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Die Katharinenkirche auch Museumskirche St Katharinen zu Lubeck ist die Kirche des ehemaligen Franziskaner Klosters und die einzige erhaltene Klosterkirche in Lubeck Sie tragt das Patrozinium der heiligen Katharina von Alexandrien Katharinenkirche vor 1873 SudwestansichtDas Katharinenkloster bestand als Konvent der Franziskaner der sogenannten fratres minores oder Minderen Bruder von 1225 bis zur Reformation 1531 Der mittelalterliche Gebaudekomplex an der Konigstrasse in der Lubecker Altstadt ist heute Bestandteil des Weltkulturerbes Die ehemalige Klosterkirche ist heute Museumskirche in den daran anschliessenden Gebaudeteilen befinden sich das altsprachliche Gymnasium Katharineum und die Stadtbibliothek Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Architektur 3 Ausstattung 3 1 Kirchenschiffe 3 2 Ausstattungsstucke im St Annen Museum 3 3 Grabsteine und Epitaphien 3 4 Tintorettos Aufwerweckung des Lazarus 3 5 Nischenfiguren Gemeinschaft der Heiligen von Barlach und Marcks 3 6 Glockensammlung 3 7 Orgel 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten nbsp Katharinenkirche vom Turm der St Petri Kirche aus gesehen Sudwestansicht 2007 nbsp Das Langhaus mit Blick nach Osten mit Triumphkreuz und Unterchor 2022 Noch zu Lebzeiten des heiligen Franz von Assisi erhielten die Franziskaner im Jahre 1225 ein Grundstuck zum Bau von Kloster und Kirche an der Ecke Konigstrasse und Glockengiesserstrasse Von der damals erbauten Kirche ist wenig bekannt Zu Anfang des 14 Jahrhunderts vermutlich um 1303 dendrochronologische Datierung des Dachwerks wurde zunachst der Ostteil mit Chorraum und Querschiff neu im Stil der Backsteingotik erbaut Durch die Auseinandersetzungen der Ordensbruder und der Stadt mit dem streitbaren Lubecker Bischof Burkhard von Serkem und durch das uber das Kloster verhangte Interdikt kamen die Bauarbeiten um 1310 zum Erliegen und wurden erst nach der Aussohnung mit dem Nachfolger Bischof Heinrich II Bochholt 1319 wiederaufgenommen Einen wesentlichen finanziellen Beitrag leistete dazu der Burgermeister Segebodo Crispin der sich auch das nordliche Chorseitenschiff als Familienkapelle errichten liess 1 1329 wurde das Chorgestuhl eingebaut dann ab 1335 das Langhaus vollendet Im Jahre 1356 als im Kloster das Provinzkapitel der Sachsischen Franziskanerprovinz Saxonia stattfand zu der das Lubecker Kloster gehorte wird der Bau vollendet gewesen sein Spater kamen noch Kapelleneinbauten und anbauten hinzu wie die reich ausgestattete Kapelle der Zirkelgesellschaft von 1458 im westlichen Joch des nordlichen Seitenschiffs um 1510 1515 erfolgte ein Neubau der Chortreppe In der Reformation wurde das Katharinenkloster durch die Kirchenordnung von Johannes Bugenhagen 1531 zu einer Lateinschule dem Katharineum zu Lubeck umgewandelt Weitere Raume erhielt zu Beginn des 17 Jahrhunderts die Stadtbibliothek Die Katharinenkirche wurde zur Filialkirche der Marienkirche und fur Schulgottesdienste sowie bis ins 19 Jahrhundert auch fur Bestattungen benutzt Die erst vor kurzem 2 als solche identifizierte ehemalige Sakristei im sudlichen Seitenraum des Hochchores bezog 1760 das Konsistorium das hier bis zu seiner Auflosung 1814 dreimal im Jahr als kirchlich stadtisches Gericht fur Ehe und Familiensachen tagte 1829 wurde auch dieser Raum an die Stadtbibliothek abgegeben Wahrend der franzosischen Besetzung Lubecks 1806 1813 wurde die Kirche profaniert und als Pferdestall und Lazarett zweckentfremdet Ab 1841 entstand im Hochchor die erste Sammlung mittelalterlicher Bildwerke vor allem