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Die Basilica minor Santo Stefano Rotondo auch Santo Stefano al Monte Celio vollstandig Basilica di Santo Stefano Rotondo al Celio ist eine Kirche in Rom auf dem Hugel Celio im Osten der Altstadt im 1 Rione Monti Sie wurde zwischen 468 und 483 geweiht und tragt das Patrozinium des heiligen Stephanus Sie ist Titelkirche von Friedrich Kardinal Wetter Rektoratskirche der Pfarrei Santa Maria in Domnica und Nationalkirche der ungarischen Katholiken 1 Nach dem Abriss von Santo Stefano degli Ungheresi im Vatikan 1776 erhielt sie auch eine Kapelle des heiligen Ungarnkonigs Stephan I S Stefano Rotondo Nordliche Aussenansicht mit der Vorhalle von 1140 Gemalde von Ettore Roesler Franz um 1880 Inhaltsverzeichnis 1 Vorgangerbauten 2 Baugeschichte und Beschreibung der Kirche 3 Innenausstattung 4 Kapelle der Heiligen Primus und Felicianus 5 Kardinalpriester 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseVorgangerbauten BearbeitenDer Caelius war in der romischen Kaiserzeit ein bevorzugtes Wohngebiet von Rom Die Via Caelimontana die heutige Via di Santo Stefano Rotondo verband die Porta Caelimontana in der alten Servianischen Mauer mit der im 3 Jahrhundert erbauten Porta Praenestina An ihr lag die im 2 Jahrhundert errichtete Castra Peregrinorum eine Kaserne fur Soldaten die von Provinzlegionen nach Rom versetzt wurden und die bis ins 4 Jahrhundert genutzt wurde Um das Jahr 180 n Chr war in die Kaserne ein Mithraum eingebaut worden das bei Ausgrabungen unter der heutigen Kirche aufgefunden wurde Das Mithraum war auch nach der Aufgabe der Kaserne noch in Benutzung und wurde wohl erst kurz vor Errichtung der Kirche verlassen und zerstort Diese Ausgrabungen sind nur auf Anfrage zu besichtigen Aufgrund der aussergewohnlichen Form der Kirche gab es in der Vergangenheit Mutmassungen die Kirche gehe auf einen antiken Rundtempel zuruck etwa einen Tempel des Faunus oder des Kaisers Claudius was aber durch archaologische Untersuchungen widerlegt wurde 2 3 Baugeschichte und Beschreibung der Kirche BearbeitenUber der eingeebneten Castra Peregrinorum wurde Mitte des 5 Jahrhunderts unter Papst Leo I 440 461 mit dem Bau der Kirche zu Ehren des hl Stephanus begonnen wahrscheinlich veranlasst durch die schnelle Ausbreitung des Kults fur diesen ersten christlichen Martyrer dessen Reliquien 415 in Jerusalem aufgefunden worden sein sollen Aus dem Liber Pontificalis ist zu entnehmen dass die Weihe unter Papst Simplicius 468 483 stattgefunden hat In den romischen Synodalakten von 499 wird S Stefano in Caelio Monte bereits als Titelkirche genannt Bei diesem vielleicht grossartigsten Bauwerk der Spatantike handelt es sich um einen uber drei konzentrischen Kreisen errichteten Zentralbau mit einem Gesamtdurchmesser von 65 80 m Die konzentrischen Kreise mit dem eingeschriebenen griechischen Kreuz gelten als typische Bauform ostlicher Memorialbauten Auffallend ist dass sich die Kreuzform auch bei Fenstern in der Aussenmauer und in der ursprunglichen Dachgestaltung uber den Kreuzarmen findet ausserdem als Signum auf den Kampferplatten der Saulen im ausseren Umgang 4 Im inneren Kreis ca 23 m Durchmesser tragen 22 Granitsaulen mit durchlaufendem Architrav einen 22 m hohen Tambour Die beiden anschliessenden runden