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Wartburgfest ist der Name mehrerer zumeist studentischer Versammlungen die jeweils auf der Wartburg bei Eisenach in Thuringen stattfanden Am bekanntesten ist das erste Wartburgfest von 1817 auf das sich alle spateren bezogen Studentenzug zum Wartburgfest 1817 Kunstler unbekannt Anlasslich des 4 Jahrestages der Volkerschlacht bei Leipzig am 18 Oktober 1817 und des bevorstehenden 300 Jahrestages des Beginns der Reformation trafen sich Studenten beinahe aller evangelischen deutschen Universitaten auf der Wartburg im Grossherzogtum Sachsen Weimar Eisenach in Thuringen Die Versammlung der ca 500 Studenten und einiger Professoren war eine Protestkundgebung gegen reaktionare Politik und Kleinstaaterei und fur einen Nationalstaat mit einer eigenen Verfassung Als Zufluchtsort Martin Luthers 1521 22 galt die Wartburg als deutsches Nationalsymbol Inhaltsverzeichnis 1 Wartburgfest 1817 1 1 Hintergrund 1 2 Einladung 1 3 Ablauf des Festes 1 4 Verbrennung von Buchern und Sinnbildern 1 5 Grundsatze und Beschlusse des 18 Oktobers 1 6 Folgen 1 7 Das erste Wartburgfest in den Medien und in der Literatur 2 Spatere Wartburgfeste 2 1 Wartburgfest 1848 2 2 Wartburgfest der Republikaner 1929 2 3 Wartburgfest der Deutschen Studentenschaft 1948 2 4 Weitere Wartburgfeste 3 Siehe auch 4 Literatur 4 1 1817 4 2 1848 4 3 1948 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseWartburgfest 1817Hintergrund Nach den Befreiungskriegen gegen Napoleon hegten viele Deutsche die Hoffnung auf eine Erneuerung der Reichseinheit die sich nach dem Wiener Kongress 1815 aber als Illusion erwies Die im Artikel 13 der Bundesakte versprochenen landstandischen Verfassungen wurden nur zogerlich oder gar nicht erlassen so erhielt etwa Sachsen Weimar Eisenach am 5 Mai 1816 als einer der ersten deutschen Staaten durch Grossherzog Karl August eine teils altstandische teils moderne Verfassung die als erste in der deutschen Geschichte die vollstandige Presse Meinungs und Versammlungsfreiheit einschloss Die Studenten der Universitat Jena bis dahin in den traditionellen Landsmannschaften organisiert grundeten 1815 die Urburschenschaft um die deutsche Einheit und vor allem die Tugenden der Nation an der Universitat vorzuleben Viele von ihnen hatten in den Befreiungskriegen im Lutzowschen Freikorps oder als Freiwillige Jager gekampft Einladung nbsp Zug der Studenten auf die Wartburg 1817 Radierung eines unbekannten Kunstlers aus dem 19 JahrhundertZu Pfingsten 1817 hatten Urburschenschafter der Universitaten Jena und Halle auf einem Treffen in Naumburg beschlossen anlasslich des 300 Jahrestages des Thesenanschlags Martin Luthers am 31 Oktober 1517 und im Gedenken an die Volkerschlacht bei Leipzig vom 16 bis 19 Oktober 1813 Studenten deutscher Universitaten zum 18 Oktober 1817 auf die Wartburg zu einem Nationalfest einzuladen Am 11 August 1817 ergingen aus Jena Einladungsschreiben an Burschenschaften und Landsmannschaften der Universitaten Berlin Breslau Erlangen Giessen Gottingen Greifswald Heidelberg Kiel Konigsberg Leipzig Marburg Rostock und Tubingen An die Studenten im Kaisertum Osterreich ergingen angesichts der strengen Abschottungspolitik des Staatskanzlers Metternich keine Einladungen 1 In der Einladung hiess es Der Himmel segne unser gemeinsames Streben Ein Volk zu werden das voll der Tugenden der Vater und Bruder durch Liebe und Eintracht die Schwachen und Fehler beider beseitigt 2 Vorbild fur die Form der Veranstaltung waren die Volksfeste der Franzosischen Revolution und die Festveranstaltungen der Turnbewegung Die Wartburg wurde als Ort gewahlt teils wegen der Nahe zur Universitat Jena teils wegen der liberalen Einstellung von Grossherzog Karl August