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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig Weitere Bedeutungen sind unter Holstentor Begriffsklarung aufgefuhrt Das Holstentor Holstein Tor ist ein Stadttor das die Altstadt der Hansestadt Lubeck nach Westen begrenzt Es ist das Wahrzeichen der Stadt und wurde 1478 fertiggestellt Blick auf die Stadtseite des Holstentors von der Petrikirche herab Blick vom Holstentorplatz auf die Feldseite des Holstentors Das spatgotische Gebaude gehort zu den Uberresten der Lubecker Stadtbefestigung Das Holstentor ist neben dem Burgtor das einzige erhaltene Stadttor Lubecks Mehr als 300 Jahre lang stand es als Mittleres Holstentor in einer Reihe mit drei weiteren Holstentoren die im 19 Jahrhundert abgerissen wurden Das Mittlere Holstentor das heute als Holstentor bekannt ist wurde hingegen mehrmals restauriert zuletzt in den Jahren 2005 2006 Seit 1950 befindet sich in den Raumen des Holstentores das Stadtgeschichtliche Museum von Lubeck Inhaltsverzeichnis 1 Lage und Umgebung 2 Aussehen 2 1 Aufbau 2 2 Der Durchgang und die Inschriften 2 3 Befestigungen der Feldseite 2 4 Materialien und Verzierungen 2 5 Das Innere 2 6 Grunanlage mit Lubecker Lowen 3 Museum Holstentor 3 1 Themenraume 3 2 Entstehung des Museums 4 Geschichte 4 1 Die Stadttore von Lubeck 4 2 Die vier Holstentore 4 2 1 Inneres Holstentor 4 2 2 Mittleres Holstentor 4 2 3 Ausseres Holstentor 4 2 4 Zweites Ausseres Holstentor 4 3 Abbruch dreier Tore im 19 Jahrhundert 4 4 Restaurierungen des Mittleren Holstentors 4 4 1 Restaurierung 1863 71 4 4 2 Restaurierung 1933 34 4 4 3 Restaurierung 2005 06 5 Holstentor als Motiv und Symbol 6 Trivia 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseLage und Umgebung Bearbeiten Das Holstentor Blick auf die Stadtseite daneben die Salzspeicher am Trave Ufer links von der Bildmitte Das Holstentor liegt auf einer Sicht Achse mit dem Hauptbahnhof in der Vorstadt St Lorenz der Puppenbrucke an den Lubecker Wallanlagen der Holstenbrucke und der Holstenstrasse die direkt in das Zentrum der Innenstadt fuhrt Der Holstentorplatz liegt von der Altstadt gesehen hinter dem Holstentor Er ist umgeben von der ehemaligen Filiale der Deutschen Bundesbank die sich im fruheren Reichsbankgebaude befand und um einen ruckwartigen Neubau erganzt wurde Die Lubecker Niederlassung wurde 2015 geschlossen 1 Auf der anderen Seite liegt zwischen den historischen Salzspeichern und dem Gewerkschaftshaus des DGB die backsteinexpressionistische Holstentorhalle welche zwischen 2005 und 2007 mit Mitteln der Possehl Stiftung zu einem Ubungs und Unterrichtsgebaude der Musikhochschule Lubeck umgebaut wurde Zur Verbindung mit dem Hauptgebaudekomplex der Hochschule in der Altstadt wurde im Fruhjahr 2007 eine weitere Fussgangerbrucke uber die Obertrave fertig gestellt Aussehen BearbeitenAufbau Bearbeiten Stadtseite des Holstentors 2015 Das Holstentor besteht aus Sudturm Nordturm und Mittelbau Es hat vier Stockwerke wobei das Erdgeschoss im Mittelbau entfallt da sich hier der Durchgang das Tor befindet Die nach Westen stadtauswarts zeigende Seite wird als die Feldseite bezeichnet die stadteinwarts weisende Seite ist die Stadtseite Die beiden Turme und der Mittelbau bilden von der Stadtseite gesehen eine Einheit mit einer durchgangigen geraden Front Zur Feldseite sind die Gebaudeteile deutlich voneinander abgesetzt Die beiden Turme stehen hier halbkreisformig vor und liegen am weitesten Punkt ihres Radius 3 5 Meter vor dem Mittelbau Auf den Turmen sitzt je ein kegelformiges Dach der Mittelbau ist von einem Giebel besetzt Der Durchgang und die Inschriften Bearbeiten Der Durchgang war fruher zur Feldseite mit zwei Torflugeln versehen die nicht