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Die oberdeutsche Schreibsprache auch oberdeutsche Literatursprache und Jesuitendeutsch genannt auch teutsch 1 war eine von ca 1550 bis 1750 vor allem in katholischen Regionen des heutigen Suddeutschlands im Elsass und im habsburgischen Osterreich verwendete Schriftsprache und Dachsprache uber die alemannischen bairischen und frankischen Dialekte der Region 2 Oberdeutsche Oberteutsche LiteraturspracheGesprochen in historisch ht Suddeutschland Osterreich Schweiz Liechtenstein Frankreich Sudtirol Tschechien Slowakei Schlesien Ungarn Slowenien Rumanien diverse Diaspora MinderheitenLinguistischeKlassifikation Indogermanisch Germanisch Westgermanisch Deutsch OberdeutschOberteutsche Literatursprache dd dd Offizieller StatusAmtssprache in SprachcodesISO 639 1 kein eigener ISO Code deISO 639 2 B kein eigener ISO Code ger T kein eigener ISO Code deuISO 639 3 kein eigener ISO Code deuDie Salzburger Benediktiner Universitat heute Paris Lodron Universitat war eines der geistigen Zentren der oberdeutschen Schreibsprache In dieser Zeit gab es noch keine einheitliche allgemein verbindliche Schriftnorm des Deutschen Es herrschte eine erbitterte Konkurrenz zwischen dem sachsischen Meissnisch das von Schreibern in den protestantischen Landern bevorzugt wurde und der auch suddeutsche und bairisch osterreichische dialektale Eigenheiten berucksichtigenden oberdeutschen Schreibsprache die vor allem von Schreibern im mehrheitlich katholischen Bayern und Osterreich bevorzugt wurde Als Vorlaufer konnen die oberdeutschen regionalen Druckersprachen vor allem die bayerisch osterreichische der fruhneuhochdeutschen Zeit angesehen werden siehe hierzu speziell Gemeindeutsch und Maximilianische Kanzleisprache doch ist der Ubergang fliessend In der Schweiz galt in der Fruhneuzeit eine andere Kanzleinorm namlich die alemannisch basierte Eidgenossische Landsprach Insbesondere in der Schreibung von Orts und Personennamen im oberdeutschen Raum haben sich diese Schreibtraditionen und gewohnheiten teilweise bis heute erhalten Inhaltsverzeichnis 1 Jesuitendeutsch und Lutherdeutsch 2 Geschichte 3 Spezifika 4 Personen 4 1 Autoren 4 2 Beeinflusste Autoren 4 3 Befurworter 4 4 Gegner 5 Historische Zitate 6 Textbeispiele 7 Einzelnachweise 8 QuellenJesuitendeutsch und Lutherdeutsch BearbeitenDie oberdeutsche Schreibsprache wurde vor allem vom katholischen Klerus allen voran von den Jesuiten und auch den Benediktinern in Opposition zum kursachsischen Lutherdeutsch etabliert und hatte bis zur Mitte des 18 Jahrhunderts eine weite Verbreitung Von protestantischer Seite wurde es deshalb auch als Jesuitendeutsch bezeichnet 3 Beide Begriffe sowohl Lutherdeutsch als auch Jesuitendeutsch sind vor dem Hintergrund der damaligen konfessionellen Konflikte als gegenseitig abwertende Termini Stigmaworter zu verstehen Sprachwissenschaftlich unterschieden sich beide Varianten vor allem durch ihren regionalen Schwerpunkt und auch dadurch dass man in den katholischen Regionen neue deutsche Wortkreationen eher ablehnte und an den lateinischen franzosischen und italienischen Fremdwortern festhielt Geschichte Bearbeiten Das Heilige Romische Reich 1648Nach Ende des Dreissigjahrigen Krieges 1648 wurde die Pattstellung zwischen den protestantischen und den katholischen Landern zementiert Keine der beiden Seiten konnte auf militarische Art und Weise eine Hegemonie herstellen und so verlagerte sich der konfessionelle Konflikt zusehends auf die kulturelle und sprachliche Ebene Schon seit Martin Luther stand die Idee im Raum eine einheitliche deutsche Schriftsprache zu