vor allem wegen ihrer Bedeutung als Nationalsymbol Die Burg war 1521 22 Zufluchtsort Martin Luthers den eine papstliche Bannbulle und das Wormser Edikt fur vogelfrei erklart hatte Durch seine in dieser Zeit in nur elf Wochen erfolgte Bibelubersetzung so der unter den Teilnehmenden verbreitete Mythos hat er der deutschen Sprache verbindliche Gestalt gegeben und ein Zeichen des Widerstands gegen jede kulturelle Fremdherrschaft gesetzt 3 Ablauf des Festes Uber 450 Studenten von dreizehn Universitaten erschienen darunter auch solche von der nichteingeladenen Julius Maximilians Universitat Wurzburg wahrend Greifswald nur durch ehemalige Studenten vertreten war und Konigsberg die Einladung nicht erreicht hatte Somit nahm ungefahr jeder zwanzigste deutsche Student am Fest teil 4 Mehr als die Halfte der Teilnehmer studierte auf eine Stelle im Staats oder Kirchendienst hin 50 Prozent kamen aus Beamtenfamilien 5 Auch mehrere Professoren der Universitat Jena nahmen teil namentlich die Mediziner Dietrich Georg von Kieser und Lorenz Oken der Historiker Heinrich Luden und der Philosoph Jakob Friedrich Fries Unter dem Wahlspruch Ehre Freiheit Vaterland wurden im Rittersaal der Burg zunachst Reden gehalten Der Theologiestudent Heinrich Riemann lobte Luther als deutschen Freiheitshelden Professor Fries erlauterte vage seine Vorstellungen wie die deutsche Einheit zu verwirklichen sei Dann sang man den Choral Nun danket alle Gott der seit der Schlacht von Leuthen 1757 als preussische Hymne galt 6 Die Veranstaltung endete mit einem Schlusssegen weshalb sie der Historiker Etienne Francois als eine Mischung aus protestantischem Gottesdienst und politischer Kundgebung beschreibt 7 Anschliessend gab es ein Festessen bei dem Trinkspruche und Hochrufe auf Luther und drei prominente Gefallene der Befreiungskriege ausgebracht wurden namlich auf Gerhard von Scharnhorst Ferdinand von Schill und Theodor Korner Bis dahin verlief das Fest im Ganzen gesittet und eher harmlos trotz der emotionalen bis pathetischen Tone blieb wie der Burschenschafthistoriker Gunter Steiger schreibt der Protest ohne Programm Eine konkrete politische Zielstellung und Orientierung fehlte 8 Verbrennung von Buchern und Sinnbildern Siehe auch Bucherverbrennung beim Wartburgfest 1817 nbsp Nummer 195 der Zeitschrift Isis mit einer Aufstellung der verbrannten Gegenstande und BucherAuf dem nahe gelegenen Wartenberg hatten Angehorige des Landsturms zum Gedenken an die Volkerschlacht mehrere Siegesfeuer entzundet und dorthin zogen die Studenten nach dem Festessen mit einem Fackelzug Die burschenschaftliche Festleitung hatte die Teilnahme an den Siegesfeuern nicht in den offiziellen Teil des Wartburgfestes aufgenommen Spater folgte die symbolische Verbrennung von Buchern und obrigkeitsstaatlichen Gegenstanden 9 Zu den in Form von beschrifteten Makulaturballen symbolisch verbrannten Buchern gehorten Werke welche die Kleinstaaterei verteidigten die junge deutsche Nationalbewegung und deren Vertreter kritisierten oder als frankreichfreundlich galten Dazu gehorten etwa der Code Napoleon oder das Buch Germanomanie des deutsch judischen Publizisten Saul Ascher 1767 1822 das mit dem Ruf Wehe uber die Juden so da festhalten an ihrem Judenthum und wollen unser Volksthum und Deutschthum spotten und schmahen symbolisch verbrannt wurde Ob es sich bei letzterem um eine dezidiert judenfeindliche Ausserung handelte ist in der Antisemitismus Forschung umstritten 10 11 12 13 14 Grundsatze und Beschlusse des 18 Oktobers Im Nachgang des Wartburgfestes wurden die geausserten Gedanken unter Mithilfe des Jenaer Professors Heinrich Luden in einem Programm zusammengefasst das vom Verfassungshistoriker Ernst Rudolf Huber als das erste deutsche