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Johann Gottfried Kinkel 11 August 1815 in Oberkassel 13 November 1882 in Zurich war ein deutscher evangelischer Theologe Professor fur Kunst Literatur und Kulturgeschichte Schriftsteller Kirchenlieddichter und demokratisch gesinnter Politiker Gottfried Kinkel Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werke 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben Bearbeiten nbsp Denkmal im Geburtsort Oberkassel von Gustav Rutz 1906 nbsp Johann Gottfried KinkelGottfried Kinkel war der Sohn des Pastors Johann Gottfried Kinkel und dessen Ehefrau Sibylla Marie geb Beckmann Seine Schwester Johanna Kinkel 6 Mai 1809 in Bonn 15 November 1887 in Berlin 1 heiratete den Gefangnispfarrer Wilhelm Boegehold sie blieb mit dem Bruder auch in dessen Haft und Exilzeit in Verbindung 2 Nach dem Abitur immatrikulierte sich Kinkel 1831 an der Universitat Bonn fur das Fach Theologie Hier wurde er auch Mitglied der Burschenschaft 3 1834 wechselte er nach Berlin um dort bis 1835 ebenfalls evangelische Theologie zu studieren In den Jahren 1836 bis 1838 legte Kinkel mit Erfolg die erforderlichen Prufungen am Koblenzer Konsistorium der altpreussischen Kirchenprovinz Rheinland und der theologischen Fakultat in Bonn ab Als Dozent fur Kirchengeschichte gehorte Kinkel seit 1837 bereits letzterer an Im Fruhjahr 1839 lernte er Johanna die Tochter seines fruheren Lehrers Peter Mockel kennen Diese Beziehung wurde sofort Stadtgesprach in ganz Bonn da Johanna katholisch war und noch dazu in Trennung lebte Aber erst im September desselben Jahres wurden sie ein Paar Bei einem Ausflug auf dem Rhein kenterte ihr Ruderboot und Kinkel rettete die Nichtschwimmerin Der Skandal weitete sich aus als die Katholikin der eine Wiederverheiratung verboten war zum evangelischen Glauben konvertierte Da der in dieser Zeit fur das Rheinland zustandige Code Napoleon eine 36 monatige Karenzzeit zwischen Scheidung und Wiederverheiratung vorsah und der Ehemann von Johanna erst 1840 in die Scheidung einwilligte konnten die beiden erst 1843 heiraten Emanuel Geibel ein Freund der beiden war Trauzeuge Im Juni 1840 grundeten Gottfried Kinkel und seine spatere Ehefrau Johanna zusammen mit Freunden in Bonn den Maikaferbund Nach dieser Heirat war Kinkel fur die theologische Fakultat der Universitat nicht mehr tragbar Er wurde am 28 November 1845 umhabilitiert und der philosophischen Fakultat zugeordnet 4 Ab 1846 wirkte Kinkel als ausserordentlicher Professor fur Kunst Literatur und Kulturgeschichte an der Universitat Bonn Zwei Jahre spater 1848 wurde er Redakteur der Bonner Zeitung Am 31 Mai 1848 grundete er den Demokratischen Verein in Bonn 5 Am 5 Februar 1849 wurde er als demokratischer Kandidat fur den Wahlkreis Bonn Sieg in das Preussische Abgeordnetenhaus gewahlt 6 Schon bald wurde er getragen von der allgemeinen politischen Unzufriedenheit die Symbolfigur derer die eine Republik grunden wollten Kinkel wurde wegen seiner Beteiligung am Siegburger Zeughaussturm im Mai 1849 am 19 Januar 1850 angeklagt aber am 2 Mai 1850 vom Geschworenengericht in Koln freigesprochen 7 1849 nahm Kinkel auch am badisch pfalzischen Aufstand teil und wurde von den Preussen nach der Einnahme der Festung Rastatt verhaftet Er wurde erst in den Kasematten von Rastatt und dann im Rathausturm von Karlsruhe