erhalten sind Ein Fallgatter wurde erst 1934 angebracht und entspricht nicht den ursprunglichen Sicherungsanlagen An dieser Stelle befand sich einst ein so genanntes Orgelwerk bei dem die Eisenstangen einzeln und nicht als Ganzes heruntergelassen wurden So war es moglich alle Stangen bis auf eine oder zwei bereits zu senken und dann abzuwarten um den eigenen Mannern noch ein Hindurchkommen zu ermoglichen oder durch die Verengung des Durchganges ein Einfallen feindlicher Kavallerie oder Fahrzeuge unter geringstem Aufwand zu verhindern Uber dem Durchgang ist auf der Stadt wie auf der Feldseite je eine Inschrift angebracht Inschrift Feldseite CONCORDIA DOMI FORIS PAX Auf der Stadtseite lautet die Inschrift S P Q L eingerahmt von den Jahreszahlen 1477 und 1871 ersteres war das vermeintliche Datum der Erbauung korrektes Datum ist allerdings wie man inzwischen weiss 1478 letzteres das Datum der Restaurierung sowie der Grundung des Deutschen Reiches Diese Inschrift hatte das romische S P Q R lateinisch Senatus populusque Romanus Senat und Volk Roms zum Vorbild und sollte entsprechend fur Senatus populusque Lubecensis stehen Sie wurde allerdings erst 1871 angebracht Vorher gab es an dieser Stelle keine Inschrift Sie hatte auch wenig Sinn ergeben da der Blick auf die unteren Bereiche des Holstentors von der Stadtseite aus durch hohe Mauern versperrt war 2 Eine andere Inschrift befindet sich auf der Feldseite Dort steht Concordia domi foris pax Eintracht innen draussen Friede Auch dieser Schriftzug stammt von 1871 und ist eine verkurzte Form der Inschrift die zuvor auf dem nicht erhaltenen Vortor gestanden hatte Concordia domi et foris pax sane res est omnium pulcherrima Eintracht innen und Friede draussen sind in der Tat fur alle am besten siehe Ausseres Holstentor 2 Befestigungen der Feldseite Bearbeiten Blick auf das Holstentor von Westen Feldseite in Richtung der Altstadt Links die Doppel turme der Marienkirche Rechts der Turm der Petrikirche davor die historischen Salzspeicher Funktionsgemass sind die Feld und die Stadtseite sehr unterschiedlich gestaltet Wahrend die Stadtseite reich mit Fenstern geschmuckt ist ware eine solche Ausstattung zur Feldseite angesichts der erwarteten Gefechtssituationen unpassend gewesen Zur Feldseite zeigen daher nur wenige kleine Fenster Ausserdem ist das Mauerwerk von Schiessscharten durchsetzt Auch sind die Mauern zur Feldseite mit 3 5 Metern dicker als zur Stadtseite dort unter 1 Meter Moglicherweise war auch geplant das Tor von der Stadtseite im Notfall schnell zu zerstoren damit es einem Feind nicht in die Hande fiele Zur Feldseite zeigen die Schiessscharten sowie die Offnungen der Geschutzkammern In jedem Turm befanden sich im Erdgeschoss im ersten und im zweiten Obergeschoss je drei Geschutzkammern Diese sind im Erdgeschoss nicht erhalten Da das Bauwerk im Laufe der Jahrhunderte im Erdboden eingesunken ist liegen sie mittlerweile 50 Zentimeter unter dem Erdboden und noch unterhalb des neuen Fussbodens Im ersten Obergeschoss gibt es zusatzlich zu den erwahnten Kammern noch zwei Schiessscharten fur kleinere Geschutze die uber und zwischen den drei genannten Kammern lagen Kleinere Offnungen gibt es auch im dritten Obergeschoss wo fur Handfeuerwaffen nach vorne und nach unten weisende Scharten eingelassen sind Der Mittelbau hat keine Schiessscharten Die uber dem Durchgang liegenden Fenster waren auch dazu ausgerichtet einen eindringenden Feind mit Pech oder kochendem Wasser zu ubergiessen Materialien und Verzierungen Bearbeiten Feldseite des Nordturms roter und schwarz glasierter Backstein in Quader form und als Form stein Terrakotta band Kalkstein Sims Sturze der unteren Schuss offnun gen und Granit Konsolen der oberen