz und Trutzbund 7 Freikorps und Bekanntschaft mit Himmler 8 Abweisung durch die NSDAP 9 Schriften Auswahl 10 Quellen und Literatur 11 Weblinks 12 EinzelnachweiseFamilie BearbeitenDer Sohn des Bankiers der Reichsbank Albrecht Ruge 1849 1910 in Gorlitz und der Emeline Kurzform Lina Treutler war der Grossneffe des Schriftstellers Arnold Ruge Auch mit dem Chirurgen Rudolf Virchow war er verwandt Seit dem 28 Marz 1912 war er mit Elisabeth Kundt 1888 verheiratet deren Vater eine bekannte Buchhandlung in Karlsruhe fuhrte Aus der Ehe ging der Sohn Albrecht Ernst Ruge 13 Januar 1913 hervor Ausbildung BearbeitenNach dem Besuch der Gymnasien in Dusseldorf Frankfurt Oder und Berlin studierte Ruge Philosophie ab 1903 in Zurich in Strassburg im Jahre 1904 und in Heidelberg ab 1905 wo er Assistent im philosophischen Seminar war 1906 verfasste er eine Schrift die eine volkische Idee auf rassistischer Grundlage propagierte Darin wetterte er gegen alle Erscheinungen die einem von ihm aufgefassten deutschnationalen Geist entgegenstanden insbesondere gegen den Sozialismus die Freimaurer den Klerikalismus und den Materialismus Dabei legte er einen extremen Antisemitismus an den Tag Promotion und Habilitation BearbeitenMit dem Thema Die transcendentale Freiheit bei Kant promovierte er am 2 Februar 1908 bei Wilhelm Windelband Im selben Jahr war er der Organisator des III Internationalen Kongresses fur Philosophie in Heidelberg Im Jahre 1910 erreichte er die Habilitation an der Universitat Heidelberg mit der Arbeit Die Deduktion der praktischen und moralischen Freiheit an den Prinzipien der kantschen Morallehre die im selben Jahre unter dem Titel Das Problem der Freiheit in Kants Erkenntnistheorie gedruckt wurde Als Privatdozent lehrte er Bereiche der Gegenwartsphilosophie und der Philosophie Kants Frauenbewegung Antisemitismus und Weltkrieg BearbeitenIn den folgenden Jahren kam es zwischen ihm und der Frauenbewegung in Heidelberg zu einer Auseinandersetzung in die auch Marianne Weber einbezogen wurde Daraus resultierte ein Zusammenstoss mit ihrem Ehemann Max Weber der im Jahre 1911 in einer Forderung zum Duell eskalierte In diesem und anderen Rechtsstreitigkeiten sah Ruge sich von judischen Professoren und Juristen verfolgt wobei er Unterstutzung bei dem Physiker Philipp Lenard fand Bei Beginn des Ersten Weltkriegs brauchte er der Einberufung wegen eines Augenleidens nicht zu folgen Er betatigte sich jedoch als Kriegsredner und vertrat einen Durchhaltekrieg Obwohl er sich als Gegner der Frauenbewegung betrachtete verfasste er 1915 eine Schrift mit dem Titel Mobilmachung der deutschen Frauenkrafte fur den Krieg Fur diesen Einsatz erhielt er wohl im September 1916 das Badische Kriegsverdienstkreuz verliehen Er trat des Weiteren als Herausgeber der Reihe Feldgraue Flugschriften hervor Entzug der Lehrbefugnis BearbeitenIm Jahre 1919 feierte die Universitat Heidelberg ihr Grundungsdatum Dabei trat Ruge am 22 November bei einer Begleitveranstaltung des Deutschvolkischen Schutz und Trutzbundes als Redner auf In seinem Vortrag griff er