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Der Verband Deutscher Studentenschaften ab 1975 Vereinigte Deutsche Studentenschaften abgekurzt VDS oder vds war von 1949 bis 1990 die studentische Interessenvertretung der damaligen Bundesrepublik und West Berlins Dem VDS gehorten anfangs nur die Studentenschaften der Universitaten und Hochschulen mit Promotionsrecht an zirka 50 nach der Vereinigung mit den zuvor getrennt organisierten Fachhochschulvertretungen im Jahr 1975 hatte der Verband 161 Mitglieder 1 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Nachfolgeorganisationen 3 Bekannte Ehemalige 4 Literatur 5 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenNach dem Ende des Zweiten Weltkriegs losten die Alliierten die Deutsche Studentenschaft als NS Organisation auf Kontrollratsgesetz Nr 2 unterstutzten aber zugleich den Neuaufbau demokratischer Studentenvertretungen an den deutschen Hochschulen Ab 1946 fanden die ersten Studententage auf Zonenebene statt der einzige gesamtdeutsche Studententag 1948 in Berlin war aber bereits vom aufkommenden Ost West Konflikt uberschattet So sahen sich die anfangs noch frei gewahlten Studentenrate in der sowjetischen Besatzungszone zunehmend den Machtanspruchen von SED und FDJ ausgesetzt Der Widerstand dagegen fuhrte im Laufe des Jahres zur Grundung der Freien Universitat im Westteil Berlins wie auch zur Spaltung der gesamten Studentenschaft Am 30 Januar 1949 wurde in Marburg von Vertretern der westdeutschen und West Berliner Hochschulen der Verband Deutscher Studentenschaften gegrundet der im Juli 1949 schliesslich jede Zusammenarbeit mit den ostdeutschen Studentenraten abbrach 2 In der Folgezeit setzte sich der Verband vornehmlich fur die Betreuung von Fluchtlingsstudenten und politisch verfolgten Kommilitonen in der DDR fur die Wiederanknupfung von Auslandskontakten sowie fur die sozialen Belange der Studierenden ein Als grosster politischer Erfolg des VDS gilt bis heute die Einfuhrung einer allgemeinen Studienforderung nach dem sogenannten Honnefer Modell 1957 aus dem spater das heutige BAfoG hervorging 3 Spater traten Forderungen nach einer grundlegenden Reform der Hochschulen insbesondere nach studentischer Mitbestimmung in den Vordergrund So verfasste eine Kommission des VDS 1962 eine vielbeachtete Denkschrift zur Grundung und Ausgestaltung neuer Hochschulen 4 Hochstes Organ des VDS war die einmal jahrlich tagende Mitgliederversammlung in der die einzelnen Hochschulen durch ihre AStA Vorsitzenden und ggf weitere Delegierte vertreten waren Zwischen den Mitgliederversammlungen nahm die Delegiertenkonferenz ab 1961 Delegiertenrat ab 1969 Zentralrat deren legislative Aufgaben wahr und kontrollierte die Arbeit des in der Regel vierkopfigen Vorstandes Neben seiner Geschaftsstelle in Bonn unterhielt der VDS mehrere Fachamter darunter das Amt fur Gesamtdeutsche Studentenfragen AGSF in West Berlin sowie ein ebenfalls mit der Fluchtlingsbetreuung betrautes Sozialamt in Bonn aus dem spater die Otto Benecke Stiftung hervorging 5 Hinzu kam der in Darmstadt ansassige Allgemeine Deutsche Hochschulsportverband ADH der die Aufgaben eines VDS Sportamtes wahrnahm Zur Wahrnehmung fachlicher Belange waren die ortlichen Fachschaften uberregional zu Fachverbanden zusammengeschlossen aus denen spater die heutigen Bundesfachschaftentagungen hervorgingen Zur Vertretung gemeinsamer Interessen bildete der VDS seit 1952 mit den Studentenverbanden der so genannten nichtwissenschaftlichen Hochschulen padagogische Hochschulen hohere Wirtschafts und Ingenieurschulen den Deutschen Bundesstudentenring 6 Politisch verstand sich der VDS bis in die 1960er Jahre hinein als neutrale Interessenvertretung aller Studenten Parteipolitische Gruppen spielten seinerzeit nur eine geringe Rolle zumal da die lokalen Studentenausschusse lange Zeit nicht aus Listenwahlen hervorgingen sondern sich wie heute wieder an einigen ostdeutschen