Schuss offnungen Die auffalligsten nicht unter praktischen Gesichtspunkten angebrachten Ausschmuckungen sind die zwei so genannten Terrakottabander die rund um das Gebaude laufen Diese bestehen aus einzelnen Platten die meist quadratisch sind und eine Kantenlange von 55 Zentimetern haben Auf den einzelnen Platten ist jeweils eines von drei unterschiedlichen Ornamenten zu sehen eine Anordnung vierer heraldischer Lilien ein symmetrisches Gitter und eine Darstellung von vier Distelblattern Es gibt keine erkennbare Reihenfolge dieser immer wiederkehrenden Symbole jedoch folgt stets nach acht Platten eine anders gestaltete Platte Diese hat die Form eines Wappenschildes und tragt entweder den Lubschen Wappenadler oder einen stilisierten Baum Diese Schilde sind von zwei Mannerfiguren als Wappentragern eingerahmt Die Terrakottabander sind wahrend der Restaurierung zwischen 1865 und 1870 wiederhergestellt worden Nur drei der ursprunglichen Platten sind als Museumsexemplare erhalten Die neuen Platten geben die einstigen Motive ungefahr wieder wenn man sich auch bei der Restaurierung viel Freiheit erlaubt hat So ist zum Beispiel bei der Gestaltung des Wappenadlers das Ursprungsmotiv keineswegs exakt wiedergegeben Der Giebel wurde bei der Restaurierung ebenfalls nicht originalgetreu gestaltet hier trifft die Restauratoren aber keine Schuld denn im 19 Jahrhundert war der Giebel langst nicht mehr erhalten und dessen ursprungliches Erscheinungsbild unbekannt Eine alte Darstellung auf einem Altarbild des Lubschen Burgklosters zeigt ein Holstentor mit funf Giebelturmen da in diesem Bild das Holstentor allerdings inmitten einer Phantasielandschaft aus Bergen und Waldern steht ist die Glaubwurdigkeit der Darstellung umstritten Heute sitzen dem Giebel drei Turme auf die aber nur von der Stadtseite zu sehen sind Nachgebildete Kanone im Holstentor Das Innere Bearbeiten Die Innenraume der Turme sind gleichartig gestaltet Erdgeschoss und das erste Obergeschoss haben die hochsten Decken wahrend die daruber liegenden Stockwerke deutlich niedriger sind Zwei enge Wendeltreppen winden sich aufwarts und zwar jeweils zwischen dem Mittelbau und dem angrenzenden Turm Gange verbinden in jedem Geschoss den Raum des Mittelbaus mit den auf gleicher Hohe liegenden Raumen der Turme Heute ist im Nordturm die Decke des zweiten Obergeschosses herausgebrochen sodass zweites und drittes Obergeschoss hier einen gemeinsamen Raum bilden Diese Umgestaltung war 1934 vorgenommen worden und entspricht nicht der ursprunglichen Anlage Vor den Schiessscharten liegen die Geschutzkammern Im zweiten Obergeschoss findet man heute noch Kanonen in den Kammern die allerdings nachtraglich hier ausgestellt wurden und keine Originale sind Uber den Geschutzkammern befinden sich Haken von denen Ketten mit den Kanonen verbunden waren um deren Ruckstoss abzufedern Die oberen Geschutzkammern des ersten Obergeschosses waren nur uber Leitern zu erreichen Grunanlage mit Lubecker Lowen Bearbeiten Das Innere des Holstentorplatzes ist eine langgestreckte Grunanlage die von Harry Maasz angelegt wurde An der westlichen dem Holstentor gegenuberliegenden Schmalseite der Grunanlage sind zwei monumentale Lubecker Lowen aus Eisenguss aufgestellt Die liegenden Lowen von 1823 sind unsigniert sie werden Christian Daniel Rauch zugeschrieben und entstanden moglicherweise unter Mitwirkung von Rauchs Werkstattmitarbeiter Theodor Kalide Einer der beiden Lowen schlaft der andere richtet seinen Blick aufmerksam auf den schlafenden Lowen Ursprunglich befanden sich die Lubecker Lowen seit 1840 vor dem Wohnhaus des Kaufmanns und Kunstsammlers Johann Daniel Jacobj 1798 1847 in der Grossen Petersgrube 19 Seit 1873 standen die beiden Lowen