durch die Bemuhungen von Carl Julius Milde der die Bergung und Sicherung der Kunstschatze des Burgklosters massgeblich besorgte und der Gesellschaft zur Beforderung gemeinnutziger Tatigkeit Dafur wurden 1846 der Schmuckfussboden des Oberchores und 1847 die Chorfenster und ihr Masswerk erneuert Die schliesslich 1848 eroffnete Sammlung Lubeckischer Kunstaltertumer 3 bildete ab 1915 den Grundstock fur die Abteilung Sakrale Kunst des Mittelalters im St Annen Museum Der restliche Kirchenraum wurde im 19 und fruhen 20 Jahrhundert wiederholt fur Messen Ausstellungen und Konzerte benutzt 1899 stellte hier Albert Kollmann seine Privatsammlung vor allem von Werken Max Liebermanns aus In der Pfingstwoche 1911 fand hier im Rahmen des in der Hansestadt stattfindenden VI Deutschen Esperanto Kongresses des Deutschen Esperanto Bundes die Esperantoausstellung statt Wahrend der Nordischen Woche 1921 wurden Emil Noldes religiose Bilder gezeigt erganzt durch religiose Plastik im Hauptschiff der Kirche Im Unterchor der Kirche wurde eine Ausstellung uber deutsche und nordische Architekten gezeigt und im Oberchor Urkunden Siegel und Inkunabeln aus Lubecker Bestanden nbsp St Georgs Kampf gegen den DrachenAb 1926 entstand im Zuge der Ausstellung Lubeckische Kunst ausserhalb Lubecks nach einem Plan von Carl Georg Heise eine Sammlung von Gipsabgussen von Bildwerken Lubecker Herkunft im Ostseeraum Der monumentale Gipsabguss der St Jurgen St Georg Gruppe in der Nikolaikirche in Stockholm gefertigt von Bernt Notke fur den schwedischen Reichsverweser Sten Sture zur Erinnerung an die Schlacht am Brunkeberg und einige Altare sind noch vorhanden Nachdem zahlreiche andere Innenstadtkirchen beim Bombenangriff auf Lubeck am Palmsonntag 1942 ausgebrannt waren wurde St Katharinen vorubergehend wieder fur regelmassige Gottesdienste hergerichtet Ein steinernes Altarpodest wurde in der Vierung aufgebaut dafur wurde die St Jurgen Gruppe die zunachst hier aufgestellt worden war in das erste westliche Joch des Mittelschiffs versetzt Dem Umbau fiel das erhaltene Schrankenwerk der Zirkelbruderkapelle von 1458 zum Opfer das im Museumsmagazin eingelagert wurde Der Marienorganist Walter Kraft sorgte fur den Einbau einer Kemper Orgel sowie einer die 1942 zerstorten Musikemporen der Marienkirche nachbildenden Empore im dritten westlichen Joch des sudlichen Mittelschiffs und nutzte die Kirche und besonders den Hochchor fur kirchenmusikalische Auffuhrungen bis er an die Marienkirche zuruckkehren konnte Eine Seitenkapelle im Unterchor erhielt die russisch orthodoxe Gemeinde und benutzt sie bis heute als Kirche des seligen Prokop Auch die griechisch orthodoxe Gemeinde hielt ihre Gottesdienste hier im Unterchor uber viele Jahre Seit Anfang der 1980er Jahre stand die Kirche Anhangern der Priesterbruderschaft St Pius X zur Verfugung die hier Messen im Tridentinischen Ritus feierten Die Nutzung durch die Piusbruderschaft wurde durch die Stadt Lubeck zum Mai 2009 gekundigt Anfang der 1960er Jahre wurde die Verbindung zwischen der Kirche und dem Kreuzgang des Klosters bzw der Schule wiederhergestellt Das Katharineum nutzte die Kirche fortan bis in die 1990er Jahre fur wochentliche Morgenandachten Auch heute noch finden Feiern und Konzerte der Schule in der Kirche statt Seit ca 1980 wird die Katharinenkirche als Museumskirche St Katharinen vom Museum fur Kunst und Kulturgeschichte der Hansestadt Lubeck verwaltet die Leitungsverantwortlichkeit ging am 1 Januar 2006 auf die Kulturstiftung Hansestadt Lubeck uber Von Herbst 2011 bis Fruhjahr 2015 wurde die Kirche mit Mitteln des