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Der Studierendenrat auch Studentenrat oder StudentInnenrat oft abgekurzt StuRa oder auch SR ist eine Form der Studierendenvertretung an Hochschulen Die Bezeichnung ist heute vor allem in Ostdeutschland und in der Schweiz verbreitet kennzeichnet jedoch aufgrund lokal abweichender Wahl und Reprasentationsmodelle zum Teil verschiedene Gremien In der Mehrheit der Falle entspricht er dem andernorts ublichen Studierendenparlament StuPa und wahlt zum Beispiel den Allgemeinen Studierendenausschuss AStA an einigen ostdeutschen Hochschulen vereint er aber auch legislative und exekutive Funktionen auf sich Studierendenrat in Freiburg im Breisgau mit Regenbogenflagge Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Studentenrate heute 2 1 Ostdeutschland 2 2 Westdeutschland 2 3 Schweiz 3 Literatur 4 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDer Begriff Studentenrat im Unterschied zum alteren Studentenausschuss taucht erstmals wahrend der Novemberrevolution 1918 in Deutschland auf als sich in Anlehnung an die revolutionaren Arbeiter und Soldatenrate an mehreren Hochschulen zum Beispiel in Berlin Studentenrate bildeten 1 Diese wurden jedoch alsbald durch gewahlte Vertretungen ersetzt die spatestens seit dem Wurzburger Studententag 1919 wieder die traditionelle Bezeichnung Allgemeiner Studentenausschuss annahmen Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Begriff Studentenrat vor allem an den Hochschulen der sowjetischen Besatzungszone wieder fur einige Jahre gebrauchlich Allerdings hatte der abweichende Name seinerzeit keinerlei tiefere Bedeutung da sich die ostdeutschen Studentenrate ebenso wie die westdeutschen Studentenausschusse aus direkt gewahlten Fakultatsvertretern zusammensetzten Im Zuge der sozialistischen Umgestaltung des ostdeutschen Hochschulwesens wurden die Studentenrate jedoch Anfang der funfziger Jahre aufgelost und durch die Hochschulgruppenleitungen der DDR Staatsjugend Freie Deutsche Jugend ersetzt 2 In der Wendezeit 1989 1990 lebte der Begriff dann erneut auf als die Studierenden vieler ostdeutscher Hochschulen in Urabstimmungen die Abdankung der FDJ Leitungen erzwangen und an ihrer Stelle wieder Studentenrate als Interessenvertretung wahlten Diese bildeten zeitweilig eine DDR weite Konferenz der Studentenschaften KdS die auch nach dem Beitritt zur Bundesrepublik noch weiterbestand und ihre Arbeit erst 1993 einstellte 3 4 Studentenrate heute BearbeitenOstdeutschland Bearbeiten Auch heute tragt an vielen ostdeutschen Hochschulen in Sachsen 25 SachsHSFG und Sachsen Anhalt 65 Abs 2 S 2 HSG LSA sogar in den jeweiligen Hochschulgesetzen verankert das zentrale Organ der Studierendenschaft die Bezeichnung Studenten oder haufig Studierendenrat Oft vereint er dort legislative und exekutive Funktionen auf sich Manche StuRa bilden wie ein AStA auch aus ihrer Mitte Referate fur bestimmte Aufgabengebiete sowie einen geschaftsfuhrenden Ausschuss den SprecherInnenrat 5 Im klassischen Modell ist der Studentenrat aus Vertretern der Fachschaftsrate zusammengesetzt dort gibt es also keine gesonderte hochschulweite StuRa Wahl In Sachsen ist dieser Aufbau sogar durch Landesgesetz 26 SachsHSFG vor dem 1 Januar 2009 76 SachsHG vorgesehen In anderen Bundeslandern gibt es aber auch Studentenrate die analog zu den westdeutschen Studentenparlamenten aus hochschulweiten Wahlen hervorgehen 6 Allerdings ist an vielen ostdeutschen Hochschulen bis heute das Mehrheitswahlsystem verbreitet bei dem an Stelle konkurrierender Listen lediglich Einzelkandidaten zur Wahl stehen Auch existieren haufig Wahlkreise und Mindestquoten fur bestimmte Facher oder Fakultaten Aufgrund ihrer Entstehung in Opposition zur politischen FDJ betonten die StuRa besonders in der Anfangszeit ihren Charakter als rein studentische Interessenvertretung Als solche wollten sie sich vor allem hochschul und studienbezogen aussern und die Studierenden gegenuber der Hochschule und dem Staat vertreten Ein in diesem Zusammenhang bedeutsames konstitutives Element der Studentenrate bildete das imperative Mandat das aber durch die geltenden Landesgesetze inzwischen nicht mehr zulassig ist Unter Berufung auf ratedemokratische Vorstellungen wird das StuRa Modell von seinen Vertretern zum Teil bis heute auch als Alternativentwurf zum parlamentarischen System angesehen Vornehmlich westdeutsche Kritiker hielten dem StuRa System lange Zeit entgegen dass es politisches Denken und Handeln in effektiven Kategorien behindere und daruber hinaus seine Aufgaben unter einem verengten interessenvertretungspolitischen oder standischen Ansatz wahrnehme Auch wird die fehlende Gewaltenteilung d h die mangelnde Kontrollmoglichkeit durch ein zweites Gremium