eingesperrt 8 Am 4 August wurde er vom preussischen Kriegsgericht in Rastatt nicht zum Tode sondern nur zu lebenslanger Festungshaft verurteilt 9 Sein Freund Carl Schurz entging der Verhaftung in Rastatt durch eine Flucht uber einen aus der Festung fuhrenden Abwasserkanal Auf Intervention des Konigs wurde entschieden dass Kinkel seine Strafe in einem gewohnlichen Zuchthaus verbussen sollte weshalb er erst in das Gefangnis in Bruchsal und dann in das preussische Zuchthaus in Naugard in Pommern gebracht wurde Nach dem Prozess in Koln wegen des Siegburger Zeughaussturms wurde er im Mai 1850 in das Zuchthaus Spandau bei Berlin uberfuhrt 10 Praktisch uber Nacht avancierte Kinkel zum Martyrer der Revolution Es bildeten sich in vielen Stadten Kinkel Komitees die Geld sammelten um seine Familie zu unterstutzen Heimlich erfuhr hier auch Carl Schurz Unterstutzung In der Nacht vom 6 auf den 7 November 1850 konnte er in einer gewagten Aktion mit Unterstutzung des Gefangniswarters Georg Brune 11 seinen Freund Kinkel aus dem Zuchthaus in Spandau befreien Die beiden flohen durch Mecklenburg uber Rostock und Warnemunde in das Vereinigte Konigreich Nachdem sie Warnemunde am 17 November 1850 mit einem Schiff des Rostocker Reeders Ernst Brockelmann verlassen hatten gelangten sie am 1 Dezember 1850 in die schottische Hauptstadt Edinburgh von wo sie per Bahn nach London weiterreisten Noch im Dezember 1850 fuhren sie nach Paris weiter Kinkel kehrte jedoch kurz danach nach London zuruck wahrend Schurz vorerst in Frankreich blieb bis er nach seiner Ausweisung ebenfalls nach London ging 12 Im Januar 1851 folgte Johanna Kinkel mit den vier Kindern ihrem Mann nach London Im selben Jahr reiste er vom 14 September 1851 bis zum 25 Februar 1852 durch die Vereinigten Staaten um Gelder fur eine neue Revolution in Deutschland zu sammeln 13 14 In der Zwischenzeit blieb die Familie in London Im Marz 1852 kehrte Kinkel nach London zuruck Dort wurde er Professor fur Literaturgeschichte am Hyde Park College spater am Bedford College In seinem Londoner Freundeskreis versammelte er auch Gegner des kommunistischen Manifests die den darin von Karl Marx und Friedrich Engels heraufbeschworenen proletarischen Klassenkampf ablehnten nbsp Grab von Johann Gottfried Kinkel auf dem Friedhof Sihlfeld in ZurichAm 15 November 1858 starb seine Ehefrau Johanna Kurz darauf grundete Gottfried Kinkel in London die deutschsprachige Zeitung Hermann deren erster Chefredakteur er wurde Zwar legte Kinkel die Herausgeberschaft bereits im Sommer 1859 wieder nieder Die Zeitung konnte sich auch unter seinem Nachfolger Ernst Juch erfolgreich behaupten und ging spater in der Londoner Zeitung auf die bis 1914 erschien Im Jahre 1860 heiratete Kinkel die in London lebende Minna Werner 1827 1917 aus Konigsberg 1861 beauftragte ihn die britische Regierung mit Vortragen zur alteren und neueren Kunstgeschichte im South Kensington Museum Damit wurde der Grundstein fur das Unterrichtsfach Kunstgeschichte in Grossbritannien gelegt Im Jahre 1863 wurde er als Examinator an die Universitat London berufen Im Jahre 1869 grundete er dort mit deutschen Kunstlern und Literaten den Verein fur Wissenschaft und Kunst Im Jahre 1866 nahm er eine Professur fur Kunstgeschichte am Eidgenossischen Polytechnikum Zurich an der heutigen Eidgenossischen Technischen Hochschule Dort grundete