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Die sogenannte Augsburger Martyrersynode war ein uberregionales Treffen suddeutscher schweizerischer und osterreichischer Tauferfuhrer das vom 20 bis 24 August 1527 in Augsburg stattfand Ziel dieser Zusammenkunft die aus rund 60 Abgesandten verschiedener Taufergruppen bestand war es in den zentralen tauferischen Lehrauffassungen zwischen den pazifistischen Schweizer Taufern des Schleitheimer Bekenntnisses und den apokalyptisch militanten suddeutschen Taufern um Hans Hut zu einer Ubereinstimmung zu kommen und mindestens eine Konvergenzerklarung zu verabschieden Konkrete Folge des Treffens war die Entsendung von Predigern und Sendboten in die jeweiligen Wirkungsgebiete Die Bezeichnung Martyrersynode ruhrt aus der Tatsache dass viele der Teilnehmer der Zusammenkunft nur kurze Zeit spater den Martyrertod erlitten Inhaltsverzeichnis 1 Hintergrund 2 Teilnehmer 3 Verhandlungen 4 Aussendung 5 Folgen 6 Siehe auch 7 Literatur 8 EinzelnachweiseHintergrund BearbeitenDie noch recht junge Tauferbewegung stand vor der schwierigen Aufgabe ihren verschiedenen Gruppierungen ein einheitliches Fundament zu geben Deshalb hatte bereits im Fruhjahr 1527 unter der Leitung Michael Sattlers eine Taufersynode in Schleitheim stattgefunden die im Verlauf der Zusammenkunft die sogenannten Schleitheimer Artikel verabschiedete In diesem Bekenntnis wurden die Ubernahme weltlicher Amter die Eidesleistung sowie der Wehrdienst grundsatzlich abgelehnt Andere Gruppen des Taufertums vor allem die Suddeutschen Taufer vertraten die Anschauung dass die Obrigkeit durch Romerbrief Kapitel 13 1 legitimiert sei von ihren Untertanen den Eid und den Waffendienst zu fordern Wichtiger Tagesordnungspunkt der Martyrersynode war es deshalb in diesen Fragen eine Ubereinkunft zwischen den Schweizer und Suddeutschen Taufern zu erzielen Ebenfalls auf der Tagesordnung stand die tauferische Eschatologie Dass Augsburg als Ort der Taufersynode gewahlt wurde hing zum einen mit seiner zentralen Lage zusammen Die Gebiete des jungen Taufertums beschrankten sich zu diesem Zeitpunkt auf Teile Sud und Mitteldeutschlands die Schweiz das Elsass sowie auf Mahren und Tirol Bedeutsam war sicherlich auch dass es in Augsburg selbst eine zahlenmassig starke Taufergemeinde gab die sich 1527 noch relativ frei versammeln und aufgrund ihrer Grosse fur die rund 60 Teilnehmer einen geeigneten Versammlungsraum sowie Quartiere bieten konnte Teilnehmer BearbeitenNicht alle Namen der Synodalen sind uberliefert 2 Die folgenden 34 Teilnehmer sind jedoch bekannt und lassen sich verschiedenen Taufergruppen zuordnen Die grosste Gruppe unter ihnen bildeten die Anhanger Hans Huts Eukarius Binder aus Coburg Burkhard Braun aus Ofen Leonhard Dorfbrunner aus Weissenburg Hans Gulden aus Biberach Sigmund Hofer Hans Hut Jakob Leitner aus Uttenreuth 3 Marx Meier aus Altenerlangen Joachim Mertz aus Bamberg Hans Mittermaier aus Ingolstadt Georg Nespitzer aus Passau Leonhard Schiemer aus Judenburg Hans Schlaffer Leonhard Sporle aus Briderichingen Ulrich Trechsel aus Franken Thomas Waldhauser Jakob Wiedemann aus Memmingen dd Die zweitgrosste Gruppe bildeten die Mitglieder der Augsburger Taufergemeinde Jakob Dachser Matheis Finder Gall Fischer Laux Fischer Konrad Huber Hans Kiessling Hans Leupold Bartholomaus Nussfelder Sigmund Salminger Peter Scheppach dd Die Schweizer Taufer waren mit drei Abgesandten vertreten Hans Beck aus Basel Jakob Gross aus Waldshut und Gregor Maler aus Chur Eine eigene Fraktion auf der Martyrersynode bildeten Hans Denck Ludwig Hatzer und Jakob Kautz aus Worms Treffpunkte der Augsburger Taufersynode waren das Haus des Webers Gall Fischer das Haus des Nestlers Konrad Huber sowie das Haus des Metzgers Matheis Finder Verhandlungen BearbeitenFur die Augsburger Martyrersynode existiert kein