vor dem Hotel Stadt Hamburg in Lubeck am Klingenberg bis dieses im Zweiten Weltkrieg 1942 zerstort wurde Erst spater wurden die Lowen vor dem Holstentor aufgestellt Dazu passend steht schrag gegenuber auf einem Grunstreifen in der Willy Brandt Allee die Bronzestatue Schreitende Antilope des Bildhauers Fritz Behn Weitere Abgusse der gleichen Lowen befinden sich vor dem Schloss Philippsruhe in Hanau Grunanlage vor dem Holstentor Wachender Lowe Schlafender Lowe Schreitende AntilopeMuseum Holstentor BearbeitenThemenraume Bearbeiten Schiffsmodelle im Museum Holstentor Die linke Holzpforte an der Stadtseite des Holstentors fuhrt in das Museum Eine enge Wendeltreppe verbindet die Stockwerke Im ersten bis dritten Geschoss des Holstentores sind neun Themenraume eingerichtet Im ersten Geschoss werden der Fernhandel die ursprungliche Wehranlage und die Entwicklung zum heutigen nationalen Denkmal dargestellt Im zweiten Geschoss werden die Schifffahrt und die Schifffahrtswege das schildkrotenartige Modell der Innenstadt von Lubeck und der Markt gezeigt Im dritten Obergeschoss werden das Lubische Recht und die lubische Stadtrechtsfamilie aus 80 bis 100 Stadten und die Strafausubung inklusive Folter und Scharfrichter erklart 3 Entstehung des Museums Bearbeiten Bereits die Nationalsozialisten hatten das Holstentor als Museum genutzt siehe unten Seit 1950 dient das Holstentor wieder als Museum nun fur Stadtgeschichte Funde aus Alt Lubeck wurden prasentiert die Entwicklung des mittelalterlichen Lubecks in Modellen und Bildern dargestellt und Modelle der Schiffe der Hanse wie das Flaggschiff Adler von Lubeck ausgestellt Auch dieses Museum war historisch nicht exakt So beinhaltete es auch eine Folterkammer mit einem Verlies einer Streckbank und weiteren Foltergeraten Eine solche hatte sich aber in Wahrheit im Holstentor nie befunden 2002 wurde das Holstentormuseum modernisiert Dabei wurde nicht nur die Folterkammer beseitigt sondern alle Raume nach einem neuen Konzept ausgestattet das auch Bild und Tondokumente einbezieht Seit 2006 liegt die Leitung des Museums bei der Kulturstiftung Hansestadt Lubeck Geschichte BearbeitenDie Stadttore von Lubeck Bearbeiten Die reiche und wohlhabende Hansestadt Lubeck sah sich im Laufe der Jahrhunderte genotigt sich mit immer starkeren Mauern und Befestigungsanlagen gegen Bedrohungen von aussen zu schutzen Dabei erlaubten drei Stadttore den Zugang zur Stadt Das Burgtor im Norden das Muhlentor im Suden und das Holstentor im Westen Nach Osten war die Stadt durch die aufgestaute Wakenitz geschutzt Hier fuhrte das weniger martialische Huxtertor aus der Stadt hinaus Diese Stadttore waren anfangs einfache Tore und wurden immer weiter verstarkt so dass es letztlich in alle Richtungen drei bis vier hintereinander liegende Tore gab Heute ist nur noch wenig davon erhalten das Innere Burgtor sowie das Mittlere Holstentor das heute einfach Holstentor genannt wird Die vier Holstentore Bearbeiten Die Holstentore um 1700 Skizze Ganz vorn ist das Zweite Aussere Holstentor gefolgt vom Ausseren und Mittleren Holstentor Hinter der Holstenbrucke liegt das Innere Holstentor in dieser Zeichnung der Fachwerkbau der das ursprungliche Tor im 17 Jahrhundert ersetzt hat Die gesamte Holstentoranlage im Jahre 1728 Ausschnitt aus einer Stadtansicht von Friedrich Bernhard Werner Zwischen dem Mittleren Holstentor und der Stadt lag fruher das Innere Holstentor das alteste der Holstentore Nach aussen folgten das Aussere Holstentor sowie ein viertes Tor das als Zweites Ausseres Holstentor bezeichnet wurde Die Bezeichnungen der einzelnen Tore wechselten mit dem Entstehen und Verschwinden der Komponenten So hiess das Mittlere Holstentor Ausseres Holstentor ehe die