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Erwachende Germania ist der Titel eines Historienbildes des Dusseldorfer Malers Christian Kohler Es zeigt die Personifikation Germania als Nationalallegorie Deutschlands in der Zeit der Deutschen Revolution 1848 1849 Erwachende GermaniaChristian Kohler 1848 1849Ol auf Leinwand220 280 cmNew York Historical SocietyVorlage Infobox Gemalde Wartung Museum Das grossformatige Olgemalde entstand in den Jahren 1848 1849 in Dusseldorf einem Hauptort der Revolution in der Rheinprovinz des Konigreichs Preussen Kurz nach seiner Entstehung gelangte das Bild nach New York City wo es in der Dusseldorf Gallery des deutsch amerikanischen Weinhandlers und Kunstsammlers Johann Gottfried Boker ausgestellt wurde Seit Ende des 19 Jahrhunderts befindet es sich im Eigentum der New York Historical Society In deren Depot in das das Bild um 1900 gelangt war 1 wurde es in den 1990er Jahren wiederentdeckt 2 Sie stellte es dem Deutschen Historischen Museum Ende der 1990er Jahre als Leihgabe zur Verfugung In der Ausstellung 1848 Aufbruch zur Freiheit wurde das Bild im Jahr 1998 in der Schirn Kunsthalle Frankfurt erstmals in Deutschland offentlich prasentiert 3 Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung und Bedeutung 2 Entstehung und Rezeption 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseBeschreibung und Bedeutung BearbeitenDie Szene an einem felsigen Berghang wird beherrscht von einer im Vordergrund liegenden weiblichen Figur der Germania deren langes blondes Haupthaar von einer Corona aus Eichenlaub bekront ist Sie versinnbildlicht die deutsche Nation Vor allem ihr massiver Korper aber auch die edle Bekleidung ihre Bewaffnung und die weitere Ausstattung geben ihrer Erscheinung eine majestatische Gravitat Das Gemalde zeigt sie in dem Augenblick wie sie entschlossen zu einer Waffe greift und sich dabei aufrichtet Ihre Kleidung ist in den deutschen Nationalfarben Schwarz Rot Gold gehalten Ihr schwarzes Kleid wird auf den Schultern und uber den kraftigen Beinen von einem uberwiegend goldenen innen rot gefutterten Mantel bedeckt Der Mantel der wie ein kaiserlicher Kronungsmantel erscheint aussen rot und gold gewirkt moglicherweise aus Brokat ist gefasst mit einer roten Borte auf welcher Adlermedaillons zu sehen sind Mit der linken Hand greift Germania in das Kreuz der neben ihr liegenden Reichskrone das Symbol des Heiligen Romischen Reichs Mit der Rechten fasst Germania nach dem mit Edelsteinen besetzten Goldgriff eines Schwertes das auf einem Schild aus Eisen abgelegt ist Durch Kombination der Symbole Reichskrone und Schwert wird Germania als Verteidigerin der romisch deutschen Reichsidee dargestellt Eisenschild und Schwert lugen unter einem Barenfell hervor von dem Germania sich nach ihrem Schlaf gerade erhebt Die Barenhaut kann als Hinweis auf die germanischen Wurzeln der deutschen Nation und auf die ihr im 19 Jahrhundert unterstellte Neigung zur politischen Tragheit interpretiert werden vgl deutscher Michel Germanias Erwachen aus einem Schlaf auf der Barenhaut bedeutet in der Symbolsprache dass die deutsche Nation nunmehr ihren Attentismus uberwindet Germanias Schwertgriff bedeutet dass das deutsche Volk bereit ist mit Waffengewalt aktiv in das politische Geschehen einzugreifen Uber ihre Schulter richtet Germania ihren stechenden Blick auf zwei finstere Damonen Als die Ubeltater erkennen dass Germania zum Schwert greift machen sie sich schnell davon Versehen mit Geissel Kette und Morgenstern symbolisieren sie Knechtschaft und Zwietracht der alten Zeit Aus gleissendem Himmelslicht schweben auf Wolken aus dem Hintergrund zwei weibliche Genien heran Der erste Genius versehen mit den Attributen des Schwerts und der Waage als Zeichen der