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Dieser Artikel behandelt den deutsch osterreichischen Historiker Zum Schweizer Oberpostdirektor siehe Heinrich Lutz Beamter Heinrich Lutz 20 August 1922 in Wolfratshausen 18 Mai 1986 in Stift Zwettl war ein deutsch osterreichischer Historiker Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Wirken 2 Schriften Auswahl 3 Literatur 4 Weblinks 5 AnmerkungenLeben und Wirken Bearbeiten nbsp Grab am Friedhof HinterbruhlHeinrich Lutz wurde als Sohn eines Ingenieurs und einer Pharmazeutin geboren Er hatte eine Schwester und vier Bruder darunter den Soziologen Burkart Lutz Lutz wuchs in Essen und Augsburg auf wo er das von Benediktinern gefuhrte Gymnasium St Stephan besuchte Nach dem Abitur begann er 1940 41 das Studium der Geschichte und klassischen Philologie an der Ludwig Maximilians Universitat Munchen das er wegen des Kriegsdienstes und der Kriegsgefangenschaft unterbrechen musste Noch als Student kam Lutz bei einem vorgeschriebenen Ferieneinsatz in Lodz im Sommer 1941 in Beruhrung mit der deutschen Besatzungsherrschaft Den pragenden Eindruck formulierte er spater so Es war uns 19jahrigen Studenten bald klar dass hier an Juden und Polen das im Gange war was die wissenschaftliche Sprache Genocid nennt also Volkermord 1 In den Jahren 1945 bis 1951 setzte Lutz sein Studium fort das er mit beiden Staatsexamina abschloss Im Jahr 1952 wurde er bei Franz Schnabel mit der Arbeit Conrad Peutinger Beitrage zu einer politischen Biographie promoviert Anschliessend arbeitete Lutz kurzzeitig als Studienrat in Munchen Von 1953 bis 1960 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Deutschen Historischen Institut in Rom Im Jahr 1961 habilitierte er sich in Munchen mit der von Schnabel betreuten Arbeit Christianitas afflicta Europa das Reich und die papstliche Politik im Niedergang der Hegemonie Kaiser Karls V Im folgenden Jahr wurde Lutz als ausserordentlicher Professor fur Geschichte und Kunstgeschichte an die Philosophisch theologische Hochschule Passau berufen schon 1963 wechselte er als ordentlicher Professor an die Universitat Saarbrucken Von 1966 bis zu seinem Tod lehrte und forschte Lutz als Nachfolger von Hugo Hantsch auf einer Professur fur die Geschichte der Neuzeit an der Universitat Wien Einen Ruf an die Freie Universitat Berlin lehnte er 1979 ab Zu seinen akademischen Schulern gehoren Alfred Kohler und Moritz Csaky Seit 1969 war Lutz ordentliches Mitglied der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften von 1971 bis 1986 leitete er fur die Kommission die Abteilung Deutsche Reichstagsakten Jungere Reihe im Marz 1985 wurde er als Nachfolger Theodor Schieders zum Prasidenten der Kommission gewahlt ihm selbst folgte Eberhard Weis nach Seit 1983 war Lutz korrespondierendes Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften Zudem war er seit 1968 korrespondierendes seit 1973 wirkliches Mitglied der Osterreichischen Akademie der Wissenschaften Lutz war Mitglied in den Beiraten des Deutschen Historischen Instituts in Rom und des Historischen Kollegs in Munchen zu dessen ersten Stipendiaten er 1980 81 gehorte Zudem war er Beirat des Max Planck Instituts fur Geschichte In dieser Funktion gehorte er dem Beratungsgremium der deutschen Bundesregierung an das die Planung des Deutschen Historischen Museums in Berlin begleitete 2 Lutz hinterliess ein umfangreiches