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Hans Hut auch Hutt Huth Huet geschrieben um 1490 in Haina 6 Dezember 1527 in Augsburg war eine fuhrende Personlichkeit der Tauferbewegung und einer der erfolgreichsten Taufermissionare der Reformationszeit In den eineinviertel Jahren seiner missionarischen Aktivitaten brachte er das Taufertum nach Franken Bayern Mahren Osterreich und Schlesien 1 Anders als die Zurcher Taufer die ihre ursprungliche theologische Pragung von Zwingli empfangen hatten war Hut ein Schuler der Reformatoren Thomas Muntzer und Andreas Karlstadt Er gilt heute als Begrunder einer eigenstandigen Richtung innerhalb des Taufertums das sich auf dem Boden von Mystik und Apokalyptik entwickelte und dessen Hauptverbreitungsgebiete sich in Mitteldeutschland und in Osterreich befanden 2 Hans Hut Stich aus dem 17 Jahrhundert Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Taufsukzession 3 Werke 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben Bearbeiten nbsp Bibra Dorfansicht mit Kirche St Leo erbaut 1492 1503 Die Informationen uber Huts Herkunft und Jugend sind durftig Auch sein genaues Geburtsdatum ist unbekannt Relativ sicher ist nur dass er im letzten Jahrzehnt des ausgehenden 15 Jahrhunderts 3 als Sohn eines in Haina ansassigen Hans Hut geboren wurde und dass er mindestens einen Bruder hatte 4 Vermutlich im Zusammenhang seiner Eheschliessung mit einer gleichaltrigen namentlich aber nicht bekannten Frau verzog Hans Hut um 1515 nach Bibra das rund 15 Kilometer von Haina in nordwestlicher Richtung entfernt liegt Aus der Ehe gingen sechs Kinder hervor uber die nur sehr sparliche Nachrichten vorhanden sind 5 Uber Huts Auftreten und Aussehen heisst es in einem zeitgenossischen Steckbrief des Nurnberger Stadtrates Der oberste und furnemste Patron der Taufer ist Johannes Hut ein fast gelehrter geschickter Gesell eine ziemlich gut Mannslangen gross und eine baurische Person mit einem lichtbraunen gestutzten Haar und oben unter der Nasen mit einem falben Bartlein Seine Kleidung ist ein kemlingrauer und bisweilen ein schwarzer Reitrock ein grauer breiter Hut und graue Hosen 6 Hut war Buchbinder arbeitete aber zunachst als Kuster an der Bibraer Kirche St Leo 7 Ab 1521 verdiente er seinen Lebensunterhalt als fahrender Buchhandler Auf Reisen nach Wittenberg und Nurnberg kam er um 1522 in Kontakt mit dem radikalen Reformator Thomas Muntzer moglicherweise auch mit Andreas Bodenstein genannt Karlstadt Im September 1524 beherbergte er Muntzer nach dessen Flucht aus Muhlhausen und vermittelte ihm einen Nurnberger Drucker fur seine Schrift Ausgedruckten Entblossung des falschen Glaubens Der Rat beschlagnahmte jedoch die meisten der 500 Druckexemplare wegen des in ihnen enthaltenen Aufrufs zum Umsturz Angeregt von Muntzers Kritik an der Sauglingstaufe weigerte sich Hut Ende desselben Jahres sein neugeborenes Kind taufen zu lassen Er wurde deshalb mit seiner Familie aus Bibra ausgewiesen Frau und Kinder brachte er bei Hans Denck in Nurnberg unter er selbst begab sich zu Muntzer ins Feldlager und nahm am 15 Mai 1525 an der entscheidenden Bauernkriegschlacht bei Frankenhausen teil Den feindlichen Truppen konnte sich Hut durch Flucht entziehen Zu Pfingsten 1526 wurde er von Hans Denck der zuvor von Balthasar Hubmaier die Taufe empfangen hatte in Augsburg getauft 8 Er erwartete den Anbruch des Reiches Gottes in Form einer gewaltsamen apokalyptischen Durchsetzung der Herrschaft des Christus fur das Jahr 1528 Daher entfaltete er umfangreiche missionarische Aktivitaten weil er vor Pfingsten 1528 die 144 000 9 versiegeln musste Er verstand die von ihm gespendete Taufe deshalb als Versiegelung des Tauflings Deshalb