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Dieser Artikel behandelt den Rheinbund von 1658 Fur den Rheinbund von 1806 siehe Rheinbund fur die beiden Stadtebunde im Mittelalter siehe Rheinischer Stadtebund Der Erste Rheinbund auch genannt Rheinische Allianz oder Rheinische Confoderation war ein am 14 August 1658 abgeschlossenes uberkonfessionelles Defensivbundnis geistlicher und weltlicher Reichsfursten des Heiligen Romischen Reiches Deutscher Nation Das Bundnis sollte den Frieden erhalten und vor dem Durchzug und der Einquartierung fremder Truppen schutzen Die Stossrichtung des Bundes richtete sich aber auch gegen den romisch deutschen Kaiser denn der Bund galt auch als Ersatz fur den fehlenden permanenten Reichstag mit dem der Kaiser in den ihm auferlegten Schranken der Verfassung hatte gehalten werden konnen 1 Die Grundung des Bundes ging massgeblich aus vom Mainzer Kurfursten und Reichserzkanzler Johann Philipp von Schonborn Durch den Beitritt von Frankreich am 15 August 1658 zahlte der Rheinbund beide Garantiemachte des Westfalischen Friedens zu seinen Mitgliedern da auch Schweden fur seine deutsche Besitzung Bremen Verden und spater auch fur Schwedisch Pommern dem Bundnis angehorte Der Rheinbund wurde zunachst fur die Dauer von drei Jahren abgeschlossen und dann zweimal verlangert Als Unterzeichner der Rheinbund Akte in Regensburg sind folgende Gesandten bekannt die nach ihrem Tod in Regensburg auf dem Gesandtenfriedhof hinter der Dreieinigkeitskirche begraben wurden fur Brandenburg der Gesandte Otto Otto von Mauderode fur Hessen Kassel der Gesandte Sebastian Friedrich Zobel fur Schweden der Gesandte Georg von Snoilski Trotz des offiziellen Auslaufens des Bundes im August 1667 wird sein Ende erst auf das Jahr 1668 datiert da es der franzosischen Diplomatie gelang die Verhandlungen uber eine weitere Verlangerung im obersten Gremium des Bundnisses dem Rheinbundrat bis dahin aufrecht zuerhalten Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 2 Grundung 1655 1658 3 Mitglieder 4 Rezeption 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseVorgeschichte Bearbeiten nbsp Das Heilige Romische Reich nach dem Westfalischen Frieden im Jahre 1648In den Jahren nach dem Dreissigjahrigen Krieg 1618 1648 bestimmten vor allem zwei Faktoren die Politik der Reichsfursten Zum einen wurde der erreichte Westfalische Friede als nur sehr unsicher wahrgenommen denn noch immer gab es schwedische und niederlandische Garnisonen auf Reichsgebiet und der Krieg zwischen Frankreich und Spanien spielte sich hauptsachlich im vom Westfalischen Frieden ausgenommenen Burgundischen Reichskreis mit den Spanischen Niederlanden ab also weiterhin auch auf Reichsgebiet Hinzu kamen Spannungen zwischen den deutschen Fursten selbst So war der Herzog Karl von Lothringen nicht im Friedensvertrag mit einbezogen worden und versorgte seine weiter auf Seiten Spaniens kampfende Armee durch Plunderungen im Rheinland das zu einem standigen Unruheherd des Reiches wurde Gleichzeitig fuhrte der Kurfurst von Brandenburg 1651 einen begrenzten Krieg um den Besitz des Herzogtums Berg 2 Der zweite bestimmende Faktor war die allgemeine Furcht vor einem zu starken habsburgischen Kaisertum Durch die Erfahrung des Krieges besonders durch das Restitutionsedikt von 1629 waren die meisten Reichsstande zu der Uberzeugung gelangt dass die grosste Gefahr fur ihre Unabhangigkeit und fur den Frieden im Reich von den Habsburgern ausging 3 4 Deshalb bemuhte sich die Politik eines grossen Teils der Reichsstande um die Sicherung des Friedens durch Beschrankung der kaiserlichen Macht im Reich Die Reichsstande begannen Gegengewichte zur Kaisermacht