zwei davor liegenden Tore errichtet wurden Auch heute findet man eine ziemliche Verwirrung der Namen wenn man geschichtliche Ruckblicke sichtet Inneres Holstentor Bearbeiten Hauptartikel Inneres Holstentor Das alteste Holstentor wachte direkt am Ufer der Trave Von der Stadt aus musste man durch dieses Tor um auf die uber den Fluss fuhrende Holstenbrucke zu gelangen Wann hier erstmals ein Tor errichtet wurde ist unbekannt Die Holstenbrucke wurde erstmals 1216 in einer Schenkungsurkunde des danischen Konigs genannt Es ist wahrscheinlich dass es zu jener Zeit bereits ein Tor und eine Mauer entlang der Trave gab Die Benennung als Holstenbrucke und Holstentor hat den einfachen Hintergrund dass der westliche Ausgang der Stadt nach Holstein zeigte Aus den Chroniken geht hervor dass 1376 die Holstenbrucke und das Tor erneuert wurden Das Aussehen des hierbei errichteten Tors ist durch den Holzschnitt der Lubecker Stadtansicht des Elias Diebel gut uberliefert Es ist zwar eine Stadtansicht von der ostlichen Wakenitzseite des Altstadthugels der Kunstler klappt aber wesentliche Bestandteile der Westseite hoch sodass auch sie sichtbar werden Es war ein rechteckiger Turm mit einer holzernen Galerie im oberen Teil Zu einem nicht bekannten Zeitpunkt des 17 Jahrhunderts wurde das Innere Holstentor durch ein kleineres schlichtes Fachwerktor ersetzt womoglich sah man wegen der inzwischen starken Aussenbefestigungen keinen Sinn mehr in einem starken inneren Tor Verbunden war das Innere Holstentor mit dem Haus des Zollners der an dieser Stelle uber den Zugang zur Stadt wachte Das Fachwerktor wurde 1794 durch ein einfaches Gittertor ersetzt dies wurde wiederum 1828 abgerissen gemeinsam mit dem Zollnerhaus und der Stadtmauer entlang der Trave Modellbau des inneren Holstentores Stadt und Feldseite Es ist wahrscheinlich dass es auch am entgegengesetzten Ufer der Trave fruhzeitig ein Tor gab Sein Aussehen ist aber nicht uberliefert Wenn es existiert hat wurde es vor oder nach dem Bau des Mittleren Holstentors abgerissen Mittleres Holstentor Bearbeiten Im 15 Jahrhundert hielt man die Toranlagen nicht mehr fur ausreichend Schusswaffen und Kanonen machten starkere Befestigungen notig Man beschloss ein weiteres Tor zu bauen das Aussere Holstentor spater als Mittleres Holstentor und heute nur noch als das Holstentor bekannt Die Finanzierung war durch ein Vermachtnis des Ratsherrn Johann Broling uber 4 000 Mark lubisch sichergestellt 4 1464 begann der Ratsbaumeister Hinrich Helmstede mit dem Bau der 1478 vollendet wurde Errichtet wurde es auf einem sieben Meter hohen eigens aufgeschutteten Hugel Bereits wahrend der Bauzeit erwies sich diese Unterlage als instabil Im morastigen Grund sackte der Sudturm ab sodass man schon beim Weiterbau versuchte einen Ausgleich fur die Neigung zu schaffen Zur weiteren Geschichte des Mittleren Holstentors siehe unten Restaurierungen des Mittleren Holstentors Ausseres Holstentor Bearbeiten Modellbau des ausseren Holstentores Stadt und Feldseite Das Aussere Holstentor war auch unter den Namen Renaissancetor Vortor oder Krummes Tor bekannt Es wurde im 16 Jahrhundert errichtet als man westlich des Mittleren Holstentores einen Wall aufschuttete und in diesen ein weiteres Tor einliess Das Aussere Holstentor wurde 1585 vollendet Sein ostlicher Ausgang war nur 20 Meter vom Mittleren Holstentor entfernt sodass dieses neue Tor den Blick darauf versperrte Zwischen den Toren wurde ein ummauerter Bereich geschaffen der als Zwinger bezeichnet wurde Verglichen mit dem rund hundert Jahre alteren Mittleren Holstentor war sein Vortor klein jedoch an der Front der Feldseite viel reichhaltiger verziert Die Stadtseite war dagegen schlicht gehalten Als erstes der