Welterbe Fonds des Bundes fur ca 3 Millionen Euro grundlegend saniert und war wahrend dieser Zeit geschlossen 4 Seit dem 29 April 2016 ist die Kirche freitags und sonnabends wieder fur Besucher geoffnet 5 Moglich wurde dies durch den Bau eines Kassenhauschens durch Freiwillige der Jugendbauhutte Lubeck und erstmals in der Geschichte der Lubecker Museen durch den Einsatz von ehrenamtlichen Aufsichtskraften 6 7 Architektur BearbeitenDie Kirche ist eine dreischiffige neunjochige Basilika mit wegen des Verlaufs der Glockengiesserstrasse asymmetrischen Seitenschiffen einem polygonalen Chorschluss und einen zweischiffigen Querhaus das nicht uber die Seitenwande hinausreicht und nur im Dachbereich sichtbar herausragt Als Klosterkirche eines Bettelordens erhielt die Katharinenkirche keinen Turm sondern lediglich einen Dachreiter mit einer Glocke aus dem Jahre 1399 die vom Meister Johannes Reborch gegossen wurde und heute im Kirchenschiff ausgestellt ist Sie ist reich an Pilgerzeichen und Heiligenabbildungen wie der heiligen Katharina Die jedoch fur eine Bettelordenskirche ungewohnlich aufwandige Architektur zeigt sich neben der reichgegliederten Westfassade in der besonderen Gestaltung des Chorraums als Hochchor uber einem bis in die Vierung vorgezogenen Unterchor in Hallenform Die reiche Ausmalung des 14 Jahrhunderts ist nur teilweise wieder freigelegt nbsp Grundriss von Kirche und Kloster 1832 nbsp Genordeter Plan der Lubecker Katharinenkirche von Paul Laspeyres vor 1871 nbsp Schnitte Querschiff und Langhaus von Laspeyres vor 1871 nbsp Innenraum Richtung Osten 2010 nbsp Blick in den Hochchor 2007 nbsp Langsschnitt von Laspeyres vor 1871 nbsp Nordansicht des Chors und Ostansicht von Laspeyres vor 1871 nbsp Ansicht des Chors gezeichnet von Carl Julius Milde um 1850 nbsp Westansicht von Laspeyres vor 1871 nbsp Westfassade der Katharinenkirche 2006 Ausstattung BearbeitenKirchenschiffe Bearbeiten nbsp Fresko Franz von AssisiVon der gotischen Ausstattung ist neben der Ausmalung noch das Chorgestuhl im Oberchor von 1329 erhalten das um 1472 1473 erweitert wurde wobei die Ruckwand mit der Darstellung franziskanischer Heiliger versehen wurde und 1829 eine veranderte Aufstellung erhielt Die Triumphkreuzgruppe an der Schnittstelle zwischen Langschiff und Chor wird auf um 1450 datiert Nach Westen hin vollplastisch ausgearbeitet befindet sich auf der Ruckseite des als Lebensbaum stilisierten Kreuzes zum Chor hin eine inschriftlich auf 1489 datierte Kreuzigungsdarstellung Die Errichtung des Triumphkreuzes ist im Zusammenhang der Neuorientierung des Konvents in der Mitte des 15 Jahrhunderts zu sehen zu der auch die Offnung des Unterchores fur private Grablegen gehorte 8 Den Treppenaufgang im Chor schmuckt als spateste Malerei der Klosterzeit ein Fresko mit vier Szenen aus dem Leben des heiligen Franziskus mit seiner Stigmatisation im Zentrum um 1510 1515 9 Die Lettnerbrustung erhielt 1597 eine von den Vorstehern der Kirche Johann Spangenberg und Carsten Petersen gestiftete Uhr die bis heute erhalten ist und wurde Anfang des 17 Jahrhunderts mit sechs Tafelbildern versehen die Szenen aus der Passionsgeschichte darstellen Christus in Gethsemane Judaskuss Christus vor dem Hohepriester Geisselung Christi Ecce Homo und Kreuztragung 10 Im Mittelschiff hat die Kanzel von 1699 aus der 1899 abgebrochenen alten St Lorenz Kirche Aufstellung gefunden Die eigentliche Renaissance Kanzel der Katharinenkirche kam zu diesem Zeitpunkt in die Petrikirche wo sie 1942 verbrannte Ausstattungsstucke im St Annen Museum Bearbeiten nbsp Segebodo Crispin und FrauMehrere