www.wikidata.de-de.nina.az
Maurus Lindemayr 17 November 1723 in Neukirchen bei Lambach 19 Juli 1783 ebenda war ein osterreichischer Schriftsteller Er verfasste zahlreicher Theaterstucke in oberosterreichischer mittelbairischer Sprache im 18 Jahrhundert die eine bedeutende Quelle fur den Dialekt dieser Zeit waren Lindemayr war ein Pionier in der Verschriftlichung des Bairischen Kupferstich aus dem Jahr 1777Reliefmedaillon im Barocktheater Lambach Inhaltsverzeichnis 1 Lebensdaten 2 Schriftsteller 3 Oberosterreichische Mundart des 18 Jahrhunderts 4 Schriftsprache Bairisch 5 Textbeispiel 6 Werke 6 1 Lustspiele 6 2 Gedichte 7 Trivia 8 Quellen 9 Literatur 10 Weblinks 11 EinzelnachweiseLebensdaten BearbeitenMaurus Lindemayr wurde als Sohn des Schulmeisters und Mesners Martin Lindemayr in Neukirchen bei Lambach Oberosterreich geboren und auf den Namen Kajetan Benedikt Maximilian Lindemayr getauft 1 Nachdem er bereits in jungen Jahren als Sangerknabe ins Benediktinerstift Lambach kam besuchte er das Jesuitengymnasium in Linz und wurde im Jahr 1746 Monch in Lambach legte am 21 September 1747 die Profess ab und erhielt den Ordensnamen Maurus 2 unter dem er auch sein spateres schriftstellerisches Werk publizierte Er studierte Theologie an der Universitat Salzburg wurde am 20 September 1749 zum Priester geweiht und feierte am 6 Oktober 1749 dem Fest des Klostergrunders von Lambach des Hl Adalbero in Neukirchen bei Lambach seine Primiz In den folgenden Jahren widmete er sich Missionsaufgaben im damals religios gespaltenen Vikariat Aichkirchen Gegenreformation Er zeigte dabei besonderes rhetorisches Talent und wurde deswegen 1754 von Abt Amand Schickmayr zuruck ins Kloster als Prior und Novizenmeister berufen Ab 1759 war er auf eigenen Wunsch Seelsorger seiner Heimatgemeinde Neukirchen bei Lambach und blieb dort bis zu seinem Tod am 19 Juli 1783 3 2 Schriftsteller BearbeitenIn erster Linie war Lindemayr Geistlicher und hervorragend ausgebildeter Theologe der auch als Schriftsteller von bleibendem Interesse hervortrat So schrieb er in hochdeutscher Sprache neben funf Lustspielen geistliche Lieder und Gelegenheitsgedichte ubersetzte Psalmen und Sequenzen sowie theologische Schriften Bekannt und fur die sprachwissenschaftliche und literarische Forschung interessant wurde er jedoch durch seine zahlreichen Theaterstucke und Gedichte in oberosterreichischer Mundart Zu seinen bekanntesten Werken zahlen etwa Der kurzweilige Hochzeitsvertrag Der ernsthafte Spass Der Teufel im Fass Der befreite Landrekrut Die Hochzeit nach Geld Die reisende Ceres und Der Gang zum Richter Seine Lustspiele bestehen aus heiteren Geschichten und lustigen Dialogen und spielen meist im Milieu der landlichen Dorfbevolkerung In humorvoller uriger und manchmal derber Sprache lasst Lindemayr seine Figuren auftreten Jedoch steckt in den Stucken immer ein aufklarerischer Anspruch der das Publikum auf Missstande Probleme und Ungerechtigkeiten seiner Zeit aufmerksam machen will Oft werden Figuren aus dem gehobenen Stand wie Adelige Beamte und Geistliche karikiert und negative Charaktereigenschaften wie Neid Eitelkeit und Geiz lacherlich gemacht 4 Oberosterreichische Mundart des 18 Jahrhunderts BearbeitenSeine Theaterstucke sind meist im damaligen oberosterreichischen Dialekt Bairisch verfasst um wichtige Inhalte dem damals noch weitgehend analphabeten Publikum naher zu bringen Die allgemeine Schulpflicht wurde in Osterreich erst 1774 unter Maria Theresia eingefuhrt Lindemayr benutzte die Mundart aber nicht nur aus diesem praktischen Zweck heraus seine Muttersprache und damit die eigentlich von seinem Publikum gesprochene und verstandene Sprache war ihm ein grosses Anliegen Da es damals wie heute kein allgemein anerkanntes Verschriftlichungssystem fur das Bairische gab entwickelte er eigene Regeln und eine eigene Orthographie Die von Martin Luther entwickelte sachsische Schriftsprache war aber auch fur Maurus Lindemayr schon zu dieser Zeit die in Deutschland am meisten anerkannte Seinen Predigtstil und seine Theaterstucke will er aber nach heimisch