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Lul ist eine Weiterleitung auf diesen Artikel Zur Kunstlergruppe siehe Lul Kunstlergruppe Lullus OSB auch Lul um 710 in Wessex 16 Oktober 786 in Hersfeld war erster regularer Erzbischof von Mainz und erster Abt des Klosters Hersfeld Standbild von Lullus auf dem Lullusbrunnen am Rathausplatz in Bad Hersfeld Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Nachleben 3 Darstellungen 4 Grabinschrift 5 Gedenktag 6 Anmerkungen 7 Literatur 8 WeblinksLeben BearbeitenLullus wurde um 710 in Wessex in England geboren Er war Monch im Benediktinerkloster Malmesbury in der Grafschaft Wiltshire Bei einer Wallfahrt 737 lernte er in Rom den Benediktinermonch Bonifatius kennen Lullus unterstutzte ihn als Diakon in der Germanenmission und setzte spater die von Bonifatius begonnene kirchliche Neuorganisation im Frankenreich fort Ab 738 hielt sich Lullus im Kloster Fritzlar auf das wohl um 724 von Bonifatius gegrundet worden war Abt des Klosters war zu dieser Zeit der ebenfalls aus England stammende Wigbert Auch in dem 726 von Bonifatius gegrundeten Kloster Ohrdruf Thuringen lebte Lullus einige Zeit lang Um 745 46 wird Lullus als Diakon bei einer Romreise 747 48 als Archidiakon bezeichnet und zwischen 748 und 751 wohl von Bonifatius zum Priester geweiht 1 In dessen Auftrag erwirkte er fur Fulda 751 in Rom das Zachariasprivileg fur das Kloster Fulda Zum Mainzer Chorbischof unter Bonifatius wurde er 752 geweiht und damit zum designierten Nachfolger Bei seiner Abreise zur Friesenmission vertraute Bonifatius seine Grundungen insbesondere das zu seiner Grablege bestimmte Kloster Fulda dem Schutz des Lullus an woraus dieser nach dem Tode des Bonifatius als Mainzer Bischof Herrschaftsanspruche ableitete gegen die sich Fulda und sein Abt Sturmi ebenfalls Bonifatiusschuler unter Berufung auf das Zachariasprivileg vehement und schliesslich erfolgreich zur Wehr setzten Der frankische Konig Pippin bestatigte ein Jahr spater die Weihe des Lullus zum Chorbischof von Mainz und damit die in Aussicht genommene Nachfolgeregelung womit die aus Sicht des Bonifatius bestehende Gefahr einer Ausschaltung der Angelsachsen im Missionsgebiet durch Weihe eines frankischen Nachfolgers zunachst abgewendet war Nach dem Tode des Bonifatius im Jahre 754 wurde Lullus dessen Nachfolger als Bischof von Mainz erhielt jedoch nicht den seinem Vorganger personlich verliehenen Rang eines Erzbischofs Die vermutlich von ihm in Auftrag gegebene alteste erhaltene Vita Bonifatii des Willibald wurde ihm und Bischof Megingaud von Wurzburg gewidmet Erst um 781 erhielt Lullus von Papst Hadrian I das erzbischofliche Pallium In Ermangelung einer rechtlichen Regelung zur Schaffung einer Mainzer Kirchenprovinz veranlasste Lullus die Verfalschung der Papsturkunde die einst Bonifatius zum Kolner Erzbischof hatte machen und die zugleich Koln zum Metropolitansitz einer austrasischen Kirchenprovinz hatte erheben sollen was 747 jedoch am Widerstand des frankischen Klerus gescheitert war Jetzt wurde Mainz anstelle von Koln in den Urkundentext eingesetzt und damit eine Kirchenprovinz geschaffen die Tongern Koln Worms Speyer Utrecht und das von Bonifatius missionierte rechtsrheinische Germanien insbesondere Wurzburg umfasste Da es Lullus gelang fur diese Falschung die Anerkennung zu gewinnen durfte diese Kirchenprovinz tatsachlich ins Leben getreten sein bis es 799 unter seinem Nachfolger Richulf anlasslich des Besuches Papst Leos III zur Neuordnung der Verhaltnisse