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Der Progress war eine liberale Reformbewegung in der deutschen Studentenschaft in der Zeit zwischen 1840 und etwa 1855 Sie erfasste auch diejenigen Professoren die keine Ordinarien waren Ludwig Clericus Was kummert es den Mond wenn ihn der Hund anbellt A 1 Inhaltsverzeichnis 1 Bedeutung 2 Wurzeln 3 Verlauf 4 Professorenschaft 5 Schwarzer Progress 6 Siehe auch 7 Literatur 8 Weblinks 9 Anmerkungen 10 EinzelnachweiseBedeutung BearbeitenAnknupfend an Ideale der Urburschenschaft setzte sich die Studentenschaft fur die Aufhebung akademischer Sonderrechte gegenuber der Burgerschaft die Abschaffung der akademischen Gerichtsbarkeit und die Gleichheit aller Studenten ein In seiner radikalen Variante erstrebte der Progress zeitweise die vollige Aufhebung der uberkommenen Studentenverbindungen zugunsten allgemeiner Studentenvertretungen konnte sich damit jedoch nicht durchsetzen In der Folge fuhrte die Herausforderung durch den Progress zu Reformen innerhalb der bestehenden Verbindungen und damit letztlich zur Festigung und weiteren Ausdifferenzierung des Verbindungswesens So entstanden zum einen neue Korporationsformen darunter Reformlandsmannschaften und Turnerschaften zum anderen uberregionale Zusammenschlusse wie z B der Kosener SC Verband Wurzeln BearbeitenSiehe auch Polenschwarmerei Die geistesgeschichtlichen Grundlagen des Progresses liegen in der franzosischen Julirevolution von 1830 Nachdem zu Beginn des Vormarz die Einheitsbewegung in Deutschland stagniert war erlebte sie ab 1830 neuen Aufschwung Ereignisse wie das Hambacher Fest 1832 artikulierten das Bedurfnis des burgerlichen Lagers nach Einheit und Freiheit Durch das Scheitern des Frankfurter Wachensturms im April 1833 musste die Bewegung jedoch einen erheblichen Ruckschlag hinnehmen Verlauf Bearbeiten nbsp Hercynia Heidelberg und Gottingen 1 2 Der studentische Progress ahnelte der Urburschenschaft allerdings spielte das Deutschtum keine so grosse Rolle Bis etwa 1845 blieb der Progress gemassigt worauf er sich radikalisierte und die Abschaffung der bisherigen studentischen Formen forderte Er forderte die Abschaffung der studentischen Sonderstellung gegenuber dem Burgertum die Abschaffung der Akademischen Gerichtsbarkeit die Gleichheit aller Studenten und die Abschaffung oder Einschrankung des Duellwesens Der radikale Progress war bei den Burschenschaften den Landsmannschaften und vereinzelt auch bei den Corps zu finden die Corps standen dem Progress eher ablehnend gegenuber weil sie die Fuhrung der Studentenschaft beanspruchten Ein Protagonist des Progress war Gustav Struve Die Auswirkungen des Progresses auf die Verbindungen waren verschieden Es kam zu vereinzelten Spaltungen von Verbindungen da die Fronten zwischen den Anhangern des gemassigten Progresses und den Radikalen sich verhartet hatten In Jena fuhrte die Frage ob Nichtakademiker Mitglied werden konnten zur Spaltung der Burschenschaft Siehe auch Mainzer Zentraluntersuchungskommission Bundeszentralbehorde und Senioren ConventProfessorenschaft BearbeitenIn den universitaren Lehrkorpern ausserte sich die Marzrevolution vor allem als Kampf um erweiterte Rechte der Nichtordinarien Ihr Groll richtete sich gegen die exklusive Leitung der Universitaten den Kastengeist und die organisatorischen und finanziellen Privilegien der Ordinarien Sie forderten die Gleichberechtigung aller Hochschullehrer 3 Vom 21 bis 24 September 1848 versammelten sich in Jena 123 Hochschullehrer von 18 deutschen Universitaten Von den osterreichischen war allein die Universitat Wien mit neun Abgesandten vertreten Dieser Reformkongress bezeichnete sich als rein beratendes und begutachtendes Gremium und wollte die Idee der Universitat erhalten und ausgestalten Indem er die Senate einschaltete massigte er die Forderungen der Radikalen In seiner Eroffnungsansprache wunschte Ernst Christian Gottlieb Jens Reinhold Prorektor der Universitat Jena dazu ein Zusammenwirken aus allen deutschen Sitzen der Wissenschaft im Sinne unseres neuerwachten einheitlichen Volkslebens unseres deutschen Nationalbewusstseins Zur Debatte standen die Freiheitsrechte und die Autonomie der Universitaten die Lernfreiheit der Gebrauch des Lateins die Allmachtigkeit der Senate und die Akademische Gerichtsbarkeit 3 Eine zweite Versammlung war fur Herbst 1849 vorgesehen sie kam aber wegen der Badischen Revolution