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Marianne Weber 2 August 1870 als Marianne Schnitger in Oerlinghausen Furstentum Lippe 12 Marz 1954 in Heidelberg war eine deutsche Frauenrechtlerin und Rechtshistorikerin Sie hielt die erste Rede als Frau im demokratisch neu gewahlten Parlament vor der badischen verfassunggebenden Nationalversammlung in Karlsruhe am 15 Januar 1919 1 2 1926 veroffentlichte sie eine einflussreiche Biografie ihres Ehemanns Max Weber Marianne Weber 1896 Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Werk 2 Ehrungen 3 Schriften 4 Quellen 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLeben und Werk BearbeitenMarianne Schnitger war die einzige Tochter des Landarztes Eduard Schnitger und dessen Frau Anna geborene Weber Tochter des Leinenfabrikanten Carl David Weber 3 4 Ihre Mutter Anna starb bei der Geburt ihrer zweiten Tochter kurz danach starb auch das Kind 3 Nach dem Tod der Mutter 1873 zog sie mit dem Vater in seinen Heimatort Lemgo und wohnte dort spater bei Grossmutter und Tante Sie besuchte von 1877 bis 1886 die Stadtische Tochterschule in Lemgo das heutige Marianne Weber Gymnasium und bis 1889 die Hohere Tochterschule in Hannover 5 Nach dem Tod der Grossmutter 1889 wohnte sie als Haustochter bei Verwandten in Oerlinghausen 1891 und 1892 verbrachte sie einige Zeit in Berlin und begann 1892 eine Ausbildung zur Zeichnerin 5 In Berlin hatte sie engen Kontakt zu Verwandten ihrer verstorbenen Mutter Max und Helene Weber den Eltern ihres spateren Mannes 6 7 Am 20 September 1893 heiratete sie Max Weber jun im Alter von 23 Jahren in Oerlinghausen 3 Anschliessend zog sie mit ihm in eine eigene Wohnung nach Berlin Nach ihrem Umzug nach Freiburg im Breisgau 1894 begann sie sich in der Frauenbewegung zu engagieren Ab 1896 studierte sie Philosophie und Nationalokonomie an der Albert Ludwigs Universitat Freiburg 5 Allerdings waren Frauen damals nicht zum regularen Studium zugelassen so studierte sie mit einer besonderen Genehmigung als Gasthorerin und konnte somit Vorlesungen und Seminare besuchen 5 1897 erhielt Max Weber einen Ruf an die Universitat Heidelberg was einen Umzug bewirkte Ihr Engagement in der Frauenbewegung fuhrte sie auch in Heidelberg weiter Wie ihr Mann begann auch Marianne Weber mit dem Schreiben wissenschaftlicher Texte 5 Nach ihrer ersten Buchveroffentlichung 1900 Fichtes Sozialismus und sein Verhaltnis zur Marxschen Doktrin erschien 1907 ihr Hauptwerk Ehefrau und Mutter in der Rechtsentwicklung Max Weber allerdings erkrankte ab 1898 fur fast sechs Jahre an schweren Depressionen und musste schliesslich seine Hochschultatigkeit beenden 4 In dieser Zeit reisten Marianne und Max Weber 1900 bis 1903 zahlreich innerhalb Europas und 1904 als Max Weber seine Krankheit uberwunden hatte in die USA 5 4 Zu dieser Zeit war die Frauen Emanzipation in Amerika schon weiter vorangeschritten was bei Marianne einen bleibenden Eindruck hinterliess 5 Marianne Weber waren die gleiche Rechte von Mannern und Frauen ein grosses Anliegen 1901 trat sie dem Vorstand des Bundes Deutscher Frauenvereine BDF der Dachorganisation der burgerlichen Frauenbewegung bei und grundete ebenfalls eine Rechtsschutzstelle fur Frauen vor allem fur Dienstmadchen und Kellnerinnen 5 Als im Juli 1907 ihr Grossvater mutterlicherseits starb erbte sie ein beachtliches Vermogen Dies ermoglichte den Eheleuten ein finanziell sorgenfreies Leben 5 Im selben Jahr hielt sie einen Vortrag in Strassburg beim Evangelisch sozialen Kongress uber Sexualethik und Prinzipienfragen 4 1907 veroffentlichte Weber zudem eine umfassende Untersuchung uber das Recht der Frau Ihr Werk