durch die Grundung von Trier und Koln als weiteren Erzbistumern kam Zuvor hatte Lullus nach dem anfanglichen Scheitern der Bemuhungen um die Schaffung einer Mainzer Kirchenprovinz das Bistum Mainz erheblich durch die Einverleibung der Bistumer Buraburg bei Fritzlar und Erfurt vergrossert Ab 769 betrieb Lullus die Errichtung der Abtei Hersfeld die er 775 unter den Schutz Karls des Grossen stellen liess 2 Briefe von und an Lullus sind zusammen mit den Briefen des Bonifatius uberliefert und von Michael Tangl ediert 3 Lullus starb am 16 Oktober 786 in Hersfeld wo er in der Klosterkirche beigesetzt wurde Nachleben BearbeitenAm 28 Oktober 850 wurde die neue dem Gedachtnis des Heiligen Wigbert gewidmete karolingische Saulenbasilika eigentlich ein Salvatorpatrozinium des Klosters Hersfeld vom Mainzer Erzbischof Hrabanus Maurus geweiht 4 Die Umbettung Translatio von Lullus Wigbert und Witta in den Ostchor dieser Basilika durch eine Prozession und eine kirchliche Feier fand vermutlich im gleichen Jahr am 16 Oktober dem Todestag des Lullus statt Jedenfalls kam es an diesem Termin zu einem jahrlich wiederkehrenden Kirchenfest zu dem viele Pilger an die Graber pilgerten Aus diesem Fest entwickelte sich das wohl alteste Volksfest Deutschlands das Lullusfest das noch heute gefeiert wird Die Vita Lulli geschrieben von Lampert von Hersfeld vermutlich zwischen 1063 und 1073 geschrieben fuhrte dazu dass Lullus als Heiliger verehrt 5 und neben Wigbert zum Hauptpatron der Abtei wurde Lullus kommt das Verdienst zu die von Bonifatius im Frankenreich aufgegriffene Neuordnung der Kirchenorganisation zu einem Abschluss gebracht zu haben Dazu gehort vor allem im hessisch thuringischen Raum auch der Abschluss der Germanenmission wie sie ebenfalls von Bonifatius begonnen wurde Lullus suchte starker den Ausgleich mit den frankischen Konigen als Bonifatius der eine engere Verbindung zum Papsttum in Rom suchte Darstellungen BearbeitenIn der Malerei eines Reliquienschreins aus dem 15 Jahrhundert der Stiftskirche von Fritzlar wird er in pontifikaler Messkleidung mit der rechten Hand segnend in der linken den Bischofsstab haltend dargestellt Grabinschrift BearbeitenDas Grab von Lullus hat sich uber die Jahrhunderte nicht erhalten In einem Fritzlarer Kopialbuch aus dem 15 Jahrhundert befindet sich eine uberlieferte Grabinschrift Epithaphium sanctissimi Lulli patroni nostri die zeitgenossisch sein und vielleicht sogar von Lullus selbst stammen konnte Die Ich Form ist dafur jedoch kein Argument Die Verse umfassen vier Distichen Lateinischer Text UbersetzungLul mihi nomen erat famosa Britannia mater Quae me Romanos misit adire patres Post sibi me iunxit doctor Bonifacius almus Imposuitque humeris infula sacra meis Et dum martirio caelestes scandit ad arces Manensi ecclesiae me iubet esse patrem Hic mihi sit requies donec vox alma reclamet Pulvis qui dormis surge iubente deo Lul war mein Name in England dem ruhmreichen bin ich geboren Welches als Pilger nach Rom mich zu den Vatern gesandt Danach nahm Bonifaz der heilige Lehrer mich zu sich Und das Bischofsgewand legt auf die Schultern er mir Als durch den Martyrertod er des Himmels Festung erstiegen Ward ich wie er es gewunscht Lenker der Kirche in Mainz Hier sei mir Ruhe vergonnt bis ertont die erhabene Stimme Staub der du schlafst steh auf denn es ist Gott der dich ruft Weitere Verse in drei sogenannten leoninischen Hexametern d h Versen mit Binnenreimen aus spaterer Zeit bezeichnen Lullus als Nothelfer der Kranken Diese Verse sind