Umgange werden durch eine Saulenkolonnade mit Arkaden getrennt Von dem ausseren Ring gingen ursprunglich vier Kreuzarme aus Eine Besonderheit bei der Bauausfuhrung ist die Verwendung von Terrakottarohren in den Gewolben der inneren Raume und des Tambours Wegen der starken Transformationen des Kirchenbaus im Laufe der Zeit ist die Raumverteilung heute weder von aussen noch von innen nachvollziehbar 5 Zwischen 590 und 596 grundete Papst Gregor I ein Kloster bei der Kirche Papst Hadrian I liess die Kirche in seiner Amtszeit 772 bis 795 restaurieren Doch in den Wirren des 11 und 12 Jahrhunderts wurde sie fast zerstort Bei der umfassenden Erneuerung unter Papst Innozenz II 1130 1143 wurde die Kirche auf den Zentralraum mit dem inneren Umgang verkleinert und die Saulen zwischen dem inneren und ausseren Umgang in die neue Aussenmauer inkorporiert und mit Rundfenstern versehen so dass von dem ausseren Umgang heute nur noch die beiden Kapellen und das Vestibul erhalten sind gleichzeitig entstand auf der Nordseite eine offene Vorhalle mit vier Granitsaulen Zur Sicherung des Tambours musste der Zentralraum durch eine Stutzarkade mit zwei Granitsaulen und korinthischen Spolienkapitellen in der Mitte geteilt werden 1450 kamen Kirche und Kloster an den ungarischen Bettelorden der Pauliner Bernardo Rossellino aus Florenz renovierte die Kirche 1450 1454 und schuf den Hochaltar im Stil der Renaissance Der Verfall der Kirche setzte sich in den folgenden Jahrhunderten fort So lobte Mitte des 15 Jahrhunderts Flavio Biondo die Marmorsaulen die Inkrustationen der Wande und die Arbeiten der Cosmaten beklagte aber das fehlende Dach 1579 ubernahm das Collegium Hungaricum die Kirche Es wurde 1580 mit dem Collegium Germanicum zum Pontificium Collegium Germanicum et Hungaricum de Urbe vereinigt welches bis heute die Kirche unterhalt Die neuen Eigentumer liessen die heute noch bestehende achteckige Schrankenanlage um das zentrale Presbyterium errichten und den ganzen Kirchenraum durch Malereizyklen ausschmucken nbsp Santo Stefano Rotondo Ausseres heute nbsp Rekonstruktion des Zentralbaus aus dem 5 Jahrhundert nbsp Rekonstruktion des ursprunglichen GrundrissesInnenausstattung BearbeitenIn den Jahren 523 bis 530 wurde die reiche Innenausstattung des ersten Kirchenbaus vollendet insbesondere durch Verkleidung der Wande und Auslegung der Boden mit farbigen Marmorplatten Im Zentralraum war ursprunglich ein langer Gang mit seitlichen Gittern eingebaut der sich vor dem Altar kreuzformig offnete was bei der jungsten Restaurierung anhand vorgefundener Reste in dem neuen Fussbodenbelag kenntlich gemacht worden ist Im Eingangsbereich der Kirche steht heute ein antiker Marmorsitz mit Blumenreliefs der Papst Gregor dem Grossen als Bischofsstuhl gedient haben soll die Signatur an der Fussstutze MAG ister JOH annes konnte von einem mittelalterlichen Meister stammen der den Sitz uberarbeitet hat Im Jahr 1582 erhielten Niccolo Circignani und Matteo da Siena Landschaftshindergrunde von Papst Gregor XIII den Auftrag die Innenwande des Deambulatoriums mit Darstellungen von Martyrien in 32 Szenen auszumalen Die vom Rektor des Collegium Germanicum et Hungaricum ausgewahlten Szenen sollten die legendenhaften Geschichten der fruhchristlichen Martyrer unter den romischen Kaisern