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Die Maximilianische Kanzleisprache war eine fruhneuhochdeutsche Form der Schriftsprache die auf Initiative Kaiser Maximilians I in der kaiserlichen Verwaltung eingefuhrt wurde und somit altere noch nahe am Mittelhochdeutschen stehende Schreibformen abloste Schon kurz nach dem Tode Maximilians entstand aber durch die Bibelubersetzung von Martin Luther in der Sachsischen Kanzleisprache eine sprachliche Konkurrenznorm Dennoch wurde die oberdeutsch gepragte Maximilianische Kanzleisprache bis Ende des 17 Jahrhunderts von den kaiserlichen Kanzleien verwendet und wird deshalb auch Reichssprache genannt Maximilian I nach Albrecht Durer Inhaltsverzeichnis 1 Charakteristik und Verbreitung 2 Bibelubersetzungen 3 Tauferliteratur 4 Textbeispiele 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseCharakteristik und Verbreitung BearbeitenMaximilian I fuhrte umfassende Reformen in der Verwaltung seiner osterreichischen Erblande durch und schuf als Kaiser auch ein wohlorganisiertes Regierungs und Kanzleiwesen im gesamten Reich Durch seine burgundischen Besitzungen und Aufenthalte in den Niederlanden hatte Maximilian I die dort bluhende volkssprachliche Literaturproduktion kennengelernt und stellte nun seinerseits die kaiserlichen Kanzleien von der Verwendung des Lateinischen auf die Volkssprache um Von allen kaiserlichen Kanzleien war die Hofkanzlei die bedeutendste und diese residierte gemeinsam mit dem Kaiser meist in Suddeutschland und Osterreich und ab dem Jahr 1490 oft in Tirol So basierte der Schreibstil seiner Beamten auch deutlich auf oberdeutschen Sprachgewohnheiten und hatte teilweise sogar einen sudbairischen Charakter Linguistisch fallt dies durch die typisch tirolerische Schreibung von aspirierten k auf wie in khern oder ackher und auch in der Verwendung von nit fur nicht Durch die Korrespondenz der Hofkanzlei verbreitete sich die Verwendung dieses Schreibstils schnell auf andere suddeutsche Regionen besonders in Bayern aber auch in Schwaben und im ebenfalls habsburgischen Vorderosterreich und wurde so zur Schriftnorm in der Verwaltung Der Augsburger Drucker Hans Schonsberger auch Johann Schonsperger verwendete diesen Schreibstil auch fur seine deutschsprachigen Drucke und fuhrte diesen dadurch in die Literatur ein Im 16 Jahrhundert entstanden auch zahlreiche literarische Werke wie die schon kurz nach Luther einsetzenden katholischen Bibelubersetzungen ins Oberdeutsche besonders die Eck Bibel oder fruhe Barockliteratur wie etwa bei Aegidius Albertinus Hans Sachs und Melchior Pfintzing in diesem Stil mit deutlich bairisch oberdeutscher Farbung Die Entstehungsorte dieser Werke waren dabei nicht nur auf Osterreich und Bayern beschrankt sondern auch die Drucker bis Nurnberg im Norden und Strassburg im Westen orientierten sich an dieser Orthographie Da die Maximilianische Kanzleisprache jedoch auch Rechtssprache war und juristisch klar definiert sein musste hatte sie von Anfang an eine konservative Tendenz und passte sich nicht dynamisch an sich verandernde Sprechgewohnheiten an So wurden auch noch mittelhochdeutsche Formen in der Schrift konserviert die schon auf damalige Zeitgenossen ausserhalb des Alpenraums zum Teil archaisch wirkten wahrend in Mittel und Norddeutschland das sachsische Lutherdeutsch immer bedeutender wurde Im 16 Jahrhundert war die Maximilianische Kanzleisprache zunachst noch die uberkonfessionelle Sprache der kaiserlichen Verwaltung So tendierte etwa sein Urenkel Maximilian II Kaiser von 1564 bis 1576 selbst zum Protestantismus und erst die einsetzende Gegenreformation unter Rudolf II fuhrte zu einer konfessionellen Polarisierung auch auf sprachlicher Ebene In den protestantischen Landern wurde die Sachsische Kanzleisprache in der Luther seine Bibelubersetzung geschrieben hatte immer mehr zu einer uberregionalen Hochsprache und verdrangte im Norden sogar die mittelniederdeutsche