beklagt Da jedoch auch die traditionell starker politisierten Studentenparlamente in Westdeutschland ausweislich der Wahlbeteiligungen seit Jahren unter Akzeptanzproblemen leiden nehmen neuere Uberlegungen innerhalb der Studierendenschaft zum Beispiel an den Universitaten Mainz und Hannover Anregungen aus dem StuRa System auf und entwickeln diese in Richtung eines Zweikammersystems weiter in dem Fachschaftsinteressen und kompetenzen starker zur Geltung kommen sollen Westdeutschland Bearbeiten Vereinzelt gab und gibt es auch an westdeutschen Hochschulen die Bezeichnung Studentenrat So hiess zum Beispiel das Studentenparlament der Universitat Gottingen mindestens bis in die 1960er Jahre hinein Studentenrat In Bremen wird das legislative Wahlgremium der Studentenschaft auch heute noch im Hochschulgesetz als Studentenrat bezeichnet 45 BremHG An der Universitat Augsburg gibt es an manchen Fakultaten Studierendenrate anstelle der Fachschaftrate Mit der Wiedereinfuhrung der Verfassten Studierendenschaft in Baden Wurttemberg haben sich an einigen dortigen Hochschulen ebenfalls Studierendenrate konstituiert unter anderem an den Universitaten Freiburg Heidelberg und Tubingen sowie an der Hochschule Ulm Diese Studierendenrate unterscheiden sich allerdings voneinander was das Krafteverhaltnis von Fachschaften und hochschulweit gewahlten Listen angeht Schweiz Bearbeiten Auch in der Schweiz gibt bzw gab es an den Universitaten Basel Bern Freiburg Luzern und Zurich Studierenden bzw StudentInnenrate 7 Diese sind dort in der Regel das gewahlte Legislativorgan der jeweiligen Studierendenschaft und insofern grundsatzlich den deutschen Studentenparlamenten vergleichbar Eine Besonderheit stellte der StuRa der Universitat Zurich dar weil hier seit 1978 keine offentlich rechtliche Studierendenschaft mit eigener Beitragshoheit mehr bestand Zwar war der StuRa weiterhin als offizielle Studierendenvertretung im Universitatsgesetz verankert und entsandte beispielsweise studentische Vertreterinnen und Vertreter in gesamtuniversitare Gremien verfugte jedoch uber kein eigenes Budget mehr 8 2012 wurde der StuRa durch den im Zurcher Universitatsgesetz verankerten Verband der Studierenden der Universitat Zurich VSUZH ersetzt 9 Literatur BearbeitenUdo Grashoff Studenten im Aufbruch Unabhangige studentische Interessenvertretung an der Martin Luther Universitat Halle Wittenberg 1987 1992 Hrsg Zeit Geschichten e V Verein fur Erlebte Geschichte Mitteldeutscher Verlag Halle Saale 2019 ISBN 978 3 96311 208 9 112 Seiten Peer Pasternack Die StuRa StoRy Studentische Interessenvertretung in Ostdeutschland seit 1989 In Peer Pasternack und Thomas Neie Hrsg stud ost 1989 1999 Wandel von Lebenswelt und Engagement der Studierenden in Ostdeutschland Akademische Verlagsanstalt Leipzig 2000 ISBN 3 931982 21 1 S 28 53 Uwe Rohwedder Am Ende des Sonderwegs Anmerkungen zu zehn Jahren Studierendenpolitik in Ostdeutschland In Bundesvorstand der Juso Hochschulgruppen Hrsg Studierendenpolitik seit der Wiedervereinigung Berlin 2000 Malte Sieber und Ronald Freytag Kinder des Systems DDR Studenten vor im und nach dem Herbst 89 Morgenbuch Berlin 1993 ISBN 3 371 00363 9 Einzelnachweise Bearbeiten Ulrich Linse Hochschulrevolution Zur Ideologie und Praxis sozialistischer deutscher Studentengruppen wahrend der deutschen Revolutionszeit 1918 19 In Archiv fur Sozialgeschichte Band 14 1974 S 1 114 Ilko Sascha Kowalczuk Geist im Dienste der Macht Hochschulpolitik in der SBZDDR 1945 bis 1961 Ch Links Verlag Berlin 2003 ISBN 3 86153 296 4 Peer Pasternack Die StuRa StoRy Studentische Interessenvertretung in Ostdeutschland seit 1989 In Peer Pasternack und Thomas Neie Hrsg stud ost 1989 1999 Wandel von Lebenswelt und Engagement der Studierenden in Ostdeutschland Akademische Verlagsanstalt Leipzig 2000 ISBN 3 931982 21 1 S 28 53 Malte Sieber und Ronald Freytag Kinder des Systems DDR Studenten vor im und nach dem Herbst 89 Morgenbuch Berlin 1993 ISBN 3 371 00363 9 An der Humboldt Universitat zu Berlin nennt sich der SprecherInnenrat ReferentInnenrat mit dem Zusatz gesetzl AStA Ausserdem gibt es dort zwei Fachschaftrate ev Theologie und Wirtschaftswissenschaften die sich selbst als Studierendenrat ebenfalls mit dem Zusatz gesetzl Fachschaftrat bezeichnen Z B an der Universitat Rostock Homepage des StuRa an der Universitat Rostock Abgerufen am 16 Mai 2019 Vgl http www skuba ch http www sub unibe ch http www unifr ch agef de inside http studunilu ch Abruf 1 Februar 2013 Archivierte Kopie Memento vom 18 Januar 2013 im Internet Archive Abruf 1 Februar 2013 VSUZH Historisches Verband der Studierenden der Universitat Zurich abgerufen am 16 Mai 2019 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Studierendenrat amp oldid 232459549