www.wikidata.de-de.nina.az
Muhlentor ist die zusammenfassende Bezeichnung fur die Stadttor Anlage der Lubecker Stadtbefestigung welche den Eingang zur Stadt von Suden her sicherte Daneben findet der Begriff bis in die Gegenwart Verwendung als Bezeichnung fur den Teil von Lubeck St Jurgen der das unmittelbare ehemalige Torvorland umfasst Muhlentorbrucke um 2000 ohne PylonenkopfeMuhlentorbrucke um 1903Der Muhlentorplatz dessen nahere Umgebung heute als Muhlentor bekannt istInsgesamt bestand die Muhlentor Anlage aus vier hintereinander gestaffelten Toren die in verschiedenen Jahrhunderten errichtet wurden wobei die jungeren den alteren vorgelagert wurden Allerdings existierten zu keinem Zeitpunkt alle vier Torbauten zugleich Inhaltsverzeichnis 1 Die vier Muhlentore 2 Geschichte 2 1 Inneres Muhlentor 2 2 Mittleres Muhlentor 2 3 Ausseres Muhlentor 2 4 Muhlentor Kurtinentor 3 Nachbau Teilnachbau 4 Literatur 5 WeblinksDie vier Muhlentore BearbeitenDie Anfange der Muhlentor Anlage gehen zuruck auf die Errichtung der Stadtmauer im 13 Jahrhundert Zu jener Zeit entstand hier der fruheste Torbau das spatere innere Muhlentor dessen Existenz 1242 zum ersten Mal schriftlich dokumentiert ist Dieser Torturm der den Zugang zur Muhlenstrasse schutzte entstand als Befestigung des Durchlasses durch die Stadtmauer durch den die Strasse in Richtung Lauenburg Salzstrasse fuhrte Diese erste einfache Toranlage wurde im 14 Jahrhundert durch das spater so bezeichnete gotische mittlere Muhlentor erganzt das aus zwei Turmen mit sechseckigem Grundriss und einem dazwischenliegenden Torhaus bestand und 1399 erstmals erwahnt wurde Im Zuge des Ausbaus der Stadtbefestigung durch Rondelle im 16 Jahrhundert wurde ein weiterer vorgelagerter Torbau errichtet das aussere Muhlentor dessen dem Holstentor nachempfundene machtige Doppelturm Anlage in Renaissanceformen vorwiegend der Reprasentation diente Bei der Modernisierung der Stadtbefestigung im 17 Jahrhundert als die Rondellanlagen durch Walle nach dem neuen Bastionarsystem ersetzt wurden wurde das aussere Muhlentor 1662 63 wieder abgerissen und 1683 durch ein viertes Muhlentor das in die neuen Festungswalle integrierte Muhlentor Kurtinentor ersetzt Das Muhlentor Kurtinentor wurde 1798 bei der Beseitigung der Walle abgetragen das mittlere Muhlentor 1809 und das innere Muhlentor wurde als letztes verbliebenes Tor der Muhlentor Anlage 1861 abgerissen nbsp Die Stadtseite des inneren Muhlentores im Jahre 1858 Einzige Fotografie des Tores Am aussersten linken Bildrand der Alte Zolln Geschichte BearbeitenInneres Muhlentor Bearbeiten Das innere Muhlentor entstand als alteste Befestigung des sudlichen Durchlasses durch die Stadtmauer durch welchen die Strasse in Richtung Lauenburg Salzstrasse fuhrte Es wurde erstmals im Jahre 1242 urkundlich erwahnt Bei dem Bauwerk handelte sich um einen in Ziegelbauweise errichteten Torturm von annahernd quadratischem Grundriss Uber die ursprungliche aussere Gestalt gibt es keine gesicherten Erkenntnisse die alteste bildliche Darstellung auf der Lubecker Stadtansicht des Elias Diebel stammt von 1552 und zeigt das Tor als zweistockigen Bau mit Satteldach nbsp Modellbau des inneren Muhlentores Stadt u Feldseite Eine im Jahre 1700 durchgefuhrte Bauaufnahme erwahnt an Feld und Stadtseite angebrachte Wappentafeln uber dem Torbogen Jeder bestand aus einem Doppeladler getragen von zwei Lowen als Schildhalter