Kinkel kurze Zeit spater das Zurcher Kupferstichkabinett Von Zurich aus entfaltete Kinkel eine vielseitige Vortragstatigkeit die er nach seiner Amnestierung auch auf Deutschland ausdehnte Am 13 November 1882 starb Gottfried Kinkel nach langerer Krankheit in Zurich als ein wohlhabender auch um das Gemeinwohl verdienter Burger Er wurde auf dem Zurcher Friedhof Sihlfeld begraben Die Offene Ganztagsschule in Bonn Oberkassel 15 und die Gottfried Kinkel Realschule in Erftstadt Liblar 16 sind ebenso nach ihm benannt wie die Kinkelstrasse im Kreis 6 in Zurich die Kinkelstrasse im Frankfurter Ostend und die Kinkelstrasse im Kolner Stadtbezirk Lindenthal 17 In der Nahe des Grundstucks des ehemaligen Zuchthauses Spandau in dem Kinkel 1850 einsass erinnerte von 1938 bis 2002 die Kinkelstrasse an ihn In der Nahe liegt die Carl Schurz Strasse Mittlerweile heisst diese Kinkelstrasse jedoch wieder wie zuvor Judenstrasse 18 Werke BearbeitenDie Ahr 1846 Ausgabe 1858 als Digitalisat Gedichte Cotta Stuttgart 1852 Doktor Ypocras 1877 Der Grobschmied von Antwerpen 1842 Konig Lothar von Lotharingien oder gekranktes Recht 1842 Konig und Dichter 1851 Mosaik zur Kunstgeschichte 1876 Otto der Schutz Eine rheinische Geschichte in zwolf Abenteuern Cotta sche Handbibliothek Bd 171 Cotta Stuttgart Tubingen 1846 Predigten uber auserwahlte Gleichnisse und Bildreden Christi nebst Anhang einige Festpredigten 1842 Tanagra Idyll aus Griechenland Wertermann Braunschweig 1883 Erzahlungen 1849 zusammen mit Johanna Kinkel Digitalisat der Ausgabe Stuttgart 1883 Vom Rhein 1847 Margret In Deutscher Novellenschatz Hrsg von Paul Heyse und Hermann Kurz Bd 4 2 Aufl Berlin 1910 S 199 262 In Weitin Thomas Hrsg Volldigitalisiertes Korpus Der Deutsche Novellenschatz Darmstadt Konstanz 2016 Digitalisat und Volltext im Deutschen Textarchiv Literatur BearbeitenArthur F Busenius Gottfried Kinkel Verlag der modernen Klassiker Leipzig 1859 Arthur Friedrich Bussenius Gottfried Kinkel 2 Aufl Ernst Balde Cassel 1852 Digitalisat Hermann Peter Eberlein Gottfried Kinkel Theologe Dichter Revolutionar In Jahrbuch fur ev Kirchengeschichte des Rheinlandes 68 2019 S 137 151 Carl Friedrich Enders Gottfried Kinkel im Kreise seiner Jugendfreunde Marcus amp Weber Bonn 1913 Edith Ennen Gottfried Kinkel In Rheinische Lebensbilder Band 1 Koln 1961 S 168 188 Edith Ennen Kinkel Gottfried In Neue Deutsche Biographie NDB Band 11 Duncker amp Humblot Berlin 1977 ISBN 3 428 00192 3 S 623 f Digitalisat Joseph Joesten Gottfried Kinkel Sein Leben Streben und Dichten fur das deutsche Volk Mit einer Auswahl Kinkel scher Dichtungen Kolner Verlags amp Druckanstalt Koln 1904 Digitalisat Walter Kessler Carl Schurz Kampf Exil und Karriere Greven Verlag Koln 2006 Liebe treue Johanna Liebster Gottit Der Briefwechsel zwischen Gottfried und Johanna Kinkel 1840 1858 Bearb von Monica Klaus Band 1 3 Stadt Bonn 2008 Otto Mausser Kinkel Gottfried und Johanna Kinkel In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 55 Duncker amp Humblot Leipzig 1910 S 515 528 Rudolf Meyer Kraemer Briefe Jakob Burckhardts an Gottfried und Johanna Kinkel In Basler Zeitschrift fur Geschichte und Altertumskunde Bd 19 1921 S 195 344 Digitalisat Josef Niesen Bonner Personenlexikon 3 verbesserte und erweiterte Auflage Bouvier Bonn 2011 ISBN 978 3 416 03352 7 Andreas Ropcke Ein Ring bin ich in