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Louis Adolphe Thiers 16 April 1797 in Marseille 3 September 1877 in Saint Germain en Laye war ein franzosischer Politiker und Historiker Er war von 1871 bis 1873 der erste Staatsprasident der Dritten Republik Von 1830 bis 1851 sowie von 1863 bis 1877 gehorte er dem Parlament an Adolphe Thiers Aufnahme Nadar 1870er Jahre Thiers Unterschrift Adolphe Thiers in den 1830er Jahren Inhaltsverzeichnis 1 Herkunft und Jugend 2 Leben 3 Werke 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseHerkunft und Jugend BearbeitenThiers stammte aus einer Beamtenfamilie Sein Vater Pierre Louis Marie Thiers war in Marseille Beamter des Stadtarchivs spater Unternehmer er war der alteste Sohn des fruheren Burgermeisters und Parlamentsadvokaten Louis Charles Thiers Seit 1806 besuchte Adolphe das Lyzeum seiner Heimatstadt 1815 begann er in Aix en Provence Jura zu studieren 1820 wurde er als Rechtsanwalt zugelassen fuhlte sich jedoch mehr zur Literatur als zum Anwaltsberuf hingezogen und beschaftigte sich in seiner Freizeit auch mit historischen Studien 1 Leben BearbeitenThiers lebte ab 1821 in Paris und schloss sich dort liberalen Kreisen an Talleyrand wurde sein Forderer Schnell stieg Thiers zum wichtigsten Journalisten des Constitutionnel auf des wichtigsten Blattes der liberalen Bewegung Spater wurde er Mitbegrunder der radikaleren liberalen Zeitung Le National die eine konstitutionelle Monarchie forderte und damit zum Sprachrohr der Julirevolution 1830 wurde Mit der Veroffentlichung von Thiers Geschichte der franzosischen Staatsumwalzung Histoire de la Revolution francaise 1823 bis 1827 begann allgemein eine neue positivere Sichtweise der franzosischen Revolution Thiers war vor allem ein Bewunderer Napoleons 1830 war Thiers der entscheidende Fursprecher der Herrschaftsubernahme durch den Burgerkonig Louis Philippe Bei der auf die Revolution folgenden Wahl wurde Thiers zum Abgeordneten gewahlt und in den Staatsrat entsandt In den Jahren 1832 bis 1836 bekleidete Thiers nacheinander mehrere Ministeramter Vom 22 Februar bis zum 5 September 1836 sowie vom 1 Marz bis zum 28 Oktober 1840 war er Ministerprasident Die innenpolitische Krise suchte er durch aussenpolitische Erfolge zu uberspielen In der Orientkrise unterstutzte Frankreich unter Thiers die agyptischen Separationsbestrebungen musste jedoch wegen der entschiedenen Haltung der verbundeten Grossmachte Grossbritannien Russland Preussen und Osterreich einlenken Von diesem Misserfolg sollte mit der Rheinkrise abgelenkt werden die durch franzosische Forderungen nach dem Rhein als franzosischer Ostgrenze ausgelost wurde Die Ausweitung des franzosischen Einflusses bis an den Rhein sowie im Mittelmeer waren Thiers zentrale politische Forderungen Nicht zuletzt dadurch geriet er in Konflikt mit dem Konig und mit grossburgerlichen Kreisen worauf er im Oktober 1840 nach den Misserfolgen in der Orientkrise und der Rheinkrise zurucktreten musste und ins oppositionelle Lager wechselte Allerdings wandte sich Thiers noch starker gegen die radikale republikanische Linke als gegen Louis Philippe und Ministerprasident Francois Guizot Nach dem Sturz Louis Philippes 1848 verfolgte Thiers eine liberal konservative Politik und bekampfte die politische Linke In seinen Vorstellungen von einer konservativen Republik wandte er sich unter anderem gegen das 1848 eingefuhrte allgemeine Wahlrecht und befurwortete einen grossen Einfluss der katholischen Kirche im Bildungswesen Thiers hielt zwar Napoleon Bonaparte fur einen grossen Mann weigerte sich jedoch dessen Neffen Napoleon III