die Universitat und ihre judischen Lehrer heftig an und beklagte die angeblichen Auswuchse der Judenherrschaft Das fuhrte zu einer Beschwerde der Heidelberger Arbeitsgemeinschaft zur Abwehr des Antisemitismus und des israelitischen Oberkonsistoriums Karlsruhe Das badische Ministerium des Kultus und Unterrichts leitete daraufhin ein Disziplinarverfahren gegen ihn ein Die Universitat entzog ihm schliesslich im Juli 1920 die Lehrbefugnis Deutschvolkischer Schutz und Trutzbund BearbeitenRuge gehorte zu den heftigsten Schutz und Trutzbund Agitatoren 1 Im Fruhjahr 1920 grundete Ruge zusammen mit Richard Kunze und Reinhold Wulle den Deutschvolkischen Arbeitsring Berlin ein Konkurrenzunternehmen zum Deutschvolkischen Schutz und Trutzbund Er trat aber bereits im Juni des Jahres zu diesem uber 2 Fortan war Ruge im bayerischen Teil des Schutz und Trutzbundes aktiv wo er zusammen mit Lorenz Mesch und Rudolf John Gorsleben dessen Sezession vom Bundesverband betrieb und dafur Anfang 1922 aus dem Schutz und Trutzbund ausgeschlossen wurde 3 Freikorps und Bekanntschaft mit Himmler BearbeitenPolitisch betatigte er sich bei dem Freikorps Oberland Als sich eine Fraktion davon im Jahre 1922 23 abspaltete nahm er die fuhrende Rolle durch die Bekanntschaft mit Rudolf Schafer 1885 im Blucherbund ein Ruge siedelte nach Munchen uber und lernte dort Heinrich Himmler kennen Mit ihm grundete er einen Verlag Deutsche Verlagsgesellschaft GmbH in Munchen Auch in Munchen war er in zahlreiche Rechtsstreitigkeiten verwickelt die ihn weit bekannt werden liessen Anfang 1923 distanzierte er sich von der NSDAP nicht jedoch von Hitler Den Nationalsozialisten warf Ruge vor sie hatten durch ein Bundnis mit der DNVP die wahren volkischen und antikapitalistischen Gebote verraten zudem sei Hitler von Abschaum umgeben 4 Im Juni 1923 musste Ruge eine einjahrige Haftstrafe in Landsberg antreten Nach seiner Haftentlassung kehrte er vorubergehend nach Baden zuruck wo er zusammen mit Nationalsozialisten und Volkischen die die Fuhrung der Nationalsozialistischen Freiheitspartei NSFP ablehnten die Deutschvolkische Reichspartei DVRP grundete Die NSFP diente der nach dem Hitlerputsch verbotenen NSDAP als Ersatzorganisation Bei der Reichstagswahl im Dezember 1924 war Ruge Spitzenkandidat der einzig in Baden kandidierenden DVRP Die Partei blieb mit rund 3400 Stimmen oder 0 3 der Stimmen in Baden bedeutungslos 4 Abweisung durch die NSDAP BearbeitenRuge verfasste 1926 eine Schrift Todsunde Wege und Abwege eines Volkes die Angriffe nicht mehr nur auf das Judentum sondern auch auf das Christentum enthielt Eine Berufung auf ein Ordinariat fur Philosophie an die Universitat Jena scheiterte im Fruhjahr 1930 trotz Ruckdeckung durch den NSDAP Innenminister Wilhelm Frick 5 Ende 1932 bot Ruge der sich als fruher Nationalsozialist verstand der NSDAP seine Mitarbeit an wurde jedoch zuruckgewiesen Man hielt ihn fur einen Querulanten dies auch weiterhin nachdem er 1933 in die Partei eingetreten war Nach der Machtubernahme durch die NSDAP bekam er dennoch ab Juni 1934 eine Stelle