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Liubice auch Leubice oder Alt Lubeck war eine von etwa 819 bis 1138 bestehende an der Mundung der Schwartau in die Trave gelegene slawische Vorgangersiedlung des heutigen Lubeck Grundriss der Kirchenanlage von Alt Lubeck Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Name 3 Geschichte 4 Ausgrabungen und archaologische Befunde 5 Siehe auch 6 Einzelnachweise 7 Literatur 8 WeblinksLage Bearbeiten nbsp Mundung der Schwartau von links in die TraveLiubice lag rund sechs Kilometer traveabwarts von der Altstadtinsel des heutigen Lubeck gegenuber der heutigen Teerhofinsel auf einer Halbinsel die von einer Biegung heute Altarm der Trave und der Einmundung der Schwartau gebildet wird Die Siedlungsstatte ist als archaologisches Denkmal in die Denkmalliste der Hansestadt Lubeck eingetragen 1 Name BearbeitenDie fruheste Uberlieferung des Namens Liubice findet sich in der Hamburgischen Kirchengeschichte des Adam von Bremen aus der 2 Halfte des 11 Jahrhunderts civitas Liubice II 19 schol 12 sowie die Schreibvariante in leubice III 20 Herkunft und Bedeutung des Namens wurden in der Sprachwissenschaft und historischen Ortsnamenforschung lange und kontrovers diskutiert Dabei ging es zum einen um die Frage nach der deutschen oder slawischen Herkunft des Namens Lubeck die heute einhellig dahingehend beantwortet wird dass der Name slawischen Ursprungs ist und auf die Wurzel l ub lieblich lieb zuruckgeht zum anderen darum ob der Ortsname unmittelbar auf diese Bedeutung zuruckzufuhren ist oder auf dem Umweg uber einen Personennamen Wahrend bis zur Mitte des 20 Jahrhunderts die erste von Wilhelm Ohnesorge begrundete Auffassung Liubice die Liebliche vorherrschend war 2 hat sich seither die Auffassung durchgesetzt dass der Name auf ein Patronymikon zu L ub oder L ubomir zuruckgeht Liubice die Siedlung der Nachkommen des L ub L ubomir somit des den Frieden Liebenden 3 Geschichte Bearbeiten nbsp RekonstruktionsversuchIm 7 Jahrhundert ruckten in die wahrend der Volkerwanderung von den germanischen Bewohnern verlassenen Gebiete an der Lubecker Bucht slawische Volker nach Die Wagrier und Polaben errichteten ein dichtes Netz von Dorfern und Burgen darunter Oldenburg Starigard Plon Ratzeburg und spater die slawische Konigsresidenz Liubice als Niederungsburg an der Mundung der Schwartau in die Trave Diese Burg ist in schriftlichen Quellen nicht erwahnt steht aber wohl im Zusammenhang der Spannungen zwischen Frankenreich Danen und Slawen zu Beginn des 9 Jahrhunderts Sie war in der zweiten Halfte des 9 Jahrhunderts recht gering besiedelt und wurde um 900 aufgelassen Fur das gesamte 10 Jahrhundert lasst sich keine Besiedlung nachweisen Erst in jungslawischer Zeit ab etwa 1000 lasst sich wieder eine zunehmende Bevolkerung erfassen Ab der Mitte des 11 Jahrhunderts erfolgte ein Ausbau Liubices der zur Entstehung eines grossen Siedlungskomplexes im 11 Jahrhundert fuhrte 1055 und in den nachfolgenden Jahren wurde ein neuer Wall errichtet Diese Massnahme ist mit dem Nakonidenfursten Gottschalk verbunden In seinen Bemuhungen um die Christianisierung der Elbslawen erneuerte er das alte Bistum Oldenburg und grundete mehrere Kloster In diesem Zusammenhang steht die erstmalige Erwahnung Liubices bei Adam von Bremen Doch bereits 1066 wurde Gottschalk bei einem Aufstand des heidnischen Adels ermordet alle Geistlichen vertrieben und Kirchenbauten zerstort Nach Gottschalks Tod ubernahm der Anfuhrer des Adels Kruto die Herrschaft nicht nur in Wagrien sondern im gesamten Abodritenverband und in dessen letzte Jahre fallen die Anfange der Neugestaltung der Burg 1087 wurde die Wehranlage zum zweiten Mal erneuert In dieser Zeit wurde die Burg im Westen durch einen 12 m breiten Graben vom Land getrennt wodurch sie auf einer kunstlichen Insel lag Zur vollen Blute kam Liubice unter Gottschalks Sohn Heinrich ab 1093 Er machte Liubice zum Zentrum seines Reichs und baute es zu einem fruhstadtischen Komplex aus bestehend aus einer Burg einem Hafen und zwei Vorburgsiedlungen Am anderen Flussufer grundete er eine Kaufleutesiedlung In der neu befestigten Burg wurde eine Kirche errichtet die Helmold von Bosau in seiner Chronik erwahnt ohne dabei jedoch ihr Aussehen zu beschreiben Nachfolger Heinrichs wurde 1129 Knud Lavard Er nutzte Liubice als Konigspfalz Der Ort besass eine Munzstatte 1138 zerstorten die Ranen Liubice Liubice wurde als Handelsplatz aufgegeben Der Name wurde 1143 vom Grafen Adolf II von Holstein auf sein auf einer Halbinsel namens Bucu gelegenes Stadtgrundungsprojekt ubertragen aus dem das heutige Lubeck hervorging Die dort noch ansassigen Abodriten hielten bis ins 13 Jahrhundert hinein vor der