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Die deutschen Sprachgesellschaften des 17 und 18 Jahrhunderts waren Vereine die sich schwerpunktmassig der Spracharbeit widmeten Eine zeitgenossische Bezeichnung war deutsche Gesellschaften 1 Die Bezeichnung Sprachgesellschaft wurde im fruhen 19 Jahrhundert gepragt Heutige Vereine dieser Art nennt man Sprachvereine Inhaltsverzeichnis 1 Sprachgesellschaften 2 Spracharbeit 3 Einfluss und Wirkung 4 Siehe auch 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseSprachgesellschaften BearbeitenDie bekanntesten deutschen Sprachgesellschaften waren 17 JahrhundertFruchtbringende Gesellschaft auch Palmorden gegrundet 1617 durch Furst Ludwig I von Anhalt Kothen Deutschgesinnte Genossenschaft gegrundet 1643 durch Philipp von Zesen Pegnesischer Blumenorden gegrundet 1644 von Georg Philipp Harsdorffer und Johann Klaj Elbschwanenorden gegrundet 1660 von Johann Rist18 JahrhundertDeutsche Gesellschaft in Leipzig gegrundet 1697 als deutschubende poetische gesellschaft 1 Parnassus Boicus gegrundet 1722 von Gelasius Hieber und Eusebius Amort Societas incognitorum gegrundet 1746 von Joseph Freiherr von PetraschWeniger bekannt sind andere kleinere Sprachgesellschaften des 17 Jahrhunderts 2 Die Aufrichtige Tannengesellschaft Die Neunstandige Hanseschaft Das Poetische Kleeblatt Der Belorbeerte Tauben Orden Der Leopold OrdenVon diesen Gesellschaften besteht heute nur noch der Pegnesische Blumenorden Die Fruchtbringende Gesellschaft wurde am 18 Januar 2007 als Neue Fruchtbringende Gesellschaft zu Kothen Anhalt Vereinigung zur Pflege der deutschen Sprache wiedergegrundet Spracharbeit BearbeitenDie Kultivierung der deutschen Sprache nennt man im 17 Jahrhundert Spracharbeit seit Ende des 18 Jahrhunderts Sprachreinigung und seit Ende des 19 Jahrhunderts bis heute Sprachpflege Unter Spracharbeit ist nicht nur das zu Beginn des 17 Jahrhunderts hervortretende Bemuhen um die Reinheit der mit Fremdwortern durchsetzten deutschen Sprache zu verstehen wenn auch der Purismus in Programm und Praxis der Gesellschaften eine grosse Rolle spielte Spracharbeit bedeutete vor allem die gemeinsame Erforschung und Forderung der eigenen Sprache und Literatur mit dem Ziel sie innerhalb der europaischen Literatur zur Geltung zu bringen und zu beleben Dazu dienten Ubersetzungen wichtiger fremdsprachiger Werke ins Deutsche ebenso wie eine grundsatzliche Besinnung auf Fragen des Wortschatzes der Grammatik oder der Poetik In meist brieflichem Gedankenaustausch gab man sich Anregungen und Hinweise ubte Kritik erwog gemeinsame literarische und wissenschaftliche Unternehmungen und verstandigte sich auch uber Verlags und Druckkostenfragen Das Ergebnis solcher Bemuhungen liegt in Form von Poetiken Grammatiken Ubersetzungen sowie dem ersten deutschen Worterbuch vor Gegrundet wurden diese Gesellschaften von Mannern und Frauen aus dem Kreise des Adels und der Gelehrten Einfluss und Wirkung BearbeitenDie Sprachgesellschaften fanden zu ihrer Zeit und spater eine zwiespaltige Aufnahme Man erkannte die Pflege der Reinheit der Sprache im Reden und Schreiben also Freiheit von Fremdwortern Mundartausdrucken und grammatikalischen Fehlern wie auch in Reimen also der Dichtkunst einerseits an Auf der anderen Seite erschien wie schon bei den Meistersingern die Dichtung als etwas Lehr und Lernbares normative Poetik diesmal aber noch verstarkt dadurch dass man die Poesie nach fremden Vorbildern glaubte erlernen zu konnen namlich nach antiken aber auch nach franzosischen italienischen und niederlandischen Zudem ubertrieb man gelegentlich die Ausmerzung und Verdeutschung von Fremdwortern und wurde dafur von Kritikern wie z B Grimmelshausen mit beissendem Spott uberzogen Vorgeschlagen wurden so z B Tageleuchter fur Fenster Jungfernzwinger fur Nonnenkloster Zitterweh fur Fieber Meuchelpuffer fur Pistole Andere Eindeutschungen setzten sich jedoch erfolgreich durch wie z B Tagebuch fur Diarium Nachwort fur Epilog Augenblick fur Moment Jahrhundert fur Saculum Sprachlehre fur Grammatik Schaubuhne fur Theater oder Letzter Wille fur Testament Die kulturpatriotischen Bestrebungen der Sprachgesellschaften fanden immer dann besonderen Anklang wenn die Germanistik als eine deutsche Wissenschaft selbst sich ahnlichen Zielen zu verschreiben bereit war So galten die Sprachgesellschaften etwa lange Zeit als hehre Ahnen des 1885 gegrundeten Allgemeinen Deutschen Sprachvereins der sich in seinem Kampf gegen Verwelschung und Auslanderei dankbar auf sie berief Siehe auch BearbeitenDeutsche Gesellschaft Begriffsklarung mit Links zu sechs Sprachgesellschaften des 18 Jahrhunderts Literatur BearbeitenAndreas Erb Die Deutschen Gesellschaften des 18 Jahrhunderts Ein Gruppenbild Hallesche Beitrage zur Europaischen Aufklarung 69 de Gruyter Berlin Boston 2023 ISBN 9783110776133 Heinz Engels Die Sprachgesellschaften des 17 Jahrhunderts Schmitz Giessen 1983 Karl F Otto Die Sprachgesellschaften des 17 Jahrhunderts J B Metzlersche Verlagsbuchhandlung Stuttgart 1972 Christoph Stoll Sprachgesellschaften im Deutschland des 17 Jahrhunderts Paul List Verlag Munchen 1973 mit zahlreichen Quellen Veroffentlichungen von Sprachgesellschaften und Zeugnisse fuhrender Mitglieder Weblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Sprachgesellschaft Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Uberblick uber das Wirken der barocken Sprachgesellschaften Memento vom 12 Oktober 2007 im Internet Archive PDF 96 kB Andreas Ehmer Wie die Passion zur Leidenschaft wurde Reinerhaltung und Pflege der deutschen Sprache im 17 Jahrhundert Zur Geschichte und Bedeutung der deutschen Sprachgesellschaften Einzelnachweise Bearbeiten a b Zeno org Deutsche Gesellschaften Heinz Engels Sprachgesellschaften des 17 Jahrhunderts Giessen Schmitz 1983 Normdaten Sachbegriff GND 4144703 7 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Sprachgesellschaft amp oldid 236263270