bezeichnete er ihn auch durch ein Wasser Kreuzzeichen an der Stirn Seine Missionstatigkeit erstreckte sich von der thuringisch frankischen Grenze im Norden bis nach Tirol und Mahren Nur eineinviertel Jahr war Hans Hut als Missionar der Tauferbewegung unterwegs Spuren seiner Wirksamkeit lassen sich nachweisen in Thuringen Franken Schwaben Bayern Osterreich Salzburg und Mahren Grossere Stadte in denen er die tauferischen Lehren verkundete und die Taufe spendete waren Coburg Augsburg Erlangen Nurnberg Nikolsburg Wien Steyr Freistadt Linz Passau und Salzburg sowie viele kleinere Ortschaften die er auf seinen Reisen durchzog 10 Auf seinen Missionsreisen scheint er oft ehemalige Bauernkriegsteilnehmer aufgesucht zu haben Seine Verkundigung war von den mystischen Gedankengangen Thomas Muntzers stark gepragt Der Hut Forscher Gottfried Seebass nennt ihn deshalb Muntzers Erbe In der Turkengefahr sah er eine Strafe Gottes fur ein unbussfertiges Christentum Wegen der apokalyptischen Funktion die er dem expandierenden Osmanischen Reich attestierte sprach er sich im Falle eines Angriffs gegen die Landesverteidigung aus Dies brachte ihn in Konflikt mit anderen Fuhrern der Taufer und fuhrte zu einem Religionsgesprach mit Balthasar Hubmaier in Nikolsburg in dessen Folge er von den Behorden festgenommen wurde aber fliehen konnte 11 Im August 1527 gehorte Hans Hut zu einer Anzahl fuhrender Taufer die sich in Augsburg zu einem Tauferkonzil Augsburger Martyrersynode trafen Dort wollte man u a Unterschiede in den Lehrmeinungen ausgleichen Als der Augsburger Rat von dem Treffen erfuhr versuchte man der Versammelten habhaft zu werden Zusammen mit wichtigen Augsburger Taufern wurde Hut verhaftet Weil es nicht gelang die Inhaftierten von ihren Lehren abzubringen verurteilte man Hut und die anderen zu langjahrigen Haftstrafen Hans Hut starb infolge eines Brandes im Augsburger Gefangnis den er angeblich selbst in seiner Zelle gelegt hatte Ende 1527 Seine Leiche wurde am Richtplatz verbrannt und die Asche in die Wertach gestreut Taufsukzession Bearbeiten nbsp Das sogenannte Taufbuchlein Hans Huts verfasst um 1527Die Linie der Taufsukzession geht bei Hans Hut Pfingsten 1526 uber Hans Denck Fruhjahr 1526 Balthasar Hubmaier Ostern 1525 Wilhelm Reublin Januar 1525 Jorg Blaurock Januar 1525 auf Konrad Grebel Januar 1525 zuruck Die in Klammern gesetzten Daten bezeichnen das jeweilige Taufdatum Belege dazu finden sich in den Biographieartikeln der erwahnten Personen Werke BearbeitenVon dem geheimnis der tauf baide des zaichens und des Wesens ein anfang eines rechten wahrhaftigen christlichen Lebens 1527 als Manuskript erhalten Ein christlicher Underricht wie gottliche geschrift vergleicht und geurtailt solle werden Aus kraft des heiligen geists und zeuknus der dreitail christlichen Glaubens sambt iren verstand 1527 12 Literatur BearbeitenGottfried Seebass Muntzers Erbe Werk Leben und Theologie des Hans Hut Gutersloher Verlags Haus Gutersloh 2002 ISBN 3 579 01758 6 Quellen und Forschungen zur Reformationsgeschichte Zugleich Erlangen Nurnberg Univ Habil Schr 1972 Werner O Packull Mysticism and the Early South German Austrian Anabaptist Movement Herald Press Scottdale PA 1977 ISBN 0 8361 1130 3 Studies in anabaptist and mennonite history 19 Hans Jurgen Goertz Die Taufer Geschichte und Deutung 2 verbesserte und erweiterte Auflage Beck Munchen 1988 ISBN 3 406 31660 3 Gottfried Seebass Hans Hut Der leidende Racher In Hans Jurgen Goertz Hrsg Radikale Reformatoren 21 biografische Skizzen von Thomas Muntzer bis Paracelsus Beck Munchen 1978 ISBN 3 406 06783 2 Beck sche schwarze Reihe 183 S 44 50 Gottfried Seebass Das Zeichen der Erwahlten Zum Verstandnis der Taufe bei Hans