nicht zustande Es scheiterte auch der Versuch der Ruprecht Karls Universitat Heidelberg die Tagung fur September 1850 zusammenzubringen Der Progress hatte bei den Professoren weniger Erfolg als bei den Studenten Die rechtliche und materielle Starkung der Nichtordinarien musste in spateren Jahren erkampft werden 3 Schwarzer Progress BearbeitenSiehe auch Schwarze Verbindung In den 1860er und 1870er Jahren ging von den Reformlandsmannschaften eine erneute progressistische Welle aus die jedoch keinen grossen Einfluss gewann und das studentische Leben bei weitem nicht so erschutterte wie der erste Progress Sie liess Akademische Gesangvereine oder philosophische mathematische und sonstige Vereine entstehen und fuhrte zur Grundung der schwarzen nicht farbentragenden Verbande Durch den anhaltenden Kampf um ihre Gleichberechtigung trug sie wesentlich zur Anerkennung aller Korporationsverbande bei verwirklicht wurde sie aber erst nach dem Ersten Weltkrieg im Erlanger Verbande und Ehrenabkommen 3 S 212 ff Der schwarze Progress ubernahm viele unerfullte Forderungen des ersten Progresses zum Beispiel Aufhebung der Akademischen Gerichtsbarkeit gesetzliche Regelung der akademischen Disziplinargewalt Grundung von Studentenausschussen Lesehallen und Verbesserung der sozialen Einrichtungen besonders fur arme und kranke Studenten Gefordert wurden auch neue Lehrstuhle die Starkung der Privatdozenten und eine rationellere Einteilung der Studienordnung 3 Als Fernziel betrachtete man die Abschaffung von Couleur und eine moglichst weitgehende Einschrankung des Duells und der Mensur 3 Siehe auch BearbeitenBurschenschaft Hannovera Gottingen Vorgeschichte Grundung und Anfangszeit Hochhemia an der Albertus Universitat Reformlandsmannschaft FreistudentenschaftLiteratur BearbeitenPeter Brandt Von der Urburschenschaft bis zum Progress In Harm Hinrich Brandt Matthias Stickler Hg Der Burschen Herrlichkeit Geschichte und Gegenwart des studentischen Korporationswesens Veroffentlichungen des Stadtarchivs Wurzburg Bd 8 Schoningh Wurzburg 1998 ISBN 3 87717 781 6 S 35 53 Geschichte der Deutschen Burschenschaft Band 3 Georg Heer Die Zeit des Progresses Von 1833 1859 Quellen und Darstellungen zur Geschichte der Burschenschaft und der deutschen Einheitsbewegung Bd 11 C Winter Heidelberg 1929 Karl Griewank Deutsche Studenten und Universitaten in der Revolution von 1848 Weimar 1949 Thomas Hippler Der Progress an der Berliner Universitat 1842 1844 In Jahrbuch fur Universitatsgeschichte Bd 7 2004 ISSN 1435 1358 S 169 189 Digitalisat PDF 171 kB Konrad Jarausch Deutsche Studenten 1800 1970 Edition Suhrkamp 1258 NF Bd 258 Neue historische Bibliothek Suhrkamp Frankfurt am Main 1984 ISBN 3 518 11258 9 S 47 57 Harald Lonnecker Peter Kaupp Die Burgkeller oder Progressbibliothek der Burschenschaft Arminia auf dem Burgkeller Jena im Bundesarchiv Koblenz Bestd DB 9 Deutsche Burschenschaft Gesellschaft fur burschenschaftliche Geschichtsforschung e V Archiv und Bucherei Frankfurt am Main 2002 Friedhelm Golucke Progress in Studentenworterbuch Student und Hochschule von A bis Z 5 vollig uberarbeitete und erweiterte Auflage in vier Banden herausgegeben im Auftrag der Gemeinschaft fur deutsche Studentengeschichte und des Instituts fur Deutsche Studentengeschichte Essen 2018 ISBN 978 3 939413 68 4 Bd 1 Teil III von IV S 375 377 Weblinks BearbeitenCorps und Progress Memento vom 11 Juni 2007 im Internet Archive Die Burgkeller oder Progressbibliothek der Burschenschaft Arminia auf dem Burgkeller Jena Bundesarchiv 2002 Anmerkungen Bearbeiten Das wohl einzige Bild zum Progress mit dem Masurenmond und speienden Palmburgern ist eine Referenz an den Mond von Johann Gottfried Herder Und gramt Dich Edler noch ein Wort Der kleinen Neidgesellen Der hohe Mond er leuchtet dort Und lasst die Hunde bellen Und schweigt und wandelt ruhig fort Was Nacht ist aufzuhellen Das Bild wurde 2001 koloriert Einzelnachweise Bearbeiten Burschenschaftliche Progressverbindungen in Gottingen schwarz grun gold 1863 Fortfuhrung als Freie Wissenschaftliche Vereinigung Ernst August Gries Harald Lonnecker Progress Burschenschaft Hercynia Gottingen 1845 1867 68 2014 a b c d e f Robert Paschke Studentenhistorisches Lexikon GDS Archiv fur Hochschul und Studentengeschichte SH Verlag Koln 1999 ISBN 3 89498 072 9 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Progress Studentenbewegung amp oldid 229427018