und versehen mit der Jahresangabe Anno domini 1553 Es ist nicht bekannt worauf diese Jahreszahl Bezug nahm Die Wappentafeln kamen im Verlauf des 18 Jahrhunderts abhanden 1776 wurde das innere Muhlentor umfassend renoviert das Satteldach wurde dabei durch ein Mansarddach ersetzt Eine letzte Bauaufnahme von 1855 hielt fest dass das Tor eine Seitenlange von neun mal neun Metern hatte Aussen und Innenmauer waren 1 30 Meter stark die Seitenmauern je 1 70 Meter Die Hohe des Turms bis zum Dachansatz betrug 10 70 Meter Die Tordurchfahrt war mit einem Kreuzrippengewolbe das vermutlich nicht aus der Erbauungszeit im 13 Jahrhundert stammte eingewolbt 1861 wurde das innere Muhlentor als letztes der vier Tore der Muhlentoranlage abgebrochen Es sind keinerlei Reste vorhanden nbsp Das innere Muhlentor auf der Lubecker Stadtansicht des Elias Diebel 1552 nbsp Die Feldseite des inneren Muhlentores im Jahre 1840Mittleres Muhlentor Bearbeiten nbsp Modellbau des mittleren Muhlentores Stadt u Feldseite Das Entstehungsjahr des mittleren Muhlentors ist nicht bekannt die alteste urkundliche Erwahnung stammt jedoch aus dem Wette Rentenbuch im 1399 Es wird vermutet dass das Tor bis zur Aufschuttung des ostlich flankierenden Muhlentorrondells und des sich westlich anschliessenden Festungswalls 1550 ein Wassertor war archaologisch nachweisen liess sich diese Annahme bislang jedoch nicht Bis zum Bau des ausseren Muhlentors in den Jahren 1549 bis 1553 stellte das mittlere Muhlentor das am weitesten vorgelagerte Tor der Gesamtanlage dar und war somit in jener Zeit das eigentliche aussere Muhlentor Das mittlere Muhlentor bestand aus zwei bis zum Dachansatz jeweils 9 Meter hohen Turmen mit sechseckigem Grundriss in der unteren Halfte verbunden durch einen Mittelbau mit Treppengiebel durch den die Tordurchfahrt fuhrte Oberhalb des Torbogens war feldseitig ein doppelkopfiger Reichsadler angebracht Die Obergeschosse der Turme waren durch einen bruckenartigen holzernen Wehrgang verbunden Auf den Turmen befanden sich spitze gotische Pyramidendacher Abgesehen von dem Wappenadler wies das Tor keine nennenswerten Schmuckelemente auf Im Jahre 1678 wurden die baufalligen Pyramidendacher abgetragen und durch niedrige geschwungene welsche Hauben nach dem Geschmack der Zeit ersetzt 1808 09 wurde das mittlere Muhlentor vollstandig abgebrochen nbsp Darstellung des mittleren Muhlentors auf der Lubecker Stadtansicht des Elias Diebel von 1552 nbsp Die mit welschen Hauben bekronten Doppelturme des mittleren Muhlentors um 1779 nbsp Das aussere Muhlentor auf der Lubecker Stadtansicht des Elias Diebel 1552 nbsp Modellbau des ausseren Muhlentores Stadt u Feldseite Ausseres Muhlentor Bearbeiten Im Zuge der Modernisierung der Lubecker Stadtbefestigung durch die Aufschuttung von Rondellen in den Jahren 1549 bis 1553 wurde das aussere Muhlentor 1550 in Ziegelbauweise errichtet Es war dem nunmehrigen mittleren Muhlentor vorgelagert Erstmals erwahnt wurde es im Erbauungsjahr als Reimar Kock in seiner Chronik von dem Bau berichtet In diessen Samer nam sich ein Rath von Lubeck vore ein herlick Gebuwede vor dem Mohlendore zu bawen Dat meste Volck dat tho Lubeck ut dem dudeschen Lande kumpt dat moth in dat sulvige Mohlendore kamen Das beiderseitig mit Treppengiebeln im Stil der Weserrenaissance versehene eigentliche Torhaus wurde zu beiden Seiten flankiert von machtigen Rundturmen von je etwa 15 Metern