Hochschulen aus direkt gewahlten Fakultatsvertretern zusammensetzten Auch traditionelle Studentenverbindungen waren anfangs im VDS verpont erst 1956 gelang es einem Angehorigen einer schlagenden Verbindung zum Vorsitzenden des VDS gewahlt zu werden 7 Fur die Offenheit des damaligen VDS spricht dass sein Nachfolger wiederum dem Sozialistischen Deutschen Studentenbund SDS angehorte beide achteten im Ubrigen streng darauf nicht als Vertreter ihrer jeweiligen Gruppierung wahrgenommen zu werden Im Zuge der Studentenbewegung Ende der 1960er gewannen indes linke Gruppen die Mehrheit in den ASten und im VDS 1969 versuchte die Fuhrung des SDS vorubergehend den aus ihrer Sicht reaktionaren VDS ganz zu zerschlagen nachdem dessen Umwandlung in einen revolutionaren Kampfverband nicht gelungen war Innerhalb weniger Monate wurden die Bonner Geschaftsstelle aufgelost und samtliche Vermogenswerte verkauft Nach Veroffentlichung einer Liquidierungserklarung trat der SDS VDS Vorstand schliesslich Ende 1969 zuruck und vom Amtsgericht wurde ein Notvorstand bestellt Nach der Selbstauflosung des SDS ubernahmen in den 1970er Jahren andere linke Gruppen MSB Spartakus Sozialistischer Hochschulbund SHB Juso Hochschulgruppen Liberaler Hochschulverband und Basisgruppen die Fuhrung des so geschwachten VDS Auch der 1975 erfolgte Zusammenschluss mit den Fachhochschulverbanden konnte den politischen Bedeutungsverlust des Verbandes langfristig nicht aufhalten Anfang 1990 brachen die Vereinigten Deutschen Studentenschaften schliesslich im Streit auseinander nachdem sich die verschiedenen in ihr vertretenen Stromungen weder uber die kunftige Arbeit des Verbandes noch uber die Bewertung des chinesischen Tian anmen Massakers im Sommer 1989 einigen konnten Nach dem Auszug von Juso Hochschulgruppen und grun alternativen Basisgruppen waren die VDS faktisch tot eine offizielle Auflosung erfolgte mangels Beschlussfahigkeit nie 8 Die VDS war Mitglied des Western European Student Information Bureau WESIB der heutigen European Students Union ESU Nachfolgeorganisationen BearbeitenAls faktischer Nachfolgeverband der VDS gilt der 1993 gegrundete freie zusammenschluss von studentInnenschaften Daneben besteht der einstige VDS Projektbereich Studienplatztausch als eingetragener Verein fort und betreibt heute eine Tauschborse im Internet 9 Auch der Reisedienst Deutscher Studentenschaften rds an dem die VDS als Mehrheitsgesellschafter beteiligt waren existiert bis heute und fungiert als autorisierter Herausgeber des Internationalen Studentenausweises ISIC fur Deutschland 10 Bekannte Ehemalige BearbeitenHans Altendorf Vorstand 1972 73 SHB spater Direktor bei der Stasi Unterlagenbehorde BStU Rudolf von Bennigsen Foerder Vorstand 1949 50 spater Vorstandsvorsitzender der VEBA AG Wolfgang Bergsdorf VDS Sozialreferent 1963 64 ehemals Prasident der Universitat Erfurt Pascal Beucker Vorstand 1989 90 RSG Journalist Tissy Bruns Vorstand ab 1978 MSB Spartakus Journalistin Joseph Bucker Vorstand 1953 54 spater Direktor beim Deutschen Bundestag Friedemann Buttner Vorstand 1961 62 spater Politikprofessor an der Freien Universitat Berlin Dieter Julius Cronenberg Vorstand 1954 55 spater Bundestagsvizeprasident Frank Dahrendorf Vorstand 1956 57 spater Justizsenator in Hamburg und Innensenator in Berlin Eberhard Diepgen Vorstand 1965 66 spater Regierender Burgermeister in Berlin Jochen Dietrich Vorstand ab 1977 SHB Autor und Journalist Christoph Ehmann Vorsitzender 1968 69 spater u a Staatssekretar in Mecklenburg Vorpommern Carl Heinz Evers Geschaftsfuhrer Amt fur gesamtdeutsche Studentenfragen 1950 1952 spater Schulsenator in Berlin Fritz Fliszar Leiter der politischen Abteilung 1966 1968 spater FDP Bundesgeschaftsfuhrer Herbert Gassert Vorsitzender 1953 54 spater Vorstandsvorsitzender der BBC AG Mannheim Volker Gerhardt Vorstand 1968 69 Philosophieprofessor an der Humboldt Universitat zu Berlin Paul Leo Giani Vorstand 1965 