zu schaffen Da jedoch kaum einer unter den Reichsstanden die Mittel zu einer vollig eigenstandigen Aussenpolitik besass griffen sie zu dem altbewahrten Mittel des foderativen Zusammenschlusses Die Assoziation wurde so zum wichtigsten Instrument reichsstandischer Politik im Zeichen des neuen Allianzrechts 5 Bereits am 21 Marz 1651 grundeten die drei geistlichen Kurfursten in Reaktion auf das brandenburgische Vorgehen ein defensives Bundnis oft Kurrheinisches Bundnis genannt dem spater noch der Kurrheinische und der Oberrheinische Reichskreis beitreten sollten Zu der Erweiterung kam es jedoch nie 6 Ein weiterer bedeutender Zusammenschluss war die am 19 Februar 1652 gegrundete und protestantisch gepragte Hildesheimer Allianz bestehend aus Braunschweig Luneburg Hessen Kassel Schweden fur Bremen und Verden sowie spater Paderborn Sie war zunachst Zentrum der reichsstandischen Opposition auf dem Reichstag von 1653 54 und versuchte vergeblich die Macht des Kaisers durch die Verabschiedung standiger Wahlkapitulationen zu beschranken Daneben begann sich gleichzeitig ein Bundnis unter Fuhrung Brandenburgs zu formieren das zum Ziel hatte alle protestantischen Reichsstande im Nordwesten des Reiches zusammenzufassen Als Reaktion auf diese Entwicklung kam es am 15 Dezember 1654 zur Grundung eines katholischen Bundnisses Der Kolner Allianz gehorten zunachst Kurkoln Kurtrier Munster und Pfalz Neuburg an Im folgenden Jahr erfolgte am 11 August auch der Beitritt von Kurmainz auf Basis des Kurrheinischen Bundnisses von 1651 7 Die Kolner Allianz war in erster Linie ein Defensivbundnis zum Schutz der Territorien vor feindlichen Truppen In reichspolitischer Hinsicht diente es jedoch gleichzeitig dazu ein Gegengewicht zum sich formierenden protestantischen Bundnis zu schaffen 8 Damit standen sich in der Wahrnehmung der Zeitgenossen wie bereits zu Beginn des Dreissigjahrigen Krieges ein katholischer und ein protestantischer Block gegenuber deren Interessen sich jedoch zumindest in dem Punkt der gemeinsamen Friedenserhaltung deckten Die Kolner Allianz besass bei ihrer Grundung im Dezember 1654 lediglich als ein militarisches Defensivbundnis Gewicht Laut dem Vertragstext sollten die Bundnispartner ein gemeinsames Heer von 7859 Mann zu Fuss und 1970 Reitern unterhalten 9 Durch den Beitritt des Kurfursten von Mainz Johann Philipp von Schonborn 1605 1673 erhielt das Bundnis jedoch zusatzlich eine grosse politische Bedeutung Der Kurfurst von Mainz zahlte zu den einflussreichsten Mannern in der Reichspolitik Er war Vorsitzender des Kurfurstenkollegiums und fuhrte den Vorsitz bei der Wahl eines Konigs und bei den Beratungen zu dessen Wahlkapitulation Ihm oblag die Fuhrung der Reichskanzlei und er war erster Mann im Reichstag Daneben hielt er weitere Positionen im Reichshofrat und am Reichskammergericht und war Direktor des Kurrheinischen Reichskreises Aufgrund dieser Vorrangstellung ubernahm Schonborn bald die Leitung der Allianz und formte sie zu einem politischen Instrument mit dem er eine unabhangige Reichspolitik betreiben konnte Grundung 1655 1658 Bearbeiten nbsp Johann Philipp von Schonborn Darstellung in einem Kronungsdiarium von 1658Die politischen Umstande im Reich waren zu dieser Zeit konflikttrachtig und kompliziert Am 9 Juli 1654 war Ferdinand IV 1633 1654 der Sohn und gewahlte Nachfolger Kaiser Ferdinand III 1608 1657 uberraschend verstorben Der zweite Sohn des Kaisers Leopold war erst 14 Jahre alt und seine Wahl schien unsicher Der Reichstag von 1653 54 war zu Ende gegangen ohne die drangendsten strittigen Probleme und ungeloste Fragen und Vorhaben wie die Formulierung einer Wahlkapitulation und einer