osterreichischer Art gestalten Seine zahlreichen Theaterstucke und Gedichte sind eine unschatzbare Quelle fur den oberosterreichischen Dialekt im 18 Jahrhundert und deshalb wichtig in der Sprachwissenschaft und auch besonders interessant fur moderne Dialektsprecher die wissen wollen Wie stark hat sich der Dialekt in 200 Jahren verandert Schriftsprache Bairisch BearbeitenIm katholischen Osterreich war damals noch keine definitive Entscheidung zum lutherischen Hochdeutsch getroffen Wie Maurus Lindemayr eindrucksvoll zeigte war es sehr wohl moglich das Bairische zu verschriftlichen und auch als Bildungssprache zu verwenden Erst die Einfuhrung der Schulpflicht 1774 und die damit verbundene Entscheidung in der Schule Hochdeutsch zu unterrichten versetzte dieser Diskussion ein Ende und dem Bairischen als Schriftsprache damit den Todesstoss Hauptargumente dafur waren hauptsachlich der Herrschaftsanspruch der Habsburger uber ganz Deutschland Kaiser des Heiligen Romischen Reiches Die Habsburger konkurrierten damals mit Preussen um die Vormachtstellung in Deutschland Osterreichischer Erbfolgekrieg 1740 48 und Siebenjahriger Krieg 1756 63 und wollten deshalb keinen osterreichischen Regionalismus fordern sondern sich und ihre Kronlander als integralen Teil Deutschlands prasentieren Bei Hofe in Wien und besonders in der Familie sprach aber sogar Maria Theresia Bairisch Bei offiziellen Anlassen in der Diplomatie oder der noblen Gesellschaft war auch nicht Hochdeutsch sondern Franzosisch die Sprache der Zeit Dass Habsburg die deutsche Kaiserkrone nur wenige Jahrzehnte spater 1806 fur immer aufgeben musste konnte Maria Theresia damals noch nicht absehen Fur die Zukunft des Bairischen und der Schriftsprache in Osterreich war diese Epoche jedoch entscheidend Textbeispiel BearbeitenDie Bauernnoth oder der Bauer aus Verzweiflung ein Schatzgraber Ein Bauer beklagt sich uber die Steuerlast aus Schmieder Pius 1875 I kann ma s unmigli not denka Was d Herren mit ins no anhobn A Baur soll si wahrla grads henka So kam a dient wog vo den Lobn San d Rustgelda kam zan daschwinga Und gleiwohl hobn s Noiringa an Und thain ins an Toifel afdinga Den d Herrschaft selbm nenna not kann I bsinn mi i z brich ma n Schedl I raith oft a halbati Nacht I rod aus da Sach mit mein Gredl Wie vil hoir mein Ausgab schan macht Kain Nachba kain Amtmann kann s wissen Und schau i in s Buechel wie s geht s Is s ainwog guet deutsch damit gschmissen Weil s in da Latein drinna steht Mein Huimatel kann i leicht zotn I mag ma kam s Traidl dabaun Is nix als a sagrischi Frotn Bein Fenster thuet d Neath auaschaun Ain Gaiss l zwen Frischling sochs Anten Und s Peondel is all mein Vamogn Mag mi und do Kina kam gwandten d Kostirung und s Jahrlahnl gobn Schatzt ainar a Geldl von Airen Fuchzg sand grads als wie we geht da n Haar bringan s inha aus Baiern n Landlahaar kaft ins niemd a Kain Schwabn han i not z n vakafa Brauchs Allisamt selbm hinta s Gfott Mi n Scheitern is nix zun dalafa Und s Heu ist iez a um an Spott Sinst hat ma do gleiwohl mit n Spinna Mit Leinwaden Rupfen und Garn A Geldl darobern aft kinna Iez sein ma da a gstigelt warn Drei Stempellahn kosten an Groschen Und s Tuech dos kain Stempel not trait Is scholmisch und zrissatast d Goschen Ma nihmt da s du wirst ga not gfrait Werke BearbeitenDie hochdeutschen Komodien Band 1 Text Band 2 Kommentar Hg u mit einem Nachwort v Christian Neuhuber Praesens TextBibliothek PTB Band 5 zgl Schriften zur Literatur und Sprache in Oberosterreich Band 9 Praesens Wien 2006 ISBN 3 7069 0349 0 Lustspiele Bearbeiten Der kurzweilige Hochzeitsvertrag geschrieben 1770 fur Marie Antoinette anlasslich ihrer Durchreise durch Lambach am Weg zu ihrer Hochzeit in Paris Der ernsthafte Spass Die Komodieprob Die reisende Ceres Der Teufel im Fass Der befreite Landrekrut Der Gang zum Richter Die Hochzeit nach GeldGedichte Bearbeiten Hirtenlied auf die hl Nacht Die Bauernnoth Die betrogene Welt Der klagende Bauer Die Stempeln Die bosen Zeiten Die veranderten Zeiten Die alte und die neue Zeit Vom Haruk Lied vom lutherischen