bei seinem Staatsstreich zu unterstutzen Dafur wurde er 1851 verhaftet und ins Exil getrieben Von seiner Ruckkehr ins Parlament 1863 an avancierte Thiers zur Leitfigur der liberalen Opposition gegen den Kaiser Vor dem Ausbruch des Deutsch Franzosischen Krieges 1870 gehorte er zu den entschiedensten Kriegsgegnern Der Regierung der nationalen Verteidigung blieb er fern unternahm jedoch im Auftrag ihres Aussenministers Jules Favre im Herbst 1870 eine sechswochige Reise in verschiedene europaische Hauptstadte u a London und Sankt Petersburg um letztlich erfolglos Unterstutzung fur die franzosische Seite zu organisieren 1 Thiers wurde wegen seiner Haltung wahrend der Belagerung von Paris durch die deutschen Truppen vor allem von linker und linksextremer Seite vorgeworfen die Sache Frankreichs zu verraten Am 17 Februar 1871 wurde er von der am 8 Februar gewahlten Nationalversammlung zum Chef der Exekutive gewahlt und zusammen mit Favre mit der Fuhrung der Friedensverhandlungen mit Otto von Bismarck beauftragt Um die Putschgefahr durch die das Wahlergebnis nicht respektierenden Teile der Pariser Nationalgarde und ihres Fuhrungspersonals zu verringern befahl Thiers der Armee sich wieder in den Besitz der zuvor gestohlenen rund 400 Kanonen zu setzen was jedoch scheiterte und den Aufstand der Pariser Kommune unmittelbar ausloste Ende Mai 1871 wurde dieser Aufstand von den verfassungsmassigen Gewalten Frankreichs unter seiner Leitung niedergeschlagen Inwieweit die dabei angewandte Gewalt diejenige mit welcher die Kommune gegen inneren Widerstand vorging bei weitem ubertraf 2 oder ob sie angesichts der Tatsache dass die Versailler Truppen in weiten Teilen der Stadt als Befreier und als Retter vor der Schreckensherrschaft von Banditen und ihrer allgemeinen Brandstiftung im Angesicht der Niederlage begrusst wurden 3 in ihrem Ausmass nachvollziehbar war ist eine Frage der personlichen und politischen Perspektive Karl Marx kritisierte Thiers als prinzipien und skrupellosen Opportunisten der nur auf den eigenen Vorteil bedacht gewesen sei In seiner Adresse der Ersten Internationale zum Franzosischen Burgerkrieg schrieb er Thiers war konsequent nur in seiner Gier nach Reichtum und in seinem Hass gegen die Leute die ihn hervorbringen Er trat in sein erstes Ministerium unter Louis Philippe arm wie Hob Hiob er verliess es als Millionar 4 Andererseits beweist das Wahlergebnis vom 8 Februar dass Thiers damals der mit gewaltigem Abstand popularste Staatsmann Frankreichs war Er wurde in 26 Departements gewahlt darunter auch in Paris wo er das Mandat annahm was eine einmalige Ausnahme darstellt 1 Am 31 August 1871 wurde Thiers der erste Staatsprasident der Dritten Republik und behielt sein Amt bis 1873 Da die Royalisten in der Nationalversammlung die Mehrheit stellten und Thiers obwohl zuvor Befurworter einer konstitutionellen Monarchie sich fur die Beibehaltung der Republik aussprach musste er am 24 Mai 1873 einen Tag nach einem erfolgreichen Misstrauensvotum zurucktreten 1875 wurde Thiers in die American Academy of Arts and Sciences gewahlt Als 1877 die Regierung seines Nachfolgers Patrice de Mac Mahon zerbrach und sich die republikanische endgultig gegen die royalistische Fraktion durchsetzte galt Thiers erneut als aussichtsreichster Kandidat fur das Prasidentenamt Er starb jedoch wahrend des Wahlkampfs im Alter von 80 Jahren am 3 September 1877 in Saint Germain en Laye und wurde in einer Grabkapelle auf dem Friedhof Pere Lachaise in Paris beigesetzt Thiers war seit 1833 mit Elise Thiers 1818 1880 verheiratet Werke BearbeitenHistoire de la Revolution francaise