ReichsReichskriegsverfassung gelost und erledigt zu haben Die Einberufung eines neuen Reichstages war fur 1656 angekundigt worden doch da es absehbar war dass der Kaiser dort auf erhebliche Opposition der Reichsstande treffen wurde schob er die Einberufung des Reichstages wiederholt hinaus Die Reichsstande sahen in der Politik des Kaisers eine Gefahrdung des erst kurzlich geschlossenen Westfalischen Friedens zumal Ferdinand III 12 000 Soldaten nach Norditalien geschickt hatte das damals noch Schauplatz des Franzosisch Spanischen Krieges war Wahrend der Kaiser angab lediglich die Reichslehen vor dem Zugriff einer der Kriegsparteien zu schutzen sah Frankreich in der Entsendung von Truppen eine aktive Unterstutzung Spaniens und drohte mit Konsequenzen Sollte es zu einem offenen Bruch kommen dann wurden kaiserliche Truppen auch am Rhein und in den Spanischen Niederlanden gegen Frankreich ins Feld ziehen mussen und damit Nordwestdeutschland und das Rheinland erneut zu einem Kriegsgebiet machen Zur gleichen Zeit griff Konig Karl X Gustav von Schweden 1622 1660 im Jahre 1655 das Konigreich Polen an und loste damit einen weiteren Nordischen Krieg 1655 1660 aus Da sich der Krieg mit der Beteiligung Brandenburgs Danemarks und schliesslich auch des Kaisers und der Vereinigten Niederlande auszuweiten begann furchteten die Reichsstande auch in diesen Konflikt verwickelt zu werden Nach dem schwedischen Sieg in der Schlacht bei Warschau im Sommer 1656 wuchsen diese Befurchtungen besonders bei den katholischen Standen 10 nbsp Jules Mazarin Portrait von Pierre Mignard ca 1658 Angesichts dieser Bedrohungslage begann Schonborn im Sommer 1656 mit der Formung einer uberkonfessionellen Assoziation der mittleren Staaten des Reiches Dafur bot es sich an die Furstentumer der Hildesheimer Allianz miteinzubeziehen und sich durch Bundnisse mit weiteren Kurfursten mehr Einfluss zu verschaffen Eine solche Allianz wollte Schonborn in zweierlei Hinsicht nutzen Zum einen sollte sie ihre Mitglieder vor Ubergriffen durch dritte Machte schutzen zum anderen sollte sie den Kaiser politisch zwingen seine Unterstutzung fur Spanien aufzugeben und somit den drohenden Konflikt mit Frankreich zu vermeiden Der Versuch das Kurfurstentum Bayern fur diese Allianz zu gewinnen scheiterte zunachst auch die Verhandlungen mit den Mitgliedern der Hildesheimer Allianz gestalteten sich schwierig Die Situation anderte sich jedoch durch den Tod Ferdinands III am 2 April 1657 und einem darauf folgenden 15 monatigen Interregnum 11 Kardinal Jules Mazarin 1602 1661 welcher die Politik Frankreichs leitete drangte vergeblich darauf Leopold von der Thronfolge auszuschliessen und versuchte ebenso vergeblich Bayern Brandenburg und Sachsen zur Wahl eines nichthabsburgischen Kandidaten zu verpflichten Um den franzosischen Interessen dennoch entgegenzukommen wurde der Artikel XIII in die Wahlkapitulation des designierten Kaisers eingefugt der ihm verbot Spanien im Kampf gegen Frankreich auf irgendeine Art zu unterstutzen Leopold beschwor die Wahlkapitulation am 15 Juli 1658 Daraufhin folgte seine Wahl am 18 Juli am 1 August wurde er zum neuen Kaiser gekront Mitglieder Bearbeitendas Beitrittsdatum ist jeweils in den Klammern angegeben 12 Kurfurstentum Mainz 14 August 1658 Kurfurstentum Koln 14 August 1658 Pfalz Neuburg 14 August 1658 Bremen Verden Schweden 14 August 1658 Herzogtum Braunschweig Luneburg 14 August 1658 Landgrafschaft Hessen Kassel 14 August 1658 Frankreich 14 August 1658 Landgrafschaft Hessen Darmstadt 18 Juni 1659 Furstentum Salm Salm 25 Juni 1659 Grafschaft Hohenlohe 30 Juli 1659 Grafschaft Waldeck Pyrmont 17 Dezember 1659 Herzogtum Wurttemberg 4 