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Der Greifswalder Landtag von 1806 war ein feierlicher Akt zur Darstellung der Eingliederung Schwedisch Pommerns in den schwedischen Staatsverband Der Landtag der vom 4 bis 18 August 1806 in Greifswald stattfand war die erste und einzige Zusammenkunft der nach schwedischem Vorbild reorganisierten Landstande Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Eingliederung Schwedisch Pommerns in den schwedischen Staatsverband 1 2 Landtag in Greifswald 2 Zusammensetzung des Landtags 3 LiteraturGeschichte BearbeitenNach dem Westfalischen Frieden 1648 wurde das ehemalige Herzogtum Pommern zwischen dem Konigreich Schweden und dem Kurfurstentum Brandenburg aufgeteilt Dabei kamen Vorpommern und ein Streifen Land ostlich von Oder und Dievenow als ewiges Reichslehen an Schweden Schwedisch Pommern blieb dabei Bestandteil des Heiligen Romischen Reiches Der schwedische Konig der wie der brandenburgische Kurfurst den Titel Herzog von Pommern trug wurde deutscher Reichsfurst Das bisherige Rechtssystem blieb weitgehend erhalten mit dem wesentlichen Unterschied dass die hochste Instanz nicht mehr das Reichskammergericht sondern das Obertribunal Wismar war Den Landstanden und den Stadten wurden ihre bisherigen Privilegien bestatigt Diese Verhaltnisse blieben bis zum Anfang des 19 Jahrhunderts erhalten wobei Schweden zuletzt wahrend des Grossen Nordischen Kriegs grossere Teile Vorpommerns an Preussen abtreten musste Eingliederung Schwedisch Pommerns in den schwedischen Staatsverband Bearbeiten Nach der Kaiserkronung Napoleon Bonapartes 1804 begann der Zusammenbruch des Heiligen Romischen Reiches Der schwedische Konig Gustav IV Adolf setzte im Juni 1806 die Regierung Schwedisch Pommerns ab die sich zusammen mit den Landstanden der vom Konig angeordneten Einfuhrung einer Landwehr widersetzt hatte und ubertrug dem Generalgouverneur Hans Henrik von Essen die alleinige Regierungsgewalt Der Konig hob am 26 Juni 1806 die pommersche Staatsverfassung auf und erklarte die Landstande sowie alle zugehorigen Einrichtungen und Verordnungen fur aufgehoben Stattdessen wurde die schwedische Staatsverfassung in der Regimentsform von 1772 und der Vereinigungs und Sicherheitsakte von 1789 eingefuhrt Die Patrimonialgerichtsbarkeit wurde zugunsten der schwedischen Gerichtsverfassung abgeschafft Am 4 Juli 1806 erfolgte die Aufhebung der Leibeigenschaft in Schwedisch Pommern Landtag in Greifswald Bearbeiten In seinem Dekret vom 26 Juni 1806 hatte Gustav IV Adolf angeordnet dass fur Angelegenheiten die Schwedisch Pommern allein betrafen die Bevollmachtigten des Landes auf einem zu diesem Zweck einberufenen allgemeinen Landtag gehort werden sollten Die Einberufung dieses ersten allgemeinen Landtags wurde am 18 Juli bekanntgemacht Vorbild fur den Landtag war der Schwedische Standereichstag Die zuvor aufgehobenen Landstande wurden dafur neu eingerichtet Am 3 August 1806 mussten die Abgeordneten beim Hofkanzler Zibet ihre Legitimationen einreichen Am 4 August wurde die Eroffnung des Landtags erklart und die Sprecher fur die vier Stande wurden ernannt An den beiden folgenden Tagen erfolgte die Uberprufung der Vollmachten Registrierung und Beurkundung der Abgeordneten Die erste Zusammenkunft fand am 7 August in einem Saal der Universitat Greifswald mit einer Rede des Konigs statt Anschliessend erfolgte ein Gottesdienst im Dom St Nikolai Nach vierzehn Tagen endete der Landtag auf die gleiche Weise Die Verhandlungssachen wurden durch den Konig vorgegeben andere Themen wurden nicht zugelassen Hauptgegenstand des Landtags waren die programmatische Thronrede des Konigs uber die jedoch keine Verhandlung oder Beschlussfassung stattfand und die Eidesleistung der Stande Gustav IV Adolf sah sich veranlasst auf dem Landtag zu verkunden dass die Angliederung an Schweden die Einheit der deutschen Nation nicht in Frage stellen wurde Verhandlungen erfolgten uber den Ankauf von Grundstucken fur die neuorganisierten Gerichte und