Ausstattungsstucke der Kirche sind heute im St Annen Kloster zu sehen Dazu gehoren der Lukas Altar des Maleramtes von Hermen Rode der sogenannte Schlutuper Sippenaltar aus dem Umkreis von Henning von der Heyde um 1500 der zu einem unbekannten Zeitpunkt in die Schlutuper St Andreaskirche und von dort aus ins Museum kam ein Flugelretabel mit einer Kreuzigungsdarstellung um 1515 1520 und ebenso der Passionsaltar Schwartauer Altar aus der Kapelle der vornehmen Zirkelgesellschaft 11 Das Flugelretabel der Zirkelgesellschaft gelangte Anfang des 17 Jahrhunderts in die Bad Schwartauer Georgskapelle Seit 1926 befindet sich der nun sogenannte Schwartauer Altar im St Annen Museum Auch die ursprunglich in der Familienkapelle im nordlichen Seitenchor aufgehangten Familienbilder der Familie Crispin die mit eucharistischen Motiven in typologischer Anordnung bemalten Turen des Heiltumsschranks im Oberchor um 1480 1500 und das Votivbild des Hinrich Gerdes von Hans Kemmer das 1916 ins Museum kam sind dort ausgestellt Magaziniert im Museum sind etliche Gemalde aus der Kirche darunter Elias und der Engel 1 55 m 1 75 m gemalt und 1681 gestiftet von Magdalena Hedwig Roder sowie Das Opfer des Manoah 2 15 m 1 75 m Dieses wurde fruher ebenfalls als ein Werk von Magdalena Hedwig Roder angesehen 12 Nach Recherchen von Ulrike Wolff Thomsen 13 ist es jedoch aus stilistischen Grunden eher als ein Fruhwerk von Godfrey Kneller anzusehen Grabsteine und Epitaphien Bearbeiten Die Katharinenkirche gehorte seit ihrer Grundung zu den beliebtesten Grablegen der Lubecker Burger Uber das Bestattungsrecht in der Kirche kam es 1277 zu dem erbitterten ersten grossen Streit der Stadt mit Bischof Burkhard von Serkem der beim Papst das Interdikt erwirkte und einen Prozess vor der romischen Kurie anstrengte Der Prozess endete 1281 mit einem Vergleich der den Bettelmonchen ihr Begrabnisrecht garantierte Zu den daraufhin in St Katharinen Bestatteten zahlten im 14 Jahrhundert auch drei Bischofe Johannes erwahlter Bischof von Reval 1320 Helenbert Visbeke Bischof von Schleswig 1343 und Jakob Bischof von Osel 1337 Nur der Grabstein des letzteren ist heute noch im Fussboden des oberen Chores erhalten Fast der gesamte Fussboden der restlichen Kirche besteht aus Grabsteinen vom Mittelalter bis ins ausgehende 18 Jahrhundert Das Corpus der mittelalterlichen Grabdenkmaler verzeichnet 114 Grabsteine bis 1600 dazu kommen noch weitere funf die sich heute im St Annen Museum befinden Die kostbarste Grabplatte der Kirche ist die flamisch beeinflusste Messinggrabplatte des Burgermeisters Johann Luneburg 1461 im Unterchor Auch der Burgermeister Hinrich Castorp wurde hier beigesetzt ebenso 1439 der danische Reichshofmeister Erich Krummediek Ebenfalls im sudlichen Seitenschiff hangen das Epitaph des Rechenmeisters Arnold Moller 1655 das von ihm selbst kalligraphisch gestaltet wurde und seine Lebensdaten als magische Quadrate angibt und das Epitaph des Werkmeisters Zacharias Kniller gestaltet von seinen Sohnen Godfrey Kneller und Johann Zacharias Kneller Eher unerwartet im gotischen Kontext ist der fruh klassizistische Marmorsarkophag fur Claus von Reventlow 1758 des danischen Bildhauers Simon Carl Stanley in der Reventlow Kapelle Im nordlichen Seitenschiff finden sich Grabstein und Epitaph fur den Hamburger Organisten und Komponisten Johann Adam Reincken Reinckens Tochter hatten einen weiteren Sohn Knillers den Organisten Andreas Kneller geheiratet nbsp Tintoretto Auferweckung des Lazarus nbsp Messinggrabplatte des Burgermeisters Johann Luneburg 1461 nbsp Denkgemalde des Hans Bartels fruher