Februar 1660 Hochstift Munster 31 August 1660 Schwedisch Pommern 1660 Kurfurstentum Trier 20 Marz 1662 Pfalz Zweibrucken 5 Marz 1663 oder 7 Marz 1663 Hochstift Basel 16 Mai 1664 oder 1 Juli 1664 Kurfurstentum Brandenburg 18 November 1665 Hochstift Strassburg 1665 Rezeption BearbeitenHauptsachlich diente der Rheinbund als ein Militarbund in dem man sich gegenseitigen Schutz leistet und im Kriegsfalle militarische Unterstutzung zusicherte Frankreich konnte so seine Truppenstarke erhohen und hatte einen wirksamen Schutz vor den osterreichischen Habsburgern Die Fursten im Einzelnen stellten fur Frankreich jedoch kein Risiko dar wodurch der Bund fur die Franzosen eine grosse Bedeutung besass Gleichzeitig wurde den deutschen Fursten auch von den Verbundeten Frankreichs versichert dass es zu keinem Angriff gegen diese kommen werde Im Turkenkrieg 1663 1664 sandte der Rheinbund ein Korps von 6000 Mann zur Unterstutzung des Kaisers nach Ungarn das auch in der Schlacht bei Mogersdorf kampfte Literatur BearbeitenMartin Gohring Kaiserwahl und Rheinbund von 1658 Ein Hohepunkt des Kampfes zwischen Habsburg und Bourbon um die Beherrschung des Reiches In Martin Gohring Alexander Scharff Hrsg Geschichtliche Krafte und Entscheidungen Festschrift zum funfundsechzigsten Geburtstage von Otto Becker Franz Steiner Verlag Wiesbaden 1954 S 65 83 Margarete Hintereicher Der Rheinbund von 1658 und die franzosische Reichspolitik in einer internen Darstellung des Versailler Aussenministeriums des 18 Jh In Francia 13 1985 S 247 270 Anton Schindling Der erste Rheinbund und das Reich In Volker Press Hrsg Dieter Stievermann Bearb nach dem Tod des Hrsg Alternativen zur Reichsverfassung in der Fruhen Neuzeit R Oldenbourg Munchen 1995 ISBN 3 486 56035 2 Schriften des Historischen Kollegs Kolloquien Band 23 S 123 129 Roman Schnur Der Rheinbund von 1658 in der deutschen Verfassungsgeschichte Ludwig Rohrscheid Verlag Bonn 1955 Rheinisches Archiv Veroffentlichungen des Instituts fur geschichtliche Landeskunde der Rheinlande an der Universitat Bonn Band 47 Weblinks BearbeitenRheinbundportal Virtuelle Ausstellung mit zahlreichen Sachtexten und ausfuhrlicher Bibliographie Erstellt von der am IEG Mainz angesiedelten Projektgruppe Europaische Friedensvertrage der Vormoderne online und historicum net Einzelnachweise Bearbeiten Albrecht Klose Klaus Peter Ruess Die Grabinschriften auf dem Gesandtenfriedhof in Regensburg Texte Ubersetzungen Biographien Historische Anmerkungen In Stadtarchiv Regensburreinbund Akte g Hrsg Regensburger Studien Band 22 Stadtarchiv Regensburg Regensburg 2015 ISBN 978 3 943222 13 5 S 136 Heinz Schilling Hofe und Allianzen Deutschland 1648 1763 Berlin 1998 S 200 205 Anton Schindling Der erste Rheinbund und das Reich S 124 u 126 Max Braubach Vom Westfalischen Frieden bis zur Franzosischen Revolution S 23 f Heinz Schilling Hofe und Allianzen Deutschland 1648 1763 Berlin 1998 S 200 f Karl Otmar von Aretin Das Alte Reich 1648 1806 Stuttgart 1993 Band 1 S 187 Anton Schindling Der erste Rheinbund und das Reich S 125 Heinz Schilling Hofe und Allianzen Deutschland 1648 1763 Berlin 1998 S 206 Inoffiziell wurde Zahl jedoch aus Kostengrunden sofort auf lediglich 3600 Mann zu Fuss und 650 Reiter heruntergesetzt siehe Karl Otmar von Aretin Das Alte Reich 1648 1806 Stuttgart 1993 Band 1 S 188 Beschreibung dieser politischen Umstande in Karl Otmar von Aretin Das Alte Reich 1648 1806 Stuttgart 1993 Band 1 S 184 f u 188 190 Karl Otmar von Aretin Das Alte Reich 1648 1806 Stuttgart 1993 Band 1 S 190 historicum netNormdaten Korperschaft GND 4122718 9 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Rheinischer Bund amp oldid 238659498