Tore trug das Aussere Holstentor eine Inschrift Sie war an der Stadtseite angebracht und lautete Pulchra res est pax foris et domi concordia MDLXXXV Schon sind der Friede draussen und die Eintracht innen 1585 Spater wurde sie auf die Feldseite verlegt und leicht abgeandert Concordia domi et foris pax sane res est omnium pulcherrima Eintracht innen und Friede draussen sind in der Tat fur alle am besten Mit dem Tor verbunden war das Wohnhaus des Wallmeisters der fur die Instandhaltung der Befestigungsanlagen zu sorgen hatte Der Erbauer des Renaissancetors war vermutlich Ratsbaumeister Hermann von Rode der sich fur die Gestaltung der Front an niederlandischen Vorbildern orientierte Direkt vergleichbar ist beispielsweise die Nieuwe Oosterpoort in Hoorn Das Tor bestand rund 250 Jahre und fiel letztlich der Eisenbahn zum Opfer Es wurde 1853 abgerissen um Platz fur den ersten Lubschen Bahnhof und die Gleise zu schaffen Heute besteht auch dieser Bahnhof nicht mehr der jetzige Hauptbahnhof liegt etwa 500 Meter weiter westlich Modellbau des zweiten ausseren Holstentores Stadt und Feldseite Zweites Ausseres Holstentor Bearbeiten Am Anfang des 17 Jahrhunderts wurden vor dem Stadtgraben neue Wallanlagen unter der Aufsicht des Festungsbaumeisters Johann von Brussel errichtet Im Rahmen dieser Bauten wurde 1621 ein viertes Holstentor errichtet Es war vollkommen in die hohen Walle eingebettet und von einem achteckigen Turm gekront Die Torbogen trugen die Inschriften Si deus pro nobis quis contra nos Wenn Gott fur uns ist wer wird dann gegen uns sein Stadtseite und Sub alis altissimi Unter dem Schutz des Hochsten Feldseite Das Tor als letztes der vier Holstentore entstanden verschwand auch als erstes namlich im Jahre 1808 Uber den Stadtgraben fuhrt als alteste Lubecker Steinbrucke die Puppenbrucke nach Holstein Abbruch dreier Tore im 19 Jahrhundert Bearbeiten Im Zuge der Industrialisierung sah man die Befestigungsanlagen nur noch als lastige Hindernisse 1808 wurde das Zweite Aussere Holstentor 1828 das Innere Holstentor und 1853 das Aussere Holstentor abgerissen Es galt damals nur als eine Frage der Zeit bis auch das Mittlere Holstentor das einzig verbliebene der vier Tore niedergerissen wurde Restaurierungen des Mittleren Holstentors Bearbeiten Restaurierung 1863 71 Bearbeiten 1855 gab es eine Eingabe lubscher Burger an den Senat endlich das verbliebene Tor abzureissen da es einem Ausbau der Bahnanlagen im Wege stehe 683 Unterschriften stutzten diese Eingabe Neigung des Holstentors nach Westen zur Feldseite hin Blick von der Wallstrasse Allerdings gab es in jener Zeit auch Widerstande gegen die Zerstorung der alten Bausubstanz So schrieb 1852 August Reichensperger Selbst Lubeck einst das stolze Haupt der Hanse scheint den Abglanz seiner fruheren Herrlichkeit nicht ertragen zu konnen Es verstummelt beschneidet und ubertuncht so unverdrossen dass die moderne Aufklarung sich bald seiner nicht mehr zu schamen haben wird 5 Als Konig Friedrich Wilhelm IV von Preussen davon horte entsandte er den damaligen Konservator fur Kunstdenkmaler im Konigreich Preussen Ferdinand von Quast um zu retten was zu retten ist 6 Der Streit um den Abbruch zog sich lange hin Erst 1863 kam es zu einer Entscheidung in der die Lubecker Burgerschaft mit nur einer Stimme Mehrheit beschloss das Gebaude nicht abzureissen und stattdessen umfassend zu restaurieren Inzwischen war das Tor in einem sehr schlechten Zustand da es jedes Jahr einige Zentimeter im Erdboden versank Die tiefsten Schiessscharten befanden sich bereits 50 Zentimeter unter dem Erdboden und die Neigung des gesamten Tores nahm gefahrliche Ausmasse an Dadurch veranderte sich die Statik des Gebaudes drastisch sodass man den Einsturz