neben der Bartelskapelle heute an der Westwand nbsp Epitaph fur Zacharias Kniller 1676 nbsp Epitaph des Johann Henrich von Seelen Direktor des KatharineumsTintorettos Aufwerweckung des Lazarus Bearbeiten nbsp Bild von TintorettoDas bedeutendste Kunstwerk der Kirche hangt etwas abseits an der Westwand des sudlichen Seitenschiffes Das 1576 datierte einzige Werk Jacopo Tintorettos in Nordeuropa zeigt in einem uppigen erst in Lubeck hinzugefugten manieristischen Rahmen die monumentale 140 cm 104 cm mit Rahmen 318 235 cm Auferweckung des Lazarus nach dem Johannesevangelium Joh 11 41 44 EU Auf dem Rahmen sind vier Wappen dargestellt von denen sich drei untereinander verschwagerten Familien zuordnen lassen die wahrend des Niederlandischen Aufstands als Emigranten aus Brabant nach Lubeck gekommen waren de Hane Gude und Budan Klaus de Hane um 1530 um 1583 war verheiratet mit Heyle Hille geb Budan 1573 Thomas Gude mit ihrer Schwester Sarah geb Budan Das vierte Wappen kann nicht zugeordnet werden 14 An Klaus de Hane und seine Familie sowie an seinen Schwiegervater Peter Budan 1561 erinnern eigene Epitaphe in der Kirche Budan besass ein grosses Anwesen in der Glockengiesserstrasse auf dem spater der Fuchtingshof entstand Hane erbte dieses und besass das Nachbargrundstuck Glockengiesserstrasse 27 Die Verbindung zu Tintoretto kam vermutlich durch den venezianischen Zweig der Familie Hane d Anna zustande Paolo d Anna war 1577 Vorsteher der Scuola Grande di San Rocco und damit Auftraggeber Tintorettos 15 Nischenfiguren Gemeinschaft der Heiligen von Barlach und Marcks Bearbeiten nbsp Ernst Barlach Frau im Wind Bettler Singender Klosterschuler Aufnahme 2003 1929 begann Ernst Barlach auf Anregung des Lubecker Museumsdirektors Carl Georg Heise mit den Entwurfen fur ein Skulpturenensemble fur die Nischen in der Westfassade unter dem Titel Gemeinschaft der Heiligen Heise trat dabei als Auftraggeber auf und organisierte die Finanzierung die Stadt und ihr Denkmalrat gaben lediglich die Erlaubnis zur Aufstellung wenn auch gegen starke Kritik des Vereins fur Heimatschutz der die gotische Fassade unberuhrt lassen wollte Bis 1933 konnten von dem ursprunglich auf 16 Statuen ausgelegten Projekt lediglich drei Klinker Statuen durch die Ilse Bergbau AG 16 ausgefuhrt werden Frau im Wind Bettler und Singender Klosterschuler Alle drei wurden erstmals im Oktober 1932 auf der Herbstausstellung der Preussischen Akademie der Kunste in Berlin gezeigt Ein Doppelexemplar des Bettlers wurde von Edward M M Warburg einem Sohn von Felix M Warburg fur das Busch Reisinger Museum angekauft 17 und der Singende Klosterschuler wurde im Mai 1933 auf der Weltausstellung in Chicago gezeigt Anschliessend wurde die Gruppe der drei Skulpturen zunachst auf dem Hochchor der Katharinenkirche nach Barlachs Meinung einem schoneren Ort als an der Fassade 18 ausgestellt Heise der 1933 entlassen wurde gelang es im Februar 1936 die Figuren als Privatbesitz vor einer Auslieferung als Entartete Kunst nach Berlin zu verstecken und damit zu retten Nach dem Ende des nationalsozialistischen Regimes und des Zweiten Weltkriegs konnten sie 1947 von dem Lubecker Museumsdirektor Hans Arnold Grabke in ihren vorgesehenen Nischen der Fassade aufgestellt werden nbsp Gerhard Marcks Schmerzensmann mittig zwischen den hohen Fenstern Brandstifter Jungfrau Mutter und Kind Kassandra Prophet Aufnahme 2009 Gerhard Marcks der schon 1932 einen ersten eigenen Entwurf angefertigt hatte vollendete den Fries in eigenen Formen mit den Figuren Christus als Schmerzensmann Brandstifter Jungfrau Mutter und Kind