www.wikidata.de-de.nina.az
Als lombardischer Baustil werden im engeren Sinne die Lombardische Vorromanik und die Lombardische Fruhromanik bezeichnet Sie griffen auf spatantike Vorbilder zuruck und gehorten ihrerseits zu den Vorlaufern der Hoch Romanik in Frankreich und Deutschland farbten aber auch direkt auf Nordspanien speziell Katalonien ab Durch Anregungen von jenseits der Alpen entwickelte sie sich zur Lombardischen Romanik die wiederum zum Vorbild wurde fur die Backsteinromanik in Deutschland Durch eher selektive Ubernahme von Stilelementen der transalpinen Gotik entwickelte sich aus der Lombardischen Romanik die Lombardische Gotik Byzantinische Kirche San Vitale in Ravenna 526 Aussenwand des byzantinischen Mausoleums der Galla Placidia in Ravenna um 425 430 Inhaltsverzeichnis 1 Lombardische Praromanik 1 1 Entstehung 2 Lombardische Romanik 2 1 Charakteristika 2 2 Regionale Verbreitung 3 Lombardische Gotik 4 Literatur 5 WeblinksLombardische Praromanik BearbeitenIn der norditalienischen Region Lombardei lebten ab dem Ende des 6 Jahrhunderts neben der ursprunglichen romischen Bevolkerung auch zehntausende Angehorige des namengebenden germanischen Volks der Langobarden die im Zuge der Volkerwanderung grosse Teile Nord und Mittelitaliens erobert hatten Ab Mitte des 7 Jahrhunderts vermischten sich beide Bevolkerungsgruppen und entwickelten einen eigenen an antiken Vorbildern orientierten Baustil Entstehung Bearbeiten In Italien hatten die Langobarden zahllose Ruinen aus der Zeit der Romer vorgefunden Trotz des Untergangs des romischen Reiches hatte diese Baukunst im Ost Romischen Reich mit der Hauptstadt Neu Rom Konstantinopel weitergelebt Die Langobarden waren in Norditalien auch auf Bauten in diesem byzantinischen Baustil gestossen die vor allem der ostgotische Konig Theoderich errichtet hatte Dieser hatte als fruherer Eroberer Italiens und damit Herr 493 526 der damaligen Hauptstadt Ravenna seinen Palast und einige Kirchen Sant Apollinare Nuovo Baptisterium der Arianer oder sein Grabmal nach byzantinischen Vorbildern erbaut da er in jungen Jahren als Geisel in Byzanz erzogen worden war und dort diese Kunst schatzen gelernt hatte Zudem hatte das byzantinische Reich unter Justinian I Italien nach 535 zum grossen Teil zuruck erobern konnen und in Ravenna weitere prachtige Bauwerke San Vitale Baptisterium der Kathedrale Sant Apollinare in Classe errichtet Diese Kirchen und Palaste pragten die architektonischen Vorstellungen der neuen Einwanderer Der Grossteil der in Italien ansassigen Langobarden hatte sich zunachst dem arianischen Glauben angeschlossen Sie wurden erst im 7 Jahrhundert katholisch eine wichtige Voraussetzung zur Vermischung mit der ursprunglichen Bevolkerung Die Lombardei behielt auch nach der frankischen Eroberung 774 durch Karl den Grossen der Papst hatte ihn zum Schutz des Kirchenstaates vor den Langobarden zu Hilfe gerufen ihre kulturelle Eigenstandigkeit Die lombardischen Konige forderten und schutzten in hohem Masse die Baumeister und Handwerker so dass der vorgefundene byzantinische Baustil weiterentwickelt wurde und als lombardischer Stil zu einer neuen Blute gelangte vor allem in der Hauptstadt Pavia und dem benachbarten Mailand hier vor allem Sant Ambrogio Dabei darf ein machtpolitischer Aspekt nicht ausser Acht gelassen werden Wer Gebaude nach romischen bzw byzantinischen Vorbildern errichtete wer also imperial baute stellte sich damit in die Tradition der Kaiser und unterstrich so den eigenen Herrschaftsanspruch Lombardische Romanik BearbeitenAm Anfang der Lombardischen Romanik stehen unter anderem die beiden pavesischen Basiliken San Michele Maggiore aus Sandstein und San Pietro in Ciel d Oro aus Backstein mit ihren unter den Dachkanten der Westgiebel ansteigenden Zwerggalerien Das Mittelschiff von San Michele war von Anfang