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Sebastian Helber um 1530 um 1598 war ein Schulmeister und kaiserlicher Notar in Freiburg im Breisgau und Verfasser eines Lehrbuches fur das gemaine Teutsch Uber sein Leben sind nur sparliche Angaben uberliefert Nach den Archiven der Stadt Freiburg im Breisgau 1 war der erstmals 1580 genannte Sebastian Helber 16 Jahre lang Schulmeister der deutschen Knabenschule und zudem Keiserischer Notar Von dieser Stadt wurde er auch beauftragt den Lehrplan der Schule zu reformieren und im Zuge dieser Arbeit verfasste er sein bekanntestes Werk Teutsches Syllabierbuchlein welches 1593 in Freiburg im Uechtland 1 gedruckt wurde Inhaltsverzeichnis 1 Teutsches Syllabierbuchlein 2 Bewertung der Nachwelt 3 Werke 4 Literatur 5 EinzelnachweiseTeutsches Syllabierbuchlein BearbeitenDieses Werk zeichnet sich vor allem dadurch aus dass Helber keine kunstlich kreierte einheitliche Grammatik und Ausspracheregeln fur das Gemaine Teutsch aufzustellen versuchte sondern detailliert die Unterschiede der verschiedenen Schreibregionen darstellt In seiner Einteilung unterscheidet er zunachst alle kontinentalwestgermanischen Idiome teutsche Sprachen in vier Schreibregionen dies sind die Colnische und Gulichische womit er das Ripuarische meint die Sachsische womit er Niedersachsisch bzw Niederdeutsch meint die Flammisch oder Brabantische womit er Niederfrankisch bzw Niederlandisch meint die Ober oder Hochteutsche womit er Oberdeutsch meint Die oberdeutsche Sprache welches er als seine Muttersprache bezeichnet unterteilt er weiters in drei unterschiedliche Schreibregionen namlich die Mitter Teutsche Mitteldeutsch die Donawische Osterreich Bayern Schwaben die Hochst Reinische Schweiz Alemannisch am Oberrhein Zu dieser Einteilung kommt Sebastian Helber durch die linguistische Analyse zahlreicher gedruckter Werke wobei er vor allem die unterschiedlichen Mono und Diphthonge untersuchte Da es damals jedoch noch keine uberregionale Standardsprache gab entspricht seine lautgeographische Einteilung der gedruckten Sprache weitgehend den heute noch existierenden dialektalen Grossregionen in der gesprochenen Sprache wobei er Hochdeutsch Niederdeutsch und Niederlandisch noch ganz selbstverstandlich als Teutsch zusammenfasst und somit synonym zum heutigen Fachterminus Kontinentalwestgermanisch verwendet Mit eigenen Worten beschreibt er seine Unterteilung wie folgt Viererley teutsche Sprachen weiss ich in denen man Teutsche Buecher druckt die Colnische und Gulichische die Sachsische die Flammisch oder Brabantische vnd die Ober oder Hochteutsche Vnsere gemeine Hoch Teutsche wirdt auf drei weisen gedruckt eine mochten wir nennen die Mitter Teutsche die andere die Donawische die dritte Hochst Reinisch dan das Oberland nicht mehr breuchig ist Die Drucker so der Mittern Teutschen aussprach als vil die Diphthongen ai ei au etc belangt halten verstee ich die von Meinz Speier Frankfurt Wurzburg Heidelberg Nornberg Strassburg Leipsig Erdfurt vnd andere denen auch die von Colen volgen wan sie das Ober Teutsch verfertigen Donawische verstee ich alle in den Alt Baierischen und Schwebischen Landen den Rhein vnberurt Alt Baierische seind die so vorzeiten all vnder ein Fursten waren namlich jeziges Herzogthumb Beieren Ost oder Oesterreich nid vnd ob der Enns