Parteiprogramm 15 bezeichnet wurde Die 35 Grundsatze und 12 Beschlusse lassen sich folgendermassen zusammenfassen 16 Die politische Zerissenheit Deutschlands soll der politischen religiosen und wirtschaftlichen Einheit weichen Ein Deutschland ist und ein Deutschland soll sein und bleiben 1 Grundsatz Die Lehre von der Spaltung Deutschlands in das katholische und in das protestantische Deutschland ist irrig falsch ungluckselig 5 Grundsatz Mauten Zolle und Handelssperren zwischen deutschen Landern Verschiedenheiten in Mass Gewicht Munze ihrem Gewicht nach und ihrer Bestimmung alle diese Dinge schaden der Ehre Deutschlands bei den Fremden sind in sich selbst verderblich fur den Geist unsers Volks qualen den einzelnen und bringen ihn zu Verlust und Schaden 11 Grundsatz Deutschland soll eine konstitutionelle Monarchie werden Die Minister sollen der Volksvertretung verantwortlich sein Die Furstenwurde ist das Erhabenste auf Erden und darum fur das Heiligste zu ehren und zu achten denn sie stellt die Einheit des Burgers und des Staates dar 15 Grundsatz Der Wille des Fursten ist nicht das Gesetz des Volkes sondern das Gesetz des Volkes soll der Wille des Fursten sein 16 Grundsatz Alle Deutschen sind vor dem Gesetz gleich und haben Anspruch auf ein offentliches Gerichtsverfahren vor Geschworenengerichten nach einem deutschen Gesetzbuch Freiheit und Gleichheit ist das Hochste wonach wir zu streben haben Aber es gibt keine Freiheit als in dem Gesetz und durch das Gesetz und keine Gleichheit als mit dem Gesetz und vor dem Gesetz Wo kein Gesetz ist da ist keine Gleichheit sondern Gewalttat Unterwerfung Sklaverei 19 Grundsatz Jeder von welchem der Staat Burgerpflichten fordert muss auch Burgerrechte haben 25 Grundsatz Uberhaupt sind offentliche Gerichtspflege und das Geschworenengericht in peinlichen Fallen die sicherste Burgschaft fur die gerechte Verwaltung des Rechts 32 Grundsatz Alle geheime Polizei ist durch Ordnungsorgane der Gemeindeverwaltungen zu ersetzen Die polizeiliche Gewalt kann von den Gemeinen sobald diese eine gehorige Einrichtung haben verwaltet werden Geheime Polizei ist nur in Zeiten des Kriegs zu entschuldigen in den Zeiten des Friedens beweist sie dass Tyrannei herrsche oder erstrebt werde wer der geheimen Polizei zur Zeit des Friedens dient der begeht einen Verrat an der Freiheit 34 Grundsatz Sicherheit der Person und des Eigentums Abschaffung der Geburtsvorrechte und der Leibeigenschaft sind ebenso verfassungsmassig zu sichern wie die besondere Forderung der bislang unterdruckten Klassen Alle Gesetze haben die Freiheit der Person und die Sicherheit des Eigentums zum Gegenstande 20 Grundsatz Die Geburt ist ein Zufall 26 Grundsatz Vorrechte sind mit der Gerechtigkeit unvereinbar Wo es Bevorrechtigte gibt da muss es auch Beeintrachtige geben Dem Recht muss die Pflicht gegenuberstehen Grossere Rechte konnen im Staate nur diejenigen haben die grossere Pflichten haben 27 Grundsatz Das erste und heiligste Menschenrecht unverlierbar und unverausserlich ist die personliche Freiheit Die Leibeigenschaft ist das Ungerechteste und Verabscheuungswurdigste ein Greuel vor Gott und jedem guten Menschen 28 Grundsatz Den Leibeigenen muss in der verkundeten Freiheit keine Sklaverei erwachsen Der Mensch ist nur frei wenn er auch Mittel hat sich selbst nach eigenen Zwecken zu bestimmen 29 Grundsatz An der Stelle der stehenden Heere tritt die allgemeine Wehrpflicht Landwehr und Landsturm Deutschland kann vor der grossen Macht fremder Staaten nur durch die Landwehr geschutzt werden die sich im Fall der Not als Landsturm erhebt Stehende Heere konnen grosse Siege erfechten aber feste Sicherheit kann ein Staat nur in seinen Burgern finden Der Soldatengeist kann hohen Ruhm