Ehefrau und Mutter in der Rechtsentwicklung verfolgte den Zweck Ehe und Familie nahezu aller bedeutenden Volker und Zeiten zu analysieren 8 1914 zu Beginn des Ersten Weltkriegs engagierte sie sich im Heidelberger Nationalen Frauendienst 5 Im Jahre 1918 wurde Marianne Weber Mitbegrunderin der Deutschen Demokratischen Partei nahm aktiv am Wahlkampf teil 9 4 und wurde 1919 Abgeordnete im Landtag der Republik Baden In der ersten Sitzung des Landtages hielt sie eine Ansprache Das war das erste Mal dass eine Frau im badischen Landtag sprach 10 Das Mandat gab sie nach der Ubersiedlung des Ehepaars Weber nach Munchen anlasslich Max Webers Berufung an die dortige Universitat auf 1919 wurde sie in die Badische verfassunggebende Nationalversammlung gewahlt und wird erste Schriftfuhrerin in einem deutschen Parlament 4 Von 1919 bis 1923 war sie Vorsitzende des Bundes deutscher Frauenvereine anstelle der dafur ursprunglich vorgesehenen Alice Salomon die aus Angst vor antisemitischer Propaganda ubergangen wurde So war Weber auch befreundet mit Gertrud Baumer einer fuhrenden Reprasentantin der burgerlichen Frauenbewegung und teilte mit ihr das Ideal der asketischen Liebe nbsp Grabstatte mit Sandstein Stele von Max Weber und Marianne Weber auf dem Heidelberger Bergfriedhof in der Abteilung EKurz nach dem Umzug des Ehepaars nach Munchen 1919 verstarb ihr Mann dort 1920 Marianne Weber gab zunachst alle offentlichen Amter auf und kummerte sich um die Veroffentlichung seiner Werke 5 So gab sie 1921 1922 dessen Hauptwerk Wirtschaft und Gesellschaft heraus das bis zu ihrem Tod zwei z T editorisch uberarbeitete Neuauflagen erfuhr und sorgte bis 1924 fur die Sammlung eines Grossteils seiner weitverstreuten Veroffentlichungen in den siebenbandigen Gesammelten Aufsatzen 1936 folgte die Herausgabe einer Sammlung seiner Jugendbriefe Eine anschliessend geplante Veroffentlichung seiner Reisebriefe aus den 1890er Jahren wurde nicht verwirklicht Nach ihrer Ruckkehr nach Heidelberg 1921 wurde ihr 1922 fur ihre Herausgebertatigkeit die Ehrendoktorwurde der dortigen Universitat verliehen 11 Ihre einflussreiche Biografie Max Weber Ein Lebensbild veroffentlichte sie 1926 Bis zu ihrem Tod 1954 war sie in Heidelberg als Wissenschaftlerin und Autorin aktiv Sie fuhrte den privaten Gesprachskreis mit Heidelberger Gelehrten weiter den ihr Mann bereits zu seinen Lebzeiten begrundet hatte und an dem ihr Schwager Alfred Weber beteiligt war Zudem kummerte sie sich um die vier Kinder von Max Webers jungster Schwester Lili fur die sie nach deren Freitod 1920 die Vormundschaft ubernahm 12 und die sie schliesslich 1928 adoptierte Die eigene Ehe war kinderlos geblieben 3 Ehrungen Bearbeiten nbsp Ansicht des Marianne Weber Gymnasiums in Lemgo1922 wurde Marianne Weber die Ehrendoktorwurde der juristischen Fakultat der Universitat Heidelberg verliehen 11 In Lemgo ist das Marianne Weber Gymnasium nach ihr benannt In Recklinghausen und in Oerlinghausen sind Strassen nach Marianne Weber benannt Schriften BearbeitenFichte s Sozialismus und sein Verhaltnis zur Marx schen Doktrin Volkswirtschaftliche Abhandlungen der badischen Hochschulen 4 3 ZDB ID 504177 6 Mohr Tubingen u a 1900 Beruf und Ehe Die Beteiligung der Frau an der Wissenschaft 2 Vortrage Buchverlag der Hilfe Berlin Schoneberg 1906 Ehefrau und Mutter in der Rechtsentwicklung Eine Einfuhrung Mohr Tubingen 1907 archive org Autoritat und Autonomie in der Ehe In Logos Band 3 Nr 1 1912 ISSN 1614 2470 S 103 114 Digitalisat Zur Frage der Bewertung der Hausfrauenarbeit In Die Frau Monatsschrift fur das gesamte Frauenleben unserer Zeit Bd 19 1911 1912 ZDB ID 213934 0 S 389 399 