Verwaltungen sowie die Neueinrichtung des Landkastens dem Ausschuss der Stande einschliesslich der Wahl der Deputierten Der Landkasten hatte nach schwedischem Vorbild den Zweck die Landesschulden zu begleichen Dabei stellte der Bauernstand am 8 August den Antrag die auf 240 000 Taler belaufende pommersche Staatsschuld durch die Stande zu garantieren zu verzinsen und zu amortisieren Ritterschaft und Adel protestierten heftig dagegen mussten jedoch um ihre Loyalitat zu demonstrieren einer Burgschaft durch die Stande zustimmen Verzinsung und Tilgung wurden durch die Regierung ubernommen Die Durchsetzung der eingeleiteten Veranderungen kam 1807 mit der Besetzung Schwedisch Pommerns durch die Franzosen zum Erliegen Es wurde kein weiterer Landtag einberufen Nach dem Abzug der Franzosen 1810 wurden Teile der Veranderungen wieder ausser Kraft gesetzt eine neue Verfassung eingefuhrt Auch diese konnte wegen des erneuten Einmarsches der Franzosen 1812 nur wenig bewirken Zusammensetzung des Landtags BearbeitenWie in Schweden waren die Landstande in Ritterschaft und Adel Priesterstand Stadtburger und Bauernstand gegliedert Der Konig wahlte fur jeden Stand einen Sprecher aus nur der Generalsuperintendent Gottlieb Schlegel war kraft seines Amtes zum Sprecher der Geistlichkeit vorbestimmt Der Ritterstand versammelte sich in einem Gebaude der Universitat Greifswald Wie das schwedische Ritterhaus waren Ritterstand und Adel in drei Klassen unterteilt Landtagsberechtigt waren 130 adlige Familien von denen 18 den Grafen und Freiherren als der ersten 32 den nachweislich vor 1600 adligen Geschlechtern der zweiten und die ubrigen Familien der dritten Klasse angehorten Es hatte entweder das Familienoberhaupt dessen altester Sohn oder ein anderer gewahlter Vertreter des Geschlechts zu erscheinen Zum Landmarschall wurde Jakob Gustav De la Gardie 1768 1842 ernannt Vorher hatte es in Pommern nur erbliche Landmarschallsamter gegeben Fur den Priesterstand der sich im Haus des Generalsuperintendenten versammelte erschienen ausser diesem jeweils zwei Pfarrer aus jeder der neun Propsteien Samtliche Pfarrer einer Propstei wahlten die beiden Abgeordneten die eine Vollmacht des Greifswalder Konsistoriums erhielten Es gab damit erstmals seit uber 100 Jahren wieder eine standische Vertretung der Geistlichkeit in Schwedisch Pommern Der dritte Stand die Stadte hatte Mitglieder der Magistrate zu entsenden wobei das eigentliche Auswahlverfahren freigestellt war Die Abgeordneten erhielten eine Vollmacht ihres Burgermeisters Stralsund stellte drei Barth Greifswald und Wolgast stellten je zwei und Bergen Damgarten Franzburg Garz Grimmen Gutzkow Lassan Loitz Richtenberg und Tribsees jeweils einen Vertreter Zum Sprecher wurde der Stralsunder Burgermeister David Lukas Kuhl ernannt Der ehrenwerte Bauernstand war nach der Aufhebung der Leibeigenschaft noch nicht vorhanden Landbesitzende Bauern gab es nicht daher wurden die Abgeordneten aus den Reihen der Pachter der Kronguter und der koniglichen Pachtbauern bestimmt In jedem Kirchspiel wurden zwei Bevollmachtigte gewahlt die vor einem Richter die Vertreter des jeweiligen Amtes wahlte Jedes der Amter Bergen Franzburg Grimmen und Greifswald stellte acht Abgeordnete Zum Sprecher wurde der Dominialpachter Carl Andreas Samuel Ascher aus Neuendorf bei Gutzkow ernannt Literatur BearbeitenNorbert Buske Pommern Territorialstaat und Landesteil von Preussen Ein Uberblick uber die politische Entwicklung Helms Schwerin 1997 ISBN 3 931185 07 9 S 49f Reinhart Berger Rechtsgeschichte der schwedischen Herrschaft in Vorpommern Triltsch Wurzburg 1936 S 47f Carl Johannes Fuchs Der Untergang des Bauernstandes und das Aufkommen der Gutsherrschaften Karl J Trubner Strassburg 1888 S 226f Julius Heinrich Biesner Abriss der Geschichte Pommerns und Rugens nebst angehangter Spezial Geschichte des Klosters Eldena Stralsund 1834 S 285f Google Bucher Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Greifswalder Landtag von 1806 amp oldid 214134896