www.wikidata.de-de.nina.az
Die Stiftsruine in Bad Hersfeld ist die Ruine der Stiftskirche der ehemaligen Abtei Hersfeld in Bad Hersfeld Sie gilt als eine der grossten romanischen Basiliken nordlich der Alpen und ist heute die grosste romanische Kirchenruine der Welt Die Stiftskirche und die meisten Klostergebaude wurden 1761 im Siebenjahrigen Krieg zerstort Die Stiftsruine von oben Von links nach rechts zu sehen Katharinenturm Apsis und Hochchor im Osten Querschiff Glockenturm auf der Westseite Das Langhaus ist vom hoheren Querschiff verdeckt Das Innere der Kirche Blick nach Osten Inhaltsverzeichnis 1 Baugeschichte 1 1 Bauten im fruhen Mittelalter 1 2 Romanischer Neubau 1 3 Zerstorung 1 4 Erhaltungsmassnahmen im 19 Jahrhundert 2 Die Gebaude 2 1 Romanische Basilika 2 2 Katharinenturm 2 3 Klostergebaude 3 Erhalten gebliebene Ausstattung 4 Festspiele 5 Siehe auch 6 Literatur 7 WeblinksBaugeschichte BearbeitenBauten im fruhen Mittelalter Bearbeiten Die spatere Stiftskirche entstand aus einer Einsiedelei die 736 von Sturmius gegrundet wurde Zwischen 769 und 775 machte Bischof Lullus von Mainz aus der Einsiedelei ein Benediktinerkloster Gleichzeitig wurde statt der alteren Kapelle eine grossere Kirche gebaut die den Heiligen Simon der Zelot und Judas Thaddaus geweiht wurde Im Jahre 780 wurden die Gebeine des heiligen Wigbert von Buraburg bei Fritzlar nach Hersfeld gebracht Die Fundamente dieser zwei Kirchenbauten wurden bei Ausgrabungen von Joseph Vonderau im Jahre 1921 und 1922 im sudlichen Querhausflugel der heutigen Stiftsruine gefunden Das Grab und die Gebeine von Lullus sind verschollen Die Gebeine von Wigbert wurden nachweislich 1252 wieder aufgefunden sind aber seither auch verschollen Abt Bun begann 831 mit dem Bau einer Klosterkirche Diese karolingische Basilika wurde unter Abt Brunwart 850 beendet und im gleichen Jahr von Mainzer Erzbischof Rabanus Maurus geweiht Der Hauptpatron dieser Kirche wurde Wigbert Hier liegt auch der Ursprung des Lullusfestes das noch heute gefeiert wird Romanischer Neubau Bearbeiten nbsp Stiftskirche um 1600 Kupferstich von Matthaus Merian der eine Federzeichnung von Wilhelm Dilich zur Vorlage hatte nbsp Alteste Ansicht des Stiftbezirks aus dem Jahr 1605 von Wilhelm DilichNach dem grossen Brand von 1038 begann der romanische Neubau der abgesehen vom Langchor und vom Westbau dem karolingischen Grundriss folgte Die Weihe von Chor und Krypta erfolgte 1040 in Anwesenheit von Kaiser Heinrich III Um 1040 wurden die Hauptreliquien der vormaligen karolingischen Stiftskirche die Reliquien der Apostel Simon der Zelot und Judas Thaddaus vom Abt an Kaiser Heinrich III fur die Grundung des Kollegiatstiftes Goslar verschenkt Die Hauptweihe der neuen Kirche fand in Anwesenheit von Konig Konrad III im Jahre 1144 statt Der Sandstein fur alle Kirchenbauten stammte hauptsachlich aus dem Steinbruch in Cornberg Es ist zudem wahrscheinlich dass das Naturdenkmal Lange Steine in der Gemeinde Haunetal ebenfalls ein alter Steinbruch war aus dem Sandstein fur das Kloster kam Die langen Steine konnten fur Saulen der Stiftskirche aus dem Fels gebrochen worden sein Die romanische Abtei und Stiftskirche bestand ohne wesentliche Veranderungen bis zu ihrer Zerstorung Sie wurde allerdings als katholisches Kirchenhaus im Jahr 1525 aufgegeben Zerstorung Bearbeiten Im Siebenjahrigen Krieg besetzten franzosischen Truppen unter Marschall Victor Francois de Broglie Hersfeld Er nutzte die Raumlichkeiten der nicht mehr genutzten Klostergebaude und der Stiftskirche als Vorrats und Verpflegungslager Als 1761 Truppen unter Herzog Ferdinand von Braunschweig die mit Preussen verbundet waren schnell gegen Hersfeld vorruckten konnten die Franzosen ihre Stellung in der Stadt nicht mehr halten Um zu verhindern dass die Vorrate dem