www.wikidata.de-de.nina.az
Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig Weitere Bedeutungen sind unter Deutsche Gesellschaft Begriffsklarung aufgefuhrt Die Deutsche Gesellschaft war eine Sprachgesellschaft in Leipzig in der Zeit des Spatbarock und der Aufklarung Zu ihren Zielen zahlte die Forderung der deutschen Sprache und deren Emanzipation gegenuber dem Lateinischen und Franzosischen spater die Durchsetzung der neuhochdeutschen Schriftsprache uber den gesamten deutschsprachigen Raum Beytrage zur Critischen Historie der Deutschen Sprache Poesie und Beredsamkeit Leipzig 1732Nachdem ihr prominentestes Mitglied Johann Christoph Gottsched im Streit ausgeschieden war verlor die Gesellschaft rasch an Bedeutung 1945 wurde sie aufgelost Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 1697 Vertrautes Gorlitzisches Collegium Poeticum 1 2 1717 Teutschubende Poetische Gesellschaft 1 3 1727 Deutsche Gesellschaft 1 4 1738 Bruch mit Gottsched 1 5 Weitere Entwicklung 2 Prasidenten 3 Siehe auch 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten1697 Vertrautes Gorlitzisches Collegium Poeticum Bearbeiten Die Wurzeln der Deutschen Gesellschaft beginnen bei der am 3 Januar 1697 gegrundeten Gorlitzer Poetengesellschaft die Vertrautes Gorlitzisches Collegium Poeticum genannt wurde Die vier Grunder Christoph Urban Johann Christoph Hassfurt Johann Heinrich Krause und Johann Adam Schon waren einst Schuler des Gorlitzer Gymnasiums und besuchten zum Zeitpunkt der Grundung Poetik Vorlesungen unter Johann Burckhardt Mencke in Leipzig 1 Das Dichterkranzchen hatte zunachst nur regionale Bedeutung wobei seine Wurzeln gerade in der zweisprachigen Oberlausitz fur die spatere ideologische Ausrichtung nicht unerheblich sind 1717 Teutschubende Poetische Gesellschaft Bearbeiten Ab 1717 verlagerte sich der regionale Schwerpunkt nach Leipzig Der Dichter und Professor fur Geschichte Johann Burckhardt Mencke ubernahm die Fuhrung des Dichterkreises der sich von nun an Teutschubende Poetische Gesellschaft nannte Unter diesem Namen wird sie auch meist in der Sekundarliteratur gefuhrt denn erst der Germanist Detlef Doring konnte 2002 die Gorlitzer Vorlauferorganisation belegen Unter dem sich Philander von der Linde nennenden Mencke und dem spateren Zwickauer Rektor Christian Clodius 1694 1778 bekam die Gesellschaft auch erstmals eine sprachpflegerische Ausrichtung wobei sich die Mitglieder allerdings nicht auf ein gemeinsames Ziel einigen konnten 1727 Deutsche Gesellschaft Bearbeiten Erst dem 1724 eingetretenen und aus Konigsberg stammenden Johann Christoph Gottsched gelang es der Gesellschaft 1727 eine neue Verfassung zu geben wodurch ein neuer Typus einer uberregional aktiven sprachpflegerischen Institution geschaffen wurde Dabei stand explizit die Academie francaise Pate Der neue Anspruch wurde auch durch eine Namensanderung in Deutsche Gesellschaft ausgedruckt Das Ziel der Gesellschaft war seitdem auf die Konstruierung einer von Fremdwortern gesauberten und von mundartlichen Farbungen freien uberregionalen deutschen Einheitssprache gerichtet In der Satzung hiess es Man soll sich allezeit der Reinigkeit und Richtigkeit der Sprache befleissigen das ist nicht nur alle auslandischen Worter sondern auch alle Deutsche unrichtige Ausruckungen und Provinzial Redensarten vermeiden so dass man weder Schlesisch noch Meissnisch weder Frankisch noch Niedersachsisch sondern rein Hochdeutsch schreibe so wie man es in ganz Deutschland verstehen kan Satzung der Deutschen Gesellschaft in Leipzig nach der Umgrundung 1727 2 Mit dem franzosischen Vorbild steckte man sich ein ehrgeiziges Ziel denn die Wirklichkeit