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Als Grabeskirche auch Heilig Grab Kirche Heiliggrabkirche bzw Grabeskapelle Heilig Grab Kapelle Heiliggrabkapelle wird im Christentum nicht nur die eigentliche Jerusalemer Grabeskirche mit dem Heiligen Grab im engeren Sinn bezeichnet sondern analog zu den Nachbildungen des Heiligen Grabes auch deren Nachbildungen Die Bezeichnung meint dann entwedervorrangig die Rotunde nur die Adikula uber dem Heiligen Grab selbst oder die gesamte Kirche vom Heiligen Grab samt der spater errichteten Basilika und Atrien 1 Heilig Grab Kapelle von Gorlitz Inhaltsverzeichnis 1 Das Vorbild 2 Fruhe Nachbildungen in Italien 3 Weitere 4 Nachbildungen nordlich der Alpen 5 Siehe auch 6 Einzelnachweise 7 LiteraturDas Vorbild BearbeitenNachdem Kaiserin Helena und ihr Sohn Konstantin ab 326 am Ort der vermuteten Kreuzauffindung die Grabeskirche erbauen liessen wurde sie nach ihrer Einweihung 335 zum Vorbild zahlreicher Nachbildungen vor allem in Europa Der Originalbau war 615 unter Schahrbaraz durch sassanidische Perser 808 durch Erdbeben und 1009 unter dem Kalifen Al Hakim durch muslimische Araber ganz oder teilweise zerstort worden Sie war jeweils unmittelbar danach zuletzt bis spatestens 1055 wieder aufgebaut worden Da bei diesem letzten Wiederaufbau die fast vollstandig erhaltenen Aussenmauern und Teile der Stutzenstellung wiederverwendet werden konnten blieb die aussere Erscheinung wohl sehr ahnlich Das um 330 nach Christus durch Konstantin den Grossen fur seine Tochter Constantia haufig auch Constantina genannt und Helena errichtete Mausoleum kann als Parallelbau zur Grabeskirche gelten und wurde daher wohl auch fur einige Bauherren unmittelbareres Vorbild als die weiter entfernte Jerusalemer Kirche Spater wurde das Mausoleum im Zuge der Verehrung Constantias als Heilige nach ihr Santa Costanza genannt Fruhe Nachbildungen in Italien Bearbeiten nbsp Tempelchen vom Schadelberg in der Kirche Santo SepolcroBischof Petronius 450 in Bologna soll nach einer langen Zeit des Niedergangs der Stadt nach dem Vorbild der Jerusalemer Grabeskirche den Kirchenkomplex von Santo Stefano mit einer Teilkirche Santo Sepolcro errichtet haben Wenige Jahrzehnte spater wurde die Rotunde Santo Stefano Rotondo in Rom nach dem Vorbild der Grabeskirche gebaut und als letzter Monumentalbau des Westromischen Reiches im Jahr 470 geweiht Weitere BearbeitenDie spatgotische Jeruzalemkapel in Gouda entstand um 1500 die Heiliggrabkirche in Bozen wurde in den 1680er Jahren errichtet Nachbildungen nordlich der Alpen BearbeitenDie Michaelskirche in Fulda gilt als die alteste Kirche in Deutschland die nach dem Vorbild der Grabeskirche im Auftrag von Abt Eigil von Fulda um 750 822 als Totenkapelle und eigene Grablege durch Rabanus Maurus um 780 856 konzipiert in den Jahren 820 bis 822 im vorromanischen karolingischen Baustil errichtet und 822 durch Erzbischof Haistulph 825 dem Erzengel Michael geweiht wurde 2 Moglicherweise diente aber auch Santa Costanza in Rom als Vorbild nbsp Adikula in der Mauritiusrotunde in KonstanzBischof Konrad von Konstanz 900 975 liess unter dem Eindruck seiner Jerusalemer Pilgerfahrten die Mauritiusrotunde als Nachbau der Grabeskirche bauen die infolgedessen zum regionalen Pilgerziel wurde Die darin befindliche zwolfeckige Grabeskapelle aus Sandstein stammt aus dem 13 Jahrhundert und gilt als Nachbau der sehr ahnlich aussehenden sechzehneckigen Kapelle im Dom zu Magdeburg nbsp Saint Benigne in der Krypta noch erkennbare Rotunde1001 bis 1016 31 wurde durch Wilhelm von Dijon 962 1031 die Abteikirche des Klosters Saint Benigne als Rotunde wiedererrichtet Sie blieb in Resten im eigenartigen Zentralbau der heutigen aus der Abteikirche entstandenen