konstruieren wahrend sich allerdings im Norden Luthers Deutsch auch in katholischen Gegenden durchsetzte konnte sich die neue Schriftsprache in den katholischen Gebieten des Sudens nicht etablieren Im protestantischen Nordosten vor allem im Kurfurstentum Sachsen sowie in den brandenburgisch preussischen Landern begann man damit den sprachlichen Ausbau des Deutschen den Luther begonnen hatte weiter voranzutreiben Dies wurde vor allem von den neu entstandenen Sprachgesellschaften wie der Fruchtbringenden Gesellschaft getragen ausserdem von einzelnen Gelehrten und selbst ernannten Sprachpuristen weniger von politischer Seite Im zum grossen Teil katholischen Suden hatte die Verbreitung der Lutherbibel ebenso fur eine breitere Alphabetisierung und auch zu einer Verbreitung der von Luther gepragten Neologismen gesorgt Im Zuge der Gegenreformation begannen nun ihrerseits katholische Geistliche allen voran Jesuiten und Benediktiner in der Sprache des Volkes zu predigen Dabei griffen sie ganz dem barocken Zeitgeist entsprechend auch zu aufwandigen kunstlerischen Mitteln wie dem Theater siehe Jesuitentheater Neben theologischen Texten entstanden naturwissenschaftliche Werke Theaterstucke Lustspiele und Lieder die in einer dem alemannischen und bairischen Suden eher entsprechenden Schreibform gefasst waren Daraus entwickelte sich im spaten 17 und fruhen 18 Jahrhundert die neue oberdeutsche Schreibsprache Spater wurde diese Bewegung auch von dem aufklarerischen Motiv angetrieben die geschriebene Sprache moglichst nahe dem gesprochenen Idiom der Menschen anzupassen und so einen leichteren Zugang zur Bildung zu ermoglichen Zwischen 1744 und 1772 wurden sogar acht Grammatiken und Orthographien in 27 bekannten Auflagen fur Jesuitenkollegien und akademien in Suddeutschland Osterreich und Bohmen veroffentlicht die sich der oberdeutschen Schreibsprache bedienten 4 Die kaiserlichen Kanzleien hingegen und der Verwaltungsapparat bedienten sich weiterhin der alten konservativen Schreibformen aus der Zeit Kaiser Maximilians I der Maximilianischen Kanzleisprache Die bekanntesten Versuche der oberdeutschen Schreibsprache mit Hilfe eigener Grammatiken ein Lehrmodell zu verschaffen stammten von folgenden osterreichischen und bayerischen Sprachgelehrten 5 Johann Balthasar Antesperg in Wien Die kayserliche Grammatick 1747 Carl Friedrich Aichinger in der Oberpfalz Versuch einer teutschen Sprachlehre 1753 Johann Siegmund Popowitsch in Wien Die nothwendigsten Anfangsgrunde der teutschen Sprachkunst zum Gebrauche der oesterreichischen Schulen ausgefertigt 1754 Augustin Dornbluth im Breisgau Observationes oder grundliche Anmerckungen uber die Art und Weise eine gute Uebersetzung besonders in die teutsche Sprach zu machen 1755 Ignaz Weitenauer in Innsbruck Zweifel von der deutschen Sprache 1763 Heinrich Braun in Munchen Anleitung zur deutschen Sprachkunst Zum Gebrauche der Schulen in den Churlanden zu Baiern 1765 Franz Joseph Bob in Freiburg im Breisgau Anleitung zur deutschen Rechtschreibung 1768 6 Johann Jakob Hemmer in der Pfalz Abhandlung uber die deutsche Sprache zum Nutzen der Pfalz 1769 Johann Nast in Stuttgart Der teutsche Sprachforscher Zeitschrift 1777 1778 Friedrich Carl Fulda in Schwaben Grundregeln der Teutschen Sprache 1778 Entschieden wurde der Sprachenstreit letztendlich in der zweiten Halfte des 18 Jahrhunderts nachdem sich die Gottsched sche Grammatik und Rechtschreibung die dieser 1748 publiziert hatte immer weiter durchsetzte Das endgultige Aus fur die oberdeutsche Schreibsprache war jedoch 1774 die Einfuhrung der allgemeinen Schulpflicht in den habsburgischen Erblanden