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Schwedisch Pommern war der westliche Teil des Herzogtums Pommern mit dem infolge der Teilung Pommerns nach dem Aussterben des Greifenhauses im Westfalischen Frieden 1648 der Konig von Schweden innerhalb des Heiligen Romischen Reichs belehnt worden war Nachdem Teile Schwedisch Pommerns bereits im Frieden von Saint Germain 1679 und 1720 im Frieden von Stockholm vom Schwedischen Reich an Brandenburg Preussen ubergegangen waren trat Schweden auf dem Wiener Kongress 1815 auch das restliche Gebiet an Preussen ab Grosses Neunfeldriges Wappen von PommernPommern im 17 Jahrhundert Blaeu Atlas Inhaltsverzeichnis 1 Im Dreissigjahrigen Krieg 2 Schwedische Zeit 3 Ubergang an Preussen 4 Siehe auch 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseIm Dreissigjahrigen Krieg BearbeitenDurch Aussterben der anderen Teilfursten konnte Herzog Bogislaw XIV im Jahr 1625 ganz Pommern in seiner Hand vereinen Im Dreissigjahrigen Krieg blieb er zunachst neutral konnte aber nicht verhindern dass kaiserliche Truppen Pommern bis auf Stralsund besetzten Schweden griff erstmals 1628 mit einem Hilfskontingent bei der Verteidigung Stralsunds in den Krieg ein Im Fruhjahr 1630 besetzte es zunachst die Insel Rugen landete im Juni unter Konig Gustav II Adolf auf der Insel Usedom und drangte anschliessend bis Sommer 1631 die kaiserlichen Besatzungstruppen aus dem Herzogtum Im Stettiner Allianzvertrag mit dem kinderlosen Herzog Bogislaw der auf den 10 Juli 1630 ruckdatiert wurde stiess Gustav Adolf die im Vertrag von Grimnitz festgelegte brandenburg pommersche Erbverbruderung um indem er sich die Eventualsukzession fur den Fall sicherte dass Georg Wilhelm der Kurfurst von Brandenburg schwedischen Entschadigungsforderungen nicht nachkommen sollte Nachdem Bogislaw 1637 gestorben war konnte der von Kaiser Ferdinand II mit Pommern belehnte Kurfurst Georg Wilhelm sich gegen die ubermachtige schwedische Besatzungsmacht nicht durchsetzen Dort ubernahm Schweden nach einer etwa einjahrigen Periode in der die herzoglichen Rate als hinterlassne pommersche Rate weiter im Amt verblieben waren im Fruhjahr 1638 auch die Zivilverwaltung und setzte den Oberbefehlshaber Johan Baner als ersten Generalgouverneur ein Ihm unterstanden je ein Vizegouverneur fur Vor und Hinterpommern Nach langwierigen Verhandlungen mit Brandenburg das zum Ausgleich u a das Erzstift Magdeburg und das Stift Halberstadt erhielt kam es im Westfalischen Frieden 1648 zur Teilung Hinterpommern fiel an das Kurfurstentum Brandenburg wahrend Schweden ganz Vorpommern und Rugen das Mundungsgebiet der Oder und einen Streifen ostlich der Oder erhielt Uber den genauen Grenzverlauf und die Raumung der Festung Kolberg einigten sich Brandenburg und Schweden erst im Stettiner Grenzrezess von 1653 Schwedische Zeit Bearbeiten nbsp Pommern nach dem Grenzrezess von 1653 Das mit West Pomerania bezeichnete Gebiet fiel an die schwedische Krone nbsp Heiliges Romisches Reich 1789 Schwedisch Pommern im Norden in braunSchweden erhielt die pommerschen Besitzungen als ewiges Reichslehen Deshalb regierten dort die schwedischen Konige mit Titel und Rechten der vormaligen Herzoge aus dem Greifenhaus Vor Pommern blieb allerdings staatsrechtlich ein eigenstandiges Reichsfurstentum der schwedische Konig hatte die Landesherrschaft nicht als Konig von Schweden sondern als Herzog von Pommern inne Das Territorium war also kein inkorporiertes Glied des schwedischen Staatsgefuges sondern mit diesem durch Personalunion verbunden Aufgrund