Die Frau und die objektive Kultur In Logos Bd 4 Nr 3 1913 S 328 363 Digitalisat Die neue Frau In Centralblatt des Bundes Deutscher Frauenvereine Bd 15 1914 ZDB ID 537135 1 S 154 156 Eheideal und Eherecht In Jahrbuch der Frauenbewegung Bd 3 1914 ZDB ID 217782 1 S 175 187 Vom Typenwandel der studierenden Frau In Die Frau Monatsschrift fur das gesamte Frauenleben unserer Zeit Bd 24 1916 1917 S 514 530 Die Formkrafte des Geschlechtslebens In Die Frau Monatsschrift fur das gesamte Frauenleben unserer Zeit Bd 25 1917 1918 S 119 130 141 149 191 193 Die besonderen Kulturaufgaben der Frau In Die Frau Monatsschrift fur das gesamte Frauenleben unserer Zeit Bd 26 1918 1919 S 107 113 137 143 Frauenfragen und Frauengedanken Gesammelte Aufsatze Mohr Tubingen 1919 Digitalisat Max Weber Ein Lebensbild Mohr Tubingen 1926 mehrere Auflagen Die Frauen und die Liebe Langewiesche Konigstein Taunus u a 1935 Erfulltes Leben Schneider Heidelberg 1946 Lebenserinnerungen Storm Bremen 1948 Wege einer Freundschaft Briefwechsel Peter Wust Marianne Weber 1927 1939 Herausgegeben von Walter Theodor Cleve Kerle Heidelberg 1951 Frauen auf der Flucht Aus dem Nachlass von Max und Marianne Weber herausgegeben vom Marianne Weber Institut e V in Oerlinghausen Aisthesis Verlag Bielefeld 2005 ISBN 3 89528 517 X Quellen BearbeitenStephan Meder Arne Duncker Andrea Czelk Die Rechtsstellung der Frau um 1900 Bohlau Koln u a 2010 ISBN 978 3 412 20577 5 S 862 916 Literatur BearbeitenDer Marianne Weber Kreis Festgabe fur Georg Poensgen zu seinem 60 Geburtstag am 7 Dezember 1958 Kerle Heidelberg 1958 Guenther Roth Marianne Weber und ihr Kreis In Marianne Weber Max Weber Ein Lebensbild Piper Bd 984 Mit einem Essay von Gunther Roth Piper Munchen u a 1989 ISBN 3 492 10984 5 S IX LXXII Ina Hochreuther Frauen im Parlament Sudwestdeutsche Abgeordnete seit 1919 Im Auftrag des Landtags herausgegeben von der Landeszentrale fur politische Bildung Theiss Stuttgart 1992 ISBN 3 8062 1012 8 Manfred Hellmann Max und Marianne Weber in Oerlinghausen Diese Landschaft ist doch von ganz unglaublicher Schonheit In Der Minden Ravensberger Bd 68 1996 ISSN 0947 2444 S 102 104 Theresa Wobbe Marianne Weber 1870 1954 Ein anderes Labor der Moderne In Claudia Honegger Theresa Wobbe Hrsg Frauen in der Soziologie Neun Portraits C H Beck Munchen 1998 ISBN 978 3 406 39298 6 S 153 177 305 311 356 362 Christa Kruger Max und Marianne Weber Tag und Nachtansichten einer Ehe Pendo Zurich u a 2001 ISBN 3 85842 423 4 Guenther Roth Max Webers deutsch englische Familiengeschichte 1800 1950 Mit Briefen und Dokumenten Mohr Siebeck Tubingen 2001 ISBN 3 16 147557 7 Barbel Meurer Hrsg Marianne Weber Beitrage zu Werk und Person Mohr Siebeck Tubingen 2004 ISBN 3 16 148162 3 Konrad Exner Marianne Weber Die erste Rednerin im badischen Parlament In Badische Heimat Bd 85 Nr 2 2005 ISSN 0930 7001 S 277 280 Jurgen Hartmann Eine gescheiterte Ehrenburgerschaft Oerlinghausen und Marianne Weber In Rosenland Zeitschrift fur lippische Geschichte Nr 4 2006 S 26 28 rosenland lippe de PDF 1 05 MB Ilona Scheidle Wer zur Selbstverantwortlichkeit befahigt ist ist auch dazu berufen Die Frauenrechtlerin Marianne Weber 1870 1954 In Ilona Scheidle Heidelbergerinnen die Geschichte schrieben Frauenportrats aus funf Jahrhunderten Hugendubel Kreuzlingen u a 2006 ISBN 3 7205 2850 2 S 101 113 Barbel Meurer Marianne Weber Leben und Werk Mohr Siebeck Tubingen 2010 ISBN 978 3 16 150452 5 Marianne Weber Max Weber et al Wer hat Angst vor Marianne Weber e enterprise Lemgo 2015 ISBN 978 3 945059 19 7 Barbel Meurer Marianne Weber 1870 1954 Gastgeberin des Heidelberger Sonntagskreises In Angela Borgstedt