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Das Frauenstift Gernrode lat Abbatia Gernrodensis Patrozinium St Cyriacus war ein Kanonissenstift 959 gegrundet und bestehend bis ins 17 Jahrhundert Es war reichsunmittelbar und dem Status einer Reichsabtei gleichgestellt Es gehorte in der Fruhen Neuzeit als Reichsstand dem Obersachsischen Reichskreis und dem Rheinischen Reichspralatenkollegium an Bad Suderode Stift Gernrode Luftaufnahme 2015 Territorium im Heiligen Romischen ReichReichsstift GernrodeWappenKarteStift Gernrode Mitte sudlich von Quedlinburg im Feld Dd als Bestandteil des Furstentums Anhalt Bernburg Landkarte von Johann George Schreiber 1750 Lage im Reichskreis Karte des sudlichen Teils des Obersachsischen Kreises von Franz Ludwig Gussefeld u a 1783 Alternativnamen Reichsabtei Stift Abtei Kanonissenstift freiweltliches Frauenstift evangelisches Damenstift Entstanden aus ottonischem und hochmittelalterlichem Reichskloster Herrschaftsform WahlmonarchieHerrscher Regierung Reichsabtissin Abtissin Heutige Region en DE STReichstag Reichsfurstenrat 1 Kuriatsstimme auf der Rheinischen PralatenbankReichsmatrikel 1 zu Ross 10 Fusssoldaten 1521 1 zu Ross 6 zu Fuss oder 36 Gulden Welchen Anschlag die Fursten von Anhalt erlegen 1663 1 zu Ross 6 zu Fuss oder 36 Gulden zum Cammergericht 30 Gulden vertreten durch das Haus Anhalt 18 Jh Reichskreis Obersachsischer ReichskreisKreistag Kreisstandschaft 2 zu Ross 20 zu Fuss 1532 Hauptstadte Residenzen GernrodeKonfession Religionen romisch katholisch seit der Refomration evangelisch Sprache n Deutsch LateinischFlache 2 Quadratmeilen 1610 Aufgegangen in Furstentum Anhalt Bernburg 1610 14 Inhaltsverzeichnis 1 Grundungszeit 2 Geschichte bis ins Hochmittelalter 3 Konvent 4 Besitzungen 5 Spatmittelalter und Fruhe Neuzeit 6 Siehe auch 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseGrundungszeit Bearbeiten nbsp Darstellung des Grabmals des Grunders Gero Der Markgraf Gero 965 begrundete 959 auf seiner Burg Geronisroth am Nordostrand des Harzes ein Kanonissenstift 1 Die altere Forschung ging noch davon aus dass Gernrode als Benediktinerinnenabtei gegrundet wurde mittlerweile ist es aber Konsens dass Gernrode von Anfang an als weltliches Chorfrauenstift gegrundet wurde Moglich ist aber dass das nahegelegene von Gero 950 als Benediktinerinnenkloster gegrundete Frose nun auch in ein Kanonissenstift umgewandelt und der Abtissin von Gernrode unterstellt wurde Da Geros einziger Sohn Siegfried verstorben war ohne Erben zu hinterlassen vermachte Gero dem Stift sein gesamtes Eigengut wodurch dieses von Anfang an reich dotiert war Erste Abtissin wurde Hathui Hedwig 1014 die Witwe seines Sohnes Sie stammte aus dem Geschlecht der Billunger und war eine Nichte der Konigin Mathilde Das Stift sollte auch als Grablege und dem dauernden Gebetsgedenken des Stifters dienen Mit dem Bau der Stiftskirche einer der altesten und wertvollsten Kirchen Deutschlands mit dreischiffiger Basilika und einer Hallenkrypta sowie einem Langhaus mit Stutzenwechsel und Nonnenemporen einer Heiliggrabkapelle sowie einer Busszelle im Seitenschiff wurde wahrscheinlich 961 begonnen Hauptartikel Stiftskirche St Cyriakus Gernrode Otto I stellte das Stift 961 unter koniglichen Schutz und verlieh ihm Immunitat Dies galt auch fur die Tochtergrundung Frose im Nordosten von Gernrode deren Stiftskirche bis heute erhalten ist Des Weiteren erhielt das Stift das Recht auf freie Wahl der Abtissin und des Vogts 2 Auch papstlichem Schutz wurde das Stift in dieser Zeit unterstellt womit es allmahlich die spatere Exemtion von der Jurisdiktion des Bischof von Halberstadt erlangte Ursprunglich waren Stift und Kirche Maria und Petrus geweiht Uber die Propstei Frose kam eine Armreliquie des