erlangen aber bleibende Ehre gewinnt nur der Burgersinn Der Soldatengeist mag zu kuhnen Taten treiben aber der wahre Heldenmut der in Gluck und Ungluck sich gleich bleibt geht nur aus echtem Burgersinn hervor 10 Grundsatz Rede und Pressefreiheit sind verfassungsmassig zu garantieren Das Recht in freier Rede und Schrift seine Meinung uber offentliche Angelegenheiten zu aussern ist ein unverausserliches Recht jedes Staatsburgers 31 Grundsatz Die Wissenschaft soll dem Leben dienen vornehmlich das Studium der Moral Politik und Geschichte Vor allem wollen wir uns als Studierende eines ernsten und besonnenen Lebens befleissigen und der Wissenschaft treu und redlich dienen Aber der mussigen Gelehrsamkeit die keine Tatkraft hat und achtet wollen wir nicht fronen Mit besonderem Eifer wollen wir alle diejenigen Wissenschaften studieren die den Geist uber Volk und Vaterland und alle offentlichen Verhaltnisse zu lautern und zu kraftigen vermogen Moral Politik Geschichte 3 Beschluss Alle Spaltungen auf den Hochschulen sollen aufhoren geheime Bunde durfen nicht bestehen Wir wollen nicht dulden dass auf deutschen Hochschulen die alten Spaltungen ungluckselige Nachbildungen der ungluckseligen Spaltungen des Vaterlands in Landsmannschaften oder Orden fortbestehen oder hergestellt werden 4 Beschluss Jeder Bursche muss aller Kleinstaaterei und Auslanderei allem Kastengeist und Despotendienst abschworen Von dem Lande oder Landchen in welchem wir geboren sind wollen wir niemals das Wort Vaterland gebrauchen Deutschland ist unser Vaterland das Land wo wir geboren sind ist unsere Heimat Auch wollen wir soviel als moglich alles Fremde in Sprache Kleidung Sitten und Brauchen vermeiden 10 Beschluss Wenn wir die Hochschule verlassen und mit irgendeinem Amte es sei hoch oder niedrig bekleidet werden so wollen wir dasselbe ehrlich redlich dem Fursten treu dem Vaterlande ergeben und auf eine solche Weise verwalten welche dem Sinne vorstehender Grundsatze entspricht Aber keiner von uns wird je ein Amt annehmen welches einer geheimen Polizei dient oder eine Stelle bei einer ausserordentlichen gesetzwidrigen richterlichen Kommission und ebensowenig das Amt eines Bucherzensors 12 Beschluss Folgen Die Obrigkeit reagierte alarmiert und fuhlte sich an das Vorgehen der Jakobiner wahrend der Franzosischen Revolution erinnert Der Direktor im Berliner Polizeiministerium Karl Albert von Kamptz protestierte im Namen Preussens scharf bei Herzog Karl August gegen den Haufen verluderter Studenten und Professoren und verlangte die Universitat Jena dies Asyl fur Staatsverbrecher zu schliessen Der preussische Konig Friedrich Wilhelm III wahnte gar beim Wartburgfest ware zum Aufstand aufgerufen worden und verlangte von seinem Kultusminister Karl vom Stein zum Altenstein studentische Verbindungen zu verbieten 17 nbsp Fahne der Urburschenschaft von 1816In der Folge des Wartburgfestes einigte man sich auf die Grundung einer Allgemeinen Deutschen Burschenschaft als Gesamtverband Das Wartburgfest war auch wichtig bei der Festlegung der deutschen Nationalfarben denn die Fahne der Teilnehmer war die erste die die Farben Schwarz Rot Gold trug Sie ging auf die Uniformfarben des Lutzowschen Freikorps zuruck dessen Uniform schwarz mit roten Aufschlagen und goldenen Knopfen war Von der Jenaer Burschenschaft wurde zum Fest eine dreibahnige rot schwarz rote Fahne mit einem goldenen Eichenzweig auf dem schwarzen Streifen mitgefuhrt die sie am 31 Marz 1816 erhalten hatte und die sich heute im Jenaer Stadtmuseum befindet Eine Replik ist im Festsaal auf der Wartburg zu besichtigen Das erste Wartburgfest in den Medien und in der Literatur Der Professor Oken der die Zeitschrift Isis oder Encyclopadische Zeitschrift herausgab