Nach dem Siebenjahrigen Krieg 1756 bis 1763 war die politische Position der Habsburger so geschwacht dass ein oberdeutscher sprachlicher Sonderweg nicht mehr moglich schien und so entschied sich Maria Theresia nach einem heftigen Streit unter den Gelehrten in Wien aus realpolitischen Grunden auch in den habsburgischen Erblanden die Gottsched sche Variante als Referenznorm einzufuhren Diese neue Schulordnung wurde von ihrem Berater dem aus Niederschlesien stammenden Augustiner Chorherren Johann Ignaz von Felbiger durchgefuhrt 1780 wurde diese Entscheidung noch einmal von ihrem Sohn Kaiser Joseph II bestatigt und die neue Sprachnorm durch dessen Minister Joseph von Sonnenfels auch fur die Beamten der kaiserlichen Verwaltung verpflichtend eingefuhrt Sogar Orts und Personennamen wurden dem neuen Standard angepasst Einige Spuren der alten Schreibweise insbesondere im Vokabular wurden jedoch beibehalten Die anderen suddeutschen Staaten wie Bayern und auch das Erzbistum Salzburg die bis dahin eine abwartende Haltung eingenommen hatten zogen daraufhin nach Damit wurde das Ende des barocken Sprachenstreits um eine allgemein gultige Schriftnorm zu Gunsten der nordlicheren Variante entschieden welche daraufhin die Basis fur das heutige moderne Standarddeutsch wurde Spezifika Bearbeiten Die steirische Volkertafel ca 1720 1730 ist ein Beispiel fur die oberdeutsche Schreibsprache Die oberdeutsche Schreibsprache hat einige Besonderheiten sowohl in der Rechtschreibung und vor allem im Vokabular und der Idiomatik als auch in der Art gewisse Buchstabenkombinationen phonetisch wiederzugeben Beispielsweise wird fur ein lang ausgesprochenes iː kein ie geschrieben Die Kombination ie steht vielmehr fur den in den bairischen und alemannischen Dialekten typischen Diphthong So muss etwa das ie im Wort Krieg siehe Bild rechts als Diphthong gelesen werden Kriag ebenso bei miessiggehen miassiggehen und aufriererisch aufriarerisch Das Wort blu e thbegirig wird konsequenterweise ohne ie geschrieben Analog zum ie wurden die oberdeutsche Diphthongierung von u und u als ue und ie wiedergegeben Der Buchstabe o ist in der oberdeutschen Schreibsprache als helles geschlossenes e zu lesen wie zum Beispiel in both Bett Schwoth Schwede hor Heer mor Meer erwohlen erwahlen fromd fremd Die Umlaute von o und u werden entweder als o und u geschrieben oder aber es wird gleich die in den meisten oberdeutschen Dialekten heute noch ubliche entrundete Aussprache auch schriftlich wiedergegeben wie in den Worten abtrinig abtrunnig und erwinscht erwunscht Diese entrundeten Umlaute werden im Anlaut auch mit y geschrieben ybel ubel ybrig ubrig 7 Der Buchstabe e wird im Auslaut meist weggelassen wie in ich hab die Sprach das Aug und die Fuess siehe Apokope Das Verb tun wird wie im Dialekt des Ofteren auch periphrastisch verwendet nach dem Ersten Werck sehnen thuen 8 Es wird zwischen ai und ei unterschieden Dabei markiert die oberdeutsche Schreibsprache zwei unterschiedliche Diphthonge die auf zwei unterschiedliche Laute aus dem Mittelhochdeutsch zuruckgehen das ei in mhd Wortern wie teic weize ih weiz und das lange i in mhd Wortern wie lip wiz In der modernen deutschen Orthographie sind diese Laute im Zuge der neuhochdeutschen Diphthongierung zusammengefallen so dass sie nicht mehr unterschieden werden sondern in allen diesen Fallen ei aufweisen Teig Weizen ich weiss ebenso wie Leib weiss Farbe In den Dialekten sind diese Laute nicht zusammengefallen und so unterschied die oberdeutsche Schreibsprache einerseits das ai in Taig Waizen ich waiss vom ei in Leib weiss In den modernen bairischen Dialekten