diverser innen und aussenpolitischer Differenzen erhielt Schweden die kaiserliche Investitur erst Jahre spater und auch die Einigung mit den Landstanden uber die Landesverfassung gelang erst mit der Verabschiedung der Regimentsform von 1663 die vor allem eine revidierte Fassung der Regimentsverfassung von 1634 darstellte und der anschliessenden Huldigung der Landstande In dieser staatsrechtlichen Form gehorte jener Teil Pommerns von 1648 bis 1806 zur schwedischen Krone und unterstand einem Statthalter oder Generalgouverneur der vom schwedischen Konig ernannt wurde und dem schwedischen Hochadel angehoren musste Von 1663 bis 1806 hatte der Konig von Schweden in seiner Eigenschaft als Herzog von Pommern einen Sitz im Immerwahrenden Reichstag zu Regensburg Das hochste Gericht der von Schweden beherrschten Gebiete in Deutschland war ab 1653 das Obertribunal mit Sitz in Wismar Als der Malmoer Pfandvertrag von 1803 die schwedische Herrschaft uber Wismar beendete wurde es zunachst nach Stralsund und dann nach Greifswald verlegt nbsp Karte des 1679 an Brandenburg abgetretenen Gebietsstreifens ostlich der OderDer Besitz Vorpommerns hatte fur Schweden den Vorteil sich ohne Gefahrdung des Kernlandes an Kriegen auf dem Kontinent beteiligen zu konnen machte Pommern aber immer wieder zum Kriegsschauplatz Bereits im Zweiten Nordischen Krieg von 1655 bis 1660 diente Schwedisch Pommern als Aufmarsch und Nachschubgebiet Im Schwedisch Brandenburgischen Krieg von 1674 bis 1679 fielen schwedische Truppen erneut in Brandenburg ein mussten Vorpommern aber nach der verlorenen Schlacht von Fehrbellin ganz aufgeben Im folgenden Frieden von Saint Germain musste Schweden jedoch dank franzosischer Fursprache lediglich einen Gebietsstreifen ostlich der Oder an Brandenburg abtreten nbsp Schwedisch Pommern in den Grenzen ab 1720Im Pommernfeldzug im Jahr 1715 wahrend des Grossen Nordischen Krieges nahm Konig Friedrich IV von Danemark von 1715 bis 1721 Schwedisch Pommern nordlich der Peene in Besitz 1 wahrend Preussen den sudlichen Teil und die Oderinseln besetzt hielt Die Danen planten ihr altes Interessengebiet langfristig dem danischen Staat anzugliedern und fuhrten daher eine eigene Landesaufnahme durch die Danische Lustration 2 Danische Generalgouverneure waren von 1715 bis 1719 General Franz Joachim von Dewitz und anschliessend bis 1721 General Jobst von Scholten Im Frieden von Stockholm musste Danemark diese Gebiete an Schweden zuruckgeben wahrend das ganze Land sudlich der Peene mit der Hauptstadt Stettin in preussischem Besitz blieb 3 Seit 1720 bestand Schwedisch Pommern aus Rugen und dem vorpommerschen Gebiet nordlich der Peene Hauptstadt wurde die Festung Stralsund Im Siebenjahrigen Krieg drangen schwedische Truppen von dort aus in die preussischen Provinzen Brandenburg und Pommern ein Im Zuge der Auflosung des Alten Reiches 1806 anderte sich auch die staatsrechtliche Stellung Schwedisch Pommerns Da sich die Landstande weigerten einer vom schwedischen Konig Gustav IV Adolf geforderten Aufstellung einer Landwehr zuzustimmen hob er am 26 Juni 1806 die bisherige landstandische Verfassung und die Zugehorigkeit Schwedisch Pommerns zum Reich auf Damit scherte dieses Territorium noch vor der Bildung des Rheinbundes und der Niederlegung der Kaiserkrone durch Franz II aus dem Reichsverband aus Die bereits vor dem Greifswalder Landtag von August 1806 erklarte Einfuhrung der schwedischen Verfassung und zahlreicher Reformen im Rechtssystem u a die Aufhebung der Leibeigenschaft und in der Verwaltung