befurchtete Bis ins Jahr 1871 wurde das Holstentor von Grund auf restauriert Hiernach anderte sich die Beziehung der Lubecker zum Holstentor Es wurde nicht mehr als lastige Ruine wahrgenommen sondern als Erkennungszeichen einer stolzen Vergangenheit Im 20 Jahrhundert integrierten lubsche Firmen und der Deutsche Stadtetag das Holstentor in ihre Signets siehe unten Restaurierung 1933 34 Bearbeiten Da sich die Neigung der Turme fortsetzte und ein Einsturz letztlich noch immer nicht ausgeschlossen werden konnte wurde eine zweite Restaurierung erforderlich Zu dieser kam es in den Jahren 1933 34 in denen das Holstentor derart befestigt wurde dass es endlich sicher stand Bei dieser Restaurierung wurden Stahlbetonanker zur Sicherung der Turme eingesetzt die von eisernen Ringen umgeben wurden Es wurden aber auch Umgestaltungen vorgenommen die nicht dem ursprunglichen Charakter des Tores entsprachen unter anderem die erwahnte Zusammenlegung der Geschosse des Nordturms Die Nationalsozialisten machten das Holstentor zum Museum Dieses wurde Ruhmes und Ehrenhalle genannt und sollte lubsche und deutsche Geschichte aus Sicht der nationalsozialistischen Ideologie darstellen In der zweiten Halfte des 20 Jahrhunderts wurden bauhistorisch heute nicht mehr vollstandig nachvollziehbar kleinere Ausbesserungsarbeiten am Holstentor durchgefuhrt Restaurierung 2005 06 Bearbeiten Erneuerte Terrakottaplatte mit lubschem Doppeladler Von Marz 2005 bis Dezember 2006 wurde das Holstentor erneut restauriert Die Restaurierungskosten wurden auf etwa eine Million Euro geschatzt wobei eine Summe von 498 000 Euro ursprunglich geplante Kosten von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz und der Possehl Stiftung aufgebracht wurde Der Rest der Kosten wurde hauptsachlich uber Spenden von Privatpersonen Firmen und wissenschaftlichen Einrichtungen ubernommen Wenige Tage nach dem Gerustaufbau wurde ein 1934 angebrachtes Hakenkreuz von Unbekannten herausgeschnitten und mitgenommen 7 Es galt als letztes an einem offentlichen Gebaude in Deutschland und sollte im Laufe der Arbeiten mit einem Blech uberdeckt werden Anstelle des gestohlenen Hakenkreuzes wurde eine Platte mit der Jahreszahl 2006 zur Erinnerung an den Abschluss der Restaurierungsarbeiten angebracht Wahrend der Arbeiten war das Tor aus Sicherheitsgrunden mit einer Gerustplane verhullt Auf der bedruckten Plane war das Aussehen des Tores vor dem Beginn der Arbeiten in hoher Auflosung abgebildet Am 2 Dezember 2006 wurde das Holstentor im Rahmen einer Lichtershow des Kunstlers Michael Batz der Bevolkerung wieder zuganglich gemacht Holstentor als Motiv und Symbol Bearbeiten Logo des Deutschen Stadtetages Schon 1901 ubernahm der Marzipanhersteller Niederegger das Holstentor in sein Firmenwappen Andere lubsche Firmen taten es ihm gleich 1925 integrierte der Deutsche Stadtetag das Holstentor in sein Signet 1948 erschien es auf den vier hochsten Werten 1 DM 2 DM 3 DM und 5 DM der Bautenserie der ersten Serie von Dauerbriefmarken in D Mark Wahrung 2000 folgte eine weitere Briefmarke zu 5 10 DM in der Serie Sehenswurdigkeiten Ein Stich der Westansicht Feldseite des Holstentors ist auf der Ruckseite der von 1960 bis 1991 produzierten 50 DM Scheine Im Jahre 2016 erschien ein so genannter 0 Euro Schein als Souvenir Das Holstentor ist auf der deutschen 2 Euro Munze von 2006 zu sehen da Schleswig Holstein damals turnusgemass den Vorsitz im Bundesrat fuhrte Ruckseite 50 DM Note Briefmarke der Deutschen Post aus der Reihe Sehenswurdigkeiten 1997 2 Euro Munze 2006 Vorderseite 0 Euro Schein 2016 Das pinkfarbene Gemalde Holstentor des Pop Art Kunstlers Andy Warhol aus dem Jahr 1980 befindet sich im Besitz der Museen fur Kunst und