grosser Kette Erinnerung an Gottfried Kinkel In Reinhard Bockhofer Hrsg Verachtet verfolgt verdrangt Deutsche Demokraten 1760 1986 Bremen 2007 S 106 115 Carl Schurz Carl Schurz und Gottfried Kinkel in der deutschen Revolution 1848 1849 Schaffstein Koln 1949 Carl Schurz Lebenserinnerungen bis zum Jahre 1852 Georg Reimer Berlin 1911 Hermann Rosch Gottfried Kinkel Dichter und Demokrat Edition Lempertz Konigswinter 2006 ISBN 3 933070 85 6 Klaus Schmidt Gerechtigkeit das Brot des Volkes Johanna und Gottfried Kinkel Eine Biographie Radius Verlag Stuttgart 1996 ISBN 3 87173 096 3 Adolf Strodtmann Gottfried Kinkel Wahrheit ohne Dichtung Biographisches Skizzenbuch Hoffmann und Campe Hamburg 1850 Digitalisat Adolf Strodtmann Gottfried Kinkel Saur Munchen 1991 24 Mikrofiches Nachdruck der Ausgabe Hamburg 1850 51 Moritz Wiggers Gottfried Kinkel s Befreiung In Die Gartenlaube Heft 7 1863 S 104 156 Volltext Wikisource Neu als Moritz Wiggers Peter Starsy Durch Mecklenburg in die Freiheit Gottfried Kinkels Befreiung In Neubrandenburger Mosaik 24 2000 S 85 159 Anja Herold Art Kinkel Johanna In Lexikon Europaische Instrumentalistinnen des 18 und 19 Jahrhunderts hrsg von Freia Hoffmann 2009 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Gottfried Kinkel Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wikiquote Gottfried Kinkel Zitate nbsp Wikisource Gottfried Kinkel Quellen und Volltexte Literatur von und uber Gottfried Kinkel im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Werke von und uber Gottfried Kinkel in der Deutschen Digitalen Bibliothek Werke von Gottfried Kinkel im Projekt Gutenberg DE Publikationen von und uber Gottfried Kinkel Schriftsteller im Katalog Helveticat der Schweizerischen Nationalbibliothek Literatur uber Gottfried Kinkel in der Landesbibliographie MV Gottfried Kinkel im Lexikon Westfalischer Autorinnen und Autoren Portrat des Monats Memento vom 11 Juni 2007 im Internet Archive der ETH Bibliothek Bjorn Thomann Gottfried Kinkel Schriftsteller und Revolutionar 1815 1882 Portal Rheinische Geschichte herausgegeben vom 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Walter Kessler Ein eigenwilliger Westfale Georg Brune wichtigster Helfer bei Gottfried Kinkels Befreiungaus dem Zuchthaus Spandau In Jahrbuch der Stadt Erftstadt 2022 Erftstadt 2021 S 41 47 Walter Kessler Carl Schurz Kampf Exil und Karriere Greven Verlag Koln 2006 S 50 53 Monica Klaus Gluhende Toaste auf die Freiheit aller Welt Gottfried Kinkels Agitationsreise nach Amerika 1851 51 Hrsg von Ingrid Bodsch Bonn 2015 Walter Kessler Carl Schurz Kampf Exil und Karriere Greven Verlag Koln 2006 S 54 gottfried kinkel grundschule de gottfried kinkel realschule de Konrad Adenauer Volker Grobe Strassen und Platze in Lindenthal J P Bachem Koln 1992 ISBN 3 7616 1018 1 S 89 f Kinkelstrasse In Strassennamenlexikon des Luisenstadtischen BildungsvereinsNormdaten Person GND 11856224X lobid OGND AKS LCCN n83135731 VIAF 46857658 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Kinkel GottfriedALTERNATIVNAMEN Kinkel Johann Gottfried vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher Theologe Schriftsteller und PolitikerGEBURTSDATUM 11 August 1815GEBURTSORT OberkasselSTERBEDATUM 13 November 1882STERBEORT Zurich Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gottfried Kinkel Schriftsteller amp oldid 234155820