66 spater SPD Politiker in Hessen Helmut Glaszinski Grundungsvorsitzender 1949 spater Manager bei Mannesmann Gerhard Grohs Vorstand 1953 54 Soziologieprofessor in Mainz Rudolf Hartung Vorstand 1975 76 Juso Hochschulgruppen SPD Politiker Hannes Heer Vorstand 1969 freier Autor und Ausstellungsmacher Wolfgang Heinz Abteilungsleiter Innenpolitik 1964 1966 FDP Politiker Ludolf Herrmann VDS Pressereferent 1961 1963 spater Chefredakteur von Christ und Welt sowie Capital Otto Herz Vorstand 1967 68 spater u a GEW Bundesvorstand Walter Hirche Vorsitzender 1966 67 spater Wirtschaftsminister in Brandenburg und Niedersachsen 2002 2004 Prasident der Deutschen UNESCO Kommission Gerd Kohler Vorstand 1970 71 SHB spater u a bis 2006 GEW Bundesvorstand Lothar Krappmann Vorsitzender 1962 1964 spater Professor am Max Planck Institut fur Bildungsforschung in Berlin Karl Heinz Krems Vorstand 1977 78 LHV spater SPD Politiker und Staatssekretar in Nordrhein Westfalen Manfred Lennings Vorsitzender 1959 60 spater Manager in der Montanindustrie Wolfgang Lieb Mitglied des Notvorstands 1969 70 spater Staatssekretar in Nordrhein Westfalen Steffen Lehndorff Vorstand 1970 71 MSB Spartakus Klaus Meschkat Vorsitzender 1958 59 spater Professor fur Soziologie Gunter Meyer Vorstand 1961 62 spater CDU Politiker und Staatsminister in Sachsen Rolf Moller 2 Vorsitzender 1955 56 spater Generalsekretar der VolkswagenStiftung Bernhard von Mutius Vorstand 1970 71 Bjorn Patzoldt Vorstand 1968 69 Verleger Helmut Reihlen Vorstand 1957 58 spater Direktor des Deutschen Instituts fur Normung und Prases der Landessynode der Evangelischen Kirche in Berlin Brandenburg Ottmar Schreiner Vorstand 1973 74 Juso Hochschulgruppen SPD Politiker Dietrich Spangenberg Leiter Amt fur gesamtdeutsche Studentenfragen des VDS 1951 1958 spater Senatskanzleichef in Berlin und Staatssekretar in Bonn Ernst Christoph Stolper Vorsitzender 1984 1986 LHV spater Vorsitzender der Jungdemokraten gruner Politiker Staatssekretar in Rheinland Pfalz BUND Leander Sukov Geschaftsfuhrer 1982 1984 damals Mitglied der Juso HSG Freudenberger Kreis jetzt Schriftsteller Mitglied des PEN und des VS Walther Troger 1953 1961 Geschaftsfuhrer des Allg Deutschen Hochschulsportverbands ADH spater Prasident und Ehrenprasident des Nationalen Olympischen Komitees fur Deutschland Peter Wahl Vorstand 1973 74 MSB Spartakus spater Mitbegrunder von attac Christian Walther Vorstand 1980 81 LHV Journalist Dieter Wellershoff Chefredakteur der Deutschen Studentenzeitung freier Schriftsteller Dietrich Wetzel Vorsitzender 1960 61 spater Publizist und MdB fur Die Grunen Jurgen Wohlrabe Berliner Landesvorsitzender 1960 61 sowie CDU und RCDS Mitglied Literatur BearbeitenUwe Rohwedder Kalter Krieg und Hochschulreform Der Verband Deutscher Studentenschaften in der fruhen Bundesrepublik 1949 69 Essen 2012 ISBN 978 3 8375 0748 5 Einzelnachweise Bearbeiten Protokoll der VDS Grundungsversammlung 1975 S 3 6 Detlev E Otto Studenten im geteilten Deutschland Ein Bericht uber die Beziehungen zwischen den Studentenschaften in Ost und Westdeutschland 1945 bis 1958 Bonn 1959 Schriften des VDS 1 Klaus Meschkat Was ist dem Staat der Nachwuchs wert Die Auseinandersetzung um das Modell einer allgemeinen Studentenforderung in der Bundesrepublik und Westberlin Bonn 1960 Schriften des VDS 2 Studenten und die neue Universitat Gutachten einer Kommission des VDS zur Neugrundung von Wissenschaftlichen Hochschulen Bonn 1962 Marianne Kruger Potratz Hrsg Integration stiften 50 Jahre OBS Engagement fur Qualifikation und Partizipation V amp R unipress GmbH Gottingen 2015 ISBN 978 3 8471 0397 4 Rohwedder S 61 ff Rohwedder S 73 ff Weniger Gelaber In Der Spiegel 43 1990 Onlinefassung studienplatztausch de isic deNormdaten Korperschaft GND 4630615 8 lobid OGND AKS LCCN no91027931 VIAF 121871136 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Verband Deutscher Studentenschaften amp oldid 237877104