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Die Urburschenschaft verfolgte die Idee die landsmannschaftlichen Zusammenschlusse an den Universitaten abzuschaffen und alle Studenten in einer Allgemeinen Burschenschaft zusammenzufuhren Auch in der Politik sollte die Kleinstaaterei zugunsten eines vereinten Deutschlands abgeschafft werden Protagonisten dieser Ideen waren Friedrich Ludwig Jahn Ernst Moritz Arndt Johann Gottlieb Fichte und Jakob Friedrich Fries Ein Spiritus rector war der Jenaer Historiker Heinrich Luden 1 2 Stamm Buch der Urburschenschaft mit dem Eintrag von Heinrich von Gagern dem spateren Prasidenten der Frankfurter Nationalversammlung Inhaltsverzeichnis 1 Entstehung 2 Identitatssymbole 3 Auswirkung 4 Mitglieder 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseEntstehung BearbeitenSiehe auch Geschichte der Studentenverbindungen nbsp Grundungsort der Urburschenschaft Gasthaus Grune Tanne in Jena Wenigenjena Karl Liebknecht Strasse 1 nbsp Denkmal fur die Urburschenschaft und ihre Grunder in Jena Historischer Standort auf dem Eichplatz spater vor dem Neuen Universitatshauptgebaude nbsp Jenaer Gedenkblatt 1883 die Begrunder der Deutschen Burschenschaften Riemann o Horn ul und Scheidler ur Wie in weiten Teilen der Bevolkerung uberwiegend im preussisch protestantischen Raum entwickelte sich wahrend der napoleonischen Fremdherrschaft auch innerhalb der Studentenschaft ein eigener deutscher Patriotismus Bereits 1811 12 wurde von Friedrich Ludwig Jahn und Karl Friedrich Friesen der erste Plan zur Grundung einer Burschenschaft Bursche war die zeitgenossische Bezeichnung fur Student gefasst Die Aufgaben sollten in der Starkung des deutschen Sinnes der moralischen Verbesserung und Vorbereitung der deutschen Befreiung und Einigung liegen Die Ideen fanden starken Anklang an den deutschen Universitaten Als in Preussen zur Zeit der Befreiungskriege die Bildung von Freiwilligenverbanden zugelassen wurde traten viele Studenten viele waren spater Grundungsmitglieder der Urburschenschaft in das Lutzowsche Freikorps ein wo sie mit den Gedanken der Jahn Friesenschen Burschenordnung in Kontakt kamen Nach der siegreichen Ruckkehr aus Frankreich kam es 1814 mit der Grundung einer Wehrschaft in Jena der Teutonia in Halle die bereits stark burschenschaftlich gepragt war und den Wahlspruch Freiheit Ehre Vaterland hatte und in Giessen Giessener Schwarze oder Unbedingte zu den ersten burschenschaftlichen Vereinigungen Als studentische Zusammenschlusse dominierten um 1815 Landsmannschaften als Gruppen von Studenten gleicher regionaler Herkunft Fur die Jenaer Studenten waren sie ein Symbol der staatlichen Zersplitterung Deutschlands Allerdings zeigten sich auch bei den Landsmannschaften bald nationale Regungen In der Nacht vom 5 auf den 6 September 1812 hatte die Landsmannschaft Vandalia Jena das erste deutsch patriotische Studentenfest des 19 Jahrhunderts auf der Kunitzburg mit einem grossen Feuer patriotischen Liedern und Reden gefeiert 3 Am 29 Mai 1815 beschloss der Senioren Convent der Jenaischen Landsmannschaften seine Auflosung Am 12 Juni 1815 losten sich die bestehenden Landsmannschaften Thuringia Vandalia Franconia Saxonia und Curonia auf und grundeten im Gasthaus Grune Tanne in Wenigenjena die Burschenschaft 4 In der Verfassungsurkunde der Jenaischen Burschenschaft vom 12 Juni 1815 heisst es 5 Erhoben von dem Gedanken an ein gemeinsames Vaterland durchdrungen von der heiligen Pflicht die jedem Deutschen obliegt auf Belebung deutscher Art und