Hut In Hans Jurgen Goertz Hrsg Umstrittenes Taufertum 1525 1975 Neue Forschungen Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 1975 ISBN 3 525 55354 4 S 138 164 Julius Hartmann Hut Hutt Hans In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 13 Duncker amp Humblot Leipzig 1881 S 459 Grete Mecenseffy Hut Hans In Neue Deutsche Biographie NDB Band 10 Duncker amp Humblot Berlin 1974 ISBN 3 428 00191 5 S 91 Digitalisat Friedrich Wilhelm Bautz Hut Hans In Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon BBKL Band 2 Bautz Hamm 1990 ISBN 3 88309 032 8 Sp 1213 1217 Artikel Artikelanfang im Internet Archive Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Hans Hut im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Hans Jurgen Goertz Hans Hut In Mennonitisches Lexikon Band 5 MennLex 5 Johann Loserth Robert Friedmann Werner O Packull Hut Hans d 1527 In Global Anabaptist Mennonite Encyclopedia OnlineEinzelnachweise Bearbeiten Heinold Fast Hrsg Der linke Flugel der Reformation Glaubenszeugnisse der Taufer Spiritualisten Schwarmer und Antitrinitarier Band IV in der Reihe Klassiker des Protestantismus Hrsg Christel Matthias Schroder Bremen 1962 S 78 Gottfried Seebass Muntzers Erbe Werk Leben und Theologie des Hans Hut Gutersloh 2002 Quellen und Forschungen zur Reformationsgeschichte Band 73 S 498 Paul Wappler zitiert in diesem Zusammenhang die Aussage eines Zeitgenossen Huts vom Februar 1527 Danach war Hut zu diesem Zeitpunkt zwischen 30 und 40 Jahre alt siehe Paul Wappler Die Tauferbewegung in Thuringen von 1526 1584 Jena 1913 S 232 Gottfried Seebass Muntzers Erbe Werk Leben und Theologie des Hans Hut Gutersloh 2002 Quellen und Forschungen zur Reformationsgeschichte Band 73 S 167 Von einer Tochter Huts wird berichtet dass sie Ende Januar 1528 als Martyrerin der Tauferbewegung in der Regnitz ertrankt worden ist siehe Gottfried Seebass Muntzers Erbe Werk Leben und Theologie des Hans Hut Gutersloh 2002 Quellen und Forschungen zur Reformationsgeschichte Band 73 S 169 Anmerkung 16 Ein Sohn begleitete Hans Hut auf der Reise von Staffelstein nach Augsburg 1527 Von einem Sohn mit Namen Philipp der eventuell mit dem bereits Erwahnten identisch sein konnte erfahren wir im Geschichtbuch der Hutterischen Bruder S 47 dass er zu einer Hutterer Gemeinde in Mahren gehort hat Ein weiteres Kind Hans Huts muss in der zweiten Halfte des Jahres 1524 geboren worden sein Zitiert nach Hans Guderian Die Taufer in Augsburg Ihre Geschichte und ihr Erbe Pfaffenhofen 1984 S 62 Gemeinde Grabfeld de Bibra aufgerufen am 8 September 2017 Hans Jurgen Goertz Mennonitisches Lexikon Band V Artikel Hut Hans abgerufen am 9 Februar 2014 Offb 7 4 EU 14 1 EU 14 3 EU Wolfgang Schaufele Das missionarische Bewusstsein und Wirken der Taufer dargestellt nach oberdeutschen Quellen Band XXI in der Reihe Beitrage zur Geschichte und zur Lehre der Reformierten Kirche Hrsg Paul Jacobs u a Neukirchen Vluyn 1966 S 143 Michael Klein Geschichtsdenken und Standekritik in apokalyptischer Perspektive Hamm 2004 S 125 126 fernuni hagen de PDF 841 kB abgerufen am 5 Marz 2013 Dissertation an der Fernuni Hagen Beide Schriften finden sich bei Lydia Muller Glaubenszeugnisse oberdeutscher Taufgesinnter Leipzig 1938 Normdaten Person GND 123955777 lobid OGND AKS LCCN nr2002029547 VIAF 54086076 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Hut HansALTERNATIVNAMEN Hutt Hans Huth Hans Huet HansKURZBESCHREIBUNG Taufer in Suddeutschland und OsterreichGEBURTSDATUM um 1490GEBURTSORT Haina Grafschaft Henneberg Heiliges Romisches ReichSTERBEDATUM 6 Dezember 1527STERBEORT Augsburg Heiliges Romisches Reich Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hans Hut amp oldid 226455357