erstmals in den Gesta Regum Anglorum von Wilhelm von Malmesbury belegt Lateinischer Text UbersetzungAntistes Lullus quo non est sanctior ullus Pollens divina tribuente Deo medicina Occurrit morbis ut totus praedicat orbis Bischof Lull Er war an Frommigkeit unubertreffbar Gott verlieh ihm die Gunst zu uben die himmlische Heilkunst Krankheit er Abhilfe weist dafur man ihn rings auf der Welt preist Gedenktag BearbeitenAm 16 Oktober seinem Todestag Anmerkungen Bearbeiten Vgl St Schipperges Bonifatius ac socii eius siehe unten Literatur S 111 Vgl Staab siehe unten Literatur Michael Tangl Ed S Bonifatii et Lulli epistolae In Monumenta Germaniae Historica Epistolae selectae Bd 1 Weidmann Berlin 1916 nicht berucksichtigt in Reinhold Rau Bearb Briefe des Bonifatius Willibalds Leben des Bonifatius Nebst einigen zeitgenossischen Dokumenten Unter Benutzung der Ubersetzungen von M Tangl u Ph H Kulb neu bearb von Reinhold Rau 2 unverand Auflage Darmstadt Wiss Buchges 1988 Erstausgabe 1968 ISBN 3 534 01415 4 vgl Hrabanus Maurus carm 77 ed E Dummler In MGH Poetae Bd 2 Weidmann Berlin 1884 S 228f zur Datierung vgl ebd Anm 3 dazu F Staab in Handbuch der Mainzer Kirchengeschichte Bd 1 Christliche Antike und Mittelalter S 164 mit Anm 12 Eine formliche Kanonisation von Lullus fand nie statt Die Umbettung translatio von 852 wird verschiedentlich falsch als Heiligsprechung interpretiert Literatur BearbeitenHorst Dickel Lullus In Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon BBKL Band 5 Bautz Herzberg 1993 ISBN 3 88309 043 3 Sp 420 423 Artikel Artikelanfang im Internet Archive Michael Fleck Hrsg Lampert von Hersfeld Das Leben des heiligen Lullus Elwert Marburg 2007 ISBN 978 3 7708 1308 7 Eckhard Freise Lul In Neue Deutsche Biographie NDB Band 15 Duncker amp Humblot Berlin 1987 ISBN 3 428 00196 6 S 515 517 Digitalisat Heinrich Hahn Lul In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 19 Duncker amp Humblot Leipzig 1884 S 632 f Tony McAleavy Maria Marsh Saint Lull The Monk from Malmesbury who helped convert Germany to Christianity Malmesbury History Society Malmesbury 2016 Deutsche Ubersetzung Lullus Monch aus Malmesbury Missionar Grunder von Hersfeld Bischof in Mainz Friends of Malmesbury e V Bad Hersfeld 2017 Jakob Schmidt Zwei angelsachsische Heilige St Bonifatius und St Lullus als Oberhirten von Mainz In Jahrbuch fur das Bistum Mainz Jg 2 1947 S 274 291 Franz Staab Lul und die Entwicklung vom Bistum zum Erzbistum In Handbuch der Mainzer Kirchengeschichte Bd 1 Christliche Antike und Mittelalter Echter Wurzburg 2000 ISBN 3 429 02258 4 S 136 145 Lullus 1 In Meyers Konversations Lexikon 4 Auflage Band 10 Verlag des Bibliographischen Instituts Leipzig Wien 1885 1892 S 1001 Weblinks BearbeitenLullus von Mainz im Okumenischen Heiligenlexikon abgerufen am 17 Mai 2011 Lullusfest in Bad Hersfeld Missionare in Franken Willibrord Bonifatius Burkard Lullus Megingaud Lullus Hessische Biografie Stand 17 Februar 2020 In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS Lullus in der Rheinland Pfalzischen PersonendatenbankVorgangerAmtNachfolgerBonifatiusErzbischof von Mainz 755 786RichulfNormdaten Person GND 118575260 lobid OGND AKS LCCN nr90002395 VIAF 266437330 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME LullusALTERNATIVNAMEN LulKURZBESCHREIBUNG erster Erzbischof von MainzGEBURTSDATUM um 710GEBURTSORT WessexSTERBEDATUM 16 Oktober 786STERBEORT Hersfeld Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Lullus Erzbischof von Mainz amp oldid 231790177