Kassandra und Prophet Diese Figuren wurden am 18 Februar 1949 dem 60 Geburtstag von Marcks in ihren Nischen aufgestellt Ein Zweitstuck des Schmerzensmanns kaufte Heise fur die Hamburger Kunsthalle ein kompletter Zweitguss Satz ist heute im Besitz der Gerhard Marcks Stiftung in Bremen Barlach und Marcks haben absichtlich die Proportionen der Figuren auf Untersicht angelegt so dass die obere Korperhalfte verlangert ausfallt und die Kopfe leicht vergrossert dargestellt werden mit anderen Worten die Beinlange wirkt etwas zu kurz Der perspektivische Grund liegt darin dass die Skulpturen weit oben in der Fassade ihren Platz finden der Betrachter nimmt daher in der relativ schmalen Strasse die Figuren nie in Augenhohe in naturlicher Grosse wahr sondern immer von der gegenuberliegenden Strassenseite schrag von unten in die Hohe blickend Figuren mit normalen Korperproportionen wurden aus einer solchen Perspektive nach oben hin verkurzt wirken Vor die Skulpturen sind Drahtgeflechte gegen Verschmutzung durch Tauben gespannt Glockensammlung Bearbeiten Eine Domglocke von 1315 wurde 1912 an das Museum fur Kunst und Kulturgeschichte uberwiesen und befindet sich im nordlichen Querschiff 19 Glocke aus der Zeit von 1330 bis 40 aus der abgerissenen St Clemens Kirche Sie kam uber St Jakobi als Mutterkirche der Clemenskirche in die Sammlung der Lubecker Museen 20 Glocke der Katharinenkirche von 1399 gegossen von Johannes Reborch 21 Zusammen mit der 1510 durch Hinrich van Campen gegossenen einst zum Gelaut der 1819 abgerissenen Maria Magdalenen Kirche des Burgklosters gehorenden Glocke wurde sie in den holzernen am 14 Oktober 1923 eingeweihten Glockenturm der Luthergemeinde verliehen Sie wurde jedoch nicht gelautet sondern nur angeschlagen Mit Fertigstellung der Lutherkirche wurde das Gelaut um mehrere Glocken erganzt und in die Kirche uberfuhrt Alle bis auf die 1510er Glocke wurden 1941 abgenommen um eingeschmolzen zu werden 22 Eine vom Lubecker Ratsgiesser Dietrich Strahlborn 1745 gegossene Glocke aus dem Heiligen Geist Hospital mit den Namen von dessen damaligen Stiftungsvorstehern Heinrich Balemann Heinrich Rust Hermann Woldt Matthaeus Rodde Bernhard Bruns und Peter Heinrich Tesdorpf 23 Auch eine von dem Ratsgiesser Albert Benningk 1672 fur die St Menas Mina Kirche in Staraja Russa gegossene Glocke befand sich im 20 Jahrhundert zeitweilig in der kleinen Sammlung Sie wurde im Zweiten Weltkrieg ob des inschriftlichen Hinweises auf Lubeck als den Ort ihrer Entstehung 1942 von Soldaten der aus Lubeck stammenden 30 Infanterie Division der deutschen Wehrmacht beschlagnahmt und nach Lubeck gesandt 24 Die Hansestadt gab die Beutekunst 2001 nach Staraja Russa zuruck 25 Die Glocke war im Krieg in eine Ecke der Katharinenkirche gestellt worden und dann bis zur Anfrage nach ihrem Verbleib in Vergessenheit geraten nbsp Glocke aus dem Dom nbsp Glocke der Katharinenkirche nbsp Glocke der Clemenskirche nbsp Glocke aus dem Heiligen Geist HospitalOrgel Bearbeiten Von den historischen Orgeln ist nichts erhalten 1937 wurde auf dem Hochchor ein von Karl Kemper in Ostpreussen erworbenes Orgelpositiv von 1723 aufgestellt das heute in der Briefkapelle von St Marien steht Als die Katharinenkirche nach dem Zweiten Weltkrieg als zeitweiliger Ersatz fur St Marien eine intensivere Nutzung fur Gottesdienste und kirchenmusikalische Veranstaltungen erfuhr erhielt sie eine Orgel von Kemper amp Sohn in der Sudostecke des Querschiffes die am Palmsonntag 1948 eingeweiht wurde und bis heute wenn auch in schlechtem Zustand erhalten ist 26 Hauptwerk1 Prinzipal 8 2 Spielpfeife 8 