entspricht Erstgenanntes einem oa in Toag Woazen i woas Letztgenanntes hingegen einem aɪ in Leib weiss In einigen Fallen lasst sich die Unterscheidung der oberdeutschen Schriftsprache nicht aufs Mittelhochdeutsche zuruckfuhren So sind beispielsweise die Worter Fleisch Geist heilig regelmassig mit ei geschrieben gelegentlich auch das Wort Kaiser obwohl sie nicht einem mittelhochdeutschen i entsprechen 9 Autoren aus dem sudbairischen Raum etwa aus Tirol schreiben auch teilweise ein aspiriertes k wie in khern Kern ackher Acker oder andere sudbairische Spezifika wie nit fur nicht Ein weiteres Merkmal der oberdeutschen Schreibsprache ist dass teilweise ein Vokabular und eine Idiomatik verwendet wurde die heute dialektal wirkt und im modernen Standarddeutsch sogar als inkorrekt gilt Es werden viele lateinische griechische franzosische und italienische Fremdworter verwendet die heute oft gar nicht mehr bekannt sind oder einen Bedeutungswandel durchlebt haben Eine einheitliche standardisierte Schreibweise hat es aber in dieser Zeit nie gegeben auch nicht innerhalb der oberdeutschen Literatursprache Die genaue graphische Umsetzung der Sprache variiert von Schreiber zu Schreiber und teilweise haben auch einzelne Buchdrucker und Verlage einen identifizierbaren Orthographiestil In der chronologischen Betrachtungsweise ist ausserdem ab dem beginnenden 18 Jahrhundert ein gewisser Trend hin zur meissnerischen Schreibweise bei manchen Autoren erkennbar Bei Texten um das Jahr 1770 findet man deshalb nur noch rund 20 wesentliche linguistische Unterschiede zwischen dem Oberdeutschen und dem Ostmitteldeutschen wo es hingegen um 1600 noch etwa 40 substantielle Unterschiede gab 10 Handschriftliche Quellen weisen dagegen eine deutlich regionalere Schreibung auf als gedruckte Werke Dies liegt vor allem daran dass die ersten Buchdrucker im oberdeutschen Raum oft aus dem Rheinland Mainz oder Franken Nurnberg kamen und von dort mitteldeutsche orthographische Konventionen mitbrachten In gewisser Weise leben Rudimente der oberdeutschen Schreibsprache in der nationalen Standardvarietat des Deutschen in Osterreich weiter siehe Osterreichisches Deutsch Auch die Verschriftlichung der oberdeutschen Dialekte folgt bei manchen Autoren noch dieser Schreibtradition Personen BearbeitenAutoren Bearbeiten Einige wichtige Vertreter der oberdeutschen Literatursprache waren Jeremias Martius 1535 1585 auch Mertz und Marz Augsburger Arzt und erster Ubersetzer des Nostradamus in gemeyne Teutsche Sprach 11 Leonhard Rauwolf 1535 1596 Augsburger Naturforscher Arzt und Entdeckungsreisender Aegidius Albertinus 1560 1620 niederlandischer Schriftsteller Begrunder der volkssprachlichen Barockliteratur in Bayern verfasste und ubersetzte einige seiner Werke auf Oberdeutsch darunter sein Hauptwerk Der Landstortzer Gusman Joachim Meichel 1590 1637 Lyriker und Ubersetzer vom Lateinischen ins Oberdeutsche Jacob Balde 1604 1668 elsassischer Jesuit und Dichter verfasste seine Werke in Neulatein und ubersetzte sie teilweise ins Oberdeutsche Albert Curtz 1600 1671 bayerischer Jesuit Schriftsteller Ubersetzer und Astronom Johannes Kuen 1606 1675 katholischer Dichter aus Oberbayern Georg Philipp Harsdorffer 1607 1658 protestantischer Barockdichter wandte sich bewusst gegen die opitzianische Sprachvorschrift Laurentius von Schnuffis 1633 1702 Vorarlberger Kapuziner Komodiant Schriftsteller und Dichter Abraham a Sancta Clara 1644 1709 katholischer Prediger und Schriftsteller aus Vorderosterreich Johann Beer 1655 1700 Schriftsteller und Komponist aus Oberosterreich Protestant Eusebius Amort 1692 1775 Augustiner Chorherr