hatte am Wartburgfest mit einigen anderen interessierten Professoren teilgenommen und daraufhin in seiner Zeitschrift in einem mehrseitigen Artikel daruber berichtet So zitierte er einige studentische Redner Bedenkt aber uberlegt nur was ein Student ist Macht euch klar dass in dem Augenblick wo ihr euch zum Studieren entschliesset euch ganz Deutschland geoffnet ist Der Studierte sey er her wo er wolle kann sein Geschaft und seine Anstellung in Oestreich Preussen Bayern Hannover Sachsen in Schwaben Franken Thuringen Hessen Mecklenburg Holstein am Rhein oder in der Schweiz finden Er spricht nicht mehr die Sprache seines Dorfes seiner Stadt er versteht nicht dieses oder jenes Handwerk was an eine bestimmte Werkstatte oder an die Scholle fesselte er ist ein universaler Mensch Eine Schande ist es durch Studieren es nicht weiter gebracht zu haben als ein Thuringer ein Hesse ein Franke ein Schwabe ein Rheinlander geblieben zu seyn Eine Schande ist es darauf sich etwas einzubilden dass man nichts weiter als ein Provinzial Landsmann geworden ist Sprecht ihr denn Provinzial Sprachen Lebt ihr nach Provinzial Sitten Nein Ihr werdet roth dass man so etwas einen Studierten nur fragen kann Nicht die Weissen sollen Schwarze nicht die Schwarzen Weisse nicht die Wildhessen Althessen nicht die Bayern Franken die Thuringer Schwaben die Mecklenburger Lievlander usf werden sondern ihr sollt nur auch durch eure Einrichtung das werden was ihr alle als Studenten seyd Universale Die Universalitat erstreckt sich aber nicht auf die ganze Welt Ihr lernt auf den Universitaten nicht franzosische englische spanische russische turkische Sitte und Wissenschaft ihr konnt und wollt und das deutsche Volk will samt seinen Fursten nichts anderes werden als gebildete Deutsche die sich alle gleich sind und deren Geschaft uberall frey ist 18 Oken bekam aufgrund dieser Veroffentlichung politische Schwierigkeiten die Auflage seiner Zeitschrift wurde beschlagnahmt Im Jahre 1819 wurde Oken gar vor die Wahl gestellt entweder seine Herausgebertatigkeit oder seine Professur aufzugeben Er liess jedoch von seiner Zeitschrift nicht ab und verzichtete auf das Professorengehalt Heinrich Heine der in Bonn und Gottingen 1819 1820 der jeweiligen Burschenschaft angehort hatte und auf der Wartburg nicht dabei gewesen war ausserte sich mit einigem zeitlichen Abstand zum Wartburgfest Auf der Wartburg krachzte die Vergangenheit ihren obskuren Rabengesang und bei Fackellicht wurden Dummheiten gesagt und getan die des blodsinnigsten Mittelalters wurdig waren Auf der Wartburg herrschte jener beschrankte Teutomanismus der viel von Liebe und Glaube greinte dessen Liebe aber nichts anderes war als Hass des Fremden und dessen Glaube nur in der Unvernunft bestand und der in seiner Unwissenheit nichts Besseres zu erfinden wusste als Bucher zu verbrennen Ich sage Unwissenheit denn in dieser Beziehung war jene fruhere Opposition die wir unter dem Namen die Altdeutschen kennen noch grossartiger als die neuere Opposition obgleich diese nicht gar besonders durch Gelehrsamkeit glanzt Eben derjenige welcher das Bucherverbrennen auf der Wartburg in Vorschlag brachte war auch zugleich das unwissendste Geschopf das je auf Erden turnte und altdeutsche Lesarten herausgab wahrhaftig dieses Subjekt hatte auch Broders lateinische Grammatik ins Feuer werfen sollen 19 Das Zitat Heines Das war ein Vorspiel nur dort wo man Bucher verbrennt verbrennt man auch am Ende Menschen war keine Anspielung auf die Bucherverbrennung wahrend des Wartburgfestes 1817 Das Zitat bezog sich auf eine Verbrennung des Koran wahrend der Eroberung des spanischen Granada durch christliche Ritter in seiner allegorischen Tragodie Almansor 1821 Wortlaut siehe Bucherverbrennung