Durchmesser die von geschweiften Dachhauben bekront waren Die aufwendigen Dachkonstruktionen wurden jedoch spater durch Kegeldacher ersetzt Beide Turme waren verziert mit jeweils zwei umlaufenden Terrakotta Friesen aus der Werkstatt des Statius von Duren die unter anderem das Lubecker Wappen mit Doppeladler zeigten Das aussere Muhlentor folgte dem architektonischen Vorbild des Holstentores war jedoch im Unterschied zum alteren gotischen Bauwerk in der Formensprache der Renaissance errichtet Dabei war besonderes Augenmerk auf eine reprasentative Gestaltung gelegt worden da das aussere Muhlentor als Prunktor konzipiert war das dem Ankommenden den Reichtum der Stadt vor Augen fuhren sollte Bereits nach wenig mehr als hundert Jahren wurde das aussere Muhlentor 1662 63 vollstandig abgebrochen da es ein Hindernis bei der erneuten Modernisierung der Befestigungen nach dem Bastionarsystem darstellte Muhlentor Kurtinentor Bearbeiten nbsp Das Muhlentor Kurtinentor um 1779 Ausschnitt aus einem Gemalde von Johann Marcus David Das Kurtinentor entstand als letztes und ausserstes Tor der Muhlentor Anlage im Zuge der Modernisierung der Stadtbefestigung im 17 Jahrhundert als die Rondellanlagen durch Walle nach dem neuen Bastionarsystem ersetzt wurden 1670 entstand ein Vorwerk in Form einer spitzwinkligen Bastion das dem Standort des 1662 63 abgetragenen ausseren Muhlentors vorgelagert war In den Wall eingelassen war das 1683 erbaute neue Stadttor das als Kurtinentor kaum die Wallkrone uberragte und stadtseitig einen kleinen Turmaufbau aufwies Der vorgelagerte Ravelin der Bastion erhielt 1705 gleichfalls einen Tordurchlass 1798 wurde die baufallig gewordene Gesamtanlage des Kurtinentors beseitigt als die Walle der Bastion abgetragen wurden Das Stadttor wurde durch ein einfaches Gittertor mit Wachhaus ersetzt Nachbau Teilnachbau BearbeitenAls Eingangsportal zum Gelande der 1895 in Lubeck ausgerichteten Deutsch Nordischen Handels und Industrie Ausstellung wurde ein Nachbau des mittleren Muhlentors in Originalgrosse errichtet Dieses Tor befand sich jedoch nicht am Standort des Vorbildes sondern an der Moltkestrasse Bei seiner Konstruktion war dem Architekten ein Fehler unterlaufen der bis heute auf Fotografien erkennbar ist Statt der sechseckigen Turme des Originals hatte man den Nachbau mit achteckigen Turmen errichtet Der Nachbau war nicht als dauerhaftes Gebaude konzipiert und dementsprechend nur aus Holz und Pappe errichtet Er wurde nach Abschluss der Ausstellung wieder beseitigt Einer der Rundturme des ausseren Muhlentors diente 1936 als Vorbild fur einen Hochbunker unweit des Standortes des Vorbildes Der Bunker existiert bis heute der vorgesehene Schmuck in Form von Terrakotta Friesen wurde jedoch nie fertiggestellt nbsp Die Muhlentor Anlage im Jahr 1552 nbsp Nachbau des mittleren Muhlentors 1895 nbsp Bunker in Gestalt eines Turms des ausseren MuhlentorsLiteratur BearbeitenRolf Konig Die Vorstadt St Jurgen Verlag Schmidt Romhild 1998 Rainer Andresen Lubeck Geschichte Kirchen Befestigungen Verlag Neue Rundschau 1988 Gustav Lindtke Lubeck Ansichten aus alter Zeit Peters Verlag 1959 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Muhlentor Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien 53 858386111111 10 691561111111 Koordinaten 53 51 30 2 N 10 41 29 6 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Muhlentor Lubeck amp oldid 233778669