Justitia bringt ihr das Recht der zweite bekront mit Eichenlaub tragt die Nationalflagge Deutschlands herbei das Zeichen der demokratischen Bewegung Deutschlands der Frankfurter Nationalversammlung und der Uberwindung des Metternichschen Systems durch die deutsche Einheit im Sinne der grossdeutschen Losung in einem deutschen Nationalstaat Als Ausdruck diesbezuglicher nationaler Hoffnung wachst in der Felswand ein junger Eichentrieb heran 4 Das insgesamt dichotomisch bzw dualistisch aufgebaute Bildmotiv zeigt Germanias Welt als einen Kampf zwischen Gut und Bose in der Germania selbst die ihr zur Hilfe kommenden Genien sowie die Symbole des Reichs und Deutschlands das Gute vertreten In Kohlers Gemalde uberwindet Germania die bisher in Darstellungen vorherrschende statuarische Haltung und wird durch den Griff zum Schwert eine aktive Kampferin Kohler leitet damit uber zum martialischen Germania Typus der Walkure Entstehung und Rezeption Bearbeiten nbsp Zeitgenossische Abbildung des Festes des deutschen Einheit am 6 August 1848 auf dem Friedrichsplatz in Dusseldorf nbsp Germania auf der Wacht am Rhein Lorenz Clasen 1860An den politischen Ereignissen die sich nach der Marzrevolution 1848 in Dusseldorf abspielten insbesondere an den demonstrativen und revolutionaren Aktionen der Burgerwehr unter ihrem Fuhrer Lorenz Cantador nahmen in besonderem Masse die Maler der Dusseldorfer Akademie und ihrer Malerschule teil In Dusseldorf dem Sitz des Landtags der Rheinprovinz richtete der Verein fur demokratische Monarchie der das Konzept einer konstitutionellen Monarchie propagierte und darin von einer Mehrheit der wahlberechtigten Burger der Stadt unterstutzt wurde am 6 August 1848 das Fest des deutschen Einheit mit der feierlichen Illumination einer Germania Statue aus Diese Figur hatte der Maler Karl Ferdinand Sohn entworfen 5 Die Germania als zentrales Symbol der politischen Revolution war Kohler der die revolutionaren Ereignisse und ihre Rezeption in der politisch stark engagierten Dusseldorfer Kunstlerschaft unmittelbar miterleben konnte daher sehr gut gelaufig Ebenso wie Sohn verlieh Kohler seiner Germania eine Symbolik die ihn als patriotischen Befurworter einer konstitutionellen grossdeutschen Monarchie ausweist Als Kohler das 1848 begonnene Gemalde 6 im Jahr 1849 in seinem Atelier noch unvollendet stehen hatte berichtete das Correspondenz Blatt des Kunstvereins fur die Rheinlande und Westphalen zu Dusseldorf durchaus positiv uber das Bild aber bereits desillusioniert uber die politischen Aussichten der Revolution 7 Unter den Arbeiten welche noch unvollendet in den akademischen Ateliers zu sehen sind ist wohl keines mehr geeignet das allgemeine Interesse zu erregen als Kohler s grossartige allegorisch symbolische Darstellung des Aufschwunges des deutschen Volkes zu Einheit und Freiheit welcher im vorigen Jahre unser grosses Vaterland von einem Ende bis zum anderen bewegte Es will uns zwar allgemach erscheinen als sei die ganze Bewegung nur ein seliger Traum gewesen aus welchem wir unerquickt zu desto trostloserer Wirklichkeit erwachen aber dieser Traum hat fur die Gestaltung unserer Zukunft eine hohe prophetische Bedeutung Und diese ist es die Kohler zu seiner Conception begeistert hat Auch sein Bild gleicht einer Vision Wer dieses Werk gesehen wird mit uns die Ueberzeugung hegen dass es eines der grossartigsten Bilder werden wird die aus unserer Schule hervorgegangen sind und wird die Kunst preisen die wenigstens auf der Leinwand das festzubannen vermag was in der Wirklichkeit uns nicht beschieden zu sein scheint Kurz nach seiner Fertigstellung noch im Jahr 1849 gelangte das Bild in die Dusseldorf Gallery des New Yorker Wein und Kunsthandlers Johann Gottfried Boker wo es zu den vorrangig