Spatere WartburgfesteWartburgfest 1848 Das Zweite Wartburgfest vom 12 Juni 1848 steht von der Bekanntheit her hinter dem ersten Wartburgfest des Jahres 1817 zuruck Pfingsten 1848 ging es um die zukunftige Verfassung der deutschen Universitaten Dazu trafen sich studierende Vertreter fast aller deutschen Hochschulen die damals im Wesentlichen Studentenverbindungen angehorten die allerdings untereinander durchaus nicht einig waren Vom Historiker Paul Ssymank wurden die Teilnehmer in einen konservativen Flugel bestehend aus 400 bis 500 Angehorigen der alten Corps des Wingolf und der teutonischen Burschenschaften und einen linken Mehrheitsflugel bestehend aus etwa 600 bis 700 studierenden Angehorigen der dem Progress zuneigenden Burschenschaften und Corps der Finkenschaft und osterreichische wie suddeutsche Studenten unterteilt Beseelt von Idealismus dem Wunsch nach akademischer Freiheit und vor dem Hintergrund der Romantik forderten die Studenten von der Frankfurter Nationalversammlung die Uberfuhrung der Universitaten in Nationaleigentum unter gesamtstaatlicher Finanzierungsverantwortung in akademischer Selbstverwaltung Wartburgfest der Republikaner 1929 In bewusster Anknupfung an die republikanischen Ideale der ersten beiden Wartburgfeste veranstalteten das Republikanische Studentenkartell und das Reichsbanner Schwarz Rot Gold am Pfingstsonntag 1929 ein so bezeichnetes Wartburgfest der Republikaner Auf der Kundgebung mit der die Veranstalter ein Zeichen gegen die unter Professoren und Studenten verbreitete Republikfeindlichkeit setzen wollten sprach unter anderem der preussische Innenminister Albert Grzesinski SPD 20 Wartburgfest der Deutschen Studentenschaft 1948 Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs fand im Mai 1948 wiederum in Eisenach ein Wartburgfest der Deutschen Studentenschaft statt das mit dieser Namensgebung ebenfalls die geistige Tradition der ersten beiden Wartburgfeste fur sich reklamierte Allerdings stand diese Veranstaltung bereits im Zeichen der fortschreitenden Spaltung Deutschlands da gleichzeitig ein Deutscher Studententag anlasslich der Wiedereroffnung der Frankfurter Paulskirche stattfand Dieser war Anfang 1948 auf einem Interzonalen Studententag in Berlin von Vertretern aus allen vier Besatzungszonen verabredet worden und galt als letztes Vorbereitungstreffen fur die schliesslich im Januar 1949 erfolgte Grundung des Verbands Deutscher Studentenschaften VDS Allerdings blieben die zu dieser Zeit bereits von der SED dominierten Studentenrate der sowjetischen Besatzungszone dem Frankfurter Treffen demonstrativ fern und luden stattdessen die westdeutschen Hochschulen nach Eisenach ein Laut FDJ Zeitschrift Forum nahmen seinerzeit auch rund 100 Studenten aus den Westzonen sowie erstmals funfzig Vertreter der werktatigen Jugend an dem Treffen teil ausserdem mehrere hochrangige Partei und Staatsvertreter der Ostzone darunter der thuringische Ministerprasident Werner Eggerath und Volksbildungsministerin Marie Torhorst beide SED Weitere Wartburgfeste Geleitet von den Grundsatzen der Urburschenschaft feierte der Wingolfsbund von 1850 bis 1934 regelmassig seine Bundesfeste in Eisenach Nach der Auflosung im Jahre 1936 war eine Neugrundung nach dem Zweiten Weltkrieg nur im westlichen Teil Deutschlands moglich Seit der deutschen Wiedervereinigung fuhren sowohl der Wingolfsbund als auch die Deutsche Burschenschaft wieder regelmassige Wartburgfeste in Eisenach durch Zuvor hatten diese Veranstaltungen an verschiedenen Orten in der damaligen Bundesrepublik stattgefunden 21 Siehe auch Wartburgfeste des WingolfsbundesSiehe auchBurschenschaftsdenkmal Hambacher Fest Teilnehmer am Wartburgfest 1817 Literatur1817 Friedrich Johannes Frommann