Gesamtwerk das 18 Monographien funf grosse Handbuchbeitrage zur europaischen italienischen deutschen und bayerischen Geschichte etwa 20 von ihm herausgegebene Bande sowie um die 100 wissenschaftliche Aufsatze umfasst 3 Dabei sind zwei Forschungsschwerpunkte klar erkennbar Lutz Hauptarbeitsgebiet war seit den akademischen Qualifikationsschriften die Politik Karls V der Humanismus und die Reformation Er legte wichtige Gesamtdarstellungen zum Konfessionellen Zeitalter vor insbesondere das Studienbuch Reformation und Gegenreformation und die grosse Synthese Das Ringen um deutsche Einheit und kirchliche Erneuerung im Rahmen der Propylaen Geschichte Deutschlands Daneben trat er als Editor hervor Er bearbeitete drei Bande im Rahmen der Nuntiaturberichte aus Deutschland nebst erganzenden Aktenstucken fur den Zeitraum 1552 bis 1556 die in den Jahren 1959 1971 und 1981 erschienen 4 und edierte mit Alfred Kohler das Reichstagsprotokoll des kaiserlichen Kommissars Felix Hornung fur den Reichstag von 1555 5 Den zweiten Forschungsschwerpunkt bildete das 19 Jahrhundert dem sich Lutz seit seinem Wechsel nach Wien verstarkt zuwandte 1979 trat er mit der Untersuchung Osterreich Ungarn und die Grundung des Deutschen Reiches hervor die auf umfangreichen Archivrecherchen beruhte und die auswartige Politik der Habsburgermonarchie zwischen 1867 und 1871 darstellte Mit seinem letzten grossen Buch Zwischen Habsburg und Preussen Deutschland 1815 1866 bot er 1985 fur ein grosseres Publikum geschrieben gewissermassen die Vorgeschichte er stellte hier die deutsche Geschichte in der Epoche des Deutschen Bundes unter Einbeziehung der wirtschaftlichen gesellschaftlichen und kulturellen Entwicklungen dar und setzte einen besonderen Akzent indem er die Geschichte Osterreich Ungarns stark berucksichtigte Damit unterschied sich Lutz Darstellung erheblich von den konkurrierenden Gesamtdarstellungen jener Zeit Thomas Nipperdeys Deutscher Geschichte 1800 1866 und Hans Ulrich Wehlers Deutscher Gesellschaftsgeschichte Daneben publizierte Lutz zu einer Vielzahl weiterer Themen etwa der italienischen Geschichte des 16 und 17 Jahrhunderts der katholischen Zeitgeschichte und der Geschichte und Theorie der Geschichtswissenschaft noch sechs Tage vor seinem Tod hatte er in der Bayerischen Akademie der Wissenschaften den Festvortrag Rankes bayerische Politik Nationale und weltgeschichtliche Perspektiven gehalten 6 Heinrich Lutz war seit 1953 verheiratet und hatte eine Tochter und drei Sohne darunter den Demografieforscher Wolfgang Lutz Der engagierte Katholik starb bei einem Ausflug seiner Wiener Gemeinde nach Zwettl Begraben ist er am Friedhof Hinterbruhl Schriften Auswahl BearbeitenConrad Peutinger Beitrage zu einer politischer Biographie Abhandlungen zur Geschichte der Stadt Augsburg Band 9 Die Brigg Augsburg 1958 zugleich Dissertation an der Universitat Munchen Philosophische Fakultat 15 Mai 1953 Demokratie im Zwielicht Der Weg der deutschen Katholiken aus dem Kaiserreich in die Republik 1914 1925 Kosel Munchen 1963 Der politische und religiose Aufbruch Europas im 16 Jahrhundert In Propylaen Weltgeschichte Band 7 hrsg von Golo Mann und August Nitschke Propylaen Verlag Berlin 1964 S 25 132 Christianitas afflicta Europa das Reich und die papstliche Politik im Niedergang der Hegemonie Kaiser Karls V 1552 1556 Vandenhoeck und Ruprecht Gottingen 1964 Osterreich