im deutschsprachigen Raum entsprach uberhaupt nicht den Gegebenheiten in Frankreich Zum einen gab es viele kleine und grossere deutschsprachige Furstentumer Grafschaften und Territorien die sich in dieser Zeit erst zu modernen meist absolutistisch regierten Staatsgebilden formten Zum anderen war der gesamte deutschsprachige Raum tief gespalten in einen protestantischen Norden und einen katholischen Suden Diese Spaltung betraf nicht nur die Religion sondern auch die Ebene der Sprache Im protestantischen Norden und der Mitte Deutschlands hatte sich bereits seit dem fruhen 17 Jahrhundert die auf Martin Luther zuruckgehende fruhneuhochdeutsche Sprache durchgesetzt die seitdem von den deutschen Sprachpuristen weiterentwickelt worden war Im katholischen Suden gab es hingegen mit der oberdeutschen Schreibsprache eine zweite eigenstandige Schriftsprache Deren Literaturproduktion hinkte zwar den protestantischen Landern etwas hinterher da man im katholischen Suden noch vermehrt auf Latein publizierte doch begannen gerade in dieser Zeit die bayerischen und osterreichischen Gelehrten sowie der katholische Klerus damit die oberdeutsche Konkurrenznorm auszubauen So war etwa erst kurze Zeit zuvor in Munchen 1722 der bayerische Musenberg oder Parnassus Boicus mit dem erklarten Ziel gegrundet worden die bairisch osterreichische Schreibvariante als uberregionale Schriftsprache zu etablieren In den reformierten Teilen der Schweiz hatte man durch die alemannische Zurcher Bibelubersetzung noch einmal eine andere dritte deutsche Schriftsprache Johann Christoph Gottsched begann sein Projekt mit Nachdruck voranzutreiben und schon kurz nach der Umgrundung entstanden in verschiedenen Stadten Filialen der Leipziger Muttergesellschaft so etwa 1728 in Jena 1732 in Weimar 1733 in Halle und 1738 in Gottingen und Wittenberg Spater sollten noch weitere Tochtergesellschaften von Bern uber Strassburg bis Berlin Greifswald Danzig und Konigsberg dazukommen Diese Tochtergesellschaften beschrankten sich zunachst ausschliesslich auf die dem sachsischen Deutsch ohnehin wohlgesinnten evangelischen Regionen Als Kommunikationsmedium dienten den teilnehmenden Schriftstellern und Gelehrten dabei die Briefkorrespondenz sowie von der Gesellschaft herausgegebene Zeitschriften In Leipzig selbst publizierte Gottsched die Beytrage zur Critischen Historie der deutschen Sprache Poesie und Beredsamkeit von denen 1732 ein erster Sammelband erschien Diese Schriften widmeten sich im Sinne der Aufklarung den aktuellen Themen der Wissenschaft der Sprachkritik und Sprachplanung sowie Rezensionen der literarischen Neuerscheinungen Das grosse Ziel der Gesellschaft die offizielle Anerkennung als Akademie der Wissenschaften zu erreichen scheiterte an Spannungen mit dem Dresdner Hof 1738 Bruch mit Gottsched Bearbeiten nbsp Johann Christoph Gottsched 1744Neben dieser Niederlage kam es immer mehr zu internen Streitigkeiten da Gottsched der 1730 ausserordentlicher Professor fur Poesie 1734 ordentlicher Professor fur Logik und Metaphysik in Leipzig wurde an der Universitat Karriere und zugleich die Deutsche Gesellschaft immer mehr zu seinem personlichen uberregionalen Sprachrohr machte Zunachst hatten zahlreiche Schriftsteller und Sprachgelehrte mit der Leipziger Gesellschaft korrespondiert darunter befand sich sogar der bayerisch osterreichische Grammatiker Johann Balthasar Antesperg der 1734 seine Schreibtabellen zur Begutachtung ubersandt hatte und 1735 personlich nach Leipzig reiste Nun aber gab es immer mehr Kritik an der sprachpolitischen Ausrichtung der Gesellschaft und dem diktatorischen Fuhrungsstil Gottscheds Besonders der Streit