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Der Oestricher Kran auch Alter Rheinkran oder Weinverladekran ist ein barocker Hafenkran in Oestrich Rheingau in Hessen Der Holzkran wurde vorwiegend zur Verladung von Weinfassern aber auch von anderen Gutern wie Baumstammen auf Rheinschiffe eingesetzt Oestricher Kran Rheinseite mit Kaimauer und OrtsschildOestricher Kran Landseite mit EingangOestricher Kran von Osten 2011 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Funktionsweise 3 Andere Tretkrane 4 Siehe auch 5 Literatur 6 WeblinksGeschichte BearbeitenDer Bau und Betrieb eines Krans war bis ins 19 Jahrhundert ein erzbischofliches Privileg Es sorgte dafur dass nur wenige Stadte im Rheingau und in anderen deutschen Gegenden das Recht hatten eine solche Verladevorrichtung zu betreiben so alle Orte mit Stapelrecht wie Koln Trier Wurzburg Andernach Bingen am Rhein Stade Hamburg usw Im Rheingau des 15 Jahrhunderts waren lediglich Eltville Rudesheim und Lorch mit diesem Privileg versehen Der Oestricher Kran steht unmittelbar am Rhein bei Rheinkilometer 518 1 nahe der Bundesstrasse 42 Der Mainzer Erzbischof und Kurfurst Johann Friedrich Karl von Ostein dessen Wappen in den rheinseitigen Sandsteinsockel eingemeisselt ist genehmigte die Errichtung eines Landkrans in Oestrich als letzter Gemeinde im Rheingau nachdem am 14 April 1744 der Landschreiber Heyntzmann der erzbischoflichen Hofkammer zu Mainz den schlechten Zustand des dortigen alten Schwimmkrans aus dem 16 Jahrhundert meldete Er empfahl den Bau eines landgestutzten Krans am Rheinufer da ein Landkran sicherer keine Schaukelbewegungen weitgehend unabhangig vom Wasserstand und langlebiger als ein neuer Schwimmkran sei Alle Krane des Rheingaus und auch andernorts wie in Trier und Andernach waren zunachst Schwimmkrane aus Holz die meist sehr reparaturanfallig infolge standiger Aussetzung im Wasser und Eisgang im Winter waren Ende April wurde mit dem Kranbau begonnen dazu parallel mit der Auffuhrung des notwendigen Kais Der Bau der Kaimauer und ihre uber 1 50 m tiefen Fundamente wurden aus den ubrigen Steinen des Mainzer Schlossneubaus ausgefuhrt die noch fehlenden Quader anderweitig beigebracht Die Maurerarbeiten leitet Maurermeister Schneller Das Kranhaus 8 m Seitenlange errichtete der Oestricher Schreinermeister Josef Mohler aus massiven Eichenstammen Fachwerkkonstruktion die mit Holzbrettern verschlagen wurden Der Dachdeckermeister Weiss belegte den Kranausleger Eichenholz mit Bleiplatten und dichtete ihn mit Pech ab Bereits am 4 August 1745 wurde der Kran nach 16 Monaten Bauzeit ab und in Betrieb genommen erst nach 181 Jahren stellte er 1926 seine Arbeit ein Trotz der ungeheuren Summe von 6 000 Gulden war der Bau durch die gesteigerte wirtschaftliche Bedeutung und das gefahrlosere angenehmere sowie schnellere Arbeiten gerechtfertigt Er wurde hauptsachlich zum Verladen von Weinfassern 1780 420 1 200 Liter Fasser und Baumstammen eingesetzt aber auch andere Guter wurden damit verladen Funktionsweise BearbeitenDer Oestricher Kran ist vom Typ her ein holzerner landgestutzter Turm Tretkran Die Bezeichnung Landkran en oder Hauskran en unterscheidet ihn vom Schwimmkran oder Kranschiff Das bretterverschalte sich leicht nach oben verjungende Kranhaus von 12 Metern Gesamthohe aus einer Fachwerkkonstruktion steht