und Mitbegrunder der gelehrten Gesellschaft Der bayerische Musenberg Anton Roschmann 1694 1760 Tiroler Historiker Latinist und Bibliothekar Ignatz Anton Weiser 1701 1785 Salzburger Burgermeister und Dramatiker Andreas Felix von Oefele 1706 1780 Munchner Historiker und Bibliothekar Ignaz Weitenauer 1709 in Ingolstadt 1783 in Salemsweiler bei Salem bayerischer Philologe Jesuit und Orientalist Franziscus Topsl 1711 1796 Munchner Theologe und Aufklarer Pius Kolb 1712 1762 Schweizer Benediktinerpater und Bibliothekar am Stift Sankt Gallen Leopold Mozart 1719 1787 von ihm ist uberliefert dass er sein Lehrbuch fur den Geigenunterricht Versuch einer grundlichen Violinschule Augsburg 1756 mehrmals umschrieb und sich der Druck deswegen sehr verzogerte um weder von der einen Seite noch von der anderen wegen der verwendeten Schreibform kritisiert zu werden Er wollte dafur sorgen dass er nicht mehr horen musste dass nammlich von keinem Ort ein schones Buch kommen kan als von Hamburg und Leipzig 12 Friedrich Carl Fulda 1724 1788 evangelischer Pfarrer Philologe und Grammatiker aus Schwaben Joseph von Sperg e s 1725 1791 Tiroler Kartograph und Staatsarchivar in Wien Vincenz Bernhard von Tscharner 1728 1778 Schweizer Politiker Schriftsteller und Historiker Michael Lori 1728 1808 Tegernseer Benediktiner und Professor in Salzburg Cousin von Johann Georg Lori Heinrich Braun 1732 1792 bayerischer Schulreformer Benediktiner Andreas Dominikus Zaupser 1746 1795 bayerischer Rechtsgelehrter Philosoph und Dialektforscher Wolfgang Amadeus Mozart 1756 1791 viele Texte wie etwa die von ihm erhaltenen privaten Briefe sind in einer oberdeutschen Schreibform geschrieben zuweilen auch im damaligen Salzburger Dialekt 13 Beeinflusste Autoren Bearbeiten Neben den Schriftstellern aus dem oberdeutschen Sprachraum deren Werke klar der oberdeutschen Literatursprache zuordenbar sind gab es noch andere Autoren deren Sprache und Schreibweise stark vom Oberdeutschen beeinflusst ist Dies lag entweder daran dass diese Schriftsteller einen langeren Teil ihres Lebens im heutigen Schwaben Bayern und Osterreich oder auch in Bohmen und Mahren verbrachten wo sie sich die oberdeutsche Schreibkonvention aneigneten oder ihre Werke wurden in diesen Regionen erstmals veroffentlicht und vom Verlag in der oberdeutschen Schreibsprache ediert Bekannte Beispiele dafur sind die Werke von Johann Amos Comenius 1592 1670 Humanist Philosoph und Padagoge aus Mahren Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen 1622 1676 barocker Schriftsteller beruhmt fur seinen Picaro Roman Der abenteuerliche Simplicisſimus TeutſchBefurworter Bearbeiten Wichtige Gelehrte die im spatbarocken Sprachenstreit fur die oberdeutsche Schreibsprache als allgemein gultige oder zumindest im suddeutschen Raum und im habsburgischen Osterreich gultige Schriftnorm Partei ergriffen waren Gelasius Hieber 1671 1731 bayerischer Augustiner Eremit Kanzelredner und Herausgeber des Parnassus Boicus Johann Balthasar Antesperg 1682 1765 Sprachwissenschaftler aus Niederbayern und Privatlehrer Josephs II direkter Gegner Gottscheds in Wien 14 Augustin Dornbluth 1690 1760 Gelehrter und Benediktinermonch aus dem Breisgau erbitterter Gegner Gottscheds Janez Ziga Popovic 1705 1774 slowenisch osterreichischer Sprach und Naturforscher Sebastian Sailer 1714 1777 schwabischer Pramonstratenser und Schriftsteller dem sogar die oberdeutsche Schriftsprache zu weit weg vom regionalen Idiom war Carl Friedrich Aichinger 1717 1782 evangelischer Sprachwissenschaftler aus der Oberpfalz der mit seiner Grammatik einen letzten Versuch zu einer Kompromisslosung verfolgte