Kulturgeschichte 8 Trivia BearbeitenIm Hansa Park in Sierksdorf wurde 2008 ein verkleinerter und vereinfachter Nachbau des Holstentors als Entree fur die Besucher errichtet Im Sommer 2010 wurde an der Feldseite des Holstentors durch die Stadt Lubeck ein gelbes Banner mit der Aufschrift Lubeck kampft fur seine Uni angebracht um auch an prominenter Stelle auf die aktuelle Lage der Universitat zu Lubeck aufmerksam zu machen 9 Literatur BearbeitenJonas Geist Versuch das Holstentor zu Lubeck im Geiste etwas anzuheben Wagenbach Berlin 1976 ISBN 3 8031 2012 8 Wulf Schadendorf Das Holstentor Weiland Lubeck 1977 1985 ISBN 3 87890 023 6 Heinz Joachim Draeger Lubeck anschaulich Geschichte erleben in einer alten Stadt Convent Hamburg 2003 ISBN 3 934613 48 9 Hans Pieper Die bauliche Sicherung des Holstentores zu Lubeck und die Neugestaltung seiner Umgebung in Deutsche Kunst und Denkmalpflege Heft 9 Deutscher Kunstverlag und Anton Schroll Berlin und Wien 1934 Manfred Eickholter Als sie in Lubeck ein neues Holstentor bauten in Lubeckische Blatter 2 Juli 2016 S 229 231Weblinks Bearbeiten Commons Holstentor Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Holstentor luebeck de Wissenswertes zum Holstentor monumente online de Modelle der alten Stadttore und anderer Gebaude Lubecks hanseschiff luebeck de Museum Holstentor3D und Animation Holstentor als 3D Modell im 3D Warehouse von SketchUp Die Geschichte des Holstentores und der Stadt als AnimationLiteratur Suche nach Holstentor in Lubeck im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Suche nach Holstentor In Deutsche Digitale BibliothekEinzelnachweise Bearbeiten Bundesbank schliesst Filiale in Lubeck Nicht mehr online verfugbar Ehemals im Original abgerufen am 25 Marz 2023 1 2 Vorlage Toter Link www ln online de Seite nicht mehr abrufbar Suche in Webarchiven a b NDR Das Holstentor Lubecks stolzes Wahrzeichen Abgerufen am 25 Marz 2023 Hansestadt Lubeck Museum Holstentor Themenraume im Museum Holstentor Faltblatt von ca 2013 Emil Ferdinand Fehling Lubeckische Ratslinie Nr 525 August Reichensperger Die christlich germanische Baukunst und ihr Verhaltniss zur Gegenwart Fr Lintz Trier 1845 S 85 Anm 2 Otto Dziobek Geschichte des Infanterie Regiments Lubeck 3 hanseatisches Nr 162 erste Auflage 1922 im Zusammenhang mit dem General v Quast und der Bedeutung der v Quasts fur Lubeck RP ONLINE Dieb kletterte uber Baugerust Hakenkreuz am Lubecker Holstentor gestohlen 21 Mai 2005 abgerufen am 25 Marz 2023 Ein Holstentor im Holstentor Innenstadt Lubeck Lokales LN Lubecker Nachrichten 2 August 2015 archiviert vom Original am 2 August 2015 abgerufen am 25 Marz 2023 Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www ln online de bastianwehler de und luebeck kaempft de abgerufen am 3 Juli 2010 Dieser Artikel ist als Audiodatei verfugbar source source Speichern 27 14 min 27 05 MB Text der gesprochenen Version 6 Januar 2013 Mehr Informationen zur gesprochenen Wikipedia Museen in Lubeck Behnhaus Brahms Institut Buddenbrookhaus Europaisches Hansemuseum Grenz Dokumentationsstatte Lubeck Schlutup Gunter Grass Haus Industriemuseum Geschichtswerkstatt Herrenwyk Lubecker Theaterfigurenmuseum Museum Haus Hansestadt Danzig Museumshafen Lubeck Museumskirche St Katharinen Naturhistorisches Museum Niederegger Marzipanmuseum St Annen Museum Stadtmuseum Holstentor Seebadmuseum Travemunde Volkerkundemuseum Willy Brandt Haus Lubeck Dieser Artikel wurde am 17 November 2004 in dieser Version in die Liste der exzellenten Artikel aufgenommen 53 8663 10 6796 Koordinaten 53 51 58 7 N 10 40 46 6 O Normdaten Geografikum GND 4036485 9 lobid OGND AKS VIAF 248068756 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Holstentor amp oldid 235008448