3 Oktave 4 4 Oktave 2 5 Mixtur VI6 Trompete 8 Oberwerk7 Gedackt 8 8 Salizet 8 9 Rohrflote 4 10 Waldflote 2 11 Quinte 1 1 3 12 Sesquialtera II13 Scharff IV14 Krummhorn 8 Tremulant Pedal16 Subbass 16 17 Gedacktbass 8 18 Choralbass 4 19 Weitpfeife 1 20 Rauschpfeife III21 Dulcian 16 Normalkoppeln II I I P II PLiteratur Bearbeiten nbsp Werkmeisterhaus der Kirche an der Nordseite des Chors in der GlockengiesserstrassePaul Laspeyres Die St Catharinen Kirche zu Lubeck In Zeitschrift fur das Bauwesen 21 Jahrgang 1871 Spalte 357 364 Digitalisat des Heftes die Aufrisse im Atlas des Jahrgangs 1871 Blatt 54 58 Digitalisat PDF 33 88 MB Friedrich Techen Die Grabsteine der lubeckischen Kirchen Rahtgens Lubeck 1898 S 123 140 Digitalisat Johannes Baltzer Friedrich Bruns Hugo Rahtgens Die Bau und Kunstdenkmaler der Hansestadt Lubeck Band IV Die Kloster Die kleineren Gotteshauser der Stadt Die Kirchen und Kapellen in den Aussengebieten Denk und Wegekreuze und der Leidensweg Christi Nohring Lubeck 1928 Faksimile Nachdruck 2001 ISBN 3 89557 168 7 S 35 155 Hartwig Beseler Hrsg Kunsttopographie Schleswig Holstein Neumunster 1974 Gunther H Jaacks St Katharinen zu Lubeck Baugeschichte einer Franziskanerkirche Veroffentlichungen zur Geschichte der Hansestadt Lubeck Band 21 Schmidt Romhild Lubeck 1968 Lutz Wilde Die Katharinenkirche in Lubeck Deutscher Kunstverlag Munchen 1996 Klaus Kruger Corpus der mittelalterlichen Grabdenkmaler in Lubeck Schleswig Holstein und Lauenburg 1100 1600 Kieler historische Studien Bd 40 Thorbecke Stuttgart 1999 ISBN 3 7995 5940 X zugl Univ Diss Kiel 1993 Hildegard Vogeler Szenen aus dem Leben des hl Franziskus aus Assisi Ein Wandbild in St Katharinen zu Lubeck In ZLGA 70 1990 S 129 151 Jurgen Fitschen Volker Probst Hrsg Die Gemeinschaft der Heiligen der Figurenzyklus an der Katharinenkirche zu Lubeck und das monumentale Werk Ernst Barlachs Gerhard Marcks Stiftung Ernst Barlach Stiftung Bremen Gustrow 2001 ISBN 3 924412 40 5 Martina Brohmann Die Sakristei der ehemaligen Franziskaner Klosterkirche St Katharinen zu Lubeck Baugeschichte und Wandmalereien im oberen sudlichen Nebenchor In Nordelbingen 73 2004 S 7 42 Heike Trost Die Katharinenkirche in Lubeck franziskanische Baukunst im Backsteingebiet Von der Bettelordensarchitektur zur Burgerkirche Franziskanische Forschungen H 47 Edition Coelde Butzon und Bercker Kevelaer 2006 ISBN 3 7666 2106 8 zugl Bonn Univ Diss 2004 Uwe Albrecht Hrsg Corpus der mittelalterlichen Holzskulptur und Tafelmalerei in Schleswig Holstein Band 2 Hansestadt Lubeck Die Werke im Stadtgebiet Ludwig Kiel 2012 ISBN 978 3 933598 76 9 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons St Katharinen Lubeck Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Suche nach Katharinenkirche Luebeck In Deutsche Digitale Bibliothek Offizielle Webseite museumskirche deEinzelnachweise Bearbeiten Trost Katharinenkirche Lit S 190 Brohmann Lit Trost Lit Verzeichniss der Lubeckischen Kunstaltertumer welche sich auf dem oberen Chor der St Katharinenkirche befinden Lubeck 1855 Ran ans Gemauer Jetzt werden die Welterbe Millionen verbaut Memento vom 29 Oktober 2011 im Internet Archive In Lubecker Nachrichten 29 Oktober 2011 abgerufen am 29 Oktober 2011 Katharinenkirche in neuem Glanz Lubecker Nachrichten vom 28 April 2016 abgerufen am 29 April 2016 Dank Ehrenamtlern Katharinenkirche wird geoffnet Lubecker Nachrichten vom 13 April 2016 abgerufen am 29 April 2016 St Katharinen Strahlendes Licht im alten Gemauer HL live vom 28 April 2016 abgerufen am 29 April 2016 Siehe Annett Alvers Das doppelseitige Triumphkreuz