Lecointe et Durey Paris 1823 1827 online bei gutenberg org deutsche Ubersetzung Geschichte der franzosischen Staatsumwalzung Band 1 1825 online Band 4 1826 online Band 5 1827 online Histoire du Consulat et de l Empire faisant suite a l Histoire de la Revolution francaise Paulin Paris 1845 1862 dt Geschichte des Konsulats und des Kaiserreichs 1843 1864 Reprint VRZ Verlag Hamburg ISBN 3 931482 22 7 De la propriete Paulin Lheureux et Cie Paris 1848 dt Uber das Eigentum Mannheim 1848 Reprint VRZ Verlag Hamburg ISBN 3 931482 21 9 Histoire de Law Michel Levy freres Paris 1858 Discours parlementaires C Levy Paris 1879 1889 16 Bande herausgegeben von Marc Antoine Calmon Notes et souvenirs de M Thiers 1870 1873 Voyage diplomatique proposition d un armistice preliminaires de la paix presidence de la Republique Herausgegeben von Felicie Dosne Calmann Levy Paris 1903 Neuausgabe Philippe Larochette Hrsg Memoires 1870 1873 voyage diplomatique proposition d un armistice preliminaires de la paix presidence de la Republique Paleo Clermont Ferrand 2003 ISBN 2 84909 018 2 Occupation et liberation du territoire 1871 1873 Correspondances Calmann Levy Paris 1903 2 Bande 1841 1865 Correspondances M Thiers a Mme Thiers et a Mme Dosne Mme Dosne a M Thiers Paris 1904 herausgegeben von Felicie Dosne Literatur BearbeitenRobert Christophe Le siecle de Monsieur Thiers Pr de France Paris 1966 Karl Marx Der Burgerkrieg in Frankreich Zentralantiquariat der DDR Leipzig 1983 hrsg von Friedrich Engels Alexandre Laya Etudes historiques sur la vie privee politique et litteraire de M A Thiers histoire de quinze ans 1830 1846 Furne Paris 1846 Francois J Le Goff The life of Louis Adolphe Thiers translated from the unpublished manuscript by Th Stanton Putnam s Sons New York 1879 Paul de Remusat A Thiers Hachette et cie Paris 1889 Henri Doniol M Thiers le comte de Saint Vallier le general de Manteuffel liberation du territoire 1871 1873 documents inedits A Colin et cie Paris 1898 Pierre F Simon Adolphe Thiers chef du pouvoir executif et president de la Republique francaise Cornely et cie Paris 1911 Daniel Halevy Le courrier de M Thiers d apres les documents conserves au Departement des manuscrits de la Bibliotheque nationale Payot Paris 1921 John M S Allison Thiers and the French monarchy Houghton Mifflin Boston New York 1926 Eurydice Dosne Memoires de Madame Dosne l Egerie de M Thiers publies avec une introduction et des notes par H Malo 2 vol Plon Paris 1928 Hyacinthe Chobaut Jean de Servieres Les Origines de M Thiers Institut historique de Provence Marseille 1930 Robert Dreyfus La republique de Monsieur Thiers 1871 1873 Gallimard Paris 1930 John M S Allison Monsieur Thiers Norton New York 1932 Henri Malo Thiers 1797 1877 Payot Paris 1932 Georges Lecomte Thiers Dunod Paris 1933 Jean Lucas Dubreton Aspects de Monsieur Thiers Fayard Paris 1948 Charles Pomaret Monsieur Thiers et son siecle Gallimard Paris 1948 Georges Roux Thiers Nouvelles editions latines Paris 1948 Francois Charles Roux Thiers et Mehemet Ali Plon Paris 1951 Robert Marquant Thiers et le baron Cotta etude sur la collaboration de Thiers a la Gazette d Augsbourg PUF Paris 1959 Robert Christophe Le siecle Monsieur Thiers Perrin Paris 1966 Henri Guillemin L avenement de M Thiers et Reflexions sur la Commune Gallimard Paris 1971 Rene Albrecht Carrie Adolphe Thiers or The triumph of the bourgeoisie Twayne Publishers Boston 1977 ISBN 0 8057 7717 2 John P T Bury Robert P Tombs Thiers 1797 1877 a political life Allen amp Unwin London 1986 ISBN 0 04 944013 6 Pierre Guiral Adolphe Thiers ou De la necessite en politique