Feind in die Hande fielen wurden diese angezundet Am 19 Februar 1761 brannte daher die Stiftskirche und umliegende Abteigebaude ab Der Turm uber der Vierung mit der kupfer vergoldeten Hand die angeblich noch von Karl dem Grossen stammte und das Dach der Kirche sturzten unter anderem durch Mehlstaubexplosionen ein Noch ein halbes Jahr spater schlugen Flammen aus den Schuttbergen Lediglich der Ostflugel des romanischen Klostergevierts ist erhalten geblieben In diesem ist heute das Museum untergebracht Die Ruine diente den Hersfeldern bis in das 19 Jahrhundert hinein als Steinbruch Erhaltungsmassnahmen im 19 Jahrhundert Bearbeiten Leonhard Muller 1799 1878 Kurfurstlich Hessischer Landbaumeister unternahm ab 1828 erste Massnahmen zur Erhaltung der Stiftsruine Er verwendete Mittel die eigentlich zum Abriss bestimmt waren fur die Instandsetzung des Mauerwerkes und die Freilegung der Krypta Die Sudwestecke des Katharinenturmes sturzte am 26 Marz 1895 ein Auch hier zog man einen Abriss in Betracht mauerte dann aber die eingesturzten Bereiche im folgenden Jahr wieder auf Die Gebaude BearbeitenRomanische Basilika Bearbeiten nbsp Grundriss der Kirche unten ist Westen Die Kirche ist vom Haupteingang im Westen bis zum Ende des Langchors im Osten 102 8 m lang Die Kirche bedeckte eine Flache von uber 3000 m2 sie war damit eine der grossten romanischen Basiliken nordlich der Alpen und ist heute die grosste romanische Kirchenruine der Welt Uber dem Haupteingang im Westchor Laienchor offnet sich noch heute die Apsis in voller Hohe und Breite Auf beiden Seiten des Westwerks befanden sich zwei Glockenturme von denen nur noch der sudliche erhalten ist Das Langhaus ist 46 8 m lang und 29 m breit Es hatte an beiden Seitenwanden ein Seitenschiff Diese sind zusammen mit der ganzen Dachkonstruktion zerstort Lediglich eine Reihe mit uber einen Meter breiten Wurfelkapitellen bezeichnet die Nordreihe der Saulen die das Haupt von Seitenschiff trennte Das Querschiff die Vorhalle zum Allerheiligsten dem Chor und der Krypta lauft auf seiner ganzen Lange von 55 m frei durch ohne teilende Bogen und Saulen An den Ostwanden der Querschiffflugel befinden sich zwei Nebenapsiden die auch erhalten sind Uber den Nebenapsiden offnet sich auf jeder Seite ein Vierpass Auch im Querschiff gibt es das Dach und den Glockenturm war vermutlich eine Holzkonstruktion der sich uber der Vierung erhob nicht mehr Auf diesem Turm soll sich eine vergoldete Hand befunden haben die noch von Karl dem Grossen stammte Der im Scheitelpunkt 22 5 m hohe Querhausostbogen offnet sich zum 27 m langen Hochchor und der darunterliegenden dreischiffigen Krypta Dies ist der alteste Bereich der Kirche was man auch an den noch erhaltenen Saulen und den dazugehorigen Kapitellen erkennen kann Hier sind die Zerstorungen sehr stark Das Dach des Hochchors und der Apsis der Altarsockel und das Gewolbe der Krypta sind nicht mehr vorhanden nbsp Ansicht von Sudwesten Westwerk mit Glockenturm dahinter Langhaus und Querschiff nbsp Ansicht von Sudwesten bei Nacht nbsp Westwerk und Glockenturm nbsp Ansicht von Osten vorn die Apsis im Hintergrund das Querschiff nbsp Glockenturm und Westwerk von innen gesehen Fotografie Albrecht Meydenbauer um 1900 Katharinenturm Bearbeiten nbsp Katharinenturm des KlostersDer Katharinenturm ist ein einzeln stehender Glockenturm an der Ostseite des ehemaligen Klostergelandes aus dem 12 Jahrhundert In diesem Turm hangt die Lullusglocke die alteste datierte Glocke Deutschlands Abt Meginher liess sie 1038 giessen Die Inschrift auf der Glocke weist Meginher als amtierenden Abt und einen Gwenon als Giesser aus Laut der Inschrift wurde die Glocke Maria gewidmet Heute lautet diese Glocke nur noch wenige Male im Jahr am 16 Oktober zum Todestag von Lullus um 12 00 Uhr an