der Lubecker Katharinenkirche Ein Beitrag zur franziskanischen Reform im 15 Jahrhundert In Tobias Kunz Dirk Schumann Hrsg Werk und Rezeption Architektur und ihre Ausstattung Ernst Badstubner zum 80 Geburtstag Studien zur Backsteinarchitektur 10 Lukas Berlin 2011 ISBN 978 3 86732 114 3 S 131 148 Die von Walter Paatz vorgenommene Zuschreibung auf den Meister der lubeckischen Triumphkruzifixe wird heute nicht mehr geteilt Datierung nach H Vogeler Lit BuK IV S 105 Uwe Albrecht Jorg Rosenfeld Christiane Saumweber Corpus der Mittelalterlichen Holzskulptur und Tafelmalerei in Schleswig Holstein Band I Hansestadt Lubeck St Annen Museum Ludwig Kiel 2005 ISBN 3 933598 75 3 Johannes Baltzer Friedrich Bruns Hugo Rahtgens Die Bau und Kunstdenkmaler der Hansestadt Lubeck Band IV Die Kloster Die kleineren Gotteshauser der Stadt Die Kirchen und Kapellen in den Aussengebieten Denk und Wegekreuze und der Leidensweg Christi Nohring Lubeck 1928 Faksimile Nachdruck 2001 ISBN 3 89557 168 7 S 126 Magdalena Hedwig Roder und Gottfried Kneller Eine Neuentdeckung In Nordelbingen 69 2000 S 7 13 Nach Claudia Buhler Ikonographie und Entwicklung des heilsgeschichtlichen Ereignisbildes im Oeuvre Tintorettos Munster Lit 1996 ISBN 3 8258 2919 7 vermutlich das Wappen der zweiten Ehefrau de Hanes Robert Echols Frederick Ilchman Hrsg Tintoretto Yale University Press 2018 ISBN 978 0 300 23040 6 S 59 Abraham B Enns Kunst und Burgertum die kontroversen zwanziger Jahre in Lubeck Weiland Lubeck 1978 ISBN 3 7672 0571 8 S 140 Katalogeintrag Barlach an Artur Eloesser 26 November 1933 zitiert nach Martina Rudloff Bearb Ernst Barlach Gerhard Marcks der Lubecker Figurenzyklus Eine Dokumentation Gerhard Marcks Stiftung Bremen 1978 S 11 Inschrift mit Ubersetzung bei Adolf Clasen Verkannte Schatze Lubecks lateinische Inschriften im Original und auf Deutsch Lubeck 2003 ISBN 3 7950 0475 6 S 180 Zur Datierung Siehe Adolf Clasen Verkannte Schatze Lubecks lateinische Inschriften im Original und auf Deutsch Lubeck 2003 ISBN 3 7950 0475 6 S 181 Adolf Clasen Verkannte Schatze Lubecks lateinische Inschriften im Original und auf Deutsch Lubeck 2003 ISBN 3 7950 0475 6 S 182 Karen Meyer Rebentisch Was macht Luther in St Lorenz Geschichte und Geschichten aus Stadtteil und Gemeinde Kirchengemeinde Luther Melanchthon 2014 S 41 Inschrift mit Ubersetzung bei Adolf Clasen Verkannte Schatze Lubecks lateinische Inschriften im Original und auf Deutsch Lubeck 2003 ISBN 3 7950 0475 6 S 184 ff Siehe Holger Walter The bell of Staraja Russa In Spoils of War 8 2003 S 105f Digitalisat http vorlage digitalisat test 1 3Dhttp 3A 2F 2Fwww lostart de 2FContent 2F07 Publikationen 2FDE 2FSpoilsOfWar 2FSpoils 2520of 2520War 25208 pdf 3F blob 3DpublicationFile 23page 3D105 GB 3D IA 3D MDZ 3D 0A SZ 3D doppelseitig 3D LT 3D PUR 3D PDF 2 2 MB Lubeck gibt russische Glocke zuruck In Die Welt 3 Februar 2001 Aufnahme von 2010 53 869177777778 10 689408333333 Koordinaten 53 52 9 N 10 41 21 9 O Museen in Lubeck Behnhaus Brahms Institut Buddenbrookhaus Europaisches Hansemuseum Grenz Dokumentationsstatte Lubeck Schlutup Gunter Grass Haus Industriemuseum Geschichtswerkstatt Herrenwyk Lubecker Theaterfigurenmuseum Museum Haus Hansestadt Danzig Museumshafen Lubeck Museumskirche St Katharinen Naturhistorisches Museum Niederegger Marzipanmuseum St Annen Museum Stadtmuseum Holstentor Seebadmuseum Travemunde Volkerkundemuseum Willy Brandt Haus Lubeck Normdaten Geografikum GND 4439912 1 lobid OGND AKS LCCN nr97032874 VIAF 138833729 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Katharinenkirche Lubeck amp oldid 237910396