Fayard Paris 1986 ISBN 2 213 01825 1 Jean Walch Les maitres de l histoire 1815 1850 Augustin Thierry Mignet Guizot Thiers Michelet Edgard Quinet Slatkine Genf 1986 ISBN 2 05 100719 5 Frederic Martel Philosophie du droit et philosophie politique d Adolphe Thiers LGDJ Paris 1995 ISBN 2 275 00252 9 Monsieur Thiers d une Republique a l autre actes du colloque tenu a l Academie des sciences lettres et arts de Marseille Marseille 14 novembre 1997 Publisud Paris 1998 ISBN 2 86600 703 4 Beim kleinen Thiers In Die Gartenlaube Heft 19 1867 S 297 300 Volltext Wikisource Adolf Thiers In Hottinger s Volksblatt 1878 Nr 6 S 41 44 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Adolphe Thiers Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wikiquote Adolphe Thiers Zitate nbsp Wikisource Adolphe Thiers Quellen und Volltexte franzosisch Literatur von und uber Adolphe Thiers im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Werke von und uber Adolphe Thiers in der Deutschen Digitalen Bibliothek Adolphe Thiers im Internet Archive Karikaturen zu Adolphe Thiers in HeidICON Gast Zugang nutzen Kurzbiografie und Werkliste der Academie francaise franzosisch Einzelnachweise Bearbeiten a b c Franzosische Nationalversammlung Biografien ehemaliger Abgeordneter Marie Joseph Louis Adolphe THIERS franzosisch o D abgerufen am 1 Juli 2015 Isaiah Berlin Karl Marx His Life and Environment London 1952 S 240 Wilhelm Oncken Das Zeitalter des Kaisers Wilhelm Einzelausgabe ISBN 978 3 8460 3638 9 In W Oncken Hrsg Allgemeine Geschichte in Einzeldarstellungen Vierte Hauptabteilung Sechster Teil 2 Band Grote Berlin 1890 und ofter S 357 und S 366 368 mlwerke dePrasidenten der Dritten Franzosischen Republik Adolphe Thiers Patrice de Mac Mahon Jules Grevy Marie Francois Sadi Carnot Jean Casimir Perier Felix Faure Emile Loubet Armand Fallieres Raymond Poincare Paul Deschanel Alexandre Millerand Gaston Doumergue Paul Doumer Albert Lebrun VorgangerAmtNachfolgerNapoleon III Prasident von Frankreichund Kofurst von Andorra 31 August 1871 24 Mai 1873Patrice de Mac MahonNapoleon III als Kaiser Louis Jules Trochu als Premierminister Staats und RegierungschefChef du pouvoir executif de la Republique francaise 17 Februar 1871 31 August 1871selbst als Prasident Antoine Maurice Apollinaire d ArgoutHandelsminister undMinister fur offentliche Arbeiten 31 Dezember 1832 4 April 1834Hippolyte PassyMarthe Camille Bachasson de Montalivet Antoine Maurice Apollinaire d ArgoutHugues Bernard MaretInnenminister 11 Oktober 1832 31 Dezember 18324 April 1834 10 November 183418 November 1834 22 Februar 1836Antoine Maurice Apollinaire d ArgoutHugues Bernard MaretMarthe Camille Bachasson de MontalivetAchille Leon Victor de BroglieNicolas Jean de Dieu SoultAussenminister von Frankreich 22 Februar 1836 6 September 18361 Marz 1840 29 Oktober 1840Louis Mathieu MoleFrancois GuizotAchille Leon Victor de BroglieJean de Dieu SoultLouis Mathieu MoleVorsitzender des Ministerrats 22 Februar 1836 6 September 18361 Marz 1840 29 Oktober 184024 Februar 1848Louis Mathieu MoleJean de Dieu SoultJacques Charles Dupont de l EureNormdaten Person GND 118801937 lobid OGND AKS LCCN n50010130 NDL 00766635 VIAF 71424155 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Thiers AdolpheALTERNATIVNAMEN Thiers Louis Adolphe vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG franzosischer Staatsmann und HistorikerGEBURTSDATUM 16 April 1797GEBURTSORT Marseille FrankreichSTERBEDATUM 3 September 1877STERBEORT Saint Germain en Laye Frankreich Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Adolphe Thiers amp oldid 233255242