Kathedrale von Dijon erhalten Sie gehort nicht zu den Heilig Grab Kopien sondern folgt dem Vorbild des Pantheons Nachdem sich Eude de Deols zwischen 1026 und 1028 als Pilger im Heiligen Land aufhielt und beim Anblick der zerstorten und im Wiederaufbau befindlichen Grabeskirche die Errichtung einer Kopie in seiner Heimat gelobt hatte berichten dann mehrere Chronisten dass zwischen 1034 und 1042 49 eine Kirche gebaut wurde die heutige Kirche St Jacques de Neuvy Saint Sepulchre Die Rotunde war dabei Ende des 12 Jahrhunderts fertiggestellt worden Bischof Meinwerk von Paderborn um 975 1036 schickte um 1033 Abt Wino von Helmarshausen nach Jerusalem mit dem Auftrag die Masse der Grabeskirche aufzunehmen Da zu dieser Zeit 1009 1055 aber in Jerusalem gar keine intakte Grabeskirche existierte konnten dies wohl nur annahernde Masse gewesen sein Nach diesen Angaben wurde in Paderborn dann auf dem Busdorf die sogenannte Jerusalem oder Grabeskirche errichtet und 1036 eingeweiht Von dieser ursprunglichen Kirche einem achteckigen Zentralbau mit vier kreuzformig angebauten Flugeln stammt heute nur noch der Westflugel und die beiden Rundturme die einst die Westfassade flankierten nbsp Grabeskapelle von St Leonard de Noblat1075 wurde an die Kirche St Leonard de Noblat eine Grabeskapelle angebaut Die wohl ursprunglich dazugehorige Adikula mit dem Heiligen Grab ist nicht mehr erhalten Bischof Heinrich II von Werl um 1050 1127 der zweite Nachfolger des Bischofs Meinwerk liess ebenfalls nach den Planen des Abtes Wino auf der Krukenburg bei Helmarshausen eine weitere Jerusalem bzw Grabeskirche errichten In deren Nachfolge ware auch die Heilig Grab Kapelle in Druggelte gestiftet von Graf Heinrich I von Arnsberg 1145 1195 als Nachbildung denkbar In der Kapuzinerkirche in Eichstatt steht eine um 1160 entstandene romanische Anlage einer Adikula mit heiligem Grab Die Dorfkirche Ludorf an der Muritz mit ihrem achteckigen Hauptbau wurde von einem heimgekehrten Kreuzfahrer Wip p ert von Morin errichtet Die Kreuzkapelle in Gorlitz ist eine 1480 begonnene und 1504 eingeweihte verkleinerte Kopie der hochmittelalterlichen Heilig Grab Kapelle in Jerusalem Die Gorlitzer Kapelle wiederum inspirierte weitere Kapellen dieser Art unter anderem in Zagan Die Wallfahrtskapelle Sontga Fossa in der Sevgein in der Surselva im schweizerischen Kanton Graubunden wurde 1679 erbaut Siehe auch BearbeitenListe von Heilig Grab KirchenEinzelnachweise Bearbeiten Zur symbolischen Bedeutung von Architekturkopien vgl Richard Krautheimer Einfuhrung zu einer Ikonographie der mittelalterlichen Architektur In ders Ausgewahlte Aufsatze zur europaischen Kunstgeschichte Koln Dumont 2003 S 142 197 Orig Introduction to an Iconography of Medieval Architekture Memento des Originals vom 24 September 2015 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www iecat net PDF 2 0 MB In Journal of the Warburg and Courtauld Institutes 5 1942 S 1 33 Otfried Ellger Die Michaelskirche zu Fulda als Zeugnis der Totensorge Zur Konzeption einer Friedhofs und Grabkirche im karolingischen Kloster Fulda Veroffentlichungen des Fuldaer Geschichtsvereins 55 Parzeller Fulda 1989 Literatur BearbeitenJurgen Kruger Die Grabeskirche zu Jerusalem Geschichte Gestalt Bedeutung Regensburg 2000 Jan Pieper Anke Naujokat Anke Kappler Hrsg Jerusalemskirchen Mittelalterliche Kleinarchitekturen nach dem Modell des Heiligen Grabes Katalog zur Ausstellung Aachen 2011 Paolo Piva Die Kopien der Grabeskirche im romanischen Abendland Uberlegungen zu einer problematischen Beziehung In Roberto Cassanelli Hrsg Die Zeit der Kreuzzuge Geschichte und Kunst Stuttgart 2000 S 96 117 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Grabeskirche Nachbildung amp oldid 224670657