deutschen Sinnes hinzuwirken hierdurch deutsche Kraft und Zucht zu erwecken mithin die vorige Ehre und Herrlichkeit unsres Volkes wieder fest zu grunden und es fur immer gegen die schrecklichste aller Gefahren gegen fremde Unterjochung und Despotenzwang zu schutzen ist ein Teil der Studierenden in Jena zusammengetreten und hat sich beredet eine Verbindung unter dem Namen einer Burschenschaft zu grunden Die Burschenschaft verstand sich als studentische Reformbewegung und wurde deshalb zuerst von der Universitat unterstutzt Vor allem das Schikanieren von jungeren Studenten Pennalismus und das Duellwesen waren in den Landsmannschaften weit verbreitet In der Jenaer Verfassungsurkunde wurde ausfuhrlich das Zusammenleben innerhalb der Burschenschaft beschrieben und das Austragen von Mensuren strengen Regeln unterworfen Die Grundungszeremonie erfolgte im Gasthaus Grune Tanne in Wenigenjena weil dieser Ort den Studenten eine ausreichende Raumlichkeit bot Der Mythos dass dieser Ort gewahlt worden war weil er ausserhalb der Stadtgrenzen Jenas lag und damit der Gerichtsbarkeit der Universitat entzogen war ist falsch weil gerade in der Fruhzeit die Burschenschaft als Reformbewegung von Staat und Universitat unterstutzt worden ist Als Zeichen der Auflosung senkten die Landsmannschaften ihre Fahnen Aus der Mitte der anwesenden 143 Stifter wurden die Amtstrager gewahlt 9 Vorsteher und 21 Ausschussmitglieder Damit war die Burschenschaft ins Leben gerufen Zum ersten Sprecher wurde Carl Horn berufen der letzte Senior der Landsmannschaft Vandalia Jena Im Gegensatz zur spateren Entwicklung konnte an der Universitat Jena um 1815 das Ideal alle Studenten einer Universitat zu umfassen zumindest am Anfang noch zu einem gewissen Teil durchgesetzt werden So gehorten der Urburschenschaft insgesamt 859 aktive Studenten an also rund 60 Prozent aller Jenaer Studenten die zwischen dem Sommersemester 1815 und dem Wintersemester 1819 20 in Jena studiert haben Einen solchen Abdeckungsgrad konnte spater keine Burschenschaft oder irgendeine andere Art von Verbindung mehr erreichen Die vollstandige Liste aller Mitglieder der Urburschenschaft das Stamm Buch ist heute im Besitz der Burschenschaft Arminia auf dem Burgkeller Jena und wurde im Jahre 2005 neubearbeitet und publiziert Die Burschenschaftsbewegung breitete sich bald im gesamten deutschen Raum aus und stellte sich in Gegensatz zu den fruhen Landsmannschaften die bis dahin die Vertretung fur die Studenten einer Universitat beanspruchten Die Burschenschaften waren von Anfang an politische Organisationen mit politischen Forderungen vor allem nach demokratischen Reformen und Deutschlands Einigung Die Landsmannschaften dagegen verstanden sich demgegenuber als Zusammenschlusse zur gemeinsamen Regelung des studentischen Lebens 6 Im Jahre 1817 trat die neue Bewegung bei einem Treffen zahlreicher Burschen auf der Wartburg Wartburgfest zum ersten Mal an die Offentlichkeit Hier wurde das Ziel der Zusammenfuhrung der Studentenschaft in eine einheitliche Organisation durchformuliert um damit die Einheit Deutschlands im universitaren Bereich vorwegzunehmen So zitierte die Zeitschrift Isis oder Encyclopadische Zeitung im Jahre 1817 einige Redner auf dem Wartburgfest Eben desshalb musst ihr euch keine Namen geben welche dieser Universalitat widersprechen Nicht weisse schwarze rothe blaue usf musst ihr euch nennen denn das sind auch andere auch nicht Teutonen musst ihr euch nennen denn Teutonen sind auch die andern Euer Name sey was ihr allein