heiligen Cyriakus nach Gernrode Diese hatte Gero wahrend seiner ersten Romreise erworben In der Folge wurde Gernrode ein Zentrum der Verehrung des heiligen Cyriakus 3 Geschichte bis ins Hochmittelalter Bearbeiten nbsp Westfront der Stiftskirche St Cyriakus Gernrode Stiftsvogte waren nachweisbar ab dem 12 Jahrhundert die Askanier zuerst wohl Albrecht der Bar Die zweite Abtissin war Adelheid eine Schwester von Otto III In dieser Zeit war Gernrode in der Person der Abtissin mit dem Stift Quedlinburg verbunden In der ottonischen Zeit hatte Gernrode eine ahnliche Bedeutung wie die Stifte Quedlinburg Gandersheim Essen und Vreden Mit den Stiften Gandersheim und Vreden bestand eine Gebetsverbruderung Allerdings konnte die Konigsnahe und Bedeutung nur bedingt bewahrt werden Vielmehr gelang es den Askaniern die Schirmvogtei uber die Abtei nach und nach auszubauen und spater hierauf den Anspruch auf die Landeshoheit im Stiftsgebiet zu stutzen Aber bereits in der Zeit der Abtissin Adelheid I gelang es nicht fur Gernrode Privilegien und Rechte zu erhalten wie sie Gandersheim oder Quedlinburg in dieser Zeit bekamen Diese Stagnationsperiode war auch spater nicht mehr auszugleichen da seit Mitte des 11 Jahrhunderts die Anzahl koniglicher Privilegierungen allgemein zuruckging 4 Es sind im Vergleich mit anderen Stiften nur vergleichsweise wenige konigliche Aufenthalte uberliefert Offenbar haben nur Kunigunde Gemahlin Konig Heinrichs II Konig Heinrich V und Kaiser Friedrich I das Stift besucht Letzterer hielt dort 1188 einen Hoftag ab Konvent BearbeitenDie Abtissinnen und Propstinnen stammten seit der Fruhzeit haufig aus den hochadeligen Geschlechtern der Billunger Askanier Wettiner und vergleichbarer Familien Der Aufgabenbereich der Abtissin war zumindest in den Anfangsjahren betrachtlich Sie hatte uber die Aufnahme neuer Stiftsdamen zu entscheiden und die entsprechenden Prabenden zu verteilen Auch vergab sie die verschiedenen Stiftsamter Sie schlug die Pfarrer fur die zahlreichen Eigenkirchen gegenuber dem Bischof von Halberstadt vor Die Abtissin hatte die Verantwortung fur die Verwaltung des anfangs grossen Besitzes und das Gerichtswesen 5 Die Zahl der Prabenden fur die Stiftsdamen betrug zunachst 24 In Frose waren es noch einmal 12 6 Die tatsachliche Zahl sank im Laufe der Zeit ab An Stiftsamtern werden genannt das der Abtissin die Propstin die Dechantin die Kellnerin die Sangmeisterin die Schatzmeisterin die Kusterin die Schliesserin und die Pfortnerin Das Stift in Frose wurde von einer Propstin geleitet Neben den Stiftsdamen bestand der Konvent aus einigen Kanonikern Ihre Prabenden waren meist mit den Altaren der Stiftskirche verbunden Stiftsdamen und Kanoniker bildeten jeweils eine Korporation fur sich die zusammen den Konvent bildeten Neben den Kanonikern gab es weitere einfache Priester Die Stiftsdamen in Frose und Gernrode wahlten in Gegenwart des Vogtes der Kanoniker und Ministerialen gemeinsam die Abtissin 7 Das Leben im Stift verlangte kein Gelubde wie im Kloster Auch eine Abtrennung von der Aussenwelt durch die Klausur gab es nicht Es war nur der Gehorsam gegenuber der Abtissin zu geloben Das Stift verfugte uber eigene Regeln des Zusammenlebens 5 Diese folgten den 816 auf einer Synode in Aachen beschlossenen Institutiones Aquisgranenses Ein Grossteil der Kanonissenstifte hatte im Zuge der Kirchenreformbewegung freiwillig oder gezwungen an Stelle ihrer bisherigen freieren Verfassungsform die Benediktinerregel oder die der Augustiner Chorfrauen angenommen Im ostsachsischen Bereich konnten nur drei Stifte ihre altere freiere Lebensform bewahren das Stift Gandersheim das Stift Quedlinburg und das Stift Gernrode 8 Die Stiftsdamen pflegten vergleichsweise lange ein gemeinschaftliches