Ungarn und die Grundung des Deutschen Reiches Europaische Entscheidungen 1867 1871 Propylaen Frankfurt am Main 1979 ISBN 3 549 07392 5 Reformation und Gegenreformation Oldenbourg Grundriss der Geschichte Band 10 Oldenbourg Munchen 1979 ISBN 3 486 49585 2 Die deutsche Nation zu Beginn der Neuzeit Fragen nach dem Gelingen und Scheitern deutscher Einheit im 16 Jahrhundert Schriften des Historischen Kollegs Vortrage Bd 1 Munchen 1982 Digitalisat Herausgeber Das romische deutsche Reich im politischen System Karls V Schriften des Historischen Kollegs Kolloquien Bd 1 Oldenbourg Munchen 1982 ISBN 978 3 486 51371 4 Digitalisat Das Ringen um deutsche Einheit und kirchliche Erneuerung Von Maximilian I bis zum Westfalischen Frieden 1490 bis 1648 Propylaen Geschichte Deutschlands Band 4 Propylaen Verlag Berlin 1983 ISBN 978 3 549 05814 5 Zwischen Habsburg und Preussen Deutschland 1815 1866 Die Deutschen und ihre Nation Band 2 Siedler Berlin 1985 ISBN 978 3 88680 055 1 Literatur BearbeitenKarl Otmar von Aretin Heinrich Lutz In Historische Zeitschrift 244 1987 S 487 493 Eberhard Weis Lutz Heinrich In Neue Deutsche Biographie NDB Band 15 Duncker amp Humblot Berlin 1987 ISBN 3 428 00196 6 S 567 f Digitalisat Eberhard Weis Heinrich Lutz 20 8 1922 18 5 1986 In Jahrbuch Bayerische Akademie der Wissenschaften 1986 1987 S 279 281 online Eberhard Weis Heinrich Lutz In Historisches Jahrbuch 108 1988 S 515 518 Alfred Kohler Gerald Stourzh Hrsg Die Einheit der Neuzeit Zum historischen Werk von Heinrich Lutz Oldenbourg Munchen 1989 Weblinks BearbeitenHeinrich Lutz im Wien Geschichte Wiki der Stadt WienAnmerkungen Bearbeiten Heinrich Lutz Kirchliche Erneuerung und deutsche Schicksale Zeitfragen im Spiegel der Erfahrungen des Jahrgangs 1922 In Alfred Kohler Gerald Stourzh Hrsg Die Einheit der Neuzeit Zum historischen Werk von Heinrich Lutz Munchen 1989 S 83 96 hier S 87 Wiederabdruck eines Textes den Lutz 1970 erstmals veroffentlicht hatte Alfred Kohler Gerald Stourzh Hrsg Die Einheit der Neuzeit Zum historischen Werk von Heinrich Lutz Munchen 1989 S 9 11 Zur Einfuhrung Eberhard Weis Heinrich Lutz In Historisches Jahrbuch 108 1988 S 515 518 hier S 517 Nuntiaturberichte aus Deutschland nebst erganzenden Aktenstucken 1 Abteilung 1553 1559 Band 13 Nuntiaturen des Pietro Camaiani und Achille de Grassi Legation des Girolamo Dandino 1552 1553 Bearb von Heinrich Lutz Tubingen 1959 Band 14 Nuntiatur des Girolamo Muzzarelli Sendung des Antonio Agustin Legation des Scipione Rebiba 1554 1556 Bearb von Heinrich Lutz Tubingen 1971 Band 15 Friedenslegation des Reginald Pole zu Kaiser Karl V und Konig Heinrich II 1553 1555 Bearb von Heinrich Lutz Tubingen 1981 Das Reichstagsprotokoll des kaiserlichen Kommissars Felix Hornung vom Augsburger Reichstag 1555 Mit einem Anhang Die Denkschrift des Reichsvizekanzlers Georg Sigmund Selb Hrsg von Heinrich Lutz Wien 1971 Heinrich Lutz Rankes bayerische Politik Nationale und weltgeschichtliche Perspektiven In Historische Zeitschrift 244 1987 S 265 284 Normdaten Person GND 118852809 lobid OGND AKS LCCN n50043021 VIAF 6178928 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Lutz HeinrichKURZBESCHREIBUNG deutsch osterreichischer HistorikerGEBURTSDATUM 20 August 1922GEBURTSORT WolfratshausenSTERBEDATUM 18 Mai 1986STERBEORT Stift Zwettl Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Heinrich Lutz amp oldid 237036372