als Archivrat im Generallandesarchiv Karlsruhe Im Jahre 1936 verfasste er fur Heinrich Himmler eine Schrift mit dem Titel Die mittelalterlichen Hexenprozesse Ein Abschnitt aus dem deutschen Kulturkampf Im Marz 1938 nahm er eine Lehrtatigkeit an der TH Karlsruhe auf In Ruges Nachlass im Generallandesarchiv in Karlsruhe befindet sich das Foto eines Gemaldes des Malers Oskar Hagemann das im Jahre 1938 im Haus der Deutschen Kunst zu sehen war Es hiess Vorkampfer Prof Dr Arnold Ruge Es wurde von Adolf Hitler gekauft Uber den Verbleib dieses Olgemaldes liegen keine Informationen vor 6 Schriften Auswahl BearbeitenUber die einzig mogliche Storung der Akademischen Freiheit von J G Fichte Als ein Beitrag zu den Zeitfragen mit einer Einleitung herausgegeben von Arnold Ruge Heidelberg 1905 Internet Archive Kritische Betrachtung und Darstellung des Deutschen Studentenlebens Tubingen 1906 Internet Archive Die transzendentale Freiheit bei Kant Dissertation Leipzig 1908 doi 10 11588 diglit 53127 Das Problem der Freiheit in Kants Erkenntnistheorie Leipzig 1910 Internet Archive Habilitation Die Philosophie der Gegenwart 1910 bis 1915 Herausgabe eines internationalen Jahresberichts Das Wesen der Universitaten und das Studium der Frauen Ein Beitrag zur modernen Kulturbewegung Leipzig 1912 Internet Archive Encyclopadie der philosophischen Wissenschaften In Verbindung mit Wilhelm Windelband herausgegeben von Ruge Erschienen ist nur Band 1 Logik Tubingen 1912 Einfuhrung in die Philosophie Leipzig 1914 UB Leipzig Die Mobilmachung der deutschen Frauenkrafte fur den Krieg Berlin 1915 SUB Hamburg Unser Kampf gegen den englischen Hungerfeind Ob wir wohl bei langerer Dauer des Krieges werden Not leiden mussen Donaueschingen 1915 Der Dienst der Frauen im Kriege und im Frieden Donaueschingen 1915 Deutsche Heimkehr Eine Ostergabe an das deutsche Volk Leipzig 1917 doi 10 20345 digitue 23028 Unsere Toten Ein Weck und Mahnruf an die Lebenden Leipzig 1917 urn nbn de bsz 31 39874 Wilhelm Windelband Leipzig 1917 Internet Archive In allertiefster Not In Deutscher Volkswart 4 1919 Internet Archive Todsunde Wege und Abwege eines Volkes Leipzig 1926 Volkische Wissenschaft Berlin 1940 Internet ArchiveQuellen und Literatur BearbeitenPaul Bargiel Dr Arnold Ruge Ein volkischer Typus In Abwehr Blatter 39 1929 S 139 140 MDZ Munchen Herrmann A L Degener Wer ist s Berlin 1935 Emil Julius Gumbel Verschworer Zur Geschichte und Soziologie der deutschen nationalistischen Geheimbunde 1918 1924 Frankfurt Main 1984 S 210 212 Erstausgabe 1924 Klaus Christian Kohnke Sinn fur Institutionen Mitteilungen aus Windelbands Heidelberger Zeit 1903 1915 In Heidelberg im Schnittpunkt intellektueller Kreise Opladen 1995 S 32 69 Hansmartin Schwarzmaier Ruge Arnold Paul In Bernd Ottnad Hrsg Badische Biographien Neue Folge Band 4 Kohlhammer Stuttgart 1996 ISBN 3 17 010731 3 S 244 247 online Konrad Krimm Das Badische Generallandesarchiv im NS Staat Kampfplatz Nische Abstellraum In Archiv und Offentlichkeit Stuttgart 1997 S 75 108 Klaus Graf Eine von Himmler angeregte antikirchliche