Johann Georg von Lori 1723 1787 bayerischer Beamter Historiker und Grunder der Churbaierischen Akademie der WissenschaftenGegner Bearbeiten Die Gegner eines suddeutschen katholischen Sprachseparatismus waren Philipp von Zesen 1619 1689 Schriftsteller und Sprachpurist Johann Christoph Gottsched 1700 1766 Gelehrter und Schriftsteller Begrunder des modernen Standarddeutsch Johann Christoph Adelung 1732 1806 Bibliothekar und Germanist hat vor allem die historische Rezeption der oberdeutschen Schreibsprache gepragt Neben seinen negativen Kommentaren bietet aber sein Worterbuch eine reichhaltige Quelle zur oberdeutschen Sprache Joachim Heinrich Campe 1746 1818 Schriftsteller und SprachpuristHistorische Zitate Bearbeiten Johann Christoph Adelung hat die polemische historische Betrachtung der oberdeutschen Schreibsprache mitgepragtSebastian Helber beschrieb in seinem 1593 in Freiburg im Breisgau erschienenen Teutsches Syllabierbuchl die Unterschiede der drei damals gangigen Schreibsprachen Unsere Gemeine Hochteutsche Sprache wirdt auf drei weisen gedruckt eine mochten wir nennen die Mitter Teutsche die andere die Donawische die dritte Hochst Reinische wobei er mit der Donawischen die in Bayern Osterreich und Schwaben ubliche oberdeutsche Schreibsprache meint mit der Hochst Reinische die alemannische ohne Diphthongierung und mit Mitter Teutsche die mitteldeutsche 15 Zu den Unterschieden der oberdeutschen Schreibsprache fuhrt Helber unter anderem an Wan die Donawischen nach irer Landen aussprache die nechtsvolgende Wort mit ei schreiben so wollen sie etwas anders darmit anzeigen als wan sie die selben also mit ai schraiben und drucken Albert Curtz schreibt im Vorwort seines 1659 erschienenen Werkes Die Harpffen Davids Von der Teutschen Sprach deren wir uns bey Vberlegung diser heyligen Lieder gebraucht ist wenig zuvermelden die gantze Arbeit geschicht auff ansuchen vnd dann zu Geistlichem Nutz vnd Trost dess Oesterreichischen Bayerisch und Schwabischen Frauenzimmers dahero hat man sich der in disen Landen vblichen Sprach maistens gebrauchen mussen Waiss wol dass einem gelehrten Meissner oder beredten Maintzer schwer vnd vbelstandig fallen solle die Worte wie sie in disen Reimzeilen begriffen seynd zuvertrucken Es hat aber bey vorgemelten Orthen dise Art zureden so weit vberhand genommen dass deroselbigen zu widergehen eben so beschwer vnd vngewonlich fallen solle als vnformlich dise weiss in Meissen oder an dem obern Rhein lauten mag 15 Die Munchner Aufklarungszeitschrift Parnassus Boicus 1722 1740 beschwerte sich uber das Fehlen einer grosseren suddeutschen Literatur wie sich nun in unsrem Teutschland katholischen Antheils unsres Wissens noch nichts dergleicher hervorgethan dahingegen es bey denen Uncatholischen in Ihren Buch Laden von derley Art Schrifften wimmelt 16 Augustin Dornbluth 1755 Titel seiner Streitschrift gegen Gottsched Observationes oder grundliche Anmerckungen uber die Art und Weise eine gute Uebersetzung besonders in die teutsche Sprach zu machen Wobey die Fehler der bisherigen teutschen Ubersetzungen samt denen Ursachen solcher Fehleren und daraus erfolgten Verkehrung der teutschen Sprach aufrichtig entdeckt werden Nebst einer zu disem Vorhaben unentparlichen Critic uber Herrn Gottschedens sogenannte Red kunst und teutsche Grammatic oder wie er sie nennt Grundlegung zur teutschen Sprache Aus patriotischem Eyfer zur Verhutung fernerer Verkehrung und Schandung der auslandischen Bucheren Augsburg 1755 17 Heinrich Braun 1765 Nach dem Niederdeutschen richten sich schon die meisten ubrigen deutschen Provinzen dahingegen unsere bisherige oberdeutsche