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Der Provinziallandtag der Rheinprovinz auch Rheinischer Provinziallandtag oder Provinzialstande der Rheinlande war der Provinziallandtag der preussischen Rheinprovinz Anfangs bloss als eine Standeversammlung konzipiert avancierte er im Laufe des 19 Jahrhunderts zum modernen Parlament des Provinzialverbands Wappen der Rheinprovinz Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Sitz 3 Siehe auch 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDurch das Gesetz wegen Anordnung der Provinzial Stande fur die Rheinprovinzen vom 27 Marz 1824 schuf der preussische Konig Friedrich Wilhelm III das gesetzmassige Organ unserer getreuen Untertanen und damit einen ersten Anfang einer politischen Vertretung der Rheinprovinz Durch Artikel XIII der Deutschen Bundesakte vom 8 Juni 1815 hatte sich Preussen zur Einfuhrung einer landstandischen Verfassung in seinen Landern volkerrechtlich verpflichtet Durch Besitzergreifungspatent vom 5 April 1815 hatte der Konig in den ihm beim Wiener Kongress zugeteilten Rheinlanden die Hoffnung geweckt eine moderne Verfassung mit weitgehenden Mitwirkungsmoglichkeiten des Volkes zu gewahren Diese Erwartungen erfullten sich mit dem 1824 erlassenen Gesetz noch nicht weil Preussen damit nicht dem Vorbild suddeutscher Lander folgte die ihre Verfassungen dem franzosischen Exempel nachgebildet hatten sondern im Geiste der alteren deutschen Verfassungen eine allenfalls protoparlamentarische Versammlung mit eingeschrankter Reprasentation schuf 1 Die erste allgemeine landstandische Verfassung der Rheinprovinz berucksichtigte das fruhere landstandische Reprasentationsrecht des rheinischen Adels schloss sich aber konzeptionell dem Landrecht der alteren preussischen Provinzen an Die nach der Franzosenzeit ubrig gebliebenen mediatisierten Stande erhielten daher ebenso einen Platz wie die Ritterschaft Hierzu wurde aber ein vorher am Rhein unbekanntes Institut eingefuhrt namlich das Rittergut 2 Am 29 Oktober 1826 trat der Rheinische Provinziallandtag zur ersten Sitzung zusammen Vier Stande gehorten ihm an der Furstenstand vormals die unmittelbaren Reichsstande vertreten durch vier spater funf adelige Familien mit erblichem Stimmrecht Fursten Wied Solms Braunfels Solms Hohensolms Lich Hatzfeld Salm Reifferscheidt Dyck 25 Gutsbesitzer der Stand der Ritterschaft Rittergutsbesitzer mit besonderen Vorrechten 25 Reprasentanten der Stadte Grundbesitzer mit bestimmtem Grund und Gewerbesteuer Aufkommen wobei in den Stadtvierteln auf 50 Feuerstellen je ein Wahler kam 25 Vertreter der Landgemeinden Bezirkswahler in den Regierungsbezirken wahlten die Abgeordneten die uber Betriebs und Grundbesitz mit bestimmtem Steueraufkommen verfugen mussten Der Konig berief etwa alle zwei bis drei Jahre Landtagsversammlungen ein Unter dem Vorsitz eines vom Konig ernannten Landtagsmarschalls tagten die 80 Deputierten fur durchschnittlich vier Wochen Zu den Aufgaben gehorten die Beratung preussischer Gesetzentwurfe die unmittelbar die Provinz angehen sowie die Verwaltung einiger sozialer Einrichtungen Ausserdem ubten sie das Petitionsrecht aus Ein Steuerbewilligungsrecht fehlte nbsp Raume des Rheinischen Provinziallandtags im Dusseldorfer Schloss wahrend einer Zwischennutzung durch die Provinzial Gewerbe Ausstellung fur Rheinland und Westphalen Chromolithografie von Caspar Scheuren 1852In den 1840er Jahren entstand in der Rheinprovinz eine grossere und breitere politische Offentlichkeit als deren wichtiger und