mit den angesehenen Schweizer Philologen Johann Jakob Bodmer und Johann Jakob Breitinger liess die Autoritat des Seniors so der Titel des Leiters schwinden Streitigkeiten uber seinen diktatorischen Fuhrungsstil und gekrankte weibliche Eitelkeit 3 trugen dazu bei dass es am 11 Juni 1738 zum Bruch kam und Gottsched aus der Deutschen Gesellschaft austrat Seiner personlichen Karriere schadete das nicht Er wurde 1739 Rektor der philosophischen Fakultat der Universitat Leipzig Er befasste sich weiter intensiv mit Sprachkritik Literatur und Theatertheorie und gab weiterhin die Beytrage heraus Weitere Entwicklung Bearbeiten Die Leipziger Deutsche Gesellschaft oder Societas Philoteutonico Poetica wie in dieser Zeit ihr lateinischer Name lautete verlor mit ihrem prominenten Senior rasch an Bedeutung 1745 grundete Gottsched zudem zwei neue Zeitschriften den Neuen Buchersaal der schonen Wissenschaften und freyen Kunste sowie Das Neueste aus der anmuthigen Gelehrsamkeit 4 die fortan eine wichtige Rolle in der uberregionalen Gelehrtendiskussion spielten Die Leipziger Gesellschaft wurde auf eine regionale Bedeutung zuruckgeworfen Obwohl sie noch andere prominente Mitglieder hatte und weiterhin Zusammenkunfte stattfanden erschienen kaum noch Publikationen 1827 wurde der Name nochmals geandert in Deutsche Gesellschaft zur Erforschung Vaterlandischer Sprache und Altertumer in Leipzig Im Dezember 1943 wurden ihre Bestande beim Luftangriff auf Leipzig vernichtet 1945 wurde die Gesellschaft aufgelost 5 Prasidenten BearbeitenDaniel Heinrich Arnoldt 1770Siehe auch BearbeitenDeutsche Gesellschaft Bern Bremische Deutsche Gesellschaft Konigliche Deutsche Gesellschaft Konigsberg Literatur BearbeitenAndreas Erb Die Deutschen Gesellschaften des 18 Jahrhunderts Ein Gruppenbild Hallesche Beitrage zur Europaischen Aufklarung 69 de Gruyter Berlin Boston 2023 ISBN 9783110776133 Detlef Doring Die Geschichte der Deutschen Gesellschaft in Leipzig von der Grundung bis in die ersten Jahre des Seniorats Johann Christoph Gottscheds Niemeyer Tubingen 2002 ISBN 3 484 36570 6 Auszuge Friedrich Pollack So viele verguldete Bande von Poetischen Werken Die Bibliothek der Deutschen Gesellschaft in Leipzig in Thomas Fuchs Christoph Mackert Hg Leipziger Eure Bucher Zwolf Kapitel zur Bestandsgeschichte der Leipziger Stadtbibliothek Leipzig 2009 S 66 83 152 159 Online Ulrich Ammon Die deutsche Sprache in Deutschland Osterreich und der Schweiz Das Problem der nationalen Varietaten De Gruyter 1995 ISBN 311014753X Gerda Mraz Das Josephinische Erzherzogliche A B C oder Namenbuchlein Harenberg Kommunikation Dortmund 1980 ISBN 3 88379 167 9 Weblinks BearbeitenUniversitat Leipzig Die Deutsche Gesellschaft Niedersachsische Staats und Universitatsbibliothek Gottingen Sprachkritik als Aufklarung Die Deutsche Gesellschaft in Gottingen im 18 Jahrhundert PDF 2 1 MB Ausstellungsfestschrift von Dieter Cherubim und Ariane Walsdorf 2005 ISBN 3 930457 48 2Einzelnachweise Bearbeiten Zeitschrift fur Germanistik Band 14 VEB Verlag Enzyklopadie 2004 S 641 google de abgerufen am 2 Juni 2023 Gerda Mraz Das Josephinische Erzherzogliche A B C oder Namenbuchlein Dortmund 1980 Kapitel Gottsched und die Deutsche Gesellschaft Seite 64 Gerda Mraz Das Josephinische Erzherzogliche A B C oder Namenbuchlein Dortmund 1980 Kapitel Grammatik fur Osterreicher contra Grammatik fur Ober Sachsen Seite 79 Zeno org Biographie Johann Christoph Gottsched Universitat Leipzig Die Deutsche GesellschaftNormdaten Korperschaft GND 17113 X lobid OGND AKS LCCN no2002054414 VIAF 151859939 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Deutsche Gesellschaft amp oldid 236263258