Das Burschenfest auf der Wartburg am 18ten und 19ten October 1817 Jena 1818 Online Ernst Jung Wartburgfest 1817 Aufbruch zur deutschen Einheit Landeszentrale fur politische Bildung Stuttgart 1991 Klaus Malettke Hrsg 175 Jahre Wartburgfest 18 Oktober 1817 18 Oktober 1992 Winter Heidelberg 1992 ISBN 3 533 04468 8 Hans Ferdinand Massmann Kurze und wahrhaftige Beschreibung des grossen Burschenfestes auf der Wartburg bei Eisenach am 18ten und 19ten des Siegesmonds 1817 als Digitalisat der Ausgabe mit vielen handschriftlichen Anmerkungen bei Google Books Bernhard Sommerlad Wartburgfest und Corpsstudenten In Einst und Jetzt Bd 24 1979 S 16 42 Gunter Steiger Aufbruch Urburschenschaft und Wartburgfest Urania Leipzig 1967 Lutz Winckler Martin Luther als Burger und Patriot Das Reformationsjubilaum von 1817 und der politische Protestantismus des Wartburgfestes Lubeck und Hamburg 1969 Historische Studien 408 1848 Max Friedlander Robert Giseke Das Wartburgfest der deutschen Studenten in der Pfingstwoche des Jahres 1848 Reclam Leipzig 1848 Eckhard Oberdorfer Das zweite Wartburgfest die Rostocker Studenten und die Universitatsreform In Einst und Jetzt Bd 45 2000 S 73 90 Friedrich Schulze Paul Ssymank Das deutsche Studententum von den altesten Zeiten bis zur Gegenwart 1931 Munchen 1932 S 264 268 Heide Thielbeer Universitat und Politik in der Deutschen Revolution von 1848 Bonn 1983 ISBN 3 87831 380 2 1948 Jurgen John Christian Faludi Bearb Stellt alles Trennende zuruck Eine Quellenedition zum Wartburgtreffen der Deutschen Studentenschaft Pfingsten 1948 in Eisenach Steiner Stuttgart 2010 ISBN 978 3 515 09795 6 Detlev E Otto Studenten im geteilten Deutschland Ein Bericht uber die Beziehungen zwischen den Studentenschaften in Ost und Westdeutschland 1945 bis 1958 Verband Deutscher Studentenschaften Bonn 1959 hier insbesondere S 21 f Weblinks nbsp Commons Wartburgfest Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Sammlung von Postkarten der Wartburgfeste der Deutschen Burschenschaft Sammlung von Postkarten der Wartburgfeste des WingolfsbundesEinzelnachweise Gunter Steiger Aufbruch Urburschenschaft und Wartburgfest Urania Leipzig 1967 S 89 Hugo Kuhn Das Wartburgfest am 18 Oktober 1817 Weimar 1913 S 15 Herfried Munkler Die Deutschen und ihre Mythen Rowohlt Berlin Verlag Berlin 2008 S 318 Zu den Zahlen Gunter Steiger Aufbruch Urburschenschaft und Wartburgfest Urania Leipzig 1967 S 82 f Hans Ulrich Wehler Deutsche Gesellschaftsgeschichte Bd 2 Von der Reformara bis zur industriellen und politischen Deutschen Doppelrevolution C H Beck Munchen 1987 S 335 Herfried Munkler Die Deutschen und ihre Mythen Rowohlt Berlin Verlag Berlin 2008 S 318 Etienne Francois Die Wartburg In Ders und Hagen Schulze Hrsg Deutsche Erinnerungsorte Bd 2 C H Beck Munchen 2001 S 55 Gunter Steiger Aufbruch Urburschenschaft und Wartburgfest Urania Verlag Freiburg 1967 Auch zum Folgenden Herfried Munkler Die Deutschen und ihre Mythen Rowohlt Berlin Verlag Berlin 2008 S 319 f Werner Tress Wartburgfest In Wolfgang Benz Hrsg Handbuch des Antisemitismus Bd 4 Ereignisse Dekrete Kontroversen de Gruyter Saur Berlin 2011 ISBN 978 3 598 24076 8 S 434 f abgerufen uber De Gruyter Online Werner Bergmann Jahn Friedrich Ludwig In Wolfgang Benz Hrsg Handbuch des Antisemitismus Bd 2 1 Personen Berlin 2009 S 406 Ulrich Wyrwa Deutsche Burschenschaften in Wolfgang Benz Hrsg Handbuch des Antisemitismus Bd 5 Organisationen Institutionen Bewegungen Berlin 2012 S 138 140 Joachim Burkhart Richter Hans Ferdinand Massmann Altdeutscher Patriotismus im 19 Jahrhundert de Gruyter Berlin 1992 S 77 78 Peter Kaupp Burschenschaft und Antisemitismus Online Veroffentlichung der Gesellschaft 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