Leben Ein Dormitorium und ein Refektorium wurde im 14 Jahrhundert erstmals erwahnt Daneben gab es aber auch bereits seit der Zeit Kaiser Ottos II private Wohnbereiche Besitzungen BearbeitenDas Stift war bereits durch seinen Grunder reich ausgestattet Dabei handelte es sich sowohl um alten Allodialbesitz wie auch zuvor von Otto I erhaltene Schenkungen 9 Ottonische und salische Herrscher aber auch der Markgraf Ekkehard II von Meissen und die Abtissin Hedwig von Seeburg mehrten den Besitz so dass Gernrode Mittelpunkt einer kleinen Herrschaft wurde zu der auch der Ort Gernrode gehorte Eine gefalschte auf den Grunder Gero datierte aber 1207 durch Papst Innozenz III anerkannte Urkunde fuhrt 24 Dorfer 21 Kirchen und 400 Hufen in Streulage auf Insgesamt gehorten dem Stift im Hochmittelalter uber 1000 Hufen Ab dem 11 Jahrhundert war der Besitz aufgeteilt auf die Abtissin die Stiftsdamen und die ubrigen Angehorigen des Stifts Ein Grossteil der Landereien war an Ministeriale zu Lehen vergeben Bis zum Jahr 1544 schrumpfte die Herrschaft jedoch auf Gernrode und funf Dorfer zusammen Stiftsvogte waren seit der Mitte des 12 Jahrhunderts die Askanier Zu dem spateren Amt Gernrode der Fursten von Anhalt Bernburg gehorten noch die Stadt Gernrode das Vorwerk Stammefeld das Lusthaus Stubenberg und das Wirtshaus Haberfeld aber keine Dorfschaften Spatmittelalter und Fruhe Neuzeit BearbeitenDas Stift verlor im Laufe der Zeit insbesondere seit dem 13 Jahrhundert erheblich an Einfluss Dabei spielten die Misswirtschaft unter einigen Abtissinnen die allgemeine Wirtschaftsentwicklung aber auch die Politik der Erzbischofe von Magdeburg und der Bischofe von Halberstadt eine Rolle Immerhin gelang den Abtissinnen bis 1381 die Exemtion vom Bistum Halberstadt durchzusetzen Vor dem Hintergrund der Bestrebungen der Askanier und des von diesen abstammenden Hauses Anhalt das Stift dem eigenen Herrschaftsbereich einzuverleiben bemuhte es sich im 15 und 16 Jahrhundert um die kaiserliche Bestatigung der alten Rechte Diese wurden von Sigismund Friedrich III Karl V Maximilian II und Rudolf II erteilt Dennoch gelang es dem edelfreien Stift nicht die Landeshoheit und die Exemtion dauerhaft zu sichern Es kam 1525 im Zusammenhang mit dem Bauernkrieg zur letztlich vergeblichen Revolte der Horigen gegen die von der Abtissin Elisabeth von Weida erhohten Abgaben Im Jahr 1544 bestand der Besitz nur noch aus der kleinen Stadt Gernrode Stadtrecht seit 1539 1549 und funf Dorfern Das Stift umfasste Anfang des 17 Jahrhunderts noch 2 Quadratmeilen Bereits mit der Abtissin Elisabeth von Weida 1504 1532 begann um 1525 auch die Hinwendung zur Reformation 1545 wurde der evangelische Gottesdienst offentlich eingefuhrt Das Kanonissenstift wurde zu einem evangelischen Damenstift umgewandelt Die Abtissin blieb aber Reichsstand hatte weiterhin Sitz und Stimme im Reichstag und auf den obersachsischen Kreistagen Die letzten sechs Abtissinnen 1564 1604 gehorten dem Haus Anhalt an das ab 1604 sowohl den Besitz als auch die Rechtstitel Gernrodes an sich zog Das Haus Anhalt gliederte das Stift 1610 1614 in sein Territorium ein die letzte Abtissin Sophie Elisabeth von Anhalt Dessau trat 1614 aus dem Stift aus und heiratete Die verbliebenen Stiftsguter wurden bis 1669 zur Ausstattung des Seniors des Hauses Anhalt bestimmt d h zur Finanzierung von Gesamt Anhaltischen Aufgaben 1669 wurden diese Senioratsguter auf die damals vorhandenen vier Linien verteilt Dabei fielen die Stadt und die Stiftsgebaude an Furst Friedrich von Harzgerode andere Stiftsguter an die Linien Dessau und Bernburg Das Stimmrecht blieb gemeinschaftlich Damals entstand unter anderem das Amt Gernrode Da das Haus Anhalt am 1 Januar 1624 im Besitz von Gernrode war wurde ihm das Stift