Verhandlungsprotokoll auch kein schriftlich fixiertes Kommunique Auf die Gegenstande ihrer Verhandlungen kann nur aufgrund von gerichtlichen Verhoren geschlossen werden denen viele Synodenteilnehmer spater unterzogen wurden Zwei der drei Zusammenkunfte standen unter der gemeinsamen Leitung von Hans Hut und Hans Denck Der Eid und das Tragen von Waffen so die Protokolle dieser Verhore wurden zu Anfang der Synode behandelt Hans Hut widersprach in diesem Zusammenhang den Schweizer Taufern und befurwortete sowohl die Eidesleistung als auch den Kriegsdienst Auch die Forderung der Schweizer eine einheitliche Kleiderordnung fur die Taufer festzulegen stiess auf den Widerstand Hans Huts Mit grosser Mehrheit verworfen wurde Hans Huts Prophetie dass dreieinhalb Jahre nach dem Bauernkrieg namlich 1528 das Gericht Gottes kommen wurde die Sunde gestraft und die Obrigkeit ausgerottet werden sollte Zwar stimmt man grundsatzlich mit ihm uberein dass die Wiederkunft Jesu Christi unmittelbar bevorstunde lehnte aber eine Berechnung und Angabe des Zeitpunktes mit Hinweis auf die einschlagigen Bibelstellen ab Nach langen Verhandlungen kam es zu einem Kompromiss in dieser Frage Hut nahm zwar seine prophetischen Aussagen nicht zuruck versprach jedoch furderhin sie nicht offentlich zu lehren sondern sie nur noch denen mitzuteilen die privat dieses selbst herzlich begehrten Aussendung BearbeitenAm Ende der Martyrersynode stand die Ubereinkunft von Augsburg aus Missionare auszusenden um in der Erwartung der nahen Wiederkunft Jesu moglichst viele der Auserwahlten zu sammeln Die tauferischen Sendboten wurden einzeln und zu zweit in folgende genau umrissene Gebiete gesandt Peter Scheppach und Ulrich Trechsel nach Worms Hans Denck und Hans Beck ins Basler Land und das Gebiet um Zurich Gregor Maler nach Vorarlberg Georg Nespitzer nach Mittelfranken Leonhard Sporler und Leonhard Schiemer nach Bayern Leonhard Dorfbrunner nach Linz Hans Mittermaier nach Osterreich und Eukarius Binder und Joachim Mertz ins Salzburger LandDiesem gross angelegten Missionsplan blieb jedoch der Erfolg versagt Die meisten der ausgesandten Sendboten erlitten kurz nach dem Eintreffen in ihren zugewiesenen Wirkungsgebieten den Martyrertod und machten damit die Augsburger Tauferzusammenkunft zur sogenannten Augsburger Martyrersynode Folgen BearbeitenDie Augsburger Martyrersynode stellt nach Hans Guderian zugleich einen Hohepunkt und einen Wendepunkt dar in der Entwicklung des fruhen Taufertums Denn hier waren zum letzten Mal Tauferfuhrer so unterschiedlicher Pragung in so grosser Zahl zusammen Nach Augsburg fuhrte der Weg der tauferischen Gemeinden in Verfolgung und Martyrium in Ruckzug und Absonderung von der Welt 4 Siehe auch BearbeitenZeittafel zur Geschichte der Taufer Martyrer der TauferbewegungLiteratur BearbeitenHans Guderian Die Taufer in Augsburg Ihr Geschichte und ihr Erbe Ein Beitrag zur 2000 Jahr Feier der Stadt Augsburg Ludwig Pfaffenhofen 1984 ISBN 3 7787 2063 5 S 40 44 Hans Jurgen Goertz Die Taufer Geschichte und Deutung 2 verbesserte und erweiterte Auflage Beck Munchen 1988 ISBN 3 406 31660 3 Gottfried Seebass Muntzers Erbe Werk Leben und Theologie des Hans Hut Quellen und Forschungen zur Reformationsgeschichte Bd 73 Gutersloher Verlags Haus Gutersloh 2002 ISBN 3 579 01758 6 S 305 315 Zugleich Erlangen Nurnberg Univ Habil Schr 1972 Einzelnachweise Bearbeiten LUT Die Angaben dieses Abschnitts orientieren sich wenn nicht anders angegeben an Hans Guderian Die Taufer in Augsburg Ihr Geschichte und ihr Erbe Ein Beitrag zur 2000 Jahr Feier der Stadt Augsburg Pfaffenhofen 1984 S 40 44 Erich Paulus Regina Paulus Uttenreuth Geschichtsbuch uber ein Dorf am Rande der Stadt Uttenreuth 2001 S 59 Hans Guderian Die Taufer in Augsburg S 44 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Augsburger Martyrersynode amp oldid 237673921