kamen wegen der im Juli 1807 erfolgenden franzosischen Besetzung nicht oder nur mit erheblicher Verzogerung zustande Ubergang an Preussen Bearbeiten nbsp Der 1818 gebildete preussische Regierungsbezirk Stralsund war vom Gebietsstand her mit Schwedisch Pommern ab 1720 identischNach zweimaliger Besetzung durch Frankreich und seine Verbundeten in den Napoleonischen Kriegen von 1807 bis 1810 sowie 1812 13 gewann Schweden seine letzte verbliebene uberseeische Provinz vorubergehend wieder zuruck und setzte ab 1810 die 1806 beschlossenen Reformen zumindest teilweise noch um 1813 eroberte Schweden in einem Feldzug gegen Danemark das mit diesem bis dahin in Personalunion verbundene Norwegen Im Kieler Frieden vom 14 Januar 1814 wurde Danemark im Gegenzug der Erwerb von Schwedisch Pommern in Aussicht gestellt Da Danemark die auferlegten Kriegsentschadigungen an Schweden nicht zahlen konnte vereinbarte es auf dem Wiener Kongress mit Preussen dass dieses Schwedisch Pommern gegen Abtretung des Herzogtums Lauenburg an Danemark und Ubernahme der danischen Reparationszahlungen an Schweden ubernehmen sollte Die Ubergabe durch den schwedischen Generalgouverneur Wilhelm Malte I Furst zu Putbus an den Bevollmachtigten Preussens erfolgte im Oktober 1815 Aufgrund der vereinbarten Garantie der uberkommenen Rechtsordnung hatte das 1818 als Regierungsbezirk Stralsund endgultig in die preussische Provinz Pommern eingegliederte Gebiet weiterhin lange Zeit eine Sonderstellung Umgangssprachlich burgerte sich fur Schwedisch Pommern die Bezeichnung Neuvorpommern bzw Neuvorpommern und Rugen ein Damit sollte die Unterscheidung zum bereits 1720 preussisch gewordenen Altvorpommern sudlich und ostlich der Peene bzw der Oder kenntlich gemacht werden Siehe auch BearbeitenListe der schwedischen Statthalter in Pommern Thomas Heinrich Gadebusch Geschichte Pommerns Medicinal Ordnung fur Schwedisch Pommern und RugenLiteratur BearbeitenHelmut Backhaus Reichsterritorium und schwedische Provinz Vorpommern unter Karls XI Vormundern 1660 1672 Veroffentlichungen des Max Planck Instituts fur Geschichte Band 25 Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 1969 ISBN 3 525 35330 8 Reinhart Berger Rechtsgeschichte der schwedischen Herrschaft in Vorpommern Konrad Triltsch Wurzburg 1936 Werner Buchholz Schwedisch Pommern als Territorium des Deutschen Reiches 1648 1806 In Zeitschrift fur Neuere Rechtsgeschichte Band 12 1990 S 14 33 Werner Buchholz Finanzkrise und Modernisierung Ursachen und Folgen des Staatsstreichs Gustavs IV Adolf in Vorpommern 1806 In Zeitschrift fur Ostforschung Band 41 1992 S 332 344 doi 10 25627 19924135484 Adrian Bueckling Die Schweden in Vorpommern nordlich der Peene Wolgaster Museumsschriften Heft 6 3 verb u erg Auflage Nordlicht Karlshagen Insel Usedom 2007 ISBN 978 3 9809640 3 6 Hans Joachim Hacker Pommern als Schauplatz schwedischer Politik In 130 Meilen nordwarts die Reise des Ruganers Arndt durch Schweden im Jahr 1804 Hefte der Ernst Moritz Arndt Gesellschaft Band 10 Gross Schoritz 2006 ISBN 3 931661 05 9 S 22 36 Stefan Herfurth Freiheit in Schwedisch Pommern Entwicklung Verbreitung und Rezeption des Freiheitsbegriffs im sudlichen Ostseeraum zum Ende des 18 Jahrhunderts Wallstein 2017 ISBN 978 3835330603 Joachim Kruger Zwischen dem Reich und Schweden Die landesherrliche Munzpragung im Herzogtum Pommern und in Schwedisch Pommern in der fruhen Neuzeit ca 1580 1715 Nordische Geschichte Band 3 Berlin 2006 ISBN 3 8258 9768 0 S 197 264 Martin Meier Brandenburg und Danemark im Kampf um Rugen