Marienkirche im neuen Lubeck ihre Ratsversammlung ab Im Lubischen Recht haben sich Uberreste slawischer Rechtsinstitutionen gehalten Ausgrabungen und archaologische Befunde Bearbeiten nbsp Ein Gedenkstein erinnert an den ehemaligen Standort von Alt LubeckErste Grabungen erfolgten bereits Mitte des 19 Jahrhunderts durch den Lubecker Pastor Marcus Jochim Carl Klug Dabei wurde das steinerne Fundament einer Kirche ausgegraben Darin wurden goldene Fingerringe Schlafenringe oder Fibeln als Grabbeilagen entdeckt Die Ausgrabungen von 1906 und 1908 wurden von Wilhelm Ohnesorge angeregt In zahlreichen weiteren Grabungen zuletzt 1999 2001 wurde das Gelande weiter untersucht Mit Hilfe des in den 1970er Jahren aufgekommenen neuen Datierungsverfahrens der Dendrochronologie konnte der alteste Wall auf 819 datiert werden Es folgen zwei weitere Teile des Walls die auf die Jahre 1055 und 1087 datiert wurden Der Wall hat einen Durchmesser von etwa 100 Metern und wies ein Tor an der Sudseite auf Dendrodaten zeigen zwei Reparaturen am Wall und Baumassnahmen innerhalb der Burg in den Jahren 1002 und 1035 Verstreut in der Burg standen damals Flechtwerk und Blockbauten Unter der 1852 von Pastor Klug entdeckten Steinkirche fand man 1977 eine Vorgangerkirche aus Holz Diese altere Holzkirche besass einen kreuzformigen Grundriss mit Aussenmassen von 22 m Lange und 15 m Breite Fur den slawischen aber auch den skandinavischen Bereich ist dieser Grundriss ungewohnlich Parallelen sind nur aus Island bekannt Der Nachfolgebau ist architektonisch anspruchsvoller und reprasentativer Er wird in die 90er Jahre des 11 Jahrhunderts datiert Diese neue Kirche wurde aus unbehauenen Feldsteinen gebaut Sie war 20 m lang und 11 m breit einschiffig und hatte eine halbrunde Apsis Die reichen Beigaben aus den Grabern in der Kirche weisen die Kirche als Grabstatte der koniglichen Familie aus Zudem wurde eine Elfenbeinplatte mit einer Kreuzigungsdarstellung gefunden Die Uberreste der Kaufleutesiedlung ausserhalb der Burg fielen um 1880 dem Travedurchstich zum Opfer Siehe auch BearbeitenListe historischer Orte in Schleswig HolsteinEinzelnachweise Bearbeiten Hansestadt Lubeck 2 Denkmalliste archaologische Denkmale vom 3 Februar 2017 Nr 3 und Nr 278 S 23 71 online PDF 670 kB abgerufen am 17 August 2017 Wilhelm Ohnesorge Deutung des Namens Lubeck verbunden mit einer Ubersicht uber die lubischen Geschichtsquellen sowie uber die verwandten Namen Mitteleuropas Beilage zum Jahresbericht 1910 des Katharineums zu Lubeck Schmidt Lubeck 1910 104 S online bei ULB Dusseldorf Hans Dietrich Kahl Der Ortsname Lubeck Funfzig Jahre slawistischer und germanistischer Forschung im Grenzgebiet zur Geschichte In Zeitschrift fur Lubeckische Geschichte und Altertumskunde 42 1962 S 79 114 Digitalisat der Zeitschrift beim Verein fur Lubeckische Geschichte und Altertumskunde PDF 21 MB Rolf Hammel Kiesow Die Anfange Lubecks Von der abodritischen Landnahme bis zur Eingliederung in die Grafschaft Holstein Stormarn In Antjekathrin Grassmann Hrsg Lubeckische Geschichte Schmidt Romhild Lubeck 4 Auflage 2008 S 1 45 hier S 17 Hartmut Freytag Artikel Lubeck Namenserklarung in Antjekathrin Grassmann Hrsg Das neue Lubeck Lexikon Schmidt Romhild Lubeck 2011 S 245Literatur BearbeitenKarl Klug Alt Lubeck In Neue Lubeckische Blatter 18 Jahrgang 1852 S 305 309 Karl Klug Alt Lubeck In ZVLGA Band 1 1860 S 221 248 Johannes Baltzer und Friedrich Bruns Die Bau und Kunstdenkmaler der Freien und Hansestadt Lubeck Herausgegeben von der Baubehorde Band III Kirche zu Alt Lubeck Dom Jakobikirche Agidienkirche Verlag von Bernhard Nohring Lubeck 1920 S 1 8 Unveranderter Nachdruck 2001 ISBN 3 89557 167 9 Doris Muhrenberg Archaologie in Lubeck Band 5 Manfred Glaser Doris Muhrenberg Lubecker Burger und die Archaologie Lubeck 2008 S 22 23 ISBN 978 3 7950 1290 8 Mieczyslaw Grabowski 150 Jahre Ausgrabung in Alt Lubeck in Heiden und Christen Slawenmission im Mittelalter Lubeck 2002 Mieczyslaw Grabowski Alt Lubeck und die Steinkirche Rekonstruktionsmodelle pdf abgerufen am 27 April 2014 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Liubice Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wikisource Lubeck der Stadte Krone Sage Quellen und Volltexte 53 907777777778 10 714444444444 Koordinaten 53 54 28 N 10 42 52 O liubice de mit Luftbildern Slawische Ringburganlage Alt Lubeck PDF ca 1 4MB H Hellmuth Andersen Artikel Alt Lubeck In Wissensdatenbank Nordlich der Donau des Leibniz Instituts fur Geschichte und Kultur des ostlichen Europa GWZO an der Universitat Leipzig abgerufen am 17 August 2017Normdaten Geografikum GND 4207838 6 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Liubice amp oldid 237207635