auch im Westfalischen Frieden endgultig zugesprochen Siehe auch BearbeitenListe der Abtissinnen von Gernrode Stiftskirche St Cyriakus Gernrode Literatur BearbeitenMichael Hartig Art Gernrode In LThK Bd 4 2 Aufl Freiburg im Breisgau 1960 Sp 757 Heinrich Ruthing Art Gernrode In LThK Bd 4 3 Aufl Freiburg im Breisgau 1905 und 90 Sonderausgabe 2006 Sp 534 Gerhard Kobler Gernrode In Historisches Lexikon der deutschen Lander Die deutschen Territorien vom Mittelalter bis zur Gegenwart 8 Auflage C H Beck Munchen 2019 S 216 Martin Zeiller Gerenroda In Matthaus Merian Hrsg Topographia Superioris Saxoniae Thuringiae Misniae et Lusatiae Topographia Germaniae Band 12 1 Auflage Matthaeus Merians Erben Frankfurt am Main 1650 S 86 87 Volltext Wikisource Hermann Bannasch Reichsabtei Gernrode In Gerhard Taddey Hrsg Lexikon der deutschen Geschichte Personen Ereignisse Institutionen Von der Zeitwende bis zum Ausgang des 2 Weltkrieges 2 uberarbeitete Auflage Kroner Stuttgart 1983 ISBN 3 520 80002 0 S 448f Gerhard Kobler Historisches Lexikon der deutschen Lander Die deutschen Territorien vom Mittelalter bis zur Gegenwart 4 vollstandig uberarbeitete Auflage C H Beck Munchen 1992 ISBN 3 406 35865 9 S 196 Charlotte Warnke Das Kanonissenstift St Cyriakus im Spannungsfeld zwischen Hochadel Kaiser Bischof und Papst In Irene Crusius Hrsg Studien zum Kanonissenstift Gottingen 2001 S 201 274 Matthias Friske Der Fund im Heiligen Grab zu Gernrode ein Fixpunkt fur die Datierung eines mittelalterlichen Kunstwerkes In Quedlinburger Annalen 2014 2015 S 46 60 Nicole Schroter Das Heilige Grab von St Cyriacus zu Gernrode Ausdruck der Jerusalemfrommigkeit der Gernroder Stiftsdamen Band 11 Mitteldeutscher Verlag Halle Saale 2017 ISBN 978 3 95462 774 5 Weblinks BearbeitenSchleierHaft Mittelalterliches Leben im Frauenstift Gernrode Thomas Schone dpa Stiftskirche Ratsel um altes Grab in Gernrode Volksstimme Online Portal 16 April 2019 Abgerufen am 22 April 2019 Einzelnachweise Bearbeiten Neuere Untersuchungen von Charlotte Warnke Kanonissenstift S 204 kommen allerdings zum Ergebnis dass die Grundung erst im Sommer 961 stattgefunden hat Warnke Kanonissenstift S 214 Ulrich Loer Das adlige Kanonissenstift St Cyriakus zu Geseke Germania Sacra Neue Folge 50 Die Bistumer der Kirchenprovinz Koln Das Erzbistum Koln 6 Berlin New York 2007 S 66 Warnke Kanonissenstift S 247 a b Warnke Kanonissenstift S 226 Warnke Kanonissenstift S 225 O von Heinemann Die Stiftskirche zu Gernrode und ihre Wiederherstellung Bernburg 1865 S 8 10 Warnke Kanonissenstift S 201 Warnke Kanonissenstift S 216 Territorien und Stande des Obersachsischen Reichskreises im Heiligen Romischen Reich 1500 1806 Kurfurstentumer Kurfurstentum Sachsen Kurfurstentum BrandenburgGeistliche Furstentumer Hochstift Cammin Hochstift NaumburgReichspralaturen Stift Quedlinburg Stift Gernrode Stift WalkenriedWeltliche Furstentumer Furstentum Anhalt Sachsen Altenburg Sachsen Coburg Sachsen Coburg Eisenach Sachsen Coburg Saalfeld Sachsen Eisenberg Sachsen Eisenach Sachsen Gotha Sachsen Gotha Altenburg Sachsen Hildburghausen Sachsen Jena Sachsen Saalfeld Sachsen Weimar Herzogtum Sachsen Weissenfels Querfurt Herzogtum Hinterpommern Herzogtum Vorpommern Furstentum Reuss Furstentum Schwarzburg Rudolstadt Furstentum Schwarzburg SondershausenReichsgrafschaften und Reichsherrschaften Grafschaft Barby Furstentum Hatzfeld Grafschaft Hohnstein Grafschaft Lohra Grafschaft Klettenberg Grafschaft Mansfeld Schonburgische Herrschaften Grafschaft Stolberg Grafschaft Wernigerode 51 724166666667 11 136111111111 Koordinaten 51 43 27 N 11 8 10 O Normdaten Korperschaft GND 4422156 3 lobid OGND AKS VIAF 249380438 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Stift Gernrode amp oldid 239001608