Kampfschrift Arnold Ruges 1881 1945 uber die Hexenprozesse 1936 In Himmlers Hexenkartothek Das Interesse des Nationalsozialismus an der Hexenverfolgung Hrsg von Sonke Lorenz Dieter R Bauer Wolfgang Behringer und Jurgen Michael Schmidt Hexenforschung 4 Bielefeld 1999 2 unveranderte Auflage 2000 S 35 45 Ulrike Claudia Hofmann Verrater verfallen der Feme Fememorde in Bayern in den zwanziger Jahren Koln 2000 ISBN 3 412 15299 4 S 161 164 Auszug Google Books Bruno Jahn Biographische Enzyklopadie der deutschsprachigen Philosophen Munchen 2001 S 356 Christian Tilitzki Die deutsche Universitatsphilosophie in der Weimarer Republik und im Dritten Reich Berlin 2002 S 512 516 und Register S 1464 Peter Hoeres Krieg der Philosophen Die deutsche und britische Philosophie im Ersten Weltkrieg Paderborn u a 2004 S 445 447 Werner Bergmann Christof Czech Ruge Arnold jr In Handbuch des Antisemitismus Band 2 2 Berlin De Gruyter 2009 ISBN 978 3 598 44159 2 E Book PDF via Wikipedia Library S 704 706 Christian Jansen Arnold Ruge In Handbuch der volkischen Wissenschaften Halbband 1 Berlin Boston De Gruyter 2017 ISBN 978 3 11 042989 3 E Book PDF via Wikipedia Library S 670 677 Sebastian Horn Die Juden mussen in Deutschland ausgerottet werden Arnold Ruge und die Radikalisierung des Antisemitismus nach 1919 In Steffen Nils und Arendes Cord Hrsg Gefluchtet unerwunscht abgeschoben Osteuropaische Juden in der Republik Baden 1918 1923 Heidelberg heiBOOKS 2017 doi 10 11588 heibooks 182 241 Klaus Peter Schroder Arnold Paul Ruge Kampf dem zersetzenden byzantinischen judischen Geist der Luge In derselbe Die Universitat Heidelberg auf dem Weg in das Dritte Reich Arnold Paul Ruge Philipp Lenard Emil Julius Gumbel Universitatsbibliothek Heidelberg Heidelberg 2021 ISBN 978 3 948083 37 3 S 15 58 doi 10 11588 heibooks 840 Weblinks BearbeitenLebenslauf am Ende der Dissertation Ruges Rolle im Blucherbund Anzeige des Vereins zur Abwehr des Antisemitismus 1919 Artikel in der Heidelberger Volkszeitung 1919 Akte des Reichskommissars fur Uberwachung der offentlichen Ordnung Digitalisat des Bundesarchivs Artikel in der oberschlesischen Katholischen Volkszeitung vom 31 Oktober 1934Einzelnachweise Bearbeiten Uwe Lohalm Volkischer Radikalismus Die Geschichte des Deutschvolkischen Schutz und Trutz Bundes 1919 1923 Leibniz Verlag Hamburg 1970 S 224 ISBN 3 87473 000 X Lohalm 1970 S 258 Lohalm 1970 S 261f a b Johnpeter Horst Grill The Nazi movement in Baden 1920 1945 University of North Carolina Press Chapel Hill 1983 ISBN 0 8078 1472 5 S 105 f Kommt Herr Ruge In C V Zeitung Band 9 1930 S 170 http www gdk research de de obj19402139 html mit Abbildung Normdaten Person GND 116701889 lobid OGND AKS LCCN no96060627 VIAF 54907137 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Ruge ArnoldKURZBESCHREIBUNG deutscher Hochschullehrer fur Philosophie volkischer Nationalist und AntisemitGEBURTSDATUM 1 Januar 1881GEBURTSORT GorlitzSTERBEDATUM 24 Dezember 1945STERBEORT Karlsruhe Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Arnold Ruge Philosoph amp oldid 237134333