und ausschliesslich seyd nehmlich S t u d e n t e n s c h a f t oder B u r s c h e n s c h a f t Dazu gehort ihr alle und niemand anders Hutet euch aber ein Abzeichen zu tragen und so zur Parthey herabzusinken das bewiese dass ihr nicht wisst dass der Stand der Gebildeten in sich den ganzen Staat wiederholt und also sein Wesen zerstort durch Zersplitterung in Partheyen 7 Identitatssymbole Bearbeiten nbsp Fahne der Urburschenschaft von 1816 nbsp Stammbuchblatt Alfred von Seckendorffs einzigartiges Nebeneinander der Zirkel von Urburschenschaft und Corps nbsp Siegel der UrburschenschaftEin Symbol der neuen nationalen Bewegung war eine besondere Form der Kleider und Haartracht die bereits wahrend der Befreiungskriege aufgekommen war und altdeutsche Tracht genannt wurde obwohl es keine historischen Vorbilder gab Diese Tracht sollte einen Gegenpol zu franzosischen Modetorheiten bilden und bestand aus einem langen geschlossenen Rock mit oben weit geoffnetem Hemdkragen weit geschnittenen Hosen und einem grossen samtenen Barett Als unverzichtbar galten lange Haare und Bartwuchs Diese Tracht galt als so provokant und aufruhrerisch dass sie von den Behorden teilweise verboten wurde Die Farben der Urburschenschaft gingen unmittelbar auf die Lanzenwimpel der Ulanen im Freikorps von Lutzow zuruck geteilt von rot und schwarz mit goldenem Fransensaum Percussion zusatzlich geschmuckt Sie befindet sich heute als Dauerleihgabe in der Gohre in Jena als gemeinsames Eigentum der Burschenschaften Arminia Germania und Teutonia Spater entstand die sog Wartburgfahne rot mit schwarzem Balken das Ganze uberdeckt von einem goldenen Eichenzweig und mit goldenem Fransensaum geschmuckt Eine der ersten schwarz rot goldenen Fahnen hangt heute auch im grossen Saal auf der Wartburg Die Fahne sollte den Ursprung der deutschen Farben Schwarz Rot Gold bilden Diese wiederum gehen auf die Uniformfarben des Lutzowschen Freikorps in den Befreiungskriegen gegen Napoleon zuruck Sie war schwarz mit roten Vorstossen und goldfarbenen Knopfen Auswirkung BearbeitenWahrend sich die Idee der Burschenschaft in ganz Deutschland ausbreitete und uberall in Deutschland neue Burschenschaften gegrundet wurden konnte die Vereinigung aller Studenten einer Universitat an anderen Orten nicht wie in Jena durchgesetzt werden Auch der Versuch von 1818 eine Allgemeine Deutsche Burschenschaft fur alle Studenten Deutschlands zu grunden war nach den Karlsbader Beschlussen zum Scheitern verurteilt An vielen Universitaten bestanden die fruheren Landsmannschaften die sich spater Corps nannten weiter oder wurden wiederbegrundet Bald gab es auch Richtungskampfe innerhalb der burschenschaftlichen Bewegung Die Urburschenschaft in Jena zerfiel 1819 in die drei gleichberechtigten Burschenschaften Teutonia Jena Germania Jena und Arminia Jena Von Arminia wurden fortschrittliche Gedanken und von der Germania das Gegenteil vertreten Es wurde bald von einer arministischen und einer germanistischen Richtung innerhalb der burschenschaftlichen Bewegung gesprochen 8 Auch die Jenenser Corps Saxonia Thuringia und Franconia grundeten sich ab 1820 wieder Anlasslich der Auflosung der Urburschenschaft dichtete Daniel August von Binzer 1819 das Lied Wir hatten gebauet ein stattliches Haus dessen 7 Strophe lautet Das Band ist zerschnitten war Schwarz Rot und Gold und Gott hat es gelitten wer weiss was er gewollt Hier wurden die Farben Schwarz Rot Gold erstmals erwahnt die dann zum Symbol der Burschenschafts und Demokratiebewegung in Deutschland