an eingewolbt Bei San Pietro wird eine anfangliche holzerne Kassettendecke erwogen Auch nordlich der Alpen waren zur Zeit der Fruhromanik Kirchengewolbe durchaus nicht selbstverstandlich Charakteristika Bearbeiten nbsp Ostteile des Speyerer Domes um 1050 nbsp lombardische Stilelemente an der Abteikirche Maria Laach in der Eifel um 1100 1230 Die Mauern lombardischer Gebaude bestehen in Norditalien haufig aus genau geformten byzantinischen Ziegeln in anderen Regionen auch aus Hausteinen oder ausgesuchten Natursteinen Sie sind massiv d h ohne Schuttfullung wie es noch die Romer machten Der Querschnitt von Turmen ist zumeist wie bei der ersten Peterskirche in Rom quadratisch Die Hauptkennzeichen des lombardischen Baustils zeigen sich in der Gliederung bzw Gestaltung der Aussenwande von Apsis Glockenturm und Fassade durch Blendarkaden Pilaster oder Lisenen und Bogenfriese Ganz besonders hervorzuheben sind die manchmal freistehenden Glockenturme mit ihren nach oben immer zahlreicher werdenden Licht und Schalloffnungen Regionale Verbreitung Bearbeiten Zur Verbreitung des neuen Stils in Westeuropa trugen vor allem Italienreisende bei die aus religiosen politischen oder aus merkantilen Grunden nach Rom unterwegs waren und auf dieser Reise den norditalienischen Stil kennengelernt hatten Eines der ersten Gebaude in Deutschland mit typisch lombardischen Merkmalen ist der Speyerer Dom der als Kaiserdom eine Vorbildrolle spielte die nicht hoch genug eingeschatzt werden kann Aber auch die Kirchenpolitik hatte ihren Anteil Die Papste forderten schon vor dem Jahr 1000 die Neugrundungen von Klostern die unabhangig vom jeweiligen Ortsbischof waren So kam es dass Monche aus lombardischen Klostern in anderen auch auslandischen Regionen Abte wurden und den heimischen Baustil mitnahmen was zu einer Verbreitung in ganz Westeuropa so auch bis ins Rheinland fuhrte Eine weitere Region in welcher der romanisch lombardische Baustil von grosser Bedeutung war ist Katalonien wo die Anregungen zu dieser neuen Bauasthetik von Abt Oliba nach seiner Italienreise 1011 eingefuhrt wurden nbsp Saint Philibert in Tournus Burgund um 1020 nbsp Abbaye Saint Martin du Canigou Roussillon um 1020 nbsp Kathedrale von Vic Katalonien um 1030 nbsp Kloster Santa Maria de Ripoll Katalonien um 1040 nbsp Kloster Sant Pere de Rodes Katalonien um 1050 1100 nbsp Sant Climent de Taull Katalonien um 1120 nbsp Chapaize Burgund um 1030 nbsp Abteikirche von Pomposa in Italien um 1060 nbsp ehemalige Kathedrale von Uzes Provence um 1100 nbsp Quirinus Munster in Neuss Rheinland um 1210 1250 Lombardische Gotik BearbeitenDie lombardische Baukunst ubernahm viele Stilelemente der franzosischen und auch deutschen Gotik aber Proportionen und Gebaudestrukturen wurden kaum ubernommen insbesondere die Westturme nicht Wieder stand am Anfang ein pragender Kirchenbau in Pavia Santa Maria del Carmine Gotische Herrscherpalaste wie der Sforzapalast in Mailand und der Viscontipalast in Pavia nahmen Gebaudestrukturen vorweg die in anderen Landern erst in der Renaissance Verbreitung fanden Trotz einiger Marmorfassaden ist die Lombardische Gotik Gotico Lombardo grossenteils eine Backsteingotik Auch die gotischen Bauten der Nachbarregion Emilia Romagna werden der Lombardischen Gotik zugerechnet Darunter ist die grosste aller gotischen Backsteinkirchen die Basilika San Petronio in Bologna Literatur BearbeitenLydia L Dewiel Lombardei und Oberitalienische Seen Kunst und Landschaft zwischen Alpen und Poebene DuMont Koln 1999 ISBN 3 7701 4396 5 S 28f Vicenc Buron Esglesies Romaniques Catalanes Artestudi Edicions Barcelona 1977 ISBN 84 85180 06 2 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Architektur in der Lombardei Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Lombardische Baustile amp oldid 230940991 Lombardische Romanik