wahrnehmbarer Teil der Provinziallandtag agierte So wies der 7 Provinziallandtag am 21 Juni 1843 den Entwurf fur ein preussisches Strafgesetzbuch dessen Inhalt dem in den Rheinlanden geltenden Rheinischen Recht widersprach einstimmig zuruck und bat den Konig um einen neuen Entwurf Dieses Ereignis loste das sogenannte Koln Dusseldorfer Verbruderungsfest aus eine politische Demonstration die eine Kluft zwischen rheinischer Identitat und preussischer Krone offenbarte Differenzen zum preussischen Staat und Forderungen an ihn artikulierten sich ab 1843 auch durch selbstbewusste Auftritte junger liberal gesinnter Unternehmer unter den Abgeordneten insbesondere August von der Heydt und Hermann von Beckerath die entgegen der traditionellen staatlichen Bevorzugung agrarischer Interessen fur eine forcierte Industrialisierung eintraten 3 Mit der preussischen Verfassung 1848 50 begann 1851 eine neue Phase des Parlamentarismus Weiteren Bedeutungszuwachs erlangte der Provinziallandtag durch die preussische Provinzialordnung vom 29 Juni 1875 die in der Rheinprovinz allerdings erst am 1 Juni 1887 eingefuhrt wurde 4 Sie hob die standische Gliederung der Provinziallandtage auf und stattete sie mit umfangreichen Befugnissen und Mitteln der Selbstverwaltung aus Die Abgeordneten wurden nun von Stadtverordnetenversammlungen der kreisfreien Stadte und von Kreistagen gewahlt Die Rheinprovinz bestand fortan aus einer staatlichen Verwaltung mit dem Oberprasidenten an der Spitze der die preussische Krone in der Provinz vertrat Daneben wurde der Provinzialverband der Rheinprovinz als Selbstverwaltungskorperschaft eingerichtet als dessen parlamentarisches Organ der Provinziallandtag fungierte Weitere Organe des Provinzialverbandes waren der Landeshauptmann Landesdirektor und der Provinzialausschuss ein Gremium aus Landeshauptmann und 15 gewahlten Vertretern aus dem Provinziallandtag 5 Nach der Machtubernahme des Nationalsozialismus und im Zuge der Errichtung eines NS Staats wurde der Provinziallandtag 1933 aufgelost und die Verwaltung des Verbands dem NS Regime unterworfen 1953 knupfte die Landschaftsversammlung Rheinland als Beschlussorgan des Landschaftsverbands Rheinland an die parlamentarische Tradition des Provinziallandtags der Rheinprovinz an Sitz Bearbeiten nbsp Brand des Dusseldorfer Schlosses im Jahr 1872 Illustration von August von Wille 1873 nbsp Brandruine des Provinziallandtages 1872 nbsp Standehaus Dusseldorf 1904 nbsp Sitzungssaal um 1900Tagungsort der rheinischen Provinzialstande war seit dem 27 Marz 1824 Dusseldorf 6 7 Die Deputierten versammelten sich zunachst in der Alten Kanzlei am Marktplatz in einem notdurftig hergerichteten Tanzsaal Die unbequemen Raumlichkeiten dieses Gebaudes wurden von Anfang an als unzureichend empfunden Von 1843 bis 1851 tagten sie im ehemaligen Statthalterpalais Nachdem um 1828 erwogen worden war das Hofgartnerhaus fur parlamentarische Zwecke herzurichten wurde auf Anregung des Dusseldorfer Anwalts Friedrich Bracht ein Wiederaufbau des 1794 im Ersten Koalitionskrieg weitgehend abgebrannten Dusseldorfer Schlosses in Betracht gezogen Die Diskussionen uber den Wiederaufbau der Schlossruine verliefen allerdings zunachst im Sande weil der Rheinprovinz eigene Mittel fehlten die mit 23 000 Talern taxierte Neubaumassnahme zu finanzieren Als seit etwa 1840 daran gedacht wurde den Sitz im Koblenzer Schloss zu nehmen entwickelte die Stadt Dusseldorf 1841 den Vorschlag ein wiederaufzubauendes Dusseldorfer Schloss fur die Unterbringung der Kunstakademie