beachteten Ausstellungsstucken gehorte Allerdings sprach ein Kritiker der New Yorker Evening Post anderen Werken eine grossere Wirkung auf den US amerikanischen Betrachter zu 8 We must admit Germania to be the finest specimen of the higher style of art in this admirable collection perhaps the finest in the country but still it is difficult for us to yield even to high art our preferences for such charming works as Hasenclever s Student s Examination Becker s Reaper s Return and Schrodter s Falstaff and his Recruits Wir mussen gestehen dass Germania eines der besten Beispiele fur die hohere Kunst in dieser bewundernswerten Ausstellung ist vielleicht sogar das beste in diesem Lande doch es ist immer noch schwer fur uns wegen der hohen Kunst unserer Vorliebe fur solch charmante Arbeiten wie Hasenclevers Hieronymus Jobs im Examen Beckers Heimkehrende Schnitter und Schroedters Falstaff und seine Pagen nachzugeben Im Correspondenz Blatt des Kunstvereins fur die Rheinlande und Westphalen zu Dusseldorf bemerkte man zu Anfang der 1850er Jahre 9 Das Bild hat eben so wenig wie der in demselben ausgedruckte Gedanke ein Statte im Vaterlande gefunden es ist ausgewandert nach Amerika 1860 schuf der Dusseldorfer Maler Lorenz Clasen eine Germania auf der Wacht am Rhein deren Physiognomie und Gestalt eine auffallige Ahnlichkeit zu Kohlers Germania aufweist Es wird daher vermutet dass sie Clasen als Vorbild diente 10 Literatur BearbeitenLothar Gall Hrsg Aufbruch zur Freiheit 1848 Ausstellungskatalog des Deutschen Historischen Museums und der Schirn Kunsthalle Frankfurt Nicolai Berlin 1998 S 81 Nr 79 Isabel Skokan Germania und Italia Nationale Mythen und Heldengestalten in Gemalden des 19 Jahrhunderts Dissertation Universitat Freiburg 2007 Lukas Verlag Berlin 2009 ISBN 978 3 86732 036 8 S 49 f Google Books Weblinks BearbeitenErwachende Germania Datenblatt im Portal akg images de Bildwiedergabe im Portal rkdlabor de Bildwiedergabe im Portal zum deEinzelnachweise Bearbeiten Hans Ulrich Thamer Historische Ausstellungen und demokratische Traditionspflege Die Ausstellungen zum 150 Jubilaum der Revolution von 1848 49 In kritische berichte 1 2000 S 73 Digitalisat Ulrike Ruttmann Wunschbild Trugbild Schreckbild Rezeption und Instrumentalisierung Frankreichs in der Deutschen Revolution von 1848 49 Dissertation Universitat Frankfurt am Main 2000 Frankfurter historische Abhandlungen Band 42 Franz Steiner Verlag Stuttgart 2001 S 311 Google Books 1848 Ein Aufbruch zur Freiheit vor 150 Jahren 1 2 Vorlage Toter Link www genossenschaftsverband de Seite nicht mehr abrufbar festgestellt im April 2018 Suche in Webarchiven nbsp Info Der Link wurde automatisch als defekt markiert Bitte prufe den Link gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis Webseite im Portal genossenschaftsverband de abgerufen am 22 Mai 2017 Kenichi Onodera Germania The Presentation of Utopia in Art and Utopia In Kai Gregor Serguei Spetschinsky Hrsg Concerning Peace New Perspectives on Utopia Cambridge Scholars Publishing Newcastle upon Tyne 2010 ISBN 978 1 4438 2324 1 S 156 Google Books Illustrirte Zeitung Ausgabe Nr 275 vom 7 Oktober 1848 Band 11 S 232 f Wolfgang Hutt Die Dusseldorfer Malerschule 1819 1869 E A Seemann Leipzig 1964 S 119 Kunstverein Dusseldorf 1849 Band 20 S 9 The Evening Post New York Ausgabe vom 9 August 1851 S 37 Zitiert nach Sabine Morgen Die Ausstrahlung der Dusseldorfer Malerschule nach Amerika In Bettina Baumgartel Hrsg Die Dusseldorfer Malerschule und ihre internationale Ausstrahlung Verlag Michael Imhof Petersberg 2011 ISBN 978 3 86568 702 9 Band 1 S 190 Fussnote 56 Kunstverein Dusseldorf 1850 Band 22 S 57 Isabel Skokan S 51 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Erwachende Germania amp oldid 238795488