Sibylle Thelen und Reinhold Weber Hrsg Mut bewiesen Widerstandsbiographien aus dem Sudwesten Schriften zur politischen Landeskunde Baden Wurttembergs Bd 46 Kohlhammer Stuttgart 2017 ISBN 978 3 945414 37 8 S 411 418 Sybille Osswald Bargende Richtungsweisend Die Frauenrechtlerin Marianne Weber als erste parlamentarische Rednerin In Sabine Holtz Sylvia Schraut Hrsg 100 Jahre Frauenwahlrecht im deutschen Sudwesten Eine Bilanz Veroffentlichungen der Kommission fur Geschichtliche Landeskunde in Baden Wurttemberg Reihe B Bd 228 Kohlhammer Stuttgart 2020 ISBN 978 3 17 039338 7 S 169 186 Romy Bruggemann Hrsg Ihrer Zeit voraus Marianne Weber im Blick unserer Schule e enterprise Schleswig 2021 ISBN 978 3 945059 48 7 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Marianne Weber im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Werke von und uber Marianne Weber in der Deutschen Digitalen Bibliothek Marianne Weber im Lexikon Westfalischer Autorinnen und Autoren Biografie Literatur amp Quellen zu Marianne Weber FemBio des Instituts fur Frauen Biographieforschung Marianne Weber Institut Marianne Weber geb Schnitger 1870 1954 Biographie Universitat Hannover Redebeitrage von Marianne Weber im Badischen Landtag in den Digitalen Sammlungen der Badischen Landesbibliothek Nachgesprochene Rede von Marianne Weber am 15 Januar 1919 vor der badischen verfassunggebenden Nationalversammlung in Karlsruhe bereitgestellt von Haus der Geschichte Baden Wurttemberg am 14 Januar 2019 Text der ersten Rede im ParlamentEinzelnachweise Bearbeiten Franziska Dunkel Paula Lutum Lenger Vertrauensfragen Der Anfang der Demokratie im Sudwesten 1918 1924 Katalog zur Grossen Landesausstellung Haus der Geschichte Baden Wurttemberg Stuttgart 30 September 2018 bis 11 August 2019 Stuttgart 2018 ISBN 978 3 933726 58 2 S 62 Verhandlungen des Badischen Landtags I Landtagsperiode 15 1 1919 bis 15 10 1919 I Sitzungsperiode 15 1 1919 bis 15 10 1919 Protokollheft Nr 523 Karlsruhe 1920 S 9 blb karlsruhe de abgerufen am 13 April 2019 a b c d T Allert Max und Marianne Weber Die Gefahrtenehe In H Treiber K Sauerland Hrsg Heidelberg im Schnittpunkt intellektueller Kreise VS Verlag fur Sozialwissenschaften Wiesbaden 1995 a b c d e f Weber Marianne Detailseite LEO BW Abgerufen am 12 Dezember 2019 a b c d e f g h i j k Anja Tamm Mirjam Kronschnabel August 2015 Abgerufen am 12 Dezember 2019 Barbel Meurer Marianne Weber Leben und Werk Mohr Siebeck Tubingen 2010 S 54 Marianne Weber Max Weber Ein Lebensbild 3 Auflage unveranderter Nachdruck der 1 Auflage 1926 erganzt um Register und Verzeichnisse Mohr Tubingen 1984 ISBN 3 16 544820 5 S 185 f Stephan Meder Die Rechtsstellung der Frau um 1900 Hrsg Stephan Meder Arne Duncker Andrea Czelk Bohlau Verlag Koln u a ISBN 978 3 412 20577 5 S 862 916 862 f Marianne Weber Lebenserinnerungen Storm Bremen 1948 S 82 Barbel Meurer Marianne Weber Leben und Werk Mohr Siebeck Tubingen 2010 S 399 a b Jurgen Albers Heidelberger Profile Universitat Heidelberg Lebenslaufe prominenter Alumni der Ruperto Carola aus verschiedenen Jahrhunderten Kurzportrats In uni heidelberg de Abgerufen am 5 April 2016 Marianne Weber Lebenserinnerungen Storm Bremen 1948 S 127 Normdaten Person GND 11948711X lobid OGND AKS LCCN n87831303 NDL 00460376 VIAF 19744902 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Weber MarianneALTERNATIVNAMEN Schnitger MarianneKURZBESCHREIBUNG deutsche Frauenrechtlerin und RechtshistorikerinGEBURTSDATUM 2 August 1870GEBURTSORT OerlinghausenSTERBEDATUM 12 Marz 1954STERBEORT Heidelberg Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Marianne Weber Frauenrechtlerin amp oldid 230273979