auf einem Sandsteinquadersockel von 7 90 8 00 Meter Rheinauf und abwarts sind je zwei Fenster in die Wande eingelassen der Eingang befindet sich auf der Landseite Das schiefergedeckte Dach ist in der Form eines Zeltdachstumpfes uber profiliertem Holzgesims gefugt uber dem sich das Kegeldach mit dem herausragenden Ausleger dreht bestehend aus dem 9 Meter langen Ober und 8 Meter langen Unterbalken durch Bleiplatten geschutzt Das Kegeldach mit Dachkugel und Spitze ist mit dem oberen Ende der zentralen vertikalen Kransaule Kaiserbaum fest verbunden An ihr ist unterhalb der Tretradachse der horizontale Drehbalken fest montiert mittels dessen zwei bis vier Kranknechte den Ausleger oder Kranschnabel mit der Last und dem gesamten Antrieb drehten Die Krankette mit loser Rolle im Haken lauft vorn am Auslegerende angeschlagen das ca 15 Meter uber dem Boden liegt uber die feste Rolle in der geschutzten Auslegerspitze uber eine weitere Rolle am Auslegerende ins Kraninnere zur Kettenwinde montiert auf der horizontalen Antriebsachse der beiden Lauf oder Tretradern am Kaiserbaum angeschlagen Die Winde wurde von Kranenknechten Radlaufern Windenknechten meist zwei pro Rad angetrieben Nach der Uberlieferung wurden hier Gefangene eingesetzt sonst waren seit dem Mittelalter und auch spater auf Baustellen und in Tretkranen gut bezahlte professionelle Tretknechte im Akkord vor Ort die in der Zunft der Auflader organisiert waren Bei besonders schweren Lasten maximal 2 5 Tonnen griffen zusatzliche Kranarbeiter in die Speichen der Antriebsrader Eine Arretiervorrichtung fur die Rader bei anhangender Last gab es nicht erhohte Unfallgefahr Ein Kranmeister leitete den Kran und taxierte nach einer genauen Gebuhrenliste gefuhrt von einem Kranschreiber die Verladung Er befehligte die Arbeiter und zahlte auch den Akkordlohn der Kranarbeiter sofern keine Gefangene fur ihre oft gefahrliche Tatigkeit Manche Steinkrane wie der nicht mehr vorhandene Dusseldorfer Rheinkran hatten eigens fur den Kranmeister einen Anbau Der Kran ist prinzipiell noch voll funktionstuchtig Andere Tretkrane BearbeitenDas Wahrzeichen der Stadt Oestrich Winkel steht unter Denkmalschutz und ist heute der letzte historische Verladekran fur Wein und andere Guter am rechten Rheinufer und neben dem Rheinkran in Bingen und dem Alten Krahnen Steinkran fruher Haus oder Rheinkran genannt zu Andernach der letzte seiner Art am Rhein Weitere Tretkrane stehen in Stade Alter Salzkran Luneburg Alter Kran Trier Alter Krahnen und Zollkran Saarbrucken Saarkran Wurzburg Alter Kranen und Marktbreit Alter Kranen Auch in Rostock steht am Warnowufer seit 1996 die Nachbildung eines runden holzernen Hafenkrans aus dem 18 Jahrhundert Siehe auch BearbeitenListe historischer Hafenkrane aus Mittelalter Renaissance und Barock TretmuhleLiteratur BearbeitenHagen Gebauer 250 Jahre Oestricher Kran In Heimatjahrbuch des Rheingau Taunus Kreises 46 1995 S 165 167 Rudolf Rosensprung Der Oestricher Kran In Heimatforschung Heimatliebe 1983 S 102 105 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Oestricher Kran von 1745 Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Bilder und Text zum Oestricher Kran50 002916666667 8 0301388888889 Koordinaten 50 0 10 5 N 8 1 48 5 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Oestricher Kran amp oldid 229796947