Schreibart nirgend anderswo das Gluck gehabt hat Eingang und Beyfall zu finden Maurus Lindemayr 1769 Im Schreiben wollen wir Sachsen im Predigen aber Osterreicher sein Johann Christoph Adelung 1782 Die verbluhete altere Schwester sahe vom Anfange an scheel dazu beneidete die jungere wegen ihrer Reitze und suchte sie aus Verzweiflung durch den Vorwurf der Ketzerey verhasst zu machen In guten Stunden vergass sie zwar diese Grille und fing so gar an sich nach ihr zu bilden allein die bose Laune stellte sich bald wieder ein und dann behauptete sie wohl in allem Ernste dass ihre Runzeln ihre steifen und stolzen Blicke und ihre Archaismen regelmassiger waren als die sanften Reitze des jungen gefalligen Madchens Mit unter schrie sie auch uber Despotismus und Tyrraney obgleich das gute Madchen nichts weniger als despotisch war und nur der alteren Schwester wenn ihr die Coquetterie ihrer jungern Jahre ankam zuweilen den Spiegel vorhielt und sie an ihre Falten und verbluhten Reitze erinnerte 18 Und weiter Dass die alte Oberdeutsche Mundart bisher in dem sudlichen Deutschlande noch immer die gewohnliche Sprache der Schriftsteller und des gesellschaftlichen Umgangs der obern Classen ist ist ein Beweis dass diese Halfte des Reichs in der Cultur hinter der nordlichen zuruck geblieben ist Adelung 1782 19 Joseph von Sonnenfels beanstandete bei seinem Aufenthalt in Wien im Jahr 1784 dass die best gekleidete Dame der hoheren Gesellschaft so pobelhaft rede wie ihre Kuchenmagd 20 Textbeispiele BearbeitenBei Wikisource sind einige Dokumente in zeitgenossischer oberdeutscher Schreibsprache vorhanden die einen guten Eindruck von der damaligen gedruckten Sprache liefern Hier einige Beispiele Ein Erschrockliche Newe Zeittung so sich begeben mit eim Geldtwechssler mit sudbairischen Merkmalen wie aspiriertem kh 1621 s Dess gwesten Pfaltzgraf offne schuldt Spottschrift auf den bohmischen Winterkonig 1620 Historia von den Sieben Schwaben mit dem Hasen mit starkem schwabischem Dialekteinfluss 1640 Ware Abbildung dess in Anno 29 Jars den 2 May zu Nurmberg ankommenten Elephanten moderates Oberdeutsch mit mitteldeutschem Einfluss 1629 Einzelnachweise Bearbeiten Friedrich Carl Fulda Grundregeln der Teutschen Sprache 1778 Zeitliche Verortung nach Werner Besch Sprachgeschichte Kapitel 192 Aspekte einer bayerischen Sprachgeschichte seit der beginnenden Neuzeit Walter de Gruyter 1998 ISBN 3 11 015883 3 Werner Besch Hrsg Sprachgeschichte Ein Handbuch zur Geschichte der deutschen Sprache und ihrer Erforschung 2003 S 2281 Peter von Polenz Deutsche Sprachgeschichte vom Spatmittelalter bis zur Gegenwart Band 2 1994 ISBN 3 11 013436 5 S 173 Andreas Gardt Geschichte der Sprachwissenschaft in Deutschland Kapitel 4 2 2 Carl Friedrich Aichinger Walter de Gruyter 1999 ISBN 3 11 015788 8 Durchsetzung des Hochdeutschen in Osterreich im 18 Jahrhundert In Dieter Langewiesche Georg Schmidt Foderative Nation Oldenbourg Wissenschaftsverlag 2000 ISBN 3 486 56454 4 S 295 Ingo Reiffenstein Aspekte einer bayerischen Sprachgeschichte seit der beginnenden Neuzeit In Sonderegger Besch S 2949 Pius Kobl Brief Nr 170 an Lori vom 17 Juli 1760 Walter Tauber Mundart und Schriftsprache in Bayern 1450 1800 Untersuchungen zur Sprachnorm und Sprachnormierung im Fruhneuhochdeutschen S 97 Kapitel 7 1 Mittelhochdeutsches ei der Wandel ei ai Walter de Gruyter Berlin 1993 ISBN 3 11 013556 6 Peter Wiesinger Die Entwicklung der deutschen Schriftsprache vom 16 bis 18 Jahrhundert unter dem Einfluss der Konfessionen Fussnote 12 Wilhelm Zannoth Der Augsburger Arzt Jeremias Marz Online Antiquariat Ingo Reiffenstein Oberdeutsch und