Glauben Die Kindstaufe Die Hexe Der kranke Bauer Vom Aderlassen Der Bauerntraum Vom Stadtleben Hochzeitsgesang 1761 Brautgesang 1765 Urlaublied 1770 Schlosserlied Der Schmiedsepperl z Lambach Der welsche Arzt nbsp Wappen von Neukirchen von LambachTrivia BearbeitenDie Lindenblatter an den Kreuzenden im Wappen von Neukirchen bei Lambach erinnern redend an den beruhmtesten Sohn des Ortes Pater Maurus Lindemayr Quellen BearbeitenPius Schmieder Hrsg Maurus Lindemayr s Samtliche Dichtungen Linz 1875 Herbert Tatzreiter Ein Dialektschreiber im 18 Jahrhundert P Maurus Lindemayr 1723 1783 In H Eichner P Ernst S Katsikas Hrsg Sprachnormung und Sprachplanung Festschrift fur Otto Back zum 70 Geburtstag Mit Beitragen aus den Bereichen Graphematik Orthographie Namenkunde Osterreichisches Deutsch Sprachnormung und Plansprachenkunde Wien 1996 S 384 391 Karl Heinz Huber Hrsg Die Hochzeit nach Geld von P Maurus Lindemayr Faksimiledruck Gaspoltshofen 2000 ISBN 3 901483 11 X Maurus Lindemayr Ernest Frauenberger Klavierlieder in oberosterreichischer Bauernsprache hrsg von Peter Deinhammer und Christian Neuhuber Verlag Bibliothek der Provinz Weitra 2015 ISBN 978 3 99028 262 5 Literatur BearbeitenConstantin von Wurzbach Lindemayer Maurus In Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich 15 Theil Kaiserlich konigliche Hof und Staatsdruckerei Wien 1866 S 201 203 Digitalisat Martin Lorber Das mundartliche klosterliche Singspiel in Osterreich im 18 Jahrhundert Eine Anmerkung zur Geschichte des deutschen Singspiels In Mitteilungen der osterreichischen Gesellschaft fur Musikwissenschaft 30 1996 S 13 15 Martin Lorber Das Joseph Haydn zugeschriebene Singspiel Die reisende Ceres In Die Musikforschung 50 1 1997 S 80 86 Arno Eilenstein Die Benediktinerabtei Lambach in Osterreich ob der Enns und ihre Monche Zusammengestellt von P Arno Eilenstein O S B Hofbuchdruckerei Joseph Feichtingers Erben Linz 1936 S 76 f Hans Anschober Neue Funde und Fortschritte in der Lindemayr Forschung In Oberosterreichische Heimatblatter Band 1 1947 S 137 144 ooegeschichte at PDF Johann Lachinger Der oberosterreichische Mundartdichter Maurus Lindemayr Die Stellung seines Werks im Rahmen der bedeutenderen Mundartdichtung seines Landes Univ Diss Wien 1966 Fritz Mayr Die mundartlichen Klosteroperetten von Maurus Lindemayr und seinen Zeitgenossen Univ Diss Wien 1930 Franz Johann Prohaska P Maurus Lindemayr s Leben und Schaffen Univ Diss Wien 1914 Alfred Webinger Volkskundliches in P Maurus Lindemayrs Mundartdichtungen Eine Studie zur Volkskunde und Mundartdichtung Oberosterreichs In Heimatgaue 1919 S 7 21 Rudolf Flotzinger Lindemayr P Maurus OSB eig Kajetan Benedikt Maximilian In Oesterreichisches Musiklexikon Online Ausgabe Wien 2002 ff ISBN 3 7001 3077 5 Druckausgabe Band 3 Verlag der Osterreichischen Akademie der Wissenschaften Wien 2004 ISBN 3 7001 3045 7 Weblinks Bearbeiten nbsp Wikisource Maurus Lindemayr Quellen und Volltexte Literatur von und uber Maurus Lindemayr im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Werke von Maurus Lindemayr im Projekt Gutenberg DEEinzelnachweise Bearbeiten Taufbuch 02 2 101 02 Neukirchen bei Lambach Oberosterreich Rk Diozese Linz Osterreich Matricula Online Abgerufen am 8 Dezember 2020 a b Arno Eilenstein Die Benediktinerabtei Lambach in Osterreich ob der Enns und ihre Monche Hofbuchdruckerei Joseph Feichtingers Erben Linz 1936 S 76 Sterbebuch 02 2 301 02 Neukirchen bei Lambach Oberosterreich Rk Diozese Linz Osterreich Matricula Online Abgerufen am 8 Dezember 2020 Reinhard Wittmann Maurus Lindemayr In Killy Literaturlexikon Band 7 De Gruyter 2010 ISBN 978 3 11 022048 3 S 437 doi 10 1515 9783110220490 437 Normdaten Person GND 100191290 lobid OGND AKS LCCN n84040506 VIAF 64347428 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Lindemayr MaurusKURZBESCHREIBUNG osterreichischer SchriftstellerGEBURTSDATUM 17 November 1723GEBURTSORT Neukirchen bei LambachSTERBEDATUM 19 Juli 1783STERBEORT Neukirchen bei Lambach Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Maurus Lindemayr amp oldid 234627661