kirchlichen Hochfesten Weihnachten Ostersonntag Pfingstsonntag um 12 00 Uhr zum Jahreswechsel an Silvester um 24 00 Uhr Das erste Obergeschoss des Turmes wurde lange Zeit als Gefangniszelle verwendet Unter anderen war hier in der Nacht vom 3 auf den 4 Oktober 1849 der badische Schriftsteller und Freiheitskampfer Gottfried Kinkel inhaftiert Er wurde von preussischen Truppen in das Gefangnis nach Spandau gebracht Bis in das 20 Jahrhundert hinein war die Zelle der Karzer der alten Klosterschule heute Konrad Duden Schule Klostergebaude Bearbeiten nbsp Ostflugel des KlostergeviertsVon den Klostergebauden steht ausser dem Katharinenturm nur noch der Ostflugel des romanischen Klostergevierts das in Verlangerung des sudlichen Querhauses steht In dem Gebaude ist heute das Museum untergebracht Hier sind im ersten Stock in einer Altarnische Abtskapelle genannt noch Ausmalungen erhalten die in die Zeit von Abt Godehard datiert werden Im Gewolbe ist der thronende Christus flankiert von den neun Engelschoren dargestellt Die Heilstaten Christi zieren die Seitenflachen der Nische Die Wandbemalungen wurden im Jahre 1930 wiederentdeckt Erhalten gebliebene Ausstattung BearbeitenIm Jahre 1623 wurde ein Depot mit kirchlichen Gewandern und Reliquien in einem Gewolbe vermauert aufgefunden und nach Fulda und Munchen gebracht Ob hier auch Reliquien der romanischen Stiftskirche der Heiligen Wigbert und Lullus enthalten waren ist unbekannt Im Westchor stand ein gotisches Taufbecken das heute im Marburger Universitatsmuseum aufbewahrt wird Die Seitenflugel eines hochgotischen Wandelaltars um 1480 mit verschollenem Hauptgemalde vermutlich einer geschnitzten Kreuzigungsszene sind bis heute erhalten geblieben Er stammt wahrscheinlich aus der Stiftskirche wird einem Schuler des Erfurter Reglermeisters zugeschrieben und befindet sich im Landesmuseum Kassel Der zweifluglige Altar ist mit acht kostbar und detailfreudig gearbeiteten Bildern ausgestattet die auf der Festtagsseite Szenen aus den letzten Tagen Jesu Christi darstellt Die vier Bilder des linken Flugels zeigen Jesus bei Pilatus seine Geisselung die Dornenkronung und die Kreuzigung Der rechte Flugel enthalt die Bilder der Beweinung der Auferstehung der Himmelfahrt und der Ausgiessung des heiligen Geistes Die Alltagsseite der Flugel zeigen deutlich schlichter gestaltete mannliche und weibliche Heilige Festspiele Bearbeiten nbsp Festspielbuhne in der Stiftsruine vorn das Langhaus als uberdachter ZuschauerraumHin und wieder fanden in der Ruine festliche Veranstaltungen und Choralauffuhrungen statt Dies griff man nach dem Zweiten Weltkrieg wieder auf und veranstaltet dort seit 1951 die Bad Hersfelder Festspiele Der Zuschauerbereich im Langhaus kann seit 1968 in der Festspielsaison mit einem 1400 m2 grossen Zeltdach uberdacht werden Dazu steht an der nordlichen Aussenseite des Langhauses ein 36 m hoher Mast der das Zeltdach uber ein Seilsystem tragt Konstrukteur des Zeltdachs das mit Hilfe von 22 Elektromotoren aus und eingefahren werden kann ist der Architekt Frei Otto Siehe auch BearbeitenAbtei Hersfeld Geschichte der Stadt Bad HersfeldLiteratur BearbeitenSmit Verena Die Baugeschichte der salischen Abteikirche in Hersfeld Studien zum Kulturerbe in Hessen 4 Regensburg 2018 onlineWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Stiftsruine Bad Hersfeld Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Offizieller Internetauftritt der Staatlichen Schlosser und Garten Hessen Historisches zur Stiftsruine Gesellschaft der Freunde der Stiftsruine e V 50 866666666667 9 7027777777778 Koordinaten 50 52 0 N 9 42 10 O Normdaten Geografikum GND 1081920440 lobid OGND AKS LCCN nr2004031393 VIAF 130652952 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Stiftsruine Bad Hersfeld amp oldid 232178553