und Vorpommern wahrend des 17 Jahrhunderts In Militar und Gesellschaft in der Fruhen Neuzeit Band 12 2008 S 174 203 uni potsdam de PDF Jens E Olesen Brucke nach Europa Schwedisch Pommern 1630 1815 In Baltic Worlds Band II 1 2009 S 22 29 Digitalisat Fritz Petrick Das Ende des Heiligen Romischen Reiches Deutscher Nation und Schwedens Deutsche Staaten In 130 Meilen nordwarts die Reise des Ruganers Arndt durch Schweden im Jahr 1804 Hefte der Ernst Moritz Arndt Gesellschaft Band 10 Gross Schoritz 2006 ISBN 3 931661 05 9 S 37 45 Joachim Wachter Die Verfassungsverhaltnisse in Schwedisch Vorpommern In 130 Meilen nordwarts die Reise des Ruganers Arndt durch Schweden im Jahr 1804 Hefte der Ernst Moritz Arndt Gesellschaft Band 10 Gross Schoritz 2006 ISBN 3 931661 05 9 S 46 52 Johannes Friedrich Weise Die Integration Schwedisch Pommerns in den preussischen Staatenverband Transformationsprozess auf staatlicher und gesellschaftlicher Ebene Rostock 2005 ISBN 3 638 91521 2 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Schwedisch Pommern Sammlung von Bildern nbsp Wiktionary Schwedisch Pommern Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Die Bestande der schwedisch pommerschen Provinzialbehorden und Gerichte werden grosstenteils im Landesarchiv Greifswald archiviert Bestandeubersicht und teilweise Online Recherche sind moglich Landesarchiv Greifswald Das Reichsarchiv Stockholm verwahrt weitere Uberlieferungen zur Geschichte Pommerns aus der Schwedenzeit von denen die Pomeranicasammlung und die Gadebuschsammlung die wichtigsten sind Unter Riksarkivet auf deutsch sind sie ebenfalls teilweise online zuganglich Im Stadtarchiv Stralsund wird mit dem Bestand Rep 13 Stralsund in den Landstanden die wichtigste Uberlieferung zur Tatigkeit der Landstande in Schwedisch Pommern aufbewahrt Rep 13 Stralsund in den Landstanden in der Deutschen Digitalen Bibliothek Unter Projekt Geogreif sind die Karten und Beschreibungstexte der schwedischen Landesaufnahme Vorpommerns aus den Jahren 1692 bis 1709 einsehbar Ludwig Biewer Heinz Radde Pommern unter preussischer und schwedischer Herrschaft 1648 1815 Einzelnachweise Bearbeiten Martin Meier Vorpommern nordlich der Peene unter danischer Verwaltung 1715 1721 Oldenbourg Munchen 2008 ISBN 978 3 486 58285 7 eingeschrankte Vorschau Joachim Kruger Ein Gegenentwurf zur schwedischen Landesaufnahme die danische Lustration des nordlichen Vorpommern in den Jahren 1717 und 1718 In Die schwedische Landesaufnahme von Pommern 1692 1709 Perspektiven eines Editionsprojekts Beitrage des Workshops am 9 und 10 Oktober 2010 im Pommerschen Landesmuseum Greifswald Ludwig 2011 ISBN 978 3 86935 050 9 S 71f Google Books Jens E Olesen Auswirkungen der danischen Herrschaft auf Verstandnis und Praxis der Tribunalstatigkeit In Dirk Alvermann Jurgen Regge Hrsg Justitia in Pommern LIT Verlag Berlin Hamburg Munster 2004 ISBN 3 8258 8218 7 S 111 132 Territorien und Stande des Obersachsischen Reichskreises im Heiligen Romischen Reich 1500 1806 Kurfurstentumer Kurfurstentum Sachsen Kurfurstentum BrandenburgGeistliche Furstentumer Hochstift Cammin Hochstift NaumburgReichspralaturen Stift Quedlinburg Stift Gernrode Stift WalkenriedWeltliche Furstentumer Furstentum Anhalt Sachsen Altenburg Sachsen Coburg Sachsen Coburg Eisenach Sachsen Coburg Saalfeld Sachsen Eisenberg Sachsen Eisenach Sachsen Gotha Sachsen Gotha Altenburg Sachsen Hildburghausen Sachsen Jena Sachsen Saalfeld Sachsen Weimar Herzogtum Sachsen Weissenfels Querfurt 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