Schreibsprache sowohl als Verwaltungssprache der Kanzleien als auch als Literatursprache Im katholischen Suden besonders in Bayern und Osterreich entstand hingegen im 17 Jahrhundert in der Literatur und im Buchdruckswesen aus der Maximilianischen Kanzleisprache die Oberdeutsche Schreibsprache Damit war der deutsche Sprachraum in zwei sowohl religios als auch sprachlich verfeindete Lager zerfallen Im protestantischen Norden schrieb man nach der ostmitteldeutschen Schreibart aus der spater das moderne Neuhochdeutsch entstehen sollte wahrend man im katholischen Suden eine eigene oberdeutsche Schriftsprache kultivierte Die Beamten der kaiserlichen Verwaltung hingegen blieben bis ins spate 17 Jahrhundert bei der zu dieser Zeit schon antiquierten Maximilianischen Kanzleisprache Erst im Spatbarock sollte dieser Sprachenkonflikt zu Gunsten der ostmitteldeutschen Schriftnorm beendet werden Bibelubersetzungen BearbeitenSchon kurz nach Veroffentlichung der Lutherbibel 1522 Neues Testament 1534 Altes und Neues Testament entstanden im suddeutschen Raum mehrere katholische Bibelubersetzungen in die Volkssprache wobei sich die Verfasser der Schreibkonventionen der Maximilianischen Kanzleisprache bedienten Hieronymus Emser Das New Testament So durch L Emser saeligen v er teutscht und des Durchlewchten Hochgeborenen Fursten und herren Herren Georgen hertzogen zu Sachssen c Regiment und privilegio aussgangen ist Anno Dresden 1527 mit Illustrationen von Lucas Cranach 1 2 Johannes Eck Alt und new Testament nach dem Text in der hailigen kirchen gebraucht durch doctor Johan Ecken mit fleiss an hohteutsch verdolmetscht Ingolstadt 1537Tauferliteratur BearbeitenEbenfalls in einer sehr oberdeutschen Sprache sind einige prominente Texte der Tauferbewegung gedruckt worden die neben den Niederlanden und der Schweiz zumindest im fruhen 16 Jahrhundert einen regionalen Schwerpunkt in Schwaben Bayern und Osterreich hatte Allen voran die Erstausgabe des Ausbund eines tauferischen Gesangbuchs das unter anderem Texte von Sebastian Franck Leonhard Schiemer Hans Hut und Jorg Blaurock enthalt wurde 1564 in der Maximilianischen Kanzleisprache gedruckt Von den Mennoniten und Amischen in Amerika wird dieses Buch immer noch im Gottesdienst verwendet heute allerdings in einer dem Neuhochdeutschen angepassten Fassung Textbeispiele BearbeitenBei Wikisource sind einige Dokumente in der Maximilianischen Kanzleisprache vorhanden die einen guten Eindruck der damaligen gedruckten Sprache liefern Hier einige Beispiele nbsp Von zu trincken vnd yber weinen gedruckt bei Hans Schonsberger Augsburg um 1500 nbsp New zeyttung wie der Turckischen Keyser mit dem Konig von Vngern dye schlacht gethan hat uber die Schlacht bei Mohacs 1526 nbsp Belegerung der Statt Wienn 1529 uber die Erste Wiener Turkenbelagerung von Peter Stern von Labach 1529 nbsp Was ein Comet sey woher er komme vnd seinen vrsprung habe Text aus Strassburg 1532 Literatur BearbeitenHans Moser Die Kanzlei Kaiser Maximilians I Graphematik eines Schreibusus Innsbrucker Beitrage zur Kulturwissenschaft Germanistische Reihe 5 Innsbruck 1977 ISBN 3 85124 063 4Weblinks Bearbeitene scoala Zeitschrift der Germanisten Rumaniens ZGR 9 Jg Heft 17 18 2000 S 155 162 Peter Wiesinger Die Entwicklung der deutschen Schriftsprache Universitat Wien Geschichte Frauenbriefe Helena von Schallenberg und Judith Sabina von Starhemberg Schreiben im konfessionellen ZeitalterEinzelnachweise Bearbeiten viaLibri Hieronymus Emser Memento des Originals vom 2 Dezember 2008 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www vialibri net Friedrich Wilhelm Bautz EMSER Hieronymus In Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon BBKL Band 1 Bautz Hamm 1975 2 unveranderte Auflage Hamm 1990 ISBN 3 88309 013 1 Sp 1508 1509 Artikel Artikelanfang im Internet Archive Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Maximilianische Kanzleisprache amp oldid 237745473