Hochdeutsch in Gelehrtenbriefen des 18 Jahrhunderts In Verborum Amor S 481 und 483 Ingo Reiffenstein Fort mit Dir nach Paris Peter von Polenz Deutsche Sprachgeschichte vom Spatmittelalter bis zur Gegenwart Band 2 1994 S 157 a b Walter Tauber Mundart und Schriftsprache in Bayern 1450 1800 Untersuchungen zur Sprachnorm und Sprachnormierung im Fruhneuhochdeutschen Walter de Gruyter Berlin 1993 ISBN 3 11 013556 6 S 4 Einleitung Peter von Polenz Deutsche Sprachgeschichte vom Spatmittelalter bis zur Gegenwart Band 2 1994 S 173 Ernst Cassirer Nachgelassene Manuskripte und Texte 2003 S 409 Anja Stukenbrock Sprachnationalismus Sprachreflexion als Medium kollektiver S 197 Dieter Cherubim Klaus Mattheier Voraussetzungen und Grundlagen der Gegenwartssprache Walter de Gruyter Berlin 1989 ISBN 3 11 011349 X Seite 82 Werner Besch Hrsg Ein Handbuch zur Geschichte der deutschen Sprache und ihrer Erforschung S 2974 Quellen BearbeitenJohann Christoph Adelung Grammatisch kritisches Worterbuch der hochdeutschen Mundart mit bestandiger Vergleichung der ubrigen Mundarten besonders aber der oberdeutschen 5 Bande rev u berichtigt von Franz Xaver Schonberger Pichler Wien 1808 download hier Dieter Breuer Oberdeutsche Literatur 1565 1650 Deutsche Literaturgeschichte und Territorialgeschichte in fruhabsolutistischer Zeit Beck Munchen 1979 ISBN 3 406 10811 3 Andreas Gardt Hrsg Nation und Sprache Die Diskussion ihres Verhaltnisses in Geschichte und Gegenwart de Gruyter Berlin New York 2000 ISBN 3 11 014841 2 Karl Heinz Musseleck Untersuchungen zur Sprache katholischer Bibelubersetzungen der Reformationszeit Studien zum Fruhneuhochdeutschen 6 Hrsg dieses Bd Hugo Moser und Werner Besch Winter Heidelberg 1981 ISBN 3 533 03057 1 Peter Polenz Deutsche Sprachgeschichte vom Spatmittelalter bis zur Gegenwart Band II 17 und 18 Jahrhundert de Gruyter Berlin u a 1994 ISBN 3 11 013436 5 Maria Pumpel Mader Hrsg Sprache Kultur Geschichte sprachhistorische Studien zum Deutschen Institut fur Germanistik an der Universitat Innsbruck Innsbruck 1999 ISBN 3 901064 22 2 Ingo Reiffenstein Der Parnassus Boicus und das Hochdeutsche Zum Ausklang des Fruhneuhochdeutschen im 18 Jhd In Studien zum Fruhneuhochdeutschen Goppingen 1988 S 27 45 Ingo Reiffenstein Oberdeutsch und Hochdeutsch in Gelehrtenbriefen des 18 Jahrhunderts In Harald Burger Stefan Sonderegger Hrsg Verborum Amor Studien zur Geschichte und Kunst der deutschen Sprache de Gruyter Berlin u a 1992 ISBN 3 11 011682 0 Ingo Reiffenstein Aspekte einer bayerischen Sprachgeschichte seit der beginnenden Neuzeit In Werner Besch Hrsg Sprachgeschichte Ein Handbuch zur Geschichte der deutschen Sprache und ihrer Erforschung 3 Band 2 Auflage de Gruyter Berlin New York 2003 ISBN 3 11 015883 3 S 2942 2971 Ingo Reiffenstein Fort mit Dir nach Paris Mozart und seine Mutter auf der Reise nach Paris Briefe Hrsg und kommentiert Jung und Jung Salzburg 2005 ISBN 3 902497 01 7 Sebastian Sailer Benastasii Liares Vier Sendschreiben wider Hrn P Augustin Dornbluth Capitularen des Reichs Gottshauses Gengenbach aus dem Preissgauischen in das Teutsche ubersetzt Christian Ulrich Wagner Ulm 1756 Anja Stukenbrock Sprachnationalismus Sprachreflexion als Medium kollektiver Identitatsstiftung in Deutschland 1617 1945 de Gruyter Berlin 2005 ISBN 3 11 018278 5 Walter Tauber Mundart und Schriftsprache in Bayern 1450 1800 Untersuchungen zur Sprachnorm und Sprachnormierung im Fruhneuhochdeutschen Studia linguistica Germanica 32 de Gruyter Berlin New York 1993 ISBN 3 11 013556 6 Google Books Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Oberdeutsche Schreibsprache amp oldid 232915486