Karnten Steier Tirol Krain Saltzburgerland samt der Ambergischen oder Obernpfaltz mit ihren Anstossen Hochst Reinische letztlich die so vor jezigen Jahren gehalten haben im Drucken die Sprach der Eidgenossen oder Schweitzer der Walliser vnd etlicher Beigesessener im Stifft Costanz Chur und Basel Zitiert nach Johann Christoph Gottsched Deutsche Sprachkunst 1748 2 Vom Syllabierbuchlein waren 1882 nur ein einziges vollstandiges Exemplar namlich das Exemplar aus Gottscheds Bibliothek und ein unvollstandiges Exemplar bekannt Das Buch erfuhr 1882 eine annotierte Neuausgabe Bewertung der Nachwelt BearbeitenZur Lebenszeit Sebastian Helbers gab es noch keinen aus praktischen oder auch nationalistischen Motiven angetriebenen Drang eine uberregionale und einheitliche deutsche Sprache zu konstruieren oder herbeizureden Diese Entwicklung wurde zwar durch die Bibelubersetzung von Martin Luther initiiert begann sich aber erst im spateren 17 Jahrhundert zu intensivieren Erst im 18 Jahrhundert zu Zeiten Johann Christoph Gottscheds bestand ein uberregionales Standard Hochdeutsch das alle anderen Varietaten verdrangt hatte Deshalb ist es auch nicht verwunderlich dass Gottsched hinzufugte Was nun nach allen diesen Mundarten des Hochdeutschen fur verschiedene Schreibarten damals im Schwange gewesen das ist lustig zu lesen auch in alten Buchern noch hin und wieder zu sehen Gottlob dass dieser Zwiespalt sich allmahlich gehoben hat Sowohl die donauischen Landschaften als selbst die oberrheinischen befleissigen sich itzo um die Wette der obbenannten Mitteldeutschen in der Rechtschreibung immer naher zu treten Johann Christoph Gottsched Deutsche Sprachkunst 1748 2 Werke BearbeitenTeutsches Syllabierbuchlein Nemlich Gedruckter Hochteutscher sprach Lesenskunst Sambt erzeelung derer Wortenen in wellichen nach vnterschiedenem gebrauch dreierlei drucke reien vnd aussprachen Ai Ei Au Ou Eu Eu gefunden werden Durch Sebastian Helber Keiserischen Notarien zu Freiburg im Breissgew Ausgabebezeichnung Getruckt zu Freiburg in Vchtland durch Abraham Gemperle Anno M D VIIC VD16 H 1549 Sebastian Helbers Teutsches Syllabierbuchlein hrsg von Gustav Roethe Akad Verl Buchh von Mohr Freiburg im Breisgau und Tubingen 1882 annotierte Neuausgabe des Originals von 1593 OnlineLiteratur BearbeitenStefan Hochli Zur Geschichte der Interpunktion im Deutschen Eine kritische Darstellung de Gruyter 1981 ISBN 3 11 008473 2 zu Sebastian Helber Kapitel 11 S 72 ff Online Irmengard Rauch Gerald F Carr Robert L Kyes On Germanic Linguistics de Gruyter 1992 ISBN 3 11 013000 9 zu Sebastian Helber Kapitel 2 4 S 235 f OnlineEinzelnachweise Bearbeiten a b Die Unterscheidung der beiden Stadte namens Freiburg bereits in der Titelei des Werkes von 1593 a b Johann Christoph Gottsched Sprachkunst I Theil II Hauptstuck zitiert nach Johann Christoph Gottsched Ausgewahlte Werke Band 8 Teil 1 Hrsg Phillip Marshall Mitchell Bearb Herbert Penzl Berlin New York 1978 S 104 Google BooksNormdaten Person GND 119703467 lobid OGND AKS VIAF 27886685 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Helber SebastianKURZBESCHREIBUNG Schulmeister Notar und Verfasser eines Lehrbuches fur das GemeindeutschGEBURTSDATUM um 1530STERBEDATUM um 1598 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Sebastian Helber amp oldid 225875723