wurden Die Trikolore in den deutschen Farben wurde 1832 auf dem Hambacher Fest zum ersten Mal gezeigt allerdings uberwiegend nach Jenenser Tradition von unten nach oben das heisst der schwarze Farbstreifen war unten der goldene oben Bei der Emanzipation und Differenzierung des Burgertums und der Akademisierung des Adels scheiterte die Urburschenschaft mit ihrem Ideal einer einheitlichen Studentenschaft Vielmehr erstarkten die Senioren Convente Die Ziele der Urburschenschaft wurden spater zum Teil vom Studentischen Progress von der Freistudentenbewegung und am folgenreichsten in der Deutschen Studentenschaft aufgegriffen und verfolgt Uber 100 Jahre spater scheiterte der Nationalsozialismus in seinem Streben nach einer Gleichschaltung der deutschen Studentenschaft Ein Teil der Studentenverbindungen entzog sich der Gleichschaltung und suspendierte Siehe auch Gemeinschaft studentischer Verbande und Kameradschaft Studentenorganisation Mitglieder Bearbeitensiehe Mitglieder der UrburschenschaftLiteratur BearbeitenMax Hodann Walther Koch Hrsg Die Urburschenschaft als Jugendbewegung In zeitgenossischen Berichten zur Jahrhundertfeier des Wartburgfestes herausgegeben Jena 1917 Karl Schulze Western Das Vermachtnis der Urburschenschaft Verlauf und Gedankenwelt einer studentischen Bewegung nach zeitgenossischen Lebensdokumenten dargestellt Bochum Langendreer 1952 Gunter Steiger Aufbruch Urburschenschaft und Wartburgfest Leipzig Jena Berlin 1967 und Urburschenschaft und Wartburgfest Freiburg 1991 Peter Kaupp Bearb Stamm Buch der Jenaischen Burschenschaft Die Mitglieder der Urburschenschaft 1815 1819 Abhandlungen zum Studenten und Hochschulwesen Bd 14 SH Verlag Koln 2005 ISBN 3 89498 156 3 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Urburschenschaft Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Die Insignien der Urburschenschaft Memento vom 15 Mai 2014 im Internet Archive Liberaler Stichtag zum 200 Grundungstag der Urburschenschaft Memento vom 1 Juni 2015 im Webarchiv archive today bei Archiv des Liberalismus der Friedrich Naumann Stiftung fur die FreiheitEinzelnachweise Bearbeiten Burschenschaften Zu Jena auf der Tanne von Peter Philipp Schmitt FAZ 13 Juni 2015 Burschenschaften Aufbegehren in Schwarz Rot Gold von Jorg Schweigard Die Zeit 23 Juli 2015 Auf Deutschlands hohen Schulen In Friedhelm Golucke Siegfried Schieweck Mauk Raimund Neuss Hrsg Studentenhistorische Bibliothek im Auftrag der Gemeinschaft fur deutsche Studentengeschichte e V Band 5 SH Verlag Koln 1997 ISBN 3 89498 042 7 S 96 VERFASSUNGSURKUNDE DER JENAISCHEN BURSCHENSCHAFT in Herman Haupt Hrsg Die Verfassungsurkunde der Jenaischen Burschenschaft vom 12 Juni 1815 Quellen und Darstellungen zur Geschichte der Burschenschaft und der deutschen Einheitsbewegung Bd 1 2 Aufl Heidelberg 1966 S 114 161 Herman Haupt Hrsg Quellen und Darstellungen zur Geschichte der Burschenschaft und der deutschen Einheitsbewegung Band 1 C Winter 1910 S 124 Gunter Steiger War Roth Schwarz und Gold Essay zur Geschichte der Jenaer Burschenschaft von 1815 bis 1819 Friedrich Schiller Universitat Jena 1987 S 2 ff Isis oder Encyclopadische Zeitung zum Wartburgfest 1817 Archivierte Kopie Memento vom 8 Januar 2009 im Internet Archive Emil Popp Zur Geschichte des Konigsberger Studententums 1900 1945 Holzner Wurzburg 1955 Neuausgabe WJK Hilden 2004 ISBN 3 933892 52 X Normdaten Korperschaft GND 1704541 1 lobid OGND AKS VIAF 161904483 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Urburschenschaft amp oldid 232188596