Dusseldorf fur Ausstellungszwecke und als Standehaus zu nutzen Dieser Vorschlag fand 1842 die Zustimmung Friedrich Wilhelms IV der nach weiteren Erorterungen seinen Hofarchitekten Friedrich August Stuler mit dem Neubau beauftragte Von 1851 bis 1872 fanden die Sitzungen im neuen Dusseldorfer Schloss statt ehe dieses Gebaude 1872 niederbrannte so dass die Standeversammlung bis 1879 erneut in einen Behelf ausweichen musste namlich in die Aula der stadtischen Realschule an der Klosterstrasse Provinziallandtag und Provinzialverwaltung regten in dieser Zeit einen Neubau in den Grunanlagen am Kaiserteich an Nach Planen von Julius Carl Raschdorff wurde dieser Bau zwischen 1876 und 1880 verwirklicht Als Standehaus Dusseldorf stand den Abgeordneten des Provinziallandtags sodann erstmals ein eigenes ausserst reprasentatives Gebaude als Parlamentssitz zur Verfugung 8 Ab 1949 nutzte der Landtag Nordrhein Westfalen dieses Gebaude Siehe auch BearbeitenListe der Mitglieder des Ersten Vereinigten Landtages der RheinprovinzLiteratur BearbeitenGustav Croon Der Rheinische Provinziallandtag bis zum Jahre 1874 Voss Dusseldorf 1916 Nachdruck 1974 Kurt Schmitz Der Rheinische Provinziallandtag 1875 1933 Bergische Forschungen Band VI Neustadt an der Aisch 1967 Horst Lademacher Von den Provinzialstanden zum Landschaftsverband Zur Geschichte der landschaftlichen Selbstverwaltung der Rheinlande Rheinland Verlag Koln 1973 ISBN 978 3 79270 166 9 Herbert Obenaus Anfange des Parlamentarismus in Preussen bis 1848 Handbuch der Geschichte des Deutschen Parlamentarismus Droste Dusseldorf 1984 ISBN 978 3 77005 116 8 Weblinks BearbeitenDas Stande Parlament Webseite im Portal lvr de Der fruhe rheinische Provinziallandtag Webseite im Portal preussen im rheinland LVR Institut fur Landeskunde und Regionalgeschichte Gesetz wegen Anordnung der Provinzial Stande fur die Rheinprovinzen vom 27 Marz 1824 Webseite im Portal verfassungen deEinzelnachweise Bearbeiten Ewald Grothe Fruher Parlamentarismus im rheinischen Provinziallandtag 1826 1848 In Jahrbuch zur Liberalismus Forschung 30 2018 S 73 PDF Leopold von Eltester Der rheinische Adel Mitscher amp Rostell Berlin 1875 S 13 Digitalisat Rudolf Boch Arbeiter Wirtschaftsburger Staat De Gruyter Berlin 2017 ISBN 978 3 11 053219 7 S 95 Google Books Bekanntmachung betreffend die Provinzialordnung fur die Rheinprovinz Webseite im Portal verfassungen de abgerufen am 25 Dezember 2022 Der Provinzialausschuss der Rheinprovinz 1888 1933 Webseite im Portal rheinische geschichte lvr de abgerufen am 25 Dezember 2022 Die Rheinprovinz der preussischen Monarchie Band 1 U Werbrunn Dusseldorf 1833 S 18 Digitalisat Gesetz wegen Anordnung der Provinzial Stande fur die Rheinprovinzen vom 27 Marz 1824 Online im Portal verfassungen de abgerufen am 18 Juni 2023 Hugo Weidenhaupt Das Dusseldorfer Schloss als Tagungsort des Rheinischen Provinziallandtags In Archiv und Geschichte Festschrift Rudolf Brandts Rheinland Verlag in Kommission beim Rudolf Habelt Verlag Koln Bonn 1978 Heft 11 S 213 226 PDF Preussische Provinziallandtage Provinz Preussen Provinz Ostpreussen Provinz Westpreussen Provinz Brandenburg Provinz Pommern Provinz Posen Provinz Sachsen Provinz Schlesien Provinz Westfalen Rheinprovinz Hohenzollernsche Lande Provinz Schleswig Holstein Provinz Hannover Provinz Hessen Nassau Provinz Niederschlesien Provinz Oberschlesien Provinz Grenzmark Posen Westpreussen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Provinziallandtag der Rheinprovinz amp oldid 237399618