illustrieren Sie zeigen in drastischer Weise die Folterungen und Exekutionen und stehen inhaltlich im Zeichen der Gegenreformation und einer Neubewertung des Martyriums 6 7 8 1778 wurde dem heiligen Stephan von Ungarn eine Kapelle gewidmet Sie beherbergt das Grabmal von Bernardino Cappella das von Lorenzetto im Jahr 1524 geschaffen wurde Im gleichen Jahr wurde die Kapelle von Pietro Camporese 1726 1781 umgestaltet Sie diente fortan als ungarische Nationalkirche in Rom da die ursprungliche Kirche dem Neubau der Sakristei des Petersdomes weichen musste 2006 wurde die Kapelle von einem internationalen Team unter der Leitung von Zsuzsanna Wierdl restauriert In der Kirche finden sich noch weitere Graber So wurde Archidiakon Janos Laszai Kanoniker von Gyulafehervar 1523 hier bestattet er hatte in Rom eine erfolgreiche Laufbahn eingeschlagen und es bis zum papstlichen Beichtvater gebracht Sein Grabmal ist ein gutes Beispiel fur die Bildhauerei der Renaissance Eine Inschrift in der Kirche bezeugt die Bestattung des irischen Konigs Donnchad mac Briain Sohn von Brian Boruma und Konig von Munster der 1064 in Rom gestorben war Die jungsten Forschungen und die nunmehr abgeschlossene erste Phase der Restaurierungsarbeiten bestatigen die aussergewohnliche Bedeutung dieses Kirchenbaus fur die Ubergangszeit von der Spatantike zum Mittelalter Die Ergebnisse sind vorbildlich zusammengefasst in dem von Elio de Rosa herausgegebenen deutschsprachigen Kirchenfuhrer Roma Sacra Santo Stefano Rotondo Itinerarium 34 Rom 2 2013 S 1 54 nbsp Innenansicht nbsp Stutzarkade des 12 Jh im ZentralraumKapelle der Heiligen Primus und Felicianus BearbeitenPapst Theodor I liess in seiner Amtszeit 642 649 die Reliquien der um 286 unter Kaiser Diocletian gemarterten Heiligen Primus und Felicianus aus der Katakombe S Alessandro an der Via Nomentana nach S Stefano uberfuhren Die Reliquien sollten hinter den Stadtmauern besser geschutzt aber auch an den Altaren der Stadtkirchen wurdiger verehrt werden konnen Es war die erste bekannte Uberfuhrung von Reliquien in eine romische Stadtkirche Aus diesem Anlass wurde der nordostliche Kreuzarm des Zentralbaus als Kapelle zu Ehren der Martyrer Primus und Felicianus hergerichtet und die dort angebaute Apsis mit einem Mosaik geschmuckt Dieses Mosaik das aus der Zeit um 649 stammt zeigt im Zentrum das mit Edelsteinen besetzte Triumphkreuz daruber in einem Rundschild die Buste Christi und am oberen Rand die aus dem Himmel hervorgestreckte Hand Gottvaters mit einem Kranz Vor einem Goldgrund der im unteren Teil in einen symbolischen Garten Eden ubergeht stehen die beiden Titelheiligen in Tunica und Chlamys geschmuckt mit dem auf die Chlamys aufgenahten purpurfarbenen Tablion nach Art byzantinischer Wurdentrager Die Heiligen die mit ihren Namen bezeichnet sind halten in ihrer Rechten eine Schriftrolle Den unteren Abschluss bildet die Widmungsinschrift 9 10 Auf den Wandmalereien der Kapelle hat Antonio Tempesta um 1580 die Martyrien der Titelheiligen dargestellt nbsp Apsismosaik in der Kapelle der Martyrer Primus und Felicianus um 649 nbsp Der unter Kaiser Diocletian gemarterte Primus Mosaik um 649Kardinalpriester BearbeitenListe der Kardinalpriester von Santo Stefano RotondoLiteratur BearbeitenTullia Carratu Santo Stefano Rotondo in Elio de Rosa editore Roma Sacra Santo Stefano Rotondo Itinerarium 34 Rom 2 2013 S 1 54 Maria Andaloro Die Kirchen Roms Ein Rundgang in Bildern Mittelalterliche Malereien in Rom 312 1431 Philipp von Zabern Mainz 2008 S 319 323 Maria Andaloro Serena Romano Romisches Mittelalter Kunst und Kultur in Rom von der Spatantike bis Giotto Schnell amp Steiner Regensburg 2002 S 79f und 83f Hans Georg Wehrens Rom Die christlichen Sakralbauten vom 4 bis zum 9 Jahrhundert Ein Vademecum Herder Freiburg 2016 S 252 258 Hugo Brandenburg Die fruhchristlichen Kirchen in Rom vom 4 bis zum 7 Jahrhundert Schnell amp Steiner Regensburg 2013 S 216 233 Hugo Brandenburg Jozsef Pal Santo Stefano Rotondo in Roma Archaologie Bauforschung Geschichte Reichert Wiesbaden 2000 ISBN 3 89500 131 7 Hugo Brandenburg Die Kirche S Stefano Rotondo in Rom Bautypologie und Architektursymbolik in der spatantiken und fruhgriechischen Architektur Reihe Hans Lietzmann Vorlesungen 2 Hg Christoph Markschies de Gruyter Berlin 1997 Anton Henze Kunstfuhrer Rom Reclam Stuttgart 1994 ISBN 3 15 010402 5 S 268f Fritz Bauer Gisela eine fast vergessene Selige und ein Pladoyer fur Santo Stefano Rotondo in Rom Ein Kaleidoskop Verein der Freunde von Santo Stefano Rotondo Munchen 1989 Walther Buchowiecki Handbuch der Kirchen Roms Der romische Sakralbau in Geschichte und Kunst von der altchristlichen Zeit bis zur Gegenwart Band 3 Hollinek Wien 1974 S 943ff Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Santo Stefano Rotondo Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Offizielle Homepage der Kirche Collegium Germanicum et Hungaricum www romeartlover it englisch www romasegreta it italienisch sacred destinations englisch abgerufen am 28 April 2013 Volker Hoffmann Bauen vor 1500 Jahren Interactive Nolli Map Eintrag zu Santo Stefano Rotondo auf gcatholic org englisch Einzelnachweise Bearbeiten Diozese Rom Nationalkirchen in Rom Walther Buchowiecki Handbuch der Kirchen Roms III S 944f Hugo Brandenburg Die fruhchristlichen Kirchen in Rom vom 4 bis zum 7 Jahrhundert Regensburg 2013 S 217 Hans Georg Wehrens Rom Die christlichen Sakralbauten vom 4 bis zum 9 Jahrhundert Ein Vademecum Freiburg 2016 S 254f Tullia Carratu Santo Stefano Rotondo in Elio de Rosa editore Roma Sacra Santo Stefano Rotondo Itinerarium 34 Rom 2 2013 S 9f Tullia Carratu Santo Stefano Rotondo in Elio de Rosa editore Roma Sacra Santo Stefano Rotondo Itinerarium 34 Rom 2 2013 S 28 54 SHEARJASHUB SPOONER A biographical and critical dictionary of painters engravers sculptors and architects from ancient to modern times with the monograms ciphers and marks used by distinguished artists to certify their works G P Putnam amp Co N Y 1853 Matteo da Siena Martyriumsszenen von Niccolo Circignani wga hu englisch abgerufen am 26 April 2013 Tullia Carratu Santo Stefano Rotondo in Elio de Rosa editore Roma Sacra Santo Stefano Rotondo Itinerarium 34 Rom 2 2013 S 23ff Hans Georg Wehrens Rom Die christlichen Sakralbauten vom 4 bis zum 9 Jahrhundert Ein Vademecum Freiburg 2016 S 256ff mit Wortlaut und Ubersetzung der Widmungsinschrift Normdaten